Darmstädter Tagblatt 1868


10. März 1868

[  ][ ]

n.

rut hu

Beilage

Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.

ßi
N8 10.

Dienſtag den 10. März

1808.

Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darwſtadt erſcheinen wochentlich. Erſteres Camſtags, die Deiage
Vienſtags und Lezteres Donnerſtags. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtabt
ei der Erwedition. Rheinſtraze. N. 23 neu

1331

Verſteigerungs=Anzeige

Freitag den 13. d. Mts. Vormittags 9 Uhr
werden wegen Abreiſe im Hauſe der Frau Wittwe Schmidt im 3. Stock ( Caſernen=
ſtraße
4, gegenüber dem Bahnhofe) nachverzeichnete, ſehr gut erhaltene Möbel, als Cana=
pees
, Seſſel, Rohr= und Strohſtühle, 1 Schreibtiſch, diverſe andere Tiſche, Commode,
Waſch= und Nachttiſche, Kleiderſchränke, Vorlagen, 4 hölzerne und 2 eiſerne Bettſtellen
mit Sprungfedern= u. Haar=Matratzen, Spiegel in Goldrahmen mit Trümeaux, 1 Küchen=
ſchrank
mit Glasaufſatz, Glas und Porzellan, ſowie ſonſtiger Hausrath, gegen gleich baare
Zahlung öffentlich verſteigt.
M. Reuſtadt, Ho=Tarator.

1477) Die am 6. u. 7. d. Mts. abgehaltene
Verſteigerung von kiefern Brenn=u. Staugen=
holz
aus den Diſtricten: am alten Griesheimer
Weg, Mittelſchneiße, Traubenſchneiße, Wixhäuſer=
Hausſchneiße, Oberfallthorſchneiße und Dornhei=
merwegs
der ſtädtiſchen Tanne iſt genehmigt und
wird Termin zur Abfuhr des Holzes vom 12.
bis zum 26. d. Mts. hiermit feſtgeſetzt.
Darmſtadt, den 9. März 1868.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
In Verhinderung des Bürgermeiſters:
Appfel, Beigeordneter.
Pferde=Verkauf.
1278)
Donnerſtag den 12. d. Mis. Vormittags 10 Uhr
wird in der Artillerie=Caſerne dahier ein zum
Militärdienſt unbrauchbar gewordenes Reitpferd
gegen baare Zahlung verſteigert.
Beſſungen, den 7. März 1868.
Die Kaſſen=Commiſſion der Großherzoglichen
Feld=Artillerie.
Seederer, Oberſt.
1479) Bekanntmachung.
Mittwoch den 18. März l. J. Vormit=
tags
9 Uhr ſoll Eliſabethenſtraße Nro. 43
der Nachlaß der Kaufmann Georg Brüch=
weh's
Ehefrau, beſtehend in Frauenkleidern,
Weißzeug, Bettwerk, Möbel und allerlei Haus=
rath
, gegen baare Zahlung öffentlich meiſtbietend
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 9. März 1868.
Der Vorſteher Großherzoglichen Orlsgerichts
Darmſtadt:
Berntheiſel.


Feilgebotenes.
1835) Ich Unterzeichnete beabſichtige,
mein Haus mit Garten, welcher
ſich zu einem Bauplatz eignet, unter
günſtigen Bedingungen aus freier
Hand zu verkaufen.
M. Biſchoff Wtwe.,
Mühlſtraße Nr. 25.

Aechter Caporal-Tahak (in zwei Sorten),
Türkischer Tabak in den bekannten

Sorten,
Griechischer
empfehlen
C. H. Huber & Söhne,
1344)
vormals C. Gaulé.
1390) In der Schloßgartenſtraße 37 ſind
zwei gute friſchmelkende Ziegen mit
Jungen zu verkaufen.

Leſſings Meiſter=Dramen.
Veeut Kin. Jusg. Preis 5 Sgr.
5 Verlin.
G. Grote'ſche Verlagshandlung.
1404) Lattigſalat und gelbe Johannis=
Kartoffel zum Setzen empfiehlt
die Handelsgärtnerei von Heinrich Henkel,
Beſſunger Heerdweg.

L. (Froße Thee= oder Salontiſche, Schreib=,
* Auszieh=, runde Klapp= u. Waſchtiſche
mit Marmor, ein Glasſchrank ꝛc., alles ganz
neu, mit Garantie, gut gearbeitet von Nußholz,
polirt, iſt preiswürdig billig zu verkaufen.
Gleichzeitig bringe ich mein Geſchäft in em=
pfehlende
Erinnerung.
Rückert, Schreinermeiſter, Kiesſtraße 25.
1412) Beſſungen, Kirchſtraße 102 ſind vier
Einlegſchweine zu verkaufen.
1481)
Wiener Bier
von heute an per Glas 4 Kreuzer
im Gaſthaus zum Gambrinus=Eck.

1012)
Für Gartenbeſitzer!
Weiße kryſtalliniſche Steine von verſchiedenen Formen und Größen zur Ein=
faſſung
von Blumenbeeten ſtets vorräthig: Grafenſtraße Nr. 18.
Größere Parthien werden auf Beſtellung an obigem Platze direct von der Grube an den
Beſtimmungsort geliefert.
W. Hoffmann in Auerbach.

