Darmstädter Tagblatt 1783


11. August 1783

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Anno 1783.
den 11. Aug.
Num. 32.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=

Anzeigunge

zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
vlattgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualten= und Marktpreis.

Pf
Ein E Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch
Kalbfleiſch
Hammelfleiſch
Schaffleiſch
= Schweinenfleiſch
Schinken u. Doͤrrfl.
Speck =
1 Nierenfett
= Hammelsfett= . ,10
1 = Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a
Ein Kalbsgeluͤng
Ein Hammelsgeluͤng=
11 Ochſengeluͤng
1 = Suͤlzen =
= Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsſus=
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer.
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl
36,

kr.
Ein Kumpf Hafermehl =
8
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240.48
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64 80
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe =
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
Pfund friſche Butter = 13
Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
ſEyer 7a 8 Stuck vor
ſEin aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
P
Vor2kr. Brod ſollwiegs
Vor4kr. dito =
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
Vor 2 kr. dito
22
Vor 1 kr. Waſſerweck=
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod .
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 2 P.

Fuͤrſtl Heſſiſche Po

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Die Herrn Subſcribenten der Zweybruͤcker Schriftſteller belieben nachſtehende neu an=
gekommene
utores beym Factor Will im Lottohauſe abzuholen, als: 1) P. Ovidi Naſonis
opera, Ir, 2r u. 3r Thell, fur 1fl. 56kr. 2) C. Plinii Secundi hiſtoriae naturalis, rr Theil=
fuͤr
40 kr. 3) Caius Suetonius Tranquilius, fuͤr 42 kr. 4) Catullus, Tibullus, Prop, er
Gall., für 36 kr. 5) M. Annaeus Seneca Rhetor, für 46 kr. Diejenige Herrn Subſcriben=
ten
, welche nach Verlauf 4 Wochen erſt ihre Theile abholen laſſen, zahlen auf jeden Theil
10 Kreuzer weiter. Darmſtadt den 28ten Jul. 1783.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohaus und in der Wittichiſchen Behauſung im
Birngarten iſt zu haben: das von Friedrich Gedike herausgegebene lateiniſche Leſebuch
fuͤr die erſten Anfaͤnger fuͤr 16kr. Vademecum für Dichterfreunde, 1ter und 2ter Theil,
auf Schreibp. fuͤr 1fl. 35 kr. und auf Druckpapler 1fl 16 kr. Neuer Specctus, 15 kr.
Nachricht vom Auerbacher Waſſer, 6kr. Die Augsburgiſche Confeßion, 10 kr. Eich=
horns
Ruͤſt= und Schatzkammer, 10 kr. Rambachiſches Geſangbuch, 8 kr. Proceß=
ordnung
, 29 kr.
Neue Heringe ſind bey dem Handelsmann Fuhr in dem Storchen, das Stuͤck um
8 Kreuzer, zu haben.
II. Sachen, ſo zu vermiethen.
In der neuen Vorſtadt iſt ein Logis, von einer Stube, Kammer und Boden, zu
vermiethen. Wo? ſagt man in der Buchdruckerey im Lottohauſe.
An der groſen Baadſtube ſtehet ein Logis, welches in zwey Stuben, einer Kammer,
Kuͤche, Keller und verſchloſſenem Holzplatz beſtehet, auch ſogleich bezogen werden kann,
zu vermiethen. Bey wem ? kann man in gedachter Buchdruckerey erfahren.
III. Mediziniſche Nachricht.
Darmſtadt. Die mit dem allerhoͤchſten Privllegio Sr. Kalſerl. Majeſtaͤt verſehene
Jenniſche, oder Hamburgiſche wunderſame Eſſenz, deren fürtrefliche Eigenſchaſten in
verſchiedenen Krankheiten erprobt worden, iſt in verſiegelten loͤthigen Glaͤſern zu 36 kr.
nebſt dem Gebrauch=auch Atteſtat=Zettel allhier nach wie vor, einzig und allein, bey dem
Fuͤrſtl. Lotto=Buchhalter Herrn Voigt, in der Frau Forſtmeiſter Klipſtein Behauſung an
dem Ballonplatze ſub Nro. 117, aͤcht und aufrichtig in Commiſſion zu haben. Auſſer de=
nen
in dem Gebrauch=Zettel angefuͤhrten Herrn Commiſſionairs iſt dieſe Katſerl. privlle=
girte
Eſſenz in Ulrichſtein, bey dem Herrn Controlleur Schultheiß; in Nidda, bey dem
Chirurgus Herrn J. C. Voigt; im Amte Bingenheim, bey dem Praͤceptor Herrn J. P.
Schmitt; und in Gieſen, in der Buchhandlung des Herrn Kriegers des Juͤngern, aͤcht
und aufrichtig in Commiſſion zu bekommen.

