Anno 1780.
den 3.
Ful.
Num. 21.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
-nzetgungs.
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=
Heſſiſchem
Prioilegio.
ſches Frag=und
Viſt19bi.
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch
1 „
= Kalbfleiſch
Hamnmelfleiſch
Schaffleiſch
Schweinenfleiſch
„
1 = Schinken u. Doͤrrfl.
„
1 = Speck=
„
Nierenfett
Hammelsfett=
= Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1
1E Ochſengelung
Suͤlzen =
1
Bratwuͤrſt =
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf
Ein Kalbsfus =
Ein Malter Korn =
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen = = 3 10
Ein Malter Spelzen= 130
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl= 2 40
Ein Malter Weismehl
Fuͤrſel. Heſſiſche Po
kr.
6
5
5
6
4
5
10
12
10
9
10
10
12
5
3
2
10
6
28
12
5
1
fl. 1kr.
5
Pf.
2 18
1 148
30
Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im
Hauſe=
uͤber die Straſe;
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 10
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 8a9 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln
Brodtaxe und Gewicht:
Vor2kr. Brod ſollwiege!1
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
Vor 2kr. dito =
Vor1 kr. Waſſerweck,
Vor1kr. Milchweck
Vor 1kr.
Milchbrod=
izepdeputation dahier,
kr=
20
32
32
64
16
16.
3
3
3
3
24
4
11
16
4
2.
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Ein Stuͤck 75ger Bechtheimer= eine Zulaß 7ager Abernheimer=und
zwey Stück 7a9er Mettenheimer=Weine ſollen mit den Faͤſſern, worinnen ſie liegen,
und einigen aͤndern leeren Weinfaſſern von verſchiedener Groͤſe, Mittwochs den 12ten
dieſes, Morgens 9. Uhr, in der Behauſung des Herrn Hoftapezierers Langguth der
hie=
ſigen Retter=Kaſerne gegen uͤber, an den Meiſtbiethenden, gegen baare Bezahlung,
verkauft werden; und koͤnnen daſelbſt, etliche Tage vorher, von den Liebhabern, ſowohl
die Weine probirt= als die Faͤſſer beaugenſcheimigt werden. Darmſtadt den 3. Juli 1780.
Sehulz.
II. Capitalia, ſo zu verlehnen.
Es liegen 800 Gulden gegen ſichere gerichtliche Hypothek zum Verlehnen bereit, und
kann ſich deßfalls in allhieſiger Buchdruckerey gemeldet werden.
III. Sachen, ſo zu vermiethen.
Es iſt ein Logis in einer gelegenen Straſſe ein Stockwerk hoch, beſtehend in 2
Stu=
ben, einer oder zwey Kammern, einer Kuͤche und einem Keller, zu verlehnen. Auch
iſt das Gras von zwey Wieſen zu verkaufen. Naͤhere Nachricht iſt in der Buchdruckerey
mm Lottohauſe zu erfragen.
IV.
Litterariſche Nachrichten.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohauſe ſind von denen claſſiſchen Schriftſtellern,
Zweybrücker Ausgabe, noch zu haben: Tacitus 1ter 2ter und 3ter Theil. Plautus
1ter 2ter und 3ter Theil. Terentius 1ter und 2ter Theil. Velleius Paterculus, complet.
Von denen auslaͤndiſchen ſchoͤnen Geiſtern= Mannheimer Ausgabe, Youngs Nacht=
Ledanken 1ter Theil. Yoricks empfindſame Reiſen, 1ter, 2ter und i3ter Theil.
Auszug aus der Heſſencaſſeliſchen Policey=und
V.
Commercien=Zeitung, vom 36. Jun. 1780.
Hofgelsmar. Nachdeme in meiner glücklichen Coͤllecte, bey der 79ten Ziehung des
Hochfuͤrſtt. Heſſenbarmſtaͤdtiſchen Lotto, ber Grebe Bonnet zu Kelza, Amts
Hofgets=
mar, auf ein Billek von folgenden Rumern: 3. 17. 20. 40. 68. ſechs Amben, 4. Ternen
und 1. Juaterne, jede Spielart mit einem halben Ggroſchen beſetzt, gewonnen; ſo hahe
dem Publico davon Nachricht geben, und meine Collecte zum Einſetzen empfehlen wollen.
