Darmstädter Tagblatt 1784


20. Dezember 1784

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küie.
den 20. December.
Anno 1784.
Num. 52.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu
finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
vlattgen,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckeren.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf
Ein 1 Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
4 Hammelfleiſch =
1 Schaffleiſch =
1 Schweinenfleiſch
L. Schinken u. Doͤrrfl., 13
1 Speck = 15
1 Nierenfett = 12
4 Hammelsfett = = 110
1 Schweinenſchmalz 114
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a 18
Ein Kalbsgeluͤng= 10
Ein Hammelsgeluͤng=
1E6 Ochſengelung
1 Suͤlzen = 12
1 Bratwüͤrſt 10
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs;
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung 32
Ein Kalbskopf =
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
kr
.
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
24
Ein Malter Weismehl 17

Lr.
Ein Kumpf Hafermehl = = = 30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
5
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240.48
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 641 80
1 Kumpf Erbſen = 24
1 Kumpf Linſen = = = = 28
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
= uber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 17
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 4 u. 4 Stuͤck vor=
ſEin
aufgeſetzter Kumpt Kartoffeln,
Brodtare und Hewicht.
Pf. L. 9.
Vor 2kr. Brod ſoll wiege
Vor4kr. dito
Vor6kr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
10
Vor 2kr. dito =
20
Vor 1 kr. Waſſerweck
Vor 1kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod
2
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 9 Kr. 2 Pf.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

1. Edictalladung.
Darmſtadt. Demnach der hieſige Burger und Schreinermeiſter, Georg Chriſtoph
Fletſchhauer, ohnlaͤngſt mit Zuruͤcklaſſung einer namhaften Schuldenlaſt von hier ent=
wichen
iſt, und man dann, bevor der Koncursprozeß erkannt oder eine andere rechtliche
Verfügung in der Sache ergehen laſſen kann, zu wiſſen noͤthig hat, wie viel dte ſaͤmtliche
Schulden betragen, dahero terminus liquidationis auf Dienſtag den 11ten Jaͤnner naͤchſt=
kuͤnftigen
Jahres anberaumt worden; als werden alle und jede Georg Chriſtoph Fleiſch=
haueriſche
Creditores hiermit ettirt und erfordert, in beſagtem termino Morgens fruͤhe
um 9 Uhr vor Fürſil. Oberamt allhier zu erſcheinen, ihre Schuloſo= derungen behoͤrig zu
lquidiren= und ſofort rechtlichen Beſcheids= die alsdann Ausbleibende aber ſich zu ge=
wartigen
, daß ſie nachhero mit ihren Forderungen wetter nicht mehr gehoͤrt= ſondern
von dieſer Fleiſchhaueriſchen Vermoͤgensmaſſe ohnfehldar abgewieſen werden ſollen.
Darmſtadt den 17ten December 1784.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.

II. Sachen, ſo zu verkaufen.

Auf Mittwochen den 29ten dieſes ſollen die dem aufgehobenen Kloſter St. Clara zu=
Kaͤndig geweſene Pfarhtfruͤchte zu Weiterſtadt von circa 8o Maner.
nbaaxe Zah=
lung
öffentlich verſteigt werden. Die Kaufluſtige koͤnnen ſich alſo auf ermeldten Terinin
Morgens 9 Uhr allda einfinden, die Fruchte beſichtigen und nach Gefallen mitbieten.
Darmſtadt den 11ten December 1784.
Von Adminiſtrattons wegen.
Wilkens: Fuͤrſtl. Heſſiſcher Kammerſekretarius.

