Darmstädter Tagblatt 1780


28. August 1780

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Anno 1780.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnädigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=

den 28. Aug.

Num. 25.

Heſſiſchem
Privilegio.
ches Frag=und
Vagtrgtie;
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

Ein E Ochſenfleiſch =
Rindfleiſch
= Kalbfleiſch
Hammelfleiſch =

Schaffleiſch
= Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl.
Speck=

1 Nierenfett =
Hammelsfett=
Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng=
4
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
Suͤlzen =

= Bratwuͤrſt
= Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsſus=

1

Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl

kr.
6
15
5
6
4
7
10
12
10
9
10
10
12
5
3
2
10
6
28
12
5
1
fl.
2
2
3
1
3

Pf.

kr.
45
10
50
52
40
16
5 30

Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
uͤber
die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter 12 "
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 7a8 Stuͤck vor =
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Pf." L.
Vor 2kr. Brod ſollwiege 115
Vor4kr. dito
2 30
Vorskr. dito
13
4
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
12
Vor 2kr. dito
24
Vor 1 kr. Waſſerweck=
11
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod
7

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

kr:
24
32
32
64
16
16
3
3
3
24
4
13
6
4
8

2.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtgzlich ſind.

I. Herrſchaftl. Policeypublicandum.

Darmſtadt. Nachdeme die Erfahrung lehret, daß, beſonders bey heißen Som=
mertagen
in denen Buch= und Tannenwaͤldern mehrmalen Feuer enkſtanden, zu deſſen
Loͤſchung aber gegen die hierinnen allſchon erlaſſene Verordnungen zum allgemeinen
Schaden faſt Niemand von denen hieſigen Einwohnern herbey geeilet; Als wird hiermit
jedermaͤnniglich bekannt gemacht und verordnet, daß, wenn kunftighin in einem Buch=
oder
Tannenwald, er gehoͤre gnaͤdlgſter Herrſchaft oder gemeiner Stadt zu, Feuer entſte=
hen
ſollte, ein jeder Einwohner= vorjuͤglich die hieſige Buͤrgerſchaft und Tagloͤhner.
ſo bald man von dem ausgebrochenen Feuer Nachricht erhaͤlt, mit Schipp und Hacken
ohne Verzug zur Feuerſtaͤtte eilen, und zum allgemeinen Beſten, ſo otel moͤglich, dem
Feuer Einhalt thun ſollen, gegenfalls aber ein jeder Saumſeliger, als auf welche in
dieſem Fall fleißig invigiliret werden wird, mit einer ſchweren ohnnachlaͤßigen Strafe
ganz ohnfehlbar beleget werden ſoll. Darmſtadt den 14. Auguſt 1780.
Fuͤrſtl. Heſſiſche Policeydeputation daſelbſt.
11. Edictalladungen.
Darmſtadt. Nachdeme in Concursſachen ſämmtlicher Creditorum entgegen Johan=
netten
, des weiland Burger und Schuhmachermeiſter Dietrich Hartmanns hinterlaſſenen
Wittwe allhter, mod verheyrathete Grenadier Henrich Schellhaaſiſche Ehefrau zu
Pirmaſens, ſodann ebenfalls in Concursſachen ſammtlicher Creditorum entgegen des wei=
land
Burger und Metzgermeiſter Johann Leonhard Rothen allhier zurückgelaſſenen Ver=
moͤgensmaſſe
terminus ad liquidandum und zwar in erſterer der Hartmaͤnniſchen Sache
auf Mittwochen den 13. September dieſes Jahres, in der Rothiſchen Sache aber auf
Mittwochen den 20ten erſagten Monaths Septembers laufenden Jahres anberaumet
worden; Als werden ſaͤmmtliche Hartmaͤnniſch= und Rothiſche Creditores hiermit oͤffent=
lich
citirt und erfordert, in vorbeſagten Terminen vor allhieſia Fuͤrſtl. Oberamt Mor=
gends
fruͤhe um 9. Uhr entweder in Selbſtperſon oder durch hinlaͤnglich Bevollmaͤchtigte
zu erſcheinen, und ihre Forderungen durch Vorzeigung derer Original= Schuldverſchrei=
bungen
oder auf ſonſtige rechtliche Art behoͤrig zu liquidiren, ſofort rechtlichen Beſcheids=
im
Ausbleibungsfall aber, daß ſie mit ihren Forderungen weiter nicht mehr gehoͤrt wer=
den
, ſich ohnfehlbar zu gewaͤrtigen. Darmſtadt den 22. Auguſt 1780.
Fuͤrſtl. Zeſſ. Oberamt daſelbſt.
11I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme des Porteſchaiſen=Trägers Johann Georg Kirchhoͤffers
allhier; am heiligen Kreuz in denen Soͤdern gelegener 123 und drey Vierthel Ruthen
haltender von Georg Friedrich Hax und Henrich Kirchhoͤffer befurchter Wingert, drin=
gender
Schulden halber, Donnerſtags den 7ten naͤchſttünftigen Monaths September
Nachmittags um 2 Uhr in dem Gaſthaus zum Engel allhier oͤffentlich aufgeſteckt und
dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll: Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt
gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann daſelbſt einfinden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt den 18. Auguſt 1780.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Cveramt daſelbſt.
In der allhieſigen Hof= und Reglerungsbuchdruckerey iſt zu haben: Vademecum fuͤr
Dichterfreunde, zweyter Theil; auf Schreibpapier fuͤr 45. kr. und auf weiſes Druckpa=
pier
fuͤr 36. kr. Der erſte Theil, welcher auf Schreibpapter 50. kr. und auf Druckpapier
40. kr. koſtet, iſt auch noch in gedachter Buchdruckerey und in der Wittichiſchen Behau=
ſung
im Birngarten zu bekommen.
Es ſtehet der Wingert des verſtorbenen Reuter Fuhren aus freyer Hand zu verkau=
ſen
, und koͤnnen ßich die hierzu Luſttragende bey den Erben melden.

