Darmstädter Tagblatt 1747


19. Oktober 1747

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den 19. Oobr.
Num. XLII. 1747.
Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

Darmſtaͤdtiſches

Frag=und Anzeigungs=Blaͤttgen/
zu finden bey Gottfried Heintich Eylau, Hof=Buchdrucker.

AVERTISSEMENT.

Diejenige, ſo nach Straßburg und Buſchweiler cotreſpondiren, und deren
Brieffe und Speditiones ins Herrſchafftliche dahin gehende Paquez
ſich qualificiren, werden hiermit benachrichtiget, daß, allen bißberi=
gen
Aufenthalt des Poſt=Schluſſes zu vermeiden, hinkuͤnfftig die
Brieffe nicht laͤnger, als bis acht Uhr Abends, bey dem Fuͤrſtlichen
Regierungs=Rath Herrn Hombergk allhier angenommen werden
koͤnnen.

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Es ſind in hieſiger Buchdruckerey alte Franckfurter Turnes zu verwechſeln,
das Stuͤck gegen 10. alb.

In hieſiger Buchdruckerey kan auf nachfolgendes Buch prænumetirt
werden.

Nachdeme das vortrefliche, geiſtreiche und erbauliche Buch, ſo folgenden Titul fübret:
Zweyer Poben Standes Perſonen geiſtreiche Gebete, tiefſinnge Meditationes, und
anmuthige Parapbraſes verſchiedener Pſalmen, welche Anfangs zur perſonellen Uebung
der Herren Verfaſſer; nachmahls aber zum Gebrauch der Bohen Jamilie gewidmet, und
nunmehro auch zum Nugen anderer Beyls=begieriger Chriſten durch den Druck bekannt
gemackt worden; theils in hieſigen Gegenden ſich gar nicht bekannt gemacht, theils an dem Ort,
wo es im Jahr 1715. gedruckt worden, ſchon ſeit langer Zeit kein Exemplar dieſes ſchoͤnen und
erhaulichen Buches mekr zu baben geweſen; als hat ſich der Hoch=Graͤflich=Wiediſche Hof=
Buchdrucker, Johann Balthaſar Haupt, mit Genehmhaltung der Hoben Familie und Verau=
ſialtung
verſchiedener reſp etive Hoben Standes=Perſonen entſchloſſen, dieſes geiſtreiche und aus
dem Innerſten des Hertzens derer Hohen Herren Verſaſſer gefloſſene Buch von neuem unter die
Preſſe zu nehmen, und es frommen und Heyls=begierigen Chriſten zu ihrer Erbauung darzulegen.
Von den Hohen Herren Verfaſſern und der Einrichtung dieſes Buches etwas weniges zu melden,
ſo iſt der eine geweſen der Weyland Hochwuͤrdige, Hochwohlgebohrne Herr, Herr Otto, Frey=
herr
von Schwerin, Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg aͤltiſter Geheimer Staats=und Le=
ben
=Rarh, und Dom=Probſt der Hohen Stiffts=Kirche zu Brandenburg ꝛc. ꝛc. Der andere
war der Hochwuͤrdige, Hochgebohrne Herr, Herr Otto, Reichs=Graf von Schwerin, Sr.
Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen wuͤrcklicher Geheimer Staats=Rath und Dem=Probſt der Hoben
Stiffts=Pirche zu Brandenburg ꝛc. ꝛc. Ob nun zwar dieſe erhabene Seelen mit vielen Amts=
Geſchaͤfften beladen waren, ſo baden ſie dennoch, wann ſie von weltlichen Geſchaͤfften ermuͤdet
waren, ihre Erquickun; darin geſuchet, daß ſie dieſer bemuͤheten Eitelkeit eine Zeitlang Abſchied
gegeben, in ihrem geheimen Kammerlein ſich zu GOtt gewendet, mit ihm eines vertrauten Um=
gangs
gepflogen, und in ſolcher geheiligten Uevung einen Vorſchmack des himmliſchen Lebens ge=
noſſen
; ſo daß ſie mit Aſſaph ſagen konten: Das iſt meine Freude, daß ich mich zu GOtt bal=
ke
, und meine Zuverſicht ſetze auf den HErrn, daß ich verkuͤndige alle ſein Tbun, Pſalm 73 28.
Aus dieſer Ouelle ſind alſo die Schrifften, die ſich in dieſem Buche befinden, gefloſſen. Die
geiſtreiche Gebete, tiefſinnige Meditationes und aamuthige Paraphraſes verſchiedener Pſalme,
ſind ein Ldeil der gebeiligten Nebung des wohlgedachten Herrn Freyberrns von Schwerin. Der
Herr Reichs=Graf von Schwerin aber beſchaͤfftigte ſeine GOtt ergebene Seele mit vielerley bei=
ligen
Betrachtungen, die ſowohl zu der Chriſtlichen Glaubens=Lehre, als einem Chriſtlichen Tu=
gend
=Wandel abzieleten, und damit er ſolche in gewiſſe Ordnung bringen moͤchte, theilie er ſie
nadz den Ordnungen und Tagen des gantzen Jahres ein, alſo daß ſein andaͤchtiges Gemuͤth alle
Tage ein neues Objeet batte nachzuſinnen, und in goͤttlichen Dingen ſich zu ergoͤtzen. Es beſte=
bet
aber dieſes Werck aus 97. Bogen in Quart=Formit, und wird ſolches auf Oſtern 1748.
wann GOtt Leben und Geſundbeit verleihet, die Priſſe verlaſſen. Ob nun zwar von dieſem
Wercke eine geringe Anzabl Exemplaria zum oͤffentlichen Verkanf uͤbrig bleiben werden, indem
die meiſten die reſpectiwe bobe Herrſchafften erhalten, ſo iſt man dennoch entſchloſſen, eine kleine
Anzabl Cremplarien dieſes Wercks Chriſtlichen Seelen zu ihrer Erbauung um einen geringen
Preiß, Praͤnumerations=Weiſe zu uͤberlaſſen, alſo und dergeſtalt, daß wer von dato biß Aus=
gang
dieſes Jahres 1. Gulden Rheiniſch voraus zablet, derſelbe auf Oſtern 1748. ein Exemplar
dieſes Buchs erbalten ſoll; dahingegen nach Verlauf dieſes Pranumerations=Termins das Exem=
plar
nicht auders als 1. Rthlr. wird erlaſſen werden. Schluͤßlich bat man noch anfuͤgen wollen,
das

