Darmſtädter Frag= und Anzeige=Blatt.
Dienſtag den 3. März
N. D.
1868.
Das Frag= und Anzeige=Blatt, die Beilage hierzu, ſowie das Verordnungs=Blatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchenzlich; Erſteres Samſtags, die Beilage
Dienſtags und Lezteres Donnerſtägs. Jahres=Abonnement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kann man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt
bei der Erpedition;Rheinſtraze Nr. 23 neu
Betreffend: Den landwirthſchaftlichen Bezirksverein des Kreiſes Darmſtadt.
Darmſtadt, am 1. März 1868.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Sie wollen die in Ihren Gemeinden wohnenden Mitglieder des landwirthſchaftlichen Vereins des Kreiſes alsbald davon in Kenntniß ſetzen, daß
Samſtag den 7. März l. J. Vormittags 10 Uhr
eine Generalverſammlung des gedachten Vereins in dem Gartenſaale des Gaſthauſes zum Darmſtädter Hofe dahier abgehalten werden wird.
Indem wir nachſtehend die Tagesordnung der in der gedachten Generalverſammlung zur Sprache kommenden Gegenſtände mittheilen, fordenn
wir Sie auf, die Mitglieder des Vereins zu einem recht zahlreichen Beinche der Generalverſammlung einzuladen.
v. Willich.
Tagesordnung: I. Prüſung der Rechnung für 1866-67.
II. Auftellung des Boranſchlags pro 1868.
III. Verathung über folgende Gegenſtände:
1) über Einführung von Dampfdreſchmaſchinen;
2) iſt die Vertilguug des Maulwurfs zu rechtfertigen ?
3) über die Bindung des Ammoniaks in der Jauche, durch Verſuche des Hrn. Dr. Hallwachs erläutert;
4) über Aufziehung der Kälber.
Verſteigerungen.
1200) Freitag den 6. und Samſtag den
7. März d. J., werden aus der ſtädtiſchen
Tanne, Diſtricte: „an der Traubenſchneiſe,
Gries=
heimerweg, Mittelſchneiſe, Wixhäuſerhausſchneiſe
und Oberfallthorſchneiſe, verſteigert und zwar:
am 6., Vormittags um 9 Uhr, auf
hieſigem Rathhaus:
3 Stecken küefern Scheidholz,
Stockholz und
2
28000 Stück „ Durchforſtungswellen.
Am 7. Nachmittags um 2 Uhr,
an Ort und Stelle:
1 liefern Stamm, 88 Cubikf. enthaltend,
ca. 1600 „ Stangen von 2 Zoll mittlerem
Durchmeſſer und 35 Fuß Länge.
Bohnenſtangen.
„ 4000
Die Zuſammenkunft iſt an der Neuwieſe am
Griesheimerweg, nächſt der Gerauer Chauſſee.
Darmſtadt, den 23. Febr. 1863.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
In Verhinderung des Bürgermeiſters:
Appfel, Beigeordneter.
1152) Donnerſtag den 5. März Vormittags
10 Uhr werden in Großherzoglicher Hofmeierei
dahier:
100 Malter Korn,
15 „ Waizen,
Wicken
10 „
parthienweiſe verſteigert.
Darmſtadt, den 22. Februar 1868.
Großherzogliche Hofmelerei=Verwaltung.
1313)
Pferde=Verkauf.
Montag den 9. d. Mts. Vormittags 10 Uhr
ſell in der Reiter=Caſerne dahier ein zum
Reiter=
dienſt unbrauchbar gewordenes Pferd gegen
Baar=
zahlung öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 1. März 1868.
Die Kaſſe=Commiſſion des 2. Reiter=Regiments.
Frhr. v. Bouchenröder.
669)
Bekanntmachung.
Auf ſtadtgerichtliche Verfügung vom 27. d. M.
ſoll die der Geſtütsdiener Friedrich
Damb=
mann's Wittwe dahier gehörige Liegenſchaft,
namentlich:
Flur II. Nr. 132. ⬜Klftr. 41₁₀ Hofraithe,
große Ochſengaſſe,
Montag den 16. März l. J.
Vormittags 10 Uhr
unter den in dem Termin bekannt gemacht
wer=
denden Bedingungen öffentlich meiſtbietend
ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, den 29. Januar 1868.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Der Vorſteher:
Berntheiſel.
Holz=u. Ginſternwellen=Verſteigerung
in den Domanial=Waldungen der Oberförſterei
Beſſungen.
Auf dem Gemeindehaus zu Beſſungen werden
Samſtag den 7. März, Morgens 9 Uhr
be=
ginnend, verſteigert:
1. Aus dem Diſtricte Dommerberg:
Prügelholz. Stockholz. Reisholz.
Holzart.
Stecken. Stecken. 190 Wellen.
Buchen
47½
16¾
11½
8
Eichen
1½
II. Aus verſchiedenen Diſtricten der Großh.
Forſtwartei Bellenfallthor:
35 Hundert Ginſtern=Wellen.
Steigliebhaber, welche das Holz und die
Gin=
ſtern=Wellen vor der Verſteigerung einzuſehen
wünſchen, wollen ſich deßhalb an Großherzoglichen
Forſtwart Fritz zu Forſthaus Bellenfallthor wenden.
Darmſtadt, am 29. Februar 1868.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
In Verhinderung des Oberförſters:
1314) v. Werner, Forſt=Aleceſſiſt.