Hartwig, Poſtverwalter daſelbſt.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 24. Jun. bis den 1. Jul. 1780.
Herr Gtrandolini, Feuerwerker aus Neapolis, log. in dem Trauben.
Herr Doͤpp, Amtsverweſer von Bledenkopf.
Herr Haſt, aus Gießen, log. in dem Ochſen.
Herr Brand, Comoͤdiant aus Kiſten, log. im froͤhlichen Mann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Winter, Stallmeiſter von Zweybruͤcken, den 24. Jun.
Herr Donauer, Conſulent von Speyer, eod.
Herr von Domm, Captain in Hollaͤnd. Dienſten, vom Reg. Oran. Friesland, den 27.
Herr von Domm, Lieutenant in Wuͤrtembergtſchen Dienſten, eod.
Herr von Gemehl, Obriſter und General=Cratsquartermeiſter von Frankfurt, den 28ten.
Herr von Düring; aus Mannheim, den 29. Jun.
err Graf Naratiſein, Capitaln in Preußiſchen Dienſten, vom Reg. Muͤnſker, den 32.
herr Rumpf, aus Butzbach, den 1. Jul.
Gebohrne, Getaufte, und Copulirte in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 25. Jun., dem Füͤrſtl. Faſanenjaͤger, Herrn Johann Adam Hof, ein Soͤhnlein.
Den 27. dem Fuͤrſtl. Hofjäger,Herrn Chriſtoph Emanuel Jawand, ein Toͤchterl.
= der Anna Eliſabetha Schmittin, von Steinbach geburtig, ein unehelich
Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 26. Jun., Conrab Wagner, ein Leydeckergeſell, Mſtr. Johann Henrich Wagners.
Burgers und Leydeckers allhier, ehelicher Sohn, und Catharina, des
Sackler Ekels allhier, ehellche Tochter.
Mſtr. Chriſtian Wilhelm Gürtel, Burger und Haͤfner allhier, weiland
Den 29.
Joh. Nicolaus Guͤrtels, auch geweſenen Burgers und Haͤfners allhier,
nachgelaſſener ehelicher Sohn, und Anna Maria, Mſtr. Joh. Caſpar
Degerts, Burgers und Haͤfners allhier, aͤlteſte Tochter.
Beſehluß des wohlthaͤtigen Edelmanns.
(Aus dem Niederſächſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.)
Seinem Befehle wurde auf das genaneſte nachgelebet. Man brachte den Marquis
von Mrk in ein prächtiges Zmmer. Nathan bediente ihn bey der Abendmahlzeit,
und blieb hernach alleine bey ihm. Als ſich hierauf der Marquis vollends voͤllig
ent=
deckte, ſo ſagte er ihm, wer er waͤre; Nathan haͤtte ſeiner Familte einen hoͤchſt empfind=
Uichen Schimpf zugefuget, und er wolle ihn deswegen zur Rede ſetzen. Er überreichte
hm einen Beutel mit hundert Ducaten, und bath ihn, er moͤchte ihm Gelegenheit
ver=
ſchaffen; ſeine Rache auszuüben, wobey er ihm zugleich verſprach, ihn mit ſich zu
neh=
men, und ihm den groſen Otenſt, den er ihm wuͤrde geleiſtet haben, reichlich zu belohnen.
Fobalh Nathan den Marquts ſeinen Namen hatte nennen hoͤren, merkte er gar
bald, was ihn gegen ihn aufbraͤchte. Er wußte, was er thm zu Neapel nachzuthun
geſucht hatte; ſein erlittener Verluſt war ihm auch bekannt, und ſahe alſo ganz
deut=
lich ein, daß dasjenige, was er thäte, aus Neid umd Verzweiflung geſchaͤhe. Er nahm
die hundert Ducaten, und ſagte, ohne die geringſte Bewegung von ſich merken zu laſſen.
zu dem Marquis, Indem er ihm ein kleines Waͤldchen zeigte, welches eine Vtertelſtunde
von dem Orte, an welchem ſieſich befanden, lag, ſein Vorhaben waͤre ſehr leicht
aus=
zufuͤhren, ſein Feind gteng alle Morgen an dem Eingange dieſes Waͤldchens ſpazieren,
er muͤßte ſich alſo bey guter Zeit mit ſetnen Leuten dahin begeben= und allda verbergen;
was ihn anbetraͤfe, ſo wolle er nicht unterlaſſen, zu ihm zu kemmen, und ihm einen
Weg zeigen, auf welchem ſie ſich insgeſamt, nachdem ſie den Nathan wuͤrden getoͤdte
haben, mit der Flucht retten koͤnnten.
