Anno 1780.
den 8. Mah.
Num. 19.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs=
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=
Heſſiſchem
Privilegio.
ches Frag=und
V10TI9eI
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Ein E Ochſenfleiſch =
= Rindfleiſch „
1 = Kalbfleiſch
1 = Hammelfleiſch
Schaffleiſch =
Schweinenfleiſch=
1 Schinken u. Doͤrrfl., 1½
Speck =
Nierenfett =
= Hammelsfett= 1.
= Schweinenſchmalz 12
Ein Kalbsgekroͤß = 8 a 10
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengelung= 3
1 =2
= Suͤlzen
10
1 Bratwuͤrſt
= Leber=u. Biutwuͤrſt, 6
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung 28
Ein Kalbskopf 8. 10 a 12
Ein Hammelskopf =
5
= = 1
Ein Kalbsſus
fl.
Ein Malter Korn = „ 2
Ein Malter Gerſten = 11
Ein Malter Waizen = =3
Ein Malter Spelzen= 1
Ein Malter Hafer
1
Ein Malter Rockenmehl=
Ein Malter Weismehl
Fuͤrſel. Heſſiſche
und Marktpreis.
Ein Kumpf Hafermehl=
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe =
= uͤber die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus=
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter = 10
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 9a10 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln!
Brodtaxe und Gewicht.
Vor2kr. Brod ſoll wiege!1
kr. 1Vor4kr. dito
18½Vorskr. dito
45 Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
801Vor 2 kr. dito
30 Vor1 kr. Waſſerweck,
401Vor1kr. Milchweck
Vor1 kr. Milchbrod
Polizeydeputation dahier,
Pf.
3
4
L.
21
10
31
13
26
12
9
8
kr.
20
32
32
64
16
16
3
3
3
3
24
4
11
6
4
4
2.
[ ← ][ ][ → ] Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤgzlich ſind.
I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Da auf Donnerſtag den 18. May, Morgends 9. Uhr, in laco
Zwin=
genberg das ehemalig Doctor Lichtenbergiſche= dermalig Geheimerath von
Meyeriſche=
auf der daſigen Stadtmauer gelegene Wohnhaus und Hofraithe, ſodann folgende
Weine, als:
8. Obm 1775ger Zwingenberger.
2. Ohm 15. Viertel 1778 ger Auerbacher, ſodann
6. Ohm 19. Viertel 1775ger, und
8. Ohm 10. Viertel 1777ger, Auerbacher und Zwingenberger
Ge=
waͤchs, wie weniger nicht eine anſehnliche Parthie weingruͤner Faß von allerhand
Sorte, an den Meiſtbietenden unter denen bekannt zu machenden Conditionen oͤffentlich
verſteigt werden ſollen; Als wird ſolches zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit
ſich die reſp. Herren Liebhabere auf den anberaumten Termin, in obgedachtem zu
ver=
kaufenden Haus zu gehoͤriger Zeit einfinden koͤnnen. Sign. Darmſtadt den 27. April
Von Commiſſionswegen.
1780.
Bender, Fuͤrſtl. Heſſiſcher Rath.
Darmſtadt. Nachdeme vermoͤg Fuͤrſtl. Regierungs=Befehl des geweſenen Fuͤrſtl.
Rechnungsjuſtiſicator Wißmanns dahier in der alten Vorſtadt zwiſchen des
Gewand=
ſchreiber Schettkys Erben und Chriſtoph Metzger gelegene, und mit der Burgfreiheit
verſehene Wohnhaus, den 17ten May Nachmittags um 2. Uhr im Gaſthaus zum Ochſen
ſalva ratificatione an den Meiſtbietenden öffentlich verkauft werden ſoll, ſo wird ſolches
zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit ſich diejenige, ſo darzu Luſten haben,
in vorbeſagtem Termin einfinden, und mitbieten moͤgen. Signatum Darmſtadt den
12ten April 1780.
von Commiſſions wegen.
Reh, Fuͤrſtl. Regierungs=Secretarlats=Acceſſiſt.
Es wird hiermit bekannt gemacht, daß Dienſtags den 9. May Nachmittags um 2.
Uhr in der Frau Doctor Jüngkiſchen Behauſung eine Parthie Rheinweine, als nemlich
1. Faß von 8 Ohm Ridesheimer 1753ger.
1. ditto von 7. Ohm Gundersblumer 1762ger.
1. ditto von 8. Ohm Dienheimer 17hoͤger.
1. ditto von 8. Ohm Bechtheimer 1775ger.
1. ditto von 8. Ohm Gundersblumer 1775ger.
ſodann die mit Eiſen gebundene Faͤſſer gegen baare Bezahlung oͤffentlich verſteigt und
den Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſollen. Darmſtadt den 28. April 1780.
Von Commiſſionswegen.