Vermiethungen.
213) Neckarſtraße Nro. 14 bel Etage drei
ſchöne Zimmer bis zum 1. Februar beziehbar.
743) Wilhelminenſtraße 4 iſt ein großes, freund=
lich
möbl. Zimmer bisAnfang März zu vermiethen.
841) Läden zu vermiethen und ſogleich be=
ziehbar
Nr. 13 am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
844) Mehrere Logis zu vermiethen Nr. 13
am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
1156) Rheinſtraße bei G. G. Lauge ein
ſchönes möblirtes Zimmer ſogleich zu beziehen.
1323) Bleichſtraße nächſt dem Eiſen=
bahnhof
bei G. E. Langeim 3. Stock
ein ſchönes Logis aus 5 Zimmern und Küche
unter Glasabſchluß, Magd= und Bodenkammer
nebſt ſonſtigen Bequemlichkeiten für 240 fl.
1325) Rheinſtraße neben der Poſt ein Laden,
zwei Zimmer, Küche u. ſ. w. zu vermiethen.
1482) Zwei unmöblirte Zimmer zu vermiethen
Nr. 36 Promenadeſtraße, beziehbar 1. April.

Vermiſchte Nachrichten.
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße.
Anfang Abends '7 Uhr.
10. Vortrag: Mittwoch den 11. März:
Hr. Hr. Wilhelm Hallwachs:
Gegenſtand: Ueber Natur u. Wirkung
der weuiger bekannten Gemeng=
theile
der Atmoſphäre, durch
Verſuche erläutert.
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Diehl, Jonghaus und
Schorkopf zu haben.
1222
1483) Die Samenhandlung
von J. L. Schneeberger iſt von jetzt an
jeden Tag des Vormittags im Rathhaus geöffnet.
790) Geſucht wird eine Parterre=Wohnung
von 5 geräumigen Zimmern und allem Zubehör,
möglichſt im Freien gelegen, und am 1. April
beziehbar. Näheres Steinſtraße 36.
10

[ ][  ][ ]

38

R10.
1484) Zu der am Mathildentag, 14. März d. J, Nachmittags 3 Uhr, in dem lleinen
Rathhausſaale dahier ſtattfindenden
Generalverſammlung der Mathilden=Stiftung
für die Provinz Starkenburg ladet ergebenſt ein
Der Vorſtand.
1439

Lokal=Gewerbverein.

Verſammlung der Mitglieder, wozu alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden Mit=
glieder
des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag, den 12. März. Abends 8 Uhr, im
oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.- Tagesordnung: Beantwortung von Fragen.
1) In welches Stadium ſind bis jetzt die Gasmaſchinen getreten und iſt ihre Entwicklung ſo
weit gediehen, daß ihre Anwendung als Motoren in der Klein=Induſtrie vortheilhaft erſcheint ?
(Referent Herr Techniker Möſer).
2) Welche Vorrichtungen zum Erwärmen der Eiſenbahn=Wagen haben ſich am beſten bewährt
und warum wenden die Verwaltungen der inländiſchen Bahnen derartige Vorrichtungen nicht an?
(Referent Herr Werkführer Hofmann).
Das Lolal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Nummern der techniſchen Journale ſo=
wie
Zeichnungen ꝛc. ſind aufgelegt.

Amerikaniſche Coupons per 1. Mai 1868,
National=Coupons ꝛc. werden ſchon jetzt zum höchſten Courſe eingelsſt bei
Voseph Hainzer,
1485)
Bank= und Wechſelgeſchäft.

1458)
o6
Geſangverein
Zarmonn
Abend=Unterhaltung mit Ball
Samſtag den 14. März im Ritſert'ſchen Saale.
Eintrittskarten für Fremde ſind bei Hrn. Ludwig Homberger, Ludwigsſtraße, zu haben
Der Vorstand.

AAAAAAAAAAA
Geſangverein Liedertafel.
1459)
Abend-Unterhaltung
Jamſtag den 14. Mürz d. J. im Gaſthaus zur Traube.
Anfang um 8 Uhr.
Bezüglich der Einführung von Nichtmitgliedern undi Damen, welche nicht zur Familie der
Mitglieder=gehören, macht man auf 8. 12. der Statuten aufmerkſam. Der Zutritt ohne Karte iſt
nicht geſtattet.
Der Vorſtand.
1356) Ich bringe hiermit zur öffent=
1453) Zur Stellvertretung bei dem
lichen Kenntniß, daß Herr Heinrich l hieſigen Militär wird ein Unteroffizier, Gefreiter
Ries nicht mehr in meinen Dienſten ſteht. oder= Spielmann geſucht.
Näheres bei der Expediton. d. Bl.
Darmſtadt den 4. März 1868.
1465) Verloren ein goldnes Ohrgehänge
Heyer I., Hofgerichtsadvokat mit lila Stein. Abzugeben gegen gule Beloh=
und Generalagent.
nung bei Herrn Hofjuwelier Wondra.
1467) Roßdorf. Einen Lehrjungen ſucht
Stroh=, Filz=u. Seidenhüte
W. Mahr, Dreher und Graveur.
werden gewaſchen, gefärbt und in die modern=

ſten Façons umgeändert.
p3 lann bei der Ludwigsburg abge=
Kiez fahren werden. Näheres Nr. 399
Benedeck Eurich, Hutmacher, Feſunger Carlsſtraße.
1351)
obere Langegaſſe 43.
Däglich in Beſſungen zu friſiren
116) Ein junger Mann mit den nöthigen 8 T wird ein Friſirmädchen geſucht. Aus=
Vorkenntniſſen känn in einem Wäarengeſchäfte künft in der Expedition.
als Lehrling- eintreten. Rheinſtraße 8 neu.

