Anno 1579.
den 19. Jul.
Num. 29.
Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten.
Darmſtaͤdti=
Anzeigungs.
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=
Heſſiſehem.
Privilegio.
ſches Frag=und
vrattgen
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.
Vietualien= und Marktpreis.
Ein 15 Ochſenfleiſch
= Rindfleiſch =
= Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch =
= Schaffleiſch
Schweinenfleiſch=
Schinken u. Doͤrrfl.
1 = Speck =
= Nierenfett =
1 = Hammelsfett=
= Schweinenſchmalz
„
4
Ein Kalbsgekroͤß =
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen =
„
1 Bratwuͤrſt
1 Leber=u. Blutwuͤrſt
Eine geſ. oder ger. Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf = 5
Ein Kalbsfus =
Ein Kumpf Hafermehl =
1 Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſte
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen
„
1 Kumpf Linſen =
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im
Hauſe=
uͤber die Straſe;
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch
1 Pfund friſche Butter
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5as Stuͤck
Eyer 7 a 8 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter KumpfKartoffeln
Brodtaxe und Gewicht.
Vor2kr. Brod ſoll wiege! 1
1
fl. kr. „(Vor 4kr. dito
=
4 151Vor6kr. dito
Ein Malter Gerſten =
„
3 10 Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Ein Malter Waizen = 1 4 50
Gemiſchtesbrod =
Ein Malter Spelzen= = 2
Vor 2kr. dito
in Malter Hafer = „ 2
Vor 1kr. Waſſerweck
Ein Malter Rockenmehl= 4 40l Vor1 kr. Milchweck
Ein Malter Weismehl = 7
Vor 1kr. Milchbrod
Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier.
Ein Malter Korn
Pf. L. 3 2 3 11 1019 9 6 6 [ ← ][ ][ → ]
Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤglich ſind.
I. Edictalladungen.
Liehtenberg. Es iſt gegen den Müllermeiſter Johann Adam Hofmann zu
Ober=
ramſtadt der Concurs erkannt worden, und werden alle diejenige, welche an denſelben
etwas zu fordern haben, hiermit auf Mittwoch den 28. des naͤchſten Monats Julit
peremtorie vorgeladen, zu Oberramſtadt in des Loͤwenwirths Großen Haus Morgens
9. Uhr zu erſcheinen, und ihre Forderungen gehoͤrig zu llquidiren, oder ſich zu gewaͤrtigen,
daß ſie von dieſem Concurs werden ausgeſchloſſen werden. Lichtenberg, den 29. Jun. 1729.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Oberame daſelbſt.
1I. Sachen, ſo zu verkaufen.
Nachdeme des entwichenen Burger und Specereyhaͤndler Peter Wallotts in der
Lan=
gengaſſe zwiſchen dem Metzgermeiſter Eberts und Metzgermeiſter Schmitts gelegenes
Wohnhaus, dringender Schuldenhalber, naͤchſtkuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem
Rath=
hauſe oͤffentlich aufgeſteckt und dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſoll; Als wird
ſol=
ches zu dem Ende hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann
einfin=
den und mitbieten moͤgen. Darmſtadt, den 9. Julii 1779.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme das Kiefer Verlingiſche in der Schloßgaſſe zwiſchen dem Herrſchaftlichen
Knecht Beck und dem Faͤrbermeiſter Gemuͤnder gelegenes Wohnhaus, dringender
Schul=
denhalber, naͤchſtkuͤnftigen Vaͤttag auf allhieſigem Rathhauſe oͤffentlich aufgeſteckt und
dem Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſolle: Als wird ſolches zu dem Ende hiermit
be=
kannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen.
Darmſtadt, den 9. Jul. 1779.
Fuͤrſtl. Beſſiſches Oberamt daſelbſt.
Nachdeme das Weiſiſche Haus in der Viehhofsgaſſe, nebſt einem Garten im Soder
legend, naͤchſtkünftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhauſe oͤffentlich aufgeſteckt und dem
Meiſtbietenden uͤberlaſſen werden ſollen; Als wird ſolches zu dem Ende hiermit bekannt
gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten moͤgen.
