Anno 1783.
den 14. April.
Num. 15.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigung=
zu finden in der
Hof= und Canzley=
Heſſiſehem
Privilegio.
ſches Frag=und
blatrgen,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch
= Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
= Schaffleiſch
Schweinenfleiſch
1
Schinken u. Doͤrrfl.
Speck=
1 „ Nierenfett =
10
Hammelsfett=
Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß = 6 a
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng =
1E Ochſengelung
1 = Suͤlzen =
1 = Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung; 2.
Ein Kalbskopf = 7
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus =
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
15
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
20
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl
36
kr.
Ein Kumpf Hafermehl = =
8
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64
1 Kumpf Erbſen =
14
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz= oder Lagerbier
im Hauſe =
die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
Pfund friſche Butter = 13
Pfund Handkaͤs der beſten
Dieubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck
Eyer 7 a8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln.
Brodtaxe und Gewicht.
Vor2kr. Brod ſollwiege
Vor 4kr. dito
Vor6kr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
Vor 2kr. dito
2½
Vor 1 kr. Waſſerweck=
10
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 8 Kr.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich. ſind.
N.
Naddaeo.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Demnach der weland Marien Eliſabethen, des verſtorbenen Klefer
und Bierbrauer Joh. Georg Rothermels hinterlaſſenen Wittwe allhier, am neuen Baad
zwiſchen dem Bierbrauer Diehl und dem ehemalig Schleifiſchen Haus gelegene Wohnhaus,
um die Erben behoͤrig auseinander ſetzen zu koͤnnen, naͤchſtkünftigen Baͤttag auf allhieſigem
Rathhauſe oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; als wird
ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann
einfin=
den und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 2. April 1783.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Gberamt daſelbſt.
Nachdeme des hieſigen Burger und Kiefermeiſter Johann Friedrich Grandhome in
der langen Gaſſe, zwiſchen dem Schuhmacher Trayſer und Saͤckler Fauſt gelegenes
Wohn=
haus nebſt Hinterhaus, dringender Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem
Rathhauſe nochmals oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll;
als wird ſolches zu dem Ende hiermit abermals bekannt gemacht, damit die Luſttragende
ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 3. April 1783.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohaus und in der Wittichiſchen Behauſung im
Birngarten iſt zu haben: das von Friedrich Gedike herausgegebene lateiniſche Leſebuch
fuͤr dte erſten Anfaͤnger für 16 kr. Vademecum fuͤr Dichterfreunde, 1ter und 2ter Theil,
auf Schreibp. fuͤr 1fl. 35 kr. und auf Druckpapier 1fl 16 kr. Neuer Speccius, 15 kr.
Nachricht vom Auerbacher Waſſer, 6 kr. Die Augsburgiſche Confeßion, 10 kr.
Eich=
horns Ruͤſt= und Schatzkammer, 10 kr. Rambachiſches Geſangbuch, 8 kr.
Proceß=
ordnung, 24 kr.
Bey dem Factor Will im Lottohaus ſind zu haben: Predigten über die
Leidens=
geſchichte Jeſu Chriſti. Aus den Werken verſchiedener Verfaſſer geſammelt. Zwote
ganz umgearbeitete und ſehr vermehrte Auflage, gr. 8vo. Gieſen 1783. für 1fl. 30 kr.
Bey denen ehmaligen Beidnitziſchen Erben an allhieſiger Stadtkirche iſt nebſt andern
guten Specerey=Waaren zu haben: aͤcht neuer teutſcher Kleeſaamen, im Preis nach
Qualitaͤt billig; gewaͤſſerter Lapperthan 10. kr. das Pfund; gewaͤſſerter Stockfiſch, in
Stücker zu 3. kr. und aufs Gewicht 6. und 8. kr. das Pfund; friſche Buckinge 10. pf.
und 3. kr. das Stuͤck.
Umſtadt. Wegen eines auf den Kurpfaͤlziſchen Hafer=Vorrath ad 530. und ein
Vlertel Malter Tags nach der Verſteigung von dem Kaiſerlichen Reichspoſt=
Stall=
meiſter Hermſteld zu Frankfurt geſchehen= zur Annahm ſich hinlaͤnglich gerechtfertigten
Nachgebotts, iſt der gnaͤdigſte Befehl erfolget, ſothanen Hafer=Vorrath nochmalen
auf=
zuſtecken, das Nachgebott ad 3. fl. 20. kr. p. Malter nebſt 2. Carolins in Kauf zum Anſatz
zu nehmen, und hiervon gehoͤrigen Orts die Publicationen zu erlaſſen. Gleichwie nun
hierzu der naͤchſtkommende Montag den 14ten dieſes Nachmittags 1. Uhr dahier zu
Umſtadt im goldnen Engel auserſehen und beſtimmt iſt, ſo blelbet ſolches allen und jeden
Hafer=Liebhabern zur Nachricht, und um ſich gefaͤllig bey ſothaner Verſteigung
ein=
finden zu moͤgen, hlerdurch ohnverhalten. Umſtadt den 7. April 1783.
Burpfalz Gefaͤllverweſerey.
Rauſch.
Nierſteln. Saͤmmtlichen Frucht=Liebhabern wird hierdurch kund gemacht, daß
zufolg eingelangter gnaͤdigſter Cameral=Entſchlieſſung, die bey hieſiger Receptur
vor=
findliche Fruͤchten, als 71. Malter Korn, 191. Malter Gerſt, 209. Malter Spelz,
Donnerſtags den 24. April 1783. zu Oppenheim in der goldnen Kanne Vormittags gegen
11. Uhr oͤffentlich an d
de nach denen auf dortigem Fruchtmark aufgeſtellten
Prob=
Prob=Maltern ſalva ratiſicatione in groſen und kleinen denen gegenwaͤrtigen Liebhaberen
anſtaͤndigen Parthien ausgebotten werden. Nierſtein den 8. April 1783.
Burpfalz Gefaͤllverweſerer.
Utſch.
11. Sachen, ſo zu vermiethen.
In dem Kriegeriſchen Haus bey der Stadtkirche iſt im dritten Stock zu verlehnen:
zwey Stuben, Kuch, Boden, verſchloſſenen Platz im Keller und verſchloſſenen Holzplatz.
Dieſes kann nach Belieben ſogleich bezogen werden.
III. Capitalia, ſo zu verlehnen.
Sieben Hundert Gulden liegen gegen hinlaͤngliche gerichtliche Sicherheit zum
Verleh=
nen parat; und kann deßwegen in der Buchdruckerey im Lottohauſe das Naͤhere erfragt
werden.
IV. Zahlenlotterie Anzeige.
Bey der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
128ten Ziehung der Hochf. Heſſen=Darmſtaͤdtiſchen gnaͤdigſt garantirten Zahlen=Lotterie,
17.
66.
88.
ſind dieſe Nummern:
84.
aus dem Glücksrade gezogen worden. Die 195te Ziehung in Caſſel geſaͤflehet den 16. April.
Die 59te Ziehung in Marburg, den 23. April. Die 129te Ziehung in Darmſtadt, den
30. April, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt, den 9. April 1783.
Generaldirection der Hochf. Beſſen=Darmſtädtiſchen garantirten Jahlenlotterie.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 5. bis den 12. April 1783.
Herr von Berndrieſen, von Mietau.
Herr Witthaus, Pfarrer aus dem Preuſſiſchen, logiren in dem Trauben.
Herr Baron von der Sala, log. in der Poſt.
Herr Goͤrlingshauſen, Forſtmeiſter von Richen.
Herr Stein, Oberfoͤrſter aus der Grafſchaft Bruch, logiren in dem Ochſen.
Herr Baron de Romans, log. in dem froͤlichen Mann.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Burl, Regierungsrath von Gieſen, log. bey dem Herrn Rath Kemke.
Herr Dietz, Profeſſor von Gieſen, log. in dem Dietziſchen Haus.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht der Fuͤrſt von Naſſau=Uſingen, nebſt Dero Frau
Ge=
mahlin Hochfuͤrſtl. Durchlaucht, den 8. April.
Frau Graͤfin von Metternich, von Mainz, den 10ten.
44. Kaufleute aus der Schweitz.
Gebohrene, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 6. April, dem Fuͤrſtl. Cammerrath, Herrn Andreas Philipp Heumann, ein Soͤhnlein.
Den 7. April, dem Fürſtl. Oberamts=Aneſſor, Herrn Hans Wilhelm Hofmann, ein
Soͤhnlein.
Eodem, dem Füͤrſtl. Conſiſtorial=Canzelliſt, Herrn Carl Ludwig Menzer, ein Toͤchterlein.
Ferner: dem Fürſtl. Hofjaͤger, Herrn Georg Ludwig Schott, ein Soͤhnlein.
Den 10. April, dem Burger und Fuhrmann, Bernhard Frieß, ein Soͤhnlein.
Den 11. Aprll, dem Burger und Strumpfwebermeiſter, Chriſtoph Dietrich Weiß, ein
Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 31. Maͤrz, Hr. Johann Chriſtian Friedrich Frommann, Burger und
Handels=
mann allhier, weil. Hn. Johann Chriſtian Frommanns, geweſenen Burgers
und Handelsmanns zu Berlin, nachgelaſſener ehelicher Sohn, und Igfr. Anna
Magdalena, weil. Hrn. Johann Harniſchens, geweſenen Burgers und
Han=
delsmanns zu Nuͤrnberg; nachgelaſſene eheliche Tochter.
