den
Anno 1780.
jun.
14
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtadti=
Anzeigungs=
Num. 23.
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=
Heſſiſchem
Privllegio.
ſches Frag=und
I0L=e”,
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Victualien= und Marktpreis.
Ein E Ochſenfleiſch
Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch
Schaffleiſch
Schweinenfleiſch=
= Speck =
1 „ Nierenfett
= Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz
„
=
Schinken u. Doͤrrfl.,10
„
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a
Ein Kalbsgeluͤng=
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
Suͤlzen =
= Bratwuͤrſt
1 Leber=u. Blutwuͤrſtſ6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf =
Ein Kalbsfus =
=
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl:
Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen
=
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im
Hauſe=
uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
„
Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 10
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 9a10 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln;
Brodtaxe und Gewicht.
Vor 2kr. Brod ſollwiege 1
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor:kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod „
Vor 2kr. dito =
Vor1 kr. Waſſerweck
Vor1kr. Milchweck
Vor1kr. Milchbrod
Fuͤrſtl. Heſſiſehe Polizeydeputation dahier=
kr=
20
33
32
64
16
16
3
3
3
24
4
11
„
4
4
2.
2
Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtglich ſind.
dd-aaado.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme zu anderweitern Verſteigerung des ehemallg Doctor
Lichtenbergiſchen, dermalig Geheimen Rath von Meyeriſchen Wohnhauſes und
Hof=
raithe zu Zwingenberg, Terminus auf Montag den 12ten Juni Morgends 9 Uhr
anbe=
raumet worden; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit ſich
die Hrn. Liebhabere auf den anberaumten Termin und Zeit in loco Zwingenberg, in dem
zu verkaufenden Haus ſelbſten, gefaͤllig einfinden koͤnnen. Sign. Darmſtadt, den
Von Commiſſionswegen:
24. May 1780.
Bender, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Rath.
Bey dem Buchbinder Wuͤſt ſind nachſtehende Schul= und Lehrbuͤcher ſauber gebunden
zu haben, als: Eberts Kuͤnſte und Wiſſenſchaften, mit Kupf. und Landcharten. Ebend.
philoſophiſche und mathematiſche Kuͤnſte und Wiſſenſchaften. Koͤſters
Geſchich=
te. Rambachs lateiriſche Grammatick. Cellar. Lib. Lat. Pepliers franzoͤſiſche
Grammatick. Schroͤckhs Lehrbuch. Millers, Röchlings= und griechiſche Chreſtomathie.
Noyum Teſtam. Græcum. Grammatica Græca. Pfennings Erdbeſchreibung. Liber Latinus-
Fiſchers Hiſtoriae ſeleae. Ovidius. Der angehende Lateiner. Eutropuus. Angenehme
Beſchaͤftigungen in der Einſamkeit, 2 Theile. Der Jugend Beobachter, 5Theile.
Sei=
lers Lehrgebaͤude. M. Chriſt Speccii praxis declinationum et conjugationum.
Sollte Buͤcherfreunden, denen es nicht der Muͤhe werth andere Buͤcher einzeln ſelbſt
zu verſchreiben, ein Gefallen darunter geſchehen; ſo erbiete hierdurch zugleich meine
Dienſte mit zu dergleichen Beſtellungen an, welche wochentlich zweymal fuͤglich geſchehen
koͤnnen, und zwar ſo, daß denen Freunden die Buͤcher gegen richtig, und ſichere
Be=
zahlung um nemlichen Preis, wie ſie in Frankfurt zu haben, dabey noch poſtfrey
einge=
haͤndiget werden. Auch ſind, wie ſchon mehrmalen angezeiget, achte und gute
Schreib=
materialien, als: Poſtpapler pr. Rieß 9 fl., ditto Propatria 9 fl., Baßler
Schreib=
papier 3 fl. 45 kr., ditto 3fl. 12 kr., ditto 3fl. Concept 2fl. 10 kr., ditto 1 fl. 50 kr.
pr. Rletz, bey mir zu haben.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohaus iſt in Empfang zu nehmen, und zu haben:
Tacitus 1ter 2ter und 3ter Theil, Plautus 1ter 2ter und 3ter Theil. Terent. 1ter
Theil. Velleius Paterculus, Zweybruͤcker Ausgabe. Shakeſpears Schauſpiele 19ter und
20ter Theil. Yoricks empfindſame Reiſen, nebſt Portratt. Poungs ſammtliche Werke,
1ſter Band. Dr. H. F. Kahrels, Oelzweig des Friedens ꝛc. F. Marb. 779. für 1fl. 15kr.
ORlGlIEs NssOICX, oder Entwurf einer Genealogiſchen Geſchichte des Ottoniſchen
Aſtes des Saliſchen Geſchlechts und des aus demſelben entſprungenen Naſſauiſchen
Hau=
ſes bis auf die in dem letzten vorgegangenen Theilung vom Jahr 1255. von Johann
Mar=
tn Kremer, Geheimen= und Geſamt=Rath der Fuͤrſtl. Naſſau=Saarbruͤckiſchen Linie ꝛc.