4in braves, gut empfohlenes Mäd=
( chen, welches perfect kochen kann,
G wird auf Oſtern geſucht.
Näheres Rheinſtraße Nr. 23 im Seitenbau.

1353) Für Schreinermeiſter!
Ein Schreiner empfiehlt ſich im Baufach ſehr
billig, am liebſten anzuſchlagen, und nimmt auch
Arheit. in ſeine Wohnung. WoL ſagt. die Exped.

Dor ungefähr 14 Tagen iſt ein ſchwar.
8
8
O zer Alpaca=Regenſchirm ſtehen
geblieben. Man bittet um gefällige Rückgabe
auf der Exp. d. Bl.

1487) Monatlicher Laufdienſt wird angenommen.
Große Bachgaſſe Nr. 24. 2 Treppen hoch.
- Scherſuche diejenige Dame, vie mir am
1
Samſtag Nachmittag 1 Pfd. ſchwarze
H O Nähſeide aus Berſehen mitnahm, die=
ſelbe
zurückzuerſtatten, andernfalls ich gerichtliche
Schritte einleiten werde. Julins Gebhardt.
1489) Mittwoch den 4. März wurde ein gold=
nes
Medaillon mit 2 Photographien auf dem
Wege von der Bleichſtraße an der Güter=Expedition
der Main=Rhein=Bahn vorbei, längs der Bahn bis
zum erſten Wegübergang an derſelben verloren.
Gegen Belohnung Bleichſtraße 38 abzugeben.

Vorträge zum Beſten der evang. Kirchen
1490) und Schulen in Paris.
Herr Pfarrer Stamm aus Worms:
Reber die wiedertäuferiſchen Lewegungen im
Beitalter der Reformation
Dienſtag 10. März. Abends 7 Uhr.
Win Band illnſtrirtes Familienbuch
8. des öſterreichiſchen Loyd- wurde
vor längerer Zeit verliehen und
erſucht man um Rückgabe bei der Exp.
Tndem ich die Annonce Nr. 1356 des
Verordnungsblattes: vom 5. März
S
1868 beſtätige, füge ich ergänzend
C= bei, daß ich es war, welcher das
Verhältniß zur General=Agentur der Aachener
und Münchener Feuer=Verſicherungs=Geſellſchaft
laut einem, an den dieſelbe verwaltenden In=
ſpector
, Herrn Driſchler, gerichteten Schrei=
ben
, d. d. 2. Februar 1868, kündigte.
Ich überlaſſe demzufolge einem verehrlichen
Publikum die beſſere Beurtheilung der Motive,
welche meiner Kündigung und reſp. Austritt zu
Grunde gelegen haben mögen.
Darmſtadt, den 6. März 1868.
Heinrich Ries.
1493)
Dankſagung.
Für die vielfach bewieſene Theilnahme bei dem
Tode uuſeres Gatten und Vaters H. Sonnthal,
ſowie für die zahlreiche Begleitung zu ſeiner letzten
Ruheſtätte ſtatten wir hiermit unſeren tiefgefühlten
Dank ab.
Darmſtadt, im März 1868.
H. Sonnthal Wittwe.
H. Sonnthal Sohn.
Im Großherzoglichen Holzmagazin
wird gegen Vorauszahlung abgegeben:
Buchen=Scheidholz zu 10 fl. 20 kr. per Stecken
6 fl. 24 kr.
Kiefern=

Beſtellzeit: Dienſtags, Freitags und
Hamſtags von 8-11 Uhr Vormittags.
Großherzogliches Rentamt Darmſtadt
Gold-Cours.

Piſtolen
reuß. Friedrichsd'or
Holländ. 10 fl.=Stücke
Rand=Ducaten.
20 Francs=Stücke:
Engl. Souverains

fl. 9. 49-5l.
9. 57½-58½

9. 54-56.
5. 37-39.
9. 31-32.
11. 54-58.

