European peace treaties of the pre-modern era in data / Europäische Friedensverträge der Vormoderne in Daten (FriVer+)


Friedensdeklaration von Stockholm

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European peace treaties of the pre-modern era in data / Europäische Friedensverträge der Vormoderne in Daten (FriVer+) Friedensdeklaration von Stockholm Digital edition according to TEI P5 TEXT+ Jaap Geraerts The transformation and enrichment of the data is done by Jaap Geraerts (IEG Mainz). The other members of the FriVer+ team are Fabian Cremer, Ines Grund, and Thorsten Wübbena (all IEG Mainz). The original data has been created by the team of scholars who were part of the Europäische Friedensverträge der Vormoderne project. This project was lead by Prof. Dr. Heinz Duchhardt and was based at the Leibniz Institute of European History in Mainz. Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt http://lobid.org/organisation/DE-17 This file is licensed under the terms of the Creative Commons License CC-BY 4.0 (Attribution 4.0 International) Dresden SaechsHStA Deklarationen: SHSADresden OU 14633/b Stockholm 1729 IV 28 (Original der "Declaration Friedrichs, Königs von Schweden, an König August von Polen, die statt eines förmlichen Friedens-Traktats gelten soll"; dt., 3 fol., Unterschrift: Friedrich, 1 Oblatensiegel). Ratifikationen: Ratifikation Augusts II. 1729 VII 20 [kein Nachweis].
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Drucke

CTS 33, S. (191)193-197 (dt.), S. 198-201 (frz.). Dumont, Suppl. 2/2, S. (281)282-283 (frz.). Sverges Traktater VIII:1, S. 123-125. Mercure Historique 87, S. 178. Dumont, Suppl. 2/2, S. 281-283; CTS 33, S. 199 nennen als Datum der schwedischen Konvention Stockholm 1729 V 9 (beide nach der frz. Übersetzung). Dumont, Suppl. 2/2, S. 283 druckt zusätzlich eine »Publication de cette Paix à Stockholm« (frz.; Stockholm 1729 VI 30) ab, unterzeichnet durch den schwedischen König.

Inhalt

Erklärung über gutes Vernehmen mit auswärtigen und benachbarten Mächten.Mißhelligkeiten sollen aufgehoben, vergeben und vergessen sein.Bestimmung über den künftigen Frieden.Status der Deklaration als förmliches Friedensinstrument.

Kommentar

Im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) hatten Schweden und Sachsen-Polen gegeneinander gestanden. Bei Altranstädt mußte der sächsische Kurfürst und polnische König August II. am 24. September 1706 einen Friedensvertrag unterzeichnen, der ihn zum Verzicht auf die polnische Krone zwang. 1710 erhielt er nach einem erneuten Waffengang an der Seite Rußlands gegen Schweden die polnische Krone zurück. Am 15. August 1710 räumte Schweden die besetzten polnischen Gebiete (Posen, Großpolen). Zu einem förmlichen Friedensschluß kam es jedoch nicht. Polen war aussenpoltisch "so tief gesunken" (Hoensch), daß es am formellen Abschluß des Friedens im Norden 1719-1721 nicht beteiligt war. Der faktische Frieden mit Schweden wurde 1729 mit einer Deklaration bekräftigt.

