Darmstädter Tagblatt 1740


14. Januar 1740

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Mit Hochfuͤrſtl. Gnaͤdigſtem PRIVILEGIO.

zu finden bey Gottfried Heinrich Eylau, Hof=Buchdrucker.

Es wird zum Verkauf angetragen:

1. Ein paar kupfferne Brunnen=Eymer, die ſchon etwas gebraucht, und noch
lange zu nutzen, welche 15. Pfund wiegen, ſind um einen billigen Preiß
zu bekommen.

2. Ein Gemaͤhlde auf Glaß, Maria Magdalena, die groſſe Buͤſſerin, vor=
ſtellend
, welche den Schmuck von ſich reißt, wirfft und ſtoͤßt, und iſt ſamt
der Rahme, welche flammig gepeitzt, etwas groͤſſer als ein Schreib= Bo=
gen
, à 6.fl.

3. Das Herrſchafftliche Hof=Guth und Meyerey nebſt denen dazu gehoͤrigen
Laͤndereyen und uͤbrigen Pertinenz-Stuͤcken zu Cranichſtein, ſoll auf den
16. Januar. allhier auf Fuͤrſtl. Renth=Cammer an den Meiſtbietenden auf
6. Jahr lang aufgeſteckt werden.
4. Dien=

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4. Dienſtags den 26. Januar. ſoll die allhieſige Herrſchafftliche Brauerey auf
nachfolgende Conditiones auf gewiſſe Jahre bey Fuͤrſtl. Renth=Cammer
aufgeſteckt werden: Dem Admodiatori ſoll an Naturalien gar nichts, mit=
hin
weder Holtz, noch Hopffen, Gerſten, Saltz, Stroh, Dung, noch
anders gelieffert und angeſchlagen, ſondern von demſelben davor, ſo gut
er koͤnne, ſelbſten geſorget, und hingegen von ihme das zur Fuͤrſtl. Hoff=
ſtatt
noͤthige Bier, und zwar jede Ohm vor zwey Gulden, die an dem
jaͤhrlichen Canone abgehen, gelieffert, weiters aber mit ihme durchaus in
keine Gemeinſchafft gegangen; ſondern das Hauß mit der Brau= und
Brandtenweinbrennerey und Zugehoͤrden, ohne das Viehe, ſo entweder
an ihn oder einen andern Kaͤuffer um baar Geld uͤberlaſſen werden wird,
vorher ſpecificè in einen Anſchlag gebracht werden ſolle. Wer nun darzu
Luſt hat, wolle ſich auf ermeldtem Tag Morgens um 9. Uhr auf hieſiger
Hochfuͤrſtl. Renth=Cammer einfinden.

5. Ein kleines Clavicordium, welches der beruͤhmte Orgelmacher Mayer ſel.
verfertiget, vor 6. fl. iſt ebenfalls in der Buchdruckerey zu erfragen.

6. Es ſind an einem gewiſſen Orte 60. bis 70. Stuͤck wohlgewachſene und
zum auſſetzen tuͤchtige Nußbaͤume, wie auch 1000. bis 2000. Reifflinge,
welche ein Jahr geſtanden, und von den ſchoͤnſten Rißlingen geſetzet wor=
den
, zu verkauffen; wer ſolche zu kauffen willens iſt, kan wegen des Preiſ=
ſes
und wo ſolche zu bekommen, in der Buchdruckerey nachfragen.

Zu verlehnen wird angetragen:

1. Eine Stube, Kammer, Kuͤche und Keller, nebſt benoͤthigten Platz zum
Holtzlegen.

2. Wird auch hiermit bekanntgemacht, daß Kinder von 10. bis 13. Jahren all=
hier
in die Koſt und Logiskommen koͤnnen, wobey ſie auch zugleich im naͤhen,
ſticken und ſtricken, auch andern Galanterien und Haußhaltungs=Sachen
angefuͤhrt, und zu allen weiblichen Verrichtungen angehalten werden ſollen.

3. Iſt auch vor zwey junge Knaben, ſo das Pædagogium frequentiren wol=
len
, Bett und Cammer zu verlehnen.

Zu entlehnen wird geſucht:

Ein Einwohner in hieſigem Land ſucht 200. fl. zu entlehnen, er verſpricht da=
gegen
Guͤther unter gerichtlicher Verlegung zu verpfaͤnden, welche 500. fl.
werth ſind.

Buͤcher/

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Buͤcher/ welche zu verkauffen ſind:

1. Martini Cruſii Schwaͤbiſche Chronick, aus dem Lateiniſchen uͤberſetzt, und
mit einer Coutinuation vom Jahr 1596. bis 1733. ausgefertiget von Jo=
hann
Jacob Moſer, in zwey ſtarcke Folianten gebunden, à 10. fl.
2. Andreæ Gailii Cameræ Imperialis Obſervationes. Item vom Kayſerlichen
Land=Friede ꝛc. ꝛc. ins Teutſche uͤberſetzt durch Tobiam Loncium, Juris
Licent. Hamburg 1601, ein Band in fol. à 2. fl. 30.xr.
3. Fuͤrſtl. Heſſen=Darmſtaͤdtiſche Proceß=Ordnungen ſind zu haben, jedes
Stuͤck à 24. xr.