1315)
Holz=Verſteigerung
in den Domanial=Waldungen der Oberförſterei
Beſſungen.
Auf dem Gemeindehaus zu Beſſungen werden
Donnerſtag den 5. März, Morgens 9 Uhr
be=
ginnend, aus den Diſtricten Reiherwäldchen und
Glasberg verſteigert:)
I. Brennholz:
Holzart. Scheidholz. Prügelholz. Stockhlz. Reisholz.
Stecken. Stecken. Stecken. I00Well.
Buchen
78 14½
65½
4
Eichen
138 32
33½
Aspen
4
II. Bau=, Werk= und Nutzholz.
1 Eichſtamm von 7 Zoll Durchmeſſer, 35 Fuß
Länge, 13 Cubikfuß enthaltend,
1 Lärchenſtamm von 7½ Zoll Durchmeſſer,
30 Fuß Länge, 13 Cubikfuß enthaltend,
12 Lärchenſtangen von 4 bis 4½ Zoll
Durch=
meſſer, 20-25 Fuß Länge, zuſammen 42
Cubikfuß haltend.
Steigliebhaber, welche das Holz vor der
Ver=
ſteigerung einzuſehen wünſchen, wollen ſich
deß=
halb an Großherzogl. Förſter Rüb zu Beſſungen
wenden.
Darmſtadt, am 29. Februar 1868.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
In Verhinderung des Oberförſters:
v. Werner, Forſt=Acceſſiſt.
1316)
Holzverſteigerung
in den Domanialwaldungen der Oberförſterei
Nieder=Ramſtadt.
Die am 27. und 28. Februar l. J. in dem
Diſtrict Hinterforſt abgehaltene Holzverſteigerung
iſt genehmigt. Die Abfuhrſcheine werden Freitag
den 6. März l. J. bei Großherzoglichem
Rent=
amt Reinheim ausgegeben. Samſtag den 7. März
wird das Holz überwieſen und kann mit der
Abfuhr begonnen werden.
Nieder=Ramſtadt, den 1. März 1868.
Großherzogliche Oberförſterei Nieder=Ramſtadt.
Löwer.
9
34
N.9.
Steinbeifuhr=Veraccordirung.
Die Herbeifuhr der zur Unterhaltung der
nach=
bemerkten Straßen erforderlichen Steine aus dem
fiscaliſchen Steinbruch auf dem Roßberg in der
Gemarkung Roßdorf ſoll auf dem
Soumiſſions=
weg vergeben werden.
Straße von Darmſtadt nach
Frank=
jurt circa 30 Cub=Klftr.
1) Loos von Nro. 3 bis Nr. 10.
2) Loos von Nr. 10 bis Nr. 17.
3) Loos von Nr. 19 bis Nr. 28.
4) Loos von Nr. 28 bis Nr. 35.
II. Straße von Darmſtadt in der Richtung
nach Heidelberg:
1) Loos von Nr. 4bis Nr. 14 ca. 10 Cbkklftr.
III. Straße von Darmſtadt in der Nichtung
nach Mainz 16 Cub=Klftr.:
1) Loos von Nro. 3 bis Nr. 10.
2) Loos von Nr. 10 bis Nr. 17.
3) Loos von Nr. 17 bis Nr. 29.
1V. Straße von Darmſtadt über Roßdorf
nach Hirſchhorn 38 Cub.=Klftr.:
1) Loos von Nro. 4 bis Nr. 12.
2) Loos von Nr. 12 bis Nr. 28.
3) Loos von Nr. 28 bis Nr. 34.
4) Loos von Nr. 34 bis Nr. 45.
Accordsbedingungen können Montag den 2.
und Dienſtag den 3. März 1868 auf dem Büreau
des unterzeichneten Kreisbauamts eingeſehen
wer=
den. Luſttragende wollen ihre Angebote verſiegelt
und frankirt mit der Aufſchrift:
Soumiſſion für Steinbeifuhr
längſtens bis Samſtag den 7. März 1868
Vor=
mittags 12 Uhr auf dem Büreau des
unterzeich=
neten Kreisbauamts abgeben.
Darmſtadt, den 26. Februar 1868.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Stockhauſen.
1207)
Lieferung von Militär=Effecten.
Donnerſtag den 19. März l. J. Vormittags
10 Uhr ſoll die Lieferung von
1005 Garnituren Reithoſen=Beſatzleder,
1095 Paar Hoſenſteege mit Schnallen; ſodann
die Fournituren zu
7500 Paar Halbſtiefeln und
7500 „ Schuhen; ferner
Sporen,
1005
circa 15064 Stück Halsbinden,
15000 Paar Socken,
„
7500 Stück Mützenſchirme,
58 Dutzend Säbelkuppelträger,
circa 2000 Gros zinnerne Montirungsknöpfe,
„ 165
„ Taillenknöpfe,
6415 Gärnituren leinene Litzen, ſowie
größere Parthien Mützencocarden, lederne
Sturm=
bändchen, ſchwarze und beinerne Knöpfe, Haften
und Schuppenhaften auf dem Soumiſſionswege
in Lieferung vergeben werden.
Muſter und Lieferungsbedingungen liegen vom
3. d. Mts. Nachmittags von 2-5 Uhr in dem
Geſchäftslocal der unterzeichneten Behörde zur
Einſicht offen.
