Erzählung, wie der Religionsstreit Victorini geschlichtet (1563)
A 2r B; A: Erzelung / wie der hochwichtige vnd langwirige Religionstryt Victorini in Thuͤringen / endlich geschlichtet worden sy / allen liebhabern der warheyt / sehr nutzlich zu lesen. C: Erzelung / wie der hochwichtige vnnd langwirige Religion streit Victorini in Thuͤringen / endtlich geschlichtet worden sey / allen liebhabern der warheit / sehr nützlich zG lesen.Vorrede Matt. Flacij Jllyrici
Jn dem Thuͤringischen VertragBeilegung, Schlichtung. Vgl. . des JrtumsB; A: Jrrthumbs. Victorini sind fuͤrnemmlichnicht in A. zwey stuͤckB; A: stuck. zu mercken. Erstlich die zeugnus der warheit,B; A: warhyt. da er, nicht in A.der Verfuͤrer,wider B; A: synen.seinen eignenwillen mus dem klaren vnd jhm inn die augen B; A: schynendem lycht wychen.scheinenden liecht weichen.Darnach die arglistige Sophisterey,B; A: Sophistery. B; A: darmit er die warhyt.damit er widerumb die warheitvnd die einfeltigenB; A: einfaltigen. Christen zu betriegen sich vnter steht.B; A: vnterstat. Dann erstlich in der Erzelung des Handels zeigen klar ettlich mehrmal an die Wirtenbergischen Theologen, das seinB; A: syn. Bekandnuß vom Freyen Willen,Siehe unten S. 687–701. so jnen vnd andern von F. Durchlauchtigkeit zu Sachssen zu vrtheilen vbersand worden ist,Herzog Johann Friedrich II. der Mittlere hatte am 14. Juni 1561 Texte von Victorin Strigel und Andreas Hügel in lateinischer und deutscher Fassung an Herzog Christoph von Württemberg, Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg, Markgraf Johann von BrandenburgKüstrin, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken und den Stadtrat von Straßburg gesandt, um Gutachten von deren führenden Theologen einzuholen. In der Literatur wird Strigels Bekenntnis unterschiedlich identifiziert (vgl. Gehrt, Strategien, 148 mit Anm. 10); Flacius meint jedenfalls, es in der vorliegenden Sammlung mitzuteilen (s. unten S. 687,12–15). Der unten dargebotene Text ist anscheinend eine Übersetzung von Strigels Thesen aus der Weimarer Disputation vom August 1561 (vgl. unsere Ausgabe Nr. 11). Wenn es nicht wirklich diese Thesen waren, die verschickt wurden, so muss zumindest eine deutliche Nähe in den Formulierungen zum freien Willen bestehen, denn die Anfragen der württembergischen Theologen passen zu den Disputationsthesen (vgl. unten Anm. 38f). Die Überschrift deutet jedenfalls darauf hin, dass Flacius sich der Übereinstimmung mit den Disputationsthesen durchaus bewusst war und dennoch davon ausging, dass die abgedruckten Thesen an auswärtige Theologen zur Begutachtung gesandt worden seien. dermassen vbel laute oder klinge, das sie jr in keinem wege beyfallB; A: byfall. geben koͤnnenB; A: kGnnend. vnd das jr die Heilige Schrifft gantz klar widerspreche.
Zum andern so widerholen sie vnnd auch Victorinus selbstB; A: selbest. gantz klar vnd duͤrr, etlich mehrmal, das der Mensch nach dem Fall gentzlich keine gute macht oder krafft zu den Geistlichen sachen vnnd thaten mehr hab, ehe jhm Gott solcheB; A: solch. krafft vnd wirckligkeitB; A: wuͤrckligkeit.Wirkung, Wirksamkeit. Vgl. Art. Wirklichkeit 2.a), in: DWb 30, 582. widerumb ausB; A: vß. sonderlicher gnaden vmb Christus willen schencke vnd gebe. Welches allein klar vnd gewaltiglich stuͤrtzetB; A: sturtzet. vnd verdammet seineB; A: syne. vorige Lehre, oder vil mer schedliche1 Jrtume, die das widerspilGegenteil. Vgl. Art. Widerspiel 1.b), in: DWb 29, 1236. B; A: lehrend / vnnd verfechtend.lehren vnd verfechten,wie ausB; A: vß. der gedruͤcktenB; A: gedruckten. Disputation vnd andern schrifften vnd handlungen offentlich erscheinet.B; A: erschynet.Flacius bezieht sich hier auf die Ausgabe der Disputationstexte von Simon Musäus, vgl. unsere Ausgabe Nr. 11, Einleitung S. 535f, A und B (VD 16 F 1352, 1353).
A 2v Wann er auchB; A: ouch. inn der Disputation, da er so offt von Fuͤrstlicher DurchleuchtigkeitB; A: durchlauchtigkeit. gefragt ward, ob Er dem natuͤrlichen oder vil mehr allein dem widergebornen Menschen vor der geburt oder hernach die krafft mitzuwirckenB; A: mit zuwuͤrcken. zuschreibe,B; A: zuschryben. also B; A: geantwort hette.geantwortet hett,wie er in volgender narrationErzählung, Erklärung (lat. narratio). sich etlichmal erkleret, so were der B; A: stryt langest.streit langstgeschlichtet worden. Dann er redet bisweilenB; A: bißwylen. klar vnd wol von der sachen, wie ausB; A: vß. solcher Erzelung zu sehen seinB; A: syn. wirt.
DergleichenB; A: Derglychen. ferrner vnd zum dritten in der Declaration, ob er wol boshafftiglich vil B; A: Sophistery gebrouchet, synem.SophistereyHaarspalterei, Wortklauberei. Nach der antiken Philosophenschule der Sophisten, denen man nachsagte, dass sie ohne Rücksicht auf die Wahrheit mit Hilfe rhetorischer Tricks jede beliebige Auffassung vertreten konnten. Vgl. Michel Narcy, Art. Sophistik, in: NP 11 (2001), 723–726; Margarita Kranz, Art. Philosophie. B. Überlieferung, in: NP 15/2 (2002), 342–344, bes. 343f. gebrauchet, seinemJrtumb zum vorteil, vnd nach seinerB; A: syner. alten gewonheitB; A: gewonhyt. gar offt nicht in A.dasjenige gentzlichvmbkehret, was er zuuor gutes gesagtB; A: gefagt. hat, wie wir darnach hoͤren werden,B; A: werdend. jedoch so bekennet er etlich mal, der Mensch B; A: habe ALLE.hab allegute krafft, macht vnd vermoͤgen verlorn.B; A: verloren. Er B; A: hab ouch.habe auchgar keine mehr, es werde jhm dann allein von newesB; A: nnwes. widerumb von Gott gegeben, welchs geschehe erst in der widergeburt. Vnd solchsB; A: solches. desto mehr zu bestetigen, bekennet ers nicht in A.in solchem handel vnd vertragzu mehrmalen beide schrifftlich vnnd muͤndlich gegen vilen vnd hohen Personen.
Zum vierdten, in der vnterschrifft leidet er, das die Sechsische vnd Wirtenbergische Theologen bezeugen, das solche seine Erklerung stimme mit den Fuͤrstlichen ausgegangenenB; A: vßgegangenen. Confutationibus,Weimarer Konfutationsbuch, siehe unsere Ausgabe Nr. 9. dehnen er sich hefftig wider gesatztwider gesatzt = widersetzt. hatte vnd darausB; A: daruß. aller diser streitB; A: stryt. entstanden ist.
Zum fuͤnfften: Was da belangt die andere B; A: syne dry.seine dreyJrtume, da mus er, Gott lob, auchB; A: ouch. der offentlichenoffensichtlichen, offenkundigen. Vgl. Art. öffentlich adj. 1), in: DWb 13, 1180. A 3r warheit weichen.B; A: wichen. Dann in dem streitB; A: stryt. von der Definition vnterscheidetB; A: vnterschydet. er, wie wir stets vnnd Philippus kurtz vor seinem todein Declamatione de EcclesiaVgl. ORATIO || DE ECCLESIA || CHRISTI. || RECITATA A MAGI= || STRO MATHIA GVNDE= || ramo Cranachensi, Decano Collegij || Philosophici in Academia VViteber= || gensi, cum decerneretur gradus Magi= || sterij aliquot doctis et honestis viris, Nonis Martij || 1560. [Vignette] || VVITEBERGAE || Excudebant Haeredes Georgij || Rhaw. 1560. (VD 16 M 3776) (Claus, MelanchthonBibliographie 1560.134) Oratio dort A4a–B5b (CR 12, 365–371), vgl. A 6r: Nec cauillatione turbemur de vocabulo Euangelij: Complector hoc nomine doctrina poenitentiae et aeternae promißionis, imo et capita in Symbolis collecta, sicut Apostoli appellatione Ecclesij vtuntur, de tota ministerij sui doctrina. Quia si legis adpellationem insererem prolixa distinctio partium legis addenda esset.lehret, dieGeneralemallgemeine, übergreifende. vnndSpecialembesondere. bedeutung dises worts Euangelionnicht in A. vnd gibt zu, das nicht in A.sol che Definitionallein inn der gemeinen bedeutung, wann das wortEuangeliumdie gantze Lehre bedeutet, sey recht. Wann es aber bedeute eigentlich nur die verheissunge,B; A: vorheissunge. so sey dasEuangeliumnichts mehr dannB; A: denn. nur eine Predigt vonn vergebung der Suͤnden.
B; A: Derglychen ouch.Dergleichen auchin den andern zweyen stucken, nemlich von der B; A: Maioristery vnd Adiaphoristery / wyl.Maiori sterey vnd Adiaphoristerei, weiler solche Jrthumb nit verfechten kan, so saget er, sie gehen jn B; A: nit an.nicht an, er habe mit jnen nichts zu thun.
Gehen sie jn nichtB; A: nit. an, warumb hat er sie dann zuuor verdammet in dem Jßnachischen vnd Weymarischen Synodo Anno 1556.Zur Eisenacher Synode vom 2. bis 7. August 1556 vgl. unsere Ausgabe Bd. 4, Nr. 1. Als Weimarer Synode von 1556 wird ein Theologenkonvent in Weimar am 12. Januar 1556 bezeichnet, einberufen durch die ernestinischen Herzöge zur Bearbeitung der Anfrage bzw. des Einigungsversuchs einer Gesandtschaft Herzog Christophs von Württemberg und Kurfürst Friedrichs von der Pfalz. Teilnehmer waren Nikolaus von Amsdorf, Erhard Schnepf, Johann Stoltz, Johann Aurifaber (Vinariensis) und Victorin Strigel; vgl. Heppe, Protestantismus I, 114–116. Jtem zu Worms im Colloquio?Zum Wormser Religionsgespräch von 1557 und zu den Versuchen einer innerprotestantischen Einigung vgl. Heppe, Protestantismus I, 157–230; Slenczka, Wormser Schisma. Gehen sie jn nit an, warumb hat er sie widerumb wider die Fuͤrstliche Confutation vertheidiget?B; A: verthediget? Strigel kritisierte, die Verurteilung von Georg Major und den Wittenberger Theologen im Weimarer Konfutationsbuch sei zu hart. Vgl. Preger, Flacius II, 122f. Was ist er aber fuͤr ein Christlicher Theologus vnd trewer Kriegsman Christi, das jn die Wolffe vnd Jrthume,B; A: jrrthumb. so wider Christum vnd seine KircheB; A: Lirche. streiten, nichtB; A: nit. angehen? Solche Lehrer heisset die H.B; A: heylige. Schrifft stumme Hunde vnd vntrewe Miedlinge.Vgl. Jes 56,10; Joh 10,12.
Derwegen so kanst du, Christlicher Leser vnd lieber Bruder inn Christo, B; A: ouch hyruß.auch hierausmercken, das noch, Gott lob, Victorinus sampt seinen vberwundenen Jrthumen mus der Goͤttlichen B; A: warhyt wychen.warheit weichen,es sey jm lieb oder leid. Wiewol er gar oft mit sonderlicher listigkeit vnd schalckheitVerschlagenheit, Bosheit. Vgl. Art. Schalkheit 2), in: DWb 14, 2079f. alles das vmbkehret oder zum wenigsten verwicklet vnnd verfinstert, was er zuuor gutes gesagt hat.
A 3v Dancke derwegen dem lieben Gott, dem Vatter aller barmhertzigkeit,Vgl. II Kor 1,3. von hertzen, vnd las dir nichtB; A: nit. leid sein, das wir ob solchen streitenB; A: stryten. fuͤr die himmlische warheitB; A: warhyt. sehr vil leiden vnnd fuͤrB; A: vor. die ergsten, boͤstenB; A: boͤsen. Buben von der Gottlosen, boͤsen welt geschetzet,gehalten, angesehen, eingeschätzt. Vgl. Art. schatzen 2.c), in: DWb 14, 2283f. gescholten vnd geschmechtgeschmäht. worden sein vnd noch jmmer fort verlestert nicht in A.vnd ausgeschryenverleumdet. Vgl. Art. ausschreien 3), in: DWb 1, 961. werden.
Das B; A: sy nun gesaget.sey nun gesagtvon den Zeichen vnd Merckmalen, darausB; A: daruß. in disem handel zu sehen, das der Liechtfluͤchtigernicht in A.lichtscheue. Vgl. Art. lichtflüchtig, in: DWb 12, 883. Verfuͤrer hat der Goͤttlichen WarheitB; A: warhyt. ohne danck vnd wider seinen willen weichen muͤssen. Mit was aber B; A: glychwol Sophistery.gleichwol Sophistereyvnd betrug er sich darneben vnterstanden, die warheitB; A: warhyt. zu uerfinstern vnd seineB; A: syne. Jrtumb zu uerhuͤllen, auchB; A: ouch. die Pusillos ChristiVgl. Mt 18,6. zu uerwirren vnd zu betriegen, was auchB; A: ouch. fuͤr grewlicher vnrat,Mißhelligkeit, Zwist, Verwirrung, Unordnung. Vgl. Art. Unrat 2.c), in: DWb 24, 1233. ergernusAnstoß, Skandal. Vgl. Art. Ärgernis, in: DWb 1, 549. vnd schaden darausB; A: daruß. sey erfolget, wird hernach zum theil ausB; A: vß. den Scholijs vnd Text erkandt, zum theil B; A: ouch vß.auch auffdem ende vermeldet. JetztB; A: Jtzt. wollen wir den handel, wie sie jn selbstB; A: selber. beschriben haben, erzelen.
