Darmstädter Tagblatt 1784


18. Oktober 1784

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den 18. October.
Anno 1784.
Num. 42,

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti,
Anzeigung
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
vrattgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein E Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch
( = Hammelfleiſch
= Schaffletſch
Schweinenfleiſch=
= Schinken u. Doͤrrfl. 13
Speck = 15
= Nierenſett 12
1 Hammelsfett, 10
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a 8
10)
Ein Kalbsgeluͤng
Ein Hammelsgeluͤng=

1E Ochſengeluͤng =
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt = 10
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung:28
Ein Kalbskopf =
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
kr
.
20
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
3 40
Ein Malter Waizen
30
Ein Malter Spelzen=
20
Ein Malter Hafer
26
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl =

kr=
Ein Kumpf Hafermehl =
30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
50
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240,48
11 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 641 80
1 Kumpf Erbſen = = 16
1 Kumpf Linſen = 20.
1 Maas Merz= oder Lagerbier
im Hauſe=
uͤber
die Straſe =
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 15
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 5 u. 6 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Pf.
Vor2kr. Brod ſollwiegs
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
10
Vor 2kr. dito
20
Vor 1 kr. Waſſerweck
Vor 1 kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
omiß=Brod ſoll gelten 9 Kr.

Fuͤrſel. Heſſiſehe Polizeydeputation dahigr;

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtzlich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Demnach des Burger und Saͤcklermeiſter Johann Jacob Steberts, auf dem Brückel=
gen
, zwiſchen dem Baͤcker Menges und Kanzleidiener Beeres, gelegene Wohnhaus,
dringender Schulden halber, nächſtkunftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus öffentlich
aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende
hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten
moͤgen. Darmſtadt den 15ten October 1784.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
II. Sachen, ſo zu verpachten.
Nachdeme die auf Bartholomaͤttag des naͤchſtkommenden 1785ſten Jahres leihfaͤllig
werdende kleine Jagd in dem Kelſterbacher Feld und Wald, wie auch auf denen beiden
Inſeln oder Wehrder am Main, auf fernere 6 Jahre verliehen werden ſoll, und zu der
in dieſer Abſicht vorzunehmenden oͤffentlichen Verſteigerung, Terminus auf Montag den
1ten kommenden Monats Novembers feſtgeſetzt iſt; ſo wird ſolches oͤffentlich hierdurch
bekannt gemacht und die Herrn Liebhaber zu dieſer kleiney Jagd eingeladen, ſich an er=
meldtem
Tag, Morgens 10 Uhr, in Moͤrfelden einzufinden, die Konditionen anzuhoͤren
And nach Belieben mitzubieten. Darmſtadt den 9ten October 1784.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberforſtamt daſelbſt.
III. Capitalia, ſo zu verlehnen.
250 Gulden legen gegen ſichere gerichtliche Verlegung zum Auslehnen bereit. Bei
wem ? wird in der Buchdruckeret im Lottohauſe geſagt.
IV. Sachen, ſo zu vermiethen.
In dem Kriegeriſchen Haus bei der Stadtkirche iſt ein Logis im dritten Stock zu ver=
chnen
, welches in 2 Stuben, Kuͤche, Boden, Holzplatz und verſchloſſenen Keller beſtehet.

Hinter dem Rathhaus bei dem Saͤckler Kirchhöfer ſtehet ein Logis zu verlehnen, be=
ſtehend
in einer Stube, 2 Kammern, verſchloſſenen Kuͤche und verſchloſſenen Holzplatz,
welches ſogleich bezogen werden kann.
In des Bierbrauer Oßmanns Haus in der Viehhofsgaſſe iſt ein Logis im Vorder=
haus
in der oberſten Etage zu vermiethen, beſtehend in einer Stube, Stubenkammei,
nebſt noch einer Kammer, Küche und Holzplatz.
Nahe am Schloßgraben iſt ein Logis in der dritten Etage zu verlehnen, beſtehend in
2 Stuben, 2 Stubenkammern, einer Kammer auf dem Boden, Küche, verſchloſſenen
Keller und Holzplatz, ſodann eln gemeinſchaftliches Waſchhaus und ſonſtigen Bequem=
Uchkeiten. Bei wem ? iſt in der Buchdruckeret im Lottohauſe zu erfragen.
Un dem alten Baad iſt ein Logts mit oder ohne Meubels zu verlehnen, welches in
einer groſen Stube, Kammer, Kuͤche, Keller und Holzplatz beſtehet. Bei wem ? wird.
in gedachter Buchdruckerei geſagt.

V. Zahlenlotterie Anzeigen.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennikäten vollzogenen
221ten Ziebung der Hochfuͤrſtl. Heſſen=Caſſeliſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterte.
25
15.
ſind dieſe Nummern;
aus dem Gluͤcksrade gezogen worden. Die 85te Ziehung in Marburg geſchtehet Meäſtags
den 19. Otob. Die 155te Ziehung in Darmſtadt, den 27. Octob. Die 222te Ziehung in
Caſſel, den 3. Nohember= und ſo fort von 3 zu 3 Woſhen, Darmſtadt den 13. Oct. 1V4.

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Bei der am 15ten October 178a. vor ſich gegangenen 268ten Malnzer Lotto=Ziehung
ſind folgende Rummern aus dem Gluͤcksrade gehoben worden, als: 22. 60. 48. 18. 42.
Die 269te Mainzer Ziehung geſchiehet den 5. November.
Generaldirection der Jochf. Heſſen=Darmſtäͤdtiſchen garantirten Zahlenlotterie.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 9. bis den 16. October 1784.
Herr Graf Calenberg, Kaiſerlicher Kammerherr, und Obriſtlieutenant in hollaͤndiſchen
Dienſten; vom Regiment Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht Prinz Chriſtian von
Heſſen=Darmſtadt, log. in der Poſt.
Herr von Itzbach, aus Lothringen. Herr von Forſtner, Lieutenant in braunſchweigt=
ſchen
Dienſten. Herr Dern, geweſ. Amtmann von Ulrichſtein, log. im Trauben.
Herr Bayer, Kaufmann aus Dresden, log. in dem Adler.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrrwangen, log. in dem Schwanen.
Herr Koch, Kaufmann aus Frankfurt. Herr Joſeph= Galanteriehaͤndler aus Tyrol.
Herr Leo, Buchhaͤndler aus Leipzig. Herr Martin, Mathematikus aus Braun=
ſchweig
, log. Im froͤlichen Mann.
Herr Oryander, Maler aus Laubach. Herr Le Dieu, Batiſtkraͤmer aus Frankreich.
lo9. in der Kron=
Herr Erhard, Handelsmann aus Duͤnkelſpiel. Herr Stroh, Handelsmann aus Dorn=
holzhauſen
, log. in dem Loͤwen.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr Krieger, Kaufmann aus Magdeburg, log. bei dem Herrn Oberhofprediger Stark.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Gmehl, Generalreichsquartermeiſter, den 9. Oct. Herr Baron Kleichen.
daͤniſcher Kammerherr, den 10ten. Herr von Gracher, geheimer Rath von
Mainz, den 12ten. Herr von Knleg, aus Heidelberg, eod. Ihro Hochfuͤrſtl.
Durchlaucht die Frau Landgraͤfin von Heſſen=Homburg, den 13ten. Herr
Baron von Groſchlag, von Oieburg, eod. Herr von Crotſilles, Kapitain in
franzoͤſiſchen Dienſten, vom Regiment Roval Heſſen=Darmſtadt, eod. Herr
von Löw, Kammerherr, und Herr von Loͤw, Lieutenant, in hannsveriſchen
Dienſten, eod. Herr Schmitt, Profeſſor von Stuttgard, eod. Herr von
Walbrunn, Kapitain in hollaͤndiſchen Dienſten, vom Regiment Baaden= Baa=
den
, den 14ten. Herr Graf Fouquet, Platzmajor von Cronweiſenburg, den
15ten. Herr Baron Taube, Major, Herr von Rutenberg, und Herr von
Ganzkando, Kapitains, in ruſſiſchen Dienſten, eod.
Gebohrene, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 10. Oet., dem Burger und Ackermann, Johann Adam Allmann, ein Töchterleln.
Den 15. 1 dem Burger und Kaumachermeiſter, Joh. Ludw. Achen, ein Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 10. Oct., Herr Georg Ludwig Bing, Fürſtl. Rechnungsprobator allhier, 39 Jahre,
2 Monate und 21 Tage alt.
Eod., Johann Henrich, des Burgers und Drehermeiſters, Johann Peter Rößlers,
ehelicher Sohn, 17 Jahre, 2 Monate und 2 Tage alt.

Maximen des Glüͤckſeligen.
Wer ſich nicht bei Zeiten bemuͤhet, auch ſelbſt in unerheblichern Sachen
vorſichtig und zuruͤckhaltend zu ſeyn; dem werden auch die allerwichtigſten ugd
erheblichſten Dinge gar leichte entwiſchen.

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Man muß ſorgfaͤltig alle Arten des Großſprechens vermeiden: ſolche Ge=
ſpraͤche
beleidigen allemal, entweder die Wahrheit oder die Beſcheidenheit; und
man verraͤth dadurch allemal ſeinen ſchlechten Verſtand und verderbten Geſchmack.
Es finden ſich viele, die unter dem Namen der Tugend, oder wenigſtens
unter dem Scheine derſelben, ganz unertraͤglich werden; denn es hat das An=
ſehen
, als ob ſie bei allen ihren Handlungen beſondere Vorrechte ſchuͤtzen.
Schmeichelt uns jemand uͤber ſeine Gewohnheit, ſo iſt es ein Zeichen, daß
er unſerer Huͤlfe bedarf, oder daß er darauf denkt, uns zu betruͤgen.
Nichts feſſelt mehr, als Exempel; unſere Handlungen moͤgen ſo edel oder
ſo ſchlecht ſeyn, als ſie nur wollen, es werden allemal aͤhnliche daraus entſpringen.
Man wird nicht leichter betrogen, als wenn man ſich weiſer, als andere duͤnkt.
Die, welchen es in der Welt gar zu wohl geht, ſind nicht wohl im Stande
ihre Fehler zu verbeſſern. So lange das Gluͤck bei ihren Thorheiten laͤchelt,
halten ſie alles fuͤr billig.
Niemandfuͤrchte ſich mehr vor Verachtung, als der, ſo ſie wirklich verdienet.
Was wir Freigebigkeit nennen, iſt haͤufig nichts anders, als eine Eitelkeit,
zu geben; in dieſe ſind wir noch ſtaͤrker verliebt, als in das, was wir verſchenken.
So lange wir im Stande ſind, Guͤtigkeiten zu erweiſen, werden wir ſehr
wenige finden, die gegen uns undankbar waͤren.
Oft wuͤrden wir ſelbſt uͤber unſere beſten Handlungen erroͤthen, wenn der
Welt allezeit die Bewegungsgruͤnde bekannt wuͤrden, woraus ſie entſprungen.
Die richtige Erkenntniß ſein ſelbſt iſt aller Tugenden Quelle: ſo wie das
Gegentheil von den Laſtern.
Das Ungluͤck erſchreckt uns blos daher, weil wir nicht aufmerkſam genug
an unſere Natur und an den Jammer gedenken, der von derſelben unzer=
trennlich
iſt.
Die wahre Klugheit iſt nichts anders, als eine genaue Vorſichtigkeit, dieſe
machet uns aufrichtig, aber nicht dumm: ſcharfſichtig, aber nicht ſchalkhaft.
Freundſchaft kann nicht beſtehen, wo nicht beide Theile zum Vergeben
beſtaͤndig bereit ſind.
Ein wahrer Freund iſt eben ſo rar, als jene edle Perſonen, die im Stande
ſind, uns mit ihrem guten Rathe zu dienen, die auch geneigt ſind, unſere Feb=
ler
zu entſchuldigen, und uns in der Noth ihren Beiſtand zu goͤnnen.
Der Mangel der Verehrung und Hochachtung in der Freundſchaft macht
ſie bald wankend, und untergraͤbt auch den edelſten Grund derſelben.
Es iſt gemeiniglich nicht die Perſon, die gefaͤllt, ſondern ihr Gluͤck, ihre
Reichthuͤmer, ihr Amt. Dieſes entdeckt ſich ſehr deutlich in Ungluͤck.
Feinde, die alles zu ſcharf nehmen, ſind uns vortheilhafter, als Freunde,
denen alles an uns gefaͤllt. Wir hoͤren oft von jenen die Wahrheit, welche
uns dieſe beſtaͤndig verbergen.
Man findet aller Orten Gutes und Boͤſes, eine gute und eine ſchlechte
Seite; die ganze Kunſt beſtehet darin; es immer zu entdecken. Dieſes iſt die
Urſache, daß manche beſtaͤndig vergnuͤgt, andre immer mißvergnuͤgt ſind.