Darm=
ſtadt, den 10. Jul. 1779.
Von drey Morgen Wieſen iſt das Gras zu verkaufen, die fernere Nachricht kann
man bey dem Spenglermeiſter Crumholz erfragen.
Kuͤnftigen Mittewoch iſt in allhieſiger Buchdruckerey im Lottohauſe und in der
Witti=
chiſchen Behauſung im Birngarten gedruckt zu haben: Gedanken uͤber Dr. Bahrdts
Glaubensbekenntnitz, von einem evangeliſchen Chriſten, fuͤr 4. kr.
III. Sachen, ſo zu verpachten.
Darmſtadt. Nachdeme die auf Bartholomaͤttag dieſes Jahres leyhfaͤllig werdende
kleine Jagd in dem Kelſterbacher Feld und Wald, auf fernere 6. Jahre verliehen werden
ſoll, und zu der in dieſer Abſicht vorzunehmenden oͤffentlichen Verſteigerung Terminus
auf Mittwochen den 28ten naͤchſtkommenden Monaths Julit feſtgeſetzt iſt; So wird
ſolches oͤffentlich hierdurch bekannt gemacht, und werden die Herrn Liebhabere zu dieſer
kleinen Jaad eingeladen, ſich an ermeldtem Tag Morgens 9. Uhr in Moͤrfelden
einzufin=
den, die Conditlonen anzuhoͤren und nach Belieben mitzubieten. Darmſtadt den 26.
Junii 1779.
Fuͤrſtl. Heſſiſches Gberforſtamt daſelbſt.
L. Zahlenlotterie Anzeigen.
Darmſtadt, den 13. Jull 1779.
Anheute wurde die 63ſte Ziehung dahieſiger Lotterie mit den gewoͤhnlichen
Formall=
raͤten vorgenommen, und ſind nachſtehende Rummern, als:
23. 24. 48.
63.
8.
aus dem Glücksrade gehoben worden. Die 6aſte Ziehung geſchiehet Dienſtags den gten
Aug. 1779. und die folgenden von drey zu drey Wochen.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 10. bis den 17. Julii 1779.
Herr Vogler, geiſtlicher Rath von Mannheim, log. im Trauben.
Herr Apt, Schauſpieler von Muͤnſter, log. im Engel.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Becker, Licentlat von Heidelberg, den 12. Jul.
Ihro Hochfuͤrſtl. Durchlaucht die Fuͤrſtin von Bieberich, nebſt bey ſich habenden Sulte,
den 15. Jul.
Herr von Zwirnlein, Geheimerath von Bernburg, eod.
Herr von Biblo, Rittmeiſter.
Herr von Ziegeſar, Lieutenant.
Herr von Bock, Lieutenant.
Herr von Trebera, Hofmeiſter, ſämmtlich von Bieberich, eod.
Herr von Krug, Regierungsaſſeſſor von Gieſen, eod.
Herr Enßling, Virtuos von Wetzlar, eod.
Herr von Clarenthal, und
Herr von Mortineor, nebſt
Herrn von Huar, Lieutenants in Kayſerlichen Dienſten vom Regiment de Liene, eod.
Herr Graf Weillenau,Obriſter in Franzoͤſiſchen Dienſten, eod.
Herr von Ziegeſar, Hofmarſchall von Bieberich, eod.
Her Herr Herzog vore Urſel, Obriſter in Kayſerlichen Dienſten, den 16. Jul.
Herr von Wallbrun, Preußiſcher Cammerherr von Bartenſtein, eod.
Herr von binny, Kayſerlicher Oberlieutenant vom Grenadierbataillon, eod.
Herr Kidtner, Bonbardeurofficter, eod.
Herr von Malditz, Capitain von Uſingen, den 17. Jul.
Geſtorben und Beerdigt in voriger Woche.
Den 17. Jul., Herr Carl Siegismund Schulz, des Fuͤrſtl. Geheimenraths, Herrn
Schul=
zens, ehelicher lediger Sohn, 24. Jahre und 1. Monath alt.
