Darmstädter Tagblatt 1785


20. Juni 1785

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Anno 1785.
den 20. Junius.
Num. 25.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnädigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu
finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio
ſches Frag=und
Oratt
Hochfuͤrſtlichen
Buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. 19
Ein E Ochſenfleiſch
Rindfleiſch
= Kalbfleiſch
1 Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch
1 = Schinken u. Doͤrrfl.114
Speck= 15
Nierenfett 12
1
1 = Hammelsfett, 10
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a 8
Ein Kalbsgeluͤng= 10
Ein Hammelsgeluͤng=
1E6 Ochſengeluͤng =
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung, 32
Ein=Kalbskopf
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
er
.
Ein Malter Korn =
26
Ein Malter Gerſten =
30.
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
50
Ein Malter Hafer
20.
Ein Malter Rockenmehl=
50
Ein Malter Weismehl

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 30
1 Kpf. geſchaͤtter Hirſen = 140
1 Kpf. grobgeſch. Gerſie 32.40148
1 KpfkleingeſchaͤlterGerſten 6480
1 Kumpf Ervſen =
24
1 Kumpf Linſen =
28
1 Maas Merz=oder Lagerbier!
im Hauſe=
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh= oder Geiſemilch
1E friſche Butter = 13
1 = Handkaͤs der beſten =
Die uͤbrige Handkaͤſe 3=4Stuͤck
Eyer 6 auch 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brod=Laxe und Gewicht.
Pf. L. 2.
Vor2kr. Brodſollwiege 30
Vor4kr. dito 1 l25
Vor6kr. dito.
Vor1kr. Kuͤmelbrododer
Gemiſchtesbrod=
Vor 2kr. dito
Vor1kr. Waſſerweck=
Vor1 kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod=
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 10 Kr.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizey deputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
ddd.
I. Edictalladung.
Nachdeme auf beſchehen eigenes Nachſuchen des Fuͤrſtl. Regierungsrath Herrn Mol=
Ungers allhier und ſofort ergangene Fürſtl. Regierungsverordnug. zu vollſiaͤndiger
Berichtigung jenes Vermoͤgens und Schuldenſtands, alle deſſen noch zur 3 i unbekannte
Glaͤubiger, welche an etſagten Herrn Regierungsrath etwas zu fordern vermeinen,
öffentlich vorgeladen= und zu Beſchetntgung und kig lidation ihrer Forderungen ange=
wieſen
werden ſollen; ſo werden hiermit erſagte Glaͤubiger edialiter und peremtorie
etirt, Mittwochs den 29ten hujus, Morgens 10 Uhr, auf allhieſig Fürſil. Regterungs=
kanzlel
zu erſcheinen, ihre credita rechtserforderllch zu llguidiren, und wegen ihrer Bes
friedigung wetterer rechtlichen Verfuͤgung entgegen zu ſehen, im Ausbleibungsfall aber
ſich zu gewaͤrtigen, daß ſie mit ihren Forderungen nicht mehr gehoͤret= ſondern praͤ=
kludtret
werden ſollen. Sign. Darmſtadt den 1ten Juni 1785.
Ex commiſſione.
Hofmann, Fürſtl. Heſſ. Regierungsſekretarius daſ.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Demnach des hieſigen Burger und Baͤckermeiſter Peter Schnaubers
in der Viehhofsgaſſe zwiſchen Andreas Pfeiffer beiderſeits gelegene Wohn= und Backhaus.
Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt
und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hiermit
bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt den 17ten Junit 1785.
Faͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Es wird hiermit dem Publiko bekannt gemacht, daß naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag, den
6ten Julit, auf hieſigem Rathhaus das zwiſchen des Schumacher Gretzingers Behauſung
und dem Spinnhaus gelegene Bierbrauer Weidenbachiſche Haus, ſowohl das Vorder=
als
das Hinterhaus, nebſt dem dazugehoͤrigen Brauhaus und Staͤllen, und der zu jedem
dieſer Haͤuſer gehoͤrige Antheil Hof; entweder beide zuſammen oder jedes gllein, oͤffent=
lich
an den Meiſtbietenden verſteizt werden ſollen. Es koͤnnen ſich alſo die Liebhaber in
dem erwaͤhnten Termin einfinden und mitbieten. Darmſtadt den 3ten Junn 1785.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Pberamt daſelbſt.
Das ſo oft in Paris mit vielem Beifall aufgefuhrte Luſtipiel, betitelt: Der luſtige
Tag, oder die Hochzeit des Figaro, iſt in der Buchdruckeret im Lottohaus für 40 Kreuzer
zu haben.
Drei weingruͤne Stuͤckfaͤſſer mit eiſernen Reifen, worunter zwei mit Thuͤren, ſind
zu verkaufen. Liebhabere koͤnnen in gedachter Buchdruckeret das Naͤhere erfahren.
III. Vermiſchte Nachrichten.
In der Fritziſchen Behauſung in der neuen Vorſtadt iſt eine geraͤumliche Wohnung
auf dem Hinterdau zu vermiethen, welche ſogleich bezogen werden kann.
Bei dem Spezerethaͤndler Cramer, in der Holzſtraſe, iſt ein Logis im 2ten Stock
zu vermiethen, beſtehet in einer Stube, Stubenkammer, ſodann noch einer Kammer,
Dachſtuͤbgen und Holzolatz; welches ſogleich zu beziehen iſt.
In der neuen Vorſtadt nach dem Frankfurter Thor No. 603. iſt auf dem Seitenbau
auf gleicher Erde ein Logis, beſtehend in einer ſchoͤnen Stube, Stubenkammer, Kuche,
Keller und verſchloſſenen Holzplatz, an eine ſtille Haushaltung zu verlehnen, faͤnde ſich
ein Liebhaber ledigen Stands, ſo kann auf Verlangen; die Kuͤche und Keller zuruͤckge=
nommen
, und das Logis kann mit Anfang Auguſt bezogen werden; naͤheren Beſcheid
bekommt man in der Buchdruckerei im Loktohaus.
Dreihundert Gulden Vormundsgelder ſind gegen gerichtliche Sicherheik auszulehnen.
Bei wem? wird in der Buchdruckeret. im Lottohaus geſagt.

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Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenkn
166ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Dermſtaͤdtiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterte,
ſind dieſe Nummern:
8.
25.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 234te Ziehung in Caſſel geſchiehet den 22ten
Junit. Die 97te Ziehung in Marburg, den 29ten Juntt. Die 167te Ziehung in Darm=
ſtadt
, den 6ten Julit, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 15. Junt 1735.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jahlenloterie.

Angekoyumene freinde Herrn Paſſagiers.
Vom 11. bis den 18. Junii 1785.
Herr Paſtor, hollaͤndiſcher Kapitain. Herr Paſtor, K ufmann aus Achen. Herr
Stark, Doktor von Frankfurt. Herr Kutertehmen, Poſtmeiſter von Alsfeld=
lo
9. im Trauben.
Herr Tuͤchert, Bildhauer von Frankfurt. Herr Hellinger, Stuketurarbeiter von Offen=
bach
, log. im Ochſen.
Herr Morelli, Baumeiſter von Frankfurt, log. im Engel.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Durrwangen, log. im Schwanen.
Herr Leß, Handelsmann von Frankfurt. Herr Hümghaus, Handelsmann von Iſſer=
lohe
, log. in der Kron.
Herr Klotz, Handelsmann aus Itallen, log im Loͤwen.
Ab= und durchgereiſe Herrn Paſſagiers:
Ihro Hochfürſtl. Durchlaucht der Herr Herzeg von Sachſen=Meinungen, den 14. May.
Herr von Gemehl, Generalmajor vom Oberrheiniſchen Kreis, eod. Herr von
Buſch, hellaͤndiſcher Major, eod. Herr Loͤſch, Kavitain vom hannoͤveriſchen
Jaͤgerkorps, eod. Herr von Paͤrſchner, daͤniſcher Geſandter, den 15ten. Herr
Schwin, Kurpfaͤlztſcher Hofkammerrath, den 17ten. Herr Frieſenius, Re=
glerungsrath
von Friedberg, eod.
Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 12. Junl, dem Burger und Wetsbindermeiſter, Johann Chriſtoph Kuͤhnly, Zwl=
linge
; beide Soͤhnlein.
Eod., dem allhieſigen Tanzmeiſter, Hrn J. Buͤtſch, von Mannheim gebuͤrtig, ein Soͤhnl.
Den 17. Junit, dem Burger, Kiefer= und Bierbrauermeiſter, Johann Jonas Kleber,
ein Soͤhnlein.
Getauft bey der evangeliſch= reformirten Gemeinde.
Den 4. Junti, dem Burger und Schumachermeiſter, Philipp Scherf, ein Soͤhnleln;
Namens: Joſtas.
Copulirte.
Den 14. Junni, Alexander Geiſt, Kutſcher, bei dem Fuͤrſtl. Oberſchenk allhier, Herrn
von Vontkau, Joh. Konrad Geiſts Gemeindsmanns zu Ruvertenrod.
im Riedeſeliſchen, vierter ehelicher Sohn, und Dorothea, weil. Johan=
nes
Appels, geweſenen Mousquetlers unter dem allhieſigen Füͤrſtl. Loͤbl.
Leib=Infanterieregiment, nachgelaſſene eheliche Tochter.
Den 16. Junit, Johann Peter Genshetmer, ein Wittwer, Bedienker bei dem Fuͤrſtl.
Oberſchenk allhier, Herrn von Ponikau, und Jafr. Eliſabetha, Herrn
Chriſtoph Ammelungs, Fuͤrſtl. Schulthetſen in dem Auch, im Fürſtl.
Leiningtſchen, aͤlteſte eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 15. Junll iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Anna Chriſtina, des Burgers
und Leineywebermeiſters, Helwig Herzbergers, Ehefrau, 56 Jahre alt.

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Den 16. Iunli, dem Burger und Hofuimmermanmeiſter, Georg Kaſpar Gluckert, ein
Soͤhnlein, 7 Monate und 3 Tage alt.
Den 18. Junti, dem Burger und Meſſerſchmiedmeiſter, Jacob Theodor Jacobi, ein
Toͤchterlein. 3 Jahr= und 6 Monate alt.
Sonderbare Belohnung.
Siptus der Fuͤnfte wollte einſt, da er noch ein Franziskaner im Kloſter
zu Macerata war, ein paar Schuhe kaufen, fuͤr welche der Schuſter ſieben
Jules forderte. Da Sixtus deren nicht mehr als ſechs bei ſich hatte, ver=
ſprach
er ihm den ſiebenden mit der Zeit nach zu bezahlen. Ja, verſetzte der
Schuſter, vielleicht wenn Ihr Pabſt ſeyn werdet. Wenn Ihr bis
dahin Geduld haben wollet, antwortete Sixtus, ſo ſoll er zuſamt
den Zinſen abgefuͤhret werden. Hieruͤber lachte der Schuſter und ſprach:
Wohlan, weil ich Euch ſo geneigt ſehe, Pabſt zu werden, ſo will
ich mit der voͤlligen Bezahlung ſo lange warten.
Nachdem Sixtus wirklich Pabſt worden war, erinnerte er ſich eines
Tages dieſes Handels, und ertheilte dem Statthalter zu Macerata ſogleich Be=
fehl
, ſich nach dieſem Manne zu erkundigen, und ihn, dafern er noch lebte,
durch ſeine Leute nach Rom bringen zu laſſen, ohne zu wiſſen, warum?-
Hieruͤber machte ſich der arme Schuſter tauſend Gedanken, indem er unmoͤglich
begreifen konnte, was ihm doch der Pabſt zu ſagen haben moͤchte, und ſeine
Verwunderung und Furcht vermehrte ſich, je naͤher er der Stadt Rom kam.
Als man ihn endlich fuͤr den Pabſt fuͤhrte, fragte ihn Sixtus: ob er ihn
jemals zu Macerata geſehen? Nein, antwortete der arme Mann mit Zittern
und Beben. - Erinnerſt du dich nicht, fuhr Sixtus fort, daß du einſt=
mals
einem Franziskaner einen Jule geborgt? Der Schuſter zuckte die Achſel,
weil er ſich einer Sache, die vor vierzig Jahren geſchehen, nicht mehr erinnern
konnte. Wohlan, ſagte Sixtus, ich weiß, daß ich dein Schuldner bin,
und erzaͤhlte ihm die ganze Geſchichte. Hierauf ließ er ſeinen Zahlmeiſter rufen,
und befahl ihm, dem Schuſter das Kapital ſamt den Zinſen, nach 5 pro Cent
fuͤr 40 Jahre, zuzuſtellen; da denn die ganze Summe 3 Jules machte. Nach=
dem
der Schuſter dieſelbe erhalten, entließ ihn der Pabſt; befahl aber, daß man
auf ſeine Stellung und Worte genau Acht geben ſollte. Der Schuſter gieng mit
Murren aus dem Pallaſt, und ſprach zu ſeinen Landsleuten, die ihn vor der Thuͤre
erwarteten: Man denke doch, der Pabſt laͤßt mich eine ſo weite Reiſe thun, die
mich auf 20 Thaler zu ſtehen kommt, nur damit er mir 3 Jules geben moͤchte.
Ey, wenn er ſie doch zum Henker hin behalten, und mich zu Hauſe gelaſſen haͤtte.
Er begab ſich ſofort aus Rom, hielt ſeine 3 Jules ſtets in der Hand, wies ſolche
einem jeden, der ihm begegnete, und ſchrie gen Himmel um Rache wider den
Pabſt. Dieſes alles ward dem Pabſte hinterbracht, und Sixtus lachte herzlich
daruͤber, und ließ den Schuſter nochmals vor ſich kommen. Als er ſich wieder
einfand, fragte ihn der Pabſt, ob er Kinder habe, und da er vernahm, daß
ſein Sohn ein Prieſter war, machte er dieſen zum Biſchoff, und uͤberhaͤufte
den Schuſter und ſeine Familie mit Freude und Ehre.