Die Soumiſſionen müſſen mit der
entſprechen=
den Aufſchrift verſehen ſein und können von dem
12. d. Mts. Nachmittags an in den aufgehängten
Soumiſſionskaſten eingelegt werden.
Darmſtadt, den 2. März 1868.
Großherzogliches Kriegs=Rechnungs=Amt.
1317) Schneider Rechnungsreviſor.
1318
Bekanntmachung.
Die am 26. d. Mts. abgehaltene Verſteigerung
des Holzes in der Waiſenhaustanne iſt genehmigt.
Erſter Fahrtag den 5. März.
Darmſtadt, am 29. Februar 1868.
Kehr,
Rechner der Großh. Landeswaiſen=Anſtalt.
Ober=Ramſtadt.
1319)
Futter=,Stroh=u. Dungverſteigerung.
Freitag den 6. März Vormittags 9 Uhr läßt
Herr Knös hier ſeine ſämmtlichen Heu=,Rüben=,
Kartoffel=u. Strohvorräthe, beſtehend in mehreren
Hundert Centnern jeder Art, ſowie eine Kaute
Dung von ca. 10 Wagen öffentlich meiſtbietend
verſteigern.
Ober=Ramſtadt, den 29. Februar 1868.
Der Großherzogliche Ortsgerichts=Vorſteher:
Breitwieſer.
Feilgebotenes.
811)
Bauplätze
in ſchönſter Lage der großen Heerdwegſtraße ſind
getrennt oder zuſammen zu verkaufen. Näheres
durch die Exp. d. Bl.
1155) Ein 6½ octav. Clavier von noch ſehr gutem
Ton und ein etwas geringeres von Dörner ſind
bei mir zu verkaufen. A. Struth,
Ludwigsſtraße Nr. 12, 2 Treppen.
Beinſchwecenden
beſitze ich eine Sorte, den bei Ab=
Cafkee nahme von größeren Quantitäten,
ſo lange Vorrath, zu dem billigen Preis von
30 kr. per Pfund ablaſſe, mit Garantie für rein=
Heinr. Georgi,
ſchmeckend und gut.
Wilhelminenſtraße 10.
1320)
1234) Wir machen hiermit die ergebe
An=
zeige, daß wir während der Faſtenzeit auf alle
Sorten Fiſche Aufträge annehmen, die zu
be=
ſchaffen ſind und ſolche prompt und billig
aus=
führen. Im Augenblick können wir beſchaffen
Turhot, Soles, Cabliau,
Rhein-
salm, Hecht, Harpfen, Aale,
Sehleihen, Vorellen und ſehen
ge=
neigtem Zuſpruche entgegen.
u. M. Huber &Emp; Cöhne.
1320a Meine Niederlage von fertigen Stangen
an Bäume und Zierſträucher, ſo wie
Gerüſt=
ſtaugen iſt bei Handelsgärtuer Schmidt vor
dem Friedhof. Friedrich Steinmetz.
1321) Aechte gelbe Frühkartoffeln zu verkaufen
Hohlerweg Nr. 21. Philipp Stößel.
Vermiethungen.
213) Neckarſtraße Nro. 14 bel Etage drei
ſchöne Zimmer bis zum 1. Februar beziehbar.
687) Zwei ineinandergehende Zimmer oder
ein kleines Logis zu vermiethen bei
Georg Dietrich, Bäckermeiſter,
am Sporerthor Nr. 25.
743) Wilhelminenſtraße 4 iſt ein großes, freun
d=
lich möbl. Zimmer bisAnfang März zu vermiethen.
841) Läden zu vermiethen und ſogleich
be=
ziehbar Nr. 13 am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
844) Mehrere Logis zu vermiethen Nr. 13
am Schloßgraben.
Näheres bei H. Maher, Langegaſſe.
1156) Rheinſtraße bei G. G. Lange ein
ſchönes möblirtes Zimmer ſogleich zu beziehen.
1157) Ein kleines möblirtes Zimmer u. Cabinet
monatlich zu 5 fl. Neckarſtraße Nr. 15.
1322) 2 Logis und 1 möblirtes Zimmer auf
Verlangen gleich zu beziehen bei
Metzger Frohmann, Holzſtraße.
1323) Bleichſtraße nächſt dem
Eiſen=
bahuhof bei G. G. Langeim 3 Stock
ein ſchönes Logis aus 5 Zimmern und Küche
unter Glasabſchluß, Magd= und Bodenkammer
nebſt ſonſtigen Bequemlichkeiten für 240 fl.
1324) Louiſenplatz Nr. 4 im 3. Stock ſind
einige Zimmer mit allem Zugehör zu vermiethen
und bald zu beziehen.
1325) Rheinſtraße neben der Poſt ein Laden,
zwei Zimmer, Küche u. ſ. w. zu vermiethen.
Vermiſchte Nachrichten.
Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule
Grafenſtraße.
Anfang Abends 7 Uhr.
9. Vortrag: Mittwoch den 4. März:
Hr. Hofgerichts=Advokat Franck:
Gegenſtand:
Ueber die Spuren des dentſchen
Heiden=
thums in unſerm Volksleben mit
beſonderer Rückſicht auf
Darm=
ſtadt und ſeine Umgebung:
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den
Buchhand=
lungen der Herren Diehl, Jonghaus und
[222
Schorkopf zu haben.
