Darmstädter Tagblatt 1796


05. September 1796

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Anno 1796.

ben 5. Sept.

kr.
Viktualien:
Ein Pfund Ochſenfleiſch.
Rindfleiſch .
1
- Kaldfleiſch
- Hammelfleiſch
Schaaffleiſch
Schweinenfleiſch
1 Pf.geraͤuchert. Schink.u. Dorrfl., 24
Speck,

Nierenfett.
1

Hammelsfet.
1
1
Schweinenſchmalz .26
Ein Kalbsgegroß
12bis 118
Ein Kalbsgelung

Ein Hanmelsgelung .
1 Pfund Ochſengelung
Sulzen

P.
Bratwuͤrſt,
2
L
Leber=u. Blatw.
1
Eine geſ. oder ger. Ochſenzunge
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf

Ein Kalbsfuß

und Marktpreis.
Viktualien:

15
14
12
13
12
13
28
26
24

pf.
Ein Kumpf Haſermehl
1 Apf. geſchalter Hieſer

I Epf. grob. geſchr. Gerſten1fl.
1 Kpf. kleingeſchalter Gerſten 2fl.

1 Lumpf Erbſen
=
1 Kumpf Linſen

1 Maas Bier im Hauſe
auſſer dem Hauſe
1
- Bierheſe,
1
- Kuh= oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter
3.
- Handkaͤs der beſten
Dieuͤbrige Handkaͤſe das Stuck
Eier 4 und 5 Stuck vor
Ein aufgeſezter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

l. Verſteigerung.

Nachdern den i6ten des nächſtkommenden Monats Sept. die Lieferung des
Oihls zum Behuf der Nachtlaternen in hieſig Hochfuͤrſtl. Riſidenz auf den beranna=
henden
Winter oͤffentlich verſteigt, und an den Wenigſiverlangenden, ſalva tamen
ratificatione, uͤberlaſſen werden ſoll; ſo wird ſolches jedermanniglich, Leſonders.
denen Handelsleuten und Specereikraͤmern, welche dieſe Lieferung zu uͤbernehmen
geſonnen ſind, zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, um ſich in præfixo termino
auf allbieſigem Rathhauſe, Nachmittags um 3 Uhr, einzufinden, und wegen des zu
vorberuͤhrtem Gedrauch zu liefernden guten alten, wohl adgelegenen hellen Ruͤboͤhls
mitzudieten. Darmſtadt den 29ten Aug. 1796.

Von Polizei=Deputations wegen.

Klunk.

II. Sachen, ſo zu verkaufen.

Ein faſt noch neuer, wenig gebrauchter Wagen, mit doppeiten Leitern zu
Heu und Holz, auch Kieß=Kaͤſten wit Einſaͤtzen, ſtehet zu verkaufen, wo 8 iſt in de,
Buchdruckerei zu erfragen.
Ein groſer nußbaumener Schrank wit 2 Thüren, nebſt einem Biegel= und
Bratkroppen ſind zu verkaufen. Wo? iſt in der Buchdruckerei zu erfahren.
Des Gras von 4 Morgen 13 Ruthen im ſogenannten Sooder liegenden Bileſen
ſehet zur Hälfte oder im Ganzen zu verkaufen, und ſind die naͤhere Bedingungen
im Birngarten Nro 53. zu erfahren.

III. Vermiſchte Nachrichten.

In Nro 379. nibin der Stadtkirche iſt ein Logis zu vermiethen, es beſtehet in
einer Stube, einer Kammer, Kuͤche und Holzplatz, und kann auch ſogleich bgogen
verden.
Ein Logis, welches mit vollſtaͤndigen Meubdlen verſehen, iſt fuͤr 2 ledige Perſo=
nen
, zu vermiethen; auf Verlangen kann auch die Koſt gegeben werden. Bei
vem? erfoͤhrt man in der Buchdruckerei.

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Vom 27ten Ang. bis den 3ten Sept. 1796.

Hert Ohly, Kaufmann von Frankfuxt, esd.
Herz Ghyiber'Sinatyr zon Hörpn' iph.

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Herr Hirſch, Poftmiſter von Hanau, den 30ten.
Herr Neuhof, Advokat von Hanau, den 31ten.
Herr von Lindau, Legationsrath von Heſſenkaſſel, eod.
50 Kaufleute, theils aus der Schweiz, theils aus Frankreich.

Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbens

in voriger Woche.