Großherzogliches: Hoftheater.
Dienſtag 10. März. 11.Vorſt. im 7. Abonn.:
Gabriele, Drama in 3 Acten nach dem franz.
von Caſtelli. Hierauf: Nichte und Tante,
Luſiſpiel in 1 Akt von Görner. In beiden Stücken
Fräulein Charlotte Frohn, vom Kaiſ. Hof=
theater
in Petersburg, als Gaſt.
Donnerſtag 12. März. Abonnoment aus-
pendu
. Zum Benefiz des Hofkapellmeiſters Herrn
Neswadba, neu einſtudirt: Die Entfüh=
rung
aus dem Serail, Oper in 3 Alten,
Muſik von Mozart. Hauptparthien: Conſtanze
Frau Peſchka=Leutner, Blondchen Frln. Labitzki,
vom Frankfurter Theater, als Gaſt, Belmonte
Hr. Nachbaur, Osmin Hr. Dr. Pockh, Pedrillo
Hr. Hallermeher.
Freitag 13. März: 12. Vorſt. im 7. Abonn:
Die Frau. in Weiß, Drama in 5 Akten nach
Wilkie Collins Roman von Ch. Birch=Pfeiffer.
Laura=Anna - Frln. CharlotteFrohn, vom
Kaiſerl. Hoftheater in Petersburg, als Gaſt.
Sonntag. 15. März: Die Afrikanerin
von Meyerbeer.

[ ][  ][ ]

M.
1494) Für die Suppenanſtalt ſind noch nachtraͤglich eingegangen
und an den Unterzeichneten abgeliefert worden:
Bei Hrn. E. Reuter: Von W. B. 1 fl. 45 kr.
In dem Opferſtock der hieſigen Stadtkirche im Monat Februar: Von
2 Wohlthätern je 1 fl. - Summe 2 fl.
Bei Frau Fabrikant Schuchard: Von Dr. Nebel monatlicher Bei=
trag
für März 1 fl. Frln. Eliſe E. 3 fl. - Summe 4 fl.
Bei Hrn. G. Jonghaus: Von Fr. M. 1 fl. 45. Frau v. Rabenau
10 fl. Oberſt Klfr. zweiter monatl. Beitrag 1 fl. Expertiſe=Gebühren
am 3. März 3 fl. - Summe 15 fl. 45 kr.
Bei Frau Prälat Zimmermann: Von Rentner Bitſch 2 fl.
Bei Hra. Maurermeiſter Riedlinger: Von Frau Rentier A. 5 fl.

10.
39
Bei dem Unterzeichneten: Von Hrn. Viſouteriefabrilant Schreger 20fl.
Geſammtſumme.
50 fl. 30 kr.
Hierzu Summe der früheren Beröffentlichungen . . 4701 fl. 1kr.
ergibt Summe aller bis jetzt eingegangen Gaben
4751fl. 31 kr.
Ferner wurden der Anſtalt überlaſſen durch ganzen oder theilweiſen
Nachlaß von Rechnungen: Von Herren Bäckermeiſter Ganß 5 fl. Schloſſer=
meiſter
Carl Bernet 5 fl Schloſſermeiſter Peter Schmidt 11 fl. 54.
Zimmermeiſter Chr. Rahn 2fl. 58. Zimmermeiſter M. Maringer 8fl. 48.
Maurermeiſter Louis Riedlinger 96 fl. 7. Zimmermeiſter Mahr 10 fl.
Indem wir dieſes hiermit zur Anzeige bringen, ſagen wir zugleich
den gütigen Gebern unſern beſten Dank.
Darmſtadt, den 9. März 1868.
In Auftrag des Comite's:
Der Rechner: Otto Wolfskehl.

Noch Eine!