116) Ein junger Mann mit den nöthigen
Vorkenntniſſen kann in einem Waarengeſchäfte
als Lehrling eintreten. Rheinſtraße 8 neu.
790) Geſucht wird eine Parterre=Wohnung
von 5 geräumigen Zimmern und allem Zubehör,
möglichſt im Freien gelegen, und am 1. April
beziehbar. Näheres Steinſtraße 36.
(in Mädchen wird gegen guten Lohn
5 U geſucht für den einfachen Haushalt
eines älteren Herrn.
Beſſungen, Sandſtraße 261 eine Stiege hoch.
1296) Einige brave Mädchen. die im feine
ren Weißzeugnähen geübt ſind, können dauernde
Arbeit erhalten. Schützenſtr. Nr. 14, Hinterbau
eine Stiege hoch.
1117)
Für Pferde=Liebhaber.
Bei dem am 30. u. 31. März und 1. April dahier ſtattfindenden Pferdemarkt werden
von dem unterzeichneten Comits für circa 40,000 Thaler
61 der ſchönſten Reit= und Wagenpferde, 10 vollſtändige vier=, zwei=
und einſpännige Equipagen nebſt completen Geſchirrenh, ſowie
ſon=
ſtige Reit= und Fahr=Requiſiten,
zur Verlooſung kommen, ſobald 40,000 Looſe vergriffen ſind. Die Verlooſung findet öffenlich
vor Notar und Zeugen am 1. April ſtatt.
Diejenigen auswärtigen Theilnehmer, welche ihre Looſe direkt dnrch das unterzeichnete
Secre=
tariat beziehen, erhalten ſogleich nach der Ziehung mittelſt Telegramm Kenntniß, wenn ihnen ein
größerer Gewinn zugefallen iſt, jedoch ohne Verantwortlichkeit des Comité's. Uebernehmer einer
größeren Anzahl Looſe erhalten entſprechenden Rabatt. Falls die Zuſendung der Looſe franco und
recommandirt gewünſcht wird, ſo beliebe man die hiezu nöthigen Franco=Marken bei der Beſtellung
einzuſenden.
Den Beſtellungen auf Looſe Thlr. 1. - fl. 1. 45 kr. iſt der Betrag beizufügen, ſowie die
genaue und deutliche Adreſſe, und ſind ſolche franco zu richten an
Das Secretariat des Landwirthſchaftl. Vereins in Frankfurt a. M.
1270
R. 9.
Lokal=Gewerbverein.
Verſammlung der Mitglieder, wozu alle in Darmſtadt und Beſſungen wohnenden
Mit=
glieter des Landesgewerbvereins zählen, Donnerſtag, den 5. März. Abends 8 Uhr, im
oberen Saal der Winter'ſchen Brauerei.- Tagesordnung:
1) Die Frauen=Arbeit. — Iſt die Verwendung von Frauen=Arbeit in den Gewerben, auch in
Rückſicht auf unſere lokalen Verhältniſſe anzuſtreben, und in welcher Weiſe; (Referent Herr
Com=
merzienrath Fink).
2) Fortſetzung der Discuſion über das Referat des Herrn Handelslehrer Stera, betreffend
die Frage: Iſt es von Vortheil für kleinere Geſchäfte, von 15-30,000 fl. jährlichem Umſchlag,
mit einer Bank in Verbindung zu treten ?
Das Lokal iſt von 7 Uhr an geöffnet und die neueſten Rummern der techniſchen Journale
ſo=
wie Zeichnungen ꝛc. ſind aufgelegt.
1326) Dem geehrten Publikum von Darmſtadt und Umgegend empfehle ich hierdurch mein neu
etablirtes Korbwaaren=Geſchäft in den verſchiedenſten Artikeln unter reeller Bedienung.
Auch werden Beſtellungen nach den neueſten Zeichnungen auf das Geſchmackvollſte verfertigt.
Ferner werden alte Gegenſtände auf das Dauerhafteſte und Täuſchendſte neu ausgebeſſert.
Konrad Roos, Korbfabrikant,
Ernſt=Ludwigsſtraße Nr. 14.
1327) Betriebsergebniß der Suppenanſtalt im Februar 1868.
Verkauf gegen baar
15946, gegen Karten 2786 - 18732 Partionen.
Hierzu im Januar verlauft 7655, „ „ 103½ = 8686 „
3817.
23601.
Zuſammen au 37 Kochtagen verkauft 27418 Portionen.
1305)
Bauſchutt
kann gegen 4 kr. Vergütung per Wagen
abgela=
den werden im Hofe der Geſellſchaft „
Ein=
tracht”, obere Eliſabethenſtraße.
J. L. Schneeberger.
1328) Ein junger, gelber
Pin=
ſcherhund mit rothem Halsband, auf den
Namen „Oskar” hörend, hat ſich verlaufen.
Dem Wiederbringer eine gute Belohnnng
Ludwigsſtraße Nr. 9 im Laden.
35
NRAAAAAUAAAANAAAuAaapR4
H1329) Die für Mittwoch den 4. März an=
F gezeigte Hammermusih-Soirée;
H der Herren Ba. Ballenſtein, H. Heermann
F und C. Jübeck findet bis auf Weiteres
K nicht ſtatt.
