Darmstädter Tagblatt 1781


22. Oktober 1781

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den 22. Octob.
Anno 178I.
Num. 43.

Mit Hochfurſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
blaͤttgen/

Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Ein E6 Ochſenfleiſch
6
Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrf.

1
1 Speck =
1 Nierenfett =

Victualien= und Marktpreis.
kr. Pf." Ein Kumpf Hafermehl =

1 = Hammelsfett=
Schweinenſchmal,
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
=
Suͤlzen
1
1 Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen=
Ein Malter Spelzen=
=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl

6 6 2 5 2 6 2 12 14 12 9
12 10 12 2 10 6 28 12 5 fl. kr. 3 30 2 40 30 3 44 6

1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſie 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
=
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
= uͤber die Straſe;
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1. Maas Bierhefe
1 Mlaas Kuh=oder Geiſemilch 15
1 Pfund friſche Butter
1 Pfund Handkaͤs der beſten 6

kr.
28
32
48
89
24
24
3
3
3
3
24
16

Die ubrige Handkaͤſe 4-5 Stuͤck,4
Eyer 5 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln16
Brodtaxe und Gewicht.
Pf. L.2.
Vor 2kr. Brod ſollwiege! 1
Vor4kr. dito
2II8i2
Vor6kr. dito = 3 27l3
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod.
11
Vor 2kr. dito =
22
Vor 1 kr. Waſſerweck = 10
Vor1kr. Milchweck 7
Vor1kr. Milchbrod = 62
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
36) Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 1 Pf.

4
9 1

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤgtich ſind.

I. Sachen, ſo zu verpachten.

Darmſtadt. Diejenige, welche etwa geſonnen ſeyn moͤgten, das herrſchaftliche
Hofguth zu Waſchenbach in einen 9= bis 12jährigen Temporal= oder auch in einen Erb=
beſtand
zu uͤbernehmen, haben ſich in dem zur nochmaligen Verſteigerung veſtgeſetzten
Termin, Freytags den 26ten dieſes, Vormittags um 9. Uhr auf Fuͤrſtlicher Rentcammer=
Canzley einzufinden, auf die ihnen bekannt gemacht werdende Bedingungen mitzubiethen,
und ſich nach Beſinden des Zuſchlags, vorbehaltlich jedoch der hoͤhern Ratification, zu
gewaͤrtigen. Darmſtadt am 2. October 178I. Fuͤrſtl. Heſſiſche Rentcammer daſelbſt.
Darmſtadt. Nachdeme das Johann Daniel Wolfiſche Brau= und dabey befindliche
Brennhaus, nebſt Guͤthern zu Eberſtatt Mittwochen den 24. October dieſes Jahrs auf einen
3 oder 6. jaͤhrigen Beſtand auf dem Rathhaus zu Eberſtatt Morgends fruͤh um 9 Uhr
öffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; Als wird ſolches
zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden
und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 28. Sept. 1781.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Nachdeme das Siomaͤnniſche Hofguth, beſtehend in dem vor dem
allhieſigen Sporer=Thor gelegenen Hofhaus nebſt Scheuern und Stallung, ſodann in
denen, in den vier Feldern gelegenen ſtarken Anzahl Aeckern, nebſt dazu gehoͤrigen Wieſen,
kuͤnftige Weyhnachten ledig wird, und an den Meiſtbietenden auf 6= oder 8 Jahre ver=
pachtet
werden ſoll, wozu terminus auf Mittwoch den 7. November dieſes Jahrs feſt=
geſetzt
iſt; Als koͤnnen diejenigen, welche Luſten darzu haben, und ſich ihres Vermoͤgens
halber, wegen hinlaͤnglicher Caution und zu Anſchaffung des noͤthigen= oder erfor=
derlichen
Viehes mit obrigkeitlichen Atteſtaten legttimiren koͤnnen, ſolches vorher in
Augenſchein nehmen, bey der Frau Rath Sipmaͤnnin die Condttionen vernehmen, und
nach Gefallen mitbieten, ſodann nach beſchehener Ratification ſothanes Hofguth bezie=
en
und antreten.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme des weyl. Fürſtl Leibgarde=Corporal Friedrich Krauſen
verſtorbenen Wittwe allhier, im hohlen Weg, zwiſchen dem Hofleyhdecker Schuͤler und
des entwichenen Henrich Kayſers Garten, gelegener Wingert, Schulden halber, naͤchſt=
künftigen
Bettag auf allhieſigem Rathhaus nochmals öffentlich aufgeſteckt und dem
Meiſtbietenden uberlaſſen werden ſoll; als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt
gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberamt daſelbſt.
den 6. October 178I.
Auf künftigen Bettag den 7. November ſoll der verwittweten Rothgerber Kellerin
an der Gerberbach dahier gelegenes Wohn= und Gerbhaus, nebſt dem dazu gehoͤrigen
Keller zum viertenmal auf dahieſigem Rathhaus verſteigt und dem Meiſtbietenden, ſalva
Amen ratiſicatione, uͤberlaſſen werden. Darmſtadt, den 12. October 179r.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
1II. Sachen, ſo. zu vermiethen.
In der groſen Ochſengaſſe ſtehet ein Logis in der unterſten Etage fuͤr eine ledige Perſon,
mit oder ohne Bettung zu verlebnen, welches ſogleich bezogen werden kann. Das Naͤ=
here
hievon iſt in der Buchdruckerey im Lottohauſe zu erfahren.
In des Zimmermanns Linglers Behauſuug in der Langengaß ſtehet ein gewoͤlbter
Keller, der mit allen moͤglichen Bequemlichkeiten verſehen iſt, zu verlehnen.