Gebohrne und Getauſte.
Den 2ten Kug., dern Burger und Kuͤfermeiſter, Maximilian Philipp Ferdinand
in voriger Woche.
Klotz, ein Sohn: Maximilian Philipp Ferdinand.
Eodem: dem ziweſenen Bedienten, bei des ſel. Dinten Karl Hochfuͤrſtl. Durchl.;
Johann Philipp Haller, ein Sohn: Johann Juſtus Georg.
Den 29ten, dem Burger und Seilermeiſter, Gottlieb hein, eine Tochter: Aine
Marie.
Eodew: dem nun verſtorbenen Beiſaß und Zimmergeſellen, Adam Vaſel, ein
Gehn: Johann Adam.
Den 30ten, dem Galanteriehaͤndler von Roth bei Frankfurt, Herrn Kaſpar Schraͤ=
ger
, ein Sohn: Chriſtian Ludwig.
Den 31ten, der Beiſaß und Zieglergeſelen, Johann Peter Feigtmann, eine Tochter,
Anne Chriſtine.
Eodirs: ein Unehelicher Sohn; Namens: Johann Konrad Friedrich.
Den 2ten Sept., dem Burger und Ackermann, Johann Juſtus Vierach, eine Toch=
ter
: Ottilie Katharine.
Esdem: dem Burger und Leinenwedermeiſter, Johann Jalob Moͤſer, eine Tochter;
Marie Karoline.
Geſtorbene und Beerdigte:
Den 25ten lluz., ein todtgebohrner unehelicher Sohn.
Den 30ten, Marie Barbara, des Burgers und Seilermeiſters, Gottlies Hein,
Ehefrau, 42 Jahre, 2 Monate und 6 Tage alt.
Den 2ten Sept., Johann Friedrich, Meiſter Johann Georg Roͤders, Burgers und
Schloſſermeiſters allhier, ehelicher Sohn, 17 Jahre weniger 19
Lage alt.
Eodem: dem Burger und Schleſſermeiſter, Jakob Roͤder, eine Tochter, 1 Jahr,
2 Monate und 10 Tage alt.

Vorſchlag bei gegenwaͤrtig graſſirender Hornviehſeuche.
Ich will den Werth der Mittel gegen die einbrechende Biehſeuche, die mun in oͤffentlichen

Vorſchlag bei gegenwaͤrtig graſſirender Hornviehſeuche.
Ich will den Werth der Mittel gegen die einbrechende Biehſeuche, die mun in oͤffentlichen
Blättern lieſt, an ſeinen Ort geſtellt ſeyn laſſen; man wird aber, beſorge ich, ſehr uͤbel fah=
ren
, wenn maͤn ſich auf den Effekt dieſer Mittel verlaſſen, und weiter nichts thun wollte=
Die Viehſeuche entſteht, wie die Peſt, durch eine giftige Krankheitsmaterie, welche ſich blos
durch Anſteckung fortpflanzt. Dieſe alſo iſt es, welche man verhindern muß, wenn man die=
ſem
ſchrecklichen Uebel Einhalt thun will. Mein Rath iſt alſo kurz der:
1) Nan thue alls Moͤgliche, um die Komminitation mit angeſeckten Orten und Vieh in
unterhrechen.

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2.) Sobald ſich die Seuche an einem Orte zigt, ſo bau man Staͤlle an einem abgelegenen Ort,
twa in einem Waide, welche, ſo lange die Witterung noch gut iſt, von Reißholz,
Stroh und Erde gemucht werden koͤnnen.
3.) So wie ein Stuck Vieh erkrankt, ſchaffe man es ungeſaͤumt an dieſen Ort und laſſe daſſel=
be
nicht etwa durch das 6eſinde, das wieder zum geſunden Vieh kommt, ſondern durch
einen eignen Mann, der Tag und Nacht an eben dem Ort bleiben muß, beſorgen.
4.) Wenn ein Stuͤck fullt, laſſ. man ſolches ſogleich mit ſamt der kaut begraben.
5.) Aule diejenigen, welche met dem kranken und krepierten Vieh zu thun haben, duͤrfen nicht
in die Nachbarſchaſt des grſunden kommen.
6.) Iſt es möglich, ſo treibe inan das Vieh, wahrend die Seuche dauert, nicht zur Heerde.

EdleHandlung.