IV. Zahlenlotterie Anzeigen.
Bey der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
64ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Marburgiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie,
61.
9.
ſind dieſe Nummern:
29.
88.
aus dem Gluͤcksrade gezogen worden. Die 134te Ziehung in Darmſtadt geſchiehet den
13. Auguſt. Die 201te Ziehung in Caſſel, den 20. Auguſt. Die 65te Ziehung in Mar=
burg
, den 27. Auguſt, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt, den 6. Auguſt 1783.
Generaldirection der Zodh
tirten Jableylotteri=

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Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 2. bis den 9. Aug. 1783.
Herr Fetzer, von Nuͤrnberg, log. in dem Trauben.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Graf Aurondel, aus England, den 2ten Aug. Herr Graf von Erbach, Lieutenant
in Hanautſchen Dienſten, den 4ten. Herr Baron Riedt, Obriſtlleute=
nant
in Hollaͤndiſchen Dienſten, den 5ten. Herr von Grün, Kaiſerl.
Major, den7ten. Herr von Naſſer, Kurpfaͤlziſcher Geſandter, den 8ten.

Gebohrene, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 3. Aug., der Eva Catharina Jungin, aus dem Amt Rüſſelsheim gebuͤrtig, ein un=
eheliches
Sohnlein.
Den 7. Aug., dem Burger und Schneidermeiſter, Joh. Jacob Storch, ein Soͤhnlein.
Den 9. Aug., dem Burger und Glaſermeiſter, Philipp Valentin Strauch, ein Soͤhnlein.
Gebohren und getauft bey der evangel. reformirten Gemeinde.
Den 5. Aug., der Hannetta Schellhaſin, Wittwe des verſtorbenen Soldaten unter dem
neuen Bataillon zu Pirmaſens, Henrich Schellhaß, ein Soͤhnlein,
Namens: Johann Peter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 3. Aug., dem Fürſtl. Steuerperaͤquator, Herrn Gerber, ein Toͤchterlein, 2 Jahre
und 2 Monate alt.
Eod., dem Burger und Gaſthalter zum froͤhlchen Mann, Hrn. Johann Martin Scholl,
ein Soͤhnlein, 1 Monat alt.
Ferner: dem Burger und Spenglermeiſter, Johann Ludwig Schmitt, ein Toͤchterlein,
1 Jahr, 6 Monathe und 10 Tage alt.
Den 4. Uug., well. dem Burger und Hofleideckermeiſter, Johann Philipp Wagner, ein
Soͤhnlein, 2 Monate und 3 Tage alt.
Eod., dem Burger und Zimmermannmeiſter, Vitus Bauſch, ein Toͤchterlein, 2 Jahre alt.
Ferner: dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Daniel Wambold, ein Soͤhnlein,
1 Monate und 24 Tage alt.
Den 5. Aug., der Fuͤrſtliche Hofrath und Hofmedicus, Herr Phillpp Chriſtian Rebel,
30 Jahre alt.
Eod., dem Burger und Metzgermeiſter, Johann Phlipp Steiz, ein Toͤchterlein, 1 Jahr,
4 Wochen und 6 Tage alt.
Den 6. Aug., dem Armenvogt, Nieder, ein Toͤchterlein, 1 Jahr und 3 Monate alt.
Den 7. Aug., dem Burger und Ackermann, Johann Georg Rahn, ein Soͤhnlein, 13
Wochen alt.
Eod., dem Burger und Ackermann, Johann Michael Mahr, ein Toͤchterlein. 4 Jahre
und 11 Monate alt.
Den 9. Aug., die Hoſpitalitin, Regina Amalia Ecklin, 67 Jahre alt.
Eod., dem Burger und Spenglermeiſter, Joh. Ludwig Schmitt, ein Soͤhnlein, 5Jahr
und 10 Monate alt.
Ferner: dem Burger und Kaufmann, Herrn Chriſtoph Albrecht Weiß, ein Coͤhnlein,
14 Tage alt.
Geſtorben und beerdigt bey der evang. reform. Gemeinde.
Den 2. Aug., dem Burger und Drehermeiſter wie auch Kirchenalteſten, Herrn Peter
Roͤßler, ein Soͤhnlein, Namens: Gottleb Ernſt, 10 Jahre, 8 Mo=
nate
und 5 Tage alt.

