Anno 1783.
den 2. Jun.
Num. 22.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
nzeigung.
zu finden in der
Hof= und Canzley=
Heſſiſehem
Privilegio.
ſches Frag=und
brattgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
= Kalbfleiſch
Hammelfleiſch
= Schaffleiſch 1
= Schweinenfleiſch=
6 Schinken u. Doͤrrfl.
= Speck. z „
12
= Nierenfett „
1 Hammelsfett; „ 10
1 Schweinenſchmalz 1.
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a
19
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng=
1E6 Ochſengelung
1 Suͤlzen =
11
1 Bratwuͤrſt
10
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſs6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer „
Ein Malter Rockenmehl=
Em Malter Weismehl „
kr.
Ein Kumpf Hafermehl =
8
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſie 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im
Hauſe=
uͤber die Stpaſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
Pfund friſche Butter v. 12
Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 8ag Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Pf.
2.
Vor2kr. Brodſollwiege
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
„
16
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod.
11
Vor 2kr. dito
22
Vor1 kr. Waſſerweck=
10
Vor 1kr. Milchweck
20)Vor1 kr. Milchbrod
6) Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
36 Comiß=Brod ſoll gelten 8 Kr.
Fuͤrſel. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,
[ ← ][ ][ → ]Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Edictalladung.
Darmſtadt. Nachdem uͤber des verſtorbenen Maurermeiſter, Johann Seibert
Holhen zu Niederramſtadt Vermoͤgen der Concurs erkannt worden; ſo werden alle
die=
jenlge, welche an denſelben etwas zu fordern haben, hiermit edictaliter eitirt auf
Don=
nerſtahg den 5. Junli, Morgens um 9 Uhr, vor hieſigem Oberamt entweder in Selbſtperſon
oder burch genugſam Bevollmaͤchtigte, zu erſcheinen, ihre Urkunden vorzuzeigen, und
ihre Forderung richtig zu ſtellen, indem ſie im Nichterſcheinungsfall mit denſelben von
der Maſſe ausgeſchloſſen werden ſollen. Darmſtadt, den 14. May 1783.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Demnach des weil. hieſigen Burger und Specereyhaͤndler, Juſtus
Brinkmanns in der Schloßgaſſe, zwiſchen dem Fuͤrſtl. Glockendirector Herrn Asmus,
und Schutzjuden Abraham Roͤdelheim gelegene Wohnhaus und Hofraithe, dringender
Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt
und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hiermit
bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt, den 20. May 1783.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Nachdem auf den 11ten naͤchſtkuͤnftigen Monats Junius,
Nachmit=
kags um 2 Uhr, eine Parthie Wein von folgenden Jahrgaͤngen, als:
1 Stuͤck 3 Ohm Ungſteiner 1775ger.
1 Stuͤck Bechtheimer 17799er.
T ditto Nierſteiner 1779ger.
138oger.
1—
1781ger.
1819er.
Benebſt einer Parthie mit 1275ger Ungſteiner= und anderem Rheinwein gefuͤllter
Bouteillen, und 6 Flaſchen Tokayer; ſodann leere= mit und ohne eiſernen Reifen
ge=
bundene Stück= und andere wohlconditionirte Faͤſſer, wie auch verſchiedene Koͤrbe mit
leeren Boukeillen. Die felgende Taͤge aber, Morgens von 9 bis 11= und Nachmittags
von 2 bis 5 Uhr, allerhand Pretioſg, Gold und Silbergeſchirr geſtickte, ſeidene und
andere Manns= und Frauenzimmer=Kleidung, Weiszeug und Gewand, leinen Getuͤch,
Bettwerk, Porcellaine, Spiegel, Glaſer, Zinn, Kupfer, Meſſing, Eiſen= und
Blech=
werk Gewehr, Reutzeug, Meubles, Schreinwerk und anderer Hausrath, nach dem
daruͤber bey Herrn Regierungsadvocat Hoffmann ausgegeben werdenden gedruckten
Verzeichnis, in dem in der neuen Vorſtadt gelegenen Renziſchen Haus, gegen baare
Zahlung an den Meiſtbietenden oͤffentlich verſteigt werden ſollen; als wird ſolches dem
Publicum zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit ſich die Kaufluſtige in der
beſtimmten Zeit= und an erſagtem Ort einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt,
Von Commiſſionswegen:
den 14. May 1783.
Stumpff, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Geheimer Secretarius.
III. Vermiſchte Nachrichten.
Ein hieſiger junger Menſch von honetten Eltern, welcher Rechnen und Schreiben
kann, wie auch etwas Muſic und Franzoͤſiſch verſteht, ſucht bei Herrſchaften als
Bedien=
ter, oder ſonſt auf eine Art emvloyrt zu werden. Naͤhere Nachricht von demſelben giebt
man in der Buchdruckerey im Lottohaus.