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IV. Zahlenlotterie Anzeigen.
Caſſel, den 16. Ocſober 1781.
Anheute wurde die 169te Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen Formait=
taͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
7
9. 2. 28.
8.
7.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 33te Ziehung in Marburg, geſchiehet den
24. Ockob. Die 103te Ziehung in Darmſtadt, den 31. Oct. Die 170te Ziehung in Caſſelk
den 7. November, und ſo fort von 3 zu 3 Wochen.
Bey der am 19ten Octob. 1781. vor ſich gegangenen 216 ten Malnzer Lotto=Ziehung
ſind folgende Rummern aus dem Gluͤcksrade gehoben worden, als:
46. 72. 23. 55. 87.
Die 217te Mainzer Ziehung geſchiehet den 9. November.
Von Generaldtrectlons wegen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 13. bis den 20. Oct. 1781.
Herr Breſcher, Verwalter von Mannheim, log. in dem Trauben.
Herr von Milius, Obriſtlieutenant vom Generalſtaab in Wüͤrtembergiſchen Dienſten.
Herr Baron Schachmann, aus Sachſen, logiren in der Poſt.
Herr Ehſſelle, Kaufmann aus Duͤrwangen, log. in dem Schwanen.
Herr Erhard, Handelsmann aus Dünkelſpiel, log. in dem Loͤwen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Jäger, Rath von Pirmaſens, den 13. October. Herr Stockmar, Lleutenank von
Ihro Hochfürſtl. Durchlaucht des Herrn Landgrafens loͤbl. Leibgrenadier= Garde=
regiment
zu Pirmaſens, den 15ten. Herr Wiener, Lieutenant von Ihro Hoch=
furſtt
. Durchlaucht des Herrn Landgrafens löbl. Leibgrenadier=Gardereglment zu
Pirmaſens, eod. Herr Hopfenblate, Rath und Amtmann von Pirmaſens, eod
Herr Straus, Cammermuſicus von Pirmaſens, eod. Herr Hermanni, Capi.
kain von Ihro Hochfuͤrſtle Durchlaucht des Herrn Landgrafens loͤbl. Leibgrena,
dier=Garderegiment zu Pirmaſens, den 17ten. Herr Baron Rebert, aus Meck=
lenburg
, den 19ten. Herr Miller, Student aus Gieſſen, eod. Herr von Lagerp,
und Herr von Depom, Cavaliers aus Paris, eod.
Gebohrene, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 16. Octob., dem Zimmergeſell, Johann Georg Gluͤckert, ein Söͤhnlein.
dem Burger und Einwohner allhier, Johann Valentin Weber, ein
Den 17.
Toͤchterlein.
Den 19. Octob., dem Beyſaß, Johann Wendel Gunckel, ein Toͤchterlein.
Copulirte.
Den 18. Octob., Johann Martin Winter, Burger und Ackermann allhier, des Valen=
tin
Winters, Gemeindsmanns zu Schafheim, ehelicher Sohn, und Maria
Juliana, des Herrſchaftl. Heuw=gers allhier, Johann Philipp Haſens, ehel.
alteſte Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 14. Octob., des Burgers und Schumachermeiſters Georg Henrich Emrichs Toch=
ter
, 13 Jahre, 5 Monate und 7 Tage alt.

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Den 17. Octob., des entwichenen peinlichen Gerichksknechts Francks, hinterlaſſene Ehe=
frau
, 44 Jahre alt. Und deſſelben Soͤhnlein, 6 Monate und 3 Tage alt.
Den 19. Octob., dem Burger und Hofknopfmacher, Hrn. Johann Wilhelm Bauer, ein
Soͤhnlein, 3 Jahre, 8 Monate und 16 Tage alt.
Eod., dem Joachim Friedrich Enderle, ein Soͤhnlein, 2 Jahre, 6 Monate u. 3 Tage alt.
Geſtorben und beerdigt bey der evang. reform. Gemeinde.
Den 14. Octob.- Frau Margaretha, des verſtorbenen Fuͤrſtl. Kammerdieners, Herrn
Buches, hinterlaſſene Wittwe, eine gebohrne Baſtardeau, 72 Jahre, 3 Mo=
nate
und 19 Tage alt.

Fortſezung der in No. 40. abgebrochenen Geſchichte.
Die Wittwe, die ſich erinnerte, in ihrer Kindheit ſeine Geſchichte und ſeinen Namen
ſehr oft gehoͤret zu haben, und uͤberdieß viel Aehnlichkeit mit ihrem verſtorbenen Vater in
ſeinem Geſichte fand, zweifelte nicht einen Augenblick an der Wahrheit ſeiner Geſchichte:
aber, ſetzte ſie hinzuz So ſehr ich mich freue, Sie wieder zu ſehen, ſo ſchmerzt es mich
doch in der Seele, Sie in ſo traͤurigen Umſtaͤnden zu wiſſen, ohne das Vermoͤgen zu ha=
ben
, Ihnen ſo Fraͤfrig beyzuſtehen, als ich wohl wuͤnſchte. Indeſſen kaſſen ſie uns mit=
einander
fruͤhſtuͤcken.
Sie ließ ſogleich einen Kaffee machen, und eintge Zwieback holen.
Waͤhrend deſſelben fragte ſie ihn, wie er ſie in dieſem elenden Winkel, wo ſie vor aller
Welt unbekannt lebe, ausfragen koͤnnen?
Er erzaͤhlte ihr, daß er ihren Bruder, deſſen Name genug durch ſeinen Reichthum und
Staat bekannt ſey, ausgeforſcht habe.
- Sie fragte ihn, ob er ihn geſehen? Oja,
verſetzte er: ich bin nur zwey Tage hier: aber ich habe ihn geſehen und gehoͤret. Nach
vieler Muͤhe ward ich erſt vor ihn gelaſſen, und es waͤre vielleicht nicht geſchehen, wenn
ich mich als einen Huͤlfsbedurftigen ankundigen laſſen. Er lag in einem Lehnſtuhle,
hatte eine Taſſe Schocolate in der Hand, die er ausſchlurfte, und ſeine Frau neben ihm.
Dieſe fuͤtterte einenAffen, der thr auf der Schulter ſaß. Man bot mir aber keinen Stuhl.
Er ſchien ſich meines Nomens und auch unfehlbar meiner Perſon zu erinnern; denn er
hat mich noch gelannt. Indeſſen, unter dem Schein der Ungewißheit, daß er mir
das Recht ſein Vetter zu ſeyn nicht ſtreitig mache, wuͤnſche aber meine Befehle zu
