Darmstädter Tagblatt 1787


06. August 1787

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Anno 178V.
den 6. Auguſt.
Mit Hochfurſtl.
gnadigſtem
Darmſtaͤdti=

Num. 32.

Anzeigungs

Hof= und Canzley=
Victualien

und Marktpreis.

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Blatt
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.

Ein 15 Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch =
= Kalbfleiſch

1

1 = Hammelfleiſch
Schaffleiſch
Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrſ. 15
Spick =

1 Nierenſett

1 = Hammelsſett=
Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgerroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluna = 10 a
Ein Hammelsgeluͤng=
11h Ochſengelung =
=
Suͤlzen,
1 Bratwuͤrſt
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung.
Ein Kalbskopf = 10 a
Ein Hammelskopf 5 a
Ein Kalbsfus =

Eln Malter Korn
Ein Malter Gerſten
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl,
Ein Malter Weismehl

kr.
8
11
6
7
16
14
13
14
10
12
6
3
2
11
6
32
12
6
1
fl.
3
2
5
2
1
4
6

Pf.
2
2
2
2
2
2

2
kr.
50
50

40
8

Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen =
1 Kpf. grob geſch. Gerſten 40
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 60
1 Kumpf Erbſen
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier.
im Hauſe =
= uͤber die Straſe =
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſs
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
116 friſche Butter
14 "15
1 = Handkaͤs der beſten = 16
Die uͤbrige Handkaͤſe 4==Stuͤck 4
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Taxe und Gewicht.

kr.
30
48
48
80

3
3
3
24
4
4

Vor2kr. Beodſollwiege, 1 6
Vor 4kr. dito.
Vor6kr. dito = 3 118
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod = 10
Vor 2kr. dito
- 2½
Vor 1kr. Waſſerweck = 9
3
Vor1kr. Milchweck
6
3
Vor1 kr. Milchbrod= 6
Ein 5. pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 2 Pf.

e2 112

Pf. L.2.

Fuͤrſel Heſſiſche Poligeydeputation dahier:

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.

1. Fuͤrſtl. Polizeideputations=Publicatum.
Nachdeme bishero die taͤgliche Erfahrung gelehret, daß in denen um die hieſige
Füͤrſtl. R.ſidenz gelegenen Gaͤrten theils von denen Eigenthuͤmern ſelbſt, theils von an=
dern
vrboswidrig mit Schrot geſchoſſen worden, dieſem das groͤſte Ungluͤk nach ſich
ziehen koͤnnenden Unweſen aber durchaus nicht weiter nachgeſehen werden ſoll; als
wird hierdurch zu Jederminns Warnung öffentlich bekannt gemacht, daß derjenige,
welcher kuͤnftig in einem der hieſigen Gaͤrten ſchieſſen wird, er ſei auch, wer er wolle,
entweder mit einer ſchweren Gels= oder nach Beſinden Leibesſtrafe ſogleich belegt wer=
den
ſolle. Wornach ſich alſo Jedermaͤnniglich zu achten. Signat. Darmſtadt den
27ten Juli 1787.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeideputation daſelbſt.
1I. Sachen, ſo zu verkauſen.
Von der mit dem Allerhoͤchſten Privilegio Sr. Raiſerl. majeſtaͤt verſehenen
Jenniſchen oder samburgiſchen wunderſamen Eſſenz, deren vortrefliche Eigen=
ſchaften
in verſchiedenen Krankheiten erprobt und bekannt ſind, iſt eine friſche Parthie
angelangt und allhier in Darmſtadt bei dem Fürſtl. Lottobuchhalter Hrn Voigt in
der alten Vorſtadt, in der Behauſung No. 115. wohnhaft, nach wie vor einzig und
allein aͤcht und aufrichtig in verſtegelten Glaͤſern a 36 kr. in Kommiſſion zu haben. In
Nidda bei dem Chirurgo Hrn J. C. Voigt, in Ullrichſtein bei dem Kontrolleur Hrn
Schulth is, und in der Buchhandlung des Hrn Krieger jun. zu Gieſſen iſt dieſe Kai=
ſerlich
privilegirte Eſſenz auch in oben benanntem Preis zu bekommen.
In allhieſiger Hof= und Kanzleibuchdruckerei iſt in Kommiſſion zu verkaufen: Rede
bei der Hinrichtung der zwei Vatermoͤrder Phil. Peter und Deniel Vogel von Gom=
mersheim
, nebſt der Geſchichte ihrer Hinrichtung, 6 kr. Gedanken uber einen 1787.
zu Worms begangenen Selbſimord, 6 kr.
Aufrichtig neue Hollaͤndiſche Heringe ſind bei dem Handelsmann Klaunig nun
für 6 kr. zu haben.
Eine noch brauchbare und mit Beſchlaͤg verſehene doppelte Hausthuͤre ſtehet bil=
ligen
Preiſes zu verkaufen. Bei wem ? wird in der Buchdruckerei geſagt.
1II. Sachen, ſo zu verpachten.
Nachdeme die hieſige Stadt=Schaafweide auf 650 Stuͤck Schaafe in hieſiger
Stadt=Gemarkung, ſodann 109 Morgen 3 Viertel Stadtguth in dem Loͤcher= und
Heinheimer Feld dahier, welche auf Michaelistag dieſes Jahrs leihfaͤllig werden,
anderweit auf den 16ten dieſes in einen ſechsjaͤhrigen Beſtand öffentlich an den Meiſt=
bietenden
uberlaſſen werden ſolle; ſo wird ein ſolches hiermit maͤnniglich zu dem Ende=
bekannt
gemacht, damit diejenige, welche zu beſagter Schaafweide, ſo wie zu ge=
dachtem
Stadtguth Luſten haben, ſich in beſagtem Termin Morgens auf dem hieſigen
Rathhaus einfinden, die alsdann eroͤſnet werdende Bedingungen vernehmen und mit=
bieten
moͤgen. Darmſtadt den 2ten Auguſt 1787.
Burgermeiſter und Rath der Füͤrſtl. Reſidenz Darmſtadt.

