Darmstädter Tagblatt 1781


27. August 1781

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den 25. Aug.
Anno 178I.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnadigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=

zu finden in der
Hof= und Canzley=

Num. 35.
Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
v1GL1Bet,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

1 = Schinken u. Doͤrrfl.
1 = Speck =
1 Nierenfett=
r
Hammelsfett
Schweinenſchmalz
1

Victualien= und Marktpreis.
kr. Pf. Ein Kumpf Hafermehl

Ein E Ochſenfleiſch =
1 Rindfleiſch =
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch =
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch


=
=
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung =
=
1 = Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsſus=
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten.
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl

6
6
6
6
12
14
12
10
12
10
12
3
2
10
6
28
12
5
1
fl.
3
2
5
2
2
6

Fuͤrſtl. Heſſiſche

kr.

50

8
36
Po

==

1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 64
1 Kumpf Erbſen = = 24
1 Kumpf Linſen = 28
1 Maas Merz= oder Lagerbier
mHauſe=
uͤber
die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter 13
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 4- Stuͤck
Eyer 8= 9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.

Vor 2kr. Brod ſoll wiege!1
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod = 11
Vor 2kr. dito
22
Vor 1 kr. Waſſerweck = . 510

Vor1kr. Milchweck =
Vor1kr. Milchbrod ſ6.2
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 3 Pf.
geydeputation dahier,

= 12 l14
l3 121

Pf., L. 2.
2

kr.
28
48
418
80
32
32
3
3
3.
3
24
4
14
6
4
4
6

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,

ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

l. Sachen, ſo zu verkaufen.

Darmſtadt. Nachdeme das Burger und Kiefermeiſter Herzberglſche= in der Ca=
planeygaſſe
allhier gelegene= von den Sulzmaͤnniſchen Erben und Lambour Maurer be=
furchte
Wohnhaus, ſodann deſſen in dem ſogenannten Krugenweg an der Beſſunger
Straſe gelegener Wingert, beforcht Becker Knos und Mousquetier Graider, dringender
Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Bettag auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt
und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſollen; als wird ſolches zu dem Ende hiermit
abermals bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbteten
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
moͤgen. Darmſtadt, den 11. Aug. 1781.
Nachdeme verordnet worden, daß das Wohnhaus des Mousquetier Rudolph Hil=
denbrands
welches in der groſen Bachgaß, beforcht Valentin Beitz und Henrich Beil,
gelegen, kuͤnftigen 28ten hujus, in dem Gaſthaus zum Ochſen oͤffentlich an den Meiſt=
bietenden
verkauft werden ſolle; So koͤnnen, die zu kaufen Luſthabende, ſolche Tags,
des Nachmittags 2. Uhr, allda ſich einfinden, und nach angehoͤrten Conditionen mit=
von
Regimentswegen.
bieten. Darmſtadt den 11. Auguſt 178I.
J. G. Schulz, Fürſtl. Oberaudttor.
Zwey füderige ſtark mit eiſernen Relfen beſchlagene weingruͤne Faͤſſer ſind zu verkau=
Fen: Naͤhere Nachricht davon giebt man in der Buchdruckerey im Lottohauſe.
Beym Handelsman Fuhr im Storchen ſind neue Haͤringe zu verkaufen, das Stuͤck 12kr.

11. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme den 7ten des näͤchſtkommenden Monaths September die
Lieferung des Oels und Wichengarns zum Behuf der Nachtlaternen in hieſig Fuͤrſtl. Re=
ſidenz
auf den herannahenden Winter oͤffentlich verſteigt=und an den Wenigſtverlangenden.
uͤberlaſſen werden ſoll; ſo wird ſolches denen Handelsleuten und Specereykraͤmern, wel=
che
dieſe Lieferung zu übernehmen geſonnen ſind, zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht
um ſich in præfixo termino auf allhieſigem Rathhauſe Nachmittags um 3. Uhr bey Furſtl.
Policeydeputation einzufinden und mitzubteten. Signat. Darmſtadt, den 17. Ang. 1781.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Policepdeputation daſelbſt.
III. Sachen, ſo zu vermiethen.

Darmſtadt. In dem Rathhaus ſtehet das untere Logis, welches bisher der
Drehermeiſter Roͤßler bewohnt hatte, zu verlehnen. Liebhaber koͤnnen ſich den 30ten
dieſes Morgens um 10. Uhr auf dem Rathhaus einfinden, Conditionen vernehmen
und mitbteten. Darmſtadt den 24. Auguſt 1781.
Juſtus Sparſchneider.
IV. Vermiſchte Nachricht.

Der Fuhrmann Henrich Beil, neben dem Bierbrauer Diehl wohnhaft, faͤhrt alle
Woch zweimal, Montags und Donnerſtags, nach Frankfurt, und offerirt jedem ſeine
Dienſte.
V. Zahlenlotterie Anzeige.
Marburg, den 22. Auauſt 1781.
Unheute wurde die 30te Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen Formall=
raͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Rummern, als:

78. 46. 80. 61. 49.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 100te Ziehung in Darmſtadt geſchiehet den
29. Aug. Die 167te Ziehung in Caſſel, den 5. Sept. Die 31te Ziehung in Marburg,
den 12. Sept., und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Von Generaldtrections wegen.

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Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 18. bis den 25. Aug. 1781.
Herr von Wrede, geweſener Major in Heſſencaſſeliſchen Dienſten. Herr von Geismar,
Cammerjunker, und Herr von Duͤring, Lieutenant in Hanauiſchen Dienſten.
Herr Ditſch, Secretarius von Hanau. Herr Miller, Hofrath von Homburg.
l09. in dem Trauben.
Herr Eyſſle, Kaufmann aus Duͤrrwangen, log. im Schwan.
Herr Hofmann, Amtsſchultheiß von Großlinden. Hr. Michael, Handelsmann von Frf.
Hr. Opper, Handelsmann aus Straßburg. Herr Leo, Buchhaͤndler aus Leip=
ſg
, log. im fröhlichen Mann.
Herr Erhard, Handelsmann aus Dinkelſpiel, log. im Loͤwen.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr Staudinger, Renthmeiſter von Foͤhl, log. bey dem Herrn Reglerungsrath Strecker.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Malditz. Capttain von Uſingen, den 18. Aug. Herr von Preuſchen, Regie=
rungspraͤſident
von Dillenburg, den 19ten. Herr von Tander, Wuͤrtember=
ziſcher
Forſtmeiſter, den 20ten. Herr von Völmersbach, von Heidelberg, eod.
Herr Steinhard, Muſicus aus Weimar, den 21ten. Frau von Oeſſe, von
Stuttgard, eod. Herr Graf Ramballi, aus Minden, eod. Herr von Tati=
ſcheff
; aus Rußland, den 22ten. Herr von Beſt, Oberappellationsrath von
Zell, den 23ten. Herr von Wimpfen, Lleutenant in Franzoͤſiſchen Dienſten
vom Regimenk Elſas, eod.

Gebohrene, Getaufte, und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 19. Aug., dem Burger und Ackermann, Johann Auguſt Bierach, ein Soͤhnlein.
Eod. dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Chriſtoph Hebermehl, ein Soͤhnl.
Ferner: dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Georg Schaatz, ein Toͤchterl.
Den 20. Jug., dem Hofmann bey Ihro Excellenz dem Herrn Geheimen Rath von Heſſe.
Johann Ludwig Vogt, ein Söhnlein.
Den 21. Aug., dem Beyſaß, Johann Nicolaus Salmann, ein Toͤchterlein.
Den 22. Aug., dem Fürſtl. Cammerdiener, Herrn Joh. Philipp Dreſer, ein Toͤchterl.
Den 24. Aug., dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Wilhelm Drayſer, ein
Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 22. Aug., Johann Friedrich, des Fuͤrſtl. Windbuͤchſenmachers Hn. Friedrich Jacob
Boßlers, ehelich lediger Sohn, 28. Jahre alt.
Den 23. Aug. iſt gratis begraben worden, der Burger und Schneidermeiſter Joh. Caſpar
Seip, 77. Jahre alt.
Den 24. Aug., Dorothea Eliſabetha, des Burgers und Handelsmanns Herrn Johann
Andreas Netz, ehelich ledige Tochter, 16. Jahre, 8. Monathe und 10. Tage alt.
Eod. dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Lorenz Beck, ein Soͤhnlein, 1. Jahr
und 6. Wochen alt.
Den 25. Aug., des Generalinſpecteu., bey allhieſig Fuͤrſtl. Zahlenlotterie, Herrn Johann
Philipp Becker, eheliche Tochter, 11. Jahre, 7. Monathe und 27. Tage alt.
Eod. dem Burger und Mehihaͤndler, Johann Adam Kern, ein Toͤchterlein, 3. Jahre,
9. Monathe und 23. Tage alt.
Ferner: dem Burger und Peruquenmachermeiſter Hieb, ein Soͤhnlein, 3. Jahre alt.
Weiters: Aus der Armencaſſe iſt begraben worden, dem Tagloͤhner Henrich Hofmann,
ein Toͤchterlein, 1. Jahr und 3. Monathe alt.

