Anno 1785. den 26. September.
Num. 30.
2.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
enzeigungo.
zu finden in der
Hof= und Canzley=
Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Blatt,
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
kr. Pf
Ein 15 Ochſenfleiſch
1 = Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch =
Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch =
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl.,14
1 Speck =
5
12
1 „ Nierenfett.
2
1 = Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a 8
10
Ein Kalbsgeluͤng
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung =
1. Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt= 11
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung: 32
Ein Kalbskopf =
Ein Hammelskopf
Ein
Kalbsſus=
fl . kr.
30
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
4e
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
20
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl =6
kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 30
1 Kpf. geſchaͤlter Hirſen = 40
1 Kpf. grobgeſch. Gerſte 32.40,48
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 64180
1 Kumpf Erbſen = 24
1 Kumpf Linſen =
28
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe =
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
116 friſche Butter 16
1= Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 4=5 Stuͤck
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Caxe und Gewicht.
Pf., L.2.
Vor2kr. Brodſollwiege 1 8
Vor4kr. dito 2 1 16
Vor6kr. dito =
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod= j. 11½2
Vor 2kr. dito
Vor1kr. Waſſerweck=
I0
Vor1 kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 2 Pf.
Fuͤrſtl Heſſiſche Polizeydeputation dahier.
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtglich ſind.
1. Sachen, ſo zu verkaufen.
Demnach des weil. Burger und Schneidermeiſter Wolfgang Philipp Fichtners in der
langen Gaſſe, zwiſchen der Kaplaneigaſſe und Leidecker Schuler gelegene Haus und
Hof=
keithe, ſodann deſſen auf dem Heerdweg zwiſchen Braumuͤllerin und Geyer gelegene
Wingert, um die Erben behoͤrtg auseinander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſtkuͤnftigen Bättag
auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſtekt uud dem Meiſtbietenden uͤverlaſſen werden
ſollen; als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende
ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 22ten September 1785.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme des Burger und Ktefermeiſter Johann Peter Herzbergers in der groſen
Kaplanetgaſſe, zwiſchen dem Invalid Maurer und Sulzmann, gelegene Wohnhaus und
Hofreithe, Schulden halber, naͤchſtkünftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus öffentlich
aufgeſtekt und dem Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende
hiermit bekannt gemacht, damit die Luſtragende ſich alsdann einfinden und mubieten
moͤgen. Darmſtadt den 12ten Seytember 1785.
Fuͤrſt Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Dienſtags den 27ten September= Nachmittags um 3 Uhr, werden im Pfarrhof zu
Münſter 47 Ohm pur Rheingauer Wein, von den Jahren 79. 80. 81. und 83. gegen
baare Bezahlung öffentlich verſteigt werden.
II. Vermiſchte Nachrichten.
In des Schumacher Helfmanns Behauſung in der groſen Ochſengaſſe iſt im zweiten
Stockwerk ein Logis zu vermiethen, beſtehet in zwei Stuben, Kammer, Kuͤche und
Hokzkammer.
Auf dem Markt in No. 5a7. iſt ein Logis auf dem Seitenbau zu vermlethen, beſtehet
nn 2 Stuben, Kuͤche und 2 Bodenkammern.
Am Schloßgraben iſt ein Logis zu vermiethen, beſtehet in 2 Stuben,
Stubenkam=
mer, Kuͤche, Küchenkammer, Holzplatz, Keller und Boden. WoL iſt bei Ausgebern
Lieſes zu erfragen.
a50 und 300 Gulden Puvllengelder, ſodann g00 Gulden llegen gegen ſichere
gerichtliche Hppothek im Ganzen oder Fertrennt zum Auslehnen bereit. Bei wem 2 iſt in
der Buchdruckeret im Lottohaus zu erfrogen.
Ein kleines ſpantſches Rohr mit etnem gelben Knopf iſt im Palals verloren gegangen.