(Fortſetzung.)
Settchen ſaß ruhig da und ſchien ſich ſelbſt an der Angſt ihres Gat=
ten
zu weiden. Sie lächelte und ſagte: Häng' Dich nur nicht auf,
Rühlchen! denke nur, daß Du lange genug Hahn im Korbe warſt, und
reich geworden biſt, wie ein Kröſus. Laß den Zweiten auch mal Etwas
gewinnen."
Auch Du noch1 rief er mit Pathos aus und rannte zur Thüre
hinaus, um im Freien ſich in Monologen Luft zu machen, da es im Dia=
log
nicht ging. Der Gehülfe trat herein und bat ſich die Erlaubniß aus,
auf dem Fortepiano ſich erluſtigen zu dürfen. Frau Rühle geſtand das
gar gerne zu, denn ſie liebte die Muſik, beſonders Strauß'ſche und Lan=
ner'ſche
Walzer. Dabei hatte ſie noch einen beſonderen Grund, ſie du=
ſelte
nie beſſer ſüßer, ſanfter, und träumte nie wonniger, als wenn eben
Walzer ihren Geiſt einwiegten. Sie bewegte ſich dann leiſe im Tact und
entſchlummerte ſanft. So auch jetzt.
Herbert, der das wohl einſah und ſich überhaupt auf ſeinen Vortheil
verſtand, ſetzte ſich nun jeden Mittag an das Inſtrument, und handthierte
auf demſelben ſo lange herum, bis ein Kakodämon ein Recept ſandte.
Selbſt den böſen Geiſt, der Rühlen, wie einſt den König Saul, be=
ſchlich
, ſeit die Zweite gewiß war, beſchwor öfters der fingerfixe Gehülfe;
denn auch er theilte den Geſchmack ſeiner Theuren, und überhaupt des
muſikliebenden Theils der Einwohner von m an Walzern und Schot=
tiſchen
Tänzen. Jener beſagte böſe Geiſt nahm aber mehr und mehr
überhand; denn da drüben, wo der coloſſale Mohr über der Thür auf
das Schild deutete, deſſen Raum blos die InſchriftMohren=Apotheke;
führte, ohne den Namen des Beſitzers zu nennen, da drüben hämmerte
der Schreiner, pinſelte der Lackiter, kurz, alle Handwerker entwickelten
ihre Kunſt, das Haus von außen und innen zu einem wahren Palais
herauszuſtaffiren. Rühle war ganz außer ſich; denn er ſah den Brod=
dieb
vor der Naſe, ſah den Mohr, der die weißen Zähne fletſchte, als
wolle er höhnend ihn foppen, oder den alten Pelikan, der nun ſchon ſeit
hundert Jahren ſeine Jungen fütternd in die eigeue Bruſt biß, aus ſei=
nem
Neſte treiben.
Der Mann ging ſichtlich zurück. Sein Auge war trübe und ſeine
Farbe ſtrich über in's Gelbe, und zwar der Art daß man ſah, es war
ein entſchiedenes Gallenleiden. Zuletzt half auch Herberks Spiel nicht
mehr, denn er wurde auch gegen ihn verſchloſſen und finſter, ja es ſchien,
als hege er Mißtrauen.
So war es wirklich, wie es ſich in des Principals eigenen Worten
ausſprach.
Settchen, rief er einſt, als Herbert ſeinen freien Nachmittag ge=
noß
, Alles vereinigt ſich, um mich unter die Erde zu ſchaffen. Beſtelle
den Sarg, es iſt aus mit mir.
Muthe mir doch das nicht zu, ſprach mit unerſchütterlicher Ruhe
die Gattin, Du kannſt das am beſten ſelbſt; ich kenne doch in dem Ar=
tikel
Deinen Geſchmack nicht.
Rühle biß die Zähne auf einander. Willſt Du mich noch ſchneller
in's Grab bringenzu fragte er giftig, biſt Du im Bunde mit dieſen
Nägeln zu meiner Todtenlade ?u
Wer ſind ſie denn zu fragte ſie.
Du zuerſt, dann der vermaledeite Ausſtecher und - das Subiekt
war ſeine zornige Antwort.
Das Subiekt, der Gehülfe - Herbertzu fuhr mit Erſtaunen Ma=
dame
zu fragen fort. Was thut Dir denn der ſeelengute Junge. Ich
ſage Dir, Rühle, Dir raſt einmal wieder Nr. 99 im Kopfe herum! aber
den guten Jungen laß mir aus dem Spiele, den nehm ich in meinen
Schutz, und wer ihn antaſtet, taſtet mich an!
Das fehlt noch, jammerte Rühle, nun nährt ſie die Schlange noch.
Die Schlange lu rief Frau Rühle und richtete ſich empor, als=wolle

