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DUM VIII/1 S. 204-206 Link zum Druck auf gallica.bnf.fr CTS 25, S. (475)477-485 (486-491, frz.). Lamberty, Memoires pour Servir à l´Histoire du XVIII Siècle 4, S. 279 (frz.). Kretzschmar, Der Friedensschluß von Altranstädt 1706/1707, in: Kalisch/Gierowski (Hgg.), Um die polnische Krone: Sachsen und Polen während des Nordischen Krieges 1700-1721, Berlin 1962, S. 175-183 (dt. Übersetzung nach: SHSADresden Loc. 3541).
Inhalt
Art. 1 Ewiger Friede und aufrichtige Freundschaft [zwischen Karl XII. von Schweden, Stanislaus I. von Polen und Friedrich August (II.) von Sachsen].Art. 2 Schaden vergessen. 1. Bestimmungen über Privatangelegenheiten.Art. 3 Wurzel des Kriegs und der Feindseligkeiten ausrotten.Friedrich August von Sachsen entsagt der polnischen Krone und übergibt Polen und Litauen mit allen Rechten an Stanislaus. Stanislaus I. wird als wahrer und legitimer König anerkannt.1. Beibehaltung des königlichen Namens und der königlichen Ehre für Friedrich August.Art. 4 Zustellungsformalitäten der Abdankungsurkunde. Friedrich August entsagt Aktivitäten gegen Stanislaus. 1. Erklärung über künftiges Verhalten gegenüber Konvention und Polen.Art. 5 Die gegen Karl XII. gerichteten Bündnisse Friedrich Augusts müssen aufgegeben werden, namentlich diejenigen mit dem Zaren von Moskau. 1. Erklärung, daß Unterstützung des Zaren von Moskau beendet wird.Art. 6 Aufhebung bestimmter, im Vertrag definierter Dekrete und Statuten. 1. Über geistliche und weltliche Würden und Beneficia.Art. 7 Die polnische Krone und die Insiginien, die in Sachsen aufbewahrt werden, müssen Stanislaus überlassen werden.Art. 8 Königliche Prinzen Jakob und Konstantin Sobieski sollen aus dem Arrest entlassen werden. 1. Bestimmungen über Geldzahlungen.Art. 9 Polnische und litauische Gefangene. Bischof von Posen.Art. 10 Schwedische Gefangene. 1. Bestimmungen über Schulden der Offiziere.Art. 11 Bestimmungen über Überläufer und Verräter.Auslieferungsbestimmung Johannes Reinholdus Patkuls.Art. 12 Gefangene Soldaten aus Moskau.Art. 13 Bestimmungen über Standarten, Fahnen, Geschütze.Art. 14 Oberst Görtz rehabilitiert.Art. 15 Bestimmungen über den Unterhalt der in Sachsen stationierten schwedischen Truppen. Winterquartiere. Rückzug der Truppen.Art. 16 Evakuierung der Städte und Festungen Krakau und Tykocin.Art. 17 Bestimmungen über Leipzig und Wittenberg.Art. 18 Beendigung der Feindseligkeiten in Sachsen und den kurfürstlichen Landen. Waffenstillstand.Art. 19 Bestimmungen über Religion und Konfession.Art. 20 Bestimmungen über Hilfeleistungen im Falle eines Angriffs auf Sachsen. 1. Satisfaktion im Falle eines sächsischen Friedensschlusses mit Moskau.Art. 21 Erklärung über Friedensgarantien und die Aufnahme anderer Souveräne, namentlich des Kaisers, Großbritanniens, der Niederlande und anderer Mächte.Art. 22 Bestimmungen über Ausfertigung der Instrumente. Ratifikation.
SeparatartikelÜber Artikel 21. Gültigkeit des Friedens. Status des Separatartikels. Ratifikation.
