Darmstädter Tagblatt 1786


27. Februar 1786

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Anno 1786.
den 27. Februar.

Num. 9.

Mit Dochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungo.
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Dlatt,
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein E6 Ochſenfliſch
1 Rindfleiſch = 16
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
1 Schinken u. Doͤrrfl., 141
1 Speck = 16
1 Nierenfett = 12
1 = Hammelsfett= 12
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 10
Ein Kalbsgeluͤng =10 a 12
Ein Hammelsgeluͤng = 6
1E6 Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt = 11
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
Ein Kalbskopf = 8 a 10
Ein Hammelskopf 5 a
Ein Kalbsſus =
20
Ein Malter Korn =
30
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
30
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl=
20.
Ein Malter Weismehl =5 30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = = 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 140
1 Kpf. grob geſch. Gerſte 32. 40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6080
1 Kumpf Erbſen =
20
1 Kumpf Linſen=
is

1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
uͤber die Straſe =
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
17 fliſche Butter = 15 16
1 = Handkaͤs der beſten = 16
Die uͤbrige Handkaͤſe 415 Stuͤck
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Em aufgeſetzter Kumpf Kartoſſeln
Brod=Taxe und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiege 1 13½
Vor4kr. dito
27
Vor6kr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
a

Vor 2kr. dito
23
Vor1kr. Waſſerweck=
10.2
Vor1 kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod
ſEin 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten6 Kr.

Fuͤrſtl Heſſiſche Polizeydeputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Edictalladung.

Nachdeme der Gemeindsmann Philipp Peter Dieter zu Groshauſen, hieſig Fuͤrſtl.
Oberamts, dergeſtalt viele Paſſiva kontrahtret, daß ſolche das Aktivvermoͤgen weit
uͤberſtetgen, deswegen auch beretts unterm 17ten Maͤrz 1781. der Konkursprozeß zwar
erkannt= aber bishero nicht formiret worden, mithin auf Andringen der Glaͤubiger nun
weiter nichts uͤbrig iſt, als die ganze Sache im ordentlichen Weg Rechtens zu beendigen;
als werden alle diejenige, welche an denſelben eine gegrundete Forderung zu haben ver=
meinen
, hierdurch vorgeladen, um auf Dienſtag den 21ten naͤchſtkünftigen Monats
Marti, als welcher vor den 1ſten, 2ten und 3ten Termin hierdurch anberaumt wird,
Morgens 8 Uhr in loco Groshauſen zu erſcheinen, ihre Forderungen behoͤrig zu llqui=
diren
, gegenfalls aber ſich zu gewaͤrtigen, daß ſie nach Ablauf dieſes Termins weiter
nicht gehoͤret, ſondern damit ein vor allemal abgewieſen ſeyn und bleiben ſollen. Sign.
Zwingenberg den 8ten Febr. 1786.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
1I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Auf hoheren Beſehl ſollen von dem dahieſig Herrſchaftllchen Fruchtvorrath
600 Malter Korn,
150 Malter Gerſte und
200 Malter Spelz
auf Mittwoch den 8ten künftigen Monats Maͤrz, Vormttags um 9 Uhr, in dem Gaſt=
wirthshaus
zum Trauben dahier, Parthieweiſe, durch oͤffentliche Verſteigerung gegen
baare Bezahlung, unter Ratiſikation, verkauſt werden. Die Kaufluſtige koͤnnen ſich
vor der Verſteigerung auf dem Herrſchaftlichen Speicher dahter einfinden, und von jeder
Gattung Frucht die Proben ſehen. Darmſtadt den 20ten F br. 1786.
Roͤmmich, Fürſtl. Heſſ. Reutmeiſter.
Demnach des Burger und Mezgermeiſter Johannes Foͤrſters allhier hinter dem
Rathhaus gelegene Haus und Hofreite, beforcht Saͤckler Kraft und Avlerwirth Foͤrſter,
Schulden halber, naͤchſtkommenden Battag auf alhieſigem Rathhaus oͤffentſch auſge=
ſtekt
und dem Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hier=
mit
bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alo dann einfiaden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt den 10ten Febr. 1786.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme des Burger und Knopfmachermeiſter Johann Peter Georgi allhier in der
langen Gaſſe, zwiſchen dem Mezger Haſſold und Daniel Wambold gelegene Haus und
Hofreite, Schulden halber, naͤchſtkommenden Baͤttag auf allhleſigem Rathhaus oͤffent=
lich
aufgeſtekt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem
Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mit=
bieten
moͤgen. Darmſtadt den 10ten Februar. 1786.
Faͤrſtl. Beſſiſches Gberamt daſelbſt.
Demnach des Burger und Schumachermeiſter Johann Wolfgang Schaͤzlers allhier
in der langen Gaſſe, zwiſchen dem Judenvorſieher Levi Nathan und Balthaſar Scheppen
Erben gelegene Haus und Hofreite, Schulden halber, naͤchſtkommenden Baͤttag auf all=
hieſigem
Rathhaus oͤffentlich aufgeſtekt und dem Weiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll;
ſo wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damlt die Luſttragende ſich als=
dann
einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 10ten Februar. 1786.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberame daſelbſt.

