Darmstädter Tagblatt 1781


05. November 1781

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Anno 1781.
den 5. Novemb.
Num. 45.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten

Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſehem
Privilegio.
ſches Frag=und

laͤttgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

7

Victualien= und Marktpreis.

Ein 16 Ochſenfleiſch =
= Rindfleiſch =
6
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch =
Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
= Schinken u. Doͤrrfl.
Speck =
1 Nierenfett =
= Hammelsfett;
= Schweinenſchmalz,
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
146 Ochſengelung =
= Suͤlzen =
1 Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf L. 10 a
4
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus =

Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer 1fl. 40
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl =

kr.
6
5
6
6
12
14
12
10
12
19
12
5
3
2
10
6
28
12
5
1
fl.
3
2
4
2
1
3
6

Pf.
2
2

kr.
30
40

45
40
36

Fuͤrſtl. Heſſiſehe Po

Ein Kumpf Hafermehl v. 28
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240,48
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 6480
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
= = = 124
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe3
= uͤber die Straſe3
1 Maas Jungbier im Haus= 3
und uͤber die Straſe =3
1 Maas Bierhefe
24
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch 5
1 Pfund friſche Butter = 1617
1 Pfund Handkaͤs der beſten 6
Die ubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck"4
Eyer 5a6 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffelnſ6
Brodtaxe und Gewicht.

kr.
33
24

Vor2kr. Brod ſollwiege1 10.2
Vor4kr. dito
Vor6kr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod = - 11
Vor 2 kr. dito

22
Vor 1kr. Waſſerweck = . 10
Vor1kr. Milchweck

Vor 1kr. Milchbrod 6 2
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr.
izeydeputation dahier,

4

Pf., L.2.
2 21

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme reſolvirt worden, daß der herrſchaftl. Domanlalhof Rheinfel=
den
bey Wallerſtätten, Amts Ruͤſſelsheim, von Petritag des naͤchſtkuͤnftigen 1782. Jahres
an auf anderweite 9. Jahre mittelſt einer auf Furſtl. Rentcammer vorzunehmenden öffentli
chen Aufſteckung, an einen oder mehrere tuͤchtige des Feldbaues und der Landwirthſchaft ge=
nugſam
kundige Beſtaͤnder verliehen werden ſolle, und dann hierzu der Termin au
Freytags den 30ten bevorſtehenden Monats November beſtimmt worden; ſo wird ſolches
zu jedermanns Wiſſenſchaft mit dem Anfuͤgen hierdurch bekannt gemacht, daß ein ſolche=
Beſtaͤnder wegen der bey dem Hof befindlichen Inventarten=Stuͤcke und des jaͤhrlichen
Beſtandgeldes eine baare Caution von 3000 Gulden zu ſtellen habe. Diejentgen alſo=
welche
geſonnen ſind, erſagten Hof zu pachten, haben ſich in dem vorbemeldten Termin.
Vormittags 9. Uhr auf Furſtl. Rentcammercanzley einzufinden allda nach vorheriger
hinlaͤnglicher Legitimation, daß ſie die zu ſothanem Beſtand erforderliche Eigenſchaften
beſitzen, auf die ihnen bekannt gemacht werdende weitere Bedingungen mitzubieten,
und nach Befinden, vorbehaltlich der hoͤhern Rattfication, des Zuſchlags ſich zu gewaͤr=
tigen
. Darmſtadt am 26. October 178r.
Fuͤrſtl. Beſſiſche Rentcammer daſelbſt.
Nachdeme eine anderweite Verſteigerung des herrſchaftl. Hofguths zu Waſchenbach
entweder auf einen 9=12 jährigen Temporal= oder auf einen Erbbeſtand, Freytags
den 16ten November h. a. Vormittags 9. Uhr auf Fürſtl. Rentcammercanzley vorgenom=
men
werden ſolle; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit öffentlich bekannt gemacht,
damit diejenige, welche zu der Uebernehmung ſolchen Guths in einen oder den andern
Beſtand Luſten haben, ſich in termino præfixo auf Fuͤrſtl. Rentcammercanzley einfinden,
auf die ihnen bekannt gemacht werdende Bedingungen mitbieten, und ſich ſofort nach
Beſinden, des Zuſchlags, jedoch vorbehaltlich der hoͤhern Ratification, gewaͤrtigen
moͤgen. Darmſtadt den 30ten October 1781.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Renteammer daſelbſt.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Das Freyherrlich von Moſeriſche Freyadeliche Guth zu Zwingenberg.
nebſt ſaͤmmtlichen Pertinenzten und Inventario von Vieh, Schiff und Geſchtrr ꝛc. ſtehet
ans freyer Hand zu verkaufen, und kann das Guth ſelbſt alltaͤglich entweder in loco in
Augenſchein genommen oder von deſſen Beſchaffenheit und den Kauf=Bedingungen in
dem von Moſeriſchen Haus zu Darmſtadt naͤhere Nachricht gegeben werden.
Das im Birngarten gelegene Freyherrlich von Moſeriſche Freyadeliche Burghaus
mit ſämmtlichen Neben= und Hintergebaͤuden und Garten, ſo bey der Landes=Brand
Aſſecurations=Caſſe mit 9000 fl verſichert iſt, ſolle den 12ten naͤchſtkuͤnftigen Monats
November mitteſt freywilligen Verſteigerung verkauft werden; daher die Luſttragend=
ſelbigen
Tages, Morgens um 10 Uhr, ſich in bemeldtem Haus einzufinden belieben wollen.
Darmſtadt. Nachdeme Montags den 19ten November a. c. die von dem Dornhei=
mer
Hoſpitalguth einkommende Pfachtfruͤchte, beſtehend in Korn, Waizen=Gerſten und
Hafer, auf dahieſigem Rathhauſe oͤffentlich verſteigert, und dem Meiſtbietenden gegen
baare Zahlung uͤberlaſſen werden ſollen; ſo wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt
gemacht, damit diejenigen, welche von ſothanen Fruͤchten zu kaufen Luſten haben, ſich
beſagten Tages, Morgens früh um 9. Uhr, dahier einfinden moͤgen. Darmſtadt den
2. November 1781.
Bey dem Buchbinder Wuͤſt ſind ſauber gebunden zu haben: Goͤttingiſche und Lauen,
burger genealogiſche Kalender, auf das Jahr 1782; wie auch Goͤttingiſche Muſenalma=
nachs
, roh und gebunden, in den bekannten Preiſen.

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III. Capitalia, ſo zu verlehnen.

Dreytauſend Gulden ſind gegen hinlaͤngliche gerichtliche Sicherhelt in zertrennten
Summen zu verlehnen, und iſt deßfalls das Weitere in hießiger Buchdruckerey im Lotto=
hauſe
zu erfahren.

In der Viehhofsgaſſe iſt ein Logis, welches in einer Stube, Stubenkammer, noch einer
andern Kammer, einer Kuͤche und einem verſchloſſenen Holzplatz beſtehet, auch ſoglelch be=
ſogen
werden kann, zu vermiethen. Das Weitere iſt in der Buchdruckerey zu vernehmen.

Darmſtadt. Es wird ein noch wohl conditionirter Coffre von 2. Ellen lang 1. Elle
breit und eine halbe bis 3. Viertel Elle hoch zu kaufen geſucht, im Lottohaus wird
weitere Nachricht gegeben.
Maria Bahrdtin, ledigen Standes, wohnhaft bey dem Häfner Degent hinter dem
Paͤdagog, iſt geſonnen eine Strickſchule anzufangen, und erbletet ſich dahero den Kindern
im Stricken, Naͤhen, und in dem Anfang des Chriſtenthums Unterricht zu geben. Sie ver=
ſpricht
denen Eltern, welche ihr die Kinder zum Unterricht anvertrauen wollen, allen
Fleis anzuwenden.

Anheute wurde die 103te Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen Formalt=
taͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:

aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 170te Ziehung in Caſſel, geſchlehet den 7. Nov.

Zwey Herrn Grafen von Hatzſeld, und Herr von Wambold, aus Mainz, den 28ten Oet.
Herr von Kruſe, Major in Hannoͤveriſchen Dienſten, den 30ten. Herr von
Frankenberg, Major in K. Preuſſiſchen Dienſten, vom Regiment Rohr, eod.
Herr von During, Lieutenant in Hannoͤveriſchen Dienſten, vom Reg. Roeden,
den 31ten. Herr von Olenhauſſen, Lieutenant in Hollaͤndiſchen Dienſten von
der Garde im Haag, eod. Herr von Lahr Rittmeiſter in Heſſen=Caſſeliſchen
Dienſten von der Gensdarmerje, den 1ten Nov. Herr Frank, Kaufmann von
Frankfurt, den 3ten.

V. Sachen, ſo zu vermiethen.

V. Vermiſchte Nachrichten.

VI. Zahlenlotterie Anzeige.

Darmſtadt, den 31. October 178I.

56. 38.
1I7. 85.
30.

Die 34te Ziehung in Mar.
den 21. November, und ſo

Von Generaldirections wegen.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 27. Oct. bis den 3. Nov. 1781.

Hayreuth, logiren in dem Trauben.
Herr Eyſſelle, Kaufmann aus Duͤrwangen, log. in dem Schwanen.
Frau Thieme, gebohrne Lachmaͤnnin, Zahnkuͤnſtlerin aus Dreßden, log. in dem froͤhl=

Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.

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Gebohrene, Getaufte und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 29. Octob., dem Burger und Gaſthalter zum weiſen Schwanen, Herrn Friedrich
Daniel Büchler, ein Soͤhnlein.
Den 31. dem Fürſtl. Rechnungsprobator, Herrn Johann Edmund Amelung,
ein Soͤhnlein.
Den 2. Novemb., dem Burger und Gaſthalter zum Anker, Herrn Friedrich Wilhelm Heß=
ein
Söͤhnlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 31. Octob., dem Schweinhirt, Joh. Michael Ziehl, ein Toͤchterlein, 10 Monath alt.
Den 2. Novemb., welland des Burgers und Pernquenmachers, Friedrich Chriſtian Bern=
hols
, hinterlaſſene eheliche ledige Tochter, 34 Jahre und 6 Monathe alt.
Den 3. Novemb., Margaretha Louiſa, des verſtorbenen Fürſtl. Mundkochs Dolls, hin=
terbliebene
Wittwe, 51 Jahre und 1 Monatb alt.
Eod., aus dem Hoſpital, Henrich Beckermann von Griesheim, 22 Jahre alt.
Beſchluß der abgebrochenen Geſchichte.
Tages darauf kam er= und holte ſie in einem mehr als fuͤnſtlichen Wagen ab, den er
ihr ſogleich ſcheukke, und fuͤhrte ſie in eines der praͤchtigſt moͤblirten Haͤuſer, in deſſen
Beſitz er ſie mit allem Zubehoͤr ebenfalls ſetzte. Er gab ihr zugleich ſo viel, daß ſie ihn
einmal uͤber das andere bat, ſeine Großmuth einzuſchraͤnken, weil ſie allezeit eine gluͤck=
liche
Mittelmaͤſigkeit und Stille allem Reichthum vorgezogen haͤtte und vorziehen wurde.
Aber er nannte es nur Kleinigkeiten gegen das, was er noch fur ſie zu thun Willens ſey,
und beſtund darauf, um nur ihren Bruder zu demuͤthigen, und ihm zu zeigen, was er
durch ſeine Hartherzigkeit fur ein Glüͤck verſcherzet habe, daß ſie wenigſtens einige Zeit
nach ſeinem Eigenſinne ſich bequemen, und mit aller moͤglichen Pracht ſich öffentlich zei=
gen
mußte. Da überdieß dieß Haus gerade ihrem Bruder gegen uber lag, ſo koͤnnt Ihr
Euch vorſtellen, was fuͤr eine Kraͤnkung dieß für ſeine neidiſche, hartherzige, ſtolze,
geizige Seele und ſeine noch unmenſchlichere Frau müſſe geweſen ſeyn. Indeſſen ver=
mied
ſie alles, ſo viel es nur ohne ihren Onkel zu beleidigen geſchehen konnte, dieſelbe zu
vermehren, und entſchuldigte ihres Bruders Grauſamkeit damit, daß er nicht die elenden
Umſtaͤnde ganz moͤchte gekannt haben, in denen ſie ſich befunden. Dieſer erdachte hun,
derterley Mittel, ſich bey dem Herrn. Werner Vergebung auszuwürcken; aber umſonſt.
Er ſtarb= und vermachte der Wittwe ſein ganzes ungeheures Vermoͤgen. Als ſie ſich in
dem Beſitz deſſelbigen ſahe, bat ſie Goct taͤglich, daß er ihr Muth und Verſtand geben
moͤchte, ihr Gluͤck mit Dankbarkeit und Demuth zu ertragen, daſſelbe zu ſeiner Ehre,
und nicht zu ihrer Eitelkeit anzuwenden, den Armen und Nothleidenden zu unterſtuͤtzen,
und eine gute Haushaͤlterin der ihr veellehenen Gaben zu ſeyn; ja ſie bat ihn, ſie ſo gleich
wieder in den vorigen Staub zu erniedrigen, wofern ſie ſich ihres Reichthums erheben
hoͤnnte, indem ſie erſt durch ihre Armuth ſich ſelbſt kennen gelernet.
Wie eine ſolche Perſon ihren Reichthum angewandt, koͤnnet ihr euch leicht vorſtellen.
Sie vergab ihrem Bruder mit Freuden, ſeine Abſichten mochten bey der Ausſöhnung
ſeyn, welche ſie wollten: und als er theils durch ſeine vorige Pracht, und durch ſeiner
Frau Verſchwendung, theils auch durch Ungluͤcksfaͤlle ſehr herunter kam, vergalt ſie
nicht Böſes mit Boͤſem ſondern unterſtützte ihn auf das kraͤftigſte, und brachte ihn da=
durch
zu einer wahrhaftigen Beſchaͤmung ſeines vorigen Betragens: ihre Kinder erzog
ſie zur Tugend und Gluͤckſeligkeit, über alle edle Arme und Beduͤrftige breitete ſie ihre
wohlthaͤtigen Haͤnde aus, und aͤrndtete noch ſpaͤt die ſeligſten Früchte der Wohltha=
tigkeit
, und des guten Herzens ein, wodurch ſie ſo viele gluͤcklich gemacht hatte.