Kontext

1697 Der sächsische Kurfürst Friedrich August I. besteigt als erster Wettiner nach einer umstrittenen Wahl den polnischen Thron (August II., gen. "der Starke"). 1701-1714 Spanischer Erbfolgekrieg.1700-1721 Großer Nordischer Krieg. Dänemark, Sachsen-Polen, Rußland und Brandenburg (in zeitlich wechselnden Bündniskonstellationen) versuchen, die schwedische Vorherrschaft im Ostseeraum zu brechen. Sachsen fällt in Livland ein, Dänemark richtet sich gegen Schleswig. 18. August 1700 Friede von Travendal zwischen Dänemark und Schweden. Dänemark scheidet aus dem Krieg aus und erkennt den Herzog von Holstein-Gottorf an. Der Krieg zwischen Sachsen-Polen und Rußland mit Schweden geht weiter (1701/02 Siege Karls XII. Besetzung Polens.) 24. September 1706 Friede von Altranstädt: Schweden zwingt Sachsen-Polen zum Ausscheiden aus dem Krieg und August II. zum Verzicht auf die polnische Krone (1706 XI 30). An seine Stelle tritt "Gegenkönig" Stanislaw Leszczynski, der sich jedoch nur in Teilen Polens durchsetzen kann. "Guerillakrieg" in Polen.29. Oktober 1706 Sachsen-Polen erringt zusammen mit Rußland bei Kalisz einen Sieg über Schweden.1. September 1707 Konvention von Altranstädt. Um einen weiteren Vormarsch Schwedens zu verhindern, garantiert der Kaiser die Rechte der Protestanten in Schlesien. Damit wird eine Verschmelzung mit dem Span. Erbfolgekrieg verhindert. 8. Juli 1709 Russischer Sieg bei Poltava. Der schwedische Rückzug beginnt.9. Juli 1709 Sieg Rußlands über Schweden bei Poltawa. Die schwedischen Truppen verlassen daraufhin Polen. Stanislaw Leszczynski geht ins Exil. Im August kehrt August II. nach Polen zurück und widerruft seinen Thronverzicht. Im Vertrag mit Rußland (X 20) muß er sich zur weiteren Teilnahme am Krieg gegen Schweden verpflichten. 16. April 1710 August II. erhält die polnische Krone zurück, muß jedoch dem Adel weitgehende Zugeständnisse machen (Pazifikationstraktat 1716 XI 9). 3. Juli 1713 Friede von Adrianopel zwischen dem Osmanischen Reich und Rußland. Die Pforte gibt ihren Einfluß auf Südostpolen auf. Für Polen endet damit der Waffengang; Krieg und Pest haben das Land zerstört und entvölkert. 12. Juni 1714 Preußisch-russisches Bündnis. Im November schließt sich Hannover an. 2. Mai 1715 Durch einen Vertrag mit Dänemark erwirbt Hannover Bremen und Verden. Hannover und Preußen treten in den Krieg gegen Schweden ein.11. Dezember 1718 Tod Karl XII.1719 - 1721 Friedensverträge beenden den Nordischen Krieg. Die schwedische Hegemonie im Ostseeraum ist beendet. Dänemark und Preußen verzeichnen wichtige territoriale Gewinne. Rußland wird zur Großmacht im Baltikum. 11./22. Juli 1719 Präliminarfriede zwischen Hannover und Schweden.20. November 1719 Friede von Stockholm zwischen Schweden und Hannover. Hannover erhält Bremen und Verden21. Januar 1721 Friede von Stockholm zwischen Schweden und Preußen. Preußen erhält Teile Pommerns3. Juli 1721 Friede von Frederiksborg zwischen Schweden und Dänemark bringt territoriale Gewinne (Schleswig) für Dänemark. Schweden behält Vorpommern.10. September 1721 Friede von Nystad zwischen Rußland und Schweden. Estland, Teile Kareliens, Ingermanland und Livland fallen an Rußland.