Beſondere Nachricht.

Aus Wicklo in Jrꝛland wird berichtet, daß in ſelbiger Gegend ein Mann im
106. Jahr ſeines Alters geſtorben, welcher bis zum letzten Augenblick den voͤlli=
gen
Verſtand behalten, auch alle Zaͤhne mit ſich ins Grab genommen, die noch
ſo gut geweſen, daß er wie ein junger Menſch Nuͤſſe damit aufbeiſſen koͤnnen.
Einer ſeiner Bruͤder ſoll vor 2. Jahren in gleichem Alter geſtorben ſeyn, und
der dritte Bruder habe auch das hunderte Jahr erreichet; alſo daß ſich die Le=
bens
=Zeit dieſer 3. Bruͤder auf 312. Jahre belaͤufft. Merckwuͤrdig iſt noch die=
ſes
, daß der letztere in ſeinem 80. Jahre mit ſeiner damals 53. jährigen Ehe=
Frau ſeinenjuͤngſten Sohn gezeuget hat. Hieruͤber hateine gewiſſe Feder die=
ſe
Anmerckung gemacht: Man moͤchte wol die 3. ſo alt gewordene Bruͤder die
3. Jrꝛlaͤndiſche Ertz=Vaͤter, des letztern Ehe=Frau aber, wegen ihrer Frucht=
barkeit
im Alter, eine andere Sara heiſſen.

Angekommene frembde Herren Paſſagiers.

Herr von Seebach, von Storndorff, logirt im Trauben.
Herr Baron von Riedel aus Berlin, logirt im Adler.

Abgereiſte Herren Paſſagiers.

Herr Hending, Chur=Pfaͤltziſcher Lieutenant.
Herr von Aſſenbourg, Geheimbder Rath von Heſſen=Caſſel.
Herr Kuhler, Lieutenant aus Daͤnnemarck.
Herr Beydmann, Secretarius beym Graf von Degenfeld, zu Franckfurt.
Herr Wieſel, Cammer=Diener beym Geheimbden Rath von Aſſenbourg,
von Heſſen=Caſſel.
Herr Rothbauer, Secretarius aus der Uſingiſchen Herrſchafft Lahr.
Herr von Hoheneck, Cammer=Herr beym Hertzog von Wuͤrtenberg.

Frucht=

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Frucht=Mehl=und Fleiſch=Preiß/ vom vergangenen
Sonnabend.

Ein Malther Korn 4. fl. = = Gerſten = 3. fl. 5. alb. = = Spelz = 1. fl. 20. alb. = = Hafer = 2. fl. Rocken Mehl = = 4. fl. 20. alb. Weiß Mehl 0 5. fl. 10. alb. Das Pfund Ochſenfleiſch 5. xr. = = = Rindfleiſch = 4. xr. 2. Pf. = = = Kalbfleiſch 5. xr. 2. Pf. = = = Schweinenfleiſch 5. xr = = = Hammelfleiſch 5. xr.

Gebohrne, Getauffte, Copulirte und Verſtorbene, von
voriger Woche.

1.) Gebohrne und Getauffte.

Herrn Georg Philipp Zahn, Cantori und Collegæ des Fuͤrſtl. Pædagogii,
ein Toͤchterlein.
Herrn Martin Schoͤne, Fuͤrſtl. Cammer=Muſici, ein Toͤchterlein.
Johann Joſt Wißmann, Guarde- Reutern, ein Soͤhnlein.

2.) Copulirte.

Herr Johann Daniel Rauch, Fuͤrſtl. Ober=Foͤrſter auf dem Forſthauß am
Steinbruͤcker=Teich, Wittwer, mit Jungfer Anna Eliſabetha, weyland
Herrn Johann Georg Moters, geweſ. Pfarrers zu Ober=Ramſtadt, hin=
terlaſſenen
Jungfer Tochter.

Herr Gottfried Chriſtoph Held, Fuͤrſtl. Regierungs=Cancelliſt allhier, mit
Jungfer Maria Salome, weyl. Herrn Johann Juſtus Dauben, geweſ.
Land=Miliz- Faͤhndrichs; nachgelaſſene Jungfer Tochter.

Herr Chriſtoph Rauh, Chirurgus zu Haßmannßheim im Chur=Pfaͤltziſchen,
mit Jungfer Catharina Chriſtina, weyl. Herrn Johann Balthaſar Jau=
pen
, geweſ. Fuͤrſtl. Magazin-Schreibers und Stadt=Fouriers allhier, nach=
gelaſſene
eheliche Tochter.

Meiſter Johann Wendel Pfeiffer, Burger und Huffſchmitt allhier, mit Ju=
ſtina
Juliana, weyl. Johann Conrad Boͤttingers, gewef. Burgers und
Fuhrmanns allhier, nachgelaſſene eheliche Tochter.

3.) Geſtorbene und Beerdigte.

Frau Maria Sibylla Folleniin, 79. Jahr.
Anna Felicitas Fuchßin, eines hieſigen Tagloͤhners Frau, 36. Jahr.
Des Schumacher Walthers Frau, 62. Jahr alt.