Erzelung, wie die Wirtenbergischen Theologen mit Victorino B; A: synes jrrthumbs.seines Jrthumshalben vom Freyen Willen
gehandelt vnd verhandelt haben.
Von Jhnen selbst gestellet.
Als Magister Victorinus durch die Wirtembergischen Theologen freuntd lichensic B; A: fruͤndlichen. besuchet vnnd gegen jhm vermeldet worden, welcher gestalt vnd meinung solchs von jnen beschehen, nemlich dieweilB; A: diewyl. sich A 4r etlicheB; A: etzliche. Jar her zwischenB; A: zwuͤschen. etlichen derB: dtr. Professorn zu Jena vnnd jhmin Articulo de libero arbitrioein mißuerstand vnnd streit zugetragen, welcher nit zwischenB; A: zwuͤschen. beyden theilen allein inn der Kirche gebliben, sondern weit vnd breit in vil Land vnd Kirchen, nichtB; A: nit. one B; A: besonder groß.besondere grosseergernus, ausgebreitetB; A: vßgebreitet. worden.
Solchem zu begegnen vnd durch Christliche Erklehrung vnnd vergleichungB; A: verglychung. hinzulegen,beizulegen. Vgl. Art. hinlegen 4), in: DWb 10, 1453. wehrennicht in A.wären, seien. sie, die Wirtenbergischen Theologen, als die geringsten neben andern Theologen, beruffen vnd abgesandt worden.
Vnd wiewol sie dises fals, wie auchB; A: ouch. in andern, jhr vnuermuͤgen erkenneten, auchB; A: ouch. gerne bekenneten, auchB; A: ouch. nichts liebers gesehen hetten, dann das die KirchB; A: Kirche. Gottes diser vnd andernB; A: anderen. mehr streitigenB; A: strytigen. vnnd ergerlichen handlung vnd spaltung vberhabenB; A: vberheb. vnd zu Christlicher ruge vnnd einigkeit gebracht wurde, besonders aber weilB; A: wyl. dise vorstehende Controuersia einmal vorgefal len vnnd factum nit infectumGeschehenes nicht ungeschehen. gemacht werden koͤnte,B; A: mochte. hetten wol leidenB; A: lyden. muͤgen, das sie vnndnicht in A. andere vnd aller sachen besser erfarne zu derselbigen Christlichen vergleichungB; A: verglychung. gezogen vnd erschinen weren. Jedoch weilB; A: wyl. der Beruff auffB; A: vff. sie als ringfuͤgigeunbedeutende. Vgl. Art. ringfügig, in: DWb 14, 1010. gefallen, hetten sie, wie billich, Gott vnd vnserm G. F. vnd HerrnB; A: Herren. vnterthenigen vnd Christlichen Gehorsam leisten sollen, vnd verhoffen zu dem almechtigen, was jnen an jrer einfalt abgehe,B; A: abgehen.was ihnen an Scharfsinn/Einsicht/Klugheit fehle. Vgl. Art. Einfalt f., in: DWb 3, 172f. das werde Gott mit seinemB; A: synem. Geist vnd B; A: gnade rychlich.gnad reichlicherstatten.ersetzen, ausgleichen. Vgl. Art. erstatten 3), in: DWb 3, 997.
Demnach, das sie jhn besonders ansprechen, wolle er derhalben keine beschwer tragen, sondern vonn jhnen freundtlichB; A: fruͤndlich. vnnd guter meinung auffnemen,B; A: vffnemen. dieweilB; A: diewyl. es A 4v nichts dann ein freundlich,B; A: fruͤndtlich. bruͤderlich vnd vertrewlich GesprechB; A: gespreche. were, allein zur foͤrderung der EhrenB; A: ehre. Gottes vnd erhaltung vnuerfelschter reiner Lehre seinesB; A: synes. Heiligen worts vnd zu fridB; A: friede. vnd einigkeit der Kirchen, vnnd also auchB; A: ouch. jmeStrigel. zu gutB; A: gute. aus Christlichem gemuͤt angestellet vnd gemeinet, darinnen er on alle gefahr seinB; A: syn. gemuͤt eroffnet,B; A: eroffnen. vnd in seinenB; A: synen. worten vngefangen seinB; A: syn. sol.
Dessen er sich nit allein B; A: fruͤndtlich bedancket.freundlich bedancktvnd hoͤchlich erfrewetB; A: erfroͤwet. worden, sondern alsbald sich B; A: ouch fruͤndlich.auch freundtlichvnd Christlich erboten, dahin sich zu halten, damit die warheitB; A: warhyt. vnuerfelschet vnd vnuerdunckelt in der Kirchen vnnd Schulen erhalten, Christlicher fride vnd einigkeit wider angestellet, die nun etliche Jar her nit ohne grosse ergernus vnnd anstos viler Christen getrennet gewesen.
Darauff jhm durch die Wirtenbergischen Theologen vorgehalten, wie er vor diser zeit ein ConfessionDe libero Arbitriogestellet, so neben andernB; A: anderen. Theologen auchB; A: ouch. jnen nach jhrer einfaltAufrichtigkeit. Vgl. Art. Einfalt f. 1), in: DWb 3, 173; Art. einfalt1 2), in: Baufeld 64[a]. zu Judiciren vbergeben, in welcher aber sie allerleyambiguadoppeldeutige. vndobscuradunkle, unklare. vocabulabefunden, so B; A: nit vff.nicht auff einem gewissen, sondern zweyerley vngleichenB; A: vnglych. vnd widerwertigen verstand gezogen werden moͤchten, als da sein:B; A: syn. Nostra natura non dissimilis est viatori a latronibus spoliato et sauciato.Vgl. Strigels Thesen zur Weimarer Disputation 1560, Propositio De libero arbitrio II (unsere Ausgabe Nr. 11, S. 545,14f). Die Thesen liegen anscheinend der genannten Confessio de libero arbitrio zugrunde. Vgl. dazu oben S. 671, Anm. 3. Item de voluntate humana vel assentiente vel repugnante. Item, aliquomodo volens.Vgl. Strigel, Propositio De libero arbitrio V: Concurrunt igitur in conuersione haec tria: Spiritus sanctus et ipsa uox Dei cogitata et uoluntas hominis, quae uoci diuinae inter trepidationem utcunque assentitur Propositio IV: Donec enim omnino repugnat uoluntas, nulla potest fieri conuersio. (unsere Ausgabe Nr. 11, S. 546,4–7.1f).
Vmb welcher willen sie bemelte Confession bis anhero nichtB; A: nit. leichtlich one vorgehende vnd beschehene Declaration billigen, vor Christlich vnd recht zu erkennen wissen. Bitten derhalben, er wolle jre einfeltigeB; A: einfaltige. meinung anzuhoͤren vnbeschweret sein.
B 1r Dargegen vnd hinwiderumb wollen sie B; A: ouch syne.auch seineDeclaration, wie sich gebuͤret, eynnemendurchdenken, überlegen. Vgl. Art. einnehmen 7), in: DWb 3, 238f. vnnd, so sie mit jhrer meinung nit einig wuͤrde, sich darauffB; A: daruff. miteinander freundlich,B; A: fruͤndtlich. Christlich vnnd bruͤderlichB; A: beforderlich. sine omni acerbitate et sophisticaohne alle Bitterkeit und Wortklauberei. besprechen, ob durch Gottes gnade die warheitB; A: warhyt. erleutert vnnd zu beiden theilen gegeneinander erkleret vnd verglichen vnd Christlicher fridB; A: fryde. vnd einigkeit, beides inn der Schulen vnd Kirchen, widerumb moͤchtB; A: mocht. getroffen werden.
Vnd damit sie von beiden theilen nit weite vmbschweiff brauchten,B; A: bruchten. wolten sie alles, so nichts besonders zur sache dienstlich, dismals abschneidenB; A: abschnyden. vnnd vmbgehen, so weitleufftigB; A: wytleufftig. in der vorigen Disputation verzeichnet, vnd allein auffB; A: vff. denstatum controuersieStand der Streitigkeit, die eigentliche Streitfrage. sehen, alsdann werden auchB; A: ouch. leichtlich die andern von jm in disem Artickel gebrauchteB; A: gebruchte. Vocabula erleutert vnd erklertB; A: erkleret. werden moͤgen.
Denn sie konten jm nit verhalten,verbergen, vorenthalten, verschweigen. Vgl. Art. verhalten 5), in: DWb 25, 510–512. wie er gemelteVocabulavnndPhrasesgebrauchet,B; A: gebruchet. das vil vnter den jhren vermeinet, als solte er noch etwas krafft vnd wirckung des verderbten Menschen willen in der bekerung zuschreiben, die nach dem fal Ade vnd Eue,Adae vnd Evae = Adams und Evas. Vgl. Gen 3. vnser ersten Eltern, vberbliben, welche mit der krafft Gottes des H.B; A: heyligen. Geists in der widergeburt mitwuͤrckete.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.FreilichB; A: Frylich. also hat gelautet seineB; A: syn. Bekandnus, also hat Jhn auchB; A: ouch. jederman verstanden, das ist B; A: ouch syn.auch seinemeinung im grund B; A: gewesen.gwesen, das ist auch seine meinung noch heutiges tags.Er mag sich kruͤmmen vnnd deuteln, wie er wil, nicht in A.wie die alte Schlange,oder wie sich seineB; A: syne. gelegenheit schicket.
Wo nun B; A: solches syne.solchs seinemeinung were, hette er zu erachten vnd sich ausB; A: vß. den klaren Spruͤchen der Heiligen B 1v Schrifft zu berichten,sich kundig zu machen, sich zu unterrichten. Vgl. Art. berichten 4), in: DWb 1, 1523. wie sie jhme in solchem fall keinen beyfal thunkeinen Beifall tun = nicht zustimmen. Vgl. Art. Beifall 2), in: DWb 1, 1368f. koͤnten,B; A: kondten. weil die Heilig Goͤttlich Schrifft In A Kustode Bl. B1r: zuberich= [aberratio oculi, vgl. Zeile darüber]. gantz klar vnd lauter zeuget,B; A: zuͤget. der Mensch seyB; A: sy. durch die Suͤnde dermassen verderbet, das er ausB; A: vß. jhm selbest nicht B; A: tuchtig sy.tuͤchtig sey,etwas guts zu gedencken, ich geschweigeB; A: geschwyge. ettwas in oder neben der krafft Gottes, zuuor vnd ehe der Mensch newgebornB; A: geboren. wirt, B; A: mitzuwuͤrcken. Daruber.mitzuwircken. Daruͤbersol er jnen ein klaren, kurtzen vnd richtigen bericht thun, welcher zu entscheidungB; A: entschuldigung. des handels gantz dienstlich, an dem auchB; A: ouch. vnsers erachtens der gantze streitB; A: stryt. gelegen.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.MerckB; A: Mercke. lieber Christ, das die Confessio Victorini gantz vnd lauter wider die H.B; A: heylige. Schrifft streitet.
DarauffB; A: Daruff. Victorinus geantwortet, er liesse es jm freundlichB; A: fruͤndlich. wolgefallen, das sie nach der hauptsache vnd hauptstreitB; A: hauptstryt. fragten vnd vberfluͤssige fragen abschniten. Dann da sie beiderseits in der hauptsachen einander B; A: verstuͤndend, mochtend.verstuͤnden, moͤchtenalsdann vilermelte vnnd verdechtige Vocabula, vnnd was andere nebenfragen mehr seind, leichtlich entschiden vnd zu Christlichem verstand gebracht werden.
Derhalben wolt er jnen B; A: vffs kurtzest vnd einfaltigest.auffs kuͤrtzest vnd einfeltigestvomstatu cause,statu causae = Sachlage, Stand des Falles. daran alle sachen gelegen, seineB; A: syne. meinung, als gut ersB; A: er es. jmmer koͤndte,B; A: kuͤnde. anzeigen, damit sie jn eigentlich vnd wol verstuͤnden, vnd were nemlich dise:
In B kleinerer Druck; in A Großdruck: Vertuͤtscht vß dem Latinischen.Verteutscht aus dem Lateinischen:
Jch habB; A: habe. in dem streitB; A: stryt. vnd handel vom Freyen Willen mit fleisB; A: vlyß. vndterschiden zwischenB; A: zwuͤschen. der macht oder krafft des B; A: heyligen Geistes.H. Geistsvnnd zwischenB; A: zwuͤschen. der wei se zu wircken,B; A: wuͤrcken. welchs, auffB; A: vff. das jhrs desto besser verstehen mGgt,B; A: muͤgt. so wil ich nicht in A.am erstenkurtzlich etwas von der Erb=SuͤndeB; A: Erbsuͤnd. handeln.
B 2r DennB; A: Dann [in der Kustode: Denn]. dise zwen Loci vnd Artickel seind sehr nahe einer dem andern verwand, vnd kan nit von den krefften des menschlichen willens etwas gewisses B; A: gesetzet oder geredt.gesetzt oder geredetwerden, es seyB; A: sy. dann zuuor die Lehre von der Erbsuͤnde gefasset.