Edition

Wir , Gothen und Wenden König p.p.p. entbiethen dem Durchlauchtigsten, Großmächtigsten Fürsten, Herrn , Groß-Hertzogen in Litthauen, Reüßen, Preüßen, Mazowien, Samogitien, Kyovien, Volhinien, Podolien, Podlachien, Lieffland, Smolensco, Severien und Czernichovien p. Hertzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve, Bergen, Engern und Westphalen, des Heil[igen]. Römischen Reichs ErtzMarschalln und Churfürsten, Landgrafen in Thüringen, <Marggrafen> zu Meißen, auch Ober- und Nieder-Laußnitz, Burggrafen zu Magdeburg, Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck, Ravensberg und Barby, Herrn zum Ravenstein pp Unserem freundlich lieben Bruder, Vettern und Nachbarn, Unsere freund-vetterliche Dienste, und was Wir mehr liebes und gutes vermögen, zuvor. Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Bruder, Vetter und Nachbar Gleichwie Wir, von Anfang Unserer Regierung eine Unserer ersten Sorgen seyn laßen, mit allen Auswärtigen und in Sonderheit benachbarten Potentien, in guten Vernehmen zu stehen; Also sind Wir auch besonders darauf bedacht gewesen, wie diejenige FreundschaftCTS; Sverges Traktater 8: freündschafft. und Einigkeit, welche zwischen Unsers Glorwürdigsten Vorfahren an der CrohnCTS; Sverges Traktater 8: Cron (auch im Folgenden)., MajestätCTS; Sverges Traktater 8: weyland Königs Carls des XII. Maij:t. Maj[estät]. und E[u]w[r]. Maj[jestät]. auch beyderseits Maj[estät]. Maj[estät]. im Römischen Reiche gelegenen respective Churfürstenthum, Provintzen und Landen insonderheit, bekandter maßen,CTS: Chur Furstenthum, Prowintzen und Landen insonderheit bekanter massen. unterbrochen worden, durch glimpfliche Wege wieder hergestellet werden mögte. Da nun, von der Zeit an, dasjenige, was die vorherige Mißhelligkeiten veranlaßet und unterhalten gehabt, von beyden Seiten vorlängst würcklich eingestellet, vielmehr von Uns so wohl als E[u]w[r]. Maj[estät]. mittelst Erneuerung der Correspondenzusfertigung: Correspondentz.CTS; Sverges Traktater 8: correspondenz. eine beständige Begierde zu Wiederherbringung der alten Freund-CTS; Sverges Traktater 8: freünd. und Nachbarschaft je mehr und mehr geäußertCTS; Sverges Traktater 8: geäüssert. worden. Wodurch beyderseits Untherthanen schon so viele Jahre über sich in den vorigen Ruhestand gesetzet sehen, und des edlen Friedens in der That genießen, so daß nicht mehr übrig zu seyn scheinet, als von beyden Theilen die darunter führende löbliche und christliche MeinungCTS; Sverges Traktater 8: meynung und Absicht, durch eine solenne ErklärungAusfertigung: Erklährung. CTS; Sverges Traktater 8: Erklärung schrifftlich an den Tag zu legen und vestzustellen; Als haben Wir, der zwischen Uns und ihr[o]. Maj[estät].CTS; Sverges Traktater 8: Ew. Maij:t. durch die unsrige an beyden HöfenCTS; Sverges Traktater 8: Höffen. genommenen Abrede zu folge, und in betracht der Uns von deroselben versprochenen freundbrüderlichen gegen Erklärung, solches Unsers Orts zu bewerckstelligen, keinen Anstand nehmen mögen; Declariren solchem nach Krafft dieses Unsers Brieffs, auf das feyerlichste, versprechen und wollen, daß von nun an zwischen Uns auch Unsern Successoren und Nachfolgern an der Crohn, dem Königreich Schweden und deßselben so wohl in als außerhalb des Römischen Reichs gelegenen Prowintzen und Landen, an einem, und E[u]w[r]. Maj[estät]. und deroselben Successoren und Nachkommen an dero Churfürstenthum Sachsen und sämtlich dazu gehörigen und andern innerhalb des Römischen Reichs gelegenen Prowintzien und Landen, am andern Theile, alle vorhergegangene Mißhelligkeiten und Beleidigungen, sie mögen Nahmen haben wie sie wollen, völlig aufgehoben, und auf ewig vergeben und vergeßen seyn, dagegen ein allgemeinerCTS; Sverges Traktater 8: algemeiner. unverbrüchlicher Friede und eine wahre aufrichtige FreundschaftCTS; Sverges Traktater 8: freundschafft. seyn und bleiben, selbigem von keiner Seite durch etwas Wiedriges, weder öffentlichCTS; Sverges Traktater 8: offentlich. noch heimlich, weder directe noch indirecte, entgegen gehandelt werden, sondern vielmehr einer des andern Ehre, nutzen und bestes treulichCTS; Sverges Traktater 8: treülich. meynen und befördern, Schaden und Unheil aber wehren und warnen, ja alles dahin anwenden solle und wolle, damit der wiederhergestellte Fried- und Ruhestand zwischen Uns und E[u]w[r]. Maj[estät]., auch beyderseits Unterthanen beständig und unverrückt beybehalten, und nimmermehr gekräncket oder gestöret werden möge. Und wie Wir zu desto mehreren Nachdruck dieser Unserer Declaration, derselben eben die Kraft,CTS; Sverges Traktater 8: Krafft. als einem förmlichen Friedens-Tractate beylegen, und zu derselben Festhaltung eben so verbunden seyn und bleiben wollen, als wäre derselben Innhalt durch öffentliche Abhandlung verabredet und beschloßen worden. Also versehen Wir uns desgleichen zu E[u]w[r]. Maj[estät]. um so mehr, als man sich über das darunter versirende gemeinschafftliche Interesse unter Uns ehedem schon vereinbaret, und Unser freund-brüderlich Vertrauen zu E[u]w[r]. Maj[estät]. FreundschafftCTS; Sverges Traktater 8: freündschafft. zuverläßig gerichtet ist.CTS; Sverges Traktater 8: [Text endet hier mit:] Die Wir übrigens etc. Friedrich. H. Cedercreutz. Und Wir verbleiben E[u]w[r]. Maj[estät]. zu Bezeugung aller freund-brüderl[ichen]. Gefälligkeiten stets willig und gefließen. Stockholm den 28. April 1729E[u]w[r] Maj[estät].Freundwilliger VetterBruder und Nachbar

H. CedercreutzTextvariante: Dumont: Cederncreutz. Sachanmerkung: Herman Cedercreutz (1684-1754), schwedischer Kanzleirat.

An des Königes in Pohlen MaytAusfertigung: [Handschriftlicher Zusatz linker unterer Seitenrand]. CTS; Sverges Traktater 8: [Anrede: fehlt.]

Seitz / Rosengren, Sveriges freder och fördrag, S. 89.
1

Friedrich I. (1676-1751), Landgraf von Hessen-Kassel, seit 1720 schwedischer König.

2

Friedrich August I. (1670-1733), seit 1694 sächsischer Kurfürst, seit 1697 als August II.

3

Karl XII (1682-1718), seit 1697 schwedischer König.

4

Kriegerische Auseinandersetzung im Rahmen des Großen Nordischen Krieges 1700-1706 und 1709-1713; offizieller Friedensschluß 1706 IX 14/24 in Altranstädt.