Controversia et Confessio, Bd. 5


Amsdorf, Wider die Synergia Victorini (1564)

A 2r Herr wider den Jrthumb .

Dieweil die j. Synergia, vis seu efficatia voluntatis in hominis conuersione, wider auff die banwieder zur Sprache, aufs Tapet bringen. Vgl. , 1800f. koͤmpt, welche doch beide, vnd seine 2 Declaratores, dem willen genomen vnd jm doch ein 3 Modum agendi geben. So folgt daraus vnwidersprechlich, das vnser werck, nemlich die
mitwirckung vnsers willens zur seligkeit von noͤten sey, das also nicht allein Gottes genade, sondern vnser mitwirckung zu vnser bekerung vnd seligkeit von noͤten sey.

Daraus folgte, das Gott nicht allein, sondern auch der Mensch neben Gott die ehr vnd den rhum het, das er bekert wuͤrde, welches wider die Propheten,
Paulum vnd ist, welche alle eintrechtig mit der der gantzen schrifft solchen jrthumb deutlich vnd ausdruͤcklich verdammen vnd Gott allein die ehre geben, das er den Menschen, ohn zuthun seins willens oder
assentirens, bekere, denn wo in vns ein zuthun oder modus A 2v agendi were, so wuͤrde vnser Christlicher glaube von Gottes gnade vnd die gantze warheit
des Euangelij vntergedruckt ,welches klerlich zeugt, das Gott allein, on vnser zuthun, vns bekere.

Dieweil nu Paulus vnd die Propheten Gott allein die ehre vnd den rhum geben, das er vns aus gnade vnd nicht vmb vnser mitwirckung willen bekert vnd gerecht machet, so kan die Synergia oder der modus agendi in des
Menschen bekerung kein stat noch raum haben.

Denn wo vnser assentiern oder mitwirckung zu vnser bekerung etwas thet, so het der Bapst vnd seine SophistenDer altgriechischen Philosophenschule der Sophisten wurde nachgesagt, auf argumentativem Wege Tatsachen beliebig zu verdrehen. Vgl. , 339–343 (343f); . nicht geirret noch vnrecht gethan, vnd het vns schendlich betrogen vnd verfuͤrt, wie die abtruͤnnigen vnd Gottlosen, studierte in , und ab 1536 in . Nach Fürsprache und wurde er 1546 von an die Universität Königsberg berufen. Dort geriet er jedoch in Auseinandersetzungen mit , was ihn schließlich 1551 dazu bewegte, zu verlassen. Er konvertierte dann zum römischen Glauben zurück und veröffentlichte nach dem Wormser Religionsgespräch 1557 einige sehr polemische Schriften gegen die Protestanten. Zu ihm vgl. . vnd sein anhang schreiben vnd in seiner
Pelagianischen Postill solchs bestetiget, da er sagt, das wir mit vnsern guten wercken fuͤr Gottes Gericht erscheinen muͤssen.Es bleibt offen, welche Veröffentlichung hier von konkret gemeint ist. Vgl. jedoch : Also ist auch volgende propositio vnbedechtigklich gesatz, das er schreibet, das gute werck zu einem Christlichen leben hie auff erden ntig seind, denn sie nicht allein zu einem Christlichen leben hie auff erden noͤtig seind, sondern auch vor Gott, aber nicht vor seinem gericht, domit die gerechtigkeit vnnd seligkeit zu uerdienen (dann vor Gott kein lebendiger gerecht ist), sundern das Got nach den fruͤchten eines jeglichen glaubens richten vnd desselbigen werck in jenem leben vnd doch nicht nach verdienst belohnen, sondern nach seiner genade vnd Barmhertzigkeit, auff das sich niemandes derselben ruͤme, darauff verlasse vnd vermessen sey vnd doch dieselbige als ein angefangenen schuͤldigen gehorsam haben wil, (). A 3r Denn wo solchs1 war were vnd der modus agendi der 4 visitatorn bestehen solt, so kundt sich der Mensch 5 ex naturali voluntatis suae proprietate zur Gnade Gottes schicken vnd bereiten, das Gott vns vmb solcher bereitung willen bekern vnd
selig machen muͤste, das also Gott nicht die Gottlosen (wie die schrifft sagt)Vgl. Röm 4,5; 5,6., sondern die fromen, die mit jren guten wercken fuͤr Gottes Gericht erscheinen vnd sich zur gnade schicken vnd bereiten (Wie vnd seine Adiaphoristen sagen) bekert vnd selig macht. Denn der mensch, sagen sie, ist kein ploch noch Stein, sondern ein verstendige Creatur, die ein freien
willen hat, das er dem wort 6 assentiern oder nicht assentirn kan, haec illi.() gleichwohl wirket der barmherzige Gott nicht also mit dem Menschen, wie mit einem Block, sondern zecht ihn also, daß sein Wille auch mitwirket, so er in verständigen Jahren ist. , Sp. 48–64, bes. 51 = MBW 5208.

Nu ists war, der Mensch ist kein Ploch noch Stein, wie die Adiaphoristen gantz kindisch aus vnser lere folgern, denn es ist nicht der Propheten, Pauli noch vnser meinung, wenn wir sagen (wir sind dein Thon, du bist vnser Toͤpffer)Vgl. Jes 64,8., das wir dem Menschen in seiner bekerung den verstand vnd
willen nemen vnd jhn zu eim ploch machen wollen.

A 3v Sondern das ist die meinung, das des Menschen wille in der bekerung eben so wol in Gottes hand ist, wie der Thon ins Toͤpffers hand, denn wie der Toͤpffer aus dem Thon macht, was er fuͤr ein gefess wil, also macht Gott aus dem verdampten hauffen des menschlichen geschlechts, wen er wil
vnd erwelt, on zuthun des Menschen willen, ein gefes der barmhertzigkeit,Vgl. Röm 9,23. allein aus gnaden, nach der wal seines fuͤrsatz,Vgl. Röm 9,11f. vnd nicht nach dem willen des, der sich dazu schickt vnd bereit, 7 Quia non est currentis et volentis sed Dei miserentis.Vgl. Röm 9,16. Aber daruͤmb wird der Mensch kein ploch, sondern er ist vnd bleibt ein Mensch, 8 creatura intelligens et volens, sondern es wird
damit angezeigt, das der Mensch durch die erbsuͤnde so corrumpirt vnd verderbt ist, das er sich mit keinem guten werck noch gedancken zu seiner bekerung schicken noch bereiten kan, dieweil er vnter der Suͤnde vom Teufel gefangen ist, daruͤmb stehets allein bey Gottes gnad vnd wahl, das der Mensch bekert werde. Derhalben wird keiner bekert denn der, welchen
er erwelt, deren verstand vnd willen er erleucht vnd verneurt, das er etwas guts, das Gott gefalle vnd angenem sey, thun, reden oder gedencken kan, das wol­A 4rlen die wort (wir sind dein Thon, du bist vnser Toͤpffer), vnd ob der Mensch verstendig ist vnd ein willen hat, so folgt doch nicht, das er in seinerKonjiziert aus: stiner. bekerung ein modum agendi habe, das er zu seiner bekerung etwas
thuͤn koͤndte, wie der declaration treumbt.Die Declaratio Victorini, die unter Vermittlung württembergischer Theologen im Mai 1562 zustandekam. Vgl. . Der Text der Declaratio findet sich . Denn der wille ist durch die erbsuͤnde nicht allein verderbt, sondern auch vom Teufel gefangen, das er den menschen nichts guts gedencken noch thun lesset, das zu seiner bekerung dienet, sondern er mus thun vnd wollen was der wil, der jhn gefangen helt. Daruͤmb, wie gesagt, thuts Gottes gnad allein, on mitwirckung des
willens, das der Mensch bekert werde, vnd ob der Mensch Gottes wort lesen, hoͤren vnd betrachten kan, so sind doch solche werck kein 9 modus agendi in conuersione hominis, sondern sie seind 10 effectus et opera hominis, quae ei praecipit Dominus, wie wir hernach hoͤren werden,Vgl. . welche werck 11 verbum audire, docere, tractare, monere et exhortari etc. modus agendi
hominis sunt in aedificanda, plantanda et riganda Ecclesia,
denn hierinne seind die Prediger 12 Synergiste et cooperatores Dei,Vgl. I Kor 3,9. aber nicht in 13 conuersione hominis, in qua homo plane lutum est. Vnd ob wol die Visitatores solche werck 14 capacitatem seu aptitudinem nennen ließ in seinen Territorien 1562 eine Visitation durchführen, um die ernestinischen Theologen auf die Declaratio Victorini zu verpflichten. Vgl. . Die Visitationsinstruktion ist abgedruckt . vnd ein modum agendi daraus machen wol­A 4vlen, so wil sichs doch nicht nicht
schickenzusammenfügen, passen. Vgl. , 2651. noch reimen, denn sie verstehens 15 de actiua vnd nicht de passiua aptitudine, welchs stracksgeradezu, direkt. Vgl. , 605f. wider den spruch ist: Wir sind dein Thon, du bist vnser Toͤpffer.Vgl. Jes 64,8. Damit deutlich vnd klerlich angezeigt ist, das aptitudo actiua in vns verderbt ist, das wir zu vnser bekerung nichts thun koͤnnen vnd das allein aptitudo passiua in vns bleib, das wir vns formiren
vnd regenerirn lassen, wie sich der Thon vom Toͤpffer zu eim gefess formiren vnd machen lest. Dieweil denn der mensch in seiner bekerung 16 se pure passiue habet,habet im Original nicht kursiv gesetzt. so kan sein aptitudo oder capacitas oder proprietas naturalis ante regenerationem kein modus agendi sein, namIm Original nicht kursiv gesetzt. regenerari et renouari est modus patiendi, et ne quaquam modus agendi. Aber daruͤmb ist
der Mensch kein 17 truncus, denn er behelt sein verstand vnd willen, vnd wird jhm durch vnser Lehr nichts genommen, denn die macht vnd krafft guts zu thun, dieweil er verderbt vnd vom Teufel gefangen ist. Daruͤmb bekert auch Gott allein den, welchen er erwelt vnd haben wil vnd nicht 18 currentem et volentem, seu ad gratiam suo assensu se preparantem vt
secundum electionem propositum Dei maneat
, Ro. 9.Vgl. Röm 9,11. Quia Deus miseretur cuius uult, et non illius, qui se preparat et disponuit ad gratiam, vt et Adiaphoristae nu­
B 1rgantur. vertrat seit der secunda aetas seiner Loci communes die Ansicht, dass der menschliche Wille eine von drei Ursachen bei der Bekehrung des Menschen darstelle. Vgl. . Denn dieser spruch (18 miseretur cuius vult)Vgl. Röm 9,18. lesset sich nicht so verfelschen vnd verkeren, wie sie den spruch (19 indurat quem vult) mit jhrer glosa 20 de permissione
verfelscht vnd verkert haben.Konnte bisher nicht verifiziert werden. 21. Sic enim Deus secundum propositum currentis et volentisVgl. Röm 9,16. seu suo assensu ad gratiam se preparantis hominem conuerteret, tum hominis meritum locum haberet et homo currens et volens contra non currentem gloriari posset. Welches Gott vnd die heilige schrifft in keinem weg leidet, denn die schrifft gibt Gott allein die ehre vnd den
rhum, das er den Gottlosen, ohn des Menschen zuthun, aus lauter gnade, bekere vnd gerecht mache. Daraus erscheind aber eins klerlich, das der mensch in seiner bekerung keinen modum agendi hat, noch haben kan, denn Gottes gnad allein thut vnd wirckt alles, ohn zuthun des Menschen Willens, das er bekeret werde.