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daß die boben Herren Verfaſſer der Reformirten Religion zugerkan geweſen; da aber dieſelben
ik=Abſeben nicht auf eitele Neligions=Streitigkeiten, ſondern auf einer wahren Vereinigung ih=
rer
Seelen mit GOtt gerichtet, ſo wird alſo ein jeder Chriſt ſich dieſes Buch mit groſſem Rutzen
bedienen koͤnnen. Neuwied den 13. Octobr. 1747.

Eine gegen unſere Wayſen mehrmalen mildthaͤtige Hand hatte uns den 14. October
wiedernm folgendes leſen laſſen: GOtt bat der Wayſen Gebet erhoͤret, und die Perſon aus Ge=
ſahr
erritket; ſo werden bieſelben eeſuchet, GOtt davor zu dancken, und zu bitten, daß er ſie, mit
ihren guten Freunden, die um ſie ſind, in ſeinem Schutz erhalten wolle. Hierbey kommt vor die
Wayſen 1. fl. 15. alb. An eben dieſem ſchickte ebenfalls eine oͤfftere Wohlthaͤterin eine Manne
voll Obſt. Den 16. erinnerte ſich unſere viel=jaͤhrig=guthertzige Freundin abermalen der Wayſen
groſſen Duͤrfftigkeit, und verehrete denenſelben, von dem geſchenckten goͤttlichen Segen, ein
Malter Korn und ein Malter Gerſte.
Wie groß iſt doch, o GOtt: deine Suͤtek deine
Wunder und deine Gedancken, die du an uns beweiſeſt. Wir verkuͤndigen ſolche mit Lob= vol=
lem
Munde, und ſagen davon in demuͤthig=danckbarem Hertzen, wiewol ſie nicht zu zehlen ſind.
Wie du, treuer Vater! willige Geber liebeſt, und verheiſſen haſt, ihnen mehr Gutes und Barm=
bertzigkeit
zu ſchencken; ſo wolleſt du auch diefe Freunde mit deiner reichen Segens=Fuͤlle gnaͤ=
diglich
uͤberſchuͤtten, in deinem maͤchtigen Schutz erhalten, und ſie nicht laſſen Mangel haben
an irgend einem Guten.

Zu verlehnen wird angetragen:

In der Neuen Vorſtadt iſt zu verlehnen 1. Stube, 1. Kammer, nebſt
Kuͤch und Antheil am Keller, im Hinter=Bau; Wer dazu Luſt hat, kan ſich
in der Buchdruckerey melden.

In der Frau Kregerin Hauß, an der Stadt=Kirche, iſt eine Stube vorn
heraus, wie auch eine Stube und Kammer, hinten im Hof, zu verlehnen;
Wer hierzu Luſt hat, kan es daſelbſt beſehen.

Ab=und durchgereiſte Herren Paſſagiers.

Herr Baron von Schelesheim aus Stuttgard.
== Boͤttiger, Regierungs=Rath aus Straßburg.
= Baron von Loͤhnhard aus Uſingen.
= Stoͤßiger, Hoff=Rath von Wittgenſtein=Berlenburg.
Baron von der Heeß, Dhom=Herr zu Oßnabruͤck.
== von Praunswitz, Hoſſ=Cavallier aus Mannheim.
= = Doͤring, Chur=Pfaͤltziſcher Cammer=Rath.
= Graff Juvanellie aus Venedig.
= = Franck, Kayſerl. Rittmeiſter.
== von Zurein, Dhomb=Herr von Wormbs.
= von Fräden, Hollaͤndiſcher Faͤhndrich.
== von Neyß, Bayriſcher Rittmeiſter.

Preiß

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Preiß der Lebens=Mittel.

Vom vorigen Sambſtag.
Ein Malter Korn
3.fl. 5. alb.== Schaaf=Fleiſch 3 alb.
Gerſte 2.fl. 15.alb. Ein Kalbs=Geling
=
6. alb.
=
Speltz 1.fl. 25.alb. = Kalbs=Kopf = 4. alb. 4. Pf.
Hafer 1fl.10.bi6 20 alb. = Kalbs=Gekroͤß
=
6. alb.
Rocken Mehl
3.fl. 26. alb. Ein Pf.friſche Butter
14.xr.
Weiß Mehl,
5.fl. 10. alb. Ein Kumpf geſchelter Hirſche 18. alb.
Das Pfund Ochſenfleiſch 3.alb.4. Pf. = grobgeſchelte Gerſte 16. alb.
= Rindfleiſch = 3.alb. 2. Pf. = klein geſchelte Gerſte 20. alb.
= Kalbfleiſch
3.alb. = Erbſen
12.alb.
= Schweinenfleiſch 3.alb. 4. Pf. == Linſen
10. alb.
= Hammelfleiſch 3.alb. 2. Pf. Eyer 6. vor
2. alb.

Gebohrne, Getauffte, Copulirte und Verſtorbene in voriger
Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Frantz Henrich Kuͤſter, Fuͤrſtl. Cammer=Fourierer, ein Toͤchterlein.
Herrn Gottfried Caſpar Kloß, Fuͤrſtl. Marchall=Amts=Scribenten, ein Toͤch=
terlein
.
Meiſter Henrich Chriſtoph Reining, Burgern und Leinenwebern, ein Soͤhn=
lein
.
Meiſter Johann Caſpar Betz, Burgern und Seilern, ein Soͤhnlein.
Peter Joſt, Beyſaſſen, ein Soͤhnlein.
Einer hieſigen Dirne, Catharina Margretha Marſchallin, vulgo Wanne=
machern
, ein unehlich Soͤhnlein.

2.) Copulirte.

Georg Friedrich Engel, Bepſaß allhier, mit Maria Eliſabetha, Michael
Kernen, Schwein=Hirten allhier, ehlichen Tochter.

3.) Geſtorbene und Beerdigte.

Suſanna, Meiſter Johann Georg Schallen, Burgers und Sattlers Ehe=
Frau, 71. Jahr 8. Monath.

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