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Im Fuͤrſtl. Paͤdagog ſollen den 8ten Maͤrz, Nachmittags um 2 Uhr, juriſtiſche und
andere Bücher gegen baare Zahlung verſteigt werden. Das gedrukte Verzeichnis wird
in der allhieſigen Hofbuchdruckerei umſonſt ausgegeben.
Chriſtoph Netz allhier, wohnhaft neben dem Schwanen, verkauft der beſten Sorten
von Kuͤchen= und Futterfaamen, wie auch Spargelpflanzen. Die Preiszettel, welche
umſonſt zu haben, geben die genaueſten Preiſen an.
Bei dem Faktor Will iſt in Kommiſſion zu haben: Erbauungsbuch zur Erweckung
chriſtllcher Geſinnungen und Tugenden, von Johann Balthaſar Muͤller, 45 Kreuzer.
Ferner Erinnerungen wegen der Zehenſchen Vorherſagung, von Johann Georg Gottlob
Schwarz in Alsfeld, 4 Kreuzer.
Der Schumacher Johann Wilhelm Traͤſer iſt geſonnen, nachſtehende Feldſtücke aus
freier Hand zu verkaufen, als: 1Viertel 28 Ruthen Wieſen, No. 3. in der 16ten Ge=
wann
auf der Niederwieſe, beſorcht vem Fürſtl. Waiſenhaus und der Frau Ochſenwirth
Nungeſſerin; 115 Morgen 28 Ruthen, No. 8. auf der Kernwieſe, beforcht Frau Rath
Stpmaͤnnin und dem Ackermann Ewald; ſodann 1 Viertel 91 Ruthe, No. 23. da=
ſelbſt
, beforcht Balthaſar Allmann und Konrad Klein. Liebhabere koͤnnen ſich desfalls
bei dem Eigenthuͤmer melden.
Konrad Stiehler, wohnhaft bei Herrn Lieutenant Wack, iſt willens, ſeinen Garten,
nebſt einem Haͤusgen und Brunnen, im Oberfeld No. 4. in der 22ten Lage am groſen
Wog, enthaͤlt a6 Ruthen 3 Schu, iſt zehendfret, giebt 2 Pf. Beed, und den noch zu
regulirenden Zins wegen dem Ueberſchuß circa 4 bis 5 Alb. jaͤhrlich. Liebhabere koͤnnen
ſich deswegen bei dem Eigenthuͤmer melden.
Ein Garten im Soder, welcher 197 Ruthen haͤlt, und mit einem Haͤusgen und guten
Obſtbaͤumen verſehen, iſt aus freier Hand zu verkaufen. Das Naͤhere iſt bei Ausgeber
dieſes zu erfragen.
Da Donnerſtags den 2ten März 1786 in Gefolg eingelangter gnaͤdigſter Entſchlief=
ſung
, zu Oppenheim in der goldnen Kanne, nach dem auf dortigem Fruchtmarkt aufge=
ſtellten
Probmatter, 83 Malter Gerſt und 300 Malter Epelz, oͤffentlich an die Meiſt=
bietende
verſteigert werden ſollen; als wird ſaͤmtlichen Fruchtliebhabern dieſe Verſteige=
rung
bekannt gemacht, um ſich beliebig bei dieſer Fruchtverſteigerung gegen 11 Uhr ein=
zufinden
. Nierſtein den 20ten Febr. 1786.
Utſch, Hofkammerrath.
III. Vermiſchte Nachrichten.
Nachdem das mit der hieſigen Fuͤrſtl. Zahlen=Lotterie und der Fuͤrſtl. Heſſen= =
nautſchen
Landkaſſen=Lotterie bisher beſtandene Reciprocum zu wechſelſettiger Kollektur=
Aufſtellung hinwiederum aufgehoben worden, und dahero ſothane Landkaſſen= ebenwok
wie die Kurmainzer Klaſſen=Lotterte unter die Anzahl derjenigen gehoͤret, welche in
denen Fürſtl. Regterungs=Ausſchreiben vom 20ten October 1775. und 22ten Mal 1779.
bei 100 Rthlr. oder einer dieſer angemeſſenen Leibesſtrafe verdotten ſind; ſo hat man
dem Publiko ſolches, um ſich weder mit dem Ver= noch Ankauf benannter Klaſſen=
Lotterie=Looſen fernerhin zu befaſſen, mithin ſich fuͤr Strafe zu huͤten, andurch bekannt;
Machen wollen. Darmſtadt den 10ten Febr. 1786.
General=Direction der Hochfuͤrſtl. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen
garankirten Zahlen=Lotterie.
In dem Osmaͤnnlſchen Haus in der Viehhofsgaſſe iſt in dem Vorderhaus ein Logls
zu vermiethen, beſtehend in einer Stube, Kammer, Kuͤche, nebſt noch einer Kammer
und verſchloſſenen Holzplatz.
Ohnweit der groſen Ochſengaſſe iſt ein Logts fuͤr eine ledige Perſon mlk oder ohne
Meubels zu verlehnen. Bef wem ? iſt in der Buſhdruckerei zu erfragen.

