Darmstädter Tagblatt 1796


15. August 1796

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Anno 1796.

ben 15. Aug.

No. 33.

Viktualien
kr.
und Marktpreis.

Viktualien
kr.
Ein Pfund Ochſenfleiſch
16
115
Eudfleiſch
L1=
- Kalbfleiſch
1

13
1
Hammelfleiſch.
12
1
Schaaffleiſch
1

12
Schweinenfleiſch
1 Pf.geraͤuchert. Schink. u. Dortfl., 24
Speck.
28

L
26
Nierenfett.

Hammelsfett
L
24
Schweinenſchmalz .26
12bi6 18
Ein Kalbsgegroͤß
Ein Kalbsgelung

Ein Hammelsgelung
1 Pfund Ochſengelung
Suͤlzen=
20
1
Bratwuͤrſt.
12
Leber= u. Blutw.
Eine geſ. oder ger. Ochſenzunge

Ein Kalbskop,
Ein Hammelstopf
Ein Kaldsſuß

Ein Malter Korn.
Tin Malter Gerſten,
Ein Malter Waizen,
Ein Malter Spelzen.
Ein Malter Hafer
Ein Maltzer Rockenmehl
Ein Malter Weißmehl

1 Kpf. grod. geſchr. Gerſteniſ.
1 Kpf. kleingeſchalter Gerſten2ſl.

pf.
Ein Kumpf Hafermehl
1 Kpf. geſchalter Hirſen.
L. Kumpf Erbſen
2
1 Kumpf Linſen
=
1 Maas Bier im Hauſe
auſſek dem Hauſe
1
- Bierhefe
1
Kuh= oder Geiſemilch.
1 Pfund friſche Butter 30
Handkaͤs der beſten
Dieuͤbrige Handkaͤſe das Stuͤck
Eier 3 und 4 Stuck vor
Ein aufgeſezter Kumpf Kartoffeln.
Brodtaxe und Gewicht.

Vor 2 kr. Brod ſoll wiegen
Vor 4kr. dito.
1
Vor 6kr. dito
Vor12 kr. dito
4
kr. Vor 1kr. Kuͤmmel=oder
Gemiſchtesbrod..
Dor 2kr.dito
- Vor 1kr. Paſſerwick.
-1Vor 1 kr. Milchweck
- 1Vor 1 kr. Milchbrod

521 Ein fuͤnfpfuͤndiger Laib Brod
ten 13 Kr.
Polizeideputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüͤglich ſind.

I. Fuͤrſtl. Polizeideputations=Publicandum.

Nachdem ſeit einiger Zeit wahrgenommen worden, daß mehrere hieſige und
Beſſunger Becker, Roggenbrod, das in dem hieſigen Wochendlatt mit Gewicht und
Tax nicht deſchrieben iſt, nach einem willkuͤhrlichen Gehalt, Preis und Gewicht,
½. B. angeblich 3=pfuͤndige Loid, auch Laid zu 8 und 10 Kr. im Preis, gebacken und
als Ladendrod verkauft haben, durch ein ſolch eigenmaͤchtiges Benehmen ader man=
che
Unordnungen, Unrichtigkeiten und Klagen entſtehen; ſo wird bierdurchlnoch=
mals
verordnet und oͤffentlich bekannt gemacht, daß die hieſige und Beſſunger Becker
bei Vermeidung der Confiſcation und weiterer namhafter Strafe kein anderes Brod
zum oͤffentlichen Verkauf dacken und als Ladendrod Laidweis verkaufen ſollen, als
nur ſolches, welches in dem hieſigen Wochendlatt mit Tax und Gewicht deſchrieden iſt,
naͤmlich
Fuͤnfpfuͤndige Laib, ſodann
Laib im P eis zu 2, zu 4, zu 6 und zu 12 Kreuzer.
Wornach ſich alſo gebührend zu achten. Darmſtadt din 5ten Auguſt 1796.
Fuͤrſtlich Heſſiſche Polize deputation daſelbſt.

II. Verſteigerung.

Die Gemeinde Erzhauſen iſt Willens, Mondtags den 22ſten dieſes Monats,
Morgens fruͤbe um 10 Uhr, eine Partie von 108 12 Klafter ſowohl Buchen= als
Eichen=Scheid= und Be. gelholz öffentlich an zen Meiſtbietenden zu verſteigern.
Man macht dies den Laufluſtigen hiermit=ugter dem Heifüzen dekannt, daß
das Holz 3152 Schuh larg iſt, daß es im ſogegannten Jaͤgerhorr am Erzhaͤuſer
Feld ſitzt, wo die Verſteigerung vorgenommen wird, und daß es nach der ertheilten
Hoͤchſten Erlaubniß auſſer Land geführt werden Duͤnfe.
Darmſtadt den 3ten Aug. 1796.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbdſt.