Zu Dieppe in Frankrich kam vor einiger Zeit ein Schiff.an, eben da ein heſtiger
Sturmwind blies, und es l.sf Gejahr von den Böellen gegen die hervorragenden Landſpitzen
geworſen und zertruͤmmert zu werden. Es war ſchon Abends um neun Uhr, und die Annaͤhe=
rung
der Nacht machte den fuͤrdterlichen Zuſtand, der auf dem Schiffe beßindlichen zehn Perſo=, noch ſchrecklicher. Ein Loctsmann verſuchte zu vier verſchiedenen malen anszuraufen, um
das Schiff, wo moͤglich in den Haren zu bringen, aber vorgebens. Der entgegen blafende:
Shurmnaͤr ſo heftig, daß er jedesmal frochtlos zurdäz trieben wurde; und ſchonl hatte man
zur Rettung dieſer Ungkücklichen ulle Heönung aufgegesen Auf einmal trgt piößſich ein groß=
mäthiger
Mann heryer, der entſchiſſen war, ſein eigenes Leben zu wagen, um dus Leben. derer=
zu
rezten, die er nicht kannte Es war ein armer Loaksmann, der Bouſſard heßt Er
hatte anjaͤnglich= berſucht, das Schiffsvoik Uurch ein eprachrohr zu benachrichtigeu, wie ſte
ſteuern müßten; auein die Dunkelheit der Nacht, das Heulen des Windes, und das Rau=
ſchen
der Wellen verhinderten den Schiſfer zu ſehen und zu hoͤren, und bald darauf wurde das
Schiff von dem Sturme auf den Strandgeworfen. Das Jammergeſchrey. der Unglücklichen,
diedas Schiff unter ſich ſchon in Trümmern zerfallen ſahen, machte den braven Bouſſard
taͤub aegen die Vorſtellungen und Bitten der Seinigen,zwelche ihn abhalten wollten, die be=
ſchloſſene
That zu wagen Er band ſich mitten um den Leib ein Tau, beſeſtigte das andere
Ende deſeiben an ſeinen Ktopfe; riß ſich darauf von Weib und Kindern los, und warf ſich mit=
ten
in die ſchaͤumenden Wellen, um dieſes Tau an das Schiff zu bringen. Er ſchwamm auch
glücklich hin, aber in dem Augenblick, da er das Tau ablangen wollts, ward er von einer
Welle ergriffen, und gewaltſam an das Uſer zuruͤck geworſen. Bouſſard ließ ſich durch die=
ſen
erſten unglücklichen Verſuch nicht adſchrecken; er erneuerte ihn vielmehr fünfmal hinter
einander, und ward immer wieder nach dem Lande zuruͤck getrieben. Schon bedeckten die vom
Schiffe losgeriſſenen Bretter und Balken die Oberflaͤche des Waſſers zwiſchen dem Schiſſe und
dem Uſer und der Augenblick war ſchon nohe, daß der ganze Ueberreſt in Trummern zerfallen
wolt:. Bouſſard warf ſich von neuem ins Waſſer, als er ploͤtzlich durch eine Welle derge=
ſtalt
ays Schiff geſchlagen wurde, daß man ihn für todt hielt. Aber er lebte, der tapfre Mann,
kam einen Augenblick nachher wieder hervor, und zwar mit einem Matroſen in den Armen;
der ſich von dem Schiffe in die See geworfen hatte, und verſunken waͤre, wenn ſein Retter
ihn nicht ergriffen haͤtte Dieſen; der bereits ohne Bewegung und faſt todt nar, brachte er
zuerſt ans Ufer. Dann gluͤckte es ihm, nach groſſer Muhe, das Schiff zu erreichen, und das
Taul hinauf zu werfen; durch deſſen Hülfe noch ſechs Menchen von dem Schiffe gluͤcklich ans
Ufer gezogen wurden Noch war einer übrig, der ſich auf dem Schiſfe feſt gebunden hatte,
weil er krauk war, und nicht ſo viel Kraͤſte hatte, um ſich mit dem Stride ans Land ziehen zu
laſſen. Bouſſard rafie ſehne tetzten Kraͤfte zuſammen, 'ſich Aüls den Armen derer, die
ihn zuruͤck halten wollten, los= und ſprang noch einmal in die See, um wo meglich, auch die=
ſen
zu retten Es geleng ihm, und er hatte nun die himmliſche Freude, acht Menſchen am
Ufer zu ſhen, die; naͤchſt Gott, ihm allein ihr Leben zu verdanken hatten. Zwei waren er=
ſpunken
, deren Leichname man den folgenden Morgen am Strande fand.

G. F