Darmstädter Tagblatt 1770


15. Oktober 1770

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Anno 1770.
den 15. Oct.
Rum. 42.
Mit Hoch=Fuͤrſtl. Heßiſ. gnaͤdigſt. PRIVILEGIo.

Darmſtaͤdti=
Eclzetgungo.

zu finden in der Fuͤrſtl. Hof=

ſches Grag=und
Blaͤttgen,
u. Canzley=Buchdruckerey.

Ein 1b Ochſenfleiſch
1 Rindfleiſch
1 = Kalbfleiſch

Dictualien= und Markt=Preis.

1 Hammelfleiſch
1 Schaffleiſch

75 kr.
6 kr.
8 kr.
6½ kr.
6 kr.
7½ kr.
1 Schweinenfleiſch
1 =Schinkenu. Doͤrrfleiſch 12kr.
14 kr.
1 Speck
14 kr.
51 Nierenfett
13 kr.
1 = Hammelsfett
1 Schweinenſchmalz 14kr.
5 kr.
1 = Kalbsgekroͤß
5 kr.
1 == Kalbsgeling
3 kr.
1 = Hammelsgeling
3 kr.
1 = Ochſengeling
2½ kr.
1 = Sulzen
12 kr.
1 = Bratwuͤrſt
1 Leber= und Blutwuͤrſt, 8 kr.
Eine geſalzne oder geraͤucherte
= 32kr.
Ochſenzunge =
10 kr.
Ein Kalbskopf
6 kr.
Ein Hammelskopf
1 kr.
Ein =Kalbsfus
6fl. kr.
Ein Malter Korn
Ein Malter Gerſten
5fl. kr.
Ein Malter Waizen
7fl. kr.
2fl. 20 kr.
Ein Malter Spelz

Fuͤrſtlh, Heßiſche Policey=Deputation dahier.

Ein Malter Hafer
2fl.40kr.
1 Malter Rocken Mehl 7fl. 8 kr.
1 Malter weiß Mehl 7fl. 30kr.
1 Kumpf Hafermehl
24kr.
1 Kumpf geſchelter Hirßen 48kr.
1 Kumpf grobgeſchelte Gerſte 48 kr.
1 Kumpfkleingeſch. Gerſte 1fl. 20kr.
1 Kumpf Erbſen
28 kr.
1 Kumpf Linſen
24kr.
1 Maas Merz= oder Lagerbier. 4kr.
1 Maas Jung=Bier
3 kr.
1 Maas Bier=Hefe
12 kr.
1 Maas Kuͤh=oder Geismilch 5kr.
1 Pfund friſche Butter 16a17 kr.
1 Pfund Handkaͤs der beſten 5kr.
Dieubrige Handkas 5 Stuͤck 4kr.
Eyer 5 Stuͤck vor
4 kr.
Brod=Caxe und Gewicht.
Vor 4kr. Brod ſoll wieg.1Hb20L. 32.
Vor6kr. dito = 2415L. ½2.
Vor 12kr. dito = 4530L. 12.
Vor 1 kr. Kuͤmmelbrod oder Brod
von Rocken=Vorſchuß 10Loth 2½2
Vor 2kr. dito = 21Loth!
Vor 1kr. Waſſerweck, 8 Loth 2½=
Vor 1kr. Milchweck 5Loth 2½
Vor 1kr. Milchbrod 5Loth ½

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Bekanntmachung von allerhand Sachen,
ſo dem gemeinen 1eſen noͤtbig und nuͤglich ſind.