22)
Wtt4UNUAAnannnuA uuuuunth
1191) Es wünſcht Jemand noch einige Tage im
Weißzeugnähen u. Ausbeſſern, ſowie im
Bügeln beſetzt zu haben; auch für in's Haus
wird Arbeit gegen billiges Honorar übernommen.
Näheres bei Schreinermſir Lauer, gr. Kaplaneigaſſe.
1233) Ein Mädchen mit guten
Zeug=
niſſen, das alle Hausarbeit verſteht und auch im
Kochen nicht unerfahren iſt, wird geſucht. Eintritt
ſogleich oder auf Oſtern. Näheres
Wilhelminen=
ſtraße 10 im Laden.
1330) Sonntag Morgen wurde vom
War=
neck'ſchen Hauſe bis zur Neckarſtraße ein grauer
Pelzkragen verloren. Der ehrliche Finder
wird gebeten, denſelben im Warneck'ſchen Hauſe
im Seitenbau gegeneine gute Belohnung abzugeben.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienſtag 3. März bleibt das Theater wegen
der Hoftrauer geſchloſſen.
Donnerſtag 5. März 9. Vorſt. im 7. Abonn:
Joſeph und ſeine Brüder, Oper in 3 Akten,
Muſik von Mehul.
Freitag 6. März: Maria Stuart,
Trauerſpiel in 5 Akten von Schiller. Maria-
Fräulein Charlotte Frohn vom Kaiſerlichen
Hoftheater in Petersburg, als erſte Gaſtrolle.
Noch Einel
(Fortſetzung.)
Frau Rühle erröthete vor Seligkeit und rückte vor Luſt auf ihrem
Stuhle hin und her.
„Aber,1 hob ſie endlich an, „man ſagt, ſo ein.:. Gehülfe aus der
Hofapotheke mache ihr die Cour. Iſt das wahr ?
„Wüßte nicht, entgegnete Herr Herbert, dem in dieſem Augenblick
etwas in die Sonntagsgurgel kam, daß er bedeutend huſten mußte und
das Geſicht in der Serviette barg.
Herr Rühle llopfte ihm mitleidig recht wacker zwiſchen die Schultern,
daß das Uebel ſchnell vorüberging. Dieß gab dem Geſpräche eine andere
Wendung und bald wurde der Tiſch aufgehoben.
„Ein netter Menſch, wahrhaftig!” ſprach mit Lächeln Frau Rühle;
„wie der artig ſein kann, und was der einen richtigen Blick hatl er kennt
ja doch gleich aus meinen Zügen meine Tochter!
Sie ſetzte ſich in den Seſſel in der Fenſterecke, ſchlürfte ihr Täßchen,
und ſank in ihre Sieſta, während Herr Rühle mit Herbert die Runde
in der Materialkammer, Apotheke und Laboratorium machte.
„Ich geſtehe, verehrter Herr Principal, hob Herbert an, als Beide
wieder in der Apotheke waren, „daß ich noch in keiner Apotheke ſervirte
wo ſolche Eleganz, ſolche Ordnung, ſolche Fülle aller Medicamente und,
Stoffe, ſolche Vollſtändigkeit im Laboratorium geherrſcht hätte, als bei
Ihnen. Selbſt, im Vertrauen geſagt, in der Hofapotheke ſiehts ſo
nicht aus!
„Was Sie da ſagen! Der Herr Hofapotheker iſt ja doch ter
Ter=
tius der Viſitatoren, der's alſo überall am beſten haben ſollte.
„Nun, Sie wiſſen doch, daß es leichter kritiſiren iſt, als beſſer
ma=
chen P' verſetzte Herbert.
„Freilich v ſiel Rühle ein, jaber da hat er mir Sachen verworſen,
wie z. B. die China...
„Die er ſelber nicht beſſer führt,u ergänzte Herbert. „Glauben Sie
mir, in der Hofapotheke thut der Name Alles. Wüßten Sie, was ich
weiß.
„ Glaubs wohl," ſprach Rühle. „Es mag auch als ſo wenig
kau=
ſcher ſein als bei anderen Leuten. Item, es geht ihn an.
Dieß Geſpräch würde noch fortgedauert haben, wenn nicht Herr
Herbert noch eine Beſtellung zu machen gehabt hätte. Er empfahl ſich
alſo nur auf ein Viertelſtündchen.
Sein Weg ging aber gerade zu der Freundin, die Julchen auf dem
Maskenballe fand, und die er dort ſelber kennen gelernt. Er brachte
ihr einen Brief von Julchen's Hand. Beim Abſchiede verſicherte ſie ihn,
ſie werde ihn durchaus nicht kennen, und Herbert kehrte froh in das Neſt
ſeines Pelikans zurück, wo er ſogleich hinter den Receptirtiſch trat, und
Herrn Rühle dringendſt bat, derweile ſein Pfeiſchen in Ruhe zu rauchen.
Daß er auch hier einen Stein im Brette hatte, war entſchieden. Rühle
fragte Settchen: „Wie gefällt Dir der Menſch doch?”
Ihre Antwort war nur ein bedeutſames Nicken mit dem Kopf
„ Er macht mal eine Ausnahme von der Regel;” fuhr Rühle fort.
„Nr. 98,” ſagte Madame Rühle und lächelte ſathriſch.