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Fritz und Ernſt.
Em Knabe hatte von ſeinem Lehrer Erlaubniß erhalten, ſich nach vollendeten Schulu=
bungen
auf der Wieſe mit ſeinen Geſpielen zu vergnuͤgen; doch mit der Bedeutung, ſich
nicht durch unmaͤſſiges Laufen zu erhitzen. Kaum war er ins Freye, ſo rannt' er hin
und her, daß ſein ganzer Leib von Schweiß troͤpfelte. Sein aͤlterer Bruder Fritz, der
vernünftiger war, ſahe dies mit Unwillen an, und ſagte:
Fritz. Haſt du die Vorſchrift deines Lehrers ſo bald vergeſſen ?
Ernſt. Oer ſieht es ja nicht Warum ſollt ich mir denn dieſe Luſt nicht erlauben ?
Fritz. Welche Entſchuldigung! denkeſt du denn nicht daran; daß der liebe Gott
uns ſiehet, und daß es ein groſſes Uebel iſt, wenn man ihm mißfaͤllt? Wenn wir uns
heimlich vornehmen Boͤſes zu thun: ſo kann er uns nicht lieb haben, und muß uns
ſtrafen, um uns zu beſſern. Denn iſt das nicht eine boͤſe Gemüthsart, wenn man
glaubt, daß man wohl in der Stille etwas Boͤſes thun koͤnne ? Dies zeigt an, daß man
noch Luſt und Vergnuͤgen zum Boͤſen habe, und es alſo vorfaͤtzlich ausuͤbe. Wie koͤnn=
ten
wir da mit uns ſelbſt zufrieden ſeyn ? Wje koͤnnten wir da hoffen, daß Gott unſer
zaͤrtlich liebender Vater noch ſeyn werde? Und ach, wie ungluͤcklich ſind wir dann!
wenn wir fuͤrchten muͤſſen, daß er uns wegen des vorſetzlichen Boͤſen nicht in den Him=
mel
nehmen werde.
Ernſt. Ach du haſt Recht, mein lieber Bruder, ich erkenne meinen Fehler. Ich
werde mich inskuͤnftige eben ſo ſehr vor dem Boͤſen huͤten, wenn Niemand zugegen
iſt, als in der groͤſſeſten Geſellſchaft, wo ich andern zu gefallen ſuche. Denn den
lieben Gott will ich noch viel weniger beleidigen, als Menſchen. Von ihm hab ich die
groͤſſeſten Geſchenke und Wohlthaten Aber hoͤr mal, trinken muß ich ein wenig, ich
bin gar zu durſtig.
F. Wie, du willſt trinken? Hat nicht auch dies der Lehrer ſo ernſtlich verboten,
wenn man ſich erhitzt hat? Noch neulich erklaͤrte er mir die ſchaͤdlichen Folgen, die.
dies haben koͤnnte.
E. Die hat er mir nicht geſagt. Wie kann er mirs denn uͤbel nehmen, wenn ichs
thue? Ich weiß ja dieſe boͤſe Folgen nicht.
F. Wuͤrdeſt du wohl das Glas austrinken, wenn man die ſagte, daß Scheidewaſſer
oder Gift darinnen waͤre ?
E. Das wuͤrd ich gewiß nicht thun: denn ſo muͤßt ich ja ſterben. Das ſeh' ich
wohl ein.
F. Wie, wenn du es nun noch nicht einſehen koͤnnteſt, und der Lehrer verboͤte dir
ſchlechtweg, nicht aus dem Glaſe zu trinken, wuͤrd es nicht dein Vortheil ſeyn, wenn
du ihm folgteſt, ob du gleich die Urſache ſeines Verbotes nicht wüßteſt?
E. Ja, das geſteh'ich.
F. Nun ſo ſey auch diesmal ſo folgſam. Unſer treuer Lehrer hat uns viel zu lieb,
als daß er uns die gerinaſte Luſt und Ergoͤtzlichkeit unterſagen wurde, wenn ſie nicht
fuͤr uus ſchaͤdlich und gefaͤhrlich waͤre. wir muͤſſen ihm alſo geborchen, wenn wir
gleich nicht begreifen, warum er das ſo haben will. Er meint es immer gut mit uns.
Siehſt du nicht, wie zaͤrtlich er uns liebt, wie vaͤterlich er uns ermahnet: Mir hat
ers neulich geſagt, daß man ſich die Schwindſucht oder ein hitziges Fieber zuziehen
koͤnnte, wenn man nach einer Erhitzung ſchleunigſt traͤnke; dir aber hat ers verboten,
ohne die Urſache anzugeben. Du biſt noch jung, und weißt noch Vieles nicht, und
kannſt auch noch nicht Alles einſehen und begreifen, ſo wenig als ich. Es iſt daher noͤ=
thig
, daß wir ihm immer folgen. Das wollen wir denn willig und mit Freuden thun,
und uns nie das Recht herausnehmen, uͤber ſeine Vorſchriften dreuſt zu urtheilen, und
daruͤber heimlich mißvergnugt ſeyn. O wie ſehr werden wir ihn und unſere Eltern da=
durch
erfreuen! Dadurch koͤnnen wir ſeine unermuͤdete Sorgfalt und Liebe am beſten
vergelten.
E. Ja Bruͤderchen, Gehorſam iſt der beſte Beweis unſrer Gegenliebe. Wir wollen
uns daher eifrigſt bemuhen, ihm zu folgen. Ich will inskunftige meine heftige Neigun=
gen
zu dieſer oder jener Sache zu uͤberwinden ſuchen, und wenn unſer Lehrer uns etwas
unterſaat was mir angenehm und reizend zu ſeyn ſcheint; ſo will ich denken, es wird
gewiß Giſt fuͤr mich ſeyn.