Darmstädter Tagblatt 1780


24. Juli 1780

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den 24. Jul.
Anno 1780.

Num. 30.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=

Heſſiſchem
Privtlegio.
ſches Frag=und
11rgerf
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

Ein E Ochſenfleiſch

1

Rindfleiſch
Kalbfleiſch =
= Hammelfleiſch =
Schaffleiſch =
= Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl. 10

5. Speck=
Nierenfett =
Hammelsfett=
Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng =
14 Ochſengeluͤng
Suͤlzen =

Bratwuͤrſt
= Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelekopf
Ein Kalbsfus =

Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl

kr. Pf. 6 5 5 2 6 4 5 10 12 10 2 10 10 12 5 3 2 10 28 12 5 1 fl. kr. 2 44 2 15 3 50 1 50 1 50¼ 3 5

Ein Kumpf Hafermehl

Kumpf geſchaͤlter Hirſen
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe;
uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 10
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 8ag Stuͤck vor =
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln

kr.
20
32
32
64
16
16

3
3
3
3
24
4
11
6
4

Brodtaxe und Gewicht.

Vor 2kr. Brod ſollwiegs
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod
Vor 2kr. dito
Vor1 kr. Waſſerweck,
16Vor1kr. Milchweck =
30) Vor1 kr. Milchbrod

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizey deputation dahier,

Pf. L. 1 15 2 30 4 13 12 24 11 8 7

2

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Bekanntmachung von allerhand Sachen;
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.

I. Herrſchaftl. Policeypublicandum.

Darmſtadt. Nachdeme ſeit einiger Zeit mißfaͤllig wahrzunehmen geweſen, daß nichl
nur Pferde und anderes Vieh mit Waͤgen= ſondern auch einzelne Reitpferde ohnangebunden,
verlaſſen von denen Fuhrleuten und Reitern, in denen Straſſen hieſiger Stadtofters mehrere
Stunden lang alleine ſtehen, wie auch, daß Fuhrleute wahrend dem Fahren Zaum und
Leitſeil verwegen und ſorglos aus Haͤnden laſſen; dieſem Unweſen aber um ſo weniger
Laͤngerhin keineswegs nachgeſehen werden kann, als dadurch das groͤßte Ungluͤck vor
Menſchen und Vieh in denen offenen Straſſen allerdings zu beſorgen ſtehet: Als wird
hierdurch jedermaͤnntglich bekannt gemacht, und verordnet, daß alle Fuhrleute, Kutſcher
und andere ohne Unterſchied waͤhrendem Fahren das Leitſeil oder Zaum ſorgfaͤltig in der
Hand halten, und ihre Pferde ꝛc. ꝛc. Wagen und Geſchirr nicht allein oder ohnangebun=
den
auf denen oͤffentlichen Straſſen ſtehen laſſen, wie nicht weniger ein Jeder, er ſey
auch wer er wolle, wenn er von dem bey ſich gehabt habenden Pferde ſteiget, und ſol=
ches
auf der Straſſe ebenfalls ſtehen laͤſſet, daſſelbe nicht allein laſſen, ſondern wohl ver=
wahren
ſollen, gegenfalls aber ſich zu gewaͤrtigen, daß ein jeder Contravenient, als auf
welche nach der hierunter getroffenen Verfuͤgung fleißig invtgiliret werden wird wegen
jedem auf der Straſſe allein und ohnangebunden ſtehenden Stuͤck Vieh mit Einem
Reichsthaler Strafe ganz ohnfehlbar beleget=und die Strafe ſogleich exigiret werden ſoll.
Darmſtadt, den 14. Jul. 1780.
Fuͤrſtl Heſſiſche Policeydeputation daſelbſt.
1I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme des Müͤllermeiſter Ludwig Baͤren von gnaͤdigſter Herr=
ſchaft
zur Erbleyhe habende ſogenannte Koppenmuͤhle und Zugehoͤrungen bey Eberſtatt,
welche in folgenden noch alleſamt in ganz gutem Stand ſich befindenden Stuͤcken, nem=
lich
: 1.) in dem rundum in ſteinernem Sarg Kehenden und mit 3. Mahlgaͤngen verſehe=
nen
Haupt=Muͤhlenhau, deſſen beyde Giebel auch voͤllig aufgemauret ſind, 2.) in einer
wohlgebauten und ebenfalls in einem ſteinernen Sarg ſtehenden beſondern Oehlenmuͤhle,
3.) in denen alleſamt gleichermaßen in Mauren ſtehenden Rebengebaͤuden, als Pferd=
und Kuͤhſtaͤllen, Scheuer, Kelterhaus, worunter ein groſer gewoͤlbter Keller ſich befin=
det
, und vier Gefach Schweinſtaͤll, ſodann 4.) in einem obngefaͤhr 3. Vtertel Land hal=
renden
ſchoͤnen Obſt= und Grasgarten bey der Muͤhl, und weiter 5.) noch in einem
halben Viertel Land oberhalb der Muͤhl zwiſchen der Modau und Muhlbach, beſtehet,
nach nunmehro ſowohl von dem Alten als denen jungen Baͤriſchen Eheleuten voͤllig ge=
raͤumten
und evacuirten Muͤhle, Mittwochen den 16ten Auguſt dieſes Jahres Morgends
fruͤhe um 9. Uhr in loco Eberſtatt auf daſigem Rathhaus nochmalen oͤffentlich aufge=
ſteckt
, oder aber, im Fall ſich kein Kauf=Liebhaber finden wuͤrde, die Muͤhle mit aller
ihrer obbenannten Zubehoͤrung auf einen ſechsjaͤhrigen Beſtand an den Meiſtbietenden
verpachtet werden ſoll; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit
die Kauf=oder Pacht=Liebhaber ſich alsdann zu Eberſtatt einfinden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt den 14ten Julii 1780.
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberamt daſ.
Darmſtadt. Nachdeme des geweſenen Furſtl. Gardereuter Sebaſtian Diehlen
allhier am alten Waiſenhaus, zwiſchen demſelben und dem Bierbrauer Hermann gelege=
nes
Wohnhaus und Hofraite, dringender Schulden halber, nächſtkuͤnftigen Baͤttag auf
allhieſigem Rathhaus oͤffentlich aufgeſteckt= und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden
ſoll; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende
ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 14. Jul. 1780.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt. Nachdeme zu nochmaliger Verſteigerung des an der Stadtmauer zu
Zwingenberg gelegenen Geheimen Rath von Meyeriſchen Wohnhauſes und Hofraithe,
ſodann einer wohlconditjonirten Kelter terminus auf Montag den 31ten dieſes, Morgends
9 Uhr