Der Gatte ſchlang haſtig den Stich hinunter und ſchwieg; aber die
Dampfwolken, welche er bließ, zeugten genugſam, wie es im Innern wogte,
wie ſich ein Vornado nahe. Der Eintritt eines Fremden änderte jedoch
die Scene.
Es war ein Mann von vierzig bis fünfundvierzig Jahren, hoch
ge=
wachſen, von feſter Haltung und determinirtem Ausdrucke der Züge. Sein
Gruß war kurz, doch verbindlich.
Ich heiße Ausſtecher,” ſprach der Fremde, „und bin ein Kollege
von Ihnen, verehrter Herr Rühle, und zwar in nächſter, localer
Bezie=
hung, denn ich habe die Konceſſion für eine zweite Apotheke hierſelbſt.
Ich wollte mir indeß nicht verſagen, Sie zu begrüßen und den Wunſch
auszuſprechen, künftig mit Ihnen freundlich zu verkehren.”"
Rühle wurde bleich wie Kreide, und es war ihm, als griffe der Tod
mit eiskalter Hand an ſein Herz, und preſſe es zum Zerſpringen; allein
was war zu thun? Er zwang den Schmerz hinunter bis in die tiefſte
Tiefe ſeines Herzens und ſtellte mit freundlichen Worten ſeine Frau vor,
indem er in ſauerſüßen Redensarten des Kollegen Erbieten annahm.
Beide waren bald in ein Fachgeſpräch vertieft, das Madame Rühle
zu einem fatalen Gähnen trieb.
Allgemach nahte jedoch das Geſpräch wieder ihrem Ideenkreiſe; denn
Herr Rühle fragte liebevoll: „wo der Herr Kollege denn ſeine Apotheke
errichten würde ?u
„Ich habe das ſchöne Haus, Ihnen vis A vis, gekauft von den
Beut=
ler'ſchen Erben, verſetzte der lakoniſch; „es liegt vortrefflich, wie das
Ihre, mitten in der Stadt, ſo zu ſagen, im Herzen derſelben, wo der
Pulsſchlag des Verkehres, beſonders, wie ich mir habe ſagen laſſen, an
den Wochenmärkten, recht lebendig hüpft. Uebrigens,” fuhr er fort,
„werde ich das Geſchäft einrichten, es etwa ein halbes Jahr ſelber
füh=
ren, und alsdann einem Neffen übergeben, der mein Erbe, ein eminenter
Apotheker und wahrhaft gelehrter Chemikus iſt. Der mag dann ſein
Glück in Gottes Namen verſuchen.
„Sein Glück!u lächelte zweiſelhaft Rühle, während er im Innern
wünſchte, daß Onkel und Neffe da wären, wo der Pfeffer wächſt; „
glau=
ben Sie, daß in einem Neſte, wie das unſrige, ein Glück zu machen ſei?
N. 9.
36
Ich ſage Ihnen, daß es gut geht, wenn zwei bis drei Recepte im Tage
kommen, und der Handverkauf iſt, Gott ſei's geklagt, ſeit das vermaledeite
Groſchen= und Pfennigſhſtem herrſchend geworden, auch auf beinahe Null
reducirt. So ſteht's bei mir allein. Wenn nun gar Zweie da ſind
wie wird's da gehenzu
„Seien Sie ohne Kummer,ü verſetzte der Herr Ausſtecher, „mein
Neffe iſt ein Mordburſche, der Dampfchokolade macht und Punſcheſſenz
deſtillirt trotz dem Selner in Düſſeldorf. Der bringt ſeine Apotheke in
Flor. Das war eine Rhabarberpille! Mit ſaurer Miene wurde ſie
von dem Apotheker zum Pelikan verſchluckt. Er zuckte die Achſeln.
„Zweifeln Sie nicht," fuhr Jener fort, „die Konkurrenz iſt heilſam.
Ich bin überzeugt, daß Sie und wir die beſten Geſchäfte machen werden."
„Ich zweifle ſehr, ſprach, bebend vor innerer Erregung, Rühle.
„Sopll fragte Ausſtecher; „wie viele Aerzte ſind denn hier?u
„Drei, daß ſich Gott erbarme, und ein vierter wird täglich erwartet.
Dabei pfuſcht der Wundarzt erſter Klaſſe, und salva venia der Abdecker
oder Waſenmeiſter, wie auch beide Hebammen hieſiger Stadt in ſehr
fre=
quenter Art.”
„Vortrefflich! Je mehr Aerzie, je mehr Kranke ju rief Ausſtecher;
„glauben Sie mir, das iſt eine alte Erfahrung, die werden ſich nun in
die Apotheken theilen, auf einander ſchimpfen, wie überall, und deſto mehr
in den Häuſern herumlaufen. Es wird ſich machen. Man muß ſich nur
mit ihnen halten; gegen Jeden artig und zuvorkommend ſein, feine
Li=
queure in's Haus ſenden und Einem die Recepte des Andern heimlich
zei=
gen, und auf die chemiſchen Inconbenienzen aufmerkſame machen; denn
Sie wiſſen, liebſter Herr Kollege, daß es mit der Chemi bei den
hoch=
gelehrten Herren nicht ſo vortrefflich zu ſiehen pflegt, daß ſie häufig Dinge
in die Mixturen miſchen, welche ſich gegenſeitig aufheben. Nun, man
weiß das ja hinlänglich. In Summa, es gibt Mittel genug, eine
Apo=
theke in Aufnahme zu bringen - und die verſteht mein Neffe aus dem
Fundament! Er empfahl ſich jetzt und bat um Erlaubniß, bald wieder
kommen zu dürfen.
