Darmstädter Tagblatt 1781


23. Juli 1781

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nno 178I.
den 23. Jul.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=

Num. 30.

zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
ViſtLgeI;

Ein E Ochſenfleiſch =
1 = Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch =
1 Schaffleiſch

1 Schweinenfleiſch=
1 Schinken u. Doͤrrfl
1 = Speck =
1 Nierenfett =
1 = Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz

Victualien= und Marktpreis.
kr. Pf. Ein Kumpf Hafermehl

Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.


Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen =
1 = Bratwuͤrſt
1 = Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a

Ein
Ein:

Hammelskopf
albsfus =

Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl

6
6
6
12
14
12
10
12
10
12
5
3
2
10
6
28
12
1
fl.
3
2
4
2
2
4
6

1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 6.
1 Kumpf Erbſen = 24
1 Kumpf Linſen = 28
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
uͤber
die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter
13
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 3a4 Stuͤc
Eyer 7 a 8 Stuͤck vor
ſEin aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.

kr.
20
50
30
12
20
36

Vor 2kr. Brod ſollwiege 1 18
Vor4kr. dito
Vorskr. dito 3 124
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod = - 11
Vor 2 kr. dito
22
Vor 1 kr. Waſſerweck=
10
Vor 1kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod =-62
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comiß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 2 Pf.

=2 I16

Pf. L. 2=

kr.
28
48
48
80
32
32
3
3
3
3
24
4
14
6
4
4

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier;

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Auf kuͤnftigen Bettag den 1. Auguſt ſoll der verwittweten Rothgerber Kellerin an der
Gerberbach dahier gelegenes Wohn= und Gerbhaus, nebſt dem dazu gehoͤrigen Keller
zum drittenmal auf dahieſigem Rathhaus verſteigt und dem Meiſtbtetenden, ſalva tamen
ratiſicatione, uͤberlaſſen werden. Darmſtadt den 7. Jul. 178I.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Denen Fruchtliebhabern wird hierdurch bekannt gemacht, daß auf
Mittwoch den 1. Auguſt h. a. Vormittags um 10 Uhr in allhieſiger Fuͤrſtl. Renthſchrei=
berey
300 Malter Herrſchaftliches Korn, ſodann 100 Malter dergleichen Spelz, nebſt
etlichen Malter Erbſen, öffentlich parthieweis verſteigt= und dem Meiſtbietenden gegen
baare Bezahlung ſalva tamen ratificatione uͤberlaſſen werden ſollen. Luſttragende koͤnnen
ſich dahero auf ermeldten Termin einfinden und nach Gefallen mitbieten. Darmſtadt,
den 21. Jul. 1781.
Fuͤrſtl. Beſſiſche Renthſchreiberey daſelbſt.
In der Buchdruckerey im Lottohaus und in der Wittichiſchen Behauſung im Birngarten
ſind folgende ungebundene Bucher zu haben:
Baumlers mitleidiger Arzt 1 fl. 4kr. Bohms Meßkunſt 2fl. 36 kr. Claudius Lieder
fuͤr Kinder 2fl. 30 kr. Durch Schaden wird man klug 40 kr. Hallifax Neujahrsgeſchenk 34kr.
Naturgeſchichte des Faſans 16 kr. Stockhauſens Grundriſſe 1fl. 36 kr. Unterricht vom
tollen Hundsbiß 12 kr. Leonore 20 kr, Geſchichte eines Landpredigers 1 fl. 20 kr. Max
Wind und Konſorten 2 fl. 6 kr. Zamalesky oder der unglückliche Hoͤfling 24 kr. Begebenhei=
ten
des Pu=Li 1 fl. 16 kr. Sophie, oder Briefe zweyer Freundinnen 50 kr. Die Unſchuld
in Gefahr 1 fl. 4 kr. Ruheſtaͤtte der Zartlichkeit 1fl. Pauline und Suzette 30 kr. Ge=
ſchichte
der Lady Mancheſter 1 fl. 6 kr. Sinds Pferdarzt 45 kr. Skizten aus der Natur 1fl. 24kr.
Starkens Handbuch 50 kr. Goldenes Jahrhundert so kr. Masten 1 fl. Jeruſalems
Betrachtungen über die vornehmſten Wahrheiten der Religion, 2ten Theils, 2ter Band,
oder 4tes Stuͤck, 1 fl. 54 kr. Diionnaire du Voyageur, 8vo 4 fl. 30 kr. Roſenkranz
Predigt 12 kr. Raffs Geographie 36 kr. Schloſſers Plan und Fragmente einer Weltge=
ſchichte
30 kr. Schuberts Originalien 50 kr. Seilers Gebete für Studirende 1 fl. 4 kr.
Schmahling die Beſtimmung des Chriſten 1fl. 20 kr. Haͤnels Anweiſung zu Handlungs=
Rechnungen 30 kr. Fiſchers Probenaͤchte 40 kr. Preußiſche Cabinetserdre 20 kr. Ekkards
Handbuch der Lehranſtalten 1 fl. Heßiſche Cadettenlieder 16 kr. Siegwart der Zweyte 1fl.
36 kr. Der lange Rock 50 kr. May Handlungs=Wiſſenſchaften 3 fl. 4 kr.
II. Zahlenlotterie Anzeigen.
Darmſtadt, den 18. Julli 1781.
Anheute wurde die 98te Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen Formali=
kaͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
18. 51.
44.
59. 37.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 165te Ziehung in Caſſel geſchlehet den 25.
Jul. Die 29te Ziehung in Marburg, den 1. Aug. Die 99te Ziehung in Darmſtadt,
den 8. Aug., und ſo fort von 3 zu 3 Wochen. Von Generaldirections wegen.
Darmſtadt. Nachdem aus hinreichenden urſachen denen hieſigen Collecteurs,
Schutzjuden Koppel Wolff, Heyum Joachim, Itzig Beſſunger, Emanuel Fuld unl
Loͤb Beſſunger, ſodann dem Bonum Mayer zu Großzimmern, die Collecten ſowohl von
dem hieſigen, als ſaͤmtlichen erlaubten auswaͤrtigen Lottt abgenommen worden; So
wird das Publicum des Ends davon benachrichtigt, um ſich mit ſeinen Einlagen an
andere authoriſirte Collecteurs zu wenden. Zugleich werden die Spiel=Liebhaber gewar=
net
, von dem hieſigen Juden Samſon Maron Kahn, welcher mit Mainzer und andern

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Claſſen= und Zahlenlotterien heimlichen ohnerlaubten Verkehr treibt, keine Bllets an
ſich zu kaufen; indem ſie ſich im Gewinnfall keiner Bezahlung zu erfreuen haben.
Darmſtadt, den 19. Juli 128I.
Fuͤrſtl. Heſſiſche General=Intendance und Deputation
bieſiger garantirten Jahlen=Lotterie.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 14. bis den 21. Jul. 1781.
Herr von Günderoth, Commerherr von Baaden. Herr von Malditz, Capitaln von
Uſingen, log. im Trauben.
Herr von Obeckmem, Herr von Miſchefskl, und Herr von Schingon aus Curland.
Herr Ehrmann, Maler von Wiesbaden, log. in der Poſt.
Herr von Larocque, Lieutenant in Franzoͤſiſchen Dienſien, log. in dem Engel.
Herr Le Dieu, Batiſtkraͤmer aus grankreich, log. in der Cron=
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr George, Etatsrath aus Oldenburg, log. bey dem Herrn Geheimenrath und Leib=
medicus
Heſſe.
Herr von Herdt, Faͤhndrich in Hollaͤndiſchen Dienſten, vom Regiment Ihro Hochfuͤrſtl.
Durchlaucht Prinz Georg von Heſſendarmſtadt, log. bey dem Herrn Forſtſecre=
tarius
Zimmermann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Fabricius, Köͤnigl. Daͤniſcher Geheimer Etatsrath, den 16. Julil. Ihro
Hochfuͤrſtl. Durchlaucht der Fuͤrſt von Bieberich, den 17ten. Herr von Kruſe,
Praͤſident von Wiesbaden, den 18ten. Herr von Seppenburg, Kaiſerl. Capi=
tain
vom Regim. Khevenhüller, eod. Herr von Waͤchter, Koͤnigl. Daͤniſcher Ge=
ſandter
, eod. Herr von Haxthauſen, von Georgenhauſen, eod. Herr Schnei=
der
, Stallmeiſter von Straßburg, den 21ten.

Gebohrene, Getaufte und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 16. Jul,, dem Fuͤrſtl. Holzvogt, Herrn Johann Adam Meyer, ein Soͤhnlein.
Den 17.
= dem Fuͤrſtl. Hofjaͤger, Herrn Georg Ludwig Schott, ein Soͤhnlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 15. Jul., Frau Lucretia Catharina, des Rathsverwandtens und Klefermeiſters.
weil. Herrn Georg Valentin Grandhome, hinterbliebene Wittwe, 71 Jahre,
9 Monate und 6 Tage alt.
Eod., Johann Gottlieb Piſtor, Beyſaß allhier, 38 Jahre alt.
Ferner: dem Schaͤfer Thomas Fritz, ein Toͤchterlein, 7 Monate und 1 Tag alt.
Den 16. Jul., Jgfr. Margaretha Hollaͤnderin, des geweſenen Hofhuthmachers in
Buchsweiler, Hrn. Simon Hollaͤnders, hinterlaſſene ehel. Tochter, 76 Jahre,
2 Monate und 6 Tage alt.
Den 17. Jul., Johann Auguſt Weſtphal, ein Nagelſchmittsgeſell, von Berlin gebürtig,
28 Jahre und 11 Monate alt.
Dedan und Ilmith.
(Aus dem Niederſaͤchſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.)
Tief im einſamen Gehölze, Berſaba gegen uͤber, ſetzte ſich Dedan, ein Hüter der
Schaafe, mit ſeiner Ilmith ins Gras, an eine rieſelnde Quelle. Hohe Cypreſſen und
ein bejahrter Eichbaum machten ein dunkles Gewoͤlb' uͤber der Quelle, und die feyerli=
chen

[ ][  ]

chen Schatten verbreiteten ſuͤße Schwermuth. Mir gefällt es in dieſer Gegend, rief
Dedan; ſieh, meine Geliebte, wie der Epheu dort um das hangende Felſenſtuͤck her=
umkriecht
: O wie kühl iſt es hier!
Ilmith druͤckte dem Hirten die Hand. Ich wandle gern in melancholiſchen Waͤl=
dern
, ſprach ſie; die Pracht meiner vaͤterlichen Flur hat fuͤr mich keine Reize, ſelt
Zipha nicht mehr iſt. Die kleine Holdſelige! Sie verwelkte, wie eine Roſe, die den
Mittag nicht ſiehet; und mit ihr ſtarben, ſtarben alle meine Freuden.
Der Hirt antwortete, mit zaͤrtlichem Arm ſie umſchlingend: Ilmith, graͤme dich
nicht länger unſrer Tochter wegen. Glaͤnzt ſie doch nun, ein Engel, in weit anmutht=
gern
Gefilden, als Eden ſonſt war; ja, da glaͤnzt ſie, viele Himmel unter ihren Fuͤſſen.
Vergiß nun ihren ſterblichen Theil. Was iſt die Sonne gegen einen Tropfen vom Lichte,
das die Seligen Gottes trinken!
Ilmith. Ach, es wallet zu viel Empfindung in dieſem Herzen! Der All=
maͤchtige
wird auf meine Thraͤnen nicht zuͤrnen; das thut der nicht, der mir ſchmel=
zende
Lieb' ins Herz goß. Und du weißt es ja, frommer Dedan! mit welchem
Entzuͤcken, mit welchem Auge voll Unſchuld ſie mich anlaͤchelte, wenn ſie mein wiegen=
der
Schoos und mein kuͤſſender Mund zum Laͤcheln reizte, und wenn -
Dedan. Ach, allzu wahr !
Aber,
o meine Ilmith
Ilmith. und wenn ſie ſtammelnd dich Vater nannte!
Dedan. Rührendes Andenken: O meine Theure, wie liebs ich, wie liebs ich
deine Seele voll himmliſcher edler Empfindungen! Aber nein. Geliebte, laß uns
den Herrn nicht mit unſern Thraͤnen beleidigen - zum mindſten hier nicht, wo dieſe
rieſelnde Quelle uns zu heftige Klagen verweiſt. Nein, Ilmith, laß uns dieſe Quelle
nicht mit unſern Thraͤnen entweihen. Das Herz ſey gefuhlvoll, aber nicht weichlich=
ſey
muͤtterlich, aber nicht
Ilmith. Aber dieſe Quelle, Dedan!
Dedan. Ich will die Geſchichte dir erzaͤhlen, meine Ilmith. Ich wuͤnſchte
deinen Gram zu zerſtreuen. Hoͤre die Geſchichte von der heiligen Quelle. So ſang ſie
mir Jakſan, mein Vater, als ich ein Knabe war, und er meine Seele zu Empfin=
dungen
des Himmels erheben wollte.
Vom roſenfarbigten Himmel glaͤnzte der Morgen herauf, als ein Cgpptiſches
Maͤdgen, ihr Kind auf der Schulter, in der Irre hierher auf dieſen einſamen Platz
kam, aͤngſtlich die Haͤnde ringend denn ſie war verlaſſen. Ste war verlaſſen, und
nur ein wenig Brod und eine Flaſche mit Waſſer, das war ihr Reichthum, den ihr
Geliebter ihr gab, als ihre traurige Schickung ſie von ihm trennte. Noch ſprang kein
labender Quell da, wie izt, und gar bald war das Waſſer aus dem kleinen Gefaͤße.
Da legte Hagar, ſo hieß das Maͤdgen, klaͤglich legte ſie ihren ſchlafenden Sohn, den
holden Iſinael, dort unter die Eiche. Und als er, erwachend, um Waſſer ſchrie, gieng
ſie weg, und warf ſich hin, auf den Raſen. Des Knaben ſchmerzlichen Tod, ſprach
ſie, kann ich nicht ſehen. Gleich einer Verzweifelnden lag ſie, das Geſicht auf der
Erde, ſprachlos, nur weinend, und ihre Thraͤnen hiengen, wie fluͤſſiges Stlber auf
dem Klee und auf den balſamiſchen Kraͤutern. Zwo Stunden, zwo aͤngſtliche, lange
Stunden lag ſie, ſo weinend, ſo verlaſſen, und glaubte zu ſterben. Aber ein guͤtiger
Engel ſtieg eilend herab, geſandt vom Allerhoͤchſten, und er ward Zeuge der klaͤglichen
Scene. Da hauchte ſein Odem aufs Gras, auf die ſilbernen Thraͤnen, da floſſen ſie
zuſammen, und wurden zur Quelle. Die Quelle ſprudelte ſchon, und itzt erſchrack Ha=
gar
, und fuhr verwirrt und ſtaunend auf. Was iſt dir Hagar? rief mit ſuͤßer Stimme
der Engel Gottes, der ungeſehn ihr zur Seite ſtand, fuͤrchte dich nicht, denn Gott hat
erhoͤrt die ſchreyende Stimme des Knaben. Steh auf, nimm den Knaben, und fuͤhr
ihn an deiner Hand, denn ich will ihn zum groſen Volke machen. und das Maͤdgen
ſtand auf, ſah itzt die Quelle, da fuͤllte ſie die Flaſche und labte den Knoben. und der
Knabe ward groß, und ein ruhmvoller Mann; zwoͤlf maͤchtige Fuͤrſten ſtammen
von ihm her.
So ſang Dedan, der Huter der Schaafe, und Ilmith weinte Freudenthraͤnen,
und wuſch ihr ſchoͤnes Geſicht aus der beſungenen klaren Quelle. Froher gieng ſie nun
mit ihrem Hirten ins Thal hinab, zur ſpielenden Heerde. Dort erzehlte ſie den Knaben
und Maͤdgen was Dedan ſang, als er ſie in den tiefen Wald geführt hatte, wo traurige
Cypreſſen zur Schwermuth reizten.