Derwegen so ist die Erbsuͤnde ein grewliche verderbung vnd verkerung aller guten macht in allen krefften der Seelen, in der vernunfft, in dem willen vnd im hertzen. Jn der vernunfft oder verstand ist das Goͤttliche liecht, nemlich die ware erkendtnusB; A: erkandtuuß. GoͤttlichsB; A: Goͤttliches. wesens vnd willens, verlorn.B; A: verloren. Vnd dise Fin sternus gebirt scheutzliche zweifelB; A: zwyffel. von Gott, vonn seinerB; A: syner. vorsichtigkeit,Vorsehung. Vgl. Art. Vorsichtigkeit 1), in: DWb 26, 1577. von der verheissung, von seinenB; A: synen. drowungen.Drohungen. Ferner der menschliche wille hat sich nit allein weggekehret vonn Gott, an dem er allein hette hangen sollen, sondern hat sich noch darzu gekehret zu allem boͤsen, als zur verachtung Gottes. Endlich im hertzen ist ein vilfeltige wuͤste der begirden vnd affecten, lust zur rache, verkehrete brunstLeidenschaft. Vgl. Art. Brunst [I] 9), in: DWb 2, 439. etc. dermassen, das an stat der forchtB; A: furcht. Gottes B; A: sy eine.sey einverachtung Gottes, an stat der liebe Gottes sey eine eigneB; A: eigene. liebe, an stat der zuuersicht zu Got seyB; A: sy. ein B; A: vertroͤwen vff.vertrawen auffmenschliche kreffte.
Dis ist meineB; A: myne. meinung oder Glauben von der Erbsuͤnde vnd verderbung menschlicher natur, die da jemmerlich vnd grewlich verderbt vnd verkeret ist. Mit solcher meinung,B; A: meynunge. wie ich verhoff, wird jedermanB; A: jderman. zufriden sein.B; A: syn.
Nun wollen wir fort zu dem handel vom Freyen willen vndA; B: and. menschlichen krefften rucken.fortrucken = voranschreiten, weitergehen. Vgl. Art. fortrücken 1), in: DWb 4, 27. Sage derhalben widerumb, das ich stets vnterschiden habB; A: habe. zwischen den zweien dingen, nemlich zwischenB; A: zwuͤschen. der Efficacia oder krafft des B; A: heiligen Geistes.H. Geistsvnd zwischenB; A: zwuͤschen. der weise zu wirckenB; A: wuͤcken. in der bekehrung des menschen.
B 2v Von der krafft oder macht des H.B; A: heyligen. Geistes sage ich, das ich dem vnwidergebornen Menschen fuͤr der bekehrung oder widergeburt vnd nach dem fall gar keine krafft, macht vnd vermoͤgen oder wuͤrckligkeitSiehe oben S. 671, Anm. 4. oder jrgend einen guten funcken, der in dem Menschen heimlich stecken solte, zumissezumesse. oder gebe, damit er sich koͤndteB; A: kondte. schicken, bereiten oder bekehren zu der gnadB; A: gnade. des heiligen Geistes. Dann der menschliche wille ist durch die suͤnde so garsehr, völlig. Vgl. Art. gar III.2.a), in: DWb 4, 1320. verderbet, das er nit allein weck von Gott vnd abgekehret, sondern auchB; A: ouch. noch darzu zu allem boͤsen zugekeret ist. Wie dann geschriben stehet, das fleischlich gesinnet eine feindschafftB; A: fyendschafft. wider Gott sey.B; A: sy.Vgl. Röm 8,7.
Derwegen so messe vnd gebe ich allein Gott, dem Vater, Son vnd H.B; A: heiligen. Geist,Allemacht, krafft, vermoͤgen oder wirckligkeit,B; A: wuͤrckligkeit. oder wie man jmmer mit dem besten vnd gewaltigsten wort solche sache bedeuten oder ausredenB; A: vßreden.aussprechen, aussagen, ausdrücken. Vgl. Art. ausreden 1), in: DWb 1, 930. kan. Welcher Gott vns durch seinB; A: syn. wort, es werde gehoͤrtB; A: gehoͤret. oder gelesen, zu sich ziehet.Vgl. Joh 6,44; 12,32. Aber dem vnwidergebornen Menschen messe oder schreibe ich keine gute macht oder krafft zu, auffB; A: vff. das jr mich ja wol verstehet, dann ich wil nichts verbergen.
Durch die rede aber Die weise zu wircken,B; A: mercken. so ich habe von meinen Precep toribus gelernet, vnd die bisher in der erklerung des Freien willens gebrauchet,B; A: gebruchet. habB; A: habe. ich nichts anders bedeuten wollen Dann die B; A: vnterschyd zwuͤschen.vnterscheid zwischender menschlichen Natur vnd andernB; A: anderen. Creaturen. Dann in dem Menschen bleibet noch die vernuͤnfftige Seele nach dem wesen. Es bleibet auchB; A: ouch. der wille, der in einem Stein oder Klotz nit ist.
Damit aber nit jemand meine, das ich alhier etwas verberge, so wil ich euch nit der Griechischen oder Lateinischen,B; A: Latinischen. sonder ewer eigen Kirchen erklerung diser meinung vorhalten.
B 3r Jch wil durch die wort oder rede, B; A: zuweilen.die weise zu wircken,in dem willen eben dasjenige bedeuten, das jr Wirtenberger in ewrer Bekantnus vnd Apologia durch das wortAptitudo,Tuͤchtigkeit,Tauglichkeit, Eignung, Befähigung. Vgl. Art. Tüchtigkeit 2.a), in: DWb 22, 1512. bedeutet,Vgl. CONFES= || SIO PIAE DOCTRI= || NAE, QVAE NOMINE ILLV= || strissimi principis ac domini D. CHRI= || STOPHORI Ducis VVirtembergen= || sis & Teccensis, ac Comitis Montisbe= || ligardi, per legatos eius die XXIIII. || mensis Ianuarij, Anno M. D. LII. con= || gregationi Tridentini Conci= || lij proposita est. || [Herzogl. Württembergisches Wappen] || TVBINGAE PER VLRI= || chum Morhardum. (72 Bl. 8°) (VD 16 W 4469, W 4470); Confession || Des Durchleüchtigen / || Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / || Herrn Christoffs Hertzogen zG Wir= || temberg / vnd zu Teckh / Grauen zG Mümppelgart / etc. so jr F. G. auf den || XXIIII. Januarij / An. M. D. LII. || dem versamelten Concilio zG Triendt / durch Jrer F. G. gesandten || vberantwort. || [Herzogl. Württembergisches Wappen] || Getruckt zG Tübingen durch || Vlrich Morhart. (92 Bl. 8°) (VD 16 W 4481) [vgl. Brecht/Ehmer (Hgg.), Confessio Virtembergica]. – Die Apologia wurde provoziert durch die Assertio catholicae fidei, Köln 1554 (VD 16 S 7071, S 7072), des Dillinger Theologieprofessors und früheren Beichtvaters des Kaisers, Pedro de Soto, und erschien in insgesamt fünf Teilen zwischen 1555 und 1559, wie das Bekenntnis selbst von Johannes Brenz verfasst: IN APOLOGIAM || Confessionis Illustrissimi || Principis ac Domini, D. || Christophori, ducis || Vuirtenbergen= || sis &c. || ΠΡΟΛΕΓΟΜΕΝΑ, || AVTORE IOANNE || BRENTIO. || Francoforti apud || Petrum Brubachium, Anno || — || 1555. (95 Bl. 4°) (VD 16 B 7702); APOLOGIAE || Confessionis Illustriss. || Principis ac Domini, d. || Christophori Du= || cis Vuirtenber= || gensis &c. || ΠΕΡΙΚΟΠΗ ΠΡΩΤΗ. || AVTORE IOANNE || BRENTIO. || FRANCOFORTI, EX= || cudebat Petrus Brubachius, Anno || M. D. LVI. (206 Bl. 4°) (Vgl. VD 16 B 7486); APOLOGIAE || Confessionis Illustriss. || PRINCIPIS AC DOMINI, D. CHRISTO= || phori Ducis Vuirtenbergen. &c. || περικοπὴ δευτέρα. || AVTORE IOANNE BRENTIO. || Francoforti, excude= || BAT PETRVS BRVBACHIVS, || Anno LVII. (S. 419–775; 4°) (vgl. VD 16 B 7486); APOLOGIAE || Confessionis Illustrissi= || mi Principis ac Domini, || D. Christophori, du= || cis Vuirtenbergen= || sis, &c. || POSTERIOR PARS SECVN || dae Pericopes, in qua explicantur || haec capita: || De EVCHARISTIA. || DE ORDINE. || DE CONIVGIO. || DE EXTREMA VNCTIONE. (156 Bl. 4°) (Titelaufnahme nach Köhler, Nr. 330); APOLGIAE || Confessionis Illustrissimi || PRINCIPIS AC DOMINI, D. || Christophori Ducis Vuirtenber || gensis, &c. || Postrema Pericope, in || QVA REFVTANTVR, NON EA || SOLVM, QVAE SOTVS ADVERSVS RELIQVA CA || pita Confessionis, in Assertione sua, uerumetiam || praecipua, quę recens, in sua opinata defensione || aduersus Prolegomena Brentij || scripsit. || Vnà cum Praefatione. || AVTORE IOANNE BRENTIO. || FRANCOFORTI. [Im Kolophon: FRANCOFORTI APVD PETRVM BRV= || bachium, Anno à reparata salute hominis 1559. || Mense Martio.] ([8] Bl., S. 1089–1671; [1] Bl.) (vgl. VD 16 B 7486) (Vgl. Köhler, Bibliographia Brentiana Nr. 219–227; 288, 308, 329, 330, 355). oder was NazianzenusGregor von Nazianz, Carmina theologica I, sect. II moralia, IX. De virtute, Vers 98 (PG 37, 675): Κεῖνος δεκτὸν ἔθηκε καλοῦ καὶ κάρτος ὀπάζει. Ille (Deus) me capacem efficit boni et vires suppeditat. hat bedeuten wollen durch das wort δεκτὸν,Capax,Pfehig.δεκτός = angenommen; annehmlich, angenehm (Passow I/1, 601[b]). capax = empfänglich; verständig. pfehig = fähig.
In A und B normalgroßer Druck, kein eigener Absatz, aber doch wohl Einschub des Flacius.Darauff erzelet er die lateinische wort der Wirtenbergischen Apologia nach der lenge. Vnd darnach saget er weiter:
Mit welchen worten oder reden ich gleichwolB; A: glychwol. keine krafft oder vermuͤgen der natur vnd willen des vnwidergebornen Menschen wil zumessen, das sie noch im Menschen stecken. Sondern ich sag mit der Orthodoxa oder rechtglaubigen Kirchen, das in dem Menschen nach dem fall noch vberbliben seyB; A: sy. der Wille der vernuͤnfftigen Seele, welcher vorB; A: fuͤr. der Widergeburt ein gefangner knecht ist des Satans, in welchem Gott gleichwolB; A: glychwol. anders handletB; A: handelt. dann inn einem Klotz, welcher solcher weise zu B; A: wuͤrcken syner.wircken seinerNatur halben nichtB; A: nit. pfehig ist, oder – das ich auff ewreB; A: euwere. weise rede – solche tuͤchtigkeit vnd pfehigkeit nit hat, dann in jm kein wille ist.
Dis ist stets meineB; A: myne. meinung gewesen vnd ists noch vom Freyen Willen, ob ich gleichB; A: glych. etliche rede gebraucht,B; A: gebruchet. die den andern misgefallen haben.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Nit allein vns haben sie mißgefallen, sondern auch andern Christlichen Lerern, wie dir hart zuuor ans Angesicht vonn den Wirtenbergischen Theologen gesagt worden ist.
DarausB; A: Daruß. jhr vernemet,B; A: vernemend. das ich gar kein krafft oder wuͤrckligkeit zuschreibe dem vnwidergebornen Menschen in geistlichen sachen zu der bekerung vnd widergeburt, sondern das ich alles zumesse Gott allein, der vns ziehet vnd wircketB; A: wuͤrcket. inn vns das woͤllen,B; A: wollen. gedencken vnnd volbringen,Vgl. Phil 2,13. auffB; A: Vff. das erfuͤllet werde, das da geschriben ist: Was hastu, Mensch, das du nit empfangen hast? B 3v nicht in A.So du es aber empfangen hast,was rhuͤmestu dich dann, gleichB; A: glych. als du es nit empfangen hettest.I Kor 4,7.
So euch nuB; A: nun. dise meinung gefelt, wil ich nit von den worten streiten oder ein wortkriegB; A: kryg. erregen, dann ich habe stets die wortgezenck gehasset, wil auchB; A: ouch. nit sorgen fuͤr die wort Frey Will, Synergia oder B; A: mitwuͤrckung /.mitwirckung oderweise zu wircken,B; A: wuͤrcken. pfehigkeit, nur das die sachB; A: sache. recht vernommen werde, welche ich mit worten nit verdunckeln wil,B; A: wil, sondern. so vil ich jmmer kan, erkleren.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Warumb hastu zuuor ein Wortgezenck angericht? Dann du bekennest ja, das du keine macht dem menschen zuschreibest, hettest aber gleichwolB; A: glychwol. etlicher wort gebrauchet,B; A: gebrucht. die dem andern teil misfallenB; A: mißgefallen. haben. nicht in A.Ergo, so hastu ein wortkrieg erreget.
Was aber belanget die wort meinerB; A: myner. Bekantnuß, die ich vor eimB; A: einem. jar geschriben hab, als nemlich von dem verwundten auff dem wegB; A: wege. gen JerichoVgl. Lk 10,30. vnnd von dem menschlichen willen, der dem wort Gottes beyfelt:B; A: byfelt.Vgl. oben S. 676, bei Anm. 38f. Da bitt ich, jr wollet sie B; A: nur nit.mir nichtdeuten wider meineB; A: myne. meinung vnnd sinne, die ich euch jetztB; A: jtzt. nach der lengB; A: lenge. erkleret.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Sie,Siehe. nicht in A.die Wirtebergischevnd andere alle deuten deine wort, wie sie natuͤrlich lauten.