Bei Johann Juſtus Sparſchneider, neben dem Löͤwen wohnhaft, ſind zu haben:
Neujahrswunſche in Pyramiden und andern zierlichen Einfaſſungen in auserleſenen
Verſen auf Atlas gedruckt, derglelchen allerlei vermiſchte ſamilten, zaͤrtliche, freund=
ſchaftliche
und ſcherzhafte Wuͤnſche, mit ſchoͤner Couleur; wie auch alle Sorten genealo=
giſche
Kalender in den billigſten Preiſen.
Bei dem Factor Will, in deſſen Logis im goldenen Hirſch, ſind verſchiedene Sorten
Neujahrswünſche. das Stuͤck zu 48=12= und 8 Kreuzer, ſodann ganze Bogen zu 8=
und 4 Kreuzer, wie auch Viſitbillets, das Dutzend zu 8 Kreuzer, von Leipzig aus in
Kommiſſion zu verkaufen. Ferner: Die Reformation in Deutſchland, zu Ende des
achtzehnten Jahrhunderts; brochirt zu 6 Kr.

III. Sachen, ſo zu verpachten.
Da der ſechsjaͤhrige Beſtand der Kaminfegerei des Amts Wallau mit Ablauf dieſes
Jahres zu Ende gehet, und auf hoͤhere Verordnung in einen weiteren ſechsjährigen Be=
ſtand
begeben werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, da=
mit
dejenigen, welche hierzu Luſten bezeigen, Donnerſtags den 30ten dieſes, Vormit=
Lags gegen halb 10 Uhr, bei Fürſtl. Rentherei dahier ſich einfinden= die Konditiones ver=
nehmen
und nach Gefallen mütbteten moͤgen. Breckenheim den 11ten December 178a.
Ernſt Ludwig Metzler.
IV. Sachen, ſo zu vermiethen.
Auf dem Markt kann ein Logis in der mittlern Etage allſtuͤndlich bezogen werden,
welches in 4 Stuben, 1 Kammer, Kuͤche, Holzplatz und Keller beſtehef. Bei wim?
wird in der Buchdruckerei im Lottohauſe geſagt.

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V. Zahlenlotterie Anzeigen.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennttaͤten vollzogenen
224ten Ziehung der Hochfuͤrſtl. Heſſen=Caſſeliſchen gnaͤdtgſt garantirten Zahlen=Lotterie.
29
14.
89.
48.
ſind dieſe Rummern:
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 88te Ziehung in Marburg geſchieet den
22. Dec. Die 158te Ziehung in Darmſtadt, den 29. Dec. Die 225te Ziehung in Caſ=
ſel
, den 5. Jan. 1785= und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt den 15. Dec. 1784.
Bel der am 17ten December 178a vor ſich gegangenen 271ten Mainzer Lotto=Aehung
ſind folgende Nummern aus dem Gluͤcksrade gehoben worden, als: 71. 39. 69. 79. 67.
Ote 272te Mainzer Ziehung geſchiehet den 8. Jan. 1785.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Jablenlotteric.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 11. bis den 18. Dec. 1784.
Herr von Kruſe, Praͤſident von Uſingen. Herr von Itzbach, aus Lothringen. Herr
Dtetrich, Holzhaͤndler von Worms, log. im Trauben.
Herr Bayer, Kaufmann aus Sachſen, log. in dem Adler.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrrwangen. Herr Boͤck, Herr Koch und Herr Lorenz,
Spltzenhaͤndler aus Ehringen, log. im Schwanen.
Herr Leo, Buchhaͤndler aus Leipzig, log. im froͤlichen Mann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Loh, Lieutenant in Kurpfalziſchen Dtenſten, den 11. Dec. Herr von Graufort,
Kapitain in franzoͤſiſchen Oienſten, den 12ten. Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht
der Herr Marggraf von Baaden=Durlach, nebſt Dero Herrn Erbprinzen,
Prinz Ludwig und Friedrich, Hochfuͤrſtl. Durchlauchten, wte auch des Herrn
Erbprinzen Frau Gemahlin, Hochfürſtl. Durchlauchk, den 13ten. Herr Knorr,
Hofrath. von Friedberg, den 1aten. Herr Hogen, Hofkammerrath von Hom=
burg
, den 15ten. Herr Syffert, geweſener Rentmeiſter zu Stockſtadt, den
16ten. Herr von Bartheim, und Herr von Goldſtein, kommen von Frankfurt,
den 17ten. Herr von Nimpiſch, geheimer Rath von Heſſen=Caſſel, eod. Herr
von Rimptſch, Rittmetſter in ſaͤchſiſchen Dienſten, eod. Herr Conros, Me=
chantkus
von Kronweiſenburg, eod.