Der Finder welcher ſolches in die hieſige Buchdruckeret ins Lottohaus lefert, hat ein
ſehr gutes Trinkgeld zu erwarten.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitäten vollzogenen
101ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Marburgtſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie,
ſnd dieſe Nummern:
S.
35.
66.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 171te Ziehung in Darmſtadt geſchiehet den
28ten Sept. Die 238te Rehung in Caſſeb, den 5ten Oct. Die 102e Ziehung in
Mar=
burg, den r2ten October, und ſo fort von 3zu3 Wochen. Darmſtadt den 2r. Sept 1785.
nloneris.
Angekemmene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 17. bis den 24. Sept. 1785.
Herr Jüngſt=Mafor, Herr von Arnſtaͤdter Kapitaln, Herr Reichmann, und Herr
von Raſtaesky, Lieutenants, in hollaͤndiſchen Dienſten. Herr Schwabheuſer,
Konſulent, und Herr Schmitt, Kaufmann. von Weimar. Herr Schroͤder
Krlegsrath, und Herr Keller, Regiſtrator, von Heſſen=Caſſel. Herr Reichert,
Hofgerichtsrath von Mannheim. Herr von Schwarz, Kapitain in pfaͤlztſchen
Dienſten, log. im Trauben.
Herr Wenzel, Kaufmann von Heilbronn, log. im Engel.
Herr Tuͤchert, Bildhauer von Frankfurt, log. im Ochſen.
Herr von Schullenberg, aus Schwaben. Herr Welker, Marſchkommiſſarius von
Alsfeld, log. in der Kron.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers:
Herr von Buſch, Major in hollaͤndiſchen Dienſten, den 17. Sept.
Herr Kiefer, Peſthatter von Pirmaſens, den 19ten.
Herr Pfersdorf, Kaufmann von Pirmaſens, eod.
Herr von Verſchuer, Kapitain, Herr von Gruͤter, und Herr von Eglt,
Lieutenants=
in hollaͤndiſchen Dienſten, eod.
Herr von Zillnhard, Obriſtleutenant in hollaͤndiſchen Dienſten, den 20ten.
Herr Will, Adjutant in franzoͤſiſchen Dienſten, eod.
Herr Uhl, Konſulent von Heilbronn, eod.
Herr Helmuth, Amtmann von Korben, eod.
Herr von Guttenberg, aus Rußland, den 21ten.
Herr von Nordenſtadt, eod.
Herr Schmalz, Hofrath von Mannheim, eod.
Herr von der Muͤlle, Kapitain in hollaͤndtſchen Dienſten, den 23ten.
Herr von Kreuzer, Präſident von Zweibruͤcken, eod.
Herr von Hohenfels, geheimer Rath von Zweibrücken, den 2aten.
Gebohrne, Getaufte, und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 18. Sept., dem Burger und Schloſſermeiſter, Johann Georg Lerch, ein Soͤhnlein.
Den 23. dem Fuͤrſtl. Hofgaͤrtner, bei Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht der
verwitt=
weten Fürſtin Georg, Hrn Schneeberger, ein Toͤchterlein.
Den 24. 5 dem Burger und Weisgerbermeiſter, Johann Nikolaus Seger, ein
Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Hen 19. Sept., dem Burger und Mezgermeiſter, Johann Frtedrich Jacobt, ein
Sohn=
lein, 7 Monate alt.
Den 21. 5 dem Burger und Weisbindermeiſter, Ludwig Kark Becker, ein
Soͤhn=
kein, 1 Morat und 19 Tage alt.
Den 2. k Marka Margaretha, des Burgers und Schneidermelſters, Johann
Peter Orts, Ehefrau, 92 Jahre alt.
Den 23. k, eine Hoſpitaltin, Cbriſtina, des verſtorbenen Gartenknecht Wenzels
Frau, 72 Jahre alt.
Unerwartete Rechnung.