Dann ich habe solche wort nit erst erdacht, sonderB; A: sondern. sie von meinenB; A: mynen. Preceptoren gelernet, welchen ich bisher im reden vnd schreiben nachgefolget hab.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Nun bekennest du recht, dann eben dieselbige deine Preceptores seinB; A: syn. ja offenbare Synergisten gewesen, als die da geleret mit den Papisten,quod liberum arbitrium sit facultas se applicandi ad gratiam.Vgl. unten Anm. 179. Vnd das der Freye wille mitwuͤrcke in der bekehrung. Denen hastu nit allein in worten, sondern auchB; A: ouch. in der meinung mit hefftigem kampff vnd verdammung D.B; A: Doctor. Luthers vnd vnser, so Jhm nachfolgen, bis auffB; A: vff. den heutigen ta geB; A: tag. gefolget. DarB 4rumb so verrathestu dich selbst,B; A: selbest. das du ein Synergist gewesen bist, nicht in A.wie auch damit, das du zu jnen geflohen oder abgefallen bist.
In A und B normalgroßer Druck, kein eigener Absatz.Hie klaget er auch,B; A: ouch. das wenig wort vorhanden sind,B; A: syn. damit man solche schwere sachenB; A: sache. erkleren kondte.
So man nuB; A: nun. – In A und B normalgroßer Druck.saget er weiter– von der Summa oder haupt des gantzen han dels eins koͤndteB; A: kundte. werden, so woltB; A: wolte. ichs zuB; A: in. dem Vrtheil der gelehrten vnd Gottseligen stellen, welcher woͤrter oder rede man inn diesem handel gebrauchenB; A: gebruchen. solte, auffB; A: vff. das nur die sache moͤchteB; A: mochte. auffs deutlichste dargegeben werden.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Das were wol billich. Warumb hastu aber von anfang anders gehandelt, wie du selbsB; A: selber. bekennest? nicht in A.Das folgend ist teutsch von jnen beschriben:
Als sie solches von jmeB; A: jm. verstanden vnd derhalben nach aller notturfft mit jmeB; A: jm. geredet vnd gehandelt vnd dermassen seineB; A: syne. meinung eingenomen, das sie in die erklehrung seinerB; A: syner. meinung einigen zweifelB; A: zwyfel. nit setzen konten, seind sie hoͤchlich erfrewetB; A: erfroͤwet. worden. B; A: ouch vff syn emsiges.Ja auch auff sein embsigesbegeren, B; A: ob.das wennsie dise Erklerung fuͤrB; A: vor. Christlich hielten, sienicht in A. jren Glauben vnd Bekandnus jmenicht in A. nit verhalten solten, vnd demnach gegen jm vermeldet, nicht in A.wie folget.
Wann dis seineB; A: syne. bestendige meinung were, wie sie vonB; A: vor. jm nach der lenge verstanden,B; A: vorstanden. nemlich das Er dem verderbten willen des Menschen inn der bekerung nit einige krafft oder wuͤrckung, sondern alle krafft vnd wirckung allein Got zuschribe,B; A: zuschryben. der alle gute gedancken, alles gutes B; A: wollen, gelauben.woͤllen, glaubenvnd volbringen wircke, so were jnen gnugsam geschehen vnd wißtenB; A: wuͤßten. an diser seiner Erklerung nichts zu straffen.tadeln, beanstanden. Vgl. Art. strafen C.5.a), in: DWb 19, 712–715. Sie hetten aber zuuor vnd ehe dise Declaration von jme geschehen, sein gemuͤt so eigentlich aus der obgedach ten vnd von jm gestelten Confession nit vernemen koͤnnen, als, Gott lob, jtzo beschehen.
B 4v Dancken demnach dem allmechtigen Gott vnd Vater vnsers HerrnB; A: Herren. Jesu Christi, welcher die gnade seines H. heiligen GeistsB; A: Geistes. zu diser bruͤderlichen vnd freundlichenB; A: fruͤndlichen. vnterredung verlihen vnd mitgeteilet. Vnd verhofften demnach, es solte zu diser Tractation nit allein ein seliger anfang gemachet,B; A: gemacht. sondern auchB; A: ouch. das erwunschte ende erreicht werden. Darzu Gott vaͤterlich seineB; A: syne. gnade verleihenB; A: verlyhen. wolle.
Sind also denselbigen abend freundlichB; A: fruͤndlich. von jme geschiden.
Den 5. Maij vmb 6 Uhr haben sich die Wirtenbergische abgesandte Theolo gen widerumb zum Herrn Victorino verfuͤget vnd jm abermals vorgehalten, welcher massen sie vergangnen tages verstanden vnd seine meinung De libero arbitrio eingenomen hetten, dieselbige, wie oben verzeichnet, kurtzlich repetirt, welchs der vrsach geschehen, das,B; A: da. im fall D. VictorinusB; A: Victrinus. einig bedencken darinne hette, als das sie jn nit eigentlich vnd nit gnugsamB; A: genugsam. verstanden, bessern bericht einnemmen vnnd nachmals desto getroͤster vnd fuͤrderlicherB; A: furderlicher. in der sachen handeln moͤchten, hat er vilermeldte Confession vngeferlichetwa, ungefähr. Vgl. Art. ungefährlich 3.f), in: DWb 24, 662f. mit seinen vorigen worten erholetwiederholt. Vgl. Art. erholen 1), in: DWb 3, 853. vnnd erkleret. Derhalben sie bestendiglich, was zur beforderung der ehre Gottes vnnd erhaltung reiner Goͤttlicher Lehre, auchB; A: ouch. zu Christlichem fride vnd einigkeit dienstlich, getrost vnd one mistreweB; A: mißtroͤwe.Misstrauen; Treulosigkeit. Vgl. Art. Misztreue, in: DWb 12, 2317. handeln mochten.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Die wort sindB; A: seind. gut, sprach jener. Vgl. Art. Wort 69), in: Wander 5, 400: Die wort seind gut, aber wenig darhinder.; Art. Wort 71), in: Wander 5, 400: Die wort seindt gut, sprach jhener wolff, aber ich komm ins Dorff nit. [Das Wort gehört in den Zusammenhang einer Fabel, in der ein Wolf von Dorfbewohnern zu Gast geladen wird, in der Absicht, ihn zu fangen oder zu töten; er durchschaut aber die List.].
Darauff sie jn forderweiter, fürder. Vgl. Art. forder, in: DWb 3, 1889. angesprochen vnd erjnnert, das dise sache nit mehr allein sein Person angehe, sonder die Kirche Gottes belangenbetreffen, angehen. Vgl. Art. belangen 2), in: DWb 1, 1436. thu, in welcher solche streitigeB; A: strytige. handlung nit allein in disem, sondern auchB; A: ouch. andern Landen ausgebreitetB; A: vßgebreytet. worden.
C 1r Derhalben solle derselbigen dieser beschwerlichen ergernusB; A: ergernussen. abgeholffen werden, frid vnd einigkeit beides, in der Kirchen vnd Schulen, widerumb angestelltB; A: angestellet. werden, so wolle die hoͤchste notturfft derselbigen erfodern, das dise Christliche Erklerung vnnd dergleichenB; A: derglychen. in vilgemeldten Artickeln De libero arbitrio nichtB; A: nit. heimlich oder zwischenB; A: zwuͤschen. vns allein gehalten, sondern auchB; A: ouch. offenbar gemacht werden, auffB; A: vff. das die betruͤbte vnd geergerte Kirche des rechten, grGndlichen vnnd warhafftigen verstandsB; A: verstandes. hieruon gnugsam vnterrichtet.B; A: vnterricht.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.FreylichB; A: Frylich. ists war, das diesesB; A: dise. eine gemeine sache der B; A: Kirchen.gantzen Kirchen Gottes ist vnd das die hoͤchste notturfft der Kirchen vnd Christen erfordere, das in offentlichemB; A: offentlichen. Druck allen Christen angezeigtB; A: angezeyget. wurde, das nun mehr Victorinus seineB; A: syne. Synergiam oder PelagianismumDem aus Britannien stammenden, zunächst in Rom, dann in Palästina wirkenden Asketen Pelagius wurde die Lehre zugeschrieben, der Mensch sei nach dem Sündenfall aus natürlichen Kräften in der Lage, Gottes Gebote zu erfüllen, von einer Erbsünde oder einem Erbschaden könne nicht die Rede sein. Vgl. Winrich Löhr, Art. Pelagius/Pelagianer/Semipelagianer. I. Kirchengeschichtlich, in: RGG4 6 (2003), 1081f; Christoph Markschies, Art. Pelagius II. Dogmatisch 1. Zur Begrifflichkeit und ihrer nachantiken Geschichte, in: RGG4 6 (2003), 1082–1084. verdamme. Warumb ist dann solches vnterlassen vnd heimlich durch eine Amnistiam oder stillschweigenB; A: stil schwygen. vnterdruckt? O B; A: weh vnd aber weh.wehe vnd aberabermals, wieder. Vgl. Art. aber 1), in: DWb 1, 29f. wehe denen, so solcher grewlicher Suͤnden, Ergernussen vnnd Amnistien vrsacher oder nur fuͤrderer sein,B; A: syn. Ja die es nur nichtnicht in A. nach jhrer besten macht hindern vnd wehren!
Dardurch dann nit allein der widerwill vnd gezenck vndA, B; vnder aͤ?). vilen Kirchendienern vnd Vnterthanen inn eyn gesteltin ein gestellt = beigelegt, unterlassen, eingestellt. vnd kuͤnfftiglichB; A: kunfftiglich. verhutet, B; A: sondern ouch syne.sonder auch seine Christliche Erklerung wider die Calumnias,Schmähungen. so jme sonstenB; A: sonst. begegnen moͤchten,B; A: muͤchten. jhme zu gute offenbar gemachetB; A: gemacht. wurden.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Es dienen dem alten Adam, seineB; A: syne. schande zu bedecken, die FeigenbleterB; A: fygenbletter. der AmnistiaVgl. Gen 3,7. mehr dann ein klares Peccaui et malum coram te feci,Vgl. Ps 51,6 (Ps 50,6 Vg). tibi gloria ac iustitia, mihi confusio faciei,Vgl. Dan 9,7. nicht in A.vnd ein klar Ja Ja, Nein Nein.Vgl. Mt 5,37.
C 1v Dessen er denn keine schew getragen, sonderB; A: sondern. sich vernemen lassen das er solches wol leiden muͤge, auchB; A: ouch. sich, was er fuͤr seinB; A: syn. Person darzu behuͤlflich B; A: syn kuͤnde.sein koͤnne, das die Kirche Gottes wider zu Christlichem fride gebracht werden muͤge, gutwilliglichgutwilliglichen. erboten.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Warumb hat man dann den handel oder verdammung des Freyen willens nichtB; A: nit. publicirt? nicht in A.Ex ore tuo, aus deinem Mund richte ich dich,Vgl. Mt 12,37. du Schalcksknecht.Vgl. Mt 18,32.
Solches alles haben nachmals die Wirtenbergischen Theologen dem HerrnB; A: Herr. Cantzler sampt den andern versamleten Raͤthen vnnd Theologen vngefehrlichredlich, ehrlich, unparteiisch. Vgl. Art. ungefährlich 2), in: DWb 24, 661. wie es hieB; A: hier. verzeichnet worden, referiret.
DarauffB; A: Daruff. alsbald Victorinus fuͤrgefordert,B; A: vorgefordert. vnnd was mit jm in vilgedachten freundtlichenB; A: fruͤndlichen. Gesprech gehandelt, auchB; A: Ouch. welcher gestalt er sich des Artickels halben De libero arbitrio erkleret, abermals durch die Wirtenbergi schen Theologen in seinerB; A: syner. gegenwertigkeitGegenwart, Anwesenheit. Vgl. Art. Gegenwärtigkeit 1)ְֽ DWb 5, 2298f. repetirt worden.
Vnd als er durch den HerrnB; A: Herr. Cantzler angeredet, ob er auchB; A: ouch. ettwas fehl oder mangel an der beschehnenB; A: beschehenen. Relation hette, das moͤchtB; A: mocht. er anzeigen, hat er nichtB; A: nit. allein jme dieselbigen wolgefallen lassen vnd bekandt, das gehoͤrterB; A: gehoͤreter. massen mit jm gehandelt, vnd er sich in disem Artickel erklert, wie durch die Wirtenbergischen Theologen referiret worden, sondern zur bestetigung vnnd mehrer versicherung solche seineB; A: syne. Confession De libero arbitrio widerumb erholetwiderumb erholet = wiederholt. Vgl. Art. erholen 1), in: DWb 3, 853. vnd mit obgezeltenoben erzählten. ausdrucklichenB; A: vßdrucklichen. klaren worten B; A: angezeiget, ouch.angezeigt, auch mit zeugnus der H.B; A: heyligen. Schrifft bestetigt,B; A: bestetiget. Quod in voluntate hominis non renati nulla sit vis seu efficacia ad bonum etc.
C 2r In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Warumb hast du dann zuuor klar das Widerspiel De tribus causis concurrentibus in conuersione geleret, vnnd das der Mensch koͤnne zu der verheissung ein Jawort sprechen vnd in dieselbige willigen?
Also vnd nichtB; A: nit. anders habe er allwege in seinemB; A: synem. Hertzen geglaubtB; A: geglaubet. vnnd gehalten, ob er gleichB; A: glych. ettliche Phrases oder rede gebrauchet, vor welchen andere ein abschew gehabt.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Ein abschew! Ach, Got strewre vnd wehre der Gotlosen Sophisterey!B; A: Sophistery. Hastu zuuor recht im hertzen geglaubetB; A: gegloubet. wider alle Synergiam, warumb hastu B; A: nicht ouch.nit auch recht mit dem MundeB; A: maule. geredet?Vgl. Röm 10,10. Warumb hastu vns vndnicht in A. die Fuͤrstliche Confutationes so hefftig vnd grimmig verdammet vnnd vns als Architectos noue Theologiearchitectos novae Theologiae = Baumeister einer neuen Theologie. ausgeruffen.B; A: vßgeruffen.
Als auchB; A: ouch. ermelter Victorinus an die Wirtenbergischen TheologenB; A: Theologos. begeret, sie solten vor den versamleten Cantzler, Rhaͤten vnnd Theologis jhm anzuzeigen vnbeschweret sein,B; A: syn. ob sie inn B; A: syner jungst.seiner juͤngst muͤndtlichen geschehnerB; A: geschehener. vnd zum drittenB; A: driteen. mal widerholter Declaration einigen fehlB; A: jrrthumb, fehl. oder mangel hetten.
