Darmstädter Tagblatt 1750


31. Dezember 1750

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Num. IIII.
1750..
den 31. Dec-
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches
Frag=und=Anzeigungs=Blaͤttgen/
zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

Freund! der bange Wechſel herrſcht in allen Sachen/

M Laß uno ſelbſt die Eitelkeit zu Tauge machen/
Dauns/ weil das alte Jahr ins Nichts verſinket/
Ein neues winket.
Siehſt du nicht/ wie Zeit und Schickſal unſte Sreuden/
Unſer Gluͤck und Jugend eiferſuͤchtig neiden/
Siehſt du nicht/ wie fluͤchtig unſre Jahre eilen
Ohne Verweilen?
Was gedenckſt du von den laͤngſt verfloßnen Jahren/
Da wir jung der Freud allein beſtimmet waren/
Fragſt du nicht und ſprichſt zuweil: wo ſind die Stunden:
Sie ſind perſchwunden.
Jaſie ſind es; aber laß und ſethk erwachen
Und den Schaden ſelbſt zu unſerm Vortheil machen;
Laß uns nicht dem, der uns alles hat gegeben/
gur Schande leben.
Schau/ die Sonne ſteiget jetzo taͤglich hoher/
Und ihr Gegenſtand kommt unſrer Gegend naͤher/
Romm und laß uns von der Sonn und von den Sternen
Danckbarkeit lernen.
Nahe dich mit mir gebeugt zu jenem Weſen/
Deſſen Weißheit wir auf jeden Sandkorn leſen/
Deſſen Segens=Guellen ewig ohn Abnehmen
Die Welt durchſtroͤmen.
Wuͤnſche

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wuͤnſche Lu OWIGS Thron ſtete Segen und Gedeien/
Gluͤck der Geiſtlichkeit, Schug denen Policeyen/
Heil dem Land und Flor der Zierde unſrer Staaten/
Jagd und Soldaten.
Wuͤnſche uns Gelegenheit, der Welt zu dienen/
Daß wir nicht als Baͤume ohne Fruͤchte gruͤnen/
Laß uns nicht das Pfund und anvertraute Gaben
Fruchtlos begraben.
Stets vergnuͤgt mit deinem Zuſtand und Geſchicke/
Goͤnn dem bloden Poͤbel Reichthum, Ehr und Gluͤcke,
Glaube mit mir, alles/ was wir nicht beſigen/
Muß uns nichts nuͤgen.
Laß uns gang den Geiſt der Wiſſenſchaft verpfaͤnden/
Und in dieſer Uebung unſer fluͤchtig Leben enden/
Doch nein, laß une auch den Umgang treuer Seelen
Abwechſelnd wehlen.
Droht die Boßheit uns zuweil mit ihren Waffen/
Ey ſo wollen wir uns ſelbſt Vergnuͤgen ſchaffen/
Solts geſchehn/ wird alle Welt gleich unſre Feinde/
Sind wir doch Freunde.
Freund! die Tugend ſchad'r nicht allzeit ihren Aindern/
Zeit und Fleiß wird unſer hartes Schickſal mindern;
Plagen uns anheute gleich noch nianche Sorgen/
Wrhſ öb morgen.
Laß uns alſoFreund' ſo lang die Zeit erlauber/
Eh das krumme Alter uns die Rräfte raubet/
Laß die Zeit/ ſo wir dem Freund und Buͤchern weihen/
Uns niemals reuen.
Schenckt uns noch die Vorſicht muntre Gliedet/
Stets Geſundheit; ſollen unſie frohe Lieder
Dem im Tod und Sterben ſelbſt vergnuͤgten Leben
Gern Abſchied geben.
Freudig vor der gangen Welt an jenem Taghe
Fuͤrchten wir beym Richter keines Menſchen Blage/
Weil zum Seufzen Viemand unſer ganges Leben
Urſach gegeben.
May, Cand. theol.

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AVERTISSEMENT.

GOtt hat denen bieſigen armen Wayſen dieſes nun abgewichene Jahr abermahlen recht
herrlich gekroͤnet mit ſeinem Gulh= und, wie vom Anfang, ſo bis ans Ende ſelne Seegens=
Fußſtapffen gar reichlich trieffen laſſen. Den 23. December wurde 1. fl. gezablet, welchen der
weyl. Herrſchafftliche Koch Gengendach denen Wayſen legiret. Den 24. verehrte ein mehr gut=
thaͤtiger
Freund 8. Pſuns Reis vor die Wayſen=Kinder auſs Chriſt=Feſt. eod. kam von einem
andern Gutthaͤter 1. Simmer weis Mehl. Den 30. uͤbermachte ein ungenannter Freund 1. fl.
GOtt zu dancken vor die reiche Gnade und Wodlthaten, ſo er dieſes Jahr bindurch vaͤterlich ge=
ſchencket
hak. Aus dem Stock ſind 3. alb. 4. Pf. einkommen. HErr GOtt Vater! Schoͤpf=
ſer
und Erhalter unſers Lebens! wir dancken dir vor den Reichthum deiner Liebe und Gnade,
den du uns, und unſern C=riſt=milden Freunden bis daher, un) dieſes Jahr hindurch ſo treu=
vaͤterlich
erwieſen haſt. Wir dancken dieſen Gutthaͤtern vor alle ihre willige Liebe, die ſie von
deinem Segen dieſen Armen ſo reichlich zuſtieſſen laſſen. Wir bitten dich, bimmliſcher Va=
ter
! nimm uns auſs neue in deinen Geaden=Schutz, und laß uns deiner vaͤterlichen Vorſorge
gantz und allezeit empfohlen ſeyn. Schuͤtze und ſeans nach Seel und Leib alle unſere Hobe und
Miedere Goͤnner, Freunde und Woblthaͤter.=Kroͤne und belohne all deren Verrichtungen und
Woblthun mit kauſendfachem Segen, und laß ſie ſeyn bier Kinder deines Gnaden=und der=
einſt
Erben jenes himmliſchen Reiches.