C. C. Heſſe.
Nachdeme das der verſtorbenen Doctor Jüngkin gehoͤrige neben dem Schneider
Diehl am Birngarten gelegene Wohnbaus, Dienſtags den 9. May Morgens um 9. Uhr
in beſagter Wohnung dahier oͤffertlich verſteigt werden ſolle; Als wird ſolches zu dem
Ende hiermit bekannt gemacht, damit dle Luſttragende ſich alsdann einfinden und
mit=
bieten moͤgen.-Sign. Darmſtadt den 28. April 1780.
Von Commiſſionswegen.
C. C. Heſſe.
Auf dem Bruͤckelgen, ohnweit der Fleiſchſchirm, iſt ein Haus, welches aus 6. Logis
beſtehet, nebſt einem Stall und Ziehbrunnen. freywillig aus der Hand zu verkaufen,
und iſt in der Buchdruckerey im Lottohaus naͤhere Nachricht zu erhalten.
Der Herrſchaftliche Knecht Petermann iſt geſonnen, ſeinen am Soder ohnweit dem
kleinen 2ooog gelegenen Garten, welcher mit einem geraͤumlichen Gartenhaus, ſchoͤnen
Obſtbaͤumen und einem fließenden Waſſer verſehen iſt, aus freyer Hand zu verkaufen.
In allhieſiger Buchdruckerey im Lottohaus und in der Wittichiſchen Behauſung im
Birngarten iſt ungebunden zu haben: M. Chriſt. Speccii pragis declinationum et
conjuga-
tianum, ganz umgearbeitet von H. P. C. Esmarch, Conrector der Schleswigſchen
Dom=
ſchule, in 8 vo für 15. kr. Beym Buchbinder Wuͤſt kann man ihn gebunden bekommen.
Ferner iſt daſelbſt in Empfang zu nehmen, und zu haben:
Tacitus 1ter 2ter und 3ter Theil, Plautus 1ter 2ter und 3ter Theil. Terent. 1ter
Theil. Velleius Paterculus, Zweybrücker Ausgabe. Shakeſpears Schauſpiele 19tr und
20ter Theil. Yoricks empfindſame Reiſen, nebſt Portratt. Poungs ſämmtliche Werke,
1ſter Bund. Dr. H. F. Kahrels, Oelzweig des Friedens ꝛc. 8. Marb. 779 fuͤr 1fl. 15 kr.
Dr. Wyttenbach, von der Reformation. 8. Marb., Frf. u. Lpz. 1779. fuͤr 36. kr.
II. Zahlenlotterie Anzeigen.
Darmſtadt, den 2. May 1780.
Anheute wurde die 7rſte Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen
Formall=
kaͤten vorgenommen, und ſind nachſtehende Nummern, als:
79.
50.
82.
87.
58.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 78ſte Ziehung geſchiehet Dienſtags den
23. May, und ſo fort von drey zu drey Wochen.
Von Generaldirections wegen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 30. April bis den 6. May 1780.
Herr von Roſeneck, Hauptmann in Kaiſerlichen Dienſten, log. in dem Engel.
Herr Eyſſele, und Herr Hermann, Handelsleute, log. im Schwanen.
Herr Bayer, und Hr. Schebreky, Handelsleute, log. im froͤhlichen Mann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Langle, Kaiſerl. General=Feldmarſchall, den 2. May.
Herr von Baumbach, Jägermeiſter von Romrod, den 3. May.
Herr von Lilienſtern, von Frankfurt, den 5. May.
Herr Schlick, Buͤchſenſpanner aus Potsdam, eod.
Gebohrne, Getaufte, Copulirte und Verſtorbene
in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 30. April, dem Beyſaß, Johannes Amend, ein Toͤchterlein.
Den 2. May, dem Burger und Schneidermeiſter, Joh. Jacob Stork, ein Toͤchterlein.
dem Burger und Metzgermeiſter, Joh. Friedrich Jacobi, ein Soͤhnlein.
Den 3.
Den 4. dem Burger und Schneidermeiſter, Joh. Ph. Hauſer, ein Soͤhnlein.
Eod. dem Burger und Schneidermeiſter, Johann Georg Thomas, ein Toͤchterlein.
Copulirte.
Den 2. May, Mſtr. Peter Joſeph Herweg, Burger und Saͤckler allhier, des Churfürſtl.
Coͤlniſchen Hayducken, Johann Henrich Herwegs zu Bonn, ehelicher
Sohn, und Maria Eliſabetha, weyl. Mſtr. Jacob Voglers, geweſenen
Burgers und Saͤcklers allhier, nachgelaſſene eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 30. April, dem Beyſaß und Schuhflicker, Simon Grey, ein Soͤhnlein, 1. Jahr
weniger 18. Tage alt.
Den 3. May, dem Burger und Metzgermeiſter, Johann Wilhelm Quiring, ein
Toͤchterlein, 1. Jahr und 3. Monathe alt.
Die drey Bruͤder.