Der Marquts, dem dieſe Nachricht ſehr wohl geſiel, umarmte ihn. Er ergriff die
noͤtbigen Maßregeln. Sie bereiteten ſich insgeſamt auf den folgenden Tag zu, und
Na=
than begab ſich von dem Marquts hinweg. Indeſſen daß der Marquis, der von ſeinem
abſcheulichen Vorhaben beunruhiget wurde, die Nacht in der Furcht und bey den
Ge=
wiſſensbiſſen, welche bas Laſter allezeit begleiten, zubrachte, demuthigte ſich Nathan
vor Gott, und bath ihn mit Thraͤnen, das Herz ſeines Feinbes zu aͤndern. Er konnte,
wenn er ihn gefangen nehmen ließ, ſein Vorhaben fruchtlos machen, ja ihn ſogar
des=
wegen beſtrafen laſſen. Allein der großmuͤthtge Greis verlangte, aus dem edlen Triebe
der erhabenſten Menſchen= ja Feindesliehe, welter nichts, als ſeine Bekehrung, und
bethet: noch immer, als der Tag anbrach. Er ſahe ſeinen Moͤrder nach dem Walde zu
reiſen welchen er dem Marquis gezeigt hatte, nahm voll Vertranen auf Gott die
hun=
dert Qucaten, die er bekommen hatte, that noch vierhundert andere hinzu, welches zu
den damaligen Zeiten eine ſehr betraͤchtliche Summe ausmachte; und nachdem er ein
and r Kleid angezogen hatte, gleng er ganz alleine nach dem Orte, wo ſein Tod auf
ihn wartete.
So=
Sobald der Marquis unſern rechtſchaffenen Alten, der ſein Geſicht mit Fleiß
ver=
barg, wahrgenommen hatte, lief er mit aufgehobenen Saͤbel auf ihn zu; und nachdem
er ihn von hintenzu ergriffen hatte, ſagte er zu ihm: Verraͤther, du mußt ſterben!
Nathan ſah ihn an, und ſagte zu ihm: „Mäx, womit habe ich es verdtent ?”
Wie, rief der Marquis aus, iſt dieſes nicht Rathan? „Ja er iſt es, mein Sohn,
„ antwortete Nathan, ich bin es, der ich dir verſprochen habe, dir wider mich zu die=
„ nen. Dieſes iſt der Weg, auf welchem du dich durch die Flucht retten kannſt. Nimm
„ dieſen Beutel, du wirſt in demſelben, auſſer den hundert Qucaten, die du mir geſtern
„ gegeben, noch vterhundert andere finden, die ich hinzu gethan habe, weil mir dein
„ erlittener Verluſt bekannt iſt. Wenn du alſo bey deinem Vorſatze bleibeſt, ſo toͤdte
„ mich. Allein ich kann mir nicht einbilden, daß, da dir Gott von deiner Jugend an
„ ſo viel Gnade erwieſen hat, du ihn dergeſtalt verlaſſen willſt.”
Indem Nathan dieſes ſagte, ſahe ihn der Marquis ganz beſtuͤrzt an; Schaam
und Schmerz bemaͤchtigten ſich ſeines Herzens. Von der Grosmuth dieſes Greiſes
ge=
ruhrt, ſiel er, ohne daß er ein einziges Wort ſagen konnte, dem Nathan zu Füſſen,
und umfaßte eine zeitlang ſeine Knie. Nathan hob ihn auf, und ſagte zu ihm, indem
er ihn umarmte: „Schaͤme dich nicht, mein Sohn, daß du uͤberwunden biſt. Nicht
„ lch, ſondern dte Gnade ſieget in dir. Gott hat dich demüthigen wollen, damit er dich
„ mit deſio mehrerer Ehre uberhaͤufen moͤge. Du wirſt in Zukunft weit ſtandhafter in
„ Ausubung der Tugend ſeyn.
