Darmstädter Tagblatt 1784


13. September 1784

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Anno 1784.

den 13. September.
Num. 37.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs.
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
lattgen,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Markrpreis.

kr. Pf.
Ein E6 Ochſenfleiſch
1 = Rinsseiſch
1 = Kalbfleiſch =
1 = Hammelfleiſch = 6
1 Schaffleiſch =
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl.13
1 Speck= 15
1 Nierenfett = 12
1 = Hammelsfett; 10
1 = Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß 6a 3
Ein Kalbsgeluͤng= 10
Ein Hammelsgeluͤng=
145 Ochſengeluͤng =
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt = 1.
1 = Leber=u. Blutwuͤrſt,6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung; 28
Ein Kalbskopf =
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
kr
.
Ein Malter Korn
10
20
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen=
30
Ein Malter Spelzen=
20
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
56
Ein Malter Weismehl

kr.
Ein Kumpf Hafermehl =
30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
50
1 Kpf grob geſch. Gerſie 32 40,48
1. Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 641 80
1 Kumpf Erbſen = = 16
1 Kumpf Linſen = 20
1 Maas Merz= oder Lagerbier
im Hauſe=
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe =
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 13
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 6 u. 7 Stuͤck vor
ſEin aufgeſetzter Kumpf Kartoffelt
Brodtaxe und Gewicht.
1 Pf. 8
Vor2kr. Brod ſollwiege! !
ſVor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
16
Vor 2kr. dito
O
Vor 1 kr. Waſſerweck
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 9 Kr.

Fuͤrſtl. Heſſiſehe Polizeydeputation dahier

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nüglich ſind.
Jaalo.
I. Edictalladung.

Lichtenberg. Es werden alle diejenige, welche an den Gerichtsſchoͤffen und Muͤl=
lermeiſter
Johann Peter Breitwieſer, zu Oberramſtadt, eine Forderung haben, hlermit
edictaliter citirt, auf Dienſtag den 9ten November dieſes Jahrs dahier ſich einzufinden,
hre Schuldſcheine oder ſonſtige Brieſſchaften mit zur Stelle zu bringen und ihre For=
derungen
gehoͤrig zu liquidiren, widrigenfalls ſich zu gewaͤrtigen, daß das Vermoͤgen
unter die bekannte Glaͤubigere ausgetheilet= und ſie mit ihren nachher eingebrachten
Forderungen werden abgewieſen werden. Lichtenberg den 20ten Auguſt 1784.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberame daſelbſt.

II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Demnach des Burger und Schuhmachermeiſter Konrad Drachen allhier, in der Hin=
kelgaſſe
, zwiſchen dem Nagelſchmidt Guͤtlich und Henrich Roth, gelegene Wohnhaus,
Schulden halber, auf allhieſigem Rathhaus naͤchſtkünftigen Baͤttag öffentlich aufgeſteckt
und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hiermit be=
kannt
gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbteten moͤgen. Darm=
ſtadt
den 10ten Sept. 1784.
Fuͤrſtl. Beſſ. Oberamt daſelbſt.
III. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Demnach auf Hochfürſtl. Konſiſtorialbefehl, der dem allhieſigen
Hoſpital zugehoͤrige Broͤderzehende zu Grosgerau, nach der anjetzo beendigten Leyhe,
in einen anderweiten Beſtand begeben werden ſolle, und dann zu dieſer Verſteigerung
der 28te dieſes laufenden Monats anberaumet iſt; ſo wird ſolches hiermit bekannt ge=
macht
, damit die Steigluſtige ſich auf den bemeldten Tag, und zwar Vormittags um
10 Uhr, auf dem Rathhaus in Grosgerau einfinden, die Bedingungen vernehmen und
mitbieten koͤnnen. Darmſtadt den 8ten September 1784.
Von Commiſſions wegen.
Hertel, Fürſtl. Konſiſtortglaſſeſſor.
IV. Sachen, ſo zu vermiethen.
Im letzten Haus am Frankfurter Thor, iſt auf dem Seitenbau in der unterſten
Etage ein Logis, in einer Stube, Kammer und Kuche, ſodann einem Stuͤck Keller und
dem gemeinſchaftlichen Gebrauch der Waſchkuͤche beſtehend, zu vermiethen, und kann
ſogleich bezogen werden. Naͤhere Nachricht iſt in der Buchdruckeret im Lottohauſe zu
erfragen. Darmſtadt den 8ten September 1784.
In der groſen Ochſengaſſe in der Dianaburg, iſt das Vorderhaus nebſt dem Seiten=
bau
, mit Kuͤchen, Kellern und Holzplatz, entweder im Ganzen oder jede Etage beſon=
ders
zu verlehnen, und kann mit Ausgang Novembers dieſes Jahrs bezogen werden.
In dem Kuhlmaͤnniſchen Haus in der langen Gaſſe, ſind vornen auf die Straſe
2 Stuben, 2 Stubenkammern, 2 Kuͤchen und Holzplaͤtze, entweder einzeln oder zuſam=
men
zu verlehnen, welche ſogleich bezogen werden koͤnnen.
Nahe am Markt iſt ein Logis fuͤr eine ledige Perſon, mit oder ohne Meubel, wobel
auch die Koſt gegeben werden kann, ſogleich zu vermiethen. Das Naͤhere wird in der
Buchdruckerel im Lottohauſe geſagt.
An der Stadtkirche iſt ein gewoͤlbter Keller, in welchen 14 Fuder Wein gelegt werden
koͤnnen, zu vermiethen. Bei wem? iſt in der Buchdruckerei im Lottohauſe zu erfragen.