Kommentar
Im Januar 1700 marschierten sächsisch-polnische Truppen in das schwedische Livland (mit Riga) ein. 1702/1703 errang Schweden große militärische Erfolge, unter anderem die Einnahme Warschaus und Krakaus. Schweden forderte für die Einstellung seiner militärischen Aktionen unter Instrumentalisierung der Parteiungen des polnischen Adels die Absetzung Augusts als polnischen König. Diese Forderung spaltete die Szlachta und führte zu innerer (auch bewaffneter) Konfrontation (sog. "Konföderationen"), aber auch zu einem "Guerillakampf" gegen Schweden. Im Februar 1704 setzte eine polnische Adelsfraktion auf dem Sejm unter schwedischem Einfluß August II. ab und wählte Stanisław Leszczyński zum "Gegenkönig". Nach der militärischen Niederlage bei Fraustadt und der Besetzung Sachsens durch schwedische Truppen mußte Sachsen nach nur 14tägigen Verhandlungen den "Diktatfrieden" (Mieck) von Altranstädt unterzeichnen. Die Unterzeichnung erfolgte durch die sächsischen Unterhändler Imhoff und Pfingsten, die in einem Zusatzprotokoll die Anerkennung des Vertrages durch August II. innerhalb von sechs Monaten zusicherten. Der sächsische Verhandlungsspielraum war gering gewesen, denn Karl XII. hatte den Verzicht der Wettiner auf die polnische Krone als unabänderliche Verhandlungsprämisse gesetzt. August II., der durch die zähen Kämpfe in Polen festgehalten wurde, erfuhr erst im Oktober von dem für ihn so ungünstigen Vertragsschluß. Entgegen den Waffenstillstandsbestimmungen besiegte er am 29. Oktober im Verbund mit Rußland ein schwedisches Herr und sprach am 19. November in einem Manifest dem Frieden jegliche Rechtskraft ab. Unterstützung anderer europäischer Höfe erhielt August II. nicht. Am 1. Dezember 1707 trafen sich Karl XII. und August II. in Günthersdorf (nahe Altranstädt); Karls XII. unnachgiebige Haltung zwang August II., am 19. Januar 1707 den Vertrag mit seiner Unterschrift anzuerkennen. Der Vertrag wurde von Preußen und den Seemächten garantiert. Nach der "epochalen" (Duchhardt) schwedischen Niederlage gegen Rußland im Juli 1709 bei Poltava, setzte August II. an der Seite des Zaren den Krieg fort. Am 8. August 1709 zog er seine Unterschrift unter den Altranstädter Frieden zurück und ließ sich durch den Papst vom Vertrag entbinden. Das geschwächte Schweden und Leszczyński wurden zum Rückzug nach Vorpommern gezwungen. 1709 setzte der Sejm August II. wieder als König ein. 1710/11 endeten die Kriegshandlungen in Polen. Aus europäischer Perspektive bestand der Erfolg des Friedens von Altranstädt (zusammen mit der Konvention von Altranstädt 1707 darin, daß die beiden großen Kriege dieser Zeit, der Spanische Erbfolgekrieg und der Nordische Krieg, nicht ineinanderflossen, sondern getrennt blieben (Kretzschmar).
Kontext
1700-1721: (Großer) Nordischer Krieg. Schweden unter Karl XII. sieht sich einer Allianz der Ostseemächte Dänemark, Sachsen-Polen und Rußland gegenüber.18. August 1700: Mit dem Frieden von Traventhal scheidet Dänemark aus dem Krieg aus.1702/1703 Schwedischer Vormarsch in Polen. Warschau und Krakau werden besetzt.14. Februar 1704 "Generalkonföderation" aus Teilen des polnischen Adels setzt August II. (seit 1697 auf dem polnischen Thron) ab und wählt Stanis³aw Leszczyñski zum König (12. Juli). Die Anhänger Augusts formieren sich zur "Konföderation von Sandomierz" und verbünden sich mit Rußland (30.August)28. November 1705 Bündnisvertrag Schweden - Leszczyñski. . 12. Februar 1706 Niederlage August II. bei Fraustadt. Schwedischer Sieg bei Grodno (März); das östliche Polen wird verwüstet.28. August 1706 Besetzung Sachsens durch schwedische Truppen.24. September 1706: König August II. von Polen muß im Frieden von Altranstädt auf den Thron verzichten. Sachsen-Polen scheidet aus dem Krieg aus und muß alle Allianzen (Rußland) kündigen. Als polnischer König wird Stanis³aw Leszczyñski bestätigt, der sich jedoch nur in Teilen Polens durchsetzen kann. Guerillakrieg in Polen zwischen den Anhängern Schwedens und Leszczyñskis einerseits und den Anhängern August II. und Sachsens andererseits.29. Oktober 1706 Sächsisch-polnische Truppen erringen zusammen mit Rußland bei Kalisz einen Sieg über Schweden.30. November 1706 August II. legt die polnische Krone nieder (Bestimmung Altranstädt). 