DarauffB; A: Daruff. die Wirtenbergischen Theologen, als jnen durch den Herrn Cantzler zu antworten vergoͤnnet,B; A: verguͤnnet. geantwortet: Wo er auffB; A: vff. dieser zeitnicht in A. zum dritten mal beschehener Declaration bestendig verharret, wolten sie jm nit allein vor diser gegenwertigen versamlung,B; A: samlung. sondern auch vor vnserm Herrn Christo, vor welches angesicht vnd augen solchsB; A: solches. alles gehandelt, zeugnus geben, das sie, so weit jr verstand ausweiset,B; A: vßweiset. nichts wissen darinnB; A: darinnen. als vnrechtA; B: vnrechs. oder Heiliger Goͤttlicher Schrifft zuwider zu straffen.tadeln, beanstanden. Vgl. Art. strafen C.5.a), in: DWb 19, 712–715. Vnd verhofften demnach, weil nu durch dise Declaration wir zu beiden theilen in fundamento einig, es solte durch Gottes gnadB; A: gnade. leichtlich eine Christliche einigkeit getroffen werden.
C 2v Darauff sich Victorinus der mit jme freundlicher vnd bruͤderlicher gepflogener vndterhandlung halben freundlich bedanckt, mit angehencktem vermelden, wo gleicher gestalt durch seine widerwertige,Gegner. Vgl. Art. widerwärtig 2.a), in: DWb 29, 1366f. so mit jm dises Artickels halben streitig gewest, gehandelt worden, es solte die handlung in solche grosse weiterung nicht geraten sein.
In A steht Absatzmarke bzw. Alinea voran, in B kleinerer Druck, markiert eingeschobenen Kommentar von Flacius.Gott stewre vnnd wehre der Gottlosen Sophisterey!B; A: Sophistery. Wer hat dich gezwungen, die AdiaphoristischeB; A: Adiaphorische. rede vnd Jrthumb von der Pelagianischen Synergia zu uertheidigen?B; A: uerthedigen? Wer hat dich gezwungen, die Fuͤrstliche Confutationes, Lutherum vnd vns, seineB; A: syne. Discipel,Schüler (lat. discipuli). in disem Artickel zu uerdammen? nicht in A.Wer hat dich gezwungen, vns als architectos noue Theologie auszuschreyen, welchs du vnzelich offtmal zu Jhena in der Schule ge than hast? Das arme Schaffe hat dem frommen Wolffe das Wasser betruͤbet.Vgl. die Aesopische Fabel vom Wolf und dem Lämmlein, bei Luther in WA 50, 441,1–18; 449,1–21; 455,29–456,11 (Etliche Fabeln aus Äsop, 1530).
DarauffB; A: Daruff. nun durch die Wirtenbergischen Theologen geantwortet worden: Er wolle die gepflogne handlung freundlichB; A: fruͤndlich. vnnd guter meinung auffnemen,B; A: vffnemen. die ausB; A: vß. Christlichem, bruͤderlichemB; A: bruderlichen. hertzen der betruͤbten kirchen vnd jhmeB; A: jm. zu gute vorgenomen. Vnd ob sich gleichB; A: glych. wasetwas, einiger. Vgl. Art. wer III.B.2.c), in: DWb 29, 112. streitB; A: stryt. vnd widerwill vor der zeit derhalben zugetragen, so wisse er sich doch hergegen zu erjnnern, das auchB; A: ouch. vnter den Aposteln ein Paroxismus oder streitB; A: stryt. entstanden.Vgl. Lk 22,24; Gal 2,11. Vnd zweifelten nicht,B; A: nit. der Herr sol alle ding, auchB; A: ouch. das an jm selbst boͤse ist, wol vnd zu seinerB; A: syner. Kirchen nutz vnd wolfart gebrauchen.B; A: gebruchen.Vgl. Gen 50,20; Röm 8,28. Der werde B; A: ouch syner.auch seiner, derselbigen zu gut,B; A: gute. ein Christlich, nutzlich, gut vnd erwunschtB; A: erwunschet. ende an disem langwirigen streitB; A: stryt. vnnd spaltung machen.
Amen.
C 3rDie Bekandnus Victorini
von den streitigenB; A: strytigen. Punckten, so etlichen Schulen vnd Hochgelehrten one einige Schrifft seinesB; A: synes. Widerparts, vrteils halben vberschickt worden ist.
Vom Freyen Willen oder Menschlichen krefften.
I.nicht in B. Jch erkenne vnd beklage von hertzen die jnnerliche verderbung vnserer Suͤndlichen Natur, inn welcher wir nach dem Fall Ade vnd Eue B; A: entpfangen vnd geboren.empfangen vnd geborn werden, vnd verdamme die lesterung Pelagij, welcher den Frey en Willen also gerhuͤmet hat, das dadurch die Lehre von der Erbsuͤnde vnnd von der gnadB; A: gnade. Gottes grewlichB; A: feschlich. ist verfelscht worden.Vgl. oben Anm. 75.
ij. Jch erkenne auch vnd preise mit danckbaremB; A: danckbaren. Hertzen die noͤtige vnd heilsame wolthaten, welche Gott der Herr vmb seinesB; A: synes. geliebten Sons, vnsers HerrnB; A: Herren. Jesu Christi, willen durch jn vnd den heiligen Geist vns armen Suͤn dern, C 3v als den beraubten vnd verwundten,Vgl. Lk 10,30; Kol 2,8 (Luther 1545). ausB; A: vß. grosser, vnaussprechlicherB; A: vnußsprechlicher. gnade reichlich vnd veterlich mitteilet.
iij. Bekenne derhalben von hertzen vnd mit dem Munde, das der Mensch ausB; A: vß. natürlichen krefften, one den Son Gottes, der vnser Wunden heilet durchs Euangelion vnd gibt vns den H.B; A: heiligen. Geist, nit koͤnne anfahen ware vnd hertz liche bekerung zu Gott. Wie geschriben stehtB; A: stehet. in der Epistel an die Ebreer: Lasset vns lauffen durch gedult in den kampff, der vns verordnet ist, vnd B; A: vffsehen vff.auffsehen auff Jhesum Christum, den anfenger vnd vollender des Glaubens.Vgl. Hebr 12,2.
iiij. Wiewol es aber war ist, das der Son Gottes saget: One mich koͤnnet jr nichts thun,Vgl. Joh 15,5. So wircketB; A: wuͤrcket. Er doch nit also in vns, das Er den Menschen vnwissentlich vnd wider seinenB; A: synen. willen zwinge, sondern neiget jhn zumB; A: zu. gehorsam vnnd ziehet jn also, das seinB; A: syn. verstand vnd willeB; A: willen. folget In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.(MerckB; A: Mercke. des fleisches oder alten Adams wille folget gar gerne Gott)Offenbar kommentierender Einschub des Flacius. Dies gilt mutmaßlich auch für die weiteren Bemerkungen in Klammern (und für einige außerhalb). Dann so langB; A: lange. der wille gantz vnd gar widerstrebet, kan die bekerung zu Gott nicht geschehen.
v. Demnach sein zur BekerungB; A: beberung. dise drey ding noͤtig: der H.B; A: heilige. Geist, welcher die Hertzen beweget durch das Goͤttliche wort, vnd das wort C 4r Gottes, so es fleissigB; A: vlyssig. betrachtet wirdt im hoͤren oder lesen, vnnd der wille des Menschen In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.(nit der wille des Menschen sondern der von Gott gegebne wille), welcher inn forchtB; A: furcht. vnnd zittern das Goͤttliche wort annimpt vnd B; A: zuglych huͤlffe.zugleich huͤlff suchet bey dem son Gottes, der da spricht: KomptB; A: Kommet. her zu mir alle, die jr muͤheseligB; A: muͤhselig. vnd beladen seit, ich wil euch erquickenVgl. Mt 11,28. etc. In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.Da hastu die Synergiam oder mitwirckung gar, der Menschliche Wille thuB; A: thut. es.
vj. Dise meinung bestetigen vil Spruͤche der H.B; A: heyligen. Schrifft In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.(die angezogne Spruͤche sindB; A: sein. wider dich):
Johan. vj.B; A: 6. Das ist Gottes werck, das Jr an den glaubet, den er gesand hat.Joh 6,29.
Rom. j. Das Euangelium ist einB; A: eine. krafft Gottes, dieB; A: de. da selig machetB; A: macht. alle, die daran gleuben.B; A: glauben.Vgl. Röm 1,16.
Roman. x.B; A: 10. Der B; A: glaube kumpt vß.Glaub kompt aus der Predigt, das Predigen aber ausB; A: vß. dem wort Gottes.Vgl. Röm 10,17. Jtem: Er ist aller zumal ein Herr, reich vber alle, die Jhn an ruffen.Vgl. Röm 10,12.
B; A: Luc. 8.Luce.viij. Sehet darauff,B; A: daruff. wie Jr zuhoͤret.Lk 8,18.
B; A: Ebre. 4.Ebr. iiij. Das wort der Prediger huͤlff Jme nit, da Jm nicht in B. nit glaubeten die, so es hoͤreten.Vgl. Hebr 4,2.
C 4v Apoca. 3.Apoc.iij. So sey nuB; A: nun. fleissig vnd thu Busse. Sihe, ich stehe fuͤrder thuͤr vnd klopffe an. So jemand meineB; A: myne. stimme hoͤren wirt vnd die thuͤr auffthun,B; A: vffthun. zu demB; A: deme. werde ich eyngehen vnd das Abendmal mit jm halten vnd er mit mir.Vgl. Apk 3,19f.
B; A: LuceLuc. ij. Vil mehr wird der vater im Himel den Heiligen Geist geben dehnen, die jhn bitten.Vgl. Lk 11,13 (sic).
B; A: 1. Thessa. 2.j. Thess. ij. Darumb auchB; A: ouch. wir ohne vnterlaß Gott dancken, das jr, da jr empfinget vonn vns das wort Goͤttlicher Predigt, B; A: nemet jrs vff nit.namet jrs auff nicht als Menschen wort, sondern (wie es dann warhafftig ist) als Gottes wort, welcher B; A: ouch wuͤrcket.auch wircket in euch, die jr glaubet.Vgl. I Thess 2,13.
B; A: Jac. 1.Jacobi j. Er hat vns gezeuget nach seinemB; A: synem. willen durch das wort der warheit, auffB; A: vff. das wir weren Erstlinge seinerB; A: syner. Creaturen. Darumb so leget ab alle vnsauberkeit vnd bosheit vnd nemetB; A: nemend. das wort an mit sanfftmut, das in euch gepflantzet ist, B; A: welches ouch.welchs euch kan selig machen.Vgl. Jak 1,18.21.
vij. Wiewol aber vonn diesem handel offt grosse streitB; A: stryte. fuͤrgefallen sind, so halteB; A: habe. ich doch dafuͤr,B; A: darfuͤr. das obangezeigteB; A: obenangezeigte. meinung B; A: glychfoͤrmig sy.gleichfoͤrmig sey den Prophetischen vnd Apostolischen schrifften, der Augspurgischen Confession vnd der alten heiligen Menner Schrifften.
D 1r Von der beschreibung des Euangelij.
I.nicht in B. GleichB; A: Glych. wie der Goͤttliche Eid So war als ich lebe, spricht der Herr: Jch habB; A: habe. keinen gefallen an dem todB; A: Tode. des Suͤnders, sonder das er sich bekere von seinemB; A: synem. wesen vnd lebeVgl. Ez 33,11. zusamenfasset die bekerung vnd das leben, also auch, da der Herr Christus das Euangelium beschreibt,B; A: beschreybet. fasset Er zusammen BußB; A: Bueß. vnnd vergebung der Suͤnden.Vgl. Lk 24,47; Mk 1,35.
ij. Dises B; A: spruches einfaltige meynunge.Spruchs einfeltige meinung ist in der Apologia der Augspurgi schen Confession also erkleret, das inn der Predigt von der BußB; A: Bueß. oder bekehrungB; A: bekerug. zu Gott, welche begreifftB; A: begryfft. Rewe, Glauben vnnd angefangnen gehorsam, nichtB; A: nit. allein das Gesetz sol getriben vnd gelehret werden, sondern das B; A: zuglych ouch.zugleich auch das Euangelium vorgetragen werde von dem Glauben,B; A: glouben. der da vmb Christi willen vergebung der Suͤnden empfehet, welchs wolthat nicht kan von gegenwertiger bekehrung geschnittenabgetrennt. Vgl. Art. schneiden I.2.a.β), in DWb 15, 1255. werden.Vgl. BSELK 448,30–34 (aus AC XII).
iij. Wie nun die Antinomer oder Gesetzfeind billich von jederman verdammet werden, weil sieB; A: hie. das Gesetz vonn der BußpredigtB; A: Bueß prediget. ausschliessen,B; A: vßschlissen. also wer den HerrnB; A: Herren. Christum vnnd den GlaubenB; A: glouben. von der Bußpredigt ausschliesset,B; A: vßschliesset. D 1v sol in der Kirchen Gottes B; A: nit gehoͤret.nicht gehoͤrt werden. Sintemal Rewe one GlaubenB; A: glouben. nur ein anfang der Bekerung ist oder halbe Buß,B; A: bueß. wie D. LutherB; A: Lutherus. schreibet.Vgl. Luther in den Schmalkaldischen Artikeln, Von der falschen Busse der Papisten, BSELK 752,26–764,33. Dort spricht Luther u. a. von der attritio als einer gleichsam halben Reue (BSELK 754,23).