vernehmen. Befehle hat der Arme nicht, erwiederte ich, er muß nur bitten.
Ich erzaͤhlte ihm mein Ungluͤck ſo, wie ich es Ihnen erzaͤhlt habe. Nachdem er
mich voller Ungeduld angehoͤret hatte, ſprang er auf, riß mir den Stuhl mit Ungeſtuͤm
unter dem Armeweg, auf den ich mich wegen Muͤdigkeit gelehnet hatte, und rief ſeiner
Gemahlin zu: Ein ſchoͤner Betrüger! So ein Bettelkerl hat die Verwegenheit ſich fuͤr
meinen Verwandten auszugeben ? Geſchwind aus meinem Hauſe, wenn ich euch nicht
durch meine Bedienten ſoll hinauswerfen laſſen! Ich ſagte; Ich verlange von
Ihnen nichts weiter, als eine kleine Empfehlung. Ich bin von Jugend auf zu Geſchaͤf=
ten
geboͤhnet, ſchreibe eine gute Hand, verſtehe alle neuere Sprachen, und das Buch=
halten
. Ihr Anſehen iſt ſo groß, daß Sie mich vielleicht bey einem Kaufmann unter=
bringen
koͤnnen: indeſſen aber ſterbe ich Hungers. Ich bin hier ganz fremd, obgleich
in meinem Vaterlande. Er machte eine Bewegung, als ob er in die Taſche greifen
wolle; nun aber fieng ſeine Frau an auf mich loszuziehen, und mich als einen Tauge=
nichts
hinauszuweiſen, und er ſtimmte mit ein, ohne die Hand ihre wohlthaͤtige Be=
wegung
ausfuühren zu laſſen. Ich ſagte ihm endlich; ich verlange nicht einen Heller
von ihm, und wenn er mir auch denſelben geben wolle; doch baͤte ich mir nur ſo viel
zur Gewogenheit aus, mich die Wohnung ſetner Schweſter wiſſen zu laſſen: denn ich
haͤtte gehoͤret, daß dieſe noch am Leben ſey. Verdruͤßlich gab er mir zur Antwort:
da wuͤrde ich mir einen ſchoͤnen Troſt holen. Er wiſſe viel, in welchem Winkel ſie
ſtaͤcke: ſie habe wider ſeinen Willen etnen luͤderlichen Mann geheurathet, der ihr weiter
nichts als Kinder und Elend hinterlaſſen, und ſich dadurch ſeiner Wohlthaten unwuͤrdig
gemacht: alſo koͤnnten wir miteinander betteln gehen. Seine Dame war endlich ſo
gnaͤdig, mir Ihren Namen zu ſagen, und wo ſie vormals gewohnt hätten; und ſo habe
ich mich endlich nach vieler Muͤhe hieher gefragt. Ich fuͤrchte indeſſen, meine gute
Muhme, daß die letzte Nachricht in Anſehung ihrer Armuth nicht ganz ungegruͤndet ſey!
Indem er dieß ſagte, warf er ſeine Augen umher, betrachtete ihr elendes Geraͤthe,
und ſchlurfte die kaltgewordene Kaffetaſſe vollends hinein. (Die Fortſez. folgt kuͤnftig)