Gebohrene, Getaufte, und Copulirte
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 13. Dec., dem Burger und Pflaͤſterermeiſter, Johann Georg Rag, ein Soͤhnlein.
Den 14. dem Sattler, bei Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht der verwittweten Fuͤrſtin
Georg, Johann Jacob Graf, ein Toͤchterlein.
Getauft bey der evangeliſch= reformirten Gemeinde.
Dm 16. Dec., dem Burger und Seifenſieder wte auch Kirchenaͤlteſten, Herrn Joſtag
Maret, em Toͤchterlein; Namens: Eliſabetha Johannetra.
Copulirte.
Den 14. De., Johannes Rühl, Beiſaß allhier, well. Johann Georg Rühls, auch
geweſenen Beiſaß allhier, nachgelaſſener ehelicher Sohn, und Anna
Margaretha, Georg Friedrich Engels, Pollzeidieners allhier, eheliche
Tochter.

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Martin Schluck.
Ob jeder Mann in jeder Stadt
So ſeinen Lieblingsfehler hat?
Mag Matz der Philoſoph beweiſen;
Was wir erzaͤhlen, iſt geſchehn;
Und mancher Mann kanns ſelber ſehn,

Ohn erſt aus ſeinem Dorf zu reiſen.
In einer Stadt, ſo gros wie etwa unſre, war
Ein Bruder Saufaus! Seine Thaler
Verſoff; verſpielt kurg er verluderte ſie gar.
Und ward in kurzer Zeit ein bettelarmer Praler,
Wie andre Kautze ſeines Schlags
Die ſchrein und ſaufen. Eines Tags
Ließ unſer Martin, voll, vom Saft bergſtraͤſſer Trauben,
Verſtand und Maͤnnerkraft und ſelbſt Geſpenſterglauben,
Im Glaſe. Schnarchend ſchließt in eine Todtengruft
Sein Weib ihn ein. Der Wein bekam hier Zeit und Auft.
Der Herr verſchnarcht den Rauſch und kaͤlbert tuͤchtig,
Darnach erwacht er in der Gruft-auch richtig,
Und ſieht des Todes Ruͤſtung um ſich her.
Ein Licht, ein Leichentuch und Todtenbeine. Er
Schrickt auf. Was iſt das? bin ich tod 2 ja gar begraben ?
Was? Wittwe meine Frau? Den Spaß recht voll zu haben,
Trirt dieſe in die Gruft, als Furie maſkirt,
Und bringt ihm, (wie es ſich gebuͤhrt,
Fuͤr ihren Mann beſorgt) zu eſſen.
Doch wars ein wahres Hoͤllenfreſſen!
Als Martin Schluck es ſah, ſchwur er euch Stein und Beln=
Er muͤſte Hoͤllenbuͤrger ſeyn.
Jezt witd or 'ſich gewiß bekehren!
Vielleicht! wir werdens ja noch hoͤren!
Hal wer biſt Du? ſchreit er nach dem Geſpenſt.
Der Hoͤlle Kellnerin. Mein Freund du kennſt
Mich zwar noch nicht! Hier, Manni bring ich fuͤr die das Eſſen
Die dieſer ſchwarze Schlund verſchließt.
Bald haͤtk ich ganzlich dich vergeſſen.
Da, dannl wie mans hier genießt.
Er, ohne lang zu ſinnen, ſpricht:
Bringſt du mir dann kein Trinken nicht ?

F4kn.