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800=750= 600 und 200 Gulden Vormundsgelder, ſodann 400 und 300 Gul=
den
lleger gegen gerichtliche Verſicherung zu verlehnen bereit. Bei wem L iſt in der
Buchdruceret zu erfragen.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſfgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
178ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie.
ſind dieſe Nummern:
20.
30.
35.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Bie 179te Ziehung geſchiehet den 15ten Märl
und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 22ten Fbr. 1786.
Generaldirection der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Zablenlotteris.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 18. bis den 25. Febr. 1786.
Herr von Pretwitz, von Worms. Herr Will, Syndikus von Mainz. Herr von Ohlen=
ſchlager
, Kapitain, und Herr Jahn, Lieutenant, von der Frankfurter Artil=
lerie
, log. im Trauben.
Herr Krieger, Kaufmann von Mainz, log. im Loͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr Klink, Baudirekteur von Hohenlohe, den 18. Febr. Herr von Stophel, von
Mannheim, eod. Herr von Pfefffer, geheimer Rath von Mainz, den 20ten.
Herr Derb, Hofrath von Zweibrücken, den 24ten.

Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 20. Febr., well. des Burgers und Konditers, Hrn Johann Wlhelm Seidels, hin=
terbliebenen
Wittwe, ein Söoͤhnlein.
Den 22. Febr., dem Burger und Strumpfwuͤrkermeiſter, Johann Chriſtian Gloͤckner,
ein Soͤhnlein.
Den 24. Febr., dem Burger und Weisbindermeiſter, Jehann Benjamin Metz, ein
Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 19. Febr., Melſter Johann Philipp Walter,Burger und Schneider allhier; ein
Wittwer, und Marta Katharina, weil. Georg Henrich Schafers, geweſenen
Burgers und Schneidermeiſters allhier, nachgelaſſene juͤngſte eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 20. Febr., Frau Roſina Gertraud, des Fuͤrſtl. Hoftrompeters, Hrn Rudlofs,
Ehefrau, 63 Jahre und 10 Monate alt.
Eod., dem Burger und Handelsmann, Hrn Lorenz Cramer, ein Soͤhnlein, 3 Wochen
und 5 Tage alt.
Den 21. Febr. iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Barbara Eliſabetha Fuchſin,
des verſtorbenen Bereuter Fuchſen hinterlaſſene Tochter, 67 Jahre alt.
Den 23. Febr., Frau Johanna Eliſabetha, wetl. des geweſenen Fürſtl. Kriegsraths,