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V. Capitalia, ſo zu veziehnen.
600 Gulden Curatelgelder liegen auf gerichtilcve Hypothek zu 5 Procent zu verlehnen
bereit. Bei wem L iſt in der Buchdruckeret im kottohauſe zu erfragen.
VI. Zahlenlotterie Anzeigen.
Bei der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitäͤten vollzogenen
33ſten Ziehung der Hochf. Heſſen=Marburgiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterte,
ſind dieſe Rummern:
5.
II. 56.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 153te Ziehung in Darmſtadt geſchiehet den
15. Sept. Die 220te Ziehung in Caſſel, den 22. Sept. Die 84te Ziehung in Marburg,
den 29. September, und ſo fort von 3 zu 2 Wochen. Darmſtadt den 8. Sept. 1784.
Generaldirection der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Zablenlotterie.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 4. bis den 11. September 1784.
Herr Langsdorf, Kammerrath von der Sallne bet Nidda. Herr von Rodenban, aus
Franken. Herr Dern, Amtmann von Ulrichſtein, log. im Trauben.
Herr Koch, Kaufmann von Frankfurt, log. im froͤlichen Mann.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr Weinberger, Kapitain. von Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht des Herrn Landgrafen
Loͤbl. Leibgrenadier=Garderegtment zu Pirmaſens, log. in dem Naumaͤnnt=
ſchen
Hauſe.
Herr von Werner, Lteutenant von dem Oberrheiniſchen Krels, log. in dem von Wer=
neriſchen
Hauſe.
Herr Diez, Profeſſor von Gieſſen, log. bei Ihro Excellenz dem Herrn geheimen Rath
Gatzert.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Graf von Erbach, Obriſter in franzoͤſiſchen Dienſten, den 4. Sept. Herr von
Nimptſch, Heſſen=Caſſeliſcher geheimer Rath, den 5ten. Herr von Nimptſch,
kurſaͤchſiſcher Kammerherr und Rittmeiſter von der Garde zu Pferd, eod. Der
regterende Herr Graf von Erbach, den 6ten. Herr von Buſch, und Herr von
Birkholz, Kapitains, in hollaͤndiſchen Dienſten, vom Regiment Ihro Hochf.
Durchlaucht Prinz Chriſtian von Heſſen=Darmſtadt, eod. Herr von Blum,
aus Wien, den 7ten. Herr Meyer, Maler aus England, eod. Herr Held jun.
Doktor aus Wetzlar, eod. Herr von Roſenſtern, aus Braunſchweig, den
10ten. Herr von Walbrunn, Kammerherr aus Karlsruhe, den 11ten.

Gebohrene, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 7. Sept., dem Burger und Schneidermeiſter, Wilh. Henrich Balz, ein Toͤchterlein.
Den 9.
dem Schulmeiſter bei der Armenſchule allhier, Hrn Wickenhoͤfer, ein
Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 6 Sept., Frau Maria Eliſabetha, des erſten Stadtpfarrers allhier, Herrn Chri=
ſtoph
Ernſt Vletors, Frau Eheliebſte, 62 Jahre und 8 Monate alt.
dem Fürſtl. geheimen Kanzleiſecretarius, Herrn Georg Chriſtian Schuͤler,
Den 7.
ein Toͤchterlein, 4 Jahre, 9 Monate und 2 Tage alt.
Eod., dem Burger und Spenglermeiſter, Johann Gottfrled Opel, ein Toͤchterlein,
10 Tage alt.
Den 8. Sept., dem Burger und Schneldermeiſter, Wilhelm Henrich Balz, ein Toͤchter=
lein
, 1 Stunde alt.
Den 10. 5 Johannes Gervinius, Pædagogii Alumnus, des Burgers und Weisger=
Fermeiſters, Joh. Nicolaus Gervinius, ehelicher Sohn, 15 Jahre alt.