19. Januar 1707 August II. unterzeichnet den Frieden.2. Februar 1707 Preußen erkennt unter dem Druck Schwedens Leszczyñski an und garantiert den Frieden von Altranstädt (IV 30). 8. Juli 1709 Sieg Rußlands über Schweden bei Poltawa. Die schwedischen Truppen ziehen sich daraufhin aus Polen zurück. Leszczyñski geht ins Exil. Im August kehrt August II. nach Polen zurück und widerruft seinen Thronverzicht. In einem Vertrag mit dem Zaren muß er sich zur Fortsetzung des Krieges gegen Schweden verpflichten (20. Oktober).16. April 1710 August II. erhält die polnische Krone zurück, muß jedoch dem Adel weitgehende Zugeständnisse machen ("Pazifikationstraktat" 1716XI 3).3. Juli 1713 Sonderfriede von Adrianopel. Trotz eines Bündnisses Karls XII. mit dem Osmanischen Reich, das in den Krieg gegen Rußland eintritt, wird die schwedische Position nicht gestärkt. Die Pforte erhält Azov und verzichtet auf ihren Einfluß in Südostpolen (Ukraine). Angesichts der Schwäche Schwedens formiert sich die Koalition der Nordischen Mächte neu (Dänemark und Sachsen-Polen treten wieder in den Krieg ein, Hannover und Preußen schließen sich an).1716 Die schwedischen Eroberungen gehen verloren. Karl XII. lehnt aber Friedensverhandlungen ab. 1717 Der Tod Karls XII. eröffnet den Weg für Friedensgespräche, die unter Vermittlung Englands zu den Friedensverträgen der Jahre 1719-1721 führen (mit Hannover, Stockholm 1720 I 21; mit Preußen, Stockholm 1720 I 21; mit Dänemark, Fredriksborg 1720 VII 3; mit Rußland, Nystad 1721 IX 10). Schweden verliert Gebiete an Dänemark (Schonen), Hannover (Bremen und Verden) und Preußen (Teile Pommerns). Das Gleichgewicht im westlichen Ostseeraum bleibt jedoch gewahrt. Im Baltikum hingegen kann Rußland durch territoriale Gewinne zur führenden Macht aufsteigen. Die Verträge legen die Grenzen im Ostseeraum fest, die bis ins 19. Jahrhundert Bestand haben.
Edition
In nomine Sacrosanctae Trinitatis Cum Polonicum tenente Sceptrum Serenissimo ac Potentissimo Principe ac Domino, D[omi]no , Rege ac Electore Saxoniae, grave ortum esset bellum, quod anno jam septimo continuatum, non modo Regna Sueciae ac Poloniae, sed etiam Electoratum Saxoniae variis molestiis, turbis et incommodis cumulaverat: secuta est interim ea rerum commutatio, ut Res publica Polona, in partes scissa, Serenissimum ac Potentissimum Principem ac Dominum, D[omi]num , Regem sibi eligeret, adque solium ejusdem tuendum cum Serenissimo ac Potentissimo Principe ac Domino, D[omin]o , Rege Sueciae, Societatem iniret. Quo facto quamvis accensa belli flamma vehementius exardescere, latiusque se diffundere, videretur; singulari tamen Dei bonitate accidit, ut bellingerantes Principes ac Reges serium pacis desiderium animis conciperent, atque ad restiguendum funestum hujus belli incendium paria studia et vota adferrent. Constituti igitur sunt, ac plena potestate muniti, qui operi tam salutari manus admoverent, et quidem, a Sacra Regia Majestate Sueciae Illustrissimi, Excellentissimi ac Nobilissimi viri, Dominus Comes Textvariante: CTS, Dumont: Dominus Carolus Piper. Sachanmerkung: Carl Carlsson Piper (1647-1716), Graf, schwedischer Kanzleirat und Minister (Svenskt Biografskit Lexikon 29, S.325-328). Von Piper und Hermlin stammt der Entwurf des Vertrages. (Kretzschmar, Der Friedensschluß von Altranstädt, S. 165). , Senator Regius, Supremus Aulae Praefectus, Consiliarius cancellariae Regiae et Academiae Upsaliensis cancellarius ut et Dominus , Secretarius Status et a Sacra Regia Majestate Poloniae, sicut foederato Sacrae Regiae Majestatis