ſie wie eine Juno den Wurm niederſchmettern, der es wagen ſollte, ihr
gegenüber zu treten.
Rühle zog ſich gegen die Thüre beſcheiden zurück, und wiederholte
aus ſichrer Ferne: Ja, die Schlange ſage ich !
Madame Rühle bemerkte das Manöver, das ihn falviren ſollte, und
mußte lachen. O, dieſe 99rlu rief ſie. Geh' mal her und ſprich
Dich aus!
Iſt nicht von Nöthen, ſprach Rühle, und behauptete ſeine Stel=
lung
, nich kann von hier aus eben ſo gut mein Elend klagen, als bei
Dir; aber das ſag ich Dir, der iſt eine Schlange. Der Stößer erzählt
mir, daß er heimlich mit dem Ausſtecher, dem Spitzbuben, verkehrt.
Schäme Dich," grollte Madame, daß Du dem jungen Manne zu=
mutheſt
, grob gegen Herrn Ausſtecher zu ſein, der ſich human an jeden
Zunftgenoſſen anſchließt.
WasZu rief der reizbare Rühle, Zunftgenoſſen? Wir Apotheker
ſind keine zünftige Handwerker! Unſer Gewerbe iſt eine Kunſt, und Du,
die Frau eines Apothekers, ſollteſt das beſſer wiſſen.
Rühle, Rühle, Dir iſt der Teufel der Bosheit unter Deine Pe=
rücke
gefahren. Geh, nimm ein niederſchlagend Pulver, ſammt einer
Blutreinigung, die Galle iſt Dir in's Geblüt geſchlagen. Er rannte
hinaus und warf die Thür zu, dieſe ſpottenden Reden griffen ihm ins
Herz hinein.
Z.
Solcher Scenen gab es indeß immer mehr. Es war in der That
mit Rühle nicht wohl mehr auszukommen. Je ärgerlicher ihm der Ge=
hülfe
wurde, der ihm übrigens Alles that, was er ihm nur im Auge le=
ſen
konnte deſto höher ſtieg er in der Gunſt der Madame Rühle. Er
hätte ihn ſchon gerne entlaſſen, wenn er es gewagt hätte; denn nie hatte
ſich ſeine Frau ſo für einen Gehülfen ausgeſprochen, und nie ſaß einer
ſo ſeſt in ihrer Gunſt. Wenn ihm dieß ſchon Lebensüberdruß bereitete,
ſo mußte der noch in's Ungeheure wachſen, da die Mohrenapotheke täg=
lich
ihre Herrlichkeit in größerem Maaßſtabe entfaltete. Des Beſitzers
bedeutende Geldmittel liehen der Arbeit Flügel. Es war noch nicht hal=
ber
Mai, da war Alles fix und fertig.
Ausſtecher fand ſich eines Nachmittags nach der Sieſta ein. Der
Mann war überſelig. Er bat ſich die Ehre aus, daß Herr und Madame
Rühle ſein Haus und ſeine Apotheke ſähen.
Dem war nun freilich auf ſchickliche Weiſe nicht auszuweichen.
O wie manchen ſauren Apfel muß ich anbeißen! ſeufzte Rühle in
ſich hinein, und fluchte alle Wetter in Ausſtecher's Magen. Wie ſauer
aber auch der Herr Kollege die Miene zog, wie ſehr er ſich mit Unwohl=
ſein
entſchuldigte, es half nichts. Ausſtecher ließ nicht nach mit Bitten.
Zu des Geängſteten größtem Schrecken ſtellte ſich ſeine Frau nun auch
auf Ausſtecher'3 Seite; denn ſie drückte ſchon die Neugierde, das Haus
zu ſehen, von deſſen innerem Schmucke die Damen der Stadt nicht genug
zu reden wußten und die Mutter laut glücklich prieſen, welche ihre Toch=
ter
einſt an den präſumtiven Univerſalerben des ſteinreichen Ausftecher's
verheirathen könne. Unter allerlei Vorwänden waren ſie ſchon eingedrun=
geu
und es ſchien, als ſehe es Ausſtecher nicht einmal ungerne. So war
denn die Neugierde der Madame Rühle geſtachelt und geſpornt worden
und hatte eine mächtige Stärke erreicht.
Mach keinen Sprenzpfeffer, Rühlchen, ſagte ſie mit ungemein ge=
winnendem
Tone, und komm!
Das war unwiderſtehlich. Rühle ſchlich die Stiege hinauf, zog ſei=
nen
Bratenrock an und ſchritt dann den bittern Weg über den Markt
hinüber. Der Mohr fletſchte noch höhniſcher die Zähne, als er es, von
drüben geſehen, that. Es drückte Rühlen faſt die Gurgel zu und das
Herz ab.
Die Thüren öffneten ſich endlich und ſie traten ein.
Man hatte nicht zuviel geſagt. Hier herrſchte verſchwenderiſche
Pracht. Solchen Luxus hatte die gute Stadt - m noch nicht geſehen und

[ ][  ]

M 10.

40
Frau Apotheler Rühle meinte, ſie ſei in dem Palaſte des Geiſterkönigs,
der den berühmten Diamanten beſaß.
Dieje Apotheke! Nein, das mußte Rühle zugeſtehen, ſie ließ, was
Eleganz und Solidität betraf, Nichts zu wünſchen übrig.
(Schluß folgt.)

Aeber den Werth des Fleiſch=Ertractes für haushallungen
von J. v. Liebig.