iiij. Denn Gottes Gesetz B; A: vbet nit.uͤbet nicht allein seinB; A: syn. Ampt in der Rewe, das es die suͤnd straffet vnd die Gewissen erschreckt,B; A: erschrecket. sonder es ist auchB; A: ouch. eine richtschnur des newen gehorsams, indem das erB; A: es. lehret, welche werck vnd dienste Got angenehm vnd gefellig sind.B; A: seind. Wer nuB; A: nun. dise Empter dem Gesetz nit zuschreibt,B; A: zuschreibet. der beraubet die Kirche des andern theils Goͤttlicher Lehre.
v. Wie aber des Euangelij oderB; A: oder der. verheissung von Christo vornemstes Ampt ist troͤsten die erschrocknen gewissen vnd den heilsamen Balsam in die Wunden des Hertzens giessen, das ist verkuͤndigen die Absolution Vom Gesetz, Zorn wider die Suͤnde, vnd hernach den newen gehorsam also regiren, das wir wissen, wie solcher so in mancherley verhinderungen koͤnne angefangen werden vnd wie er Gott gefalle, weil Er noch vnuolkomen ist, so ist doch das vnlaugbar, das durchs Euangelium der H.B; A: heylige. Geist die Welt straffet, nit vmb der andern Suͤnde willen, so vom Gesetz gestrafftB; A: gestraffet. werden, sonderB; A: sondern. vmb der suͤnde willen, das sie an den Son Gottes D 2r nit glauben, wie Johan. xvj.B; A: 16. geschriben istVgl. Joh 16,9. vnnd im andern Psalm: KuͤssetB; A: Kusset. den Son, das er nit zuͤrne vnd jhr auffB; A: vff. dem wege vmkomet!Vgl. Ps 2,11f (Luther 1545). In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.(Merck: jetzt saget Er, das sey des Gesetzes ampt.)
vj. AusB; A: Vß. diser einfaltigen ErklerungB; A: bekerunge. ist offenbar, das ich nit suche newe spit zige Disputationes, noch vermischung beider Lehre des Gesetzes vnnd Euangelij, sondern das ich einer jeglichen Lere one B; A: Sophisteryen synenSophistereyen seinen gebuͤrlichen vnd ordentlichen ort in der B; A: bueßpredig zueigene.BusPredigt zueigne.
vij. Es treibet B; A: ouch.mich auch keine leichtfertigkeit, fuͤrwitz oder fuͤrsetzliche halsstarrigkeit dazu,B; A: darzu. das ich inn beschreibung des Euangelij meldung thu der B; A: bueß oder bekerung zu Gott, sondern.Buß oder Bekerung, sonder es beweget mich die Authoritet des sons Gottes, welcher als ein weiser Meister nit vmbsonst vnd vergeblich, sondern mit wolbedachtem rath dise zwey stuͤckB; A: stuck. zusamenfasset, nemlich BußB; A: bueß. oder Bekehrung vnd vergebung der Suͤnden. In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie beim umgebenden Text.(Jetzt sagt Er dagegen, es seyB; A: sy. diser streitB; A: stryt. vom Euangelio ein wortgezenck, λογομαχία.)
D 2v Von der Rede Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit.
I.nicht in B. Jch habB; A: habe. durch Gottes gnaden nie anders geleret, dann das die Propositiones war sein,B; A: syn. vnd koͤnnen durch keine SophistereyB; A: Sophistery. vmbgestossen werden. Der newe gehorsam ist nach der versuͤnung noͤtig. Den newen gehorsam ist man schuldig.
ij. Dann dises ist die ewige vnwandelbare ordnung, das die vernuͤnfftige Creatur seyB; A: sy. vnterthan dem Schoͤpffer. Jtem, weil der Son Gottes komen ist, das er zubreche die werck deß Teuffels,B; A: Tuͤffels.Vgl. I Joh 3,8. nit das er stercke den mutwill, fortzufaren in Suͤnden vnd lastern. Es ist auchB; A: ouch. darumb noͤtig, dann wo der H.B; A: heylige. Geist ist, da herrschet die Suͤnde nicht,B; A: nit. sondern der H.B; A: heylige. Geist, laut des Spruchs:B; A: spruches. Wo jr durch den Geist des fleisches geschefft toͤdtet, so werdet jr leben.Vgl. Röm 8,13.
iij. Jch B; A: habe dise.hab die weise zu reden nit gebraucht,B; A: gebruchet. wil sie auchB; A: ouch. nachmals nit vertheidigen:B; A: verthedigen. Gute werck sind noͤtig zu Seligkeit, sintemal sie verstanden wirt von dem verdienst der ewigen Seligkeit.
D 3r Von den Adiaphoris.
I.nicht in B. Es wissen vil ehrlicher Leute, das ich weder das Jnterim angenomen, noch einige handlung approbirtB; A: approbiret. habe, die Gottes wort vnnd der Augspurgischen Confession zuwider ist.
ij. Es ist aber ein grosser vnterscheid zwischenB; A: zwuͤschen. gemeinen reden, darinne vn fertige haͤndel gestrafft werden, vnd anklag, in welchen lebendigen oder todten Personen schuld gegeben wirt, das sie sein abgewichen von der Augspurgischen Confession vnd haben die Christliche LehrB; A: lere. verfelschet vnnd die Papistische grewel widerumb auffgerichtet.B; A: vffgerichtet.
iij. Wie ich mich nun nichtB; A: nit. frembder LeutB; A: leute. Suͤnde sol theilhafftig machen mit entschuldigen dessen, so nit recht gethan ist, also gebuͤret mir nit zu vrtheilen von andernB; A: andern heimlichen. ratschlegen vnd handlungen, sondern zu folgen der Regel S. Pauli: Ein iegklicherB; A: yglicher. pruͤfe sein selbst werck, vnd alsdann wird er an jhm selber rhum haben vnd nit an einem andern.Vgl. Gal 6,4.
iiij. Vnd da ich mich gleich vnterstuͤnde, disen oder andernB; A: anderen. Personen das auffzulegen,B; A: vffzulegen. dauon kurtz zuuor meldung geschehen,B; A: geschehen ist. so wuͤrde es mir doch mangeln an starcken vnd gruͤndli-D 3vchen beweisungen, welche in solcher anklagB; A: anklage. klerer dann das Liecht im MittagB; A: mittage. sein muͤssen.In A folgt: V. Solches sage ich allein von myner Person / vnnd Disputire jtzund nit daruon / was andere zu thun vermoͤgen oder sich schuldig erkennen / dann ein jeglicher wird syne last tragen.
I.nicht in B. GleichB; A: Glych. wie die Gerechtigkeit nit allein thut, was recht ist, sonder auchB; A: ouch. das vnrecht straffet, also gefellet Gott ohne zweifel wol die Bekandnus der waren Lehr sampt angeheffter Confutation aller AbgoͤttereyB; A: abgoͤttery. vnnd lesterung Gottes, wie das Exempel des bekehrtenB; A: bekereten. Schechers anzeiget,B; A: anzeigt. welcher auchB; A: ouch. ein herrlicheB; A: herrlich. Bekandtnus thet vom Messia vnnd zugleichB; A: zuglich. den Lesterer straffet.Vgl. Lk 23,39–43.
ij. Es gehoͤret aber zu diser Ritterschafft nit allein ein grosser mut, sondern auchB; A: ouch. bescheidenheit, von welcher S. PetrusB; A: Peter. saget:B; A: sagt. Beweiset in ewrem Glauben tugend vnnd inn der tugend bescheidenheit.Vgl. II Petr 1,5f. Dann die Kirche Gottes eylet nicht zur straffe vnd brauchetB; A: brucht. nicht wider alle Kranckheit die eusserste Artzney, nemlich den Bann,Es ist zwischen dem kleinen und großen Kirchenbann zu unterscheiden: Der kleine Bann war ein meist zeitlich begrenzter Ausschluss vom Abendmahl (bzw. den Sakramenten), der große Bann war der zeitlich nicht begrenzte völlige Ausschluss aus der Gemeinde (Exkommunikation), wobei der Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft de facto auch den Ausschluss aus der politischen Gemeinschaft bedeutete und mit der Reichsacht einherging. sondern machet einen vnterscheid zwischenB; A: zwuͤschen. Abgoͤtterey vnd lesterung vnnd ettlichen vnbedechtigen reden, welche auchB; A: ouch. offt von denen, so den grund des GlaubensB; A: gloubens. vest halten, D 4r gebrauchetB; A: gebruchet. werden. Sintemal niemand im reden niemandnicht in A. so fleissigB; A: vlyssig. vnd vorsichtig seinB; A: syn. kan, der nit bisweilen vndeutlicheB; A: vndeutlichere. oder zweifelhafftige wort brauchet.B; A: brauche.
iij. Es machen auchB; A: ouch. die Kirchen Gottes einen vndterscheid zwischen jhren Glidern vnnd Burgern vnd den offentlichen Feinden, vnnd decket zu die fehle dere, die Busse thun vnd thun die ersten werck.
iiij. Derhalben wie ich mich B; A: fuͤrchte fuͤr.foͤrchte vor aller Abgoͤtterey, GotteslesterungB; A: Gotteslesterunge. vnd den Corruptelen, so wider den grund streiten,B; A: stryten. vnd verdamme sie von hertzen, also nim ich an die Regel S. Petri: Beweiset im Glauben tugend vnd in der tugend bescheidenheit.Vgl. II Petr 1,5f.
D 4vVictorini StrigelijIm dritten Apparat ist die Declaratio Victorini (samt Strigels Stellungnahme vom 11. Mai 1562) abgedruckt nach der Edition von Gehrt, Strategien, 179–181; während Gehrt allerdings als Haupttext die Fassung aus den Visitationsakten von 1562 bietet (Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 37, Bl. 11v–12v, 14r–v; bei Gehrt Sigle a), sind hier die Varianten der Abschrift aus dem Nachlass des Flacius (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 74 Helmst., Bl. 22r–24v, 40v–43v, 43v–44r; bei Gehrt Sigle b [b1, b2]) berücksichtigt, die als Vorlage für die Übersetzung im hier edierten Druck gedient hat, Abweichungen in a sind notiert, soweit es sich nicht um bloße Änderungen der Wortstellung handelt.
Erklerung B; A: syner.dieser seiner vorgehenderBekantnus vom Freyen willen
verdeutscht.B; A: vertuͤtscht.
Jn der B; A: lehre vdm.Lehr vom Freyen Willen sind fuͤrnemlich zwey ding oder Hauptpuncten zu bedencken, als nemlich Erst die Efficacia, Wirckligkeit,B; A: wuͤrckligkeit.Vgl. oben S. 671, Anm. 4. Macht oderB; A: der. krafft etwas zu wircken, darnach Modus agendi, Aptitudo et Capacitas, die gestalt oder weise zu wircken oder etwas auszurichten,B; A: vßzurichten. jtem die Tuͤchtigkeit oder Pfehigkeit.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Modus agendi, die weise ein ding zu thun, vnd AptitudoVorlage: Aptitud. et Capacitas, die tuͤchtigkeit vnnd pfehigkeit eines dinges, sindB; A: seind. so weit voneinander als der Himel von der Erden. Wann einer fragte einen Schuster, obs ein ding sey, das das Leder tuͤchtig seyB; A: sy. zu den Schuhen oder Stifeln, vnnd die weise, die Schuch zu machen, würde er gewislich sagen: Bistu toll oder thoͤricht,B; A: thoricht. das du solch ding fragest? weil B; A: ouch ein klein.auch ein kleins Kind von siben Jaren weis, das ein ander ding ist die tuͤchtigkeit einesB; A: eins. dinges vnd die weise, etwas darausB; A: daruß. zu machen. Widerumb nicht in A.Efficacia et Capacitas, aberoder. Vgl. Art. ³aber 7), in: Fnhd. Wb. 1, 74f. In der ersten Version (A) ist Wiederumb aber im Sinne von hingegen zu verstehen. die kraft, wirckligkeit,B; A: wuͤrckligkeit. vnd nicht in A.darnach die tuͤchtigkeit eines dings zu einer that oder thun, als des E 1r Freyen willens zur bekerung, ist ja aller ding eins. Darumb so ist das einB; A: eine. koͤstliche B; A: Sophistery vß.Sophisterey, aus einem ding zwey vnd widerumb ausB; A: vß. zweyen dingen eins wollen machen. Aber also mus man die einfeltigenB; A: einfaltigen. Christen betriegen, verwirren vnnd bezaubern, das wann sie nur eine Sonne sehen,nicht in A. meinen sie sehen zwo Sonnen, vnd widerumb trawmen, das der MonMond. Vgl. Art. Mond 2), in: DWb 12, 2497f. vnnd die Sonne nur ein ding sey:
Was nuB; A: nun. belanget die Vim, Efficaciam, Wuͤrckligkeit, krafft oder macht, damit wir bedencken, wollen vnd ausrichten,B; A: vßrichten. was Got lieb ist vnd vns heilsam, ist gentzlich kein zweifel, das wir sie in dem ersten Fall AdeB; A: Ade gaͤntzlich. verloren haben vnnd das die widerwertige Jmpotentia, Kranckheit oder Schwachheit seyB; A: sy. fort inn allen Menschen, so ausB; A: vß. vnreinem Samen gebornB; A: geboren. werden, angeerbet, laut diser Spruͤche: Der natuͤrliche Mensch vernimpt nicht,B; A: nit. was Gottes ist.Vgl. I Kor 2,14. Jtem: fleischlich gesinnet seinB; A: syn. ist eine feindschafft wider Gott, sin temal es dem Gesetz nit vnterthan ist. Dann es vermag es auchB; A: ouch. nit.Vgl. Röm 8,7f.Wir sein nit tuͤchtig, von vns selbestB; A: selber. ewas zu gedencken.Vgl. II Kor 3,5. One mich koͤnnetB; A: kuͤnnet. jr nichts thun.Vgl. Joh 15,5.
In A zwei Absätze, der erste mit Alinea markiert, in B kleinere Schrift.Es ist nit allein einenicht in A. Kranckheit oder Schwacheit, B; A: sondern ouch.sonder auch ein eusserste bosheit in vnserm alten Adam. B; A: Also aber.Aber also pflegen die Gesellen die Erbsuͤnde geringe zu machen vnd kaum den halben theil dauon anzeigen.