Er fuͤhrte ihn hierauf in ſein Haus, und behielt ihn laͤnger als einen Monat bey
ſich, indem er ihn als ein lebreicher Vater troͤſtete, und von ihm wiederum als von
einem rechtſchaffenen Sohne geehret und geliebet wurde. Endlich reiſete der Marquis
von Möx ab, und Nathan noͤthigte ihn, die Summe anzunehmen, die er ihm in
den Wald mit gebracht hatte.
Der ehrliche Kaufmann.
K.: iſt ein Kaufmann in 311. er verſteht mehr als Rechnen, Buchhalten,
Wech=
ſelcours, Muͤnzſorten, und Maaß und Gewicht. Das alles verſteht er auch, aber er
verſtehet noch mehr. Die Stunden auſſer dem Comtoir widmet er dem Leſen nuͤtzlicher
Buͤcher, und vernuͤnftigen Freunden. Mit ſeinem Vermoͤgen macht er keinen
ver=
ſchwendenden Anſwand er ſagt weder durch ſeine übertriebene Pracht, noch mit ſeinen
Mienen, daß er ein reicher Mann ſey. Seine Wohlthaten verkuͤndigen ſeinen
Reich=
thum. Er giebt einer Anzahl armer Leute, welche Alter und Krankheit hindert zu
ar=
beiten, ihren Unterhalt. Er nimmt oͤfters eine Waiſe auf, und laͤßt ſie erziehen. Er
hüft armen Handwerksleuten, ſchießt ihnen Gelder vor, ſich mit den noͤthigen
Mate=
rtalien zu verſorgen, und wenn ſie es wohl anwenden, leihet er ihnen ohne Intereſſen.
Folgendes Beyſpiel beſtaͤtiget vorzüglich, wie gut er denkt. Er hatte vor dem Thore
einen Garten angelegt, der ihm zum Vergnuͤgen, und denen zum Segen gereichte,
wel=
che daran arbeiteten, und ihren Unterhalt verdienten. Hinter ſeinem Garten hatte ein
Ackersmann ein Stuͤcke Land liegen, welches er wenig nuͤtzte. K' wollte es ihm
ab=
kaufen, und ihm bezahlen, was er verlangte. Der Ackersmann gab ihm aber eine ſehr
ungeſittete Antwort. Nach einigen Jahren kam dieſer Mann von ſelbſt; und both
Kö=
ſeinen Acker zum Verkauf an. Der Kaufmann wunderte ſich, erfuhr aber, daß der
Mann durch Mißwachs und andere Unglücksfaͤlle in Schulden gerathen. Er bediente
ſich nicht der Noth des Armen zu ſeinem Nutzen, ſondern er gab ihm viermal mehr Geld,
als er fuͤr den Acker forderte, und als er werth war, und lieh ihm noch einige hundert
Thaler ohne Zinſen, ſich wieder zu helfen. Der Ackersmann gieng mit Thraͤnen der
Freude von ihm weg, indem er ausrief: Wie ſoll ich das vergelten! — Da ich helfen
kann, antwortete Ké, ſo thue ich itzt mehr nicht, als meine Schuldigkeit. Kan hak
niemals davon geredet, aber der Ackersmann hat ſelbſt dieſe grosmuͤthige Handlung
aus=
gebreitet, und von der Güte geredet, die er durch ſeine ehemalige grobe Antwort nicht
verdienet haͤtte. Dieſer Menſchenfreund K” pflegte gegen ſeine vertrauten Freunde
oft zu ſagen, daß er den Reichthum blos deswegen ſchätze, weil er ihm das Vergnuͤgen,
wohlthun zu koͤnnen, gewaͤhre, und ihm ein Mittel wuͤrde, die Thraͤnen der Elenden
ab=
zutrocknen, oder in Freudenthraͤnen zu verwandeln. Dann erſt ergoͤtzte ihn ſein Geld,
wenn er ſich mit den Gedanken niederlegen koͤnnte, daß er durch deſſen Huͤlfe wieder
einen Menſchen aus ſeinem Kummer errettet habe.