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Es iſt wiederum friſches Futter fük Schweine im Schnanberiſchen Hauſe in de
Kaplaneygaß zu haben.
Pfungſtadt. Nachdeme Hoͤchſten Orts gnaͤdigſt verordnet worden, daß der, der
Gemeinde Pfungſtadt zugehoͤrige Erlen=Wald, ſo mit lauter Hoch=Staͤmm verſehen.
und darunter vieles zu Werk=Holz benutzet werden kann, auf dem Stamm uͤberhaupt

hierdurch öffentlich bekannt gemacht, damit diejenige, ſo hierzu Luſten tragen, ſich ge=
dachten
Tages fruͤh Morgends 9. Uhr allhier in Pfungſtadt auf dem Rathhaus einfin=
den
, Condtiones vernehmen und nach Gefallen mitbieten koͤnnen. Pfungſtadt den
22. Auguſt 1780.
Von Commißionswegen.
F. C. C. Welker, Marſcheommiſſarlus

IV. Sachen, ſo zu vermiethen.
Nahe an der Stadtkirche iſt ein Logis zu verlehnen, beſtehend in einer Stube, Kam=
mer
, Kuͤche und Holzplatz, und kann ſogleich bezogen werden. Das weitere iſt in der
Buchdruckerey im Lottohauſe zu erfahren.
Auf dem ſogenannten Ballonplatz allhier iſt ein ganzes Vorderhaus an eine einig=
Familie zu vermiethen, wovon in hieſiger Hofbuchdruckerey naͤhere Nachricht zu haben.
Wer auf naͤchſte Michaell eine Stube mit Bette, Meubles und Aufwartung an eine
ledige Perſon zu vermiethen gedenket, beliebe es an die Buchdruckerey im Lottohaus zu
melden.
Ein gewoͤlbter Keller, worinnen 7. Stuͤck Wein eingelegt werden koͤnnen, ſtehet zu
verlehnen, und iſt das Naͤhere in der Buchdruckerey im Lottohauſe zu erfragen.
V. Capitalia, ſo zu verlehnen.
600. fl. ganz oder zu zwey Theilen= ſodann weiters 50. fl. ſind auf eine gerichtlichs
Verlegung in das Oberamt Darmſtadt auszuleyhen, wovon die Buchdruckerey im Lotto=
hauſe
naͤhere Nachricht giebt.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 19. bis den 26. Aug. 1780.
Herr von Aillhard, Capitain in Hollaͤndiſchen Dienſten vom Regiment Ihrs Hochfürſtl.
Durchlaucht Prinz Georg von Heſſen=Darmſtadt.
Herr von Moltk, Oberhofmeiſter von Hanau.
Herr von Senkenberg, Regierungsrath von Gießen.
Herr Buͤttner, Cammeraſſeſſor von Weimar, log. im Trauben.
Herr Warkreuter, Handelsmann aus Tyrol, log. im froͤhlichen Mann.
Herr Eckhard, und Herr Arnold, Handelsleute aus Neuburg in der Schwetz, log. in
der Cron.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Kruſe, Capitain, und
Herr von Roͤhde, Lieutenant in Hannbveriſchen Dienſten, log. bey dem Herrn Obriſit=
Lieutenant von Kruſe.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Barkhauſen, Geheimer Rath von Frankfurt, den 20. Aug.
Herr von Schuͤldeck, Geheimer Rath von Fulda, eod.
Herr von Ruͤcks, und
Herr Job, Lieutenants in Hollaͤndiſchen Dienſten vom Regiment Famars, eod.

