Darmstädter Tagblatt 1786


24. April 1786

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Anno 1786.
den 24. April.
Num. 17.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Dtatt
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
* Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
1 = Schinken u. Doͤrrfl., 14
1 Speck = 16
1 = Nierenfett = 12
1 = Hammelsfett= 12
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 110
Ein Kalbsgeluͤng = 10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng = 6
146 Ochſengelung =
1 = Suͤlzen
1
1 Bratwuͤrſt =

1 Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung 32
8aio
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf 5 a ſ 6
Ein Kalbsſus=
r
.
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
25
Ein Malter Waizen =
10
Ein Malter Spelzen =
Ein Malter Hafer =
30
Ein Malter Rockenmehl=
28
Ein Malter Weismehl 30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = = 1 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 40
1 Kpf. grobgeſch. Gerſte 32.40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 60,80
1 Kumpf Erbſen =
16
1 Kumpf Linſen =
20
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1E friſche Butter = 14
1 = Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 415 Stuͤck
Eyer 7 auch 8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln!
Brod=Caxe und Gewicht
Pf., L.
Vor2kr. Brodſollwiege 1 12
Vor4kr. dito 2 2.
Vor6kr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrododer:
Gemiſchtesbrod=
Vor 2kr. dito.
Vor1kr. Waſſerweck;
103
Vor1kr. Milchweck
Vor1ke. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten7 Kr.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizey deputation dahier.:

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.

l. Sachen, ſo zu verkaufen.
Nachdeme des wel. Fuͤrſtl. Provlanikommiſſart Burger und Bäckermeiſter Lippen.
allhier am Schloßgraben, zwiſchen dem Schneidermeiſter Schmallenberg und Faͤrbermet=
ſter
Kahlert gelegene dreiſtoͤckige wohlkondittonirte Wohn= und Backhaus, welches auf
das Beſte mit allen Backbedurfniſſen und einer bleternet=Pumye im Backhaus verſehen
iſt, um die Erben behoͤrig ausetaander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf
allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſtekt und dem Meiſibietenden uberlaſſen werden ſoll;
als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich als=
dann
einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 11ten April 1786.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Des hieſigen Burger und Knopfmachermeiſter, Joh. Peter Georgt, in den Roͤdern
belegene Wingert, beforcht Wittme Schuppin und Weikert, ſoll Donnerſtags den 11ten
Mat auf dem Rathhaus dahier an den Meſtbietenden, ſalua tamen ratiſicatione, verſteigt
werden, wozu demnach die Kaufluſtige hiermit eingeladen werden. Darmſtadt, den.
20ten April 1786.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Der Soldat Koch iſt willens, ſein in der Ochſengaſſe legendes Wohnhaus, neben
dem Kraͤmer Walloth, aus freter Hand zu verkaufen. Oesgleichen nachſtehende Feld=
ſtücke
: ein Garten am Stedhaus vor dem Jägerthor, welcher 160 Ruthen halt, mit
allerhand ſchoͤnen Sorten Obſtbaͤumen und 15. Morgen Wingerk, ſo erſt ſechsjahrig iſt.
verſehen; 120 Ruthen Acker, im Heiumer Feld im Bangerd, wie auch 51 Ruthen am
Liebfraupfad. Liebhabere koͤnnen ſich deswegen bet dem Eigenthuͤmer melden.
Ein Garten im Liebfraupfad von 20 Ruthen, mit einem Haͤusgen und Keller, ſchoͤ=
nen
Obſtbaͤumen und Kammerlatten, welcher im beſten Stand verſehen, ſoll aus freier
Hand verkauft werden. Liebhahere koͤnnen das Naͤhere in der Buchdruckerei erfragen.
Bei dem Handelsmann Klaunig an der Stadtkirche ſind friſche ſuͤſe Bücking das
Stück für 10 Pfenning und 3 Kreuzer zu haben=
Bei dem Fuhrmann Andreas Leißler in der Viehhofsgaſſe iſt Vachinger= zu 9 kr.
Selzer= zu 8 kr. und Schwalbacher Waſſer zu 2 kr. der Krug zu haben.
Nachdeme ein hohes Domkapltel entſchloſſen, folgende in hießgem Domkeller liegen=
den
Vorrath Weine, als:
Kriesheimer.
13 Fuder 1 Ohm.
Niederfloͤrsheimer.
13. Fuder 3 Ohm.
Dirmſteiner und Gerolsheimer 13 Fuder 1 Ohm.
Dirmſtein und Laumersheimer 13 Fuder 4 Ohm.
Dirmſteiner.
6 Fuder.
Oſthofer
6 Fuder 1 Ohm.
Leiſelheim= und Hochheimer 6.Fuder.
Leiſeheim= und Hochheimer. 6 Fuder:.
ſaͤmtlich 178iger Gewaͤchs, auf dahieſiger Domſtifts=Kelterſtube, ohne Vorbehalt ho=
her
Genehmigung, gegen baare Bezahlung in oͤffentliche Verſteigung bringen zu laſſen,
zu welcher Verſteigung man den dazu vorhin anberaumten Termin nunmehro auf=
den
8ten Mat, Nachmittags 1 Uhr, feſtgeſezt, wobet man ſo eher einem zahlreichen
Zuſpruch deren Herrn Welnliebhabere entgegen ſieht, als ſaͤmtliche Weine bemeldter

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Ortſchaften von den beſten Lagen, auch in kleineren Parthien nach Verlangen abgegeben
werden. Die Proben kuͤnnen Tags vorher, auch naͤmlichen Tags Morgens wie Nach=
mittags
vor den Faͤſſern. genommen werden. Worms, den 30ten Maͤrz 1786.

V. Koͤnig, Domſtifts
Praͤſens= und Kellermeiſter.

11. Kapitalia, ſo zu verlehnen.

300 Gulden legen gegen hinlaͤngliche Sicherheitz entweder ganz oder gethellt zum
Auslehnen bereit. Fernec 250 Gulden Vormundsgeld ſind gegen gerichtliche Sicher=
heit
zu verlehnen. Bet wem 2 iſt in der Buchdruckerei zu erfragen.

Bei dem Gemeindsmann Georg Pfaff in Rlederramſtadt liegen 500 Gulden Vor=
mundsgeld
gegen ſichere gerichtliche Verlegung zum Auslehnen bereit.
Bei dem Gerſchtsſchoͤff Haman in Wolſskehlen liegen 120 Gulden Vormundsgeld
gegen ſichere Verlegung zum Auslehnen berelt.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 15. bis den 22. April 1786.
Herr von Bolle, Obriſtlleutenant in Hannoͤveriſchen Dienſten, log. im Trauben.
Herr Woſchtka, Muſikus aus Wten, log. im Adler.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr Zensner, Regierungsrath von Kurpfalz, den 17. Aprtl. Herr Mariani und Ge=
ſellſchaft
, aus Italien, eod. Herr Süani, erſter Taͤnzer an dem Kurbateri=
ſchen
Hof, eod. Herr Mill, und Herr Nies, Raͤthe von Ihro Durchlaucht.
dem Fuͤrſt von Iſenburg, eod. Herr von Schimansky, aus Parts, eod.
Herr Tempel, Ruſſiſcher Kurter, eod. Herr Ittner, Hofrath von Hechingen,
den 18ten. Herr von Hambeck,Lieutenant in Katſerl. Dienſten, den 19ten.
Herr Theobolb, Rath im Solmiſchen, eod. Herr Sames, Doktor von
Wezlar, eod. Herr von Champie, Kapitaln in Franzoͤſiſchen Dienſten, eod.
Herr von Weiß, Lieutenant in Hollaͤndiſchen Dienſten, den 20ten. Herr von
Lorntol, Lieutenant in Hollaͤndiſchen Dienſten, eod. Herr Hoppe, Lieutenant
in Engliſchen Dienſten, eod. Herr von Prepper, von Heilbronn, eod. Die
Suite von dem Herra Graf Lilienberg, den 21ten.

Gebohrne, Getaufte, Kopulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohren und Getauft.
Den 16. Aprll, dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Nilblaus Diefenbach, ein
Toͤchterlein.
Ropulirte.
Den 18. April, Meiſter Johann Philipp Schlotthauer, Burger und Mezger allhier,
Meiſter Chriſtoph Schlotthauers. auch Burgers und Mezgers allhier, ehe=
licher
Sohn, und Jgfr. Anna Katharina, meil. Hrn Joſt Seligmanns, Fuͤrſtl.
Foͤrſters zu Ruͤſſelsheim; nachgelaſſene eheliche Tochter.

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Geſtorbene und Beerdigte.
Den 20. Aptll, der Burger und Schneidermeiſter, Georg Friedrich Ruf, 44 Jahre
und 2 Tage alt.
Den 21. April, Anna Maria, des Stadtzieglers Hirſch Ehefrau, 33 Jahre alt.
Den 22. Aprll, dem Füͤrſtl. Polizeſekretarius, Herrn N. N. Schraut, ein Toͤchterlein,
1 Monat und 26 Tage alt.
Eod., dem Füͤrſtl. Kuͤchenſchrelber, Hrn Phlipp Kloß, ein Sohnlein, 5 Monate und
18 Tage alt.
Ferner: iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: well. des Schumacher Hartmanns
hinterlaſſenes Toͤchterlein, 7 Jahre alt.
Geſtorben und beerdigt bey der evangeliſch reformirten Gemeinde.
Den 18. Aprl, der Burger und Schumachermeiſter, Johannes Schaͤfer, alt 65 Jahre,
8 Monate und 8 Tage.
akztizziatt
4
Die Praͤſidentin von Aligre war wider den bekannten Litterator Freron
eingenommen, ohne ihn zu kennen. Einer ſeiner Freunde unternahm es, ſie von
ihrem Vorurtheil zuruͤckzubringen; denn ſie hatte ſich ihn, nach dem vielen Boͤſen,
was ſie von ihm gehoͤrt hatte, als eine Art Ungeheuer gedacht. Er fuͤhrte ihn,
unter einem erborgten Namen, bei ihr zur Tafel; ſie fand ihn vortreflich. Man
lenkte das Geſpraͤch mit Fleiß auf dieſen naͤrriſchen Mann, und er war der erſte,
welcher mit der beſten Art von der Welt auf ſeine eigene Unkoſten lachte. Als
die Rolle eine Weile gut fortgeſpielt worden war, und ſich die Gebieterin vom
Hauſe ſo ſehr von dem Unbekannten hatte einnehmen laſſen, daß ſie ihn bat, oͤf=
ters
zu ihr zu kommen; ſo trat ein dritter, mit dem man ſich verabredet hatte,
herein, als wenn er einen Beſuch zu machen kaͤme, und nach den erſten Kom=
plimenten
rief er aus: Wiez - Herr Freron bei Ihnen, Madame? ich
wuͤnſche Ihnen Gluͤck, daß Sie von Ihrer Antipathie gegen ihn zuruͤkgekommen
ſind; Sie werden nicht Urſache haben, es zu bereuen, im Gegentheil werden
Sie einen ſehr angenehmen Tiſchgenoſſen dabei gewinnen. " Dieſe Frau
war uͤber den Streich, den man ihr geſpielt hatte, einen Augenblick lang ſo
betaͤubt, daß ſie faſt Luſt hatte, boͤſe zu werden; aber ihr Verſtand erholte ſich
wieder. Meinetwegen, ſagte ſie zum Fremden, moͤgen Sie der Teufel oder
Freron ſeyn, ich kann nicht umhin, Ihnen Gerechtigkeit wiederfahren zu
laſſen, und Sie recht ſehr zu lieben. Ich danke Ihnen ſogar fuͤr die
Lection, die Sie mir dadurch gegeben haben. Sie belehren mich, daß
man nicht nach dem Gerede urtheilen und keine Vorurtheile haben ſoll.