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Anekdote.
Der tuͤrkiſche Kaiſer Sellm befahl einmal ſeinem Grosvezier, daß er die Roßſchweife
vor den Thoren des Serails aufſtecken (welches das gewoͤhnliche Zeichen einer von dem
Sultan beſchloſſenen groſen Unternehmung iſt ) und Zelter mit allen noͤthigen Krlegsbe=
duͤrfniſſen
an einem bequemen Orte aufſchlagen laſſen ſollte. Der Vezier fragte darauf
den Kaiſer, welcher Plaß dazu Sr. Hoheit am angenehmſten ſeyn wurde, erhielt aber
ſtatt einer Antwort das Todesurtheil, welches ſogleich an ihm vollzogen wurde. Ein
zweyter Vezier hatte ein gleiches Schickſal, wegen der nemlichen Frage. Der Kaiſer
ernannte darauf einen dritten Vezler. Dieſer vorſichtiger und kluger als die beiden er=
ſten
, ließ die Zelten nach den vier Weltgegenden aufſchlagen, begab ſich ſodann zum
Sultan und ſagte: Alles iſt zu der vorhabenden Expedition in Bereitſchaft gebracht, nun
mag der Marſch gehen, nach welchem Theil der Welt er will. Selim ſagte darauf an
die Umſtehenden: Die Hinrichtung zweener Veziers hat dieſem drttten das Leben erhal=
ten
, und mir einen General und Miniſter gegeben, wie ich thn wünſche. Kurz nachhero
gteng die Expedition vor ſich, und der Vezier rechtfertigte durch ſein kluges und tapferes
Betragen die Wahl ſeines Herrn vollkommen. Dieſer Selim war der erſte tuͤrkiſche
Laiſer, der ſich gegen die ausdruͤckliche Vorſchrift des Alkorans den Bart abſchneiden
lteß. Als man ihn um die Urſach davon fragte, antwortete er: ich habe es um deswils
len gethan, daß ein aufrühriſcher Vezier mir nicht recht ſo leicht in die Haare gerathen
moͤge.

Drey junge Reiſende.
D rey Soͤhne reicher Eltern hatten von ihrem Taſchengelde eine Summe von 300 Rehle.,
orſpart.
Sie wurden eins, daß ſie dafuͤr gemeinſchaftlich eine Luſtreiſe durchs Land thun woll=
ten
, und erhtelten von ihren Eltern die Erlaubnis daza.
Sie reiſeten alſo ab= und freueten ſich ſchon zum Voraus über die vielen ſchoͤnen
Gegenden und merkwuͤrdige Sachen, die ihnen zu Geſicht kommen wuͤrden.
Sie waren aber kaum zwey Meilen weit gekommen, als ſie in der Ferne ein ſtarkes
Feuer gewahr wurden.
Sie eilten dem Orte zu, und fanden die ungluͤcklichen Einwohner des Dorfs mit dem
Loͤſchen eines Brandes beſchaͤftiget, der ſchon einige ihrer Haͤuſer verzehrt hatte.
Die edlen Juͤnglinge blieben keine muͤßige Zuſchauer dabey.
Sie halfen vielmehr, ſo ſehr ſte immer konnten; und der Brand wurde geloͤſcht.
Man dankte ihnen fuͤr lhre Huͤlfleiſtung; ſie aber ſahen einander ſchweigend an, ver=
kanden
ſich, giengen auf den Pfarrer zu und uͤbergaben ihm die 300 Rthlr., welche ſi=
verreiſen
wollten.
Verwenden Sie dieſes, ſagten ſie zu ihm, zum Beſten der armen Abgebrandten."
Wir haben die Abſicht unſerer Reiſe ſchon erreicht, und koͤnnen nun immer wieder
umkehren. Wir wollten dieſes Geld zu unſerm Vergnuͤgen anwenden; und das iſt nun
geſchehen.
Mit dieſen Worten verlieſſen ſie den geruͤhrten Geiſtlichen; kehrten zuruͤck nach ihrer
Vaterſtadt und die Segenswuͤnſche der dankbaren Landleute und aller, die dieſe ſchoͤne
That vernahmen, folgten ihnen nach.

H4ͤ.

Ht.