Vnd so einer solche schwacheit vnsers verstands,B; A: verstandes. willen vnd hertzens entweder laugnet oder auchB; A: ouch. gering machet, der helt nit recht von dem Erbfall oder verderbung, dann es ist nit allein ein mangel der waren weisheitB; A: wyßheyt. im verstandB; A: verstande. vnd der Gerechtigkeit vnd Heiligkeit inn dem Willen, sondern auch einB; A: eine. boͤse neigung, welche gebiret zweifel von Gott vnd von Goͤttlichen sachen, E 1v auch einen trutzigen vngehorsam der Affecten vnnd bewegungen des hertzens, welche da tollerweise rennen wider das Gesetz Gottes.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Ja lieber Gesel, nicht allein wer das laugnet, sonderB; A: sondern. auch wer nicht bekennet ein eus serste bosheit vnsers hertzens vnd gemuͤtsB; A: gemuͤtes. mit Paulo vnd B; A: mit der heyligen.der H. Schrifft. Sie schaffet nicht allein ein B; A: zwyffel, sondern ouch.zweifel, sonder auch vil Gottlose, ja auchB; A: ouch. GotteslesterischeA; B: Gotteslerische. meinungB; A: meinunge. oder gedancken vonn Gott, grobe Jrthume vnd grewliche Abgoͤtterey.B; A: Abgoͤttery. Lieber freund,B; A: fruͤnd. warumb schetzestu die ErbsundB; A: Erbsuͤnde. so gering?
Es wird aber die obgedachtB; A: obgedachte. verlorne wirckligkeit, macht oder krafft wider erstattet, nicht durch menschliches vermuͤgen oder einiger Creatur gewalt, sondern von Gott durch seinen lieben Son, vnsern einigen mitler, vnnd den H.B; A: heiligen. Geist, wie dise volgende Spruͤche klar bezeugen: Ein Mensch kan jm nichts nemen, es werde jhm dann gegeben vom Himel.Vgl. Joh 3,27. Niemand kompt zu mir, es sey dann gegeben vom Himel.Vgl. Joh 6,65. Niemand komptB; A: kumpt. zu mir, es seyB; A: sy. dann, das jn der Vater ziehe.Vgl. Joh 6,44. Gott ist, der da gibt das wollen vnd volbringen.Vgl. Phil 2,13. Lasset vns lauffen durch gedult den kampf, der vns verordnet ist, vnd aufsehen auff Jesum, den anfenger vnd vollender des glaubens.Vgl. Hebr 12,2. Nicht jr seid, die jr redet, sondern der Geist ewersB; A: ewres. Vaters redet in euch.Vgl. Mt 10,20.
Aus disen vnd dergleichenB; A: derglychen. Spruͤchen ist offenbar, das die Efficacia, vis, potencia, das ist: alle macht vnd krafft, damit wir, was Gott wolgefellig vnnd vns heilsam ist, bedencken, wollen oder volbringen, nicht stehe inn vnserm vermuͤgen, das da nach dem fall vberbliben sey, sondern es seyB; A: sy. eine gabe vnd werck Gottes, welcher vernewert sein bild in denen, so vmb des Sons willen zu gnaden angenomen, Kirche vnd wonung des B; A: heyligen Geistes.H. Geists worden sind.
E 2r In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Das were zimmlich zu leiden, aber bald lehret Er fast das widerspil.
Was aber belanget das anderB; A: andere. Hauptstück, man nenne es gleichB; A: glych. Modum agendi, Aptitudinem, Capacitatem, das ist: die weise zu wircken,B; A: wuͤrcken. Tuͤchtigkeit oder Pfehigkeit, da ist gewis, das der mensch ein anders ist dann alle andere Creaturen, welche kein vernunfft vnd keinen willen haben.
Dann ein Klotz ist je nicht also geschaffen, das er Capax, Pfehig, sey des Worts vnnd der Sacramenten, durch welche Gott in seinerB; A: syner. Kirchen krefftig ist. Die menschen aber sind Capaces, pfehig des Goͤttlichen beruffs, vnd fallen nit allein dem wort Gottes durch den H.B; A: heiligen. Geist bey, sondern bewaren auch dise ehrliche beylageVgl. II Tim 1,12 (Luther 1545). vnd thewren schatz.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Mercke, was kan doch hie das woͤrtlinB; A: woͤrtlein. Capax, Pfehig – Ein Klotz ist nitB; A: nicht. Capax, Pfehig Goͤttliches worts, aber ein Mensch ist Capax, pfehig desselbigen – anders bedeuten quam vim accipiendi aut percipiendi, dann eben eine macht oder krafft, das wort vnd Sacramenta zu empfahen? Darumb so ist das eineB; A: ein. vnuerschempte Sophisterey,B; A: Sophistery. das er droben so einen grossen vnterscheid gemachetB; A: gemacht. hat inter vim aut potentiam et Capacitatem, zwischenB; A: zwuͤschen. der krafft, macht oder vermuͤgen, etwas zu thun oder anzunemen, vnd eines dinges pfehig oder dasselbige zu empfangen tüchtig sein.
In B kleinere Schrift.Das aber eben die Aptitudo et Capacitas, die tuͤchtigkeit oder pfehigkeit, nit von vns, sondern von Gott her sey,B; A: sy. vnnd das wir solches gutes gentzlich beraubet seinB; A: syn. vnd mangeln, zeuget klar S. Paulus eben mit denselbigen worten Victorini, dann er nimpt vns beides, die Aptitudinem aut idoneitatem, die tuͤchtigkeit, vnd auchB; A: ouch. die Capacitatem, die Pfehigkeit oder vernemligkeit. E 2v Denn von dem ersten, nemlich von der tuͤchtigkeit, sagtB; A: saget. Er, 2. Corinth. 3: Nit das wir tuͤchtig sein,B; A: syn. etwas zu gedencken als vonn vnns selber, sondern das wir tuͤchtig sein, ist von Gott, welcher vns tuͤchtig gemacht hat.Vgl. II Kor 3,5f.
In B kleinere Schrift.Da hoͤrestu Ja, lieber Christ, das hie die Aptitudo aut Jdoneitas, die tuͤchtigkeit, lautter vndnicht in A. rein von vns weggenomenB; A: wegnemen. vnd allein Gott gegeben vnd zugeeignet wird.
In B kleinere Schrift.Nun hoͤre auchB; A: ouch. von dem andern, nemlich von der Capacitate, Pfehigkeit, was auchB; A: ouch. da der H.B; A: heilige. Geist durch denselbigen Apostel fuͤr ein vrtheil spricht. Denn 1. Cor. 2. sagtB; A: saget. er deutlich, das der natuͤrliche MenschB; A: mensch οὐ δέχεται. non percipit aut capit, vernimpt nit, oder es ist nitB; A: nicht. pfehig, B; A: (wie es an dem voralten Text laut).wie die gemeine version lautet, des das Gottes ist, sondern helts fuͤr ein lautere torheit.Vgl. I Kor 2,14.
In B kleinere Schrift.Da hoͤren wir aber ein klares ausgedrucktesB; A: vßgedruckt. vrteil vnd gewisses zeugnus des H.B; A: heyligen. Geistes, das inn dem Menschen weder Aptitudo, Tuͤchtigkeit, noch Capacitas, Pfehigkeit zu Goͤttlichen sachen, nach dem fall gebliben sey,B; A: sy. vnnd zeiget solches hie die H.B; A: heylige. Schrifft eben mit denselbigen worten, die der Synergist gebrauchetB; A: gebrucht. hat, das man nicht kan mit warheit sagen, Paulus rede von einem andern dinge dann Victorinus.
In B kleinere Schrift.Hierzu koͤnteB; A: kondte. man gar vil zeugnus der h.nicht in A. Schrifft fuͤren, die da nicht allein alles gutes, wie auchB; A: ouch. dasselbige B; A: mocht.moͤcht jmmer genennet werden, dem Menschen absprechen, sondern B; A: ouch.jm auch darzu eineB; A: eine solche. grewliche bosheit zumessen, das er, was seineB; A: syne. Natur belangt,B; A: belanget. nur stets Got widerstrebe,B; A: widerspreche. hasse vnd anfeinde.Vgl. Gen 6,5; 8,21; Röm 5,10; 8,7. Wie koͤnte nuB; A: nur. ein solcher grewlicher natuͤrlichernicht in A. Feind vnd widerwertiger Gottes, freundB; A: fruͤnd. vnd liebhaber aller Jrthumb vnd Ketzereyen,B; A: ketzeryen. Aptus aut Capax, Tuͤchtig oder Pfehig sein des Reichs Gottes oder zum Reich Gottes? Spricht nichtB; A: nit. Christus duͤrr vnd klar: Es seyB; A: sy. dann, das jemand vonn B; A: newen geboren.newem geborn werde, so kan er das ReichB; A: rych. Gottes nicht E 3r erben? Johan. 3.Vgl. Joh 3,3. Jch rede aber von des Menschen tuͤchtigkeit, nichtB; A: nit. von Goͤttlicher Almechtigkeit, der da wol kan vnd weis, ein Kamehl durch ein Nadeloͤhr durchzuziehen.Vgl. Mt 19,24.
In B kleinere Schrift.DesgleichenB; A: Deßglychen. seind auchB; A: ouch. vnzeliche zeugnus, die da alles guts eines Gottseligen Men schen, es werde B; A: genennes wie et.genennet wie es wolle, allein Gott dem HerrnB; A: Herren. zumessen, das er allein alles wirckeB; A: wuͤrcke. vnnd das wir gantz vnnd gar nichts haben, das wir nit von jhmB; A: jme. empfangen hetten. Solche zeugknus nemen vns ye alles vnnd schreiben es GOTT dem HERREN allein zu, man heisse es nun δύναμιν, Vim, Potentiam, Aptitudinem, Capacitatem, oder was man nur gutesnicht in A. erdencken koͤnne.
In B kleinere Schrift.Jst nun das nit ein koͤstliche vnnd Christliche Declaration vnd vertragBeilegung, Kompromiss. Vgl. Art. vertragen III.2), in: DWb 25, 1934f. der B; A: Religionstrytten? ouch ein vffhebung der jrrthumben vnnd ergernusse.Religionstreiten, auch ein auffhebung der Jrthumen vnd Ergernussen, die so fein klar wider das liebe, helle wort Gottes fichtetficht, kämpft. vnd wuͤtet vnd, was sie zuuor guts gesagtB; A: gesaget. hat, bald wider vmbkehrtB; A: vmbkeret. vnd nimmet?
In B kleinere Schrift.Also gar fein koͤnnen die gwaltigen,B; A: gewaltigen. Edlen, weisen vnd Ehrwirdigen mit dem Reich vnd Religion Jesu Christi vmbgehen. Wol ists zu erachten, wie er widerumb mit jnen an jenem Tag vmbgehen vnd sie freundlichB; A: fruͤndlich. empfahen wird.
In B kleinere Schrift.Der treflichB; A: treffliche. Meister disputirtB; A: disputyret. vom Trunco oder Klotzen, das der nit koͤnne selig werden. O, ein schoͤne TruncoTheologia! Wer hat ye gesagt,B; A: gesaget. das die Steine vnd Kloͤtze selig werden? Merck auchB; A: ouch. das schoͤne Sophisma Ein Klotz ist von seiner natur nit tuͤchtig zum Himelreich. Ergo schleust sich, so ist der verderbte Mensch tuͤchtig vnnd geschickt darzu; es folget fein. Man koͤnteB; A: kondte. auff dise weise auch mehr beweisen. Nemlich weil ein Stein nichtB; A: nit. kan Gott von gantzem hertzen liebhaben, so koͤnne es der Mensch thun. Oder weil ein Stein nicht kan in Himel fliegen, so kan es VictorinusE 3v thun. Gott koͤnte auchB; A: ouch. wol aus den Steinen dem Abraham Kinder machen.Vgl. Mt 3,9. Ein Mensch hasset vnd widerstrebet Gott, das thut gleichwolB; A: glychwol. ein Klotz oder Stein nit, darumb so ist er, nicht in A.was die Gotseligkeit belangt, erger dann ein Klotz oder Stein vnd gehoͤret derhalben auchnicht in A. in das ewige hellische Fewer, da dochnicht in A. andere Creaturen nit hinkommen.
Von diser tuͤchtigkeit oder pfehigkeit ist ein feiner Vers bey dem Nazianzeno: Gott hat mich pfehig des guten gemacht vnd reicht mir gewalt oder krafft dazu.Siehe oben S. 680, Anm. 60. Strigel versteht den Vers offenbar in dem Sinn, dass Gott uns zum Guten fähig geschaffen habe und uns außerdem in einem zweiten Schritt die Kraft dazu verleihe.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Diser Vers ist stracks wider die Declaration. Dann der Vers nimpt beides dem menschen vnd gibt es Gott allein, das er vns gebe erst den guten willen oder pfehigkeit vnd darnach auchB; A: ouch. krafft, das gute zu uolbringen. Jst aber nitB; A: nit δεκτος. Capax boni, eine vis, krafft, accipiendi bonum, das gut anzunemen? Warumb beweistB; A: bewyst. aber diser Meister dise seineB; A: syne. tuͤchtigkeit vnnd pfehigkeit B; A: nit vß.nicht aus dem klaren wort Gottes, sondern nur ausB; A: vß. den Scribenten, die es doch mit jme auchnicht in A. nit halten.die doch auch nicht auf seiner Seite stehen, ihn auch nicht unterstützen. Vgl. Art. halten B.II.2.b), in: DWb 10, 290.