„
AezLeDr.
22
Beſchluß, uͤber die boͤſen Beyſpiele.
(Aus dem Riederſaͤchſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.)
Julianchen bediente ſich der Erlaubniß, mit den Kindern auf dem Marckte zu
ſpielen. Sie war ein wenig munter, und liebte diejenigen Spiele am
mei=
ſten, wo es recht luſtig hergleng. Wenn ſie ein Steckenpferd haben konnte, ſo war ſie
wilder als ein Knabe, ſie hüpfte und ſprang ſo wild herum, daß ſie ſich bisweilen
er=
hitzte, dann zu geſchwinde kalt ward, und zur Strafe Huſten, Schnupfen,
Zahnſchmer=
zen und wohl gar ein Fieber bekam. Labey hatte ſie aber ein recht gutes Herz. Sle
folgte gern, wenn man ihr etwas abrieth, und war niemals eigenſinnig. Sie war ſo
lehrbegierig, daß ſie nach allem fragte, und ihre Eltern hießen ſie nie ſchweigen; denn
ſie glaubten, daß die Kinder durch Fragen klug werden muͤßten. Sie hatte ein weiches
Herz, und gab oſt einem Bettler 6. Groſchen, wenn er recht klaͤglich that. So hatte
ſie
ſie ihre Sparpfennige hingegeben, und insgemeln an ſchiochte Leute, die ſie betrogen;
denn ſie war noch nicht klug genug, zu unterſcheiden, ob Moenſch, dem ſie ſo
reich=
lich gab, es auch verdiene. Ihr Vater lobte ſie wegen ihres jnctleidigen Gemuͤths, aber
er warnte ſie auch, nicht jeden Bettler fuͤr einen wuͤrdigen Armen zu halten. Von dieſer
Zeit an ſprach ſie immer zu den Bettlern, die ſie mit ſo betrübten Worten angiengen:
wartet nur, ich will meinen Papa rufen, der ſoll mirs ſagen, ob ihrs verdient, und
dann will ich euch was geben. Dieſe Pruͤfung erwarteten aber die wemigſten Bettler,
und uͤberzeugten ſie ſelbſt, daß ſie ihr Mitleiden nicht verdienten. Julianchen war hitzig,
ſo, daß ſie ſich leicht vom Zorn einnehmen ließ; aber ſie ward auch bald wieder gut,
und bereuete ihre Uebereilung. Ihr Vater beſtrafte ſie nie deßwegen; aber er erzaͤhlte
insgemein bey Tiſche einige Beyſpiele von Leuten, die ſich durch Jachzorn beſchimpft und
unglücklich gemacht hatten. Julianchen ward insgemein bey ſolchen Erzaͤhlungen roth,
und nahm ſich vor, ſich vor dem Zorn zu hüten. Einmal hatte ſie ſich mit der Amme
uͤberworfen, und ſtritt mit ihr um eine Kleinigkeit. Die Amme gab ihr nicht nach,
und Julianchen ließ ſich vom Zorn ſo ſehr einnehmen, daß ſie weinte, als wenn ihr
großes Unrecht geſchehen waͤre. Ihr Papa hatte dieſen Streit mit angehoͤrt und trat
unvermuthet in die Stube. Julianchen ſchaͤmte ſich, und verbarg ihr aufgeſchwollenes
Geſichtchen in das Taſchentuch. Der Vater ſtellte ſich, als wenn er nichts gemerkt
haͤtte, und ſprach: Julianchen, ich hab' eben mit deiner Mama um einen Gulden
ge=
wettet, und du kannſt mir die Wette gewinnen. Es kommt drauf an, diß du mir vor
Mittag dies Stuͤck (die Widerſprecherinn) aus Gellerts Fabeln auswendig lernſt.