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IV. Vermiſchte Nachrichten.
3000 Gulden liegen gegen ſichere gerichtliche Hypothek ſowol ganz als zertrennt
zum Ausleihen deret, und kann das Weitere bei Ausgebern dieſes erfragt werden.
Bei dem Peruquenmaher Kahl an der Stadtkirche iſt im Hinterhaus ein Logis
zu vermiethen, beſtehet in einer Siube, Kammer, Kuͤche, Holzplatz und Keller.
Bei dem Regierungskazleidiener Berres in der langen Gaſſe iſt ein Logis zu ver=
mitthen
, beſtehet in einer groſen Stube, Kammer, Kuͤche, verſchloſſenem Holzplatz,
Keller und Boden.
Bei dem Fuhrmann Dickel in der langen Gaſſe, in des geweſenen Rathsver=
wandten
Nungeſſeriſihen Behauſung, iſt ein groſer gewoͤlbter Keller zu vermiethen;
ferner iſt bei demſelben ein groſer Braukeſſel nebſt aſlem dazu gehoͤrigen Braugeſchire
aus freier Hand zu verkaufen.
Eine Scheuer, desgleichea ein gewölbter Keller iſt nahe am Ballonplatz zu ver=
miethen
, weshalden man in der Buchdruckerei naͤhere Nachricht haben kann.
Eine Sonnenuhr, welche auf zwei ineinander llegenden jedoch verbundenen ku=
pfernen
Riagen gezeichnet iſt, und etwa 2i Zoll im Diameter haͤlt, iſt in einem
ſichern Hausgarten dahier, wo ſie durch Vergeſſenhelt des Beſitzers liegen blieb,
verloren egangen. Da dieſelbe zu einem Kompaß gehoͤrt, und dem Finder oder
nunmehrigen Acquirenten von ſehr geringem Werth ſeyn mag; ſo wird derſelbe hier=
mit
erſucht, bemeldtes Stuͤk, gegen Erwartung einer guten Belohnung oder Schad=
loshaltung
in die Buchdruckerei im Birngarten zu liefern.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den feſtgeſeiten Solennitaͤten vollzogenen
233ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſiaͤetiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie.
28.
4I.
10.
ſad diee Numern:
aus dem Gluckstade gezogen worden. Die 204te Ziechüng geſchiehet den 22ten Auguſt,
und ſo fort von 3zu 3 Wochen. Darmſtadt den 1ſten Auguſt 1787.
Generaldirection der Hochbf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jablenlotterie.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiero.
Vom 28. Jul. bis den 4. Aug. 1787.
Herr von Winzingrod, Forſtrath, und Herr von Lizow, Forſtmeiſter, von Hanau=
Herr paſio, Lieutenant in Hannoveriſchen Dienſten, log. im Trauben.
Herr Koͤnig, von Worms. Herr Quito, geiſtlicher Herr von Mainz, log. im Engel.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr Binar, Kurpfaͤlziſcher Hofrath, den 28. Julit. Herr von Hutten, Kaiſerl.
Rittmeiſier, den 30ten. Herr von Taylor, Kapitain in Engliſchen Dien=
ten
, eod. Herr von Lengenfeld, Generalmajor, und Herr von Hirſch;
Letenant, in Preuſſiſchen Dienſten, den 31ten. Herr Graf Marſay,
Hofmarſchall bei Jyro Durchlaucht dem Prinzen von Oranien, eod. Herr
von Bayer, aus England, den 1. Auguſt. Drei Herrn von Löwenhelm,
aus Strasburg, den 2ten. Herr Roͤmer, von Mannheim, eod. Frau
Graͤfin von der Lippe, eod. Herr Hirſemayer, und Herr Hofmann, Se=
kretaͤr
von Worms, eod. Herr Bethmann, Banquieur von Frankfurt,
den 3ten. Herr Schnoxr, von Mannheim, eod.