Bernhardus spricht auchB; A: ouch. klar: Gott ist ein vrsach des heils, der freye wille ist nur pfehig der seligkeit. Es kan niemand die seligkeit geben dann allein Gott. Es kan sie auchB; A: ouch. niemand empfahen dannB; A: denn. allein der Freye wille. Was nun allein von Gott vnd allein dem freyen willen gegeben wird, das kan je so wenig geschehenB; A: beschehen. one verwilligung oder Jawort deß, der es empfehet, als one gnadB; A: gnade. deß, der es gibet.Bernhard von Clairvaux, De gratia et libero arbitrio, cap. I, 2: Deus auctor est salutis, liberum arbitrium tantum capax: nec dare illam, nisi [solus] Deus; nec capere valet, nisi liberum arbitrium. Quod ergo a solo Deo, et soli datur libero arbitrio; tam absque consensu esse non potest accipientis, quam absque gratia dantis. (PL 182, 1002B). Jtem: Heb auffB; A: vff. den freyen willen, so wird niemand da sein,B; A: syn. den man selig mache. NimbB; A: Nim. weg die gnade, so wird der vrsprung der seligkeit weggenomen.Bernhard von Clairvaux, De gratia et libero arbitrio, cap. I, 2: Tolle liberum arbitrium, non erit, quod salvetur, tolle gratiam, non erit, unde salvetur. (PL 182, 1002B; bei Bernhard steht das zweite Zitat voran).
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Merck hie abermal, was da heisse Aptus et Capax, tuͤchtig vnd pfehig sein, nemlich wie er, Victorinus, sich ausB; A: vß. dem Bernhardo erklertB; A: erkleret capere, accipere, consentire. empfangen, annemen, verE 4rwilligen. Was ist das anders dann eben der B; A: gantze gloube.gantz glaube, vnd eine krefftige wirckung,B; A: wuͤrckung. die gantze seligkeit zu empfahen? Also mus man vnterscheidenB; A: vnterschyden. die krafft von der tuͤchtigkeit, etwas zu empfahen, den armen einfeltigenB; A: einfaltigen. Christen eine Nasen drehenjmdm. eine Nase drehen = jmdm. etwas vormachen, jmdn. zum Narren halten. Vgl. Art. Nase IV.2.b), in: DWb 13, 408. vnd Gott sampt seiner Kirchen verspotten.
Wiewol aber der Name des freyen willens vilen verhasset ist, jedoch in disen spruͤchen Bernhardi bedeutet er nichts anders dann das wesen der vernunfft vnd willens, welchem so B; A: nicht von dem heyligen.nit widerumb vom H. Geist widerumbsic. ge geben wirdt die krafft zu glauben, welche laut der H.nicht in A. Schrifft verloren ist, so kehret sich weder die vernunft noch der wille oder das hertz an das wort oder Sacramenten.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Oben hat er gesagt, das der Klotz nit pfehig seyB; A: sy. der Sacramenten vnd B; A: der wort.des worts Gottes. Hie spricht er B; A: ouch derglychen.auch dergleichen von dem verderbten menschen, ehe er wider ge bornB; A: geboren. wird. Warumb sagtB; A: saget. er dann sonst,B; A: sunst. das der natuͤrlichB; A: Natuͤrliche. verderbte mensch seyB; A: sy. von sich selbstB; A: selbest. tuͤchtig vnd pfehig zur seligkeit, darmit er dann sich selbstB; A: selbest. luͤgenstraffetB; A: luͤgenstrafft. vnd die armen einfeltigenB; A: einfaltigen. Christen vnd ware Religion mit vnaussprechlichemB; A: vnußsprechlichen. ergernus verwirret vnd verfinstert.
Darumb so man desB; A: dem. menschlichen freyen willensB; A: willen. nach dem fall bedencktB; A: bedencket. die krafft zu wircken,B; A: wuͤrcken.Wenn man den menschlichen freien Willen nach dem Fall betrachtet hinsichtlich seiner Kraft zu wirken so ist erB; A: es. nur ein leibeigenerB; A: leibeigner. knecht vnd gefangner des Sathans. So man aber bedencket seineB; A: syne. tuͤchtigkeit,Tauglichkeit, Eignung, Befähigung. Vgl. Art. Tüchtigkeit 2.a), in: DWb 22, 1512. so ist es kein stein oder klotz, sonderB; A: sondern. zu disem ende von Got geschaffen, das er pfehig seyB; A: sy. der himlischen gaben des B; A: heiligen Geistes.H. Geists.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Ja er ist wol also im anfang von Gott geschaffen gewesen, aber also ist er nitB; A: nicht. gebliben, sondern ist dermassen B; A: von dem Tuͤffel.vom Teuffel in grund verderbtB; A: verderbet. vnd verwandelt worden, das er nur der Suͤnden vnd schanden vnd des hellischen fewrsB; A: fewers. pfehig vnd darzu vberausB; A: vberuß. tuͤchtig, geschickt vnd bereit sey.B; A: sy. Darumb so gehet diser Magister DeclarationumSpöttische Bezeichnung nach dem Modell scholastischer Ehrentitel wie Magister Sententiarum für Petrus Lombardus. mit lauter falscheit, betrugB; A: betrygerey. vnnd SophistereyB; A: Sophistery. vmb, jetzB; A: jetzt. sagt er ja, jetzB; A: jetzt. nein.B; A: neyn / Jst ein rechter Geber Nemer / wie D. Luther solche Geistliche verfürer / vnd betryger nennet. Gott strewre B; A: vnnd wehre jnen / Amen.jhm gewaltiglich.
E 4v B; A: Victorinus Strigelius.Vnterschreibung Victorini Strigelij
diser seiner Declaration AnnoM. D. Lxij. den vj.rectius xj. (?; die eigentliche Declaratio ist auf den 6. Mai datiert, die Unterschreibung auf den 11. Mai) Maij.
Jch, Victorinus Strigelius, bezeuge mit diser meiner Vnterschrifft, das dise erzelung oder schrifft stimme mit dem, das ich beide in sonderheit, vnd auch vor den Edlen vnd hochloͤblichenB; A: hochloblichen. Cantzler vnd Rhaͤten des Durchlauchtigen Hochgebornen Fuͤrsten vnd Herrn, Herrn Johann Fridrichen, Hertzogen zu Sachssen, vnd den Theologen B; A: vß syner.aus seiner F. D.Fürstlichen Durchlaucht. Lant versamlet, geredetB; A: geredt. habe, auchB; A: ouch. mit denen, das zwischenB; A: zwuͤschen. mir vnd den Ehrwirdigen Herrn, den Wirtenbergischen Theologen, gehandelt vnnd geredt worden ist, im Meyen Anno 1562. Vnd in der Declaration, in diser Schrifft verfasset, beruhe ich bestendiglich.
Wir,Die Originalunterschriften lauten in der Handschrift, die in der Forschungsbibliothek Gotha verwahrt wird (FBG, Chart. A 37, Bl. 14r): Maximilianus Morlin D[octor] Pastor Coburgensis [|] M[agister] Joannes Stosselius Superintendens Jhenensis subscripsit [|] Andreas Misenu[s] Ecclesiastes Aldeburgensis subscripsit. [|] M[agister] Ioannes Hoeckner pastor Eisenbergensis subscripsit [|] M[agister] Joachimus Stigelius, Concionator in aula vinariensj. (nach der Edition bei Gehrt, Strategien, 181). D. Maximilian Moͤrlein,B; A: Morlein.Maximilian Mörlin, geb. am 14.10.1516 in Wittenberg, studierte ab 1533 an der Leucorea, Schüler Luthers und Melanchthons. Ab 1539 wurde er Diakon in Pegau und in Zeitz, 1543 Pfarrer in Schalkau (Thüringen), 1544 Hofprediger in Coburg; 1546 wurde er, an der Leucorea zum Dr. theol. promoviert, auch Superintendent in Coburg. Er nahm teil an der Eisenacher Synode 1556 und am Wormser Colloquium 1557 und erarbeitete mit Musaeus und Stössel 1557–1558 den Entwurf zum Weimarer Konfutationsbuch; um 1561/62 riet er Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen zur Einsetzung eines Konsistoriums in Weimar, dessen erster geistlicher Assessor er dann auch wurde. 1570 ging er, bei Herzog Johann Wilhelm von Sachsen in Ungnade gefallen, als Hofprediger des Grafen Johann VI. von Nassau nach Dillenburg, wo er sich erfolglos bemühte, den Übergang zum reformierten Bekenntnis zu verhindern. 1573 wurde er nach Coburg zurückberufen; dort starb er am 20. April 1584. Vgl. K. [Theod.] Färber ([Friedrich] Lezius), Art. Mörlin, Maximilian, in: RE³ 13 (1903), 247–249. Julius August Wagenmann, Art. Mörlin, Maximilian, in: ADB 22 (1885), 325. M. Johan Stoͤssel,B; A: Stossel.Zur Vita Johann Stössels vgl. unsere Ausgabe Nr. 13, S. 596, Anm. 122. M. Andreas Miscenus,Andreas Misenus: Wohl aus Mies in Böhmen gebürtig, wurde er nach Studien in Wittenberg um 1530 Rektor am Gymnasium in Altenburg, 1553 dritter Prediger, 1562 Superintendent dort. 1568 wurde er als Anhänger Strigels seines Amtes enthoben, kam aber als noch im selben Jahr als Superintendent nach Weißenfels, wo er 1571 starb. (Jöcher, DBA I Fiche 848, 187). M. Johannesαιθ HocnerusJohannes Hökner/Hockner: 1552 Pastor in Schulpforta, Diakon an St. Wenzel in Naumburg, 1553 von Bischof Julius Pflug entlassen, 1558–1565 Erster Pfr. u. Superintendent in Eisenberg, 1565 Pfr. in Naumburg, dort 1566 an der Pest verstorben. (Bertuch, Chronicon Portense, Leipzig 1739; ThürPfb VI). vnnd M. Johannαιι Stigel Gothanus,Joachim [sic] Stigel, aus Gotha gebürtig, zum Wintersemester 1538 an der Universität Wittenberg immatrikuliert, wurde 1546 als dritter Diakon nach Eisenach berufen, 1550 dort oberster Geistlicher (vgl. MBW 6, 101 [Nr. 5922]); 1555 kam er als Schlossprediger nach Gotha, wobei er anscheinend dem Herzog folgte, wenn dieser sich nach Weimar begab. Im Juni 1562 wurde er während eines Aufenthalts in Weimar wegen unwürdigen Lebenswandels und unerlaubter Entfernung aus dem Dienst abgesetzt. Auf Bitten Amsdorfs wurde Stigel im Dezember 1562 als Diakon in Eisenach angestellt. Dort kam es am 30. November 1563 zum Eklat, und Stigel ging nach Erfurt und Weißensee; er soll in der Nähe von Altenburg an der Pest gestorben sein (vor April 1567), als er sich anschickte, als Feldprediger nach Frankreich zu ziehen. (vgl. Herrmann, Series Pastorum Isenacensium, Abschnitt III, Nr. 7; ThürPfb I, 645; III, 1050; VIII [Entwurf], 1027) – Es liegt im Text anscheinend eine Verwechslung mit Joachim Stigels Vetter Johannes Stigel vor, am 13. Mai 1515 geboren, als neulateinischer Dichter bekannt, Professor in Wittenberg, dann in Jena, wo er am 11. Februar 1562 starb. bezeugen, das dise erklerung seyB; A: sy. also verlesen worden in beysein der Raͤthe vnnd Theologen, welche wir halten, das sie stimme mit der Augspurgischen Confession vnd den Confutationen vnserer Durchlauchtigen Fuͤrsten vnnd Herren zu Sachssen.
Wir vnterschribene Theologen des DurchlauchF 1rtigen Fuͤrsten vnd Herrn,B; A: Herren. Herrn Christoph, HertzogenB; A: Hertzog. zu Wirtenberg,Zu Jakob Andreae und Christoph Binder vgl. oben S. 663f, Einleitung Nr. 2.2, 2.3. bezeugen, das dise Declaration sey also verlesen worden in beysein der Fuͤrstlichen Rhaͤten vnnd Theologen, welche wir halten, das sie stimme mit dem Wort Gottes, mit der Augspurgischen Confession, mit den Schmalkaldischen Artickeln, mit der Confutation der Hertzogen von Sachssen vnnd mit der gedruckten Bekantnus vnd Apologia des Durchlauchtigen Hertzogen von Wirtenberg.Vgl. oben S. 680, Anm. 59.
Folget die andere Handlung mit Victorino, vonn den vberigen dreyen streitigenB; A: strytigen. Artickeln, nemlich von der Definition des Euangelij, von der Maioristerey vnd Adiaphoristerey.
In B kleinere Schrift.Weil der mensch on alle not angefangen hatte, die warheit vnd Fuͤrstliche Confutationes zu stuͤrmenanzugreifen, zu bestürmen. Vgl. Art. stürmen I.A.3), in: DWb 20, 611–613. vnd anzufechten, das die Definitio des Euangelij recht vnnd proprie sey etc. Weil auchB; A: ouch. die gewaltigenMächtigen, hochgestellten Persönlichkeiten mit großem Einfluss, Fürsten, hohen Beamten. verheissen haben vnd den mitlernVermittlern, Schiedsleuten. Vgl. Art. Mittler 2), in: DWb 12, 2424. solchsB; A: solches. vnter die hende gegeben – Warumb haben sie nit angehalten, das die sache recht ausgefuͤretB; A: vßgefuͤret. were? Sondern das man es nur mit einer Amnistia vnnd stillschweigenB; A: stilschwygen. vberstrichen hat.
Was dann die andern drey Artickel De DefinitoneB; A: difinitione. Euangelij, De Propositione Bona opera sunt necessariaVorlage: necessari. ad salutem vnd De Adiaphoris belanget, seinerB; A: syner. Confession De libero Arbitrio angehenget, ist vilermelter Herr Vic torinus von den Wirtenbergischen Theologen zum andern mal vmb erklerung angeredt worden. DarF 1vauffB; A: Daruff. er sich vernemen lassen – Wiewol eine vertroͤstung geschehen, das er dismals diser Puncten halben nit angesprochen, sondern allein bey der vnterrede de libero arbitrio bleiben solte, B; A: Jdoch vff der jrer.jedoch auff jhrer, der Wirtenbergischen, freundlichB; A: fruͤndlich. begeren sey er auchB; A: ouch. vn beschweret, kuͤrtzlichB; A: kurtzlich. hