Darmstädter Tagblatt 1779


01. Februar 1779

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Anno. 1779.

den 1. Febr.

Num. H.

Mit Hochfuͤrſtl.
gnaͤdigſten
Darmſtaͤdti=
rgelsuiſgb
.
zu finden in der
Hof=u. Regierungs=

Heſſiſchem
Privilegio.
ſches Frag=und
vrhzlgeir
Hochfuͤrſtlichen
buchdruckerey.

Victualien= und Marktpreis.

Ein 15 Ochſenfleiſch =

1

=
1 Rindfleiſch
9
= Kalbfleiſch
= Hammelfleiſch =
1 Schaffleiſch
=
= Schweinenfleiſch =
= Schinken u. Doͤrrfl.
1 Speck
1 Nierenfett
1
Hammelsfett=
1 Schweinenſchmalz
Ein Kalbsgekroͤß =
Ein Kalbsgeluͤng =
Ein Hammelsgeluͤng=
1E6 Ochſengeluͤng =
1 = Suͤlzen =
= Bratwuͤrſt =
1 = Leber=u. Blutwuͤrſt

Eine geſ. oder ger Ochſenzung
Ein Kalbskopf 8. 10 a
Ein Hammelskopf

Ein Kalbsfus =

Ein Malter Korn.
Ein Malter Gerſten =
Ein Malter Waizen =
Ein Malter Spelzen=
Ein Malter Hafer =
Ein Malter Rockenmehl
Ein Malter Weismehl

kr.
6
5
6
5
4
6.
12
15
13
10
13
6
12
5
3
2
10
6
28
12
5
1
fl.
4
4
5
2
2
5
6

Pf.
2

Ein Kumpf Hafermehl

kr.
50

20

4
30

Kumpf geſchaͤlter Hirſen =
1 Kumpf grob geſchaͤlter Gerſſe
1 Kumpf kleingeſchaͤlterGerſten
1 Kumpf Erbſen =
1 Kumpf Linſen
1 Maas Merz=oder Lagerbier
im Hauſe=
uͤder
die Straſe=
1 Maas Jungbier im Haus
und uͤber die Straſe=
1 Maas Bierhefe
1 Maas Kuh=oder Geiſemilch5
1 Pfund friſche Butter = 15
1 Pfund Handkaͤs der beſten
Die ubrige Handkaͤſe 5a6 Stuͤck
Eyer 5 Stuͤck vor
Ein aufgeſetzter Kumpf Kartoffeln/

kr.
24
40
40
64
24
24

4
4
3
3
24
6
16
6
4
6

Brodtaxe und Gewicht.

Vor2kr. Brod ſoll wiege
Vor4kr. dito
Vorskr. dito
Vor1kr. Kuͤmelbrod oder
Gemiſchtesbrod =
Vor 2kr. dito =
Vor 1 kr. Waſſerweck=
Vor1kr. Milchweck
Vor 1kr. Milchbrod

Fuͤrſtl. Heſſiſche Polizeydeputation dahier,

Pf. L. 1 2 2 4 3 6 11 22 10 6

O.

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtglich ſind.

1. Edictalladungen.

Darmſtadt. Nachdeme ſich nach vorgenommener Inventur des ohnlaͤngſt ver=
ſtorbenen
Gemeindsmann und Wagnermeiſter, Johann Joſt Schneiders, zu Beſſungen,
ſaͤmmtlichen Vermoͤgens und ſofort veranſtalteten Vergantung deſſen ſaͤmmtlicher unbe=
weglicher
Guͤter veroffenbaret hat, daß die Schneideriſche paſſiva deſſen Activvermoͤgen
uͤberſteigen, mithin ein Concurſus Creditorum unvermeidlich iſt, und dann Terminus ad
Equidandum auf Mittwochen den 10. Febr. dieſes Jahrs anberaumt worden; als werden
ſaͤmmtliche Johann Joſt Schneideriſche Creditores hiermit oͤffentlich eitiret und erfor=
derk
, auf vorbeſagten 10. Febr. a. c. vor allhieſig Furſtl. Oberamt, Morgens um 9. Uhr,
entweder in Selbſtperſon, oder durch genugſam Bevollmaͤchtigte zu erſcheinen, ihre
Forderungen mittelſt Vorzeigung derer in Haͤnden habender Original= Schuldverſchrei=
bungen
, oder auf ſonſtige rechtliche Art, behoͤrig zu liqutdtren, und ſich ſofort recht=
lichen
Beſchelds, die alsdann Ausbleibende aber der Praͤclußion, und daß ſie mit ihren
Forderungen weiter nicht mehr gehoͤret werden ſollen, ohnfehlbar ſich zu gewaͤrtigen.
Fuͤrſtl. Beßiſches Oberamt daſelbſt.
Darmſtadt den 6. Jan. 1779.

II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Nachdeme die von dem Burger und Seilermeiſter Michael Wegen=
bauer
allhier im Beſiß gehabte= am Schießplatz vor hieſiger Stadt gelegene Seilerbahne.
um deſſen Kinder erſter Ehe und die Muͤller Bernhardiſche Kinder zu Gundernhauſen
auseinander ſezen zu koͤnnen, naͤchſt kuͤnftigen Baͤttag auf allhieſigem Rathhauſe oͤffent=
Uch aufſtecken zu laſſen, die Nothwendtgkeit erfordert; als wird dieſes zu dem Ende
hiermit bekannt gemacht, damit die Luſttragende ſich alsdann einfinden und mitbieten
Fuͤrſtl. Zeſſiſches Oberame daſelbſt.
moͤgen. Darmſtadt, den 22. Jan. 1779.

Es ſteht ein erdener Camin=Ofen mit gruͤner Claſſur und ſchoͤnen Verzierungen allhier
zu verkaufen.Die naͤhere Nachricht hievon giebe man in der Buchdruckerey im Lottohaus.
Zwingenberg. Nachdeme des im verwichenen Monath dahier verſtorbenen Fuͤrſtl.
Hofmedict, Herrn Doctor Lichtenbergs ſaͤmmtliche Verlaſſenſchaft, an Haus, Garten.
Kleidung, weiß Geraͤth, Bettwerk, Zinn und ſonſtiger Hausrath, ingleichem allerhand
Holzwerk, Tiſche, Stuͤhle, ein ſchoͤnes Contoir von nußbaumen Holz, zwey ganz neue
Keltern, viele ſchoͤne große und kleine mit Eißen gebundene Faͤſſer, eine halb gedeckte
Chaiſe, zwey Faͤſſer mit Wein 1775 und 1778ger Gewaͤchs, und dergleichen Mobilien,
künftigen Mittewochen den 3. Februar, allhier in Zwingenberg in des Verſtorbenen
Wohnhaus offentlich an den Meiſtbietenden gegen baare Bezahlung verſteigert werden
ſollen; als wird ſolches zu jedermanns Nachricht hierdurch bekannt gemacht, und koͤn=
nen
die Liekhaber Mittwochs den 3. Febr. Morgens frühe 9. Uhr ſich allhier in Zwin=
genberg
bey der Verſteigerung einfinden und nach Gefallen mitbieten. Sign. Zwingenberg
Von Commißionswegen.
Schmalkalder.
den 25. Jan. 1779.

1III. Sachen, ſo zu vermiethen.

Darmſtadt. Nachdeme die Beſtandzeit des in der alten Vorſtadt an dem Fuͤrſtl.
Lazareth gelegenen ſogenannten Jagdhauſes, welches aus 3. Stuben, 3. Kammern,
2. Kuͤchen, nothigen Raum im Keller und auf dem Boden beſtehet, und wobey ein Hof
mit einiger Stallung und dahinter ein Garten befindlich, den 1. April dieſes Jahrs
zu Ende gehet= und dahero in Termino Freytags den 5. Febr. anderwett oͤffentlich auf=
geſteckt
= und auf 3. oder 6. Jahre an den Meiſtbietenden in Beſtand gegeben werden
ſoll; Als wird ſolches zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit die Liebhaber die
vorbeſchriebene Wohnung in Zeiten beſichtigen= ſofort in vorberegtem Termin den 5.
Febr. Vormittags um 10 Uhr auf Fürſtl Kriegs=Departement ſich einfinden und mit=
bieten
moͤgen. Darmſtadt den 12. Jan. 1779. Faͤrſtl. Heſſ=Arieges=Commiſſariat daſelbſt.

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In der Steidel und Netziſchen Behauſung, nahe an der Kirche und Markt, iſt eiln
Logis, welches bishero der Saͤcklermeiſter Sambach bewohnet, zu verlehnen und ſogleich
zu beziehen.
In der neuen Vorſtadt iſt ein Logis, welches auf die Straſe gehet zu vermiethen, be=
ſtehend
in 3. Stuben, 1. Kuͤche, verſchloſſenen Keller und noͤthigen Holzplatz. Naͤhere
Nachricht hiervon giebt man in der Buchdruckerey im Lottohauſe.
IV. Lotterieanzeige.
Darmſtadt. Denen reſp. Liebhabern der Mainziſchen Armenhaus=Claſſenlotterie
wird hierdurch bekannt gemacht, daß bey dem Peruauier Bernhard in der Ochſengaſſe
ganze und ein Drittel von der Direction ſelbſt ausgeſtellte Looſe zur 38. Ziehung durch
alle g. Claſſen zu haben ſind, und nach Gefallen damit aufgewartet werden kann. Darm=
ſtadt
den 29. Jan. 1779.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 23. bis den 30. Jan. 1279.
Herr Fiſcher, Licentiat von Maynz.
Herr Henckler, Hütteninſpector von Uſingen, log. im Gaſthauſe zum Trauben.
Herr Bayer, Handelsmann von Nurnberg.
Herr Leo, Handelsmann von Leipzig, log. im Adler.
Herr Eyſſele, Kaufmann aus Durrwangen, log. im Schwan.
Herr Boderes, Bergrath, und
Herr Schneider, Huͤtteninſpector von der Friederichshuͤtte bey Laubach, log. in der Cron.
Herr Rohde, Bergmeiſter aus dem Thal=Itter, log. im Ochſen.
Herr Lang, Factor von Schellnhauſen, log. im Anker.
Auſſer den Gaſthaͤuſern logiren:
Herr von Kruſe, Capitain von der Hanoͤveriſchen Garde, log. bey Hn. Obriſtl. von Kruſe.
Herr Follenius, Forſtverwalter von Romrod, log. bey Hn. Hofrenthmeiſter Follentus.
Herr Preuſchen, Hofrath von Friedberg, log. bey der Frau Generalin von Hofmann.
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr Stecker, Poſtmeiſter von Langenfeld, den 23. Jan.
Herr von Weßner, Major in Wuͤrtembergiſchen Dienſten, den 24. Jan.
Herr Feiederich, Kayſ. Oberlieutenant vom Wolliſchen Freycorps, eod.
Herr Oocter, Lieutenant von den Hufaren zu Butzbach,
Herr Graf von Pſenburg, Churpfaͤlziſcher Major, den 25. Jan.
Herr Bayer, Wuͤrtembergiſcher Cammerſecretarus, den 26. Jan.
Herr Noll, und Hr. Schiffer, Buͤrger aus Gieſen, den 28. Jan.
Herr von Buſeck, Cammerherr von Baadendurlach, den 29. Jan.
Herr Baron von Steinberg, aus Hanover, eod.
Herr Algeier, Hofrath von Bingenheim, eod.
Gebohrne, Getaufte, Copulirte, u. Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 29. Jan., dem Burger und Guͤrtler, Joh. Erh. Roth, ein Soͤhnlein.
Den 30. dem Subreckor an dem Füͤrſtl. Paͤdagog, Herrn J. G. Flor, ein Soͤhnlein.
Eod. dem Herrſchaftl. Vorreuter, J. G. Boͤttinger, ein Soͤhnlein.
Copulirte.
Den 28. Jan., Mſtr. Joh. Gottf. Fehrmann, Burger und Schuhmacher, ein Wittwer,
und Anna Maria, weiland Joh. Melchior Gtelberts, geweſenen Gemeinds=
manns
zu Steinheim, nachgelaſſene eheliche Tochter.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 24. Jan., der Hof=Uhrmacher, Herr Franz Zentner, 52. Jahre alt.
Den 25. 5 Anna Margaretha, des verſtorbenen Heubinder Flecks, hinterbliebene

Wittib, 76. Jahre alk.

[ ][  ]

Den 27. Jan., Maria Barbara Zimmerin, 58. Jahre alt.
Den 30. Frau Maria Philippina, weiland Herrn Joh. Chriſtian Bindewalds, ge=
weſenen
Praͤceptors Litterati zu Dornheim, hinterbliebene Frau Wittib=
75. Jahre, 6. Monath und 11. Tage alt.
Eod. dem Burger und Strumpfweber, F. W. Oppermann, ein Toͤchterl., 6. Monath alt.