Daruͤmb ists ein lauterreiner. muthwille vnd vnuerstand, das die Visitatores aus den wercken, so Gott den Menschen geboten hat (das sie Gottes wort lesen hoͤren vnd betrachten sollen), ein modum agendi hominis machen.Vgl. Anm. 11 und 14. Wer ist je so vnsinnig vnd thoͤricht gewesen, der gesagt oder ge­B 1vschrieben het, das 22 actiones et opera sollen sein modus agendi, so doch modus
agendi
nicht anders ist denn 23 vis virtus et efficacia qua aliquid facimus, derhalben solche werck als 24 effectus aus dem modo agendi, 25 tanquam ex sua causa fliessen vnd herkomen. Derhalben zwischen 26 vi seu efficacia vnd dem modo agendi kein vnterscheit ist vnd nicht von einander koͤnnen noch sollen gesondert vnd geschieden werden, wie sie vnd sein
declaratores mit jhrem vnnuͤtzen gewesch den leuten das maul auffgesperretverwundert, erstaunt haben. gl. , 719. vnd von einander gesondert vnd geschieden haben. Daruͤmb wissen die Visitatores nicht, was sie reden oder glauͤben, wie denn allen geschicht, die der Philosophia folgen vnd menschen treumim Gegensatz zur Wahrheit eigenwillige, subjektive Meinungen. Vgl. , 1455f. leren vnd vertheidigen. Denn actiones et opera, wie gesagt, sind effectus et fructus
modi agendi
. Wie koͤnnen sie denn modus agendi sein, daruͤmb moͤchten sie wol in die Schul gehen vnd die schrifft besser lernen, zu dem nemen sie den willen 27 vim seu efficaciam agendi, gantz vnd gar vnd gehen jm doch 28 in conuersione hominis B 2r modum agendi qui vim seu efficaciam in se includit. Nisi enim modus agendi vim seu efficaciam agendi in se haberet,
modus agendi esse non posset, modus enim agendi est quo aliquid agere et facere possumus.
Daruͤmb ist solch gewesch de modo agendi, ein lauter traum vnd menschen gedichtmenschliche Erfindung. ein repugnantia et contradictio, so wider sich selbst ficht vnd streit. So seind auch dieselbigen werck (Gottes wort lesen, hoͤren vnd betrachten) 29 modus agendi Dei, externa media et instrumenta
eius,
dadurch er den menschen bekert 30 et salutem eius operatur. Jm menschen ist wol 31 capacitas et aptitudo passiua, qua Spiritum S.[anctum] recipere et per eum renouari potest. Aber das ist kein 32 modus agendi, id enim esset repugnantia in adiecto et vera contradictio, nam aptitudo actiua nihil aliud est quam ipsa vis seu efficacia agendi in homine a Satana captiua
tenetur, vt ad sui conuersionem nihil facere potest homo.
Daruͤmb kan im menschen quo ad sui conuersionem kein modus agendi sein. Quis enim tam insanus est, ut dicat ceram ideo habere modum agendi quod capax est in se accipere formam Sygilli, ideo plane insani sunt, qui contendunt hominem habere modum agendi ad sui conuersionem, propterea quod recipere, hoc
est: legere, audire et tractare verbum per quod renouatur et regeneratur cum id sit modus patiendi quo formatur et regeneratur homo. Quomodo igitur dictae actiones modus agendi hominis esse possunt? Et
B 2v quamuis in homine sit voluntas, qui non est in cera, tamen ipsa est corrupta, deprauata et captiua per peccatum et Satanam, vt nihil boni facere potest.
Ideo homo propter suam aptitudinem in sui conuersione nullum modum agendi habere potest. Nam homo sua sapientia et voluntate etiam si omnia in eo sana et integra essent coram Deo nihil plus valet et potest quam lutum coram figulo. Ideo homo in sui conuersione nullum modum agendi habere potest. Nam Deus cum voluntate hominis quantumuis sit potentia actiua, non
aliter agit, quam figulus cum ludo scilicet secundum beneplacitum suae voluntatis, vt propositium dei secundum electionem maneat Ro. 9.Vgl. Röm 9,11. Homo igitur propter suum velle se seu assensu ad gratiam praeparans non conuertitur, sed propter voluntatem et electionem Dei.
Wen Gott erwelt vnd haben wil, der wird bekert vnd selig, nicht der, so es durch sein thun vnd
bereitung sucht vnd begert, wie es vnd seinen Adiaphoristen treumbt. Welche aber Gott erwelt, die hoͤren vnd gleuben Gottes wort, vnd dieweil wir nicht wissen koͤnnen, welchen Gott erwelt hat, so sollen wir alle Gottes wort vleissig hoͤren, wie er vns geboten hat vnd die wahl Gott befehlen vnd vns damit nicht bekuͤmmern, sondern Gott gehorsam sein, vnd
sollen in keinem wege in vns ein modum agendi erdichten.

B 3r Denn solch Jrthumb, von Sophisten aus der Philosophia erdicht vnd durch ( lehr vom freien willenVgl. . vnter zu druͤcken) wider erfuͤr gebracht,Vgl. Anm. 19. koͤmpt allein daher, das sie den Menschen fuͤr Gott nicht anders achten vnd halten, denn wie er ist fuͤr den Creaturn neben vnd Konjiziert aus: untersich.vnter
sich. Nemlich, das er fuͤr Gott sey ein liberum agens, der ein freien willen habe, fuͤr Gott zu thun vnd lassen, wie er bey vnd fuͤr den menschen hat, das er aus seinen krefften thun moͤge, was Gott gefalle vnd angenem sey. Daruͤmb erGott. jmdem Menschen. gnade erzeigen vnd sich seiner erbarmen muͤsse, wie die Moͤnche vnd Sophisten gelert vnd geschrieben haben. Daraus denn klerlich
folget, das ein solch mensch wider die verdampten sich rhuͤmen kuͤnd, das er durch sein thun, vleis vnd bereithung (welches die verdampten nicht gethan) were bekart vnd selig worden, das also vnser seligkeit nicht allein bey Gottes gnade, sondern auch bey vns vnd vnserem thun stuͤnde. Ob nu solches der schrifft gemes sey vnd sich mit dem glauben B 3v: reime, las
ich alle fromme Christen richten. Daraus wuͤrde nu weiter folgen, das der Mensch fuͤr Gott eben so wol ein freien willen het, als fuͤr den Creaturn, welchs wider die gantze schrifft ist. Denn sie sagt klerlich, das des Menschen hertz vnd wille, auch der Koͤnige, in Gottes hand vnd gewald seind,Vgl. Ex 14,8; Ps 33,15; Prov 21,1. das er sie kert, lenckt vnd wend, wohin er wil, das sie fuͤr jm kein liberum agens
sein koͤnnen, wie sie bey vnd fuͤr den menschen seind, denn sie koͤnnen nicht thun, was sie wollen, sondern sie muͤssen wol thun, was Gott wil vnd koͤnnen nicht weiter greiffen,können ihre Befugnis nicht weiter ausdehen. Vgl. ,21f. denn so weit jn Gott aus gnade oder zorn verhengetzulässt. Vgl. , 524. vnd nachleset.gestattet. Vgl. , 86. Geschicht nu solches 33 in ciuilibus et politicis negocijs, viel mehr mus es also gehen vnd geschehen in 34 spiritualibus, das
der mensch nichts thun kan, denn was Gott wil, denn on mich, spricht Christus, koͤnd jr nichts thun,Vgl. Joh 15,5.16. das ist, keine gute fruͤchte bringen. Wenn nu die Visitatores bey dem wort bleiben vnd jm, on glosirn,auslegen, deuten. Vgl. , 215. gleubten, so were vnter vns kein zanck noch hader. Dieweil sie aber diese klare, helle wort 35 (cor Regis est in manu Dei)Vgl. Prov 21,1. nicht gleuben, sondern diese vnd
andere wort nach jrem gutduͤncken glosirn vnd deuten vnd aus jrem kopff ein modum agendi in con­[B 4r:]uersione hominis erdichten, dardurch die klaren Wort des heiligen Geists (Wir sind dein Thon etc.)Vgl. Jes 64,8. verkert vnd verfelscht werden, so ists vnmuͤglich, das friede vnd einigkeit erhalten werde, es muͤssen Rotten vnd Secten folgen, so die kirchen Christi trennen
vnd vneins machen, wie denn allezeit in allen Artickeln des Glaubens geschicht, wenn man das wort Christi vnd seiner schrifft anders deutet vnd glosirt denn die wort aus art vnd natur der sprach lauten. Daruͤmb solt man bey dem wort bleiben vnd demselbigen ohn glosa gleuben vnd Gott die ehre geben, das er allein aus gnade den menschen (welchen er wil aus fuͤrsatz
seiner wahl,Vgl. Röm 9,11f. on zuthun des Menschen wille) bekert vnd selig macht, so blieben wir eins on zanck vnd hader. Dieweil sie aber mit dem erdichten modo agendi das wort verkerenKonjiziert aus: rerkeren. vnd verfelschen, so kan kein friede noch einigkeit bleiben, dieweil ein jtzlicher, nach seinem gutduͤncken Gottes wort zu deuten, ein glosa vnd auslegung erdicht. Nu aber Gott die ehre allein
haben wil, wie die schrifft sagt,Vgl. Ps 115,1. das er allein den Menschen bekere, on zuthun des willens,Vgl. Röm 9,11f.16. so seind wir solches zu gleuben schuͤldig vnd pflichtig, vnd in keinem weg den menschli­B 4vchen declaration (so dem Menschen neben Gott die ehre gibt, das er in seiner bekerung ein modum agendi habe) beifallen,beipflichten, beistimmen. Vgl. , 1369. denn wo wir solches theten, so lerten vnd gleubten
wir nicht anders, denn wie die Juͤden, Tuͤrcken, Moͤnche vnd Maioristen lehren, gleuben vnd schreiben. Denn diese alle geben dem Menschen die krafft, das er zu seiner bekerung etwas thun koͤnne,Anstelle der Virgel steht im Original: (. damit er sich zur gnade schicke vnd bereite.

Erklerung der Latheinischen wort in dieser schrifft, den Gemeinenungelehrten. Vgl. , 3206. Leien
zum besten verdeutscht vnd nach der Ziffer verzeichnet.

1.

Synergia, vis seu efficacia etc. Die mitwirckung, oder das des Menschen wille in der Bekerung auch etwas vermuͤge vnd thue.

2.

Declaratores,Konjiziert aus: Declatores. das sein die jenigen Gelerten, welche dem wider offentlichen text der Bibel vnd Augspurgischen Confession wolten des Jrthumbs vberhelffenwollten seinen Irrtum kaschieren helfen. Vgl. , 314. vnd C 1r die andern Prediger mit gewald vberreden, sie solten vnterschreiben oder das Land reumen, vnd haben zu solcher declaration geholffen: ,, geboren am 14. Oktober 1516 in , war der Bruder von . Er studierte in seiner Heimatstadt und wurde dort 1546 zum Dr. theol. promoviert. Zuvor war er 1544 zum Hofprediger in berufen worden, wo er seit 1548 auch das Amt des Superintendenten bekleidete. Er arbeitete an der Erstellung des Weimarer Konfutationsbuchs mit und wurde der erste geistliche Assessor des Konsistoriums in , zu dessen Einsetzung er 1561/62 selbst geraten hatte. Am 5. Mai 1562 erläuterte seine Position (Declaratio Vicorini) im Streit um den freien Willen vor einer Kommission, zu der auch zählte. wurde von in die Gruppe der Visitatoren berufen, die für eine Annahme der Declaratio Vicorini unter der ernestinischen Pfarrerschaft sorgen sollte Vgl. , 325; . M. ,, geboren am 23. Juni 1525 in , studierte in und . berief in zunächst zum Hofprediger in , später wurde Superintendent in . Er war an der Abfassung des Weimarer Konfutationsbuchs beteiligt. Seit 1561 bekleidete das Amt des Superintendenten in . Er gehörte der Kommission an, vor der am 5. Mai 1562 seine Position zum freien Willen (Declaratio Victorini) erläuterte. war Teil der Gruppe der Visitatoren, die für eine Annahme der Declaratio Vicorini unter der ernestinischen Pfarrerschaft sorgen sollte. Vgl. , 59–61; . , war seit 1554 Stiftsprediger und zwischen 1562 und 1568 Pfarrer sowie Superintendent von . Er war ein Mitglied der Kommission, vor der am 5. Mai 1562 seine Ansichten über den freien Willen darlegte. Vgl. . , war seit dem Jahr 1552 Pastor in und Diakon an St. Wenzel in . 1553 wurde er von entlassen. Zwischen 1558 und 1565 amtierte er als Erster Pfarrer und Superintendent in . Seit 1565 war er als Pfarrer in tätig. Dort verstarb er 1566 an der Pest. (; ). Hier liegt eine Verwechslung vor. Gemeint ist und nicht dessen Bruder . Zu vgl. . vnd anfenglich die WirtenbergischenKonjiziert aus: Wittenbergischen. gesandten , D. praepositus, Cancellarius primarius Acad. Tubing.,, geboren am 25. März 1528 in , studierte in . 1553 wurde er zum Dr. theol. promoviert und erhielt eine Stelle als Pfarrer und Superintendent in . Zudem bekleidete er die neu geschaffene Stelle eines Generalsuperintendenten. Im Jahr 1562 wurde er zum Kanzler und Professor an der Universität Tübingen sowie zum Propst der Stiftskirche dort berufen. Er nahm Teil der der württembergischen Delegation, die im selben Jahr ins entsendet wurde, um dort den Streit um die Äußerungen beizulegen. Dies gelang im Mai 1562 durch die Erstellung der Declaratio Victorini. Vgl. , 672–680; . , geboren im Jahr 1519 in , bekleidete 1562 das Amt eines Superintendenten in . Gemeinsam mit wurde er ins gesandt, um dort den Streit um die Äußerungen beizulegen. Dies gelang im Mai 1562 durch die Erstellung der Declaratio Victorini. Vgl. ; , 643f. etc. Vnd ist der handel zu solchem ende geraten, das viel Christlicher Prediger daruͤber verjagtKonjiziert aus: rerjagt. sein,Zahlreiche ernestinische Pfarrer verweigerten die Annahme der Declaratio Vicorini und wurden daraufhin entlassen. Vgl. dazu ; . vnd selbs heimlich ist entlossen,Im Herbst 1562 verließ Richtung . Vgl. , 590–594, bes. 593.
vnd die kirche Gottes noch auff diesen tag daruͤber grosse klage vnd betruͤbnis hat. Dennoch wil man sagen, es sey vmb andere hendel vnd nicht vmb die Lere zu thun.

3.

Modum agendi, das ist die krafft, weis vnd art, da ein Mensch neben Gottes
wirckung selb auch etwas thun kan, oder dasselb zu wircken auch fuͤr sich geschickt ist.

4.

