Darmstädter Tagblatt 1786


10. Juli 1786

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Anno 1786.
den 10. Julius.
Num. 28.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzetgungs.
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Blatt,
Hochfuͤrſtlichen
Euchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch
1 = Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
1 = Schinken u. Doͤrrfl. 14
1 Speck= 16
1 Nierenfett = 12
1 = Hammelsfett= 12
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 10
Ein Kalbsgeluͤng = 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt=1½
1 = Leber=u. Blutwuͤrſt,6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
3 a 10
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf 5
Ein Kalbsfug=
Ein Malter Korn
20
Ein Malter Gerſten =
20
Ein Malter Waizen
40
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
30
2½
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl = 5 30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = = 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 440
1 Kpf. grobgeſch. Gerſte 32.40,48
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 60180
1 Kumpf Erbſen =
16
1 Kumpf Linſen =
20
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe 24
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
11 fliſche Bunter 13 1.
1= Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5Stuͤck
Eyer '6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Taxe und Gewicht.
Pf. L.2.
Vor2kr. Brodſollwiege 1 12
Vor4kr. dito 2 1 24
Vor6 kr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
2
Vor 2kr. dito =
Vor1kr. Waſſerweck
10
Vor1 kr. Milchweck =
Vor 1kr. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizey deputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Waiſenhaus=Nachricht.
Nach der eingefuhrten Ordnung werden die in dem hieſigen Waiſenhaus in dem
wetten Quartal eingekommene Vermaͤchtniſſe und milde Gaben oͤffentlich bekannt ge=
macht
und mit verbindlichſtem Dank geruͤhmet.
Den 1ſten April, ein Legat von Philipp Born, von Oberliederbach, von 15 fl.
Eod., ein Geſchenk fur die Wulſen, von Peter Bora daher, von 5fl. Den 5ten, fuͤr
eine Dankſagung wegen abermals erlebtem Geburtstag, 1fl. Den 6ten, ein Legak
von dem zu Nauhelm ledig verſtorbenen Wilhelm Jeckel von 5 fl. Den 8ten, ein Ge=
ſchenk
von einem ungenannten Freund vom Land von 5 fl. Den 23ten, aus dem hie=
ſigen
Opferſaͤcklein einen halben Laubthaler. Den 28ten, ein Legat von der verſtorbenen
Ehefrau des hieſigen Burgers und Spenglermeiſters, Chriſtoph Gabriel Grumholz,
von 10 fl. Den 29ten, von einer ungenannten Perſon 29 kr. Den 13ten Mat, wegen
einer Fuͤrbilte fuͤr ein krankes Kind 24 kr. Den 15ten, um Gokt zu danken für die
glükliche Niederkunft ſeiner Ehegattin, 1fl. 36 kr. Den 9ten Junit, ein Legat von der
allhier verſtorbenen Marien Amalten Stolzin von 5 fl. Den 13ten, aus dem Godde=
lauer
Opferſaͤcklein vom zweiten Pfingſtfeiertag, 1fl. Den 14ten, aus dem Oberfuͤr=
ſtenthum
für ein Dankgebaͤt zum Stock eingeſandte 6 fl. Eod., von einer in dem
Haus verſommleten Geſellſchaft, 38 kr. Den 18ten, aus dem hieſigen Opferſoͤcklein
die Haͤlfte eines Laubthalers. Den 25ten, wegen einer Fürbitte fuͤr eine ſehr kranke
Perſon, 4fl. 48 kr. Den 27ten, ein Legat von der zu Beſſungen ledig verſtorbenen
Anna Katharina Muͤllerin von 5 fl. Den 29ten, ein Legat von der Hochſeligen Frau
Generalin von Hofmann von 500 fl. Den 30ten, ein Legat von der allhier ledig ver=
ſtorbenen
Juſtina Katharina Müllerin von 2 fl. Aus dem Stock ſind eingekommen:
9 Gulden 1 Pfenn.
Der guͤtige Gott, der nichts Gutes unbelohnt läßt, wolle auch dieſe Wohlthaten
ln Zeik und Ewigkett belohnen, worum ihn die Watſen taͤglich anflehen, und dieſe
Anſtalten ferner gnaͤdiglich erhalten und ſegnen.
II. Vermiſchte Nachrichten.
In der alten Vorſtadt, No. 118, iſt eln Logis in der dritten Etage fuͤr eine ledige
Perſon zu vermiethen, welches den erſten künftigen Monats Auguſt bezogen werden
kann. Es beſtehet ſolches aus 2 Stuben, derer Ausſicht auf den Ballonplatz gehet, und
hat jede Stube noch ein beſonderes Dachzimmerchen.
Bei dem Kanzleidiener Hoͤchſt iſt ein Logis zu vermlethen, beſtehet in einer Stube,
2 Kammern, Kuche und Kuͤchenkammer, welches den erſten Auguſt zu beziehen iſt.
Ohnweit dem kleinen Roͤhrbrunnen ſind zwei Logis zu vermiethen, beſtehet jedes in
einer Stube, Stubenkammer, Kuͤche und Holzplatz. Bei wem ? wird in der Buchdruk=
zerel
geſagt.
500 Gulden llegen gegen eine gerichtliche Obligation zu 5 Prozent Intereſſe zum
Ruslehnen berett. Wo? wird ebendaſelbſt geſagt.
Bel der am 7ten Julii 1786. vor ſich gegangenen 298ten Mainzer Lotto=Ziehung
ſind folgende Nummern aus dem Gluͤcksrade gehoben worden, als: 26. 95. 31. 65. 27.
Die 299te Mainzer Ziehung geſchiehet den 28. Julil 1786.
Generaldirection der Hochf, Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirtey Zablenlotterie.