Herrn Heſſe, hinterbliebene Frau Wittwe, 94 Jahre, 6 Monate und 4 Tage alt.
Den 25. Febr. iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Marta Katharina, des verſtor=
benen
Feldſchützen Reinhezmers zu Groſenbieberau, hinterbliebene Wittwe,
78 Jahre alt.
(Mit einem Anhang.)

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Anhang zu No 9. des Wochenblatts.
A VER TIsSE MEAT.

Es iſt in der Nacht vom 16ten auf den
17ten dieſes in der Behauſung des Herrn Ge=
heimenraths
, Freiherrn von Hofenfels dahier
ein betraͤchtlicher Diebſtahl an Silber, Klei=
dungsſtuͤcken
, Weiszeug und ſonſiigen Effekten
durch einen, ſeit 14 Tagen angenommenen,
neuen Bedienten, mittelſt gewaltſamer Er=
brechung
des Silberſchranks veruͤbet worden.
Dieſer Domeſtique nennt ſich Franz Jaͤger,
oder Jeger von Schlettſtadt gebuͤrtig, allwo
er ſeinem Angeben nach, eine zentlang bei ei=
nem
Kavalier aus Freiburg in Dienſten ge=
ſtanden
, welcher nachgehends eine Frau aus
Schlettſtadtgeheirathet von da ſeie erſei
12 Jahren fort, und zu einem preuſſiſchen
Kavalier, Hrn von Arnheim von Cuͤſtow, in
Dienſten gekommen - mit ſolchem nach
Bruͤſſel gegangen, wo er ſeinen wirklichen,
hier vorgezeigten, Abſchied, ſo wie einen Paß
von dem Gouvernemen (als von Bruͤſſel nach
Wien reiſend) bekommen, ſeine ſamtliche
Erſparnis auf Spizen verwendet, welche ihm
zu Luxemburg als Kontrebande abgenommen
und er dadurch genoͤthiget worden ſeie, aufs
neue zu dienen. Dieſer Purſche iſt von
ſchlankem Wuchs, hat etwas eingefallene Ba=
cken
groſe, ſchwarze etwas tiefe Augen=
braüne
, in einen kurzen Zopf gebundene,
Haare, traͤgt ein Toupee, ſo ziemlich in die
Stirn gewachſen, iſt zwiſchen 3o und 35 Jahre
alt, hat ſtarke Waden, iſt ohngefaͤhr 5 Schuh
6 Zollhoch, und durchzangig ein wohlzehau=
ter
anſehnlicher Menſch, der ſich gut aus=
drucket
und feine Manieren hat. Erſpricht
Italiäniſch, etwas Franzoͤſiſch, und hat nicht
viel von dem Elſaſſer Accent. - Am Tag
ſeiner Entweichung trug er einen gruͤnen
Fraque=Rock mit Klappen und einem groſen
Kragen, merde doie Weſte und Beinkkeider,
und ganz neue Stiefeln, hat auch einen alten
grunen, ihm zugehoͤrigen Fraque=Rock, ei=
ne
kurze, weit ausgeſchnitkene Weſte, des=
gleichen
unter den entwendeten Sachen einen
ſchwarzen Modefraque mit Klappen und Kra=
gen
; nebſt gelben Knopfen, gelben Beinklei=