Kannſt du es bey Tiſche herſagen, ſo gewinn' ich. Fehlt dirs aber, ſo bringſt du mich
um meinen Gulden. Julianchen merkte bald, was dies bedeuten ſollte; doch lernte ſie
das Stuͤck, und ſagte es her. Ihr Papa lehrte ſie das Stüͤck mit Anſtand herſagen,
und ſtreute bey der Stelle: So wie dem welſchen Hahn, dem man was Rothes zetat ꝛc.
einige Anmerkungen mit unter. Juliauchen warf ſich ihm zu Fuße - Ach Papal ich
habs es verdient. Vergeben ſie mirs noch einmal. Nie will ich mich ſo wieder vergehen.
Als Julianchen des Abends von ihren Geſpielinnen zu Hauſe kam, ſo war ſie
über=
zeugt, daß ſolche Geſellſchaften für ſie nicht gut waͤren. Das eine Kind hatte ſie fluchen
hoͤren, das andre hatte Reden gefuhrt, die ihre Schamhaftigkeit beleidigt hatten. Ste
hatte ſie zanken und ſchimpfen ſehen, wie Matroſen, und war Zeuge von einigen
Nie=
derträchtigkeiten geweſen, die ſie verabſcheuete. So hatten z. E. zwey Knaben ſich um
einen Kraͤuſel gezankt und geſchlagen. Der eine Knabe lief mit biutigem Geſichte nach
Hauſe, ſich bey ſeinen Eltern zu beklagen. Julianchen lief mit, um zu vernehmen wie
er empfangen wurde. Wie erſtaunte ſie nicht, als die Mutter mit Fluchen ihn
auf=
munterte, wieder hinzugehen, und dem andern Knaben die Haut voll zu ſchlagen.
Der=
gleichen Auftritte hatte ſie mehr geſehen, und bat um Erlaubniß, nie wieder in ſolche
Geſellſchaft kommen zu duͤrfen. Doch ein armes Maͤdchen hatte ihr gefallen.
Ma=
planchen hatte nur noch eine arme Mutter, die fromm und rechtſchaffen war, aber ſie
war zu arm, ihr Kind zu bekleiden und zur Schule zu halten. Julianchen bat ſo ſehr
bey ihrem Vater fuͤr Marianchen, daß ſie es endlich dahin brachte, ihr Marianchen
gluͤcklich machen zu koͤnnen. Hier ſchenk' ich dir zwey Piſtolen, Jullanchen, ſprach der
Vater, wende ſie fuͤr Marianchen ſo gut an, als du willſt und kannſt. Ste ließ dafuͤr
ihrMarianchen artig kleiden, kaufte ihr Schulbuͤcher, und bezahlte das Schulgeld fuͤr ſid.
Julianchen. Aber, ſprach ſie, warum iſt Marianchen artiger als andre gemeine
Kinder ſind ?.
Vater. Well ſie eine ſtille, fromme Mutter hat. Der Knabe da, der dir ſo
miß=
fallen hat, wuͤrde eben ſo artig ſeyn, wenn er zu Hauſe beſſere Beyſpiele ſähe. Allein
ſeine Eltern leben in ewigem Hader und Zanke, und ſchlagen ſich nicht ſelten in
Gegen=
wart der Kinder. Fluchen und garſtige Woͤrter hoͤren die armen Kinder alle
Augen=
blicke, und ſonſt nichts; wie koͤnnen ſie denn beſſer werden ? Nicht wahr, Jullanchen,
du bedauerſt dieſe armen Kinder L aber glaubſt du wohl, daß du ohne Gefahr, von
ihren Sitten angeſteckt zu werden, mit ihnen taͤglich umgehen und ſpielen kannſt ?
Julianchen. Nein, Papal ich wuͤrde mir auch ſchlechte Sitten angewoͤhnen, ich
wuͤrde nichts Gutes bey ihnen lernen. Aber mit Marianchen will ich wohl ſpielen, wenn
fie mirs erlauben wollen: Marianchen flucht nicht, und ich hoffe, daß dies liebe Maͤdchen
nun noch artiger werden wird, wenn es mich bisweilen beſuchen darf. Mamſell wird
ja auch ſo gutig gegen Marlanchen ſeyn, und ihr es ſagen, wenn ſie etwas nicht recht thut.