Darmstädter Tagblatt 1784


07. Juni 1784

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den 7. Junius.
Anno 1784.

Num. 23.

Mit Hochfurſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Enzelgung
zu finden in der
Hof= und Canzley.

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
blaͤttgen

Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

kr. Pf.
Ein 4 Ochſenfleiſch
1 = Zindfleiſch =
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch= 6 2
1 Schinken u. Doͤrrfl. 131
1 Speck= 15
1 = Nierenfett = 12
1 = Hammelsfett= 10
1 Schweinenſchmalz 14
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a 8
10
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
1 Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt = 10
1 Leber=u. Blutwuͤrſt,s
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung: 28.
Ein Kalbskopf 8
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
10
Ein Malter Waizen
30
Ein Malter Spelzen=
10
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl
30

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 30
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
50
1 Kpf grob geſch. Gerſte 32 40148
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64 80
1 Kumpf Erbſen = 16
1 Kumpf Linſen = 20
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe =
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 13 14
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Dieuͤbrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 8 und 9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln,
Brodtare und Gewicht.
Pf.1 L.iO.
Vor 2kr. Brod ſollwiegel !
2
Vor4kr. dito 2 11
Vorskr. dito
16)
Vor:kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
10
Vor 2kr. dito
2I.
Vor 1 kr. Waſſerweck
Vor 1kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 8 Kr.

Fuͤrſrl. Heſſiſehe Polizeydeputation dahier;

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.

Darmſtadt. Nachdeme zur anderweiten Verſteigerung des von dem Heynm Gun=
dersheim
und denen Iſrael Bingiſchen Erben bishero gemeinſchaftlich beſeſſenen= in der
groſen Ochſengaſſe gelegenen Hauſes, terminus auf Mittwoch den 9ten Junti a. c. Mit=
tags
2 Uhr im Gaſthaus zum Ochſen anberaumet worden; als wird ſolches zu jedermanns
Wiſſenſchaft hierdurch bekannt gemacht. Sign. Darmſtadt den 28ten May 1784.
Von Commiſſions wegen.
Bender, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Rath.
Nachdem kuͤnſtigen Montag den 14ten hujus und die darauf folgende Taͤge, Vormit=
tags
von 9 bis 12= und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr, in dem dahier in der neuen Vor=
ſtadt
gelegenen von Nimptſchiſchen Hauſe in der unteren Etage ein anſehnlicher Vorrath
von allerhand Mobilten und Hausgeraͤthſchaften, als Silber,Weiszeug, Beitung, Holz=
werk
, Gewehr ꝛc. wovon beſonders der anſehnliche Vorrath von allerley Sorten Gewehr,
Mittwochs den 16ten ejusd. in bemeldten Stunden vorkommen wird, gegen=gle chbaldige
baare Bezahlung verſteigt werden ſoll; als wird ſolches zu jedermanns Nachricht hier=
durch
oͤffentlich bekannt gemacht. Sign. Darmſtadt den 5ten Junii 1784.
Von Commiſſions wegen.
In fidem
Seitz, Fuͤrſtl. Regterungsbottenmeiſter:
gua Auarius Commiſſionis.
Demnach des weiland Burgers und Schuhmachermeiſters, Joh. Leonhard Klumpen
allhier, auf dem Geiſtberg zwiſchen denen Schneider Rhumbliſchen Erben und Feldſche=
rer
Jahn gelegene Haus und Hofraite, ſodann ein Acker an der Pfarrwieſe zwiſchen dem
Ackermann Rahn und Bedecker gelegen, haͤlt 115 Vtertel, und end ich ein Gaͤrtgen am
Schießwegelgen zwiſchen dem Schuhmacher Daum und Traiſer gelegen, haͤlt 9 bis 10
Ruthen, um die Erben behoͤrig auseinander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſtkünftigen Baͤttag
auf allhieſigem Rathhaus nochmals öffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden über=
laſſen
werden ſollen; als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die
Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 4. Jun. 1784.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Naͤchſtkommenden Montag den 14ten Junii ſoll das Gras auf der Stadt=Pallaswieſe
Morgenweis an den Meiſtbietenden auf dieſes Jahr verſteigt werden. Liebhaber koͤnnen
ſich Mittags um 1 Uhr daſelbſt einfinden und mitbieten. Darmſtadt den 4. Jun. 1784.
Juſtus Sparſchneider, Feldinſpector.
Der geweſene Corporal bey Fuͤrſtl. Leibgarde, Conrad Steer, iſt willens; nachſtehende
zwey Gaͤrten, welche mit Baumſtuͤcken und einem Haͤusgen verſehen ſind, aus freyer
Hand zu verkaufen. 1) 65 Ruthen 5 Schu Garten im Heynumer Feld No. 4. in der
23ten Lage, zwiſchen dem Herlen= und Meßlerweg, iſt zehendfrey, giebt 1 Alb. 4 Pf.
Beed und 2Alb. Kollectoreyzins, beforcht Leonhard Foͤrſter und Henrich Kaiſer. 2) 114
Ruthen Garten daſelbſt, No. 7, iſt zehendfrey, beforcht Phil. Wagner und Juſtus Blerach.
Bey des verſtorbenen Kanzleybuchbinder Johns Wittwe; wohnhaft in der kleinen
Ochſengaſſe, ſind verſchiedene Sorten Gold zu haben, als: grün Gold, Mahler=Gold
und Buchbinder=Gold, das Buch zu 32 Kreuzer.
Einzig und allein, und ſonſt nirgends allhier in Darmſtadt iſt nunmehro bey Herrn
Joh Georg Kichler, Gürtlermeiſter, wohnhaft in der Holzſtraſſe Nro. 397 in Commiſaon
zu haben und aͤcht zu bekommen: Das unvergleichliche und vortrefliche Waizen= Bluͤth=
Thau= und Verſchoͤnerungswaſſer, bisher unter, dem Namen bekannte Prinzeſſinnen