Verlohrne Sachen.

Es iſt vorgeſtern Abend ein braͤunlicht= tuchener Roquelaur auf dem
Marckt oder die Gaſſe hinter dem ſogenannten Herrn=Hauß hinunter bis an
die Merckiſche Apotheck verlohren gegangen. Wer ſolchen gefunden, belie=
be
denſelben in hieſig=Buchdruckerey gegen ein Trinckgeld zu bringen.

In hieſiger Buchdruckerey iſt zu haben:

Die Schule der Verſtaͤndigen, oder das auf Sinnlichkeit gegruͤndete
Atheiſtiſche Lehr=Gebaͤude, der heutiges Tages in der Herrnhutiſchen Secte
wiedek aüflebenden ſogenannten Hominum Intelligentiæ, in einem Geſpraͤch
zwiſchen Cantorius und Berthoiſius ausfindig gemacht und ans Licht geſtellt,
von Johann Chriſtoph Venator, zweyten Evangeliſ. Predigekn in Friedberg.
in 8vo. 40. xr.

Angekommene frembde Herren Paſſagiers.

Herr von der Albe, Preußiſ. Obriſt, logirt im Trauben.
= = Juncker, Saltz=Schreiber von Nauheim, logirt im Trauben.
== Herborn, Poſt=Schreiber von Franckfurth, logirt im Trauben.
= von Goͤhler, Huſaren=Rittmeiſter von Stuttgard, logirt im Adler.
=" Wittrich, Magiſter von Gieſen, logirt im Engel.

Ab= und durchgereiſte Herren Paſſagiers.

Herr Graf Raßier, Kayſerl. Cammer=Herr.

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Preiß der Lebens=Mittrel.

Vom vorigen Sambſtag.

Ein Malter Korn
3.fl. ½= Bratwuͤrſt
5.alb.
Gerſte
2.fl. 15.alb. = Leberwuͤrſt
4. alb.
Ein Maaß Bier
1. alb. 2. Pf. Blutwuͤrſt
4. alb.
Ein Malter Speltz
1.fl. 20. alb. = Hanmelfleiſch 2. alb.6. Pf.

Haſer
1.fl. 15.alb.= Schaaf=Fleiſch 2.alb. 4. Pf.
Rocken Mehl
3.fl.6.alb. Ein Kalbs=Geling
Weiß Mehl
5.fl. 10.alb.
Kalbs=Kopf
Das Pf. Ochſenfl. 2. alb.4. Pf. a22. Pf. = Kalbs=Gekroͤß =
= Rindfleiſch
2.alb.2. Pf. Ein Pf.friſche Butter. 13. bis 14. xr.
= Kalbfleiſch
3.alb. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 16. alb.
= Schweinenfleiſch 2alb.4. Pf. ſ= = grobgeſchelte Gerſte16.alb.
= Schweinenſchm.
5.alb.= klein geſchelte Gerſte 20. alb.
= Speck
6.alb. = Erbſen
10. alb.
= Doͤrrfleiſch
4.alb.
Linſen
8. alb.
Eyer 5.
2.alb.

Gebohrne, Getauffte und Verſtorbene
in voriger Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Johann Ebriſtian Stuͤrtz, Fuͤrftl. Kriegs Secretario, ein Toͤchterleinz.
Herrn Georg Wilbelm Follenius, Fuͤrſtl. Ho= Renthmeiſter Azjupeto-aar Soͤbnlein.
Herrn Johann Chriſtian Zimmermann=Fſtrntt.-Peihl. Gerichts Actuariy, ein Toͤchterlein.
Johann Conrad Skeinius,Bueyern und Gaſthaltern zur guͤldnen Cron, ein Soͤhnlein.
Meiſter Johaün eönrad Drach, Burgern und Schumachern, ein Toͤchterlein.
Meiſter Johann Peter Gloͤckner, Burgern und Beckern, ein Soͤhnlein.
Johann Reinhard Steiner, Thorſchreibern, ein Soͤhnlein.
Johann Adam Schmitt, Herrſchafftl. Reurknecht, ein Toͤchterlein.
Meiſter Johann Michael Sackereuter, Burgern und Metzgern, ein Soͤhnlein.
Georg Friedrich Engel, Beyſaſſen, ein Toͤchterlein.
Einer Dirne, Catharina Barbara Jungin, ein unehl. Soͤhnlein.

2.) Geſtorbene und Beerdigte.

Herrn Jobann Melchior Klippſtein, Fuͤrſtl. Forſtmeiſtern ein Toͤchterlein, 3. Monach.
Marſa Catbarina, weyl. Meiter Gebig Lundwig Rhumblers, gewef. Burgers und Schneſters
allhier, hinterbliehene Wittib, 65. Jahr 2. Morath.

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