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Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 29. Julii, dem Beiſaß, David Spieß, ein Toͤchterlein.
Eod., dem Burger und Peruquenmachermeiſter, J. Ludw. Sackreuter, ein Toͤchterlein.
Den 30ten, dem Burger und Maurermeiſter, Georg Daniel Ampſer, ein Toͤchterlein.
Eod., dem Burger und Weisbindermeiſter, Ludwig Karl Becker, ein Toͤchter ein.
Den 31ten, dem Burger und Schumachermeiſter, Johann Konrad Winkler, ein
todgebohrnes Toͤchterlein.
Den 1. Auguſt, dem Fürſtl. Regierungs=Bottenmeiſter, Hrn Ludwig Frledrich
Seiz, ein Toͤchterlein.
Eod., dem Burger und Handelsmann, Hrn Joh. Wendel Klaunig, ein Soͤhnlein.
Geſtorben und Beerdigt.
Den 29 Julii, der Burger und Glaſermeiſter, Johann Philipp Allmann, 51 Jahre,
7 Monate und 27 Tage alt.
Kinderliebe eines Koſaken.
Im leztern Kriege fielen Koſaken in ein Pommeriſches Dorf, und zerſtreu=
ten
ſich in die Haͤuſer, welche von ihren Einwehnern aus Furcht verlaſſen wa=
ren
und offen ſtanden. Eine Woͤchnerin aber mit ihrem Kinde hatte dableben
maͤſſen, und ihr Mann hatte ſich nur im Hauſe verſteckt. Die arme Frau er=
ſchrack
aufs aͤuſſerſte, als ein Koſak mit langem Bart und Waffen in ihre Stu=
be
trat. Mit Todesangſt und blaß vor Furcht, fieht ſie den wilden Kregsmann.
Um das Leben fuͤr ſich und ihren Saͤugling. Dem Koſaken, der von des Wei=
bes
Sprache kein Wort verſtand, ſiel das ſchlafende Kind in die Augn; er ſa=
he
es eine Weile ſtarr an. Endlich nimmt er es in ſeine Arme; Die Mutter
will verzweifeln, ſammlet alle ihre Kraͤfte, ihm das Kind ous den Haͤnden zu
reiſſen, und ſchreyt aus Leibeskraͤften Der Mann hoͤrts, kriecht aud ſeinem
Winkel bervor, ringt die Haͤnde, ſieht den Koſaken mit Thraͤnen an, und bit=
tet
um ſein Kind. Der Koſak hat das Kind auf dem Arm und ſicbt es mit
Herzensfreude an, druͤkt es an ſeine Backen, ſtreichelt es und kuͤßt es unaufhoͤr=
lich
, ohne ſich an das Jammern der Eltern zu kehren, ſpringt damit in der
Stube auf und ab, und ſingt ein Ukraͤniſches Lie chen dazu. Nun wei=
nen
die Eltern vor Freude, und danken dem Kolaken fuͤr ſeine Liebe mit Mienen
und Zeichen, welcher vieles in ſeiner Sprache mit ſanfter Stimme, vermuthlich
zu ihrer Beruhigung, ſagt. Endlich legt er das Kind wieder aufs Bette,
geht noch etliche mal hin, es zu liebkoſen und zu kuͤßen, und zieht zuletzt etli=
che
Rubel aus dem Beutel; dieſe gab er dem Vater, wieß dabet auf die Woͤch=
nerin
, und gab zu verſtehen, daß er ſich und der erſchroknen Frau dafuͤr etwas
zu gute thun ſollte. Darauf reichte er beiden Eliern die Hund, ſegnete das Kind
nach dem Gebrauch ſeiner Kirche, und lief froͤhlich und freund lich wieder fort.
So wohnt oft in wilder Menſchen Herzen mehr Liebe gegen fremder Leute
Kinder, als in mancher Chriſten Herzen debe gegen ihr eignes Fleiſch und Blut
wohnt!