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9 Uhr, anberaumet worden; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekandt gemacht=
damit
ſich die Liebhabere in termino & loco Zwingenberg einfinden, alles in Augenſchein
nehmen, und nach Belleben mitbſeten koͤnnen. Sign. Darmſtadt den 5ten Julii 1780
Von Commiſſions wegen.
Bender, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Rath.
Bey dem Handelsmann Fuhr im Storchen ſind friſche Haͤringe, das Stück für 10 kr:
zu haben.
Benßheim. Künftigen Dienſtag als den 23ſten dieſes, Morgends um 10. Uhr;
werden allhier die zur Verlaſſenſchaft des verſtorbenen getſtlichen Herrn Beneſiciaten
Schlinckgehoͤrige Weine von verſchiedenen Jahrgaͤngen, als:1773=7475=77=und 79ger.
öffentlich verſteigert, und dem Meiſtbietenden gegen baare Bezahlung zugeſchlagen werden.
Die Proben koͤnnen vorlaͤufig in dem Sterbhaus an den Faͤſſern genommen werden.
1II. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme die Lieferung des Oehls auf die ſaͤmmtliche Thorwachten=
das
Lazareth und die Fuͤrſtl. Caſernen, wie auch des noͤthigen Wichengarns und der
Unſchlittlichter allhier obermalen auf ein Jahr lang und zwar vom 1ten naͤchſtkünftigen
Monats Auguſt an, oͤffentlich verliehen und dem Wenigſiverlangenden uͤberlaſſen werden
ſoll, und dann Terminus hierzu auf Montag den 24ten dieſes Monats anberaumet wor=
den
; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit der=oder diejenige,
welche ſothane Lieferung zu uͤbernehmen Luſten haben, in præfixo termino Morgends um
10 Uhr auf dahieſig= Fuͤrſtl. Kriegsdepartement ſich einfinden und mitbieten moͤgen.
Von Ariegsdepartementswegen.
Darmſtadt, den 8. Jul. 1780.
IV. Sachen, ſo zu vermiethen.