Fortſezung des Wintergeſpraͤchs zwiſchen W. und ſeinem Hofmeiſter D.
(Aus dem Niederſächſiſchen Wochenblatt fuͤr Kinder.)
Wilhelm. Sie iſt gewiß ſchoͤn, liebſter Herr Dorant; aber es iſt doch eine trau=
rige
Schoͤnheit; und ich muß geſtehen, daß es mich betruͤbt macht, wenn ich bedenke,
daß dieſe ganze Gegend, die jetzt ſo todt und oͤde daliegt, noch vor einigen Monaten ſo
lachend und reitzend war. Das war doch gewiß noch ſchoͤner, und ich wünſchte, daß
es niemals Winter ſeyn moͤgte.
Dorant. Sie wiſſen alſo noch nicht, wie heilſam und nothwendig der Winter fuͤr
die ganze Erde iſt; ſonſt wurd' es ihnen gewiß nicht einfallen, dieſen Wunſch zu thun.
C.
Es iſt wahr, der Fruͤhling, der Sommer, der Herbſt, ſind weit ſchoͤner; aber wuͤrden
ſie ſo ſchoͤn ſeyn koͤnnen, wenn die Erde ſich nicht vorher von ihrer Arbeit ausruhete
und neue Kraͤfte einſammelte ?
Wilhelm. Wie ſo, Herr Dorant? Ruhet denn die Erde nicht beſtändig? Die
Menſchen muͤſſen ſie bearbeiten, und dann bringt ſie ja alles von ſelbſt hervor.
Dorant. Ich will ihnen dieſes erklaͤren, mein Kind. Die Erde kann fuͤr ſich ſelbſt
nichts hervorbringen. Sie verwahret und erwaͤrmet nur die Saamen der Gewaͤchſe,
und enthaͤlt vielerley nahrhafte Theile, welche die Gewaͤchſe durch die Wurzeln an ſich
ziehen, und ſich dadurch ernaͤhren. Wenn unn gar kein Winter waͤre, wo alles zu
wachſen aufhoͤrt, ſo wurde ſie bald erſchoͤpft werden. Im Winter muß ſie von der
Luft, dem Regen und Schnee wieder neue Nahrungsmittel ſammlen, und ſich zu neuer
Fruchtbarkeit geſchickt machen; und doch wird ſie nach einigen Jahren ſo ſehr erſchoͤpft,
daß ſie einen ganzen Sommer hindurch unbearbeitet liegen bleiben muß. Auch die Baͤume
und Gewaͤchſe wurden es nicht aushalten, wenn ſie beſtaͤndig wachſen und Fruͤchte bein=
gen
ſollten; denn das iſt eine beſtändige Arbeit fuͤr ſie; ſie muͤſſen eben ſo wohl darauf
ausruhen, als der Menſch, wenn er ſich muͤde gearbeitet hat. Jeder Baum, jede
Pflanze, beſteht aus einer Menge von zarten Roͤhren und Gefaͤſſen, die immer damit
beſchaͤftigt ſind den Saft, der die Nahrungstheile enthaͤlt, von den Wurzeln bis in die
Spitzen der Blaͤtter hinauf, und von da wieder herab zu führen; und das wuͤrde ſie=
wenn
es zu lange dauerte, ganz abnutzen und verderben. Glauben ſie nun noch, daß
es beſſer waͤre, wenn wir gar keinen Winter haͤtten ?
Wilhelm. Sie haben recht, mein lieber Herr Dorant; aber warum hat es denn
Gott wohl nicht ſo gemacht, daß die Erde immer Nahrungstheile genug vorraͤthig hat,
um die Gewaͤchſe zu ernaͤhren, und daß dieſe ſtark genug ſind, ihre Arbeit immerfort
auszuhalten ?
Dorant. Das iſt eben ſo, mein Lieber, als wenn ſie fragen wollten, warum er
den Menſchen nicht ſo gemacht hat, daß er durch keine Arbeit muͤde werde, und weder
Schlaf noch Ruhe noͤthig habe. Wenn es ſo am beſten geweſen waͤre, ſo haͤtr' es Gott
gewiß ſo gemacht, aber dann waͤre eine andere Welt geworden, die gewiß nicht ſo gut
geweſen waͤre, als die, welche Gott würklich geſchaffen hat. Denn kann der gutigſte
und weiſſeſte Schöpfer wohl etwas anders, als das Beſte gemacht haben ?
Wilhelm. Vergeben ſie mir meine unbeſonnene Fragen. Ich bin ganz beſchamt
uͤber meine Thorheit. Ich werde mich kuͤnftig wohl bedenken, meine einfaͤltige Einfaͤlle
vorzubringen.
Dorant. Das wuͤrden ſie nicht gut machen, mein Kind. Sagen ſie mir alles.
was ihnen einfaͤllt. Wenn ich ihre Zweifel heben kann, ſo lernen ſie doch immer etwas
neues, und wenn ich ſie nicht heben kann, ſo kann ich ihnen doch wenigſtens zeigen,
wo wir unſere Vernunft muͤſſen ſtille ſtehen laſſen, wo wir uns mit der Ueberzeugung
befriedigen muͤſſen, daß der allguͤtigſte und weiſeſte Gott gewiß alles aufs Beſte wird
gemacht haben. Haben ſie nun noch etwas auf dem Herzen ?
(Die weitere Fortſezung folgt künftig.)