Rühle ſank erſchöpft in ſeinen Stuhl. Das war zu viel für einmal.
Das ſchönſte Haus der Stadt, ſchöner als der Pelikan, groß, geräumig,
prachtvoll — es war in der Hand dieſes Broddiebes, wie er den
Kol=
legen jetzt nannte. Der war reich, und, was mehr als Alles für ihn
war, er hatte mit ſeltener Offenheit ſich über die Art und Weiſe
ausge=
ſprochen, wie man eine Apotheke en vogue bringen könne - und kannte
dieſe Wege genau. Kalter Schweiß bedeckte ihn am ganzen Leibe.
(Fortſetzung folgt.)
Aeber den Werth des Fleiſch=Extractes für haushaltungen
von J. v. Liebig.
In dem Berichte der Central=Commiſſion für das agrikultur=chemiſche
Verſuchsweſen (Annalen der Landwirthſchaft, 25. Jahrgang, V. und VI,
S. 231) iſt die Frage erörtert worden, ob der Fleiſchertract in unſern
gewöhnlichen Lebensverhältniſſen eine größere Verbreitung finden werde,
und der Berichterſtatter iſt zu dem Schluſſe gekommen, „daß für dieſen
Zweck der Preis des Pfundes Extract höchſtens 1- 2 Thlr. betragen
dürfe; bei einem Preiſe von 4 Thlr. käme der Teller Bouillon (zu 300
Kubikcentimentern gerechnet) auf etwa 2 Sgr. zu ſtehen, und mit ¹ Pfd.
Fleiſch im Preiſe von 1- 1½ Sgr. würde man ſicherlich eine ebenſo
kräftige Brühe herſtellen können und hätte dann das Fleiſch noch obendrein.”
Soweit der Bericht die wiſſenſchaftliche Frage berührt, iſt er
vor=
trefflich abgefaßt, aber es ſcheint, daß dem Berichterſtatter zur
Beurthei=
lung der praktiſchen Bedeutung des Fleiſchertractes die erforderlichen
Thatſachen gefehlt haben, und ſo glaube ich denn durch die Ergänzung
derſelben manchen Perſonen, die ſich für dieſen Gegenſtand intereſſiren,
einen Dienſt zu leiſten.
Es ſcheint zunächſt ſelbſtverſtändlich, daß man zwei Fleiſchbrühen, die
eine aus friſchem Fleiſch, die andere aus Fleiſchertract (welcher bekanntlich
nichts anderes iſt, als zur Honigconſiſtenz abgedampfte Fleiſchbrühe)
be=
reitet, nicht vergleichen könne, wenn beide einen ungleichen Gehalt an
extractiven Fleiſchbeſtandtheilen enthalten.
Eine Löſung von Fleiſchertract im Waſſer hat ſtets einen andern
Geſchmack, als die in einer Haushaltung bereitete Fleiſchbrühe, weil in der
letzteren gewiſſe Stoffe an dem Geſchmacke Theil nehmen, die in der
reinen Fleiſchertractlöſung fehlen; auf den Geſchmack der Fleiſchbrühe in
unſern Haushaltungen wirken weſentlich die Suppengemüſe ein, welche
zugeſetzt werden (gelbe Rüben, Sellerie, Lauch, weiße Rüben, Weißkraut,
geröſtete Zwiebeln ꝛc.), und die der Brühe gewiſſe Eigenthümlichkeiten
geben, dazu kommt nun noch das Fett, namentlich das Fett der Knochen,
die man mitkocht, ſowie das Salz, welche beide für den Geſchmack des
Ganzen beſtimmend ſind.
Weder der Fleiſchextract für ſich, noch Knochen mit Suppengemüſe
gelocht, geben bei gleichem Salzgehalte eine Fleiſchbrühe für Haushaltungen:
Fleilſcheztract, Fett und Suppengemüſe müſſen beiſammen ſein, um unſerm
gewohnten Geſchmack zu entſprechen.
Bei den Vergleichungen des amerikaniſchen Fleiſchertractes mit
Fleiſch=
brühe, welche die verſchiedenen Verſuchsſtations=Chemiker angeſtellt haben,
iſt verſäumt worden eine Fleiſchbrühe von einem beſtimmten Gehalt an
extractiven Fleiſchbeſtandtheilen zum Ausgangspunkt für die Beurtheilung
des Geſchmackes ꝛc. zu nehmen, und es ſchien mir zunächſt, um eine
beſſere Baſis zu gewinnen, wichtig zu ſein, den Gehalt der Fleiſchbrühe,
ſowie ſie in meiner Haushaltung bereitet wird, an Fleiſchertract durch
Verſuche zu beſtimmen.
Die Vorgänge beim Sieden des Fleiſches mit Waſſer ſind allgemein
bekannt; das Fleiſch ſchrumpft bedeutend ein und verliert hierbei 15 bis
26 Proc. von ſeinem Gewichte. Dieſer Gewichtsverluſt iſt zum großen
Theile Waſſer, welches aus der Fleiſchfaſer bei ihrer Gerinnung austritt,
und welches eine entſprechende Menge von den extractiven Beſtandtheilen
des Fleiſches mit ſich nimmt. Bei mehrſtündigem Kochen löſt ſich dag
feine Bindegewebe des Fleiſches, ſpäter das Fettgewebe zu Leim auf und
nach fortgeſetztem Kochen zerfällt ein Stück Fleiſch zu grobfaſerigen Stücken.
