den 6. Aug.
Anno 1781.
Num. 322
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu finden in der
Hof= und Canzley=
Heſſiſehem
Privilegio.
ches Frag=und
villtrgti.
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E6 Ochſenfleiſch =
1 Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch
1 Schinken u. Doͤrrfl.
1 Speck =
1 Nierenfett =
1 Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz
=
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng=
146 Ochſengeluͤng =
„
1 = Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsſus =
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl =
kr.
7
6
6
6
6
12
14
12
10
12
10
12
2
C
6
28
12
5
1
fl.
3
2
4
2
2
4
6
Pf.
kr.
10)
50
30
6
20
36
Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 6,
1 Kumpf Erbſen = 24
1 Kumpf Linſen = 28
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter 13
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 3a4 Stuͤck
Eyer 7 a 8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Vor 2kr. Brod ſollwiege1 I62
Vor4kr. dito
„
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod 17
Vor 2kr. dito=
22
Vor 1 kr. Waſſerweck= 10
Vor1kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod =1612
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 8 Kr.
kr.
28
48
48
80.
32
32
3
2
3
3
24
4
14
6
4
4
8
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier
[ ← ][ ][ → ]Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme des weyl. Fürſtl. Leibgarde=Corporal Friedrich Krauſen
verſtorbenen Wittwe allhier, im hohlen Weg. zwiſchen dem Hofleyhdecker Schuͤler und
des entwichenen Henrich Kayſers Garten, gelegener Wingert, Schulden halber
naͤchſt=
kuͤnftigen Bettag auf allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden
uͤberlaſſen werden ſoll; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit
die Luſtragende ſich alsdann einfinden und mitbleten moͤgen. Darmſtadt den 3. Aug. 178r.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
In der Schultheiſen Baugaſſe iſt ein Wohnhaus, nebſt Hofraithe, ſodann zwiſchen
dem Meßler= und Herlenweg ein zehendfreyer Wingere von 86 und einer vtertels Ruthen
aus freyer Hand zu verkaufen. Liebhabere belieben ſich in allhieſiger Buchdruckerey zu
melden, allwo ſie das weitere erfahren koͤnnen.
Bey dem Buchbinder Wuͤſt iſt nunmehro gebunden zu haben: Hübners
bibliſche Hiſtorte, das Stuͤck a 20 kr.
II. Zahlenlotterie Anzeigen.
Darmſtadt. Nachdem aus hinreichenden Urſachen denen hieſigen Collecteurs,
Schutzjuden Koppel Wolff, Heyum Joachim, Itztg Beſſunger, Emanuel Fuld und
Loͤb Beſſunger= ſodann dem Bonum Mayer zu Großzimmern, die Collecten ſowohl von
dem hieſigen, als ſaͤmtlichen erlaubten auswaͤrtigen Lottt abgenommen worden; So
wird das Publicum des Ends davon benachrichtigt, um ſich mit ſeinen Einlagen an
andere authoriſirte Collecteurs zu wenden. Zugleich werden die Spiel=Liebhaber
gewar=
net, von dem hleſigen Juden Samſon Maron Kahn, welcher mit Mainzer und andern
Claſſen= und Zahlenlotterten heimlichen ohnerlaubten Verkehr treibt, keine Billets an
ſich zu kaufen, indem ſie ſich im Gewinnfall keiner Bezahlung zu erfreuen haben.
Darmſtadt, den 19. Julii 1781.
Fuͤrſtl. Beſſiſche General=Intendance und Deputation
bhieſiger garantirten Zahlen=Lotterie.
Marburg, den 1. Auguſt 1781.
Anheute wurde die 29te Ziehung dahieſiger Lotterte mit den gewoͤhnlichen
Formall=
taͤten vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
3.
31. 34.
6. 27.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 99te Ziehung in Darmſtadt geſchiehet den
8. Aug. Die 166 te Ziehung in Caſſel, den 15. Aug. Dte 30te Ziehung in Marburg.
den 22. Aug., und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Von Generaldirecttons wegen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 28. Jul. bis den 4. Aug. 178r.
Herr Tabelo, Kaufmann von Strasburg, log. in der Poſt.
Herr von Günderoth, Cammerherr von Baaden. Herr Fett, Rath, und Herr
Schuh=
macher, Reviſor, von Mannheim. Herr von Senkenberg, Regierungsrath von
Gleſen. Herr von Roͤden, Capitain in Hannoͤveriſchen Dienſten, log. im Trauben.
Herr Wieſen, Lottocommiſſarius von Wuͤrzburg. Herr Krieger, Univerſitaͤts=
Buch=
haͤndler von Gieſen, log. in dem Ochſen.
Herr von Larocque, Lieutenant in Franzoͤſiſchen Dienſten, log. in dem Engel.
Herr Bayer, Handelsmann aus Nuͤrnberg. Herr Hormel, Organiſt aus Gladenbach.
Herr Wenſel, Handelsmann aus Maynz, log. im froͤhlichen Mann.
Herr Le Dieu, und Herr Ganiou, Battſtkraͤmer aus Frankreich, log. in der Cron.
Herr Erhard, Handelsmann aus Dinkelſpiel, log. im Lowen.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Kruſe, Major in Hannoͤveriſchen Dienſten, log. bey dem Herrn Obriſt=
Lieutenant von Kruſe.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Zwey Herrn von Huthen, aus Worms, den 28. Juli. Herr Wieppermann,
Stall=
meiſter von Carlsruhe, den 30ten. Herr Schneider, Conſulent aus
Schweins=
burg, eod. Frau von Henneberg, aus Muͤnchen, der 1. Auguſt. Herr von
Schmittburg, aus Heilbronn, den 2ten. Herr von Brunſing, Capitain in
Hannoͤveriſchen Dienſten, eod. Herr von Maͤlditz, Capitain von Uſingen, eod.
Herr von Friſch, aus London, eod. Herr von Barkhaus, genannt von
Wieſen=
huten, Geheimer Rath von Frankfurt, den 4ten.
Gebohrene, Getaufte, Copulirte, und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 29. Julik, dem Burger und Schneidermeiſter, Georg Jacob Roth, ein Soͤhnlein.
Den 30. Fulit, dem Herrſchaftl. Saalwaͤrter, Johann Peter Mendel, ein Soͤhnlein.
Den 31. Julit, dem Fürſtl. Hofrath, Herrn Soldan, ein Toͤchterlein.
Eod. dem Burger und Metzgermeiſter, Johann Henrich Popp, etn Toͤchterlein.
Ferner: dem Burger und Metzgermeiſter, Johann Friedrich Jacobi, ein Soͤhnlein.
Den 3. Aug., dem Fürſtl. Regierungsſecretarius, Herrn Johann Chriſtlan Hofmann,
Zwillinge; ein Soͤhnlein und ein Toͤchterlein.
Eod. dem entwichenen Büttel im allhieſigen Stockhaus, Chriſtoph Frank, ein Soͤhal.
Copulirte.
Den 31. Julti, Mſtr. Johann Jacob Tiefenbach, Burger und Schneider allhier, Joh.
Phil. Tiefenbachs, Gemeindsmanns zu Delkenheim in der Herrſchaft Eppſtein,
ehelicher Sohn, und Anna Margaretha, weyl. Johann Gerhard Karben,
ge=
weſenen Stadtfaͤhndrichs= auch Burgers und Schneidermeiſters allhier,
hinter=
bliebene Wittwe.
Geſtorbene; und Beerdigte.
Den 29. Juli, dem Burger und Saͤcklermeiſter, Johann Jacob Siebert, ein
Soͤhn=
lein, 1. Jahr und z. Monathe alt.
Den 31. Julit, iſt aus der Armencaſſe begraben worden: der Burger und Schuhmacher,
Johannes Jung, 45. Jahre alt.
Eod. dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johannes Klumb, ein Söhnlein, 2.
Tage alt.
Ferner: dem Burger und Sattlermeiſter, Johann Thomas Walther, ein Soͤhnlein
3. Jahre und 20. Tage alt.
Den 2. Aug., der Burger und Ackermann, Johann Philipp Beſt, 70. Jahre alt.
Eod. iſt aus der Armencaſſe begraben worden: Marta Margaretha, des verſtorbenen
Herrſchaftl. Gartenknecht Rudolphs. hinterbliebene Wittwe, 71. Jahre alt,
Den 3. Aug., iſt aus dem Spitaf begraben worden: der allhier als Schreiner=Lehrjung
geſtandene Johann Peter Keim, des Praͤceptor zu Grosrohrheim, Herrn Keims.
lediger Sohn, 18. Jahre alt.
Den 4. Aug., iſt aus der Armencaſſe begraben worden: des Fuhrmanns, Johann Peter
Mayen, Ehefrau, alt-
Beſchluß. Die Mildthaͤtigkeit.
Erzaͤhlung eines morgenlaͤndiſchen Greiſen.
(Aus dem Niederſaͤchſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.).
Mein Sohn, ſprach der Alte, wir wollen zuſammen in das Thal des Adar gehen:
ſch will dir gehen helfen, komm! Der junge Menſch willigte darein; kaum konnt' er
ſich fortſchleppen. Bey ihrer Annaͤherung erblickten ſie Fatmen, ſie war bleich und
niedergeſchlagen. Der junge Menſch ſagte zu dem Greiſe: Ich ſehe Fatmen. Der
Greis gieng in das Haus des Adar, und ſagte zu ihm:
Eine Taube von Aleppo war nach Damas gebracht worden: ſie lebte daſelbſt mit
einer Taube des Landes. Ihr Herr fuͤrchtete, die Taube von Aleppo moͤgte eines Tages
thre Gefaͤhrtin mit wegfuͤhren, und er trennte ſie, ſie hoͤrten auf das Korn zu freſſen,
das er ihnen in ſeiner Hand reichte, ſie wurden krank und ſtarben.
O Adar, trenne nicht diejenigen, die nur leben, weil ſie beyſammen leben. Dieſer
junge Menſch; den du von deinem Hauſe entfernt haſt, iſt er tugendhaft? Adar
ant=
wortete: Gott ſey mein Zeuge uber das, was ich ſagen werde: Was eine Lilie unter
den Narciſſen iſt, iſt dieſer Jungling unter den Glaubigen. Er uͤbertrift alle junge
Hirten an Froͤmmigkelt, Guͤte des Herzens und Wachſamkeit; aber er iſt arm.-
Ach! ſagte der alte Hirt, meine Kinder und ich, wir haben unzaͤhlige Heerden. Ich
beſitze das reiche Thal von Horafa, und ich kann dieſen jungen Menſchen reich machen.
Ein Theil meiner Heerden ſoll morgen vor deiner Thuͤr ſeyn, wenn du ihm Fatmen
geben willſt. Adar verſprach, ihm ſeine Tochter zu geben, und der Alte begab ſich weg.
Den Tag darauf ſchickk' er nach der Huͤtte des Adar Heerden von Schaafen, die
weiſſer waren, als der ſchneebedeckte Gipfel der hoͤchſten Berge im Winter, und
Heer=
den der ſchoͤnſten und ſchnellſten Pferde.
Einige Tage nach dieſer Handlung machte ſich der reiche und gute Hirt auf den
Weg nach den groſſen Cedern, unter denen die Wohnung des Adar liegt. Der gute
Hirt kam aus dem Holze auf eine Wieſe, wo ein Bach floß, der mit Feigen beſetzt war.
Er wurde auf einem Hügel unter dem Schatten der Feigenbaͤume den Adar gewahr,
der die Hand eines alten Mannes hielt, auf deſſen Geſichte Weisheit und Heiterkeit
ausgedruckt waren. Dieſer Alte blicte den Adar mit Augen voller Entzücken an. Adar
hatte eben den Ausdruck in den ſeinigen. Der gute Hirt ſah ſie, und blieb ſtehen, damit
er alles des Troſtes genleſſen moͤgte, den der ſanfte, und majeſtätiſche Anblick eines
ufriedenen Alters geben kann. Oie beiden Greiſe zeigten einer dem andern viele jung=
Leute, unter denen zwey Kinder waren, die bald in dem Graſe ſplelten, bald die Alten
liebkoßten: ſie waren wohl gekleidet, geſund, lebhaft, und hatten alle die Munterkeit
ihres Alters. Der gute Alte vernahm, daß dieſe beiden Kinder Bruͤder von dem
Braͤu=
tigam der Fatme waren, und daß der Alte, der den Adar bey der Hand hielt, ihr
Vater war.
Nicht weit von dem guten Hirten, nahe bey dem Eingange des Holzes, ſaß Fatm=
und ihr Braͤutigam auf dem Raſen: oft waren ſie unbeweglich, ſahen einander
unver=
wandt an, und laͤchelten ſo ſanft, daß es ſchien, als habe die bloße Gewohnheit
vergnugt zu ſeyn dieſes Laͤcheln über ihre Geſichter verbreitet. Oft unterbrachen ſie
hr entzuͤcktes Stillſchweigen durch lebhafte und beſcheidene Liebkoſungen. Oft ſahen
ſie alle einander an, und Jedes ſchien von dem Gluͤcke desjenigen, das ihm theuer war,
und ſeinem eignen berauſcht zu ſeyn. Die Freude, die ſie beſeelte, entdeckte ſich auf
gleiche Art, auf allen ihren Geſichtern, ſo wie einerley Saft mit gleichen Blühten alle
Aeſte des Orangenbaums bedeckt.
Der gute Hirt ſahe ſie eins ums ander an, und warf ſeine Augen auf die Wieſe,
wo er die Heerden gewahr wurde, die er gegeben hatte: ſie verdunkelten an Schoͤnheik
des Adar ſeine, mit denen ſie vermiſcht waren. Der gute Hirt ſahe dieſe Heerden, und
hoͤrte jeden ihrer Fuͤhrer durch ſeine Geſaͤnge das Gluͤck ſeiner Herren und ſein eignes
feyern. So genoß er die ſeligen Fruͤchte ſeiner Wohlthaͤtigkeit, Freuden, die keine
Guͤter dieſer Welt geben koͤnnen!
44.
L4.