350 Gulden Capital liegen gegen hinlaͤngliche gerichtliche Stcherheit zum Auslehnen
parat, und man kann deswegen weitere Nachricht in ebengedachter Buchdruckerey erfahren.
Darmſtadt. Demnach die Sommer=und Winter=Schafweide zu Weiterſtadt auf
Michaeltag dieſes Jahrs wiederum leihfaͤllig wird= und auf fernerweite 6 nacheinander
ſolgende Jahre an den Meiſtbietenden verliehen werden ſoll, und denn zu dieſer
Verlei=
hung Terminus auf Donnerſtag den 3. Julit dieſes Jahrs anberaumet worden; als wird
ſolches zu dem Ende hiermit oͤffentlich bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich in
be=
regtem Termin den 3. Julii a. c. Morgens fruh um 9. Uhr auf dem Rathhaus zu
Wei=
terſtatt einfinden, die Condittonen alsdann vernehmen, und mitbieten moͤgen.
Darm=
ſtadt, den 28. May 1783.
Färffl. Zeſſiſches Vberamt daſelbſt.
Es ſind in meiner Wohnung in der Caplaneygaſſe allhier ſchoͤne geſchnittene
Eiernu=
deln, Tagliarelli di Papa genannt, die man ſowohl zu Suppen als Gemüſen herrlich
fin=
den wird, zu haben, das Pfund 10 Kr., wie auch gute Citronen, nebſt allen Arten
Spezerey= und Farbewaaren, ſehr gute Lichter und Seifen.
Frommann.
Bey denen ehmaligen Beydnitziſchen Erben dahier iſt wieder aͤchter neuer Kleeſaamen
in billigſten Preiſen angekommen.
Am kleinen Roͤhrbrunnen ſtehet ein auf die Straſe gehendes Logis zu vermiethen,
welches ſogleich bezogen werden kann. Weitere Nachricht wird in der Buchdruckerey im
Lottohauſe gegeben.
Es ſind bey G. F. Vollmar in Beſſungen unterſchiedliche Sorten, ſowohl Affenthaler
als Elſaſſer extra gute rothe Weine, zu Ohm, halb und viertels Ohmen in billigen
Prei=
ſen zu haben.
Bey der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
197ten Ziehung der Hochfuͤrſtl. Heſſen=Caſſeliſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie.
69.
70.
ſind dieſe Nummern:
40.
38.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 6 ke Ziehung in Marburg geſchlehet den 9. Jun.
Die 131te Ziehung in Darmſtadt, den 11. Junii. Die 198te Ziehung in Caſſel, den
18. Junti, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt, den 28. May 1783.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen garantirten Zahlenlotterie.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 24. bis den 31 May 1783.
rr Eyſſelle, Kaufmann aus Duͤrrwaugen. Herr Mayer, Handelsmann von
Ehin=
gen, log. im Schwanen.
Herr Le Dien: Batſtkraͤmer aus Frankreich. Herr Poppel, Spitzenhaͤndler aus
Bra=
band, log. in der Cron.
Herr Simon, Rothgerber von Heidelberg. Herr Erhard, Kaufmann von
Dinkel=
ſpiel, log. im Loͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Milius, Capitain von der Wuͤrtembergiſchen Artillerie, den 25ten. Herr
Steinmetz, Kaufmann von Lahr, eod. Herr Graf Montperny, Marggraͤflich
Baadiſcher Kammerherr, den 22ten. Herr von Kracher, Geheimerrath von
Mainz, eod. Herr von Salis, Lieutenant in Franzoͤſiſchen Dienſten, den 30ten.
Herr Brending, Doctor von Wuͤrzburg, eod.
Gebohrene, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 25ten May, dem Burger und Handelsmann, Herrn Friedrich Ludwig Retz, ein
Soͤhnlein.
Eod., dem Burger und Schneidermeiſter, Georg Kießkaldt, ein Toͤchterlein.
Den 28ten, dem Tuchſcherer in allieſigem Fuͤrſtl. Waiſenhaus, Johann Georg Creutz,
ein Soͤhnlein.
Den 30ten, dem Burger und Metzgermeiſter, Johannes Foͤrſter, ein Toͤchterlein.
Den 31ten, dem Friſeur bei Ihro Durchlaucht der Prinzeſſin Auguſte, Herrn Johann
Adam Haller, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 26ten May,Meiſter Johannes Heppenheimer, Burger und Metzger allhier, weyl.
Henrich Ludwig Heppenheimers, geweſenen Einwohners und Metzgermeiſters
zu Pfungſtadt; nachgelaſſener ehelicher Sohn, und Johannetta Dorothea, weyl.
des geweſenen Burgers und Metzgermeiſters, Leonhard Roths, hinterbliebene
Wittwe.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 26ten May, dem Burger und Metzgermeiſter Johann Leonhard Klein, ein
Söhn=
lein, 1 Jahr, 1 Monat und 12 Tage alt.
Den 28ten, weyl. des geweſenen Beyſaß Hochſtätters hinterbliebne Wittwe, 72 Jahre alt.
Den 29ten, dem Herrſchaftl. Reitknecht, Georg Friedrich Wilck, ein Toͤchterlein, 6 Jahre
10 Monate und 3 Tage alt.
Der verſchwiegene Papyrius.
De Senatoren hatten ſonſt zu Rom die Gewohnheit, ihre Soͤhne, wenn ſie die
Prä=
texte bekommen hatten, mit auf die Kurie zu nehmen. Nun wurde im Senat uͤber eine
wichtige Sache berathſchlagt, die deswegen auf den folgenden Tag noch verſchoben
wer=
den mußte. Man befand auch fuͤr gut, das, woruͤber hie ſich beredeten, ſo lange geheim
zu halten, bis der Schluß im Senat gemacht waͤre. Die Mutter des jungen Papyrius
aber, der mit ſeinem Vater der Senats=Verſammlung beigewohnt hatte, fragte ihren
Sohn: was die Vaͤter im Senat beſchloſſen haͤtten? Ich muß es bei mir behalten,
amt=
wortete er, und darf es nicht offenbaren. Um ſo neugieriget ward die Muter: ſie ließ
ihm keine Ruhe, das Geheimnis, welches der Knabe verſchwieg, aus ihm
herauszubrin=
gen. Ste fragte ihn daher nachdruͤcklicher, und mit mchrerm Ungeſtüm. Da ſetne
Mut=
ter ſo ſehr in ihn drang; ſo kam er endlich auf den Einfall, ihr auf eine feine und
gefaͤl=
lige Art die Wahrheit vorzuenthalten. Er ſagte ihr im Vertrauen: man haͤtte ſich darüber
berathſchlagt, welches wohl beſſer, und fuͤr den Stant vortheilhafter waͤre, daß ein
Mann zwo Frauen, oder eine Frau zween Maͤnner habe ? Kaum hatte ſie dieß gehoͤrt,
ſo uͤberfiel ſie Furcht und Schrecken. Zagend geht ſie vom Hauſe weg und laͤuft zu den
uͤbrigen Matronen. Des folgenden Tags verſammelten ſich die Frauen Schaarenweiſe,
liefen zum Senat, und baten mit Thraͤnen, man moͤchte doch lieber einer Frau zween
Maͤnner, als einem Manne zwo Frauen zugeſtehen. Die Senatoren giengen auf die
Kurte, und ſtaunten uͤber das ungeſtuͤme Weſen dieſer Frauen, und konnte ſich nicht in
ihre Forderung finden. Oa trat der junge Papirius mitten unter ſie auf= und erzaͤhlte
ausfuͤhrlich den Verlauf der Sache: was nemlich ſeine Mutter mit Gewalt von ihm haͤtte
wiſſen wollen, und er ihr dann geſagt haͤtte. Dem Senat geſiel dieſe Verſchwiegenheit
und der ſinnreiche Einfall des jungen Papyrius uͤberaus wohl; doch beſchloß er, daß
künftighin nicht mehr die Knaben mit ihren Vaͤtern auf die Kurie gehen ſollten, auſſer
Papyrius, und ſie gaben ihm noch zu Ehren den Zunamen Praͤtertat, weil er als Knabe
ſo klug im Reden und Schweigen geweſen war.
As Epiktet noch ein Sklav des Epaphrodit war, ſiel es dieſem barbariſchen Manne
einſtens ein, ihn zum Spaß um die Beine zu ſchlagen. Epiktet litt' es geduldig. Da es
aber ſein Herr immer aͤrger machte, ſagte er endlich: Du wirſt, wenn du ſo fortfaͤhreſt.
mir gewiß ein Bein entzwey ſchlagen. Es geſchah auch wuͤrklich: aber Epiktet ſagte
wei=
ter nichts, als: Habe ich dir's nicht geſagt, daß du mir ein Bein entzwey ſchlagen
wurdeſt?
Aeiſtoteles wurde von einem Laſterhaften um ein Almoſen angeſprochen, welches er ihm
auch ſogleich gab. Als er bemerkte, daß ſich ſeine Freunde hieruͤber verwunderten, ſo
ſagte er ihnen: Ich gab dieſes Opfer nicht der Menſchheit, ſondern der Menſchlichkeit.