Darmstädter Tagblatt 1785


14. Februar 1785

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Anno 1785.
den 14. Februarius.
Num. 7.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
rnzeigungs
.
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſehem
Privilegio.
ſches Frag=und
vlattgen,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckeren.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
s2
Ein E Ochſenfleiſch
1 = Rindfleiſch 5½ kr. a. 6
1 = Kalbfleiſch
6
1 = Hammeifleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
1 Schinken u. Doͤrrfl. 13
1 = Speck= 15
1 Nierenſett 12
1 Hammelsfett= 10
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6a 8
Ein Kalbsgeluͤng= 10
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung =
1 Suͤlzen = 2
Bratwuͤrſt = ½
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oderger. Ochſenzung,32
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus
r.
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
50
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240,48
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 6480
1 Kumpf Erbſen = = = 124
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe =
Maas Kuh= oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter 15 116
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 6 u. 7 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
P
Vor 2kr. Brod ſoll wiege 1
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
Vor2kr. dito
Vor 1 kr. Waſſerweck,
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod =
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 9 Kr.

Fuͤrſtl. Heſſiſehe Polizeydeputation dahier

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Vermaͤchtnise Sachen.
Darmſtadt. Der ſel. Geheimde Rath und Oberjagermeiſter von Riedeſel hat
Sechshundert Gulden fuͤr hieſige wahre beduͤrſtige Hausarme und Vierhun=
dert
Gulden dem F. Waiſenhaus vermacht. Die Auszahlung des erſten Vermaͤcht=
niſſes
wird den 9ten März l. J., als ſeinem ſonſtigen Geburtstag, Vormittags zehn
Uhr im F. Jagdhaus allhier geſchehen und brauchen diejenige, welche aus der Armen=
kaſſe
unterſtuͤtzt werden, ſich weiter nicht zu legitimiren. Wegen aller andern aber
muͤſſen noch vor der Austheilungszeit zur vormundſchaftlichen Rechtfertigung fuͤr die
Zukunft aufzubewahrende Zeugniſſe glaubhafter Perſonen eingeſendet werden und ſollen
uͤbrigens diejenige, ſo ihrer Umſtaͤnde halber ſich nicht perſonlich einfinden koͤnnen,
die ihnen zufallende milde Beiſteuer frei ins Haus uͤberſchickt bekommen.
Gagert.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme das Burger und Kiefermeiſter Herzbergiſche= in der Ka=
phaneygaſſe
allhier gelegene/ von den Sulzmaͤnniſchen Erben und Tambour Maurer be=
furchte
Wohnhaus, dringender Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhteſigem
Rathhaus öffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; als wird=
ſolches
zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann ein=
finden
und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 4ten Febr. 1785.
Fuͤrſtl. Beſſ. Oberamt daſelbſt.
Nachdeme des Burger und Kiefermeiſter Friedrich Wilhelm Schnaubers allhier in
der kleinen Ochſengaſſe zwiſchen dem Baͤckermeiſter Jacobt und Orehermeiſter Sinnigſohn
gelegene Wohnhaus, weiter das ſogenannte Buͤttneriſche Haus in der alten Vorſtadt
naͤchſt dem Sporenthor gelegen, ſodann eine Wieſe, die Pfarrwieſe genannt, ein Win=
gert
am Herlenweg und ein Garten vor dem Sporenthorgelegen, um die Erben behoͤrig
aus einander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſikünfkigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich
aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden überlaſſen werden ſollen; als wird ſolches zu dem
Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſitragende ſich alsdann einfinden und mit=
bieten
moͤgen. Darmſtadt, den 11. Februar 1785.
Faͤrſtl. Beſſiſches Gberamt daſelbſt.
Mittwochs den 23ten naͤchſtkommenden Monats Februar, Morgens 10 Uhr, ſollen
in dem Gaſthaus zum Trauben dahier, ein eingefuͤhrter Poſlzug aus Aſchwarzen Meck=
lenburger
Stuttenpferden beſtehend, ſodann ein dunkelbrauner Englaͤnder, der gut zu=
geritten
, gegen gleichbaldige baare Bezahlung an den Meiſtbietenben oͤffentlich verkauft
werden, welches dem kaufluſiigen Publiko zur Nachricht hierdurch bekannt gemacht wird.
Darmſtadk den 29ten Jan. 1785.
Im Rederfeld, richter und linker Hand der breiten Allee, iſt ein Garten, 42 und
eine halbe Ruthen haltend, mit einem einſtoͤckigen Haͤusgen verſehen, und ringsum mit
neuen kannenen Planken umgeben, aus freyer Hand zu verkaufen. Das Weitere kann
in der Buchdruckerei im Lottohauſe erfragt werden.
III. Vermiſchte Nachrichten.
Eintauſend Gulden Spitalkaſſengelder, und 1000 fl. Pupillengelder koͤnnen allſtund=
Uch gegen gerichtliche Hypotheken ſowohl im Ganzen als zertrennt ausgellehen werden.
Bei wemL wird in der Buchdruckeret im Lottohauſe geſagt.
Nahe bet der Stadtkirche ia Nro. 278 ſind zwet Logis zu vermiethen, bas eine be=
ſtehet
in 2 Stuben, 1 Kammer, Kuͤche, Keller und Halzplatz, das andere in 2 Stuben
und Holzplatz; erſteres kann im April, das 2te aber ſogleſch bezogen werden.