dern und mannichfarbigen Chillet, orange,
ſchwarz und roſenfarb nicht weniger ei=
nen
dunkelblauen Fraque mit Ponceau= Kra=
gen
und gelben Knoͤpfen, welcher hier zur
Hofuniform getragen wird, nebſt ganz neuen
ſchwarzen ſeidenen Beinkleidern. Da derſel=
be
freiche Kleidungsſtuͤcke in der Garderobe
liegen laſſen, und nachbeſchriebene Schnallen
und feine Hemder mit Batiſte und rei=
chen
Spitzenmanchetten mitgenommen; ſo
iſt wahrſcheinlich, daß derſelbe vorzuͤglich in
Staͤdten mit vorbeſchriebenen Kleidern er=
ſcheinen
und damit verſchiedene Rollen ſpie=
len
werde.
Die entwendete Effekten ſind folgende:
1) 24 Couverls vermeille, durch Kirſchſtein
in Strasburg verfertiget, auf den Loͤffeln
und Gabeln befindet ſich das Wappen des
Freiherrn von Hofenfels, beſtehend in ei=
nem
ſilbernen Schild mit 3 links ſchraͤg=
geſezten
Ringen an den Ecken mit Sternen
beſezt, und auf dem Helm und Hut eine
Krone mit 2 Adlerftuͤgeln.

2) 48 achteckigte Jettons in der in der Groͤſe
eines Sechsbatzenſtuͤcks, auf deren einen
Seite das Wort Jettons, auf der andern
Seite aber das Freiherrlich von Cloſiſche
Wappen gravirt iſt, beſiehend: in einem
Schild, worinnen zwei Schwanen mit der
Bruſt einwuͤrts geſtelt, neun ſchwarze;
runde Kugeln, und in der Mitte ſiehet das
Degenbergiſche Wappen; der Helm iſt mit
einer heidniſchen Krone geziert.

3) 10 ſilberne Kaffeeloffel; theils platt;
theils aber mit einem 8 ir einem Namens=
zug
marguirk.
4) Ein Paar ſilberne mit Gold plattirte und
goldenen Perlen beſezte viereckigte Schnal=
len
, und einem andern Paar; kettenfoͤr=
mig
gearbeitet.

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5) Ein ſeines Rohr, ohngefahr 3 Schuh erſtere ſich auch durch den Fronz Jager zum
hoch, mit einem goldenen und Perlen be=
ſezten
Knopf en forme de Champignon.
6) Etwas uͤber zwei Duzend ſeidene Struͤm=
pfe
, mit v. L bezeichnet.
7) Hemder und Schnupftuͤcher mit C. v. H.
feinem Batiſte, theils von guten Winter=
und Sommerſpitzen.
9) Einer geladenen Piſtole, nebſt einem in
mit ſchwarzem Grif und feiner Stahl=
arbeit
.
Das uͤbrige Fehlende iſt zur Zeit noch un=
bekannt
.
Einige Tage vor dem Diebſtahl lieſſen ſich
verſchiedene verdaͤchtige Leute dahier blicken.
Unter andern wurde durch den Franz Jaͤger
bei Herrn Geheiwenrath von Hofenfels ein burg zu gehen willens zu ſeyn vorgegeben,
ſicherer Purſche unter dem Namen von Ro= ſo wird aus dieſen Umſtaͤnden wahrſcheinlich,
ſenthal gemeldet, von kleiner Statur, blon=
den
Haaren, dem Anſehen nach 29 bis 30.
Jahre alt, geht etwas gebuͤkt, traͤgt einen
und Stiefeln, ſpricht ziemlich gut, ſcheinrt
geh. te Almoſen, und hatte ein Atteſtat von Uhr, zu Saarbruͤcken vereiniget habe.
der Reichsſtadt Offenburg bei ſich; nach wel=
chem
derſelbe ſeine Verwandten zu Zweibruͤk=
ken
, dergleichen aber keine dahier vorfindlich
ſind, zu beſuchen willens geweſen ſeyn ſolle.
Ihm folgte einige Tage nachher ein an=
derer
Kerl, angeblich ſein Bedienter, geſellen genaue Kundſchaft zu ſtellen, dieſelbe
kurzer, dicker Statur, ſchwarzen Angeſichts)
mit geknupfen Haaren, einem ſchlechten
grauen Rock, welcher des naͤmlichen Mor=
gends
, den 17ten gegen 10 Uhr in Saar=
brücken
mit dem von Roſenthal zuſammen
gelommen. Zu eben der Zeit bemerkte man
dahier eine Weibeyerſon, ihrem Angaeben nach
eine Spitzenhaͤndlerin von Lauſanne, mit ez= Febr. 1786.
nem Kerl, ſchwarzen Angeſichts, welche bei=
de
ſich ſehr verdaͤchtig anlieſſen, und wovon