Schluß.)
In den folgenden Verſuchen iſt bei der Beſtimmung des Fleiſch=
Extractes in der Fleiſchbrühe die mittlere Zuſammenſetzung des jetzt im
Handel vorkommenden Frah Bentos=Extractes zu Grunde gelegt, welcher
18 Proc. Waſſer und 60 Proc. an in Weingeiſt von 80 Proc. (öslichen
Beſtandtheilen enthält.
Verſuch I. Es wurde ein ſchmales Stück Fleiſch vom Fleiſchladen,
mit der Knochenzugabe 1 Pfund wiegend, mit 1½ Liter Waſſer 3 Stunden
lang ohne Salzzuſatz gekocht. Das verdampfte Waffer wurde erſetzt, ſo
daß die erhaltene Fleiſchbrühe genau 1½ Liter ausmachte. Das Verhält=
niß
von Fleiſch und Waſſer war das in meiner Haushaltung übliche.
Die von Fett befreite Brühe hinterließ pr. Liter 7699 Gram. bei
100 0 getrocknetem Rückſtand, welcher 626 Proc. in Weingeiſt von 80 Proc.
löslichen Beſtandtheilen enthielt; hieraus berechnet ſich im Liter dieſer
Fleiſchbrühe 8.55 Grm. amerikaniſchen Extract.
Verſuch II. Ein Stück Fleiſch mit Knochenzugabe von 2500 Grm.
Gewicht (5 Zollpfunde) wurde in derſelben Weiſe mit 7½ Liter Waſſer
3 Stunden lang im Sieden erhalten. Nach der Ergänzung des ver=
dampften
Waſſers hatte man 7½ Liter Fleiſchbrühe, welche per Liter
5.64 Grm. bei 1000 getrocknetem Extract gab, im Ganzen hatte das
Waſſer aus den 5 Pfund Fleiſch 423 Grm. trockenen Extract ausgezogen,
von welchem 32486 Grm. in Weingeiſt von 80 Proc löslich waren;
entſprechend mithin im Ganzen 54,14 Grm. im Liter 72 Grm. ameri=
kaniſchen
Extract.
Ein gewöhnlicher Suppenteller voll Suppe faßt etwa 500 Cubik=
centimeter
; bis zum inneren Rande voll 350 Cubikeentimeter, welche
16 18 Löffel voll ausmachen; rechnet man 1 Teller von 300 Cubik
centimeter zu einer Portion Suppe, ſo enthält mithin die Portion nach
Verſuch I. 2565 Grm. Fleiſchextract,
Verſuch II. 2,16
Da nun das engliſche Pfund 453,6 Grm. wiegt, ſo berechnet ſich
hieraus, daß man mit einem Pfunde amerikaniſchen Fleiſchertracts
nach dem Verſuch l. 179 Portionen,
nach dem Verſuch I. 210
Fleiſchbrühe von der Beſchaffenheit wie in unſern Haushaltungen dar=
ſtellen
kann.
Nach dem gegenwaͤrtigen Detailpreiſe des Pfundes Fleiſchertract
(3 Thlr. 25 Sgr. - fl. 6. 45) berechnet ſich mithin die Portion Suppe
von der Stärke wie in dem Verſuch l. zu 777 Pfennige = 2¼ kr., von
der Stärke wie im Verſuch I. zu 66 Pfennige - 2 kr. Um 179 Por=
tionen
einer ſolchen Fleiſchbrühe aus Fleiſch darzuſtellen, würde man
39,7 Pfd. Fleiſch und für 210 Portionen (nach dem 2. Verſuch) 42 Pfd.
Fleiſch nöthig haben, und dieſes Fleiſch 3 Stunden lang in fortdauerndem
Sieden erhalten müſſen.
Ich habe von Militärperſonen, welche den Feldzug im Jahre 1866
mitgemacht haben, gehört, daß die Darſtellung einer ſolchen Suppe im
Felde ſo gut wie unmöglich ſei; der Soldat könne nicht mehrere Stunden
zum Abkochen verwenden, das Fleiſch bleibe meiſtens halbgar, bei großen
Stücken im Innern blutig und ſei nur zu einem kleinen Theile genießbar;
auf eine gute Fleiſchſuppe, wenn er ſie haben könne, lege der Soldat
einen hohen Werth, weil ſie mit dem Brode das Bedürfniß ſeines ſör=
pers
befriedige.
Ganz in Uebereinſtimmung damit äußert ſich Dr. L. Boudens
La Soupe fait le Soldat.: (Siehe: Une mission medicale dans
la Crimée. Rovue des deux Mondes, Tom. 7. 1867.)
Es laßt ſich, wie ich glaube, mit ziemlicher Sicherheit nachweiſen,
daß die Beſtandtheile der Fleiſchbrühe, welche der Fleiſchertract enthält,
den Nährwerth des Brodes ergänzen, ſo daß beide zuſammen ein voll=
ſtändigeres
Nahrungsmittel darſtellen, als wie das Brod ſan ſich iſt;
daß in Fällen, wo die Zeit das Abkochen nicht geſtattet, der Fleiſchertract
mit Brod das einzige Erſatzmittel des Fleiſches iſt, was man beſitzt, bedarf
keiner weiteren Beweisführung
Die Beobachtungen von Pettenkofer und Voit ſcheinen darzu=
thun
, daß der Fleiſchertract im Felde beim Mangel an jeder anderen
Nahrung ein höchſt ſchätzbares Mittel abgibt, um den Hunger erträglicher
zu machen und die Mannſchaft bewegungsfähig zu erhalten; in ihren
Verſuchen über den Umſatz beim Hungern und bei Arbeit bekam das
Individuum im Reſpirationsapparate (ein Mann von 70 Kilogr. Ge=