III. Vermiſchte Nachrichten.

In der groſen Ochſengaſſe Nro 454. iſt ein Logis eine Stiege hoch auf die Straſe
gehend, welches in zwei Studen, einer Stubenkammer, Kuͤche, Holzplatz, Kam=
mer
auf dem Boden u. d einem verſchloſſenem Keller beſtehet, zu vermiethen, und
kann dieſen Monat bezogen werden.
In der kleinen Ochſingaſſe Nro 439. iſt ein Logs, zwei Stiegen hoch, vornen
heraus zu vermiethen, und kann ſogleich bezogen werden.
Bei dem Schuhmacher Wambeld in der Langengaſſe Nro 209. iſt das mittelſte
Logis zu verzinſen, es beſtehet in Stube, Stubenkammer, verſchloſſener Kuͤche, ver=
ſchleſſener
Holzkammer und Waſſerſtein deiſammen, welches ſogleich bezogen werden
kann.
In Nro 602. der neuen Vorſtadt iſt ein Lohis für eine ledige Perſon zu ver=
Wiethen.

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In der Viebhofsgaſſe im Renditiſchen Haus iſt zwei Stitaen boch ein Logis zu
vermiethen; eine Eckſude, Stubenkammer, Kuͤche, verſchloſſener Holzplatz, und
kann gleich dezegen werden.
In Nro 3. iſt eine Stiege hoch ein Logis zu verwiethen, welches beſtebet in zwei
tapezierten Stuben, Kammer, Kuͤche,,Holzplatz und Reller, und in 4 Wochen de=
ogen
werden kann.
Nahe am Schloß und Markt iſt ein auf die Straſe gehendes Logis, beſtehend
in Stude, Kuͤche und Holzplatz, fuͤr eine ledige Perſon, mit Bett und Meudles zu
verlehnen, welchis ſogleich dezogen werden kann. Auszeber dieſes giedt naͤhere Nachricht.

IV. B e k a n n t m a ch u n g e n.

Bei dem Buchbinder Sinnigſohn iſt zu haben: Geſchichte des Bombardements,
und der Biſitznehmung der Stadt Frankfurt, durch die Franzoſen, mit einem Kupfer,
30kr. Brand der Judengaſſe, in Kupferſtich, 29 kr. Biſchieſſung Frankfurts,
in Kupferſtich, 40 kr.
Ein neuer, mit ſchwarzem Leder uͤberzogener und wohldeſchlagener Koffer iſt zu
verkaufen. Wo? iſt in der Hofduchdruckerei zu erkahren.
Ein junger Mann, welcher bei einer hohen Herrſchaft als Friſeur in Dienſten
geſtanden, und durch die gegenwaͤrtigen Kriegsunruhen vacirend iſt, ſucht auf dieſe
Art ſaine Unterkunft; auch erdieiet. ſich derſelde als Reiſefriſeur gedrauchen zu laſſen.
Das Weitere erfaͤhrt man in der Hofbuchdruckerei.

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:

Vom 6ten bis den 13ten Aug. 1796.
Herr von Wegner, koͤnigl. pretſſiſcher Kapitain, den 6ten Aug.
Herr Bollmann, koͤnigl. preuſſiſcher Kommiſſair, eod.
Herr Bonnet, General, und Herr Fiſcher, Kapitain, in franzoͤſiſchen Dienſten, den
8ten.
Herr Rochefort, General in franzoͤſiſchen Dienſten, den 10ten.
Herr Roſtolang, General in franzoſiſchen Dienſten, den 12ten.

Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene
in voriger Woche.

Gebohrne und Getaufte.
Den 7ten Aug., dem Burger und keinenwedermeiſter, Johann Michall Schwah,
eine Tochtet: Marie Margarethe.
Den 8ten, dem verſtordenen fuͤrſtlichen Oberfoͤrſter auf dem Beſſunger Forſtbaus,
Herrn Georg Ludwig Schott, ein Sohn: Friedrich Wilhelm.
Den 10ten, dem Beiſaß und Haͤfnergeſellen, Philipp Jakod Trumb, ein Sohn:
Johann Pbilipp.
Den 12ten, dem fürſtlichen Wſtilliln, Jalod Benß, eine Tochter: Sophie Eleo=
nore
.

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Geſtorbene und Beerdigte.
Din 10ten Aug., bem Beiſaß und Haͤfnergeſellen, Philipp Jakob Trums, ein Sohn,
5 Stunden alt.

Zur Warnung.
Auf dem Leipziger Rathhauſe hatte ſich ſeit dem Winter her die Anzahl der, Schulden
und Polizeivergehen wegen, Verhafteten ſo vermehrt, daß in der ſogenannten groſen Buͤrger=
ſtube
allein 15 Perſonen beiſammen waren Durch die thaͤtigſte=Sorge für Reinlichkeit konnte
man es nicht abwenden, datz neben andern Uebeln, die Gefangenen von einer ungeheuren Menge
von Wanzen heimgeſucht wurden, welche Klage beſonders ſeit dem Eintritt der warmen Wit=
terung
unausſtehlich geworden war. Unter den Arreſtanten befand ſich nün gerade, zum Un=
glück
für alle uͤbrigen, auch ein gewiſſer Landkartenhaͤndler, Schirmer, der ſich durch ſeinen
Wanzentod in den Zeitungen bekannt gemacht hat. Dieſes Mittel, gegen welches die erfahren=
ſten
Chemiker, zum Theil in oͤffentlichen Blaͤttern, als gegen eine fuͤr die Menſchen, welche
die damit infiſcirten Stuben bewohnen, hoͤchſt ſchaͤdliche Quackſalberei, gewarnt haben, - die=
ſes
Mittel zu erproben, hatte nun Schirmer ein weites Feld. Er ließ ſich eine Quantitaͤt da=
von
durch ſeine Magd bringen, und ſtrich damit alle Fugen und Ritzen aus. Einige ſchwaͤch=
liche
Perſonen fiengen gleich darauf an zu krankeln, ohne daß man jedoch den geringſten Ver=
dacht
auf die wahre urſache warf. Den Wanzen war aber ſo wenig dadurch geſteuert, daß viel=
mehr
, auf wiederholte Klagen der Arreſtanten, der Magiſtrat die Stube auszuweißen befahl.
Hier bekam nun Schirmer den ungluͤcklichen Gedanken, den Maurer zu bewegen, daß er eine
Quantitaͤt ſeines Giftes unter den Kalk miſchte. Die Gefangenen, die man indeß ſonſt un=
terzubringen
geſucht hatte, wurden nun wieder in die erſte Stube gebracht. Allein nun aͤuſſer=
1en ſich die Folgen des in der Luft verbreiteten Giftes ſehr ſchnell und fuͤrchterlich. Alle Gefan=
gene
erkrankten einige Tage darauf, und in einer Zeit von 14 Tagen waren bereits ſechs von ih=
nen
geſtorben.-Der bekannte fallirte Buchhuͤndler D. Richter aus Dresden ward das erſte Opfer;
ſodann der hieſige Kaufmann E**, den man zu ſeiner Familie brachte, wo er den dritten Tag
ſtarb. Beider Tod ſchrieb man einem Faulfieber zu. Das Gerücht verbreitete ſich nun von ei=
ner
anſtekkenden Seuche auf dem Rathhauſe, welches dadurch noch beſtaͤtiget ward, daß vier
Rathsdiener, die oft bei den Gefangenen zu thun hatten, ploͤtzlich krank wurden, und die Ar=
reſtanten
ſelbſt theils ins Lazareth, theils zu ihren Familien gebracht wurden. Unter den erſten
war auch der Wanzentodkraͤmer Schirmer ſelbſt, der den vierten Tag darauf als ein Maͤrtyrer
des Glaubens an ſeinen Wanzentod ſtarb. Auſſer dieſen ſtarb noch ein griechiſcher Kaufmann,
Rapano, ein Muͤhlenbeſitger aus Knauthein und ein hieſiger Nadler. Zum ſicherſten Beweiſe,
deß alle als Opfer jener Quackſalberei ſtarben, kann man nach Ausſage der Augenzeugen wenig=
ſtens
von den drei erſten verſichern, daß ihre Leichname, noch ehe ſie beerdiget werden konnten,
bis zum Zerplatzen angeſchwollen waren, und ſo ſchnell in Faͤulniß übergiengen, daß man die
Haut mit den Fingern losreiſſen konnte. Schirmers Leichnam war uͤberdietz noch voller Giſt=
ſecke
und mußte ohne Verzug hinter dem Lazarethe tief vergraben und mit Kalk uͤberſchuͤttet
werden. Die uͤbrigen Mitgefangenen liegen zum Theil noch ſehr gefaͤhrlich krank, und auſſer
den vier Rathsdienern haben auch der Maurer, der die Stube ausgeweißt hat, und Schirmers
Magd Krankheit und Todesgefahr aus der verpeſteten Stube mit herausgebracht Man hofft
jedoch, dieſe Kranken, nachdem man die Quelle des Uebels entdeckt hat, wieder herzuſtellen.

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