Sueciae, Illustrissimi, Excellentissimi ac Nobilissimi Dominus , Palatinus et generalis terrarum Russiae, ut et Dominus , supremus Magni Ducatus Lithuaniae Mareschallus; a parte vero Sacrae Regiae Majestatis et Electoralis Serenitatis Illustrissimi, Excellentissimi ac Nobilissimi, Dominus Antonius , Consiliarius intimus et camerae Praeses, ut et Dominus , Referendarius intimus, qui in castris Suedicis congressi, tabulis plenae potentiae rite commutatis, rem eo deduxerunt, ut favente supremo numine, diu optata pax resistueretur, inque mutuas amicitiae leges consentiretur, tenore sequenti:
Articulus I Sit pax perpetua, firma et sincera amicitia inter Serenissimum ac Potentissimum Principem ac Dominum, D[omi]num Dei gratia Suecorum, Gothorum Vandalorumque Regem, Magnum Principem Finlandiae, Ducem Scaniae, Esthoniae, Livoniae, Careliae, Bremae, Verdae, StetiniCTS, Dumont : Stettini., Pomeraniae, Cassubiae et Vandaliae, Principem Rugiae, Dominum Ingriae et WismariaeCTS, Dumont : Vismariae. nec non Comitem Palatinum Rheni, Bavariae, Juliaci, Cliviae et Montium Ducem, Ejusque Successores ac posteros Reges, Regnum Sueciae et subjectas illi regiones ac provincias. Nec non foederatum, Sacrae Regiae Majestatis Sueciae Serenissimum ac Potentissimum Principem ac Dominnum, Dei gratia Regem Poloniae, Magnum Ducem Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Kijoviae, VolhyniaeCTS, Dumont : Kyoviae, Volhiniae., Podoliae, Podlachiae, Livoniae, SmolensciaeCTS, Dumont : Smolenciae., Severiae, CzerniehoviaequeCTS, Dumont : Czerniekoviaeque. pp ejusque Successores ac posteros Reges Poloniae Magnosque Duces Lithuaniae, atque subjectas illis regiones ac provincias ab una parte et ab altera inter Serenissimum ac Potentissimum Principem ac Dominum, D[omi]num , Dei gratia Regem, Ducem haereditarium Saxoniae, Sacri Romani Imperii Archimareschallum et Electorem, Landgravium TuringiaeCTS, Dumont : Thuringiae., Marchionem Misniae, nec non superioris et Inferioris Lusatiae, BurggraviumCTS, Dumont : Burgravium. Magdeburgensem p.p. Ejusque haeredes ac successores: adeo ut omissa hostilitate, altera pars alteri nihil damni clam aut palam, directe aut indirecte inferat, aut per suos aliosve inferri faciat, nihil moliatur in alterius partis diminutionem et incommodum, non hostibus alterius quocunqueCTS, Dumont: quocumque. praetextu auxilia praestet, nec foedera cum aliis huic pacificationi adversa feriat, sed obstricta sit utraque pars ea posthac quaerere ac agere, quae alteri honori sint atque emolumento, fidamque vicinitatem et mutuam amicitiam intemerate colere ac observare.
Art. II Sit damnorum quoque omnium, quae utraque pars paciscentium occasione hujus belli passa est, aeterna oblivio. Neutri partium liceat ea, quae ante acta sunt, exprobrare aut via facti, vel specie juris persequi: nec ob sumtus huic bello impensos, damnaque accepta ab altera satisfactionem expetere. §1 Privatis nulla competat actio ratione, eorum quae tempore belli fisco addicta sunt. Salvo tamen vigore Articuli sexti infra sequentis.
Art. III Ut radix funesti hujus belli ac inimicitiarum omnium penitus exstirpetur, Serenissimus Princeps ac Dominus, D[omi]nus , Rex et Elector Saxoniae, amore pacis ductus Regno Poloniae cedit, omnique juri et praetentioni in Poloniam et Magnum Ducatum Lithuaniae Provinciasque illis subjectas nunc, et in posterum renunciat. Serenissimum vero Principem etCTS, Dumont: ac. Dominum, D[omi]num pro Rege Poloniae et Magno Duce Lithuaniae vero ac legitimo, vigore hujus transactionis solenniter agnoscit et declarat, adeo ut, neque eo superstite, aut post fata ejus, si ipse supervixerit, in Regnum Poloniae, Magnum Ducatum Lithuaniae, subjectasque illis provincias quidquam praetensurus sit. § 1 Conventum autem est, ut Serenissimus Rex et Elector Saxoniae nomen honoresque Regis ad dies vitae retineat, absque tamen insignibus ac titulo Regis Poloniae.