I. Herrſchaftliche Notificationes.
Darmſtadt. Demnach bey dißjaͤlhr igen gehabten auſerordentlichen Witterung, in dem
Korn eine Menge langer und ſchwarzer Koͤrner, welche man Mutter=oder Brand= Roͤr=
ner
nennet, und die ſich, ob ſie gleich keinen uͤbelen Geſchnack haben, doch durch dieſe Ge=
ſialt
von dem uorigen auten Korn mercklich unterſcheiden, ſowohl um hieſige Stadt, als an
andern vielen Orten gewachien, wovon die Erfahrung gelehret, daß ſolche der menſchlichen
Geſundheit höͤchſt ſchaͤdlich ſyen, und die abſcheulichſte Wirkung hervor= auch endlich ſo gar,
den Tod zuwegebringen, ohne es durch den Gebrauch einiger Arzney=Mittela verhindern zu
koͤnnen; Als hat man ſolches dem Publico hierdurch zur Nachricht oͤffentlich bekannt machen=
und zugleich jedermann vor ſothanem hoͤchſt verderblichen und ſchaͤdlichen Mutter= oder
Brand=Korn ſich zu huͤten, mithin keine Brod=Fruͤchte, ehe und bevor ſolche, mit dem
Sieb, oder auf eine andere Art, von ſelbigem wohl gefeget und gaͤnzlich gereiniget worden
mahlen und Backen, noch auch bey dem Brandenwein=Brennen mit untermengen zu laſſen,
wohlmeynend warnen wollen. Darmſtadt, den 6. Oct. 1770.
Fuͤrſtl. Beßiſche Regierung daſelbſt.
Darmſtadt. Nachdeme gnaͤdigſt verordnet worden, daß die neu= er=
baute
Herrſchaftliche Pulver=Muͤhle bey Jugenheim entweder allein, oder
mit der daſigen Salpeterey und Kellerey zum Kauf oder auf einen Erb= Be=
ſtand
, ſalva ratificatidne, oͤffentlich aufgeſtecket werden ſoll, worzu dann
Terminus auf den 31. Oct. anberaumet worden; Als wird ſolches dem Pu=
blico
zu dem Ende hierdurch bekannt gemacht, damit die etwaige Liebhabere
die Gebaͤude beſichtigen, der Gelegenheit und uͤbrigen Umſtaͤnden ſich zufor=
derſt
erkundigen, ſo fort in termino Morgens gegen 9. Uhr auf Fuͤrſtl. Renth=
Cammer ſich einfinden und mithieten moͤgen. Signatum Darmſtadt, den
Fuͤrſtl. Heßiſche Renth=Cammer daſelbſten.
25. Sept. 1770.
II. Sachen, ſo zu verkaufen.
Theologiſch= Philoſophiſch= und Hiſtoriſch= wie auch andere
ſchaͤtzbare Buͤcher, ſo zu verkaufen.
Darmſtadt. Die anſehnliche Bibliotheck, ſo der wohlſeelige Herr Fried. Andr. Pan=
ſerbieter
, weyland geweſener Fuͤrſtt Superintendent und Conſiſiorial=Aſſeſſor ꝛc. zu Darm=
ſtadt
, binterlaſſen, und ſein, nunmehre auch verſtorbener Herr Sohn, der ſeelige Pfarrer Pan=
zerbieter
zu Wolfskehlen, bishero im Beſitz gehabt, wird von deſſen hinterlaſſenen Frau Wit=
ib
, wann ſich etwa Herrn Liebhabere finden ſolten, uͤberhaupt zu verkaufen angeboten, und
iſt ſich deßfals bey dem Fuͤrſik. Collettor Duͤnch in Darmſtadt, (bey welchem der Cataloqus
ausgegeben wird) zu melden. Wiedrigenfals aber mit der oͤffentlichen Verſteigerung der Buͤ=
cher
, darzu woͤchentlich 3. Tage, und zwar Dienſtag, Mitwochen und Donnerſtag, als die
bequemſten fuͤr die Herrn Geiſtlichen auf dem Lande, beſtimmet ſind, bis Dienſtag uͤber acht
Tag, als: den 2½. Octobr. an. curr. 9. G. der Anfang gemacht, und ſofort woͤchentlich da=
mit
continuiret werden ſoll. Die auzwaͤrtige Herrn Liebhabere, ſo alsdann Luſten bezeigen,
Bucher zu erſteigern, koͤnnen nach Belieben die Commißion gedachtem Coöaector Duͤnch, oder
auch andern bekaunzen Freunden in Darmſtadt, übertragen. Darmſtadt, den 12. Oct. 1770.

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Darmſtadt. Nachdeme des verſtorbenen Burger und Kiefermeiſters Chriſtian Koͤr=
ners
in der Gegend am kleinen Rohr=Brunnen gelegeves Hauß auf kuͤnftigen Bet=Tag, als
den 7. Nov. auf dem Rath=Hauh oͤffentlich aufzeſiectt werden ſoll; Als wird ſolches zu jeder=
manns
Nachrict hierdurch bekannt gemacht.
III. Sachen, ſo zu verpachten und zu vermiethen.
Hieder=Modau. Nachdeme die verwittibte Oberfoͤrſterin Vollhard entſchloſſen iſt,
ihr zu Nieder=Modau gelegenes Hof=Gut, der Raue=Hof genannt, auf Petri Tag zukuͤnftiges
Jahr in einem ſechs=oder neun=jaͤhrigen Beſtand entweder vor Geld, oder um einen Sack=
Pacht zu verlehnen; So koͤnnen dieſenige, welche davon Beſtaͤnder abzugeben, Luſten bezeigen,
ſich nach der Beſchaſſenheit dieſes Hof=Gurs vorhero erkundigen, und ſich ſodann entweder
bey dem Pfarrer zu Beedenkirchen, oder bey dem Wildbereuter Vollhard zu Klein=Umſtadt
melden, und ſich des weiteren erkundigen.
Darmſtadt. Es iſt ein ſchoͤnes und geraͤumliches Logis beſiehend in
zwey Stuben, nahe am Schloß zu verlehnen. Die naͤhere Nachricht hiervon
ſt in der Buchdruckerey zu erfragen.
IV. Vermiſchte Nachrichten.
Dillingen. Nachdeme beute Donnerſtags, den 27. Sept. Nachmittags um 3. Uhr die
2te Ziehung des Hochfuͤrſil. Augſpurgiſchen, in der Reſidenz=Stadt Dillingen gnaͤdigſt errichte=
ten
und garantirten Lotto, mit denen dabey gewohnlichen Formalitaͤten, in Anweſenheit einer
ſehr zahlreichen Verſammlung von Hof= und burgerlichen Standes, auf dahieſigem Rathhauß
zu jedermanns vollkommenſter Zufriedenheit vollzogen, und dabey folgende 5. Nri. aus dem
Glucks=Rad geholzen, als 37. 75. 2. 27. 77. ſo fort eine Menge derer anſehnlichſten Extracten,
Amben, Ternen und Quaternen gewonnen worden, davon man dem geehrteſten Publico keine
Prahlerey vorzuſtellen und mit einer nicht= intereßirenden Sache nicht beſchwehrlich zu fallen,
die Anführung derſelben ohnnoͤtbig achfet, und einen jeden ergebenſt erſuchet, nunmehro
ſeine Gewinnſie bey denen Herrn Collecteurs, wo die Einlage geſchehen, gegen Rückgabe der
Original=Looſe adzuhohlen. Dieſes Lotto entſcheidet ſich indeſſen von allen bisherigen errich=
teten
Lottos darinnen, daß die General=Adminiſtration die Ambe 200 und 8o mahl, die
Terne 5400 mahl, die Quaterne 7otauſend mahl und die Quinterne dr y mahl thundert und
ſunfzig tauſendmahl bezahlt. Einſaͤtze koͤnnen nach ſelbſt eigenem Gefallen bey Hrn. Johann
Pbilipp Becker, Caſſetier in Darmſtadt, als dieſſeitigem Fuͤrſtl. Lotterie=Inſpecteur geſche=
hen
, an welchen ſich auch diejenige wenden koͤnnen, ſo eine Collecte auf redliche Bedienungen
zu uͤbernehmen gedencken, wo man alle hinlaͤngliche Erlaͤuterung bekommen wird. Die Plans
werden bey demſelben gratis ausgegeben. Die zte Ziehung geſchiehet den 18. Oct. die ate
den 8. Novemb. die folgende aber von drey zu drey Wochen. Gegeben im Haupt. Comptoir
zu Dillingen, den 27. Sept. 1770.
General=Adminiſtration der Hochfuͤrſtl. Augſp. Hoͤchſi=
garantirten
= und erhoͤhen Zahlen=Lotterie.
Darmſtadt. Zu der Hoch=Reichsgraͤfl. Leiningiſchen garantirten und auf das Orittek
der 19ten Chur= Maynzer Armen=Haus, reducirten Lotterie erſten Claſſe, ſo den 29. Oct. zu
Maynz gezogen wirdſ. d Looſe a 20 kr. bey dem Caffetier Becker allhier zu haben, um das geehrte
Publicum nur von aller Unrichtigseit und Verdacht zu ſichern, wird dieſe Lotterie gar nicht
gezogen ſondern in allen Stuͤcken nach den Plans und Liſten der i9ten Maynzer Armen=Haus=
Lotterie verfahren, ſo daß derjenige ſo nach der Maynzer Liſte 12002fl. mit ſeiner Nro. ge=
wonnen
dahier das Drittel oder 4000 fl. bekommt, wie ſolches die Plans ſo umſonſt zu haben,
mit mehrerem ausweiſſen.
Darmſt. Der Collect. Jud, Samſon Maram Khan, benachrichtiget das geehrte Publiceum,
dah, weilen die Einkaufung zu der Heſſen=Homburger Leib=Renthen=Geſellſchaft=Banto viele
Liebhaber von wegen den 5. fl Einkauf=Geld, nach Vermoͤgens=Umſtaͤnden bishero zuruͤck ge=
halten
, ſo wird von Seiten der Adminiſtration jedem Liebhaber offeriret, bey Einkanfung
der

