den 24. Junii.
Anno 1782.
Num. 25.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſtem
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=
Victualien= und Marktpreis
Heſſiſehem
Privilegio.
ſches Frag=und
blaͤttgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckereh.
Ein E Ochſenfleiſch =
= Rindfleiſch
1. = Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch =
= Schaffleiſch
= Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl.
Speck 4
Nierenfet.
Hammelsfett=
Schweinenſchmalz
„
„
5
4
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hamm==geluͤng=
1E6 Ochſengelung
=
Suͤlzen
= Bratwuͤrſt =
= Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus =
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl
kr.
„
6
6
6
4
6
12
14
12
10
12.
10
12
5
3
2
10
6
28
12
5
1
fl.
2
3
5
2
2
3
6
Pf.
kr.
50
10
30
12
56
36
Ein Kumpf Hafermehl
Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240148
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64 80
kr.
28
32
24
24
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz= oder Lagerbier
im Hauſe3
uͤber die Straſe= 3
1 Maas Jungbier im Haus= 3
und uͤber die Straſe=3
1 Maas Vierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 14
1 Pfund friſche Butter = 13 14.
1 Pfund Handkaͤs der beſten „6
Die ubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck, 4
Eyer 7= 8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln 6
Brodtaxe und Gewicht.
Pf., L. 2.
Vor2kr. Brod ſollwiege 1 9
Vor4kr. dito
2 18
Vorskr. dito
3 27
Vorikr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
Vor 2kr. dito
2.
Vor 1 kr. Waſſerweck , . ,10
Vor1 kr. Milchweck
72
Vor 1kr. Milchbrod
16
Ein 5=pfuͤndiger Laib= ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr.
24
4
Fuͤrſtl. Heſſiſehe Polizeydepuration dahier,
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Edictalladung.
Zwingenberg. Nachdeme der hieſige Burger und Wagnermeiſter Michael Göbel
ſo viele Schulden contrahiret, daß zu deren Bezahlung das Vermoͤgen nicht anreichet,
und dahero den Concursproceß gegen denſelben zu eroͤfnen verordnet worden; Als
wer=
den alle diejenige, welche an gedachten Michael Goͤbel mit Recht etwas zu fordern haben,
hiermitöffentlich citiret Montags den 22ten kuͤnftigen Monats Julti entweder in
Selbſt=
perſon, oder durch genugſam Bevollmaͤchtigte vor hieſigem Oberamt ohnfehlbar zu
er=
ſcheinen, ihre in Handen habende Verbriefungen originaliter zu produciren, und davon
beglaubhaſte Abſchriften ad aa zu geben, und ihre Forderungen behoͤrig zu lquidiren,
gegenfalls aber ſich zu gewaͤrtigen, daß diejenige, welche alsdann nicht erſcheinen,
nachhero weiter nicht mehr gehoͤret, ſondern ſchlechterdings abgewieſen werden ſollen.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Sign. Zwingenberg, den 18. Junii 1782.
Schmalcalder.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Nachdeme des weiland Burger und Kiefermeiſter Matthaͤus Rhumbels auf dem
Buſenberg zwiſchen dem Metzger Haſſold und Balthaſar Wiemer gelegener 2. und ein
halb Viertel haltender Wingert, dringender Schulden halber, naͤchſtkünftigen Baͤttag
auf allhleſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden
ſoll; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damlt die Luſttragende
ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 14. Junii 1782.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme des verſtorbenen Fuͤrſtlichen Hoflaquay Roͤmers in der Ochſengaß liegendes
Wohnhaus und Hofraithe oͤffentlich an den Metſibietenden, unter annehmlichen
Bedin=
gungen, ſalva tamen ratificatinne, verkauft werden ſoll, und hlerzu Terminus auf Mittwoch
den 26ten Junti, Nachmittags um 2. Uhr, in dem Roͤmeriſchen Hauſe anberaumet
wor=
den; ſo wird ſolches dem kaufluſtigen Publico zur Nachricht hierdurch bekannt gemacht.
Von Commiſſionswegen.
Darmſtadt, den 31. May 1782.
G. C. Follenius,
Fuͤrſtlicher Regierungsſecretarius.
Hinter der Kirch lieget ein Garten, welcher 42 Ruthen und 29 Schu haͤlt, beforcht
Hr. Netz und Gaͤrtner Hildebrand, ſo aus freyer Hand verkauft werden ſoll.
Liebha=
bere koͤnnen das Naͤhere in allhieſiger Buchdruckerey im Lottohaus erfahren.
III. Sachen, ſo zu verpachten.
Zwingenberg. Nachdeme die auf Petri Tag dieſes Jahrs leyhfaͤllig gewordene
Schaafweyde zu Auerbach, wobey jedesmalen der Auftrieb auf Andreas Tag= und der
Abtrieb auf Petrt Tag geſchiebet, auf weitere drey Jahre oͤffentlich an den
Meiſtbieten=
den verſteigert werden ſoll; Als wird ſolches zu jedermanns Nachricht hierdurch bekannt
gemacht, und koͤnnen diejenige, welche ſothane Auerbacher Schaafweyde in Beſtand zu
nehmen Luſten haben, ſich Donnerſtags den 11ten künftigen Monats Julii Vormittags
um 10 Uhr zu Auerbach auf dem Rathhaus einfinden, der Verſteigerung beywohnen
und mitbieten. Sign. Zwingenberg, den 18. Junn 1782.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Schmalcalder.