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In der langen Gaſſe No. 19r ſind zwel Logis zu verlehnen, beſtehen in Stube, Kans
mer, Küche, Keller und Holzplatz, welche ſogleich bezogen werden koͤnnen.
Ohnweit dem kleinen Röhrbrunnen iſt ein Logis, welches auf die Straſe gehet, zu
vermiethen, beſtehet in einer Stube, Kammer, Küche und verſchloſſenen Holzplatz.
Das Naͤhere iſt in gedachter Buchdruckeret zu erfragen.

Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
160ſten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen gnaͤdtgſt garantirten Zahlen=Lotterie,
ſind dieſe Nummern:
22.
50.
4
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 227te Ziehung in Caſſel geſchiehet den 16ten
Febr. Die 91te Ziehung in Marburg, den 23. Febr. Die 161te Ziehung in Darmſtadt,
den 2. Maͤrz, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 9. Febr. 1785.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Zablenlotterie.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 5. bis den 12. Febr. 1785.
Herr Bayer, Kaufmann aus Dresden, log. im Trauben.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrrwangen. Herr Boͤck, Herr Meyer und Herr Koch,
Spitzenhändler aus Jehringen, log. in dem Schwanen.
Herr Birong: Student aus Alzet, log. in dem Ochſen.
Herr Wenzel, Galanteriehaͤndler aus Mainz, l99. in dem froͤhlichen Mann.
Herr Bitſch, Tanzmeiſter aus Mannheim, log. in dem Loͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Baron von Groſchlag, von Dieburg, den 5. Februar. Herr von Einſiedel, gewe=
ſener
hollaͤndiſcher Kapitain, eod. Herr von Buchholz, von Mannheim, den
6ten. Herr Venter, Hof=Kammerrath von Zwetbrücken, eod. Herr von
Riedeſel, Obriſter in Kaiſerlichen Dtenſten, den 8ten=

Gebohrne, Getaufte und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 9. Februar, dem Beiſaß, Georg Muͤller, eln Soͤhnlein.
Den 10. der Anna Margaretha Schneiderin von Maſſenhelm, ein unehellches
Toͤchterlein.
Den 11. Februar, dem Burger und Schloſſermeiſter, Peter Henrich Ruͤdel, ein
Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 6. Februar, dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Wilhelm Schnelde,
ein Soͤhnlein, 2 Jahre, 9 Monat und 8 Tage ale.
Den 8. Febr.. Frau Sophia Friederika, des Fuͤrſtl. Oberteichmeiſters, Herrn Ludwig
Wilhelm Reulings, Frau Eheliebſte, 45 Jahre und 2 Tage alt.
Den 11. Febr., Ellſabetha, des Burgers und Schuhmachermeiſters, Johann Wilhelm
Heß, Ehefrau, 31 Jahre, 9 Monate und 3 Tage alt.
4
Fortſetzung des dankbaren Tuͤrken.
Es ſei nun, daß ſich Arniaud durch die zuverſichtliche Miene, oder die gute
Geſichtsbildung des jungen Tuͤrken einnehmen ließ; genug, er verließ den Korſa=
ren
mit guten Geſinnungen fuͤr Osmann, und gab von dem, was ſein Amt
betraf, dem Großmeiſter des Ordens Nachricht. Bei ſeiner Zuruͤckkunft ans
Schiff wurde er mit dem Korſaren wegen der Ranzion Osmanns auf 6oo Zechi=

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men einig. Hierauf ließ Arniaud ſeinen neuen Sclaben auf eine ihm zugehoͤrige
Barke bringen, und ſchickte ihm einen Wundarzt und andre noͤthige Huͤlfsmittel.
Osmann, der ſich bald auſſer aller Gefahr ſah, ſchlug ſeinem Wohlthaͤter vor,
daß er nach der Levante ſchreiben ſolle, um ſich ſein Loͤſegeld wieder bezahlen zu
laſſen. Von ſeinen Wunden voͤllig wieder geheilet, und mit Guͤte uͤberhaͤuft,
bat er ſich von ihm Wohlthaͤter eine neue Gewogenheit aus, daß er ihn nemlich
auf ſein Wort freiſtellen, und ſich blos auf ſeine Treue und Glauben verlaſſen
ſolle. Arniaud war nicht zur Haͤlfte großmuͤthig. Nachdem er ſeinen Sclaven
alle moͤgliche gute Begegnung wiederfahren laſſen, ſo gaber ihm dieſelbe Barke,
um ſich dadurch hinfuͤhren zu laſſen; wo er ſelbſt hinwolle.
Nachdem Osmann den Arniaud ſeiner Erkaͤnntlichkeit verſichert, ſegelte e
nach Damiette, und gieng den Nil bis Cairo hinauf. Sogleich haͤndigte er
dem Kapitain der Barke die 1000 Zechinen oder Ducaten, fuͤr ſeinen Befreier
ein: dem Kapitain aber gab er zween ſchoͤne Pelze und 500 Piaſters, (ungefaͤhr
ſo viel Speciesthaler) zum Geſchenke. Nachdem er des Sultans Auftrag voll=
zogen
, gieng er zuruͤck nach Konſtantinopel, Rechenſchaft und zugleich Nachricht
von ſeiner Gefangennehmung zu erſtatten. Viele Jahre ſeines Aufenthaltes an
der Kuͤſte von Larta in Albanien, wo ihn ſein Amt hinrufte, unterhielt er mit
ihm einen beſtaͤndigen Briefwechſel, und uͤberhaͤufte ihn mit Geſchenken. Seine
Erkaͤnntlichkeit erſtreckte ſich ſo gar uͤber das ganze franzoͤſiſche Volk, dem er
bei aller Gelegenheit Proben ſeiner vorzuͤglichen Gewogenheit gab.
Bis hieher hatte es ihm an Gelegenheiten gefehlt, ſeinen Muth zu zeigen, und
ſein Gluͤck hoͤher zu treiben. Der Krieg, der den Benetianern erklaͤret ward,
bot ihm ein Mittel dar. Der Großvezier Ali Bacha, harte einen Einfall in
Morea vor, und zog in dieſer Abſicht ſein Heer bei dem Iſthmus von Korinth
zuſammen. Die verſchiedenen Haufen, die es ausmachen ſollten, waren den
beſtimmten Tag auf dem allgemeinen Sammelplatze. Der einzige Cara Muſta=
pha
Bacha kam mit 300 Mann, die unter ſeinem Kommando ſtunden, zu
ſpaͤt an, und es koſtete ihm das Leben.
Unter dieſen Umſtaͤnden, bot ſich Topal Dsmann, der von Begierde ſich
hervorzuthun brannte, dem Großoezier an der Spitze von tauſend Mann an,
die er geworben, und ohne einigen Befehl beſoldet hatte. Da der Tag zum An=
griffe
des engen Paſſes von Korinth erſchien, erbot er ſich mit ſeinem Haufen
zuerſt zu gehen. Es wurde angenommen. Er drang gluͤcklich durch= und be=
maͤchtigie
ſich in der erſten Beſtuͤrzung der Stadt Korinth. Zur Belohnung
gab ihm der Großvezier zwei Roßſchweife (4) und die ganze Cquipage des un=
gluͤcklichen
eara Muſtapha.
14) Iſt eine Art von Standarte, welche man vor dem Sultan, Großvezler und an=
dern
vornehmen Befehlshabern hertraͤgt. Es iſt eine halbe Picke, an deren
Sptze unter einem verguͤldeten blechernen Knopfe kein gemeiner Roßſchweif,
ſondern rund herum zwiſchen allerhand farbigten, pferdeharnen Buͤrſten eine
Menge Pferdehaare, faſt in Geſtalt eines Roßſchwetfes herab hangen. Dem
Großvezier, der auf Befehl des Sultans zu Felde zieht, werden drei, dem Sul=
tan
ſieben. den Baſſen zwei vorgetragen. Eine Kriegserklaͤrung geſchieht auch
mit Ausſteckung eines Roßſchweifs.
(Die Fortſetzung folgt.)