„ der uns die Noth unſrer Mutter tragen hülfe, man ſpottet unſrer nur, wenn wir
„ jemand um eine kleine Gabe anſprechen. Unſer Verdienſt=will auch nicht mehr zurei=
„ chen, und doch koͤnnen wir unſie Mutter unmoͤglich darben ſehen. Es iſt unſre Schul=
„ digkeit, wir muͤſſen ihr helfen, ſollte es auch mit unſerm Blute geſchehen. Wenn ihr
„ daher eure Mutter ſo, wie ich, liebet, ſo folget meinem Rath. Wir wollen das Loos
„ uͤber uns werfen, und den, welchen es treffen wird, wollen wir binden, und als einen
„ Straſenraͤuber dem Richter uͤberliefern. Ihr wiſſet, daß eine groſe Summe Geldes
„ darauf geſetzet iſt, wer einen Raͤuber lebendig bringet, und dieſe wird hinreichend
„ ſeyn, unſre Mutter lange zu erhalten.
Der Anſchlag war ſehr grauſam; allein die Liebe zu ihrer Mutter machte, daß die
andern Bruͤder denſelben ohne Anſtand billigten. Sie verſchworen ſich, daß jeder unter
thnen, den das Loos treffen wuͤrde, ſich ſeinem Schickſale willig unterwerfen wollte.
Der Anſchlag wurde vollzogen, daß Loos traf den jüngſten. Er ließ ſich geduldig
binden und zu dem Richter fuͤhren, der den beyden Bruͤdern die ausgeſetzte Summe
be=
zahlte, und den dritten in das Gefaͤngniß zu führen befahl. Die erſtern nahmen von
ihm den zaͤrtlichſten Abſchied, und brachten ihrer Mutter das Blutgeld, ohne ihr zu ſagen,
woher ſie es bekommen haͤtten. Dieſe verwunderte ſich uͤber eine ſo groſe Summe, konnte
aber durch keine Fragen die Quelle deſſelben herausbringen. Weil ſie nun den juͤngſten
Sohn nicht ſahe, ſo wurde ſie unruhig, und bedrohete endlich ihre beyden Soͤhne mit
ih=
rem Fluche, wenn ſie ihr nicht ſagen wurden, woher ſie das Geld empfangen haͤtten, und
wo ihr juͤngſter Bruder ſey.
Die Soͤhne geſtanden ihr nunmehr die ganze Sache mit Zittern. Die Mutter gerieth
daruͤber in ein ſolches Entſetzen, daß ſie eine geraume Zeit auſſer ſich war. Endlich aber,
als ſie wieder zu ſich ſelbſt kam, uͤberhaͤufte ſie ihre Soͤhne mit den bitterſten Vorwuͤrfen,
nannte ſie Moͤrder und Barbaren, warf das Blutgeld zu ihren Fuͤſſen, und eilete zum
Richter ihren Sohn wieder zu fodern.
Inzwiſchen hatte es dem Richter ſogleich Verdacht erweckt, als er geſehen daß der
Gefangene diejenigen, die ihn der Gerechtigkeit uͤberlieferten, mit ſo vieler Zartlichkeit
kuſſete. „Nein, dachte er bey ſich, das gehet nicht mit rechten Dingen zu, da muß etwas
anders dahinter ſtecken., Er ließ den Gefangenen kommen, und fragte ihn mit der
einem Richter eigenen Haͤrte nach der Urſache ſeiner Zaͤrtlichkeit gegen diejenigen, die
ihn doch dem Tode uͤberliefert haͤtten. Der Juͤngling verſtummete, und einige Thraͤnen,
die ihm entfielen, bewegten den Richter zum Mitleiden. Er redete ihm freundlich zu,
und indem er ihn noch durch gute Worte zum Geſtaͤndniß der Wahrheit zu bringen ſuchte,
trat die Mutter mit vielem Geſchrey in die Richtſtube hinein. „Herr, rief ſie, gieb mir
„ mein Kind zuruͤck. Es iſt unſchuldig! Seine Bruͤder haben es aus Armurh und Gram
„ verkauft. Hier iſt das Geld, mit welchem ſie mir in meiner Noth beyzuſtehen gedachten.
Dieſer ruhrende Auftritt bewegte das Herz des Richters. Er befahl den jungen Menſchen
in Freyheit zu ſetzen. „Aber, ſetzte er hinzu, wovon wollt ihr jetzt leben ? . — Die
Mut=
ter, die vor Freude uͤber die Befreyung ihres Sohnes auſſer ſich war, wußte nichts darauf
zu antworten, und vergaß aus Zaͤrtlichkeit ihre eigene Noth. Der Richter beſchenkte ſie
hierauf ſehr reichlich, und ganz Nankeſake beeiferte ſich nunmehr, diejenigen zu
berei=
chern, die es noch vor kurzem beynahe Hungers hatte ſterben laſſen.