Art. IV Spondet insuper Serenissimus Rex et Elector, quod abdicationem hanc solenni Diplomate conscriptam ordinibus Reipublicae Polonae notam faciet ac manifestabit quodque hoc diploma intra sex hebdomadarum spacium, a die conclusi ac subscripti hujus tractatus computandum, in manus Serenissimi Regis Sueciae tradi curabit. Quemadmodum jam nunc et praesenti hac conventione eosdem Reipublicae Polonae ordines, universosque ac singulos Poloniae et Lithuaniae incolas jurejurando et obsequio, quo adstricti antea fuerant, solvit ac liberat; et in jusjurandum et obsequium Serenissimi Regis concedere sinit. § 1 Promittit quoque bona fide, se post hoc tempus nulla cum illis consilia, clam aut palam agitare velle, neminem eorum, qui novi Regis imperium forte aut jam detrectaverit, aut in posterum malitiose detrectare potuerit, recipere, juvare aut protegere, nec quidquam cum illis, aliisve quibuscunque tentare aut moliri, quod huic conventioni, et Serenissimo Regi Stanislao Rei publicaeque Poloniae fraudi sit atque detrimento.
Art. V Pariter omnia foedera et pacta, quae cum aliis Principibus ac statibus contra Serenissimos Reges, Regnaque Sueciae et Poloniae sancita habet, praesenti pacificatione abrogat et irrita declarat: inprimis vero illa, quae cum contra eosdem Reges ac Regna, vel ante bellum hoc, vel durante illo iniverat. § 1 Eidem Czaro Moscoviae non modo nullas post hunc diem suppetias mittet, verum etiam omnes Saxonicae nationis, qui auxilio ipsi antehac missi, sub signis Moscoviticis militant, a Servitio ejusdem revocabit.
Art. VI Simili modo omnia decreta et statuta, quae vulgo lauda appellantur, praesertim ea, quae in Varsaviensi Senatus Concilio, in Conventu Mariaeburgensi, Thorunensi, Elbingensi, Javoroviensi, Sandomiriensi, Cracoviensi, Brestensi, Olchinisensi et novissimo Grodensi, aliisque congressibus, ipsisque Comitibus Lublinensibus, quatenus huic pacificationi contraria reperiantur confiscationes etiam bonorum et abrogationes dignitatum decretaque in contumaciam Tribunalitia caeterorumque subselliorum, quae post diem V/XV mensis februarii anni MDCCIV facta sunt, nunc et in aeternum abrogantur. § 1 Quae ab eo tempore dignitates ac benificia, tam Ecclesiastica quam Secularia, a Serenissimo Rege ac Electore in suarum partium homines collata sunt, ea rescindere aut conservare, in potestate ac arbitrio Serenissimi Regis Poloniae esto.
Art. VII Diademata Polonica, reliquaque Regni Poloniae insignia, ad cultum Regalem pertinentia, ut et archiva omnia Regni, quae forte in Saxoniam asportata sunt, cum omni ornatu ac lapidibus pretiosisCTS, Dumont: preciosis., Eidem Serenissimo Regi ratihabito hoc tractatu statim extradentur.
Art. VIII Serenissimi Principes Regii, Princ. et , eodem tempore e custodia libertati in castris suedicis decenti modo sistentur, qui justo antea Diplomate cavebunt de non offendendo, aut vindicando in posterum quae tempore belli aut detentionis toleraverant. § 1 Serenissimus autem Rex et Elector promittit se Serenissimo Principi Iacobo vigore dati chirographi debitam pecuniae Summam soluturum jussurumque ut absque ulla tergiversatione ad liquidum illa deducatur.
Art. IX Similiter omnes Poloni ac Lithuani, qui in Saxoniam abducti sunt, ibique vel alibi locorum, jussu Serenissimi Regis ac Electoris, captivi detinentur, cujuscunque sortis sint ac conditionis pristinae restituentur libertati. Promittit etiam Serenissimus Rex et Elector se officia apud interpositurum, ut quam primum dimittatur.
Art. X Sic quoque omnes Sueci, qui hoc bello capti sunt, et in custodia Saxonica ubicunque locorum asservantur, cujuscunque fuerint gradus ac conditionis, ratihabitione facta, absque lytro dimittentur: Quemadmodum Sacra Regia Majestas Sueciae totidem Saxonicae nationis, et praeterea omnes belli Duces, ordinumque Ductores eodem tempore et absque lytro dimissura est. Reliquos vero gregarios, haud aliter ac eos, quos suo dudum adactos habet sacramento, ad beneplacitum detinere, militiaeque suae adscribere fas esto. § 1 Qui officialium utriusque partis, durante captivitate, aes alienum contraxerant, antequam liberabuntur, illud solvere, aut vadimonium praestare tenebuntur.
Art. XI Extradentur Sacrae Regiae Majestati Sueciae omnes transfugae ac proditores, qui in Saxonia reperiuntur, sive Sueci fuerint, sive ex Provinciis Suedicis oriundi: interque eos nominatim , qui donec dedatur, in arcta continebitur custodia.
Art. XII Milites praeterea Moscovitae, quotquot in Saxonia Electorali supersunt, ut captivi in potestatem tradentur.
Art. XIII Quaecunque signa militaria vexilla, tympana, tormenta bellica aliaque ejusmodi reperiuntur, quae Suecis ademptaCTS, Dumont: ademta. sunt, et tropaeorum instar esse possunt, ea omnia conquirentur, et Sacrae Regiae Majestaits Sueciae, absque ullo detentionis titulo, restituentur.
Art. XIV Quoniam Tribuno Textvariante: CTS, Dumont: Ciortzio. Sachanmerkung: Georg Heinrich von Goertz (1668-1719), schwedischer Geheimrat und Staatsmann (Svenskt Biografskit Lexikon 17, S. 168-177)., quem in fidem Sacra Regia Majestas Sueciae accepit, absenti et indicta causa gravis supplicii nota inflicta est, hac penitus abolita, pristino honori atque existimationi idem restituetur.
Art. XV Cum propter distantiam locorum longius videatur requiri tempus antequam pacificatio haec ratihaberi, ac sponsiones infra nominandae obtineri queant, Sacrae Regiae Majestati Sueciae integrum erit copias suas per totum Electoratum, ejusque Provincias, in hybernis collocare, ibique commeatum ac stipendia pro iisdem colligere. Interea copiis Sacrae Regiae Majestatis et Electoralis Serenitatis, quae in Saxonia remanserant, certi attribuendi sunt districtus, quibus pro sua sustentatione tuto ac quietè frui possint. Quae vero earum in Regno Poloniae degunt, tam diu illic sine noxa commorabuntur ac sustentabuntur, et quidem in Regione a Suedicis stationibus remota, donec educto e Saxonia milite Sueco, ad patrias remigrare sedes possint.
Art. XVI Eodem tempore urbes ac arces Cracovienses ac Tychosinensis, et si quae alia loca munita praesidiis Saxonicis insideantur, evacuabuntur, iisque, quos Sacra Regia Majestas Poloniae ad hoc nominaverit ac constituerit, cum tormentis cunctis et apparatu bellico, quae in illis hoc inveniuntur tempore, tradentur.
Art. XVII Et cum, Lipsia cum adjacente arce tradita, vitebergaCTS, Dumont: Vitteberga. quoque praesidium recipiat Suedicium, quoad leges hujus foederis impletae fuerint et executioni datae conventum est; ut iis impletis ac executioni datis, urbes hae atque arces praesidio Suedico liberatae, in priorem statum integre restituantur, et exercitus Suedicus ad certum diem finibus exeat Saxoniae.
Art. XVIII Cessabunt autem omnes hostilitates in Saxonia et Provinciis Electoralibus, induciaeque in earum locum succedent et bona fide servabuntur ab eo die, quo foedus hoc a constitutis utriusque partis paciscentium Commissariis conclusum fuerit ac signatum. In Polonia vero ac Lithuania quam primum notitia factae pacis ad exercitus utriusque partis pervenire possit. Ad quam perferendam XXI dierum spacium utrinque constituitur.
Art. XIX Inter Serenissimum et <peculiari>Schwer lesbar. CTS, Dumont: peculiariter. hoc pacto transactum est, ut ambo, tanquam membra Imperii Romano-Germanici, religionem pace Westphalica stabilitam firmiter tueantur, inque caeteris Imperii negociisCTS, Dumont: negotiis. consilia jungant socientque. Et quo Ordines Incolaeque Saxoniae et Lusatiae de illibato religionis evanglicae usu reddantur confirmatiores, ad instantiam , tanquam sponsoris ejusdem pacis promittit Sacra Regia MajestasCTS, Dumont: Sacra Majestas. et Electoralis Serenitas, pro se suisque posteris electoribus Saxoniae, nullam unquam religionis evangelicae mutationem in dictis regionibus admittendam aut introducendam, neque permittendum ut templa, scholae, academiae, collegia vel monasteria, aut loca ad ea exstruenda pontificiae religionis hominibus, inibi nunc aut in posterum concedantur.
Art. XX Quod si ob foedus hoc a aut alio quopiam bello impetatur, Serenissimi Reges Sueciae ac Poloniae eidem contra vim aggressoris auxilio esse volunt. § 1 Spondent pariter cum eo deventum fuerit, ut pax cum Czaro Moscoviae restauranda sit, in ea pacificatione rationem Serenissimi Regis ac Electoris esse habendam, ut in iis, quae jure postulaverit, aequa contingat satisfactio.
Art. XXI Quae hoc tractatu ita constituta promissa ac transacta sunt, non tantum Serenissimi Regie ac Principes paciscentes inviolabiliter ac sancte pro se quisque observabunt, bonaque fide et exacte implebunt, in omnibus clausulis et foederis hujus articulis, sed etiam ut haec pax eo firmior ac stabilior sit, in se recipit Serenissimus Rex et Elector Saxoniae, quod earum Conventionum, quae hoc tractatu continentur, fidejussionem a Serenissimo ac Potentissimo a Serenissima ac Potentissima , ut et celsisCTS, Dumont: ut et à Celsis. ac Praepotentibus Ordinibus Generalibus foederati Belgii, expetere velit, et intra semestre spacium a die subscriptionis numerandum, justa ac solenni formula conscriptam extradere. Sacrae Regiae Majestati Sueciae quoque licebit, ultra memoratas Potestates, plures, hujus tractatus fidejussores, si placuerit, suscipere ac adsciscere.
Art. XXII Denique haec pacificatio, cujus bina instrumenta confecta sunt, intra sex hebdomadas a die subscriptionis computandas, optima formula a singulis paciscentium ratihabebitur. Exemplaria autem, quae ratihabebuntur, a parte et singula, a parte vero Sacrae Regiae Majestatis et Electoralis Serenitatis bina conficienda, quae statuto die ac loco intra praefatum tempus per utriusque partis commissarios commutabuntur. In quorum omnium fidem Nos supra nominati Commissarii, plena potestate ac mandatis instructi, Instrumentum geminum, ejusdem tenoris utrumque manibus ac sigillis nostris signavimus ac corroboravimus. Quod factum est in pago Alt Ransteda die XIV/XXIV Septembris anno supra Millesimum Septingentesimo sexto.
C. Piper
Articulus separatus QuanquamCTS, Dumont: Quamquam. Serenissimus Princeps, Dominus Fridericus Augustus Rex et Elector Saxoniae, articulo ipsius foederis vigesimo et primo promiserat se fidejussiones ibi nominatas intra Semestre spacium acquirere velle atque exhibere. Si tamen contingat certas ob causas unam alteramque non posse obtineri, aut earum traditionem ultra praefatum tempus differri, conventum est, ut foedus ipsum nihilominus in vigore suo, permaneat, nec propterea ejus validitati quidquam detractum esse existimetur. Huic articulo Nos mitio hujus foederis nominati Commissarii eandem vim ac robur tribuimus, ac si ipsius foederis tabulis insertus esset, eundemque intra tempus tractatu ipso expressumCTS: Tractatu expressum., ratihabitum iri spondemus. In super duo exemplaria pari tenore confecta subscripsimus, sigillisque nostris munivimus, actum in pago Alt Ransteda ad Lipsiam die XIV/ XXIV Septembris Anni Millesimi Septingesimi sc sexti.
Piper Antonius Albertus l. Baro de Imhof O. Hermelin Georgius Ernestus Pfingsten
Stanisław Leszczyñski (1677-1766), Palatin von Posen, 1704-1709, 1733-1736 als polnischer König Stanislaw I.
In Altranstädt, ca. 15 km westlich von Leipzig gelegen, befand sich das schwedische Hauptquartier.
Duchhardt, Pentarchie, S. 242-243. Garantie Preußens (lt. Art. 21 des Friedens von Altranstädt): Charlottenburg 1707 IV 30. Siehe Preußens Staatsverträge aus der Regierungszeit König Friedrich I., S. 86-87 (ohne Textabdruck). In einer 1707 IX 1 zu Altranstädt geschlossenen Konvention gestand Kaiser Joseph I. Schweden eine Schutzrolle für die schlesischen Protestanten zu. Vergleiche Carlsson, Der Vertrag von Altranstädt 1707.
Friedrich August I. (1670-1733), ab 1694 sächsischer Kurfürst, ab 1697 als August II. (''der Starke'') polnischer König (bis 1733, mit Unterbrechung 1704-1709 wegen des ''Gegenkönigtums'' Leszczyńskis).