Wiesbaden 1779. 2. Theile, 6. Alphabet ſtark, gr. 4to mtt 4. Vignetten und 10. Kupfern.
Bey dem Factor Will und Buchbinder Wuͤſt in Darmſtadt, kann ohnentgeldlich in
Empfang genommen werden: Verzeichniß derjenigen Buͤcher, welche in der
Superin=
tendentur den 12ten Junii und folgende Tage Nachmittags um 2 Uhr unter denen
be=
kannten Auctionsbedingungen verſteiget werden ſollen.
11. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme die Herrſchaftliche Sommer= und Winterſchaafweyde
in Kleingerauer= und Worfelder Gemarkung auf Martinitag des laufenden Jahrs
Jeyhefaͤllig wird; und ſolche nach vorhero auf Fuͤrſtl. Rentcammer vorzunehmenden
öffentlicher Verſteigerung an den Meiſtbietenden, mit Vorbehalt hoͤherer gnaͤdigſten
Genehmigung auf anderwette 9 Jahre verpachtet werden ſoll; So wird dieſes zu dem
Ende hiermit bekannt gemacht, damit diejentge, ſo hierzu Luſten fragen, auf den 3ten
Jul=
Julii dieſes Jahrs, als dem hierzu anberaumten Termin, Vormittags 10 Uhr ſich
dahier einfinden und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 23. May 1780.
Faͤrſtl. Heſſiſche Rentcammer daſelbſt.
III. Sachen, ſo zu vermiethen.
Beym Chirurgus Wenzel iſt zu vermiethen ein Bodenlogie, beſtehend: 1) Aus einer
bequemgebauten ſchoͤnen groſen Stube. 2) Einer groſen Stubenkammer. 3) Einer
ver=
ſchloſſenen ſchoͤnen Kuͤch. 9) Einem verſchloſſenen Keller, und Holzplatz: dabey im Hof
einen Bruynen, nebſt der Bequemlichkeit das weis Geraͤth im Hausgarten zu trocknen.
IV. Zahlenlotterie Anzeigen.
Darmſtadt, den 23. May 1780.
Anheute wurde die 78ſte Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen
Formall=
taͤten vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
64. II. 72. 51. 80.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die -9ſte Ziehung geſchiehet Dienſtags den
13. Juny, und ſo fort von drey zu drey Wochen.
Von Generaldirections wegen.
V. Vermiſchte Nachricht.
Darmſtadt. Es wird in eine Conditorey und Specereyhandlung in Frankfurt
ein junger Menſch von honnetten Eltern mit Lehrgeld in die Lehre geſucht, in hieſiger
Buchdruckerey im Lottohauſe giebt man naͤhere Nachricht.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 27. May bis den 3. Juny 1780.
err Paul, Feuerwerker aus Neapolls,
err Neubauer=Student von Gieſſen, log. in dem Trauben.
err Michael, Rath von Dillenburg, log. in der Poſt.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
rr von Poͤlnitz, Oberamtmann von Rheinheim, den 27ten May.
err Ehrmann, Doctor von Straßburg, den 31ten.
err Engelmann, Kaufmann von Straßburg, eod.
err Baron Beiſt, aus Sachſen, den 1ten Juny.
derr Rothan, Kaufmann von Frankfurt, eod.
derr Schneider, Bergrath von Laubach, den 2ten.
yerr Kimenach, Rath von Meiſſen, eod.
perr Kellermann, Ingenieur=Capitain von Heſſen=Caſſel, eod.
Herr von Bibelo, Rittmeiſter in Franzoͤſiſchen Oienſten, eod.
Gebohrne Getaufte, Copulirteu. Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 28. May, dem Burger und Metzgermeiſter, Joh. Georg Bachmeler, ein Soͤhnlein.
Den 1. Junius, dem Fajanen=Jaͤger zu Biberich, Herrn Johannes Helfrich, ein
Soͤhnzein.
Copulirte.
Den 20. May, Johann Peter Ruͤhl, Beyſaß aulhier, weiland Johann Georg Ruhls,
auch geweſenen Beyſaßens allhier; nachgelaſſener ehelicher Sohn, und
Anna Eliſabetha, des Herrſchaftlichen Stechſchaͤfers, Johann Henrich
Knaͤſens allhier, eheliche Tochter.
Geſtorben und Beerdigt.
Den 2. Junius, Frau Marta Magdalena, welland des Fuͤrſtlichen Raths und peinlichen
Gerichts Aſſeſſors, Herrn Rayſen, nachgelaſſene Frau Wittwe. 75.
Aahre, 2 Monathe und 10 Tage alt,
Beſchluß des Fruͤhlingstags auf dem Lande.
(Aus dem Niederſachſiſchen Wocendlatt für Knder.)
Wir mußten bey dem Garten eines bekannten Freundes vorbey, welcher ein großer
Liebhaber der Blumen war. Die halb geofnete Gitterthuͤr reizete uns, durch eine
ange=
nehme Allee weiter hinein zu treten, und wir fanden unſern Freund mitten in ſeinen
unſchuldigen Beſchaͤftigungen. Er hatte beute ſeine kleine Orangerie herausgebrachk.