Visitatorn Sein die, so alle Pfarhern von jren lieben Schefflein vertriben haben, welche der Victorinischen Declaration nicht koͤndten mit gu tem ge
wissen vnterschrie­C 1vben, vnd sind dieselben gewest: D. , M. , D. ,, geboren um 1516 in , studierte Jurisprudenz in und , wo er am 5. Februar 1543 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Im selben Jahr wurde er ernestinischer Rat. ernannte ihn am 25. Juni 1556 zu seinem Kanzler. Vgl. , 652f. , studierte seit 1537 in und wurde dort 1551 zum Doktor beider Rechte promoviert. Seit 1547 war er als Syndicus der Stadt tätig und wurde von spätestens 1558 zu seinem Rat und Kanzler in berufen. Vgl. . , war ernestinischer Rat und wurde von immer wieder mit wichtigen diplomatischen Aufgaben und Missionen betraut. Vgl. , 370. ., geboren am 6. Dezember 1536 in , studierte in , , , und . 1561 wurde er in zum Dr. iur. promoviert und erhielt dort eine Professur. Seit 1562 war er Rat des . Vgl. , 80f.

5.

Ex naturali voluntatis suae proprietate, das ist, aus natuͤrlicher eigenschafft
seines willens.

6.

Assentirn, heist beyfallen, oder in ein sach bewilligen vnd etwas selb mit seinem willen annemen.

7.

Quia non est currentis etc. Denn es ligt nicht an jemands lauffen noch wollen, sondern an Gottes erbarmen.Vgl. Röm 9,16.

8.

Creatura intelligens et volens, ein verstendige Creatur die einen willen hat.

9.

Modus agendi in conuersione, das der Mensch in seiner bekerung auch etwas thun koͤnne.

10.

Effectus et opera hominis etc., die endliche ausfuͤhrung vnd die wercke des Menschen, welche jhm Gott beuolhen hat.

11.

Verbum audire docere etc. Das wort hoͤren, leren, handlen, warnen vnd vermanen sind C 2r alles solche eusserliche werck, so der mensch thun kan, die kirche damit zu pflantzen oder damit der kirchen zu dienen.

12.

Synergistae etc. Mitwircker vnd miterbeiter Gottes.

13.

In conuersione etc. Jn der bekerung des Menschen, da der Mensch schlechtsschlicht, einfach. ein Thon ist.

14.

Capacitatem seu aptitudinem nennen, das ist ein solch ding, das dennoch fehig vnd geschickt ist zu etwas.

15.

De actiua vnd nicht passiua aptitudine, das ist, sie reden also dauon, das sich der Mensch nicht schlechts wircken vnd zubereiten lasse, sondern da er selb
auch wircket vnd etwas thut.

16.

Se pure passiue etc. Das ist, wenn sich der Mensch also helt, das er schlecht an jhm wircken lest, so kan kein geschickligkeit noch fehigkeit oder natuͤrliche eigenschafft vor der widergeburt, vnd in Summa, kein weis zu wircken
in jm sein. Denn wider geberen vnd vernewren ist ein ding, da der mensch leidet, was Gott an jhm thut vnd darbey er allerdingganz und gar, durchaus. Vgl. , 790f. nichts wircket.

17.

C 2v Currentem et volentem etc. Das ist, nich demn der da laufft vnd den willen hat, oder sich mit seinem willen zu der gnade bereitet, damit die freie
wahl Gottes bestehe Rom. 9.Vgl. Röm 9,11f.16. Des sich Gott erbarmen wil, des erbarmet er sich, vnd nicht des, der sich bereitet vnd schicket zur gnade, wie vnd die Adiaphoristen Narren.töricht daherreden; versuchen, uns hinters Licht zu führen. Vgl. , 367.

18.

Miseretur cuius vult, das ist, er erbarmet sich, wes er wil.Vgl. Röm 9,18.

19.

Indurat quem vult, wen er wil verstockt er.Vgl. Röm 9,18.

20.

De permissione, als lasse ers also geschehen.

21.

Si enim Deus secundum propositum etc. Denn so Gott den Menschen bekeret nach dem oder so viel er laufft vnd den willen hat, oder sich mit seinem beyfal zur gnade schicken kan, so wird des menschen verdienst guten platz in dieser sache haben, vnd der so das lauffen vnd wollen hat, wird sich wider den, der es nicht hat, wol rhuͤmen vnd fuͤrbrechenhervortun, in den Vordergrund spielen. Vgl. , 931f. konnen.

22.

Actiones et opera, sein hendel vnd werck, die der mensch thut.

23.

C 3r Vis virtus etc. Jst eigendlich die krafft vnd wirckung deren ding, die wir thun.

24.

Effectus. Jst auch also.

25.

Tanquam ex sua causa. Als aus seiner vrsach.

26.

Vi seu efficatia, der krafft vnd wirckung.

27.

Vim seu efficatiam agendi, das ist, seine krafft vnd ausfuͤrliche wirckung.

28.

In conuersione hominis etc. Das ist, in der bekerung des Menschen ein weis
vnd krafft haben, dieselbe zu wircken, denn wenn man von dem Modo agendi sagt, das der Mensch etwas thun muͤsse, so begreiffts als bald die krefftige wirckung mit, das jhm auch eine krafft muͤsse zugeeigend werden, sonst wuͤrde modus agendi seinen namen verlieren wider sein eigendlichen verstand vnd erklerung.

29.

Modus agendi Dei externa etc. Gottes weise zu wircken, seine eusserliche mittel vnd Jnstrument.

30.

Et salutem eius operatur, vnd wircket dadurch seine seligkeit.

31.

Capacitas et aptitudo passiua qua etc. Eine sol­C 3vche fehigkeit vnd geschickligkeit, die allerding leidet vnd weiter nichts kan, denn das der heilig Geist dasselb vernewern vnd etwas darin wircken kan, damit vnter einem menschen vnd stock vnterscheid sey.

32.

Modus agendi etc. Aber das ist keine weise, art oder gelegenheit im Menschen, das er koͤndt vnd solte auch etwas Konjiziert aus: beyder.bey der bekerung thun denn leiden vnd wircken, oder etwas thun vnd jm was thun lassen, ist gar wider einander. Vnd die geschickligkeit vnd fehigkeit, damit der mensch auch was
wircken sol, ist anders nichts, denn eben die krafft vnd nachdruck des, das da wircken soll, aber solch wircken ist durch den Sathan gefangen, das der Mensch zu seiner bekerung vberal nichts thun kan. Daruͤmb kan auch der mensche, so viel sein bekerung belangt, kein Modum agendi noch mit wirckung haben. Vnd muͤste ja einer tollverrückt. vnd thoͤricht sein, der da wolt
sagen, weil das Wachs dazu geschickt vnd breuchig ist, das man ein Figur oder bilde darein kan druͤcken, das er daruͤmb auch sagen wolt, es hat auch die geschickligkeit, fe­C 4rhigkeit vnd vermuͤgen, solch Bild vnd Figur einzudruͤcken vnd formirn. Derhalben sage ich noch, das es vnsinnige Narren sein, die es wollen erstreiten, der Mensch habe dennoch modum
agendi
vnd koͤnne vnd muͤsse etwas thun in seiner Bekerung daruͤmb, das er das Wort annemen, lesen vnd handeln sol, dardurch er vernewrt vnd widergeborn wird, da es doch im grund nichts anders ist, denn das Gott solchs wircket, der Mensch aber gar nicht.

Wie koͤnnen dann gememelte wirckungen einen menschen zugetheilet wer
den? Vnd ob wol im Menschen ein wille ist, den das wachs nicht hat, so ist er doch durch suͤnd vnd Teufel verderbt, zerstoͤret vnd gantz vnd gar gefangen, das er nichts guts thun kan. Daruͤmb wird der mensch lang nicht von wegen seiner Capacitate vnd Aptitudine, das er zur bekerung tuͤglichertauglicher. ist denn Holtz vnd Stein, die krafft noch das vermuͤgen haben, das er auch zu
seiner bekerung wircken oder etwas thun koͤndte. Denn der Mensch, wie hoch vnd gut auch seine weisheit vnd wille ist, auch in dem hoͤchsten Grade, wird fuͤr Gott nicht mehr gelten noch sein, denn ein Thon, Klotz vnd Erden fuͤr dem Topffer. C 4v Daruͤmb kan auch der mensch in seiner bekerung keine wirckung noch einerley art zu wircken haben. Denn Gott
geht mit des Menschen wille nicht anders vmb, denn wie ein Toͤpffer mit dem Thon, das ist, er machts, wie es jm gefelt, damit Gottes fuͤrsatze bestehe nach der wahl. Rom. 9.Vgl. Röm 9,11f.16. Derhalben wird der Mensch nicht von wegen seins wollens, oder das er sich mit seinem beyfall zur genade schicket, bekeret, sondern von wegen, das es Gott also wil vnd erwehlet.

33.

In ciuilibus et politicis negotijs, jn Buͤrgerlichen, weltlichen hendeln.

34.

In spiritualibus, jn Geistlichen sachen.

35.

Cor regis est in manu Dei. Des Koͤnigs hertz stehet in Gottes hand.

Ende.