Stanisław I. Leszczński.
Karl XII. (1682-1718), schwedischer König seit 1697.
Olof Nilsson Hermelin (1658-1709), schwedischer Kanzleirat und Staatssekretär (Svenskt Biografskit Lexikon 18, S. 702-710).
Jan Stanisław Jabłonowksi (1669-1731), weissrussischer Wojewode, Schriftsteller, Anhänger Leszczyńskis und dessen Vertreter bei den Friedensverhandlungen (Polski Słownik Biograficzny 10, S. 221-223).
Aleksander Paweł Sapieha (1672-1734), Graf, Delegierter Leszczyńskis, litauischer Großhetman (Polski Słownik Biograficzny 34, S. 561-565).
Anton Albrecht Imhof (gest. 1715), Freiherr von, kursächsicher Rat und Kammerpräsident (ADB 14, S. 44).
Georg Ernst Pfingsten, kursächsischer Geheimer Referendar.
König Stanisław I. Leszczyński.
Peter I., genannt der Große (1672-1725), Zar seit 1689.
Lauda, Bezeichnung für Dekrete und Statuten, auch von Reichstagen.
Das Senatskonzil in Warschau (1702 V 2) legte sich auf den Kampf gegen Schweden fest (Kretzschmar, Der Friedensschluß von Altranstädt, S. 178).
Tagungszeitraum in Marienburg (1703 III 15 – V 3).
Zusammenkunft in Thorn (1702 IX 27 – XII 13).
Das Datum konnte nicht ermittelt werden.
Die hier geschlossene ''Konföderation von Sandomir'' (1704 V 20) unterstütze August II.
Senatskonzil in Krakau (1704 II 19 – 22) rief den polnischen Adel zum Kampf gegen Schweden auf und annullierte die Absetzung Augusts II.
Frühjahr 1704.
Treffen des litauischen Adels im November 1700, in der Beschlüsse gegen die Sapieha-Herrschaft gefaßt wurden.
Die ''Konföderation von Sandomir'' stellte sich bei der Zusammenkunft in Grodno (1705 XI 21 - XII 21) auf die Seite Augusts und setzte den Kampf gegen Schweden fort.
Sitzung des Sejm in Lublin (1703 VI 19 – VII 10), wo weitere militärische Maßnahmen gegen Schweden beschlossen werden.
Verfügt wird die Restituierung aller Konfiskationen, die nach dem seit 1./11. Februar 1704, d.h. dem Tag der Absetzung Augusts II. und der Wahl des Gegenkönigs Stanisław I. Leszczyński, erfolgt waren.
Jakub Ludwik Sobieski (1667-1737) und Konstanty Wladyslaw Sobieski (1680-1726), Söhne Jan III. Sobieskis, waren von der ''Generalkonföderation'' nach der Absetzung Augusts II. als Kandidaten für den Königsthron vorgesehen. Am 28. Februar 1704 wurden sie von sächsischen Truppen gefangengenommen. Daraufhin setzte Karl XII. die Kandidatur des Palatins von Posen Leszczynski durch. (Polski Slownik Biograficzny 39, S. 490-496 und 499-502).
Papst Clemens XI. (1700-1721).
Mikołaj Święciki, Bischof von Posen, hatte Leszczyński zum König gekrönt; dies war eigentlich dem polnischen Primas vorbehalten. Święciki wurde von August II. gefangengenommen und dem Papst in Rom überstellt, der ihn in ein italienisches Kloster in die Verbannung schickte (Kretzschmar, Der Friedensschluß von Altranstädt, S. 180).
Johann Reinhold von Patkul (1660-1707), livländischer Adeliger, war 1694 wegen seines oppositionellen Verhaltens gegen die schwedischer Herrschaft in Livland wegen Hochverrats verurteilt worden; seit 1698 Geheimer Hofrat von Kurfürst Friedrich August I.; 1703 wechselte Patkul in zaristische Dienste und war seit 1704 russischer Vertreter in Dresden. Friedrich August I. ließ ihn wegen seiner extensiven prorussischen Politik gefangennehmen. Nach seiner Auslieferung an Schweden (1707 IV 8) gemäß dieses Vertrages wurde er hingerichtet (1707 X 20). Erdmann, Der livländische Staatsmann Johann Reinhold von Patkul).
Tykocin, Stadt in Nordost Polen.
Kaiser Joseph I. (1705-1711).
Königin Anna (1702-1714).