Je länger das Fleiſch geſotten wird, deſto ärmer wird der Fleiſchrückſtand
an löslicheu und extractiven Beſtandtheilen, welche in die Brühe übergehen.
Die weſentlichen Beſtandtheile der Fleiſchbrühe ſind: 1) Fleiſchertract,
2) Leim, welcher durch längeres Kochen entſteht und 3) Fett.
Je dünner das Fleiſchſtück iſt, deſto mehr Oberfläche bietet es dem
einwirkenden ſiedenden Waſſer dar; bei gleichem Verhältniß von Fleiſch
und Waſſer und gleicher Daner des Siedens iſt die aus einem kleinen
Stück Fleiſch bereitete Brühe reicher an Fleiſchertract als die von einem
dickeren Fleiſchſtück. Der amerikaniſche Fleiſchertract wird
bekanut=
lich aus Rindfleiſch (von Thieren über 3½ Jahren) dargeſtellt. Da das
reine Muskelfleiſch den meiſten Extract gibt und das beſte Fleiſch in
Frah Bentos in Uruguay keinen höheren Werth hat, als das ſchlechteſte,
ſo nimmt man dort zur Extractbereitung nur das beſte Fleiſch. Der
Fleiſchertract der Apotheker wird nach der Vorſchrift der deutſchen
Phar=
makopoen ausſchließlich aus Kuhfleiſch bereitet, und zur Darſtellung des
Extractum Carnis germanicum wählen die Fabrikanten des niedrigeren
Preiſes wegen das Fleiſch von Kühen und Ochſen vom Kreuze (Hals),
der Bauchſchlampe (Weiche) oder vom Wadſchenkel (der Füße). In Frah
Bentos wird das Fleiſch durch eine Schneidemaſchine feingehackt, wie
etwa Wurſtfüllſel, ſodann mit der entſprechenden Waſſermenge vertheilt,
zum Sieden erhitzt und einige Minuten im Sieden erhalten. Bei der
feinen Zertheilung der Fleiſchfaſer geht die Ausziehung der löslichen
Be=
ſtandtheile ſo raſch vor ſich, daß auch das feinſte Bindegewebe nicht
an=
gegriffen oder aufgelöſt wird.
Die erhaltene Fleiſchbrühe iſt frei von Leim, das obenaufſchwimmende
Fett wird ſorgfältig abgeſondert und die klare, ſchwach gelblich gefärbte
Brühe mit großer Vorſicht zur Extractconſtſten; abgedampft; die
Haupt=
ſchwierigkeit der Darſtellung im Großen liegt in der letzteren Operation.
Im beſten Fall erhält man aus 30 bis 32 Pfd. Muskelfleiſch (oder
mit ¼ Knochenzugabe aus 40 Pfd. Fleiſch vom Fleiſchladen) ein Pfund
Extract; beim längeren Kochen des feingehackten Fleiſches mit Waſſer
erhält man natürlich mehr Extract, allein das Mehrgewicht rührt in
dieſem Falle von Leim her, der ſich aus dem Binde= und Fettgewebe
bildet. Für die Ernährung hat der Leim, wie man weiß, keinen oder
kaum einen Werth. In den Sommermonaten erhält man in Frah Bentos
1 Pfd. Extract aus 34 Pfund Fleiſch.
Schluß folgt.)
Darmſtädter hiſtoriſche Rleinigkeiken.
Mitgetheilt von W.
45) Die älteſten Brunnen in Darmſtadt.
Die erſte Erwähnung eines öffentlichen Brunnens geſchieht im
Jahr 1491, es wird aber nicht geſagt, wo dieſer Brunnen geſtanden
habe. Vermuthlich aber ſtand er auf dem alten Marltplatz, der bei dem
alten Rathhauſe (dem jetzigen, grünen Laubr) lag. Der „
Röhrbrunnen=
der vielleicht an die Stelle jenes alten Brunnens trat, erſcheint aktenmäßig
im Jahr 1546, in welchem Jahre die Stadt bedeutende Ausgaben dafür
hatte, obgleich ſowohl Trog wie Stock von Holz waren. Die zur Leitung
nöthigen Röhren hatten eine Länge von 1225 Fuß.
Der Marktbrunnen wurde von Georg l. im Jahr 1568 bei
Anlage des neuen Marktplatzes hergeſtellt. Es diente ihm dabei der
Brunnenmeiſter des Pfalzgrafen Friedrich. Im Jahr 1579 ſcheint
der=
ſelbe ſchon eine Reparatur nöthig gehabt zu haben, denn in dieſem Jahre
erhielt der Brunnen die Inſchrift: „Als man Zählt 1579 hat eine
ge=
meine ſtadt allhie dieſen Brunnen mit gnädiger Huld ihres Landesfürſten
von neuem machen laſſen. Eine Verſchönerung ſcheint er im Jahr 1659
erfahren zu haben und zwar auf Koſten des Erbprinzen Ludwig. Seine
jetzige Geſtolt rührt aus der Zeit Ludwigs VIII. her.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckeret.