Darmstädter Tagblatt 1781


26. Februar 1781

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den 26. Februar.
Anno 1781.
Num. 9.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof= und Canzley=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
Piattgen

Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

1kr. Pf
Ein 15 Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch
1 Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl. 12
14
1 = Speck=
1 = Nierenfett = 13
1 = Hammelsfett= 10
= = Schweinenſchmalz 12
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a ſ10
Ein Kalvsgeuung = 12½
Ein Hammelsgeluͤng=

1E Ochſengeluͤng
1 = Suͤlzen
1 Bratwuͤrſt =
60
1 = Leber=u. Blutwuͤrſtſs
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung 28
Ein Kalbskopf 8. 10 a l12
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus=
fl
. kr.
Ein Malter Korn
40
Ein Malter Gerſten =
52
Ein Malter Waizen=
14
Ein Malter Spelzen= 2 13
Ein Malter Hafer =
12
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl = 7

kr.
Ein Kumpf Hafermehl = 32
1 Kpf geſchaͤlter Hirſen
48
1 Kpf grob geſch. Gerſte 3240,48
1 Kpf kleingeſchaͤlterGerſten 6a 80
1 Kumpf Erbſen = 16132
1 Kumpf Linſen = 28l32
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
= uͤber die Straſe;
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter 13 a
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die uͤbrige Handkaͤſe 4a5 Stuͤck
Eyer 5 = 6Stuͤck vor =
Ein aufgeſetzter Kumpt Kartoffel.
Brodtaxe und Gewicht.
1Pf., L.
Vor 2kr. Brod ſollwiege! 3
Ver4kr. dito
2 15
Vorskr. dito
3 24
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesvrod =
Vor 2kr. dito
Vor 1 kr. Waſſerweck"
Vor 1kr. Milchweck =
Ver 1kr. Milchbrod =
Ein 5=pfuͤndiger Laib, ſogenanntes
Comß=Brod ſoll gelten 7 Kr. 2 Pf.

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtglich ſind.

I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme des hieſigen Burger und Schuhmacher Ollwellers auf dem
Bruͤckgen an der langen Gaſſe, zwiſchen dem Becker Menges und Kolb, gelegenes Wohn=
haus
, dringender Schulden halber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhaus
nochmalen oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; Als wird
ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damt die Luſttragende ſich alsdann eins
finden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 10. Februar. 178I.
Faͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme des Beyſaſſen und Gaͤrtner Anton Jaͤgers allhier, zwiſchen dem Schieß=
platz
und Johann Chriſtoph Wagners Erben gelegener 150 und eine halbe Ruthe hal=
tender
Garten, dringender Schulden halber, nachſtkünftigen Baͤttag auf allhieſigem
Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; Als
wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann
einfinden und mitbleten moͤgen. Darmſtadt den 10. Febr. 1781.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberamt daſelbſt.
Der Sergeant Froͤbel iſt willens, ſein in der Kaplaneyaaß zwiſchen den Kiefer
Schnauberiſchen Erben und Johannes Schwarz gelegenes Wohnhaus zu verkaufen.
Kaufluſtige darzu koͤnnen bey demſelben das Naͤhere vernehmen.
Bey dem Guͤrtlermeiſter Kichler, wohnhaft am kleinen Roͤhrbrunnen in des Huth=
ſtaffirer
Hehnen Behauſung: ſind von verſchiedener Gattung meſſingene Pantographs,
oder ſogenannte Storchenſchnaͤbel, nach der Leipziger Silhouetten=Anwetſung, im billig=
ſten Preiſe fertig; welcher auch mathematiſche Inſtrumenten verfertiget.
Die Herrn Subſcribenten belieben nachſtehende Theile, Zweybrucker Ausgabe, in
Empfang zu nehmen, als: Tacitus 4ten Theil, Plautus 4ten Theil, Cicero 1ten und
2ten Theil. Da nun in 14. Tagen der 3te Theil von Cicero anlangen ſoll, ſo erſuchet
man die Herrn Subſcribenten mit Abbolung gedachter Theile nicht zu ſaͤumen, damit
denen Hrn. Verlegern die Gelder behoͤrig zugeſandt werden koͤnnen.
Wilk.
Umſtadt. Montags den 5. Maͤrz, Mittags gegen 1. Uhr, wird zu Umſtadt im
goldenen Engel, der alldaſige Churpfälziſche Hafer=Vorrath ad 478. Malter, Parthie=
weis
und im Ganzen, mit Einbeding achtſtundiger Frondfuhren in oͤffentlicher Verſtet=
gung
ausgeboten werden, welches zur Nachricht dienet. Umſtadt den 22. Febr. 1781.
Churpfalz Gefaͤll=Verweſerey allda.
A. J. Rauſch.

II. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme die hieſige Stadt=Schaafweyde auf 650. Stuͤck in hieſiger
Gemarkung, ſodann 109. Morgen 3. Viertel Ackerland in dem Loͤcherfeld dahier, welche
auf Michaelistag dieſes Jahrs leyhfaͤllig werden, auf einen anderweiten 6jährigen
Beſtand an den Meiſtbietenden uͤberlaſſen= und die Verſteigerung derſelben Donnerſtags
den 15. Maͤrz. a. c. vorgenommen werden ſoll: Sa wird ſolches hiermit manniglich zu
dem Ende bekannt gemacht, damit die zu dem Beſtand Luſthabende, auf ermeldeten Tag.
Morgens um 9 Uhr auf dem Rathhaus dahier ſich einfinden= die Condttiones verneh=
men
und mitbieten moͤgen. Darmſtadt den 7. Februar. 178I.
Burgermeiſter und Rach daſelbſt.
III. Sachen, ſo zu vermiethen.
Es wirb hierburch bekannt gemacht, daß dasjenige Haus, welches bishero der Herr
Regierungsrath Schulin bewohnet, wiederum nach etlichen Monathen im Ganzen ver=
niethet
werden ſoll, und bey dem Rathsverwandten Netz das Naͤhere zu erkundigen iſt.

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IV. Zahlenlotterie Anzeige.
Darmſtadt, den 21. Februar. 1781.
Anheute wurde die 9rte Ziehung dahieſiger Lotterte mit den gewoͤhnlichen Formalt=
taͤten
vorgenommen, und ſind nachſtehende Rummern, als:
88. 90. 83. 78. 50.
aus dem Gluͤcksrade gehoben worden.
Die 158te Ziehung in Caſſel geſchiehet den 28. Februar.
Die 22te Ziehung in Marburg, den 7. Maͤrz.
Die 92te Ziehung in Darmſtadt, den 14. Maͤrz.
und ſo fort von drey zu drey Wochen.
Von Generaldireetions wegen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 17. bis den 24. Febr. 1781.
Herr Mayer, mit Brabanter Spitzen, und
Herr Koch, mit Leinwand, aus Ehingen.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Duͤrrwangen, log. in dem Schwanen.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Votgt, Doctor von Frankfurt, den 17. Februar.
Herr Zirckler, Amts=Secretarius von Lauterbach, den 18ten.
Herr Stamm, Lieutenant in Hollaͤndiſchen Dienſten, vom Regiment Bending, eod
Herr von Stralendorf, Capitain in Hannoͤverlſchen Dienſten, vom Regiment Lenſing.
den 20ten.
Herr Freytag, Weinhaͤndler aus Bechtheim, den 23ten.
Herr Hofmann, Rathsverwandter aus Worms, eod.

Gebohren, Getauft, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohren und Getauft.
Den 24. Febr., dem Burger und Saͤcklermeiſter, Peter Joſeph Herwegh, ein Toͤchterl.
Copulirte.
Den 20. Febr., Mſtr. Johann Michael Hobeck, Burger und Hutmacher allhier, Chrt=
ſtoph
Hobecks, Burgers und Ackermanns zu Gumbergen im Koͤniglich=
Preußiſchen, ehelicher Sohn, und Catharina Margaretha, weyl. Carl
Gottfried Hofmanns, geweſenen Burgers und Hutmachermeiſters
allhier; nachgelaſſene eheliche Tochter.
Eod. Johann Friedrich Hildebrand, Beyſaß allhier, Georg Hlldebrands, Burgers und
Gaͤrtners allhier, ehelicher Sohn, und Catharina Margaretha, des
Schulmeiſters zu Habitzheim im Fürſtlüch=Loͤwenſteiniſchen, Henrich
Mohrs, eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 19. Febr., der Beyſaß und Weinſchroͤter, Andreas Dieterich, 61. Jahre alt.
Johann Henrich, weyl. Johann Georg Großen, geweſenen Fuͤrſtl.
Den 20.
Fruchtmeſſers im Darmſtaͤdter Hof zu Frankfurt, nachgelaſſener ehellcher
Sohn, 36. Jahre und 9. Tage alt.
Den 2r. 5 der Herrſchaftl. Fruchtmeſſer, Johann Wagner, 64. Jahre, 10. Monate
und 22. Tage alt.
Den 22.
iſt aus der Armencaſſe begraben worden: Catharina Jacobin. 68 Jahre alt.

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Fortſezung der in Nro 3. abgebrochenen Geſchichte.
Sidney und Silli.

Wohlan, unterbrach ihn Sidney mit edler Heftigkeit, wollen Sie Julien heira=
then
2= - Sie hetrathen2 rief Sill doch wenn ich ſie nur der erniedrigen=
den
Armuth entreiſſen koͤnnte! = Und Ste zweifeln, ob Sie das koͤnnen? ant=
wortete
Sidney mit einem ruͤhrenden Tone, iſt nicht Sidney Ihr Freund ? - Wenn
Ste ſie ſehen, mein Wohlthaͤter, ſprach Silli, Julien und ihre Mutter, ſo werden Sie
die ganze Groͤſe und Wuͤrde des Ungluͤcks empfinden. Silli ſpeiſete noch des Abends
mit ſeinem Vater bey Sidneyen. Sidney ſprach feurig von ihrer Freundſchaft.
Lieben Ste mich, ſagt' er, vergeſſen Sie Ihren Sidney nicht. Wenn ich in England
bin, ſo werden Ste, ſprach er zu dem Alten, einen zaͤrtlichen Sohn daſelbſt haben,
der Ste verehrt, und Sie, mein Silli, einen Bruder und Freund. Als ſie zur
Ruhe giengen, umarmt; er ſie feuriger, als jemals. Am andern Morgen eilten ſie zu
ihrem Wohlthaͤter: we Silli folgenden Brief erhielt.
Meine Geſchaͤfte rufen mich in mein Vaterland zuruͤck; ich hinterlaſſe Ihnen, vor=
trefliche
Freunde, einige geringe Bewetſe meiner Freundſchaft, die ich ewig für Sie
empfinden werde. Wie viel Entzuͤcken hab' ich Ihnen zu danken. - Ste, Sillt,
müſſen Julten heirathen. Leben Ste mit ihr und dem beßten Vater gluͤcklich. Ich haͤtte
Sie gebeten, mich zu Julien zu fuͤhren, allein Ste wiſſen, welche Achtung man Un=
Lluͤckuichen ſchuldig iſt. Leben Sie wohl meine Freunde. Sagen Sie mir nichts von
Danke; ich weiß, was Sie von mir zu fodern haben. Naͤchſtens bekommen Ste Briefe
von mir aus England.
Sidney.
Kaum hatte Silli den Brief geleſen, ſo wurden ihm fünf tauſend Pfund Sterling2)
gebracht.
Er war mit ſeinem Vater anbeweglich vor Erſtaunen. Himmliſcher Menſch, rief
Silli aus, du entziehſt dich unſrer Verehrung, unſern Thraͤnen? Laß deine Wohlthaten
nicht ſo grauſam ſeyn! gieb uns das Entzuͤcken, uns zu deinen Fuſſen zu werfen. -
Die engelgleiche Seele! ſagte der Greis; o, mein Sohn, welch ein Menſch iſt er!
Nicht einer, wie wir
Nichts glich der Dankbarkeit Sillis und ſeines Vaters, und nichts der Wohlthaͤtig=
keit
des grosmuͤthigen Englaͤnders. Man kann denken, mit welcher lebhaften Freude
Silli zu ſeiner Geliebten eilte, und was ſie mit einander empfanden.
Er heirathete ſie, und kaufte ſich ein kleines Landgut, wo ſie mit ihren Eltern das
glückſeligſte Leben fuͤhrten. Taͤglich dankten ſie Gott und ihrem Wohlthaͤter. Sillt er=
kannte
, daß das Ungluͤck ſeine Graͤnzen habe, und Tugenden auf Erden noch belohnt
werden. Er vergab allen Grauſamen, weil noch ein Mann, wie Sidney, auf Erden
lebte. Seine Seele ward ſanfter und er ward ein waͤhrer Weiſer.
Sie bekamen oft Briefe von Sidney. Ihre Antworten zeigten ihm allemal ihr gan=
zes
Herz. Sidney mußte eine neue Reiſe nach Indien thun: ſie konnten alſo nicht ſo
oft an einander ſchreiben. Welch ein Donnerſchlag fuͤr Sillis Familie, als ſie nach
einiger Zeit die Nachricht erhielten, Sidney ſey todt. Der Greis ward krank, und
ſein Ende nahete ſich. -Silli uͤberlies ſich der finſterſten Schwermuth.
Eines Tages vertiefts er ſich in einen Wald, der an der Heerſtraſſe lag. Er lag an
einem Baume zur Erde gebeugt, und weinte um Sidneyen. Himmliſcher Engel, rief
er aus, hoͤrſt du mich ? Stehſt du meine Thraͤnen, und die Thraͤnen meiner ganzen
Familie? Dich ſoll ich nicht mehr ſehen? Theuergeliebter Sidney!
Er iſt in deinen Armen, ſagte jemand, der ſich in Sillis Arme warf; es war
Sidney ſelbſt. Sidney! mehr konnte der ohnmaͤchtige Silli nicht ſagen. Er erwachte
wieder. Ja ich bin es, mein liebſter Sillt, ſagte Sidney, die Freundſchaft trieb mich
vom Ende der Weit zu dir zuruck. Ich habe meinen Wagen nach deinem Gute geſchickt=
weil
mir ein Bauer ſagte, daß du in dieſem Holze waͤreſt; ich habe mir das Vergnu=
gen
gemacht, dich zu überfallen.
1) 5000o Thaler.

(Der Beſchluß folgt künftig.)