In der Stabtſchirme iſt ein Logis in der 2ten Etage auf die Straße gehend, zu vermies
ehen, und kann ſich desfalls bey dem Rathsverwandten Hn Sparſchneider gemeldet werden.
Nahe am Jaͤgerthor in der obern Etage iſt ein Logis zu verlehnen, beſtehend in einer
Stuben,Stubenkammer, Kuͤche und 1. großen Kuͤchenkammer, ſchoͤnem Boden, verſchloſ=
ſenen
Holzplatz und 1. verſchloſſenen Keller, kann auch ſogleich bezogen werden. Naͤher=
Nachricht giebt man in der allhieſigen Buchdruckerey im Lottohauſe.
V. Capitalia, ſo zu verlehnen.
Es liegen 200 bis 300 Gulden Pupillengelder gegen eine gerichtliche Obligation zum
Verlehnen bereit, und iſt in der Buchdruckerey. im Lottohauſe das weitere zu erfahren.

Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 15 bis den 22. Jul. 1780.
Herr Girandolini, Feuerwerker aus Neapolls.
Herr Biringer, Kaufmann von Pforzheim.
Herr Hofmann, Holzhaͤndler von Worms, log. lm Trauben.
Herr von Poͤllnitz, Oberamtmann von Reinheim, log. im Engel.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Krug, Reglerungsrath von Gießen, log. bey Ihro Excellenz dem Herrn Ge=
neral
=Lieutenant von Werner.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Strahlendorf, Würtembergiſcher Major und General=Adjutant, den 16. Jul.
Herr Graf Stadtan, Domherr von Speyer, den 17ten.
Herr von Fouque, von Heidelberg, den 18ten.
Herr von Boͤhem, Preußiſcher Major. vom Lengenfeldiſchen Regiment, den 19ten.
Herr von Sicking, Churpfaͤlziſcher Geheimerrath, eod.
Herr Winderwerber, Canbidat von Braubach, eod.
Herr Baron von Millet, und Hr. Baron v. Ferret, Franzoͤſ.=Obriſte, vom Regiment Elſag.

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Gebohrne, Getaufte, und Copulirte in voriger Woche.
Gebohrene und Getaufte.
Den 16. Jul., dem Herrſchaftlichen Saalwaͤrter, Joh. Peter Mendler, ein Soͤhnlein.
Den 17. 9. dem Burger und Schuhmachermeiſter, Joh Peter Kraft, ein Soͤhnlein.
Den 21. = dem Burger und Hufſchmittmeiſter, Joh. Wilhelm Noͤll, ein Soͤhnlein.
Den 22. dem Burger und Gaͤrtner, Joh. Friedrich Stroͤmer, ein Toͤchterlein.
Copulirte.
Den 20. Jul. Mſtr. Chriſtian Helfmann, Burger und Schuhmacher allhier, Joh. Phil. Helf=
manns
, Gemeindsmanns zu Weiterſtadt, ehel. Sohn, und Eliſabetha Margaretha,
des Burgers und Beckermeiſters, Philipp Ludwig Glöckners, eheliche Tochter.

Der ſchoͤne Morgen.
Dorant an Wilhelm.
(Aus dem Viederſächſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.)

Einen ſo ſchoͤnen Morgen, wie geſtern, hab' ich lange nicht gehabt. Ich muß die
erſte freye Stunde dazu anwenden, mein geliebteſter Freund, mein Vergnugen mit Ih=
nen
zu theilen. Ich erwachte mit dem Glockenſchlage Viere. Entzuckung und Freu=
de
ſtrahlte mit der Morgenſonne in mein Herz. So praͤchtig, ſo heiter wareſt du vielleicht,
erſter junger Morgen der Schoͤpfung, da dich noͤch unſchuldige Menſchen empfanden,
und unentweihte Geſchoͤpfe dir entgegen jauchzten.
Kaum war ich erwacht, ſo war die ganze Schoͤpfung wieder mein. Ich hatte ſie
gleichſam im Schlafe verlohren. Mein Auge ſah; mein Ohr hoͤrte; mein Herz wurde
entzuͤndet; ich fuͤhlte mein Daſeyn. Noch mehr! ich empfand das Erhabne, das Goͤtt=
liche
meines Vorzuges. Ich dachte meinen Schoͤpfer. Gott dacht ich in ſeiner gan=
zen
Groͤſe, in dem ganzen Umfange ſeiner Wohlthaten dacht' ich ihn, womit er mich
auch in der Nacht auf meinem Lager geſegnet hatte. Ich fuͤhlte ſeine Allgegenwart,
und ſchauerte. Ich fühlte ſeine Guͤte, und freute mich. Wie nahe war er mir, der
Unendliche1 ich hatte ja in ſeinen Armen geſchlafen. Mein Herr und mein Gott!
Voll von dieſen frommen Gedanken verließ ich mein Lager= und eilte mit ſchnellen
Schritten aus den Thoren der Stadt, wo noch ſo viel Uinthaͤttige und Unempfindliche
die edeln Stunden vertraͤumten, in welchen uns die ſchoͤne Natur nicht umſonſt die herr=
Uichſten Anblicke giebt, vor welchen alle Kunſt der Malerey verſchwindet. Mit offnen
Armen empfieng mich das freye Feld, der lebendige Wald. Alles war eine Stimme;
die ganze Schöpfung bot mir freygebia ihre Schoͤnhetten an.
Meine Gedanken wurden immer froͤmmer, meine Empfindungen immer heiliger.
Ich kam durch ſtille Anbetung dem Allgegenwaͤrtigen immer naͤher. Ich ſah ihn, ich
fand ihn, ich fuͤhlt' ihn in jeder Blume unter meinen Fuͤßen, in jedem Thautropfen, der
auf einem Blatte glanzte, in jedem berauſchenden Dufte der ſüßen Bluͤthen, in jedem Vogel
der ſein Futter ſuchte, und dankbar zum Himmel aufſtieg. Schmecket und ſehet, wie
freundlich der Herr iſt, rief mir eine, nur eine laute allgemeine Stimme der Na=
tur
entgegen. Mein Herz antwortete: Mein Herr und mein Gott!
Hier ſiel mir der entzückende Gedanke ein: Gott iſt die Liebe! und erfuͤllte meine
ganze Seele. Gott iſt die Liebe Liebe - war das beſtaͤndige Echo. Liebe, ſo
beſtaͤndige, ſo wohlthaͤtige Liebe gieſſet der Vafer der Menſchen über uns aus. Mit
ſolcher Liebe denkt er an mich, und ich ſollte nicht an meine Freunde, an meine Bruͤder
denken 2 Liebe iſt alſo das Band der Vollkommenheit, das Gott und Menſchen verknupft.
O welch einen brennenden Trieb fuͤhlt' ich in mir, Gott in ſeiner allgemeinen Liebe
nachzuahmen. Mit dieſen warmen Empfindungen dacht' ich an meinen kranken Freund
in B - der mir kuͤrzlich ſeine Schmerzen geklagt, und gleichſam in meinen Schooß
geſchüttet hatte. Ich geſtehe es, daß ich faſt nie mit ſolcher Jubrunſt fuͤr meinen kran=
ken
Freund gebetet habe, als unter meinen gegenwaͤrtigen Empfindungen. Gott er=
quicke
ihn auf ſeinem Siechbette! Mein zoͤrtlicher Freund, wenn Sie dieſes leſen, ſo
ſtaͤrken Sie ſich durch den Troſt, daß oft Freunde fuͤr uns im Leiden beten, die wett
entfernt ſind, und durch fromme Seufzer ſuͤße Troͤſtungen des Allgegenwaͤrtigen zu uns
Dte Fortſezung folgt künftig.)
herabbitten.