Den 8. April, Andreas Leußler, Burger und Ackermann allhier, Johann Nicolaus
Leußlers, auch Burgers und Ackermanns allhier, ehelicher Sohn, und Roſina
Adelheid, weil. Franz Schneiders, Beyſaſſen zu Seeheim, nachgelaſſene eheliche
Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 6. Aprll, Frau Johannetta Friederica, des Fuͤrſtl. Hoftrompeters, Hrn. Johann
Adam Spalts, Ehefrau, 83. Jahre und 9. Monate alt.
Den 7. Aprl, der Fuͤrſtl. Hoftrompeter, Hr. Friedrich Ferdinand Kahl, 72. Jahre,
3. Monate und 6. Tage alt.
Eodem, der geweſene Fuͤrſtl. Koch, Johann Nicolaus Schnitzſpan, 54. Jahre und
3. Monate alt.
Den 12. April, Magdalena Chriſtina, des Burgers und Weisbindermeiſters, Johann
Jacob Metzen, Ehefrau, 63. Jahre, 10. Monate und 11. Tage alt.
Eodem, dem Burger und Schumachermeiſter, Henrich Chriſtoph Fehrmann, ein
Toͤchterlein, 1. Jahr, 1. Monat und 11. Tage alt,
4
Die trauigen Fohen der Spiſuagt.
(Eine junge, heitre, angenehme Dame, Dorinde, von einer reizenden Geſtalt, und
geſchaffen, jedermann zu gefallen, hatte das Unglüͤck, ſich von dem Gift einer
un=
bedachtſamen Jugend, der Sptelſucht berauſchen zu laſſen: ſonſt war ſie faſt von allen
Fehlern frey. Aber, welch ein Ungluͤck, wenn ſie einmal nicht ſpielen konnte: da ſaß ſie
niedergeſchlagen, und beynahe voll Verzweiflung. Endlich fand ſich ein grauſamer
Be=
truͤger, der in allen Geheimniſſen des Spiels erfahren war, ein Sohn des Mars mit
einer eiſernen Stirne, und einem Auge voller Unverſchaͤmtheit, unter einer glaͤnzenden
Montnr, aber dabey ſo ſchmeichleriſch kriechend, ſo ſanft, dem Scheine nach, daß es
ihm leicht war, die Unſchuld zu hintergehen: ſie ſchien ihm der Muhe werth: und er
griff ſie mehr durch Mienirungen als durch Gewalt an. Bald gewann er ihr Vertrauen:
(Es kamen die Karten aufs Tapet) der Tiſch wurde geſetzt. Der Capitain hatte bald
ihr ganzes Geld erobert, Ste konnte nicht aufhoͤren, verlor immer, und zitterte vor
Begierde, es wieder zu gewinnen. Endlich ſetzte ſie ihr brilltanten Halsband auf: es
gieng fort: gern hätte ſie die Uhr gerettet: aber eben ſo wenig: auch ein Mintaturbild
mit Diamanten, Ohrengehaͤnge, Armbaͤnder - alles verſpielte ſie. Der ganze Schatz
lag in ſeinem Hut=, und ihr war nichts mehr uͤbrig, als ihre Ehre. Der ſchreckliche
Feind=handelt auch um die, bietet ihr den Tauſch um ſeinen Gewinnſt an, faͤllt vor ihr
nieder, legt die Hand auf ſeine Bruſt, ſchwoͤret, daß er ohne ſie nicht leben koͤnne. Mit
Scharlach faͤrbt erſt die Schaam ihr Geſicht: ihre Tugendempoͤret ſich: aber giebt
nach-
er ſpottet ihrer Bedenklichkeiten - haͤlk ihr den Hut mit ihrem Verluſte vor, und
ſiegt in ihrem Falle. So breitete eine ſchoͤne Blume ihre Reizungen im guͤldnen
Sommer=
ſtrale aus: ſie war der Stolz des Gartens, wo ſie wuchs, und unbefleckt in ihrer Bluthe,
bis ſich ein ſchaͤndlicher Wurm unter der Erde ihrer geſunden Wurzel nahte und ſie
zer=
nagte. Die ſchoͤnen Tinten ihrer Farben fiengen an zu erbleichen, die Blaͤtter
welkten=
hr Haupt ſank= und die Pflanze ſtarb, ohne daß man die Urſache errieth.
Dem Verluſte ihrer Tugend in ihrer Bluͤthe folgte Schaam und Reue. Die Hoffnung
aller irdiſchen Freuden war dahin, und Wuth und Verzweiflung zerruͤtteten ihre Seele.
Dorinde, das liebe ungluͤckliche Maͤdgen, ein fruͤher Raub der Leidenſchaft, wollte ſich
vor den Stacheln des Gewiſſens und vor den Ruthen des allgemeinen Aergerniſſes
ret=
ten — und nabm Gift.