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Fortſetzung der im vorigen Stuͤck abgebrochenen Geſchichte.
kn Kraͤften erſchoͤpft und voll Schweis, kehrt er, um ſich umzukleiden, nach ſei=
nem
Hauſe zuruͤck, als ſeine Frau eben das Mittagseſſen bereitet hatte. Voll Freude,
daß ſie ihren Mann wieder zuruͤck ſieht, bit tet ſie ihu, ſich zu ihr und ihren Kindern zu
ſetzen, und nach ſeiner ſauren Arbeit zu eſſen, jezt iſt nicht Zeit zueſſen, verſetzte er,
denn noch hab ich keinengerettet; erſt will ich wieder hin, den Elenden zu helfen, und
dann Er kleidet ſich um, geht in die Kammer, wirft ſich da auf ſeine Knie, und betet
zu Gott, daß er ihm Muth und Kraͤfte genug verleihe, ſeinenEntſchluß zu vollfuͤhren,
kehrt dann wieder zum Strande zuruͤck, und giebt noch einmal ſein Leben der wuͤthen=
den
See preis. Nach vielen fruchtloſen Verſuchen gelingt es ihm endlich, daß er an
das Schiff koͤmmt, und eilf Menſchen gluͤcklich ans land bringt. Voll Freude uͤber
dieſen gluͤcklichen Erfolg, ſchickt er ſeiner Frauen einen Boten, ihr ſagen zu laſſen, daß
ſie ſich mit ihm freue: eilf Menſchen hab er gerettet, und nun wolle er noch einmal
zum Schiffe, um auch die zuruͤckgebliebenen zu holen. Froh uͤber dieſe Botſchaft
werfen Frau und Kinder mit innigſter Ruͤhrung ſich auf ihre Knie und ſingen
ein Danklied, unterdeſſen der Mann, durch den gluͤcklichen Erfolg nun noch mit
mehr Muth beſeelt, von neuem dem Schiffe zurudert. So oft er zuruͤckgetrie=
ben
wird, wagt ers aufs neue, erſchoͤpft ſeine beſten Kraͤfte, erreicht endlich
zum zweitenmal das Schiff, und ſchon warfen die armen Ungluͤcklichen, voll
Hofnung, aus der aͤuſerſten Lebensgefahr endlich errettet zu werden, dem Boote
ein Thau zu, um es zu ſich zu ziehen, als ploͤtzlich eine ungeheure Welle das
Boot umſtuͤrzt, und ihren Retter mit ſeinen acht Gehuͤlfen in den Abgrund be=
graͤbt
. Er ſelbſt hatte ſich an das Steuerruder geſetzt, ſtreckte, als das Thau
eben nach ihm zuflog, eine Hand darnach aus, und die andre, alte, entkraͤftete
Hand war zu unvermoͤgend, zu verhindern, daß das Boot nicht den Wellen die
Seite zugekehrt haͤtte und umgeſtuͤrzt wuͤrde. Noch lag die Frau, noch lagen
die Kinder, voll innigſten Danks gegen Gott, auf ihren Knien, ſangen und be=
teten
noch, als ein andrer Bote - Die Frau fiel ſinnlos zur Erde, die Kin=
der
liefen haͤnderingend und wehklagend im Hauſe herum, ſchrien aͤngſtlich nach
ihrem Vater, und glaubten ſich ſelbſt ihrer Mutter beraubt.
Man denke ſich den Eindruck, den der Tod dieſes menſchenfreundlichen und
gefuͤhlvollen Mannes und ſeiner Gefaͤhrten auf die Zuſchauer am Ufer gemacht ha=
ben
muͤſſe, die ſeinem Boote mit klopfendem Herzen und aͤngſtlichem Blicke nach=
ſahen
. Wie weit ſchroͤcklicher und erſchuͤtternder mußte er vollends auf die wuͤr=
ken
, die ihre ganze Hofnung auf dieſe einzige Huͤ fe geſetzt hatten!
Gott! welch ein Uebergang von der Freude, ſich nun bald errettet zu ſehen,
zur grenzenloſen Verzweiflung! Nun war der Mann todt, der allein Muth
genug gehabt hatte, zweien Elementen zu trotzen, um das Leben einiger ungluͤck=
lichen
Mitbruͤder zu retten, war mit ſeinen Gehuͤlfen vor ihren Augen verſchlun=
gen
, da ſie ihrer Rettung ſo nah ſchienen. Nun war niemand mehr, der es wa=
gen
wollte, ſich durch die tobenden Fluthen einen Weg zu ihnen zu bahnen. Der
Lootſen trauriges Ende hatte allein das bischen Muth, das ſie vielleicht noch ha=
(Die Fortſetzung folgt.)
ben mochten, gaͤnzlich benommen.