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der W8l. Geſellſchaft nur 1. fl. 1 und die uͤbrige 4. fl. ſucesive in vier=jahrigem Termin
zu bezahlen, ſolte aber derſelbe mit einem Capital, oder Renthen=Gewinnſ heraus kommen
ſo wird jedesmal das creditirte abgezogen. Man verhoft alſo geneigte Intereſſenten, und
verſpricht acturate Bedienung.
Angekommene fremde Herrn Paſſagiers.
Vom 6ten bis den 13ten Oct. 1770.
Herr von Meiher, Geheimder Nath, von Zwingenberg, den 3. Oct=
Herr von Myer, Regierungs=Aſſeſſor von Braunſchweig, eod. log. im Trauben.
Herr von Keus, Lieutenant in Handveriſchen Dienſten, den 1. Oct.
Herr von Krus, Lieutenant in Anſpachiſchen Dienſien, eod. log. im Ochſen.
Herr Pombe, Herr Kilber, und Herr Chenal, 3 Handelsleute, den 10. Oct., log. im Ergel
Ab= und durchgereiſte Herrn Paſſagiers.
Herr von Klettenberg, Obriſt=Lieutenant, von Frankfurt, den 6. Oct.
Herr Goͤltz, Kaiſerl. Notarius von Frankfurk, eod
Herr Ganß, Legalions=Secretlair aus dem Brandenburgiſchen, den 8. Oct.
Herr von Kalb, von Weymar, eod.
Herr von Dienheim, Cammer=Herr von Mannheim, den 10. Oct.
Herr Graf von Schulenburg, Königl. Pleußiſ. Hof=Marſchall, den 11. Oet.
Herr von Aſſenburg, Königl. Daͤniſcher Geheimder Rath, eod.
Herr Mannskopf, Commercien=Rath, von Chur=Pfalz, eed.
Herr von Reinbach, Capitain aus Sardinien, eod.
Herr von Hochlaud, Armiral von Daͤnnemark, den 12. Oct.
Herr Baron von Buſch, von Halberſtadt, eod.
Gebohrne, Getaufte und Verſtorbene in voriger Woche.
Gebohrne und Getaufte.
Den 7. Oct. Mſtr. Johann Valentin Gayer, Burgern und Schumachern, ein Toͤchterl.-.
Den 10. Ock, Herrn Georg Chriſtoph Wilhelm Wiukens, Furjtl. Cainmer=Secretarius, ein
Toͤchterlein.
Den 12. Oet. Mſtr. Johann Ludwig Rauh, Burgern und Schneidern, ein Soͤhnlein.
Cod. Johann Leonhard Achtelſtaͤtter, Burgeru und Fuhrmann, ein Toͤchterlein.
Geſtorbene und Beerdigte.
Den 30. Sept. Mſtr. Leonhard Hilels, geweſenen Burgers und Schuhmachers, Wittwe, alt
89. Jahr, 4. Mon, und 11. Tag.
Den 6. Oct. Herrn Cantor Portmann, ein Soͤhnlein, alt 7 Tage.
Den 8. Ock. Johann Peter Hielpert, alt 91 Jahr, 6 Monat und 11 Tage.
Den 9. Oct. Suſanna Barbara Riehlederin, des verſtorbenen Zeigſchneider Riehleders hin=
terlaſſene
Wittib, alt 44 Jahr,
Eod. Dem Armenvogt Krumm, ein Soͤhnlein, alt 1 Jahr 6 Monat
Den 10. Oct. Johann Georg Geminder, Burgern u. Kammmachern, ein Toͤchterlein, alt; Tag.
Den 12. Oct. Anna Barbara, Mſtr. Georg Emrich, Burgers und Schumachers Ehefrau,
alt 36 Jahr 5 Monat.
Not. Obig verſtorbene Perſon vom 30. Sept. häte der Billikeit gemaͤß, den 8. Oet. eingeruͤckt werden ſol=
ten
, iſt aber von dem Kirchen=Diener Wailand nicht in der Buckdruckerey angezeigt worden.
Wunderbare und merkwuͤrdige Prophezeyung des beruhmten Martin Zadecks,
eines Schweitzers bey Solothurn die er im 106ten Jahre ſeines Alters, vor
ſeinem Tode den 20. Dec. und nach ſeinem Tode den 22. Dec. 1769. in Ge=
genwart
ſeiner Freunde prophezepet hat, iſt in der Buchdruckerey das Stuͤck
a 3 Kreutzer zu haben.