IV. Vermiſchte Nachrichten.
In des Fürſtl. Geh Secretarii Stumpffen Haus in der neuen Vorſtadt iſt in deſſen
Hinterhaus ein Logis zu verlehnen, beſtehend in 3. Stuben, 1. Kammer, 1. Kuͤche,
1. Kammer auf dem Boden, nebſt Boden, Keller und Holzplatz.
In der Fleiſch=Schirn iſt ein Logis im Hinterbau in verlehnen, und kann deßfalls
naͤhere Nachricht bey dem Bauinſpector Sparſchneider eingezogen werden. Darmſtadt
den 1. Jumi 1782.
Bey der mit bekannter guter Ordnung und den veſtgeſetzten Solennitaͤten vollzogenen
114ten Ziehung der Hochfürſtl. Heſſendarmſtaͤdttſchen gnaͤdtgſt garantirten Zahlen=Lotterie,
ſind dieſe Nummern:
14.
48.
87.
64.
aus dem Gluͤcksrade gezogen worden. Die 181 te Ziehung in Caſſel geſchiehet den 26ten
Juntl. Die 45te Ziehung in Marburg, den 3. Jult. Die 115te Ziehung in Darmſtadt,
den 10. Julit, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Darmſtadt, den 19. Junii 1782.
General=Direction der Hochfuͤrſtl. Beſſen=Darmſtaͤdtiſchen
gnaͤdigſt garantirten Jahlen=Lotterie.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers,
Vom 15. bis den 22. Junii 1782.
Herr von Günderode, Kammerherr von Baaden. Herr Wendt, Silhouettenmacher
aus Mainz. Herr Leipold, Strumpffabricant von Hanau. Herr Sarraſin.
Kaufmann aus Baſel, log. im Trauben.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Everlange, Capitain, und Herr von Pittmann, Lleutenant in Pfälziſchen
Dienſten, den 17. Jun. Herr von Schmitburg, von Coblenz, eod. Herr von
Willke, Churſächſiſcher Kammerherr, eod. Zwey Herrn von Dinheim, aus
Sachſen, den 18ten. Herr von Zhito, Generalmajor in Hannoͤveriſchen
Dien=
ſten, eod. Herr von Pillen, Ruſſiſcher Legatſonsrath, eod. Herr Roſſa,
Kam=
merrath aus Sachſen, den 19ten. Herr Baron von Koch, Oldenburgiſcher
Geſandter von Regensburg, den 21ten. Herr Baron von Wolten, Capitain
in Preuſſiſchen Oienſten, eod.
Gebohrene,
Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 16. Junit, dem Fuͤrſtl. Heyduck, Hrn. Georg Henrich Jacobi, Zwillinge, beyde
Soͤhnlein.
Den 19. Junit, dem Burger und Weißbindermeiſter, Georg Friedrich Querner, ein
Toͤchterkein.
Den 21. Juni, dem Burger und Seilermeiſter, Gottlieb Hein, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 16. Junit, Herr Johann Carl Georg Hallwachs, Fuͤrſil. Hofrath und
Regierungs=
advocat allhier, des Fuͤrſtl. Regierungsraths und Amtmanns, Herrn
Licen=
ttaten Hallwachs zu Alsfeld, jüngſter ehelicher Herr Sohn, und Jungfer
Maria Catharina, weil. des Fuͤrſtl. Kammerdieners, Herrn Wagners,
nach=
gelaſſene einzige eheliche Jungfer Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 16. Junik, der Herrſchaftliche Knecht, Johann Georg Gruͤm, 6o Jahre, weniger
4 Monate alt.
Den 17. Juntt, der Sophia Charlotta Quiringen, ihr uneheliches Toͤchterlein, 1
Mo=
nat alt.
Den 18. Junii, eine Dienſtmagd aus dem Hoſpital, Anna Catharina Schweizerin.
17 Jahre alt.
Den 19. Junil, Fr. Maria Rebecca Eliſabetha, des geweſenen Burgers,
Metzger=
meiſters und Kirchenſentors, Hrn. Georg Chriſtoph Stüͤbers, hinterbliebene
Wittwe, 60 Jahre alt.
Den 22. Juniti, dem Ackermann auf der Frau Rath Sippmannin Guth, Henrich
Wambold, ein Toͤchterlein, 9 Monate alt.
Ardat und Rizza.