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Waſchwaſſer, welches an allen eurgpaͤlſchen Hoͤfen, wol es ſich in Commiſſion findet,
haͤufig gebraucht wird, und bey Herren und Damen ſo beliebt gemacht, die ihre natuͤr=
liche
Farbe, oder Schönheit bis in das ſpaͤteſte Alter conſerviren wollen. Es vertreibk
und reintget alle Flecken der Haut, ſogar die von rothen Haaren entſtehen, vertreibt die
Narben und Runzeln, ſtaͤrkt die Augen und vertreibt den blauen und gelben Hof um die=
ſelben
. Es uͤbertrift dieſes Waſſer alle diejenige, die bisher zum Vorſchein gekommen
und entdeckt worden ſind, wie der Gebrauch davon an jedem erweiſen wird. Die ſaͤmt=
liche
Glaͤſer von dem einzig und wahren Beſitzer dieſes Arcani ſelbſt eigenhaͤndig uͤberſchrie=
ben
und verſiegelt, auch zugleich mit deutlichen gedruckten Gebrauchsnotizen verſehen,
das gloͤthige Glas zu 8 kr. das gloͤthige zu 15 kr. und das 16loͤthige zu 30 kr. Aus=
waͤrtige
Liebhaber, welche keine andere Gelegenheit haben als auf der Poſt das Geld ein=
zuſenden
, werden erſucht 4 kr. Einſchreibgeld, und 4 kr. fuͤr die Schachtel mitzuſchicken.
Ein Corpus juris iſt zu verkaufen. In der Buchdruckerey im Lottohauſe iſt das
Naͤhere zu erfragen.
Saͤmtlichen Fruchtliebhabern wird hierdurch kund gemacht, daß zufolge dem unterm
r9ten Man 1784. abgefaßten Cameral=Entſchlieſung, Donnerſtags den 17ten dieſes,
Morgens gegen 11 Uhr, zu Oppenheim in der goldenen Kanne, 111 Malter und 160 Mal=
ter
Gerſt, 123 Malter Spelzen und 11 Malter 3 Kümpf Hafer, mit Vorbehalt gnaͤdig=
ſter
Ratification, in groſen und kleinen Parthien; nach denen auf dortigem Fruchtmarkk
ausgeſtellten aͤchten Probmaltern, oͤffentlich verſteigert werden. Nierſtein den 3. Jun. 1784.
Kurpfalz Gefaͤllverweſerey Nierſtein.
Utſch.
II. Vermiſchte Nachrichten.
600 Gulden Vormundsgelder, ſodann 300 Gulden, liegen gegen hinlaͤngliche ge=
richtliche
Hpyothek zu 5 Procent zum Auslehnen parat.
In der neuen Vorſtadt ſind auf einem Rebenbau zwey Logis zu vermiethen, beſtehend
jedes in einer Stube, Skubenkamamer und Küche, wo auch fuͤr ledige Perſonen Meubels
dabey gegeben werden koͤnnen.
Nahe am Schloß und Markt iſt ein bequemes Logis, ſo aͤuf die Straſe gehet, für
etne ledige Perſon mit oder ohne Bett und Meubels zu verlehnen, welches ſogleich bezo=
gen
werden kann. Das Naͤhere kann in der Buchdruckerey im Lottohauſe erfragt werden.
Der Jude Jonas Stmon von Elbesheim recommendiret einem geehrteſten Publico ſeine
ergebenſte Oienſte in Vertreibung der Hühneraugen, die er nicht durch Schneiden, ſon=
dern
mittelſt eines Pflaſters aus dem Grunde eurirt, wovon er die beſte Atteſtata zeigen
kann. Er logirk beym alten Goldſticker Wolf.
Bey der mit bekannter g4ter Ordnung und den veſtgeſetzten Solenntaͤten vollzogenen
148ſten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie,
ſind dieſe Nummern:
42
67.
54.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 215te Ziehung in Caſſel geſchiehet din 9ten
Junit. Die 79te Ziehung in Marburg, den 16. Junit. Die 149te Ziehung in Darm=
ſtadt
, den 23. Junn, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt, den 2. Junn 1784.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Zahlenlotterie

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 29. May bis den 5. Junii 1784.

Herr Dern, Amtmann von Ulrichſtein. Herr Roͤhde, Hofrath von Sachſengotha.
Herr Cartelliery, Muſikus aus Berlin, log. in dem Trauben.
Herr Bremey, Weinhaͤndler aus Beaume in Bourgogne, log. in der Poſt.
Herr Poppel, Spitzenhaͤndler aus Braband, log. in der Kron.

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Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Jockus, Doctor aus Straßburg, den 29. May. Herr Dilenlus, Doctor von
Lauterbach, den 1. Jun. Herr Schiflein, Kaufmaͤnn von Frankfurt, den 2ten.
Der regierende Herr Graf von Erbach, den 3ten. Herr von Inverary, und
Herr von Rietchte, Milords aus England, eod. Herr von Schack, Lieutenant
in Preuſſiſchen Dienſten, eod. Herr von Aldenburg, und Herr von Sonneburg,
aus Anſpach, eod. Herr von Loͤwe, Kaiſerl. Capitain, eod. Herr von Schnei=
der
, Katſ. Oberlleutenant vom Regim. Langle, den 4ten. Herr Wenner, Kauf=
mann
von Frankfurt, eod. Herr Eyſſele, Kaufmann aus Durrwangen, den 5ten.
Gebohrene, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 32. May, dem Fürſtl. Hofgaͤrtner, Herrn Bernhard Schnitzſpahn, ein Söͤhnlein.
Den 31. dem Fuͤrſtlichen Rentkammeracceſſiſt, Herrn Johann Leonhard Dauber,
ein Toͤchterlein.
Eod., dem Burger und Metzgermeiſter, Georg Chriſtian Schmitt, ein Soͤhnlein.
Den 3. Juntt, dem Burger und Leinwebermeiſter, Joh. Jacob Moͤſer, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 2. Junti, Herr Philipp Chriſtlan Mayer, Fürſtl. reutender Foͤrſter im Forſt Ober=
Roßbach, weil. Herrn Georg Conrad Mayers, geweſenen Fuͤrſtl. Kam=
merdieners
allhier; nachgelaſſener ehelicher Herr Sohn und Jungfer
Henrletta Chriſtiana, weil. Herrn Johann Dantel Pfaffens, geweſenen
Fürſtl. Kammerſecretartus und Regiſtrators allhier, nachgelaſſene ehe=
liche
Jungfer Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 30. May, dem Burger und Schneidermeiſter, Joh. Valentin Thurn, eine Tochter.
14 Jahre und 6 Monate alt.
Den 1. Junli iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: dem verſtorbenen Bierbrauer
Hermann, ein Soͤhnleln, 6 Jahre und 9 Monate alt.
uͤnna Eliſabetha Seitzin, eine Dienſtmagd von hier, 68 Jahre alt.
Den 3.
Eod. iſt aus der Armenkaſſe begraben worden: Chriſtina Gerungin von hier, 30 Jahre alt.
Anekdote.
In einer abgelegenen Straſe von Paris traf neulich ein Prieſter auf einten Spitz=
buben
, der ſeinen Degen gegen ihn zog und ſagte: Lange ſchon hatte ich mir vor=
genommen
, einen Prieſter durchzuſtoſſen. Da kommen ſie bei mir an den
nrechten, antwortete dieſer, ich bin erſt Diakonus und noch nicht ordinirt.
Ah, entſchuldigen Sie, verſetzte der hoͤfliche Meuchelmoͤrder, und gieng, durch
die rubige Kaͤlte, womit ihn der Diakonus abwies, verwirrt, weiter.