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Herr Klees; Poſtmeiſter von Butzbach, den 21 ten
Herr von Boͤhem, Major in Preußiſchen Dienſten vom Regiment Langenfeld, eod.
fhro Hochfürſtliche Durchlaucht der Prinz Friedrich von Heſſen=Caſſel, den 23ten.
Herr von Sarong, geweſener Preußiſcher Capitain, den 25ten.
Herr Riegelmann, geweſener Hanauiſcher Capitain, eod.
Herr Weiment Hofcammerrath von Churpfalz, eod.
Herr Graf Baſſelly, aus Italien, den 26ten
Herr von Polier, Major in Hannoͤveriſchen Dienſten, eod.
Frau Graͤfin von Thiennes, von Rumbecke, eod.

Gebohrne und Getaufte in voriger Woche.
Den 21. Aug., der Anna Margaretha Feichtin, ein unehelich Soͤhnlein.
Den 22. dem Fürſtl Regierungs= und Lehnscanzelliſten, Herrn Müͤller, ein
Toͤchterlein
Den 24. dem Burger und Gaſthalter zum goldnen Hirſch, Herrn Johann Nico=
laus
Held, ein Toͤchterlein.
Eod. dem Burger und Schuhmachermeiſter, Johann Ludwig Wambold, ein Toͤchterlein.
Ferner: dem Fuͤrſtl. Rechnungs=Juſiſficators=Acceſſiſten, Herrn Johann Edmund
Ammelung, ein Toͤchterlein.
Den 25. dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Valentin Thoren, ein
Toͤchterlein.
Den 26. der Sophia Dorothea Warneckin, ein unehelich Soͤhnlein.
Fortſezung. Geſchenk eines Vaters an ſeine Kinder.
(Aus dem Niederſaͤchſiſchen Wochenblact für Kinder.)
Der wahre Begriff der Religion.
Es iſt nicht zu glauben, wie wenig Menſchen denſelben beſitzen, und wle viele ſich
durch einen falſchen Begriff taͤuſchen. Und wie unſelig iſt ein Selbſtbetrug in ſo ange=
legentlichen
Sachen, damit es die Religion zu thun hat, in Sachen der Seligkeit und
Verdammniß?
Religion beſtehet nicht in blos aͤuſſerlichen und zufaͤlligen Dingen und Handlungen;
nicht darinn, daß man zur Kirche gehe, darinn GOtt diene, bete, Gottes Wort hoͤre
oder leſe, zur Beichte, jum heil. Abendmahl gehe. Dies alles, weder einzeln noch zu=
ſammen
genommen, iſt noch nicht Religton; ſondern es ſind Handlungen, die aus der
Religion entſtehen, und ſie zum Grunde haben ſollen, und die ohne dieſen Grund nichts
ſind. Denn es kann jemand, wie die Erfahrung bezeugt, alle dieſe Handlungen ausüben,
und doch dabey rachgierig, ungerecht, unbarmherzig, unmaͤßig, geizig, wolluͤſtig ſeyn.
den Naͤchſten betruͤben, verrathen, verlaͤumden. Wenn ein ſolcher Menſch den ganzen
Tag betete, und ihn mit Singen und Andachtsubungen feyerte; ſo muͤßte man dennoch
von ihm ſagen: er hat keine Religion! Wenn man einen abgerichteten Vogel einen Ge=
ſang
pfeifen hoͤret; wenn man einen Hund oder ein anderes Hausthier von ohngefehr
in eine offene Kirche laufen ſiehet; wird man dieſen wohl Religion zuſchreiben ? Eben
ſo wenig kann man geiſtliche Handlungen eines fleiſchlichen Menſchen Religion nennen.
Das waͤre hoͤchſtens das Chriſtenthum eines Heiden. Ich betrachte jeden Chriſten, an
dem ich wiſſentliche Abweichung von ſeinen Pfllchten wahrnehme, bey allen ſeinen aͤuſ=
ſerlichen
gottesdienſtlichen Werken, nicht anders als einen wahren Heiden. Von des
Unzulaͤnglichkeit aͤuſſerlicher Handlungen leſet unter andern nach Amos 5, 21 ꝛc.
(Die Fortſetzung folgt kunſtng.)