Seine Hyazinthen und Aurikeln ſtanden in der ſchoͤnſten Bluͤthe, und dufteten den anz
henehmſten Geruch aus. Die Poſtamente waren mit Nelken, Leokojen und Bickſtoͤcken
beſetzt. Alles war vom Unkraut geſaͤubert; Gaͤnge und Beete in der beſten Ordnung;
die Spaliers voll abwechſelnder Pfirſchen und Aprikoſenbaͤume; die Hecken in ihrem
erſten gruͤnen Kleide, und wer weiß, was fuͤr andere Gewaͤchſe, die hie und da, doch
alles in ſhmmetriſcher Ordnung, das Auge ergoͤtzten. Hier war es, wo uns der
ge=
fuͤrchtete Regen ereilte. Wir traten in eine bedeckte Huͤtte, und ſahen dem traͤufelnden
ſanften Regen mit Vergnugen zu. Wir ſahen wie jedes Ktaut, jede Blume mitten
unter dieſer fruchtbaren Benetzung eine friſchere Farbe und eine neue Kraft bekam. Wir
rochen den balſamiſchen Duft, der mit dieſer Feuchtigkeit ſich uberall ausbreitete, und
wir wurden dadurch ſelbſt mit neuer Erquickung geſtaͤrkt, bis naͤch einer kleinen halben
Stunde dieſer ſaufte Regen aufhoͤrte. Mit Luſt verfolgten wir unſern Weg weiter,
und dte ganze Natur um uns herum ſchien herrlicher als zuvor zu ſeyn. Noch einmal
ſchlug neben uns der Finke ſein feuriges Abendlied; eine einſame Bachſtelze huͤpfete an
dem Rande eines kleinen Bachs mit unaufhoͤrlichen Bewegungen ihres Schwanzes
herum, und mein kleinſter Sohn fieng den erſten Maykaͤfer dieſes Jahres, mit einer
ſeinem Alter angemeßnen Freude. Endlich kamen wir in unſere Wohnung. Ich eilte
nach meinem Zimmer. Ich war uͤbertaͤubt von ſo viel reizenden Gegenſtaͤnden, deren
jeder eine beſondere Beſchreibung verdienet haͤtte. Mein Herz und Verſtand waren zu
enge, den Umfang ſo vieler Schoͤnheiten zu faſſen. Ich verlor mich in ſtillen
Betrach=
tungen, und bey dem Gefuͤhl meines Unvermoͤgens, einen wuͤrdigen Abriß von dem
allen zu machen, troſtete ich mich damit, daß'ſchon ſo viel geſchicktere Koͤpfe dieſe
Ge=
genſtaͤnde bearbeitet, und vielleicht noch bis an den letzten Fruhling der Welt bearbeiten,
beſingen und bewundern werden.
74ls Dion die Stadt Syracus erobert hatte, ſo uͤbergaben ſich ihm zween ſeiner
aͤrg=
ſten Feinde, Heraclides und Theodotes. Seine Generals redeten ihm ſtark zu, er moͤchte
an ihnen ein Exempel der Schaͤrfe ausuͤben, und ſie dem Willen der Soldaten uͤberlaſſen.
Allein Dion wußte ſowohl Voͤlker als Begierden zu beſiegen. Er gab ihnen die
groß=
muͤthige Antwort: „Ein Officler verſteht ſich auf ſeinen Degen und auf den geſchickten
„Gebrauch der Waffen. Ich aber habe in den Schulen der Weiſen gelernet, den Zorn.
„den Neid, die Rache, den Eigenſinn und andere dergleichen verderbliche Neigungen
„ zu beſtegen. Und heute habe ich Gelegenheit gehabt, ihnen ein Exempel eines ſolchen
„Sieges zu geben. Was iſt leichter: ſeinen Freunden Gutes zu thun, oder ſeine
„Feinde durch Wohlthaten zu gewinnen? Es iſt wahr, ich habe mir vorgeſetzt, den
„Heraclides zu uͤberwinden, aber nicht durch Macht oder Liſt, ſondern blos durch ein
„edelmuͤthiges und gnaͤdiges Bezeigen. und dieſen Steg kann ich mir allein zuſchreiben;
„an jenem blutigen hingegen hat das Kriegsgluͤck und der geringſte meiner Soldaten
„eben ſo viel Antheil, als ich ſelber. Will Heraclides dem ungeachtet fortfahren, treu=
„ los zu ſeyn; ſo kann er es immer thun: indeß ſoll mich kein Laſter nicht verleiten.:
„daß ich meine Seele mit einem einzigen unedlen Gedanken beflecke. Das Recht des
„Krieges erlaubt zwar dem Sieger die Rache als eine Art der Vergeltung fuͤr die aus=
„geſtandenen Beſchwerlichkeiten: Dion aber wird ſein Vergnuͤgen und ſeine Befriedigung
„darinn ſuchen, daß er ein verwildertes Gemüthe durch Wohlthaten zahm mache.
Hierauf ließ Dion den Heraclides und Theodotes in Frieden von ſich.
Der verzeihende Dion.