Almoſen melden ließ.
Dadurch, und durch die aller Orten an=
gebene
erdichtete Umſtaͤnde, wurde wahr=
ſcheinlich
, daß dieſelbe mit dem Franz Jager
in Verbindung ſtehen.
marquirt, deren Zahl man richt beſtim=, Nach einer geſtrigen Nachricht hat ſich ein
men kann, die Manchetten ſind theils von Purſche Morgens um 7 Uhr, ſechs Stunden
nach veruͤbtem Diebſtahl, in der Gegend von
Rothalben, 5 Stunden von hier, als ein
von Hofenfelſiſcher Bedienter gemeldet, den
8) Obeſchriebene 2 Fraquen und Zugehor. man daher für den Franz Jaͤger haͤtte halten
ſollen. Da aber ſo eben die zuverlaͤſſige Nach=
Muͤnchen verfertigten neuen Hirſchfaͤnger richt eintriſt, daß ein, nach obiger Beſchrei=
bung
, dem Franz Jaͤger aͤhnlicher Kerl, ge=
ſtern
in dem Naſſauiſchen Ort Fuͤrth, auf der
Route nach Trier, Morgens um 7 Uhr ſich
eingefunden, der daſelbſt die obbeſchriebene
Spielpfennige verkauft und den ſchwarzen
Frack verſchenkt, auch den Hirſchfaͤnger und
eine Piſtole bei ſich gehabt, ſich fuͤr einen
Grafen ausgegeben, ſehr aͤngſtlich und ver=
legen
ausgeſehen, und nach Trier and Luxem=
daß
dieſes der aͤchte, und der auf dem Weg
von Rothalben, allenfalis der Kerl von der
Spitzenhaͤndlerin ſeyn muͤſſe. Es bleibt auch
abgeſchabten Rock von grauem Pequeſchzeug, ſehr verdaͤchtig, daß der vorgebliche Bediente
des von Roſenthals ſich mit Lezterm des naͤm=
artig
und manierlich zu ſeyn. Derſelbe be= lichen Tags, den 17ten, Morgens um 10
Alle und jede fremde Obrigke ten werden
demnach gebuͤhrend erſucht, auf dieſen ge=
faͤhrlichen
, mit Gewehr verſehenen. Dieb,
Franz Jager= und deſſen vermuthliche Mit=
auf
Betretten zu arretiren, von allem, was
von deren Route, und mitgenommenen Ef=
fekten
; in Erfahrung gebracht, oder noch
bringen, an allhieſiges Oberamt ſchleunigſt
zu ertheilen, und in allen Faͤllen gleich nach=
barlich
rechtlicher Huͤlfe und Willfahrigkeit
gewaͤrtig zu ſeyn. Zweibruͤcken den 17ten
Herzogliches Oberamt allda.
Lerſe.