Peter der Groſe, der auf die innere Oekonomie ſeines weitlaͤuftigen
Reichs eben ſo aufmerkſam war, als auf das politiſche Syſtem im Ganzen, und
der ſich zu Beobachtungen herunter ließ, die vielleicht ein anderer fuͤr ſeine Wuͤrde
zu niedrig gehalten haͤtte, bemerkte, daß einige Herren an ſeinem Hofe einen
Aufwand machten, der, nach ſeiner Berechnung, mit ihren Einkuͤnften in
kei=
nem Verhaͤltnis ſtand. Er ließ einen von dieſen Herren zu ſich in ſein Kabinet
kommen, und fragte ihn auf eine ſehr vertrauliche Art: wie viel ihn jaͤhrlich
ſeine Haushaltung koſte? Der Ruſſe, der vielleicht in ſeinem ganzen Leben zum
erſtenmal auf dieſen Gedanken gebracht wurde, entſchuldigte ſich mit der
Unwiſ=
ſenheit, und bat den Kaiſer um Erlaubnis, ſeinen Haushofmeiſter zu rufen, der
ihm ohne Zweifel ſogleich eine Berechnung daruͤber wuͤrde machen koͤnnen.-
Du weißt alſo nicht einmal, was du jaͤhrlich brauchſtL verſezte der Kaiſer; ich
haͤtte dich fuͤr einen vernuͤnftigern Mann gehalten; aber laß einmal ſehen, ob
wir die Rechnung nicht ſelbſt machen koͤnnen. Auf einige hundert Rubel mehr
oder weniger ſoll es uns hierbei nicht ankommen; wir werden doch ohngefaͤhr die
Hauptſumme herausbringen.
Der Knaͤs mußte ſich zu dem Kaiſer an den Tiſch ſetzen, und nun fieng
dieſer an, ihm alle ſeine hauptſaͤchlichſten Ausgaben, nach dem Verhaͤltnis des
Aufwandes, den er an Pferden, Bedienten, Kleidern, Gaſtereien und
derglei=
chen machte, vorzurechnen. Der Kaiſer nahm alles aufs billigſte, und brachte
doch eine Summe heraus, uͤber welche der Ruſſe erſchrack, ob er gleich mchts
dagegen einzuwenden wußte.
Nun wollen wir auch einmal ſehen, fuhr der Monarch fort, wie hoch ſich
deine Einkuͤnfte belaufen. Dieſe wußte der Hofmann noch ſo ziemlich zu
berech=
nen; er mochte aber auch alles aufs genauſte kalkuliren, ſo brachte er doch kaum
halb ſo viel heraus, als ſeine Ausgaben betrugen. Der Kaiſer ſah dem
beſtuͤrz=
ten Verſchwender mit einem Blik in die Augen, der ihm nichts Gutes ankuͤndigte.
Er ſieng an, auf Ausfluͤchte zu denken; Peter ließ ihm aber keine Zeit darzu.
Boͤſewicht! ſagte er zu ihm, du betruͤgſt alſo entweder mich oder meine
Unter=
thanen; und in dem Augenblik ergrif er ihn bei den Haaren, und ſtrafte ihn
nach ſeiner gewoͤhnlichen Art, auf der Stelle ſo nachdruͤklich, daß der erſchrockene
Ruſſe ſich kaum auf den Fuͤſſen erhalten konnte. Gehe jezt hin, beſchloß er
endlich ſeine Strafpredigt, gehe jezt hin, und laß dir von deinem
Haushofmei=
ſter auf eben die Art Rechnung ablegen; lernt aber beide, daß man nicht mehr
verthun muß, als man einzunehmen hat, und daß derjenige, welcher auf
Un=
koſten ſeines Herrn oder anderer ehrlichen Leute Staat macht, ein eben ſo
ſtraf=
barer Betruͤger iſt, als der Dieb, der mir meine Kaſſe beſtiehlt, oder der
muth=
willige Banqueroutirer, den unſere Geſetze auf die Galeeren verdammen.-
Sogleich entſtand eine groſe Reform in den Haͤuſern aller derer, die nicht Luſt
hatten, dem Kaiſer von ihrer Einnahme und Ausgabe perſoͤnlich Rechnung
ab=
zulegen.