Im glücklichen Arabien herrſchte vor Jahrhunderten ein gluͤcklicher Fuͤrſt: Alman hieß
er. Er wachte und arbeitete fuͤr ſeine Unterthanen: und ſeine Unterthanen opferten ihm
Liebe und Leben. Seine groͤſte Belohnung, wofuͤr der Himmel ſeine eifrigſten
Dankge=
bete erhielt, waren zween Zwillingsſoͤhne. Ardat und Rizza wuchſen auf, wie
Lin=
den eines Bogenganges; wurden Juͤnglinge; und waren ſich ſo gleich an Kenntniſſen
und Tugenden, wie ſie ſich an Schoͤnheit und Alter gleich waren. Alman nahte ſich
dem Grabe; und es wat die Frage: ob Ardat oder Ritzza den Thron erben ſollte ?
Beide waren des Gluͤcks, Vaͤter eines ſo würdigen Volks zu ſeyn, gleich wuͤrdig: und
doch durfte nur ein Einziger herrſchen. „Geht, ſagte ihr Vater=geht, reiſt, und ſucht
die Weisheit bey allen Weiſen in der Fremde. Wer am weiſeſten zuruͤckkoͤmmt, ſey,
was er verdtent zu ſeyn, ſey mein Nachfolger!” Ardat und Rizza reiſten ab.
Rizza kam in die Thaͤler eines Gebuͤrges, wo ein berühmter Eremit ſeine
Hoͤhle hatte. Sachmud, der weiſe Sachmud, wohnte hier ſchon dreyſig
Jahre in der ſteengſten Einſamkeit, weil vielleicht kein Menſch ſeines Beyſpiels
und Umganges wuͤrdig war. Wer pries ſich gluͤcklicher, als Rizza, da er einen
ſo erhabenen Lehrer gefunden hatte ? Er Ueß ſich zu Sachmud fuͤhren: und
der Weiſe war guͤtig genug, ihn zu ſeinem Schuͤler anzunehmen. Rizza lernte von
ihm die Menſchen kennen, ohne mit Menſchen umzugehn, lernte von ihm den Gang der
Sterne, den Bau der Erde und ihrer Produkte, die Geſchichte und Verfaſſung des
menſchlichen Geſchlechts, kurz, alles was damals von Wiſſenſchaft und Weisheit zu
lernen war. Wer weiſe werden will (dis waren Sathmuds vorzuͤgliche Lehren)
muß die Menſchen fliehen, weil ihre Thorheiten und Fehler wie Kletten ankleben; weil
unter den Zerſtreuungen der Geſellſchaft die Seele ſich nicht genug ſammlen und
vervoll=
kommnen kann; well nur die ſtrenge Einſamkeit die ungluͤcknchen Leidenſchaften
unter=
druckt. Was geſchah? Rizza erlernte zwar keine Fehler des Umganges: aber er lernte
auch nicht, ſich des Gluͤckes anderer zu freun. Seine Wetsheit war Schwermuth,
tief=
gedachte Wiſſenſchaft, und Gleichguͤltigkeit gegen alle Menſchen. Er hatte ſich
gewoͤh=
nen muͤſſen, ſich ſelbſt genug zu ſeyn. Ardat hingegen war kanm uber die Grenze, ſo
legte er den Prinzentitel ab. Er reiſte weit, wagte ſich in alle Staͤnde, und lernte bey
den Unbequemlichkeiten eines jeden froh zu ſeyn. „Weiſe Froͤhlichkeit iſt das Genie zur
Tugend= (ſo dachte Ardat.) Wer in ſeinem Leben die meiſten Menſchen gut und
gluͤck=
lich gemacht hat, iſt am tugendhafteſten geweſen, und zu dieſem Ziele fuͤhrt nur die weiſe
Froͤhlichkeit, die die Leiden ertraͤglich, uns ſelber thaͤtig, und die Menſchen zu unſern
Freunden macht. Um Menſchen gluͤcklich zu machen, muß man ſie kennen: um ſie
ken=
nen zu lernen, muß man unter ihnen leben. Ardat ſahe viele Oerter von Mecca
bis Alexandrten, und verließ keinen, ohne von Ungluͤcklichen ſich Dank verdient zu
haben. Nach fuͤnf Jahren rief das Sterbebette des Vaters beide zuruͤck, den
tiefdenken=
den ſchwermüthigen Rizza, und den frohen thaͤtigen Ardat. Alman ſegnete beide=
und ſein beſter Segen ſiel auf des letzten Haupt. „Ardat ſey Furſt, ſagte der
ſter=
bende Vater: er wird ſich an dem Wohl ſeines Volkes weiden, und keine Ruhe
ſchme=
cken, bevor er nicht gearbeitet hat. Weisheit ohne That, und Kenntniſſe ohne
Anwen=
dung, ſind wie das Schwerdt in der Scheide und wie ein Schatz, den man unter
Tod=
ten vergraben hat. Ardat ſey Fuͤrſt, und Rizza ſein erſter Kathgeber!” Der
Va=
ter (der beſte Fuͤrſt) ſtarb: und unter dem Scepter des ruheloſen Sohnes verdiente das
gluͤckliche Arabten ſeinen Namen immer mehr.
Dk.
44