Darmstädter Tagblatt 1781


29. Oktober 1781

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den 29. Octob.
Anno 1781.
Num. 44.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
VrGL1gkil,

Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

=

Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung =
=
1 = Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt. =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus =

Victualien= und Marktpreis.
kr. Pf. Ein Kumpf Hafermehl =

Ein E Ochſepfleiſch
1 Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl., 12
Speck =

Nierenfett =
Hammelsfett=
= Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß
8 a

Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer

Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl

6 6 2 6 5 6 2 14 12 10 12 10 12 3 2 10 6 28 12 1 fl. kr. 3 30 2 30 4 2 30 3 40 6 36

1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 32 40
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64
1 Kumpf Erbſen
=

1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 16
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤd
Eyer 5a6 Stuͤck vor =
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.

Vor 2kr. Brod ſollwiegel1 I10.2
Vor4kr. dite
Vorskr. dito
= 14
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
11
Vor 2 kr. dito
22
Vor 1 kr. Waſſerweck,

10
Vor 1kr. Milchweck =
Vor1kr. Milchbrod =-16
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr.

2 21

Pf. L.2.

kr.
28
32
48
80
24
24
3
3
3
24
5
17
6
14
14
6

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtgzlich ſind.

I. Sachen, ſo zu verpachten.

Darmſtadt. Nachdeme das Sipmaͤnniſche Hofguth, beſtehend in dem vor dem
allhieſigen Sporer=Thor gelegenen Hofhaus nebſt Scheuern und Stallung, ſodann in
denen, in den vier Feldern gelegenen ſtarken Anzahl Aeckern, nebſt dazu gehoͤrigen Wieſen.
künftige Weyhnachten ledig wird, und an den Meiſtbietenden auf 6= oder 8 Jahre ver=
pachtet
werden ſoll, wozu terminus auf Mittwoch den 7. November dieſes Jahrs feſt=
geſetzt
iſt; Als koͤnnen diejenigen, welche Luſten darzu haben, und ſich ihres Vermoͤgens
halber, wegen hinlaͤnglicher Caution und zu Anſchaffung des noͤthigen= oder erfor=
derlichen
Viehes mit obrigkeitlichen Atteſtaten legitimiren koͤnnen, ſolches vorher in
Augenſchein nehmen, bey der Frau Rath Sipmaͤnnin die Conditionen vernehmen, und
nach Gefallen mitbieten, ſodann nach beſchehener Ratification ſothanes Hofguth bezie=
ben
und antreten.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Aufkuͤnftigen Bettag den 7.Nov. ſoll der verwittweten Rothgerber Kellerin
an der Gerberbach dahier gelegenes Wohn= und Gerbhaus, nebſt dem dazu gehoͤrigen
Keller zum viertenmal auf dahieſigem Rathhaus verſteigt und dem Meiſtbietenden, ſalva
Umen ratificatione, uͤberlaſſen werden. Darmſtadt, den 12. October 1781.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Das Freyherrlich von Moſeriſche Freyadeliche Guth zu Zwingenberg.
nebſt ſaͤmmtlichen Pertinenzien und Inventario von Vieh, Schiff und Geſchirr ꝛc. ſtehet
aus freyer Hand zu verkaufen, und kann das Guth ſelbſt alltaͤglich entweder in loco in
Augenſchein genommen oder von deſſen Beſchaffenheit und den Kauf=Bedingungen in
dem von Moſeriſchen Haus zu Darmſtadt naͤhere Nachricht gegeben werden.
Das im Birngarten gelegene Freyherrlich von Moſeriſche Freyadeliche Burghaus
mit ſämmtlichen Neben= und Hintergebaͤuden und Garten, ſo bey der Landes= Brand=
uſſecurations
=Caſſe mit 9000 fl. verſichert iſt, ſolle den 12ten naͤchſtkuͤnftigen Monats
November mitteſt freywilligen Verſteigerung verkauft werden; daher die Luſttragende
ſelbigen Tages, Morgens um 10 Uhr, ſich in bemeldtem Haus einzufinden belieben wollen.
In dahieſigem Stockhaus iſt ein viereckigter Ofen zu verkaufen, wer ſolchen verlangt,
kann naͤhere Naͤchricht bey dem Fürſtl. Stockhausverwalter bekommen.
Beym Buchbinder Wuͤſt ſind alle Sorten geneal. Kalender und Muſenalmanachs,
Teutſche und Franzoͤſiſche, roh und gebunden in den bekannten Preiſen zu haben.
Es ſind zwey ſchoͤne egale Commoden mit meſſingernen Beſchlaͤgen, entweder zuſam=
men
oder auch einzeln, zu verkaufen, und das Naͤhere iſt in der Buchdruckerey im Lotto=
hauſe
zu erfragen.
III. Vermiſchte Nachrichten.
Darmſtadt. Es wird ein noch wohl conditionirter Coffre von 2. Ellen lang 1. Elle
breit und eine halbe bis 3. Viertel Elle hoch zu kaufen geſucht, im Lottohaus wird
weitere Nachricht gegeben.
Marburg, den 24. October 178I.
Anheute wurde die 33te Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen Formall=
raͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
19. 15.
10.
41.
13.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 103te Ziehung in Darmſtadt, geſchiehet den
A. Octob. Die 170te Ziehung in Caſſel, den 7. Nov. Die 34te Ziehung in Marburg,
den 14. November, und ſo fort von 3zu 3 Wochen.
Von Generaldtreetſons wegen.

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In der Buchdruckerey im Lottohaus und in der Wittichiſchen Behauſung im Birngarten
ind folgende ungebundene Buͤcher zu haben:
Baumlers mitleidiger Arzt 1 fl. 4kr. Böhms Meßkunſt 2 fl. 36 kr. Claudius Lieder
fuͤr Kinder 2fl. 30 kr. Durch Schaden wird man klug 40 kr. Hallifar Neujahrögeſchenk 34kr.
Naturgeſchichte des Faſans 16 kr. Stockhauſens Grundriſſe 1fl. 36 kr. Unterricht vom
collen Hundsbiß 12 kr. Leonore 10 kr. Geſchichte eines Landpredigers 1 fl. 20 kr. Max
Wind und Konſorten 2 fl. 6 kr. Zamalesky oder der unglückliche Hoͤfling 24 kr. Begebenhei=
ten
des Pu=Li 1 fl. 16 kr. Sophie, oder Briefe zweuer Freundinnen 50 kr. Die Unſchuld
in Gefahr 1fl. 4 kr. Ruheſtaͤtte der Zaͤrtlichkeit 1 fl. Pauline und Suzette 30 kr. Ge=
ſchichte
der Lady Mancheſter 1fl. 6kr Sinds Pferdarzt 48 kr. Skizzen aus der Natur1fl. 24kr.
Starkens Handbuch 50 kr. Goldenes Jahrhundert co kr. Masken 1 fl. Jeruſalems
Betrachtungen uͤber die vornehmſten Wahrheiten der Religion, 2ten Theils, 2ter Band,
oder 4tes Stuͤck, 1 fl. 54 kr. Diionnaire du Voyageur, 8vo 4 fl. 30 kr. Roſenkranz
Predigt 12 kr. Raffs Geographie 36 kr. Schloſſers Plan und Fragmente einer Weltge=
ſchichte
30 kr. Schuberts Originalien 50 kr. Seilers Gebete für Studirende 1 fl. 4 kr.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiere.
Vom 20. bis den 27. Oct. 1781.
Herr Miteg, Kirchenrath von Heidelberg, log. in dem Trauben.
Herr Eyſſelle, Kaufmann aus Duͤrwangen, log. in dem Schwanen.
Frau Thieme, gebohrne Lachmaͤnnin, Zahnkuͤnſtlerin aus Oreßden, log. in dem froͤhls
chen Mann.
Herr Erhard, Handelsmann aus Dünkelſpiel, log. in dem Löͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Haller, ans Nuͤrnberg, den 20ten October. Herr von Millus, Obriſtlieute=
nant
vom Generalſtaab in Wuͤrtembergiſchen Dienſten, eod. Herr Breſcher=
Verwalter von Mannheim, eod. Herr Baron Schachmann, aus Sachſen, eod.
Herr Baron de Laſolleye, von Fürſtenberg, den 21ten. Herr Baron Scherer,
von Stuttgart, den 22ten. Herr Ziepf, Regtmentsquartiermeiſter von Hanau,
eod. Herr Fernhels, Profeſſor, und Herr Kern, Kriegsrath von Churmainz,
den 23ten. Herr Sourain, Capitain in Franzoͤſiſchen Dienſten vom Regtmenk
Elſaß, den 24ten. Herr Graf Depont, aus Paris, eod.
Gebohrene, Getaufte und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 21. Octob., dem Burger und Schumachermeiſter, Johann Chriſtoph Drayſer, ein
Toͤchterlein.
Eod., dem Bedienten bey Ihro Hochfüͤrſtl. Durchlaucht dem Prinzen Friedrich, Jacob
Haller, ein Soͤhnlein.
Ferner: dem Burger und Leideckermeiſter, Johann Conrad Seim, ein Soͤhnlein.
Den 22. Octob., dem Burger und Ackermann, Johann Martin Möſer, ein Söhnlein.
Eod., dem Beyſaß, Johann Georg Sulzmann, ein Soͤhnlein.
Den 23. Octob., der Maria Ruͤhlin allhier, ein unehelich Soͤhnlein.
dem Friſeur bey Ihro Hochfuͤrſtl Durchlaucht dem Prinzen Carl, Joh.
Den 27
Henrich Engert, ein Soͤhnlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 25. Octob., dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Phlpp Walter, ein
Toͤchterlein, 5 Monate und 12 Tage alt
Den 27. Octob., Catharina Eliſabetha, weil. des Burgers und Saͤcklermeiſters Schmitts,
hinterbliebene Wittwe, 63 Jahre, 1 Monat und 3 Tage alt.
Geſtorben und beerdigt bey der evang. reform. Gemeinde.
Den 23. Octob., det Kammerlaquay bey Sr. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht dem Prinzen
Georg Wilhelm, Herr Otto, 99 Jahre, 5 Monate und 13 Tage alt.

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Fortſezung
der abgebrochenen Geſchichte.
Die arme Wittwe geſtund, daß er die Wahrheit geſagt, daß ſie aber ohne ihr, oder
ohres verſtorbenen Mannes Verſchuldung arm ſey. Ich bin indeſſen, fuhr ſie fort,
Gott lob! nicht ſo arm, daß ich nicht noch ein Weniges durch meine Sparſamkeit ſollte
eruͤbrigen koͤnnen. Wollen Ste ein kleines Stuͤbchen in der Nachbarſchaft miethen, und
mit mir und meinen Kindern ſo lange vorlieb nehmen, bis Ste etwas fuͤr ſich ausge=
richtet
haben, ſo ſollen Sie mir willkommen ſeyn, und ich will es ſchon moͤglich zu ma=
chen
ſuchen, daß ich das erſte bezahlen kann.- Vielleicht ſind Sie etwas weniges an dem
Orte ſchuldig, wo Sie die beiden Naͤchte, die Sie hier ſind, geſchlafen haben - hier
langte ſie ihr ganzes kleines Silbergeld heraus, welches ungefaͤhr in 20 Groſchen unſers
Geldes betragen mochte, und ſetzte hinzu: wenn dieß nicht zureichen ſollte, ſo ſagen Sie
es frey, ich habe noch ein gehenkeltes kleines Goldſtuͤck, das meiner Tochter gehoͤret
½= Halt! ſchrie er, nachdem ſie ihm das kleine Geld in die Hand gedruͤckt hatte,
heftete ſeine Augen ſtarr auf ihr Geſicht, und fuhr fort: Gott guͤtiger Gott! knoͤpf=
te
darauf zwey, oder drey Knoͤpfe von der Weſte auf, und holte einen tiefen Seuſzer,
als ob er ſeinem Herzen Luft ſchaffen wollte. Die Wittwe ward uͤber ſeine Dankbar=
keit
ſo geruͤhret, daß ihr die Thraͤnen uͤber die Wangen rollten, ſo ſehr ſie ſich auch be=
muͤhte
, ſie zuruͤck zu halten. O daß ich doch auch weinen koͤnnte! ſagte er: aber es iſt
mir unmoͤglich: doch dieß müſſen auch die letzten Thraͤnen ſeyn, die ſie jemals zu
vergieſſen Urſache haben moͤgen, meine unvergleichliche, meine großmuthige, meine
fromme Muhme! Gott vergebe es mir, daß ich ein ſolches Herz, wie das Jhrige, auf
die Probe geſtellet habe! aber reichlich, reichlich ſoll es Ihnen belohnet werden!
Er zog hierauf eine rothe Brieftaſche heraus, oͤffnete dieſelbe, und gab ihr einen
Wechſelbrief auf 2000 Pfund Sterling (ungefaͤhr 12000 Rthlr. unſers Geldes) an die
Bank in England, in die Haͤnde. Vergeben Sie, ſagte er, daß ich Sie hintergan=
gen
habe. Es iſt aber aus guter Abſicht geſchehen: ich wollte den wuͤrdigen Verwandten
von dem unwuͤrdigen, das gute, wohlthaͤttge, mitleidige Herz von dem ſchlechten und
fuͤhlloſen unterſcheiden lernen. Ich bin nicht der arme Verlaſſene, fuͤr den ich mich aus=
gab
, ſondern vielleicht einer der reichſten Privatleute im ganzen Koͤnigreiche -
- E.
erzaͤhlte ihr hierauf ſeine Geſchichte, wie er als Buchhalter zu einem reichen Kauf=
mann
nach Jamaika gekommen, bey dem er ſich durch ſein Wohlverhalten ſo beliebt
gemacht, daß er ihm ſeine einzige Tochter mit ſeinen ganzen Schaͤtzen gegeben; wie ihn
dieſe durch ihren Tod in den voͤlligen Beſitz derſelben geſetzt; wie er ſie durch Fleiß und
beſondere Gluͤcksfalle vermehret, und auf dieſe Art zu einem erſtaunenden Vermoͤgen
gelanget ſey. Ich ward endlich, fuhr er fort, der Laſt des Einſammlens ſelbſt uͤber=
druͤßig
, fieng an zu kraͤnkeln, die Liebe zum Vaterlande kam dazu, und dieß trieb mich in
daſſelbe zuruͤck. unterwegens gerieth ich auf den Einfall, mich insgeheim nach meiner Fa=
milie
zu erkundigen, derjenigen, die mir davon übrig geblieben, Herzen ſo zu prüfen,
wie ich gethan habe, und mein Vermoͤgen nach ihrem Verhalten zu vertheilen. Ihren
Bruder, den niedertraͤchtigen, unmenſchlichen Kerl verbanne ich aus meinem Herzen.
Ein Bruder, der im Ueberfluſſe lebt, und ſeine Schweſter, eine ſolche Schweſter im
aͤuſſerſten Mangel kann darben laſſen, ja, wenn Sieauch ſelbſt durch kleine Vernachlaͤßigung
daran Schuld waͤren, Sie und ihre Kinder dem Elend Preis geben kann-
was
muß
der für ein Herz haben! darf ich mich wundern, daß er mir ſo begegnethat? Was
ich Ihnen itzt gegeben habe, iſt blos ein kleines Handgeld geweſen.-
Er erkundigte ſich hierauf naͤher nach ihren Umſtaͤnden, die noch weit armſeliger waren,
als er ſich vorgeſtellt hatte, und ihn deſto mehr wider den Bruder erbitterten, uͤber den
er nun durch ſie recht zu triumphiren hoffte. Sie mußte ihm ihre Kinder zeigen, er
kuͤßte ſie zaͤrtlich, und ſagte zu ihnen: Ihr habt einen ſchlechten Oheim, aber eine vor=
trefliche
Mutter: ich will euch alle verſorgen.

(Der Beſchluß folgt kuͤnftig.)