wicht) in 36 Stunden außer Waſſer, Salz und im Ganzen 12 bis 138 Grm.
(nicht ganz 1 Loth auf zweimal) Fleiſchertract, Nichts zu eſſen, und ob=
wohl
ſein Körpergewicht um 640 bis 680 Grm. abgenommen hatte, ſo
war - wie die Herren v. Pettenkofer und Voit bemerken - ſein
Befinden während der 36ſtündigen Nahrungsentziehung ein völlig nor=
males
, und es hätte wohl, nach Verſicherung des Hungernden, ein noch
längeres Faſten ertragen werden koͤnnen. (Unterſuchungen über den
Stoffverbrauch des normalen Menſchen von Dr. v. Pettenkofer und
Dr. Voit. Zeitſchrift für Biologie 1866.)
In den Analhſen des Fleiſchertractes von den verſchiedenen Agri=
kultur
=Chemikern bemerkt man eine bedeutende Abweichung in dem Aſchen=
gehalte
, welche nicht, wie man glauben könnte, von einer Ungenauigkeit
in den Aſchenbeſtimmungen herrührt, denn ich habe ſie ſelbſt in den
Analhſen des Extractes, die in meinem Laboratorium regelmäßig von
jeder Sendung gemacht werden, ebenfalls wahrgenommen. Der Grund
liegt darin, daß der Ertract, wenn er auf Segelſchiffen verſandt, unter
den Tropen längere Zeit unterwegs bleibt, flüſſig wird und beim lang=
ſamen
Erkalten ziemlich große Kryſtalle von ſaurem phosphorſaurem Kali
abſetzt; daher kommt es denn, daß eine Probe Extract, von dem oberen
Theil genommen, weniger Aſche gibt, als vom Boden der Büchſe. Dieſer
Ungleichheit iſt jetzt vorgebeugt. Die Sendungen vom Juli an habe ich
in ihrer Miſchung ganz gleichförmig gefunden, und der Extract enthält
jetzt durchſchnittlich 18 Proc. Phosphate.
Zum Schluß will ich eine Vorſchrift zu einer Suppe mittheilen, die
in meiner Haushaltung eingeführt iſt und den vollen Beifall meiner
Gäſte gefunden hat.
Man nimmt 2 Quart preuß. (- 2,290 Liter) Waſſer, ſetzt ¹ Pfd.
grob zerſchlagene Knochen (am beſten von Wirbeln oder Schenkelkopf=
knochen
) oder ſtatt der Knochen, welche friſch vom Metzger genommen
eben ſo viel wie das Fleiſch koſten, 2 Loth Ochſenmark zu ferner die
Suppengemüſe, die man gerade zur Hand hat (ein Stück gelbe Rübe,
weiße Rübe, Lauch, Sellerie, Zwiebel, ein paar Weißkohlblätter ꝛc.) und
kocht bis zum Weichwerden der Gemüſe, wozu etwas über eine Stunde
genügt; man nimmt alsdann die Knochen aus dem Kochgefäße heraus
und ſetzt 20 Grm. (1¼ Loth Zollgewicht) amerikaniſchen Fleiſchertract
und die nöthige Menge Salz hinzu; damit iſt die Suppe für ſieben Per=
ſonen
fertig; das Fleiſch, welches ſonſt dazu dient, hat man als Braten
obenein. Niemand von allen, die dieſe Suppe gekoſtet haben, iſt im
Stande geweſen, herauszuſchmecken, daß dieſe Suppe aus Fleiſchertract
und nicht aus friſchem Fleiſche bereitet war. Man muß ſich ganz be=
ſonders
vor einem größeren Zuſatz von Fleiſchertract hüten und ſich ge=
nau
an die Vorſchrift halten, indem ſonſt die Suppe einen ſtrengen
Geſchmack erhält, der minder angenehm iſt.

Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkeiten.
Mitgetheilt von U.
46. Die erſten Fabriken in Darmſtadt.
Ludwig lK. war ein großer Freund der Induſtrie und gewährte ihr
Vorſchub, wo er konnte, und zwar ſchon zu einer Zeit, in der ihm nicht
ſein Miniſter v. Moſer den Anſtoß dazu gab, ſondern aus eigenſter freier
Entſchließung. Dieſe Liebe zur Induſtrie ſprach ſich ſchon in ſeiner erſten
Cabinetsordre vom 26. Oct. 1763 aus, die in ihrer ganzen Faſſung als
eine unmittelbare Kundgebung des Landgrafen ſich kennzeichnet und in der
ſolgender Paſſus vorkommt; Es iſt unſer ernſter gnädigſter Wille, daß
man ſo viel möglich ſuche, Künſtler in's Land zu ziehen, die Producte des
Landes zu custiriren, Fabriquen anzulegen, die dazu tauglichen Jagd=
häuſer
zu emplohiren u. ſ. w. Schon im Jahr 1777 war in dem
Waiſenhauſe hier auf Actien eine Wollen=, Tuch= und Zeug=Manufactur
angelegt, durch deren Vermittlung im Jahr 1778 bereits mehr als 100
Perſonen in der Stadt mit Wolleſpinnen beſchäftigt waren, zu welchem
Zwecke dieſelben Unterricht in der Manipulation und die nöthige Wolle
erhielten. - Im Jahr 1780 erhielt die verwittwete Hauptmann Fiſcher
zu Berlin die Erlaubniß zur Anlegung einer Stärkefabrik, unter 6jähriger
Befreiung von allen Abgaben. - Im Jahr 1788 beabſichtigte der Kriegs=
rath
Merck eine Kattunfabrik anzulegen, und zwar in dem von ihm er=
kauften
ſ. g. Perſius'ſchen Haus (Eckhaus der Obergaſſe, dem Storken
gegenüber). Im Intereſſe dieſer Anlage hatte er den hinter ſeinem Hauſe
liegenden Zwinger, ſowie ein Stück der alten (erſten) Stadtmauer mit
dem in dieſem Mauerſtücke liegenden Schlangenthurm' erkauft und die
Erlaubniß erhalten, an dem Thurme Veränderungen vorzunehmen, aber
unter der Bedingung, den Thurm wieder in den urſprünglichen Stand zu
ſetzen, ſobald derſelbe je wieder als Gefängniß dienen ſollte. Von ſonſtigen
wirklichen oder beabſichtigten Fabrikanlagen in Darmſtadt iſt aus dem
vorigen Jahrhunderte nichts bekannt.

Redactlon und Verlag; L. C. Wittichſche Hofbuchdruckeret.