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Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 1. bis den 8. Julii 1786.
Herr Weber, Amtsverweſer von Roͤdelheim. Herr Florlbus, Kaufmann von Frank=
furt
, log. Im Trauben.
Herr von Harſcher, Kapttatn in Hollaͤndiſchen Dienſten, log. in der Poſt.
Herr Pombe, Glashaͤndler aus Boͤhmen. Herr Matthaͤus, Handelsmann aus Schwa=
ben
, log. im Engel.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr von Eberſtein, Obriſter von der Hollaͤndiſchen Armee und Herr von Eberſtein,
Kammerherr, den 1. Jul. Herr von Courni, aus England, den 3ten. Heer
Frenzel, Konzertmeiſter von Mannheim, eod. Herr von Stumphe, Major
in Wuͤrtembergiſchen Dienſten, den aten. Zwei Herrn von Weldon, aus
England, eod. Herr von Zeſch, aus England, eod. Herr Magnus, Bereu=
ter
aus Dürkheim, den 6ten.

Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 3. Julii, dem Fuͤrſtlichen Hofrath, Herrn Johann Karl Georg Hallwachs, ein
Soͤhnlein.
Eod., dem Buchdrucker in der Kraͤmeriſchen Druckerei, Georg Paul Bodinus, ein
Toͤchterlein.
Ropulirte.
Den 2. Junti, Johann Balthaſar Hirſch, Burger und Stadtziegler. allhier, ein
Wittwer, und Dorothea Eltſabetha, Johann Phillpp Haas; Burgers und
Fuͤrſtl. Heuwiegers allhier, dritte eheliche Tochter.
Eod., Meiſter Johann Chriſtoph Voͤlkel, Burger und Schumacher allhier, well. Chri=
ſtian
Voͤlkels, geweſenen Betſaſſen und Zimmermanns allhier, nachgelaſſener
ehelicher Sohn, und Anna Marta, weil. Johann Chriſtoph Keims, geweſenen
Burgers und Schumachers allhier, nachgelaſſene juͤngſte eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 3. Julli, der Amtsdiener bei dem Fürſtl. Oberamt allhier, Johann Michael
Knorr, 51 Jahre und 10 Monate alt.
Den 5. Juliti, dem Burger und Saͤcklermeiſter, Johannes Langsdorf, ein Soͤhnlein,
1 Jahr und 3 Monate alt.
Den 6. Juſit, dem Füͤrſtl. Hoftanzmeiſter, Hrn Johann Bitſch, ein Toͤchterlein,
9 Jahre, 1 Monat und 12 Tage alt.
Eod., iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Friederlka Sophia, des Fretherrlich
von Schrautenbachiſchen Bedtenten, Johann Konrad Doderers, ledige Tochter,
26 Jahre alt.
Ferner: weſt. des Burgers und Schumachermeiſters,. Georg Valentin Klumbs, hin=
terlaſſenes
Toͤchterlein, 5 Monate und 18 Tage alt.
Den 7. Julit, dem Fuͤrſtl. Forſtſekretarius, Herrn Johannes Spamer, ein Soͤhn=
lein
, 2 Monate alt.
ſlhelmina Deckesbachin, 76 Jahre alt.
Den 8. Juli, die Hoſpltaltin, Chriſtina

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Ein Schiffskapitain hatte in ſeiner Cajuͤte einen Korb mit gutem Burgun=
berwein
ſtehen. Wie er einsmals ſeinen Vorrath uͤberzaͤhlte, fand er, daß
mehr daran fehlte, als er ſich getrunken zu haben erinnern konnte. Der Ver=
dacht
fiel auf den Schiffsjungen, der ihm aufwartete, weil dieſer am meiſten
in der Cajuͤte zu thun hatte. Um nun hinter die Wahrheit zu kommen, ver=
barg
er ſich in der Nebenkammer, gegen die Zeit, da jener den Tiſch decken
muſte. Der Junge kam, und wie er ſeine Sachen in Ordnung gebracht hatte,
gieng er uͤber den Korb, nahm eine Bouteille heraus und ſagte: Jan van
Doͤrſten, gebuͤrtig aus Rotterdam, iſt gewilliget, mit Jungfer Roſina Clairet,
gebuͤrtig aus Bourgogne, ſich zu verehlichen, und wird hiermit zum erſten=
andern
= und drittenmale aufgeboten, und wenn keine Einrede geſchiehet, ſo ſoll
die Trauung vor ſich gehen. Hiermit ſezte er die Bouteille an den Mund,
machte ſie in einigen Zuͤgen leer, und warf ſie zum Fenſter hinaus. Der Ka=
pitain
ließ ſich während der Mahlzit nichts merken. Nach Tiſche aber verſahe
er ſich mit einem guten Stuͤcke Schiffstau, und rief den Jungen auf das Ver=
deck
. Jan! ſagte er, ich habe dir was luſtiges zu erzaͤhlen; ich will dich ver=
heurathen
. Sox verſezte der Junge, und machte groſe Augen, wie er das
Tau ſahe. Ja, antwortete der Kapitain, hoͤre nur zu, es ſoll alles ordent=
lich
zugehen. Nun ſieng er an: Gegenwaͤrtiger Jan van Doͤrſten, ge=
buͤrtig
aus Rotterdam, ſoll mit Jungfer Barbara Strips, gebuͤrtig aus Ruß=
land
, kopuliret werden, und wird desfalls hiermit zum erſten= andern= und
drittenmal aufgeboten, und wenn kein Einſpruch geſchiehet, ſo ſoll die Trauung
ſogleich vor ſich gehen. Hiermit hob er den Arm auf, um die Trauung zu
vollziehen. Halt! Kapitain, rief der Junge, ich thue Einſpruch. Was?
Schurke, antwortete dieſer, haſt du nicht meinen Wein geſoffen? Ja=
verſezte
der Junge, wenn ſie aber dieſes wiſſen, ſo wiſſen ſie auch, daß alles in
der Ordnung geſchehen iſt. Warum haben ſie nicht Einſpruch gethan, wie
ich jezt thue, ſo haͤtte die Trauung unterbleiben muͤſſen? Der Kapitain
muſte uͤber den Einfall lachen, und ſagte: Dieſesmal will ich dirs ſchenken,
aber ich rathe dir, nie wieder an die Jungfer Clairet zu gedenken, ſonſt ſoll
deine Trauung mit der Jungfer Strips ſo feierlich vollzogen werden, daß du
Lebenslang an den Hochzeittag gedenken wirſt.
1
Ein Handwerksmann lag in den lezten Zuͤgen. Seine Frau weinte auſ=
ſerordentlich
; er ergrif ſie bei der Hand, und ſagte: hoͤre liebe Frau, wenn ich
ſterbe, ſo mußt du unſern Geſellen heurathen; er iſt ein braver Kerl, und du
mußt einen haben, der die Arbeit verſteht. Ach lieber Mann, antwortete ſie,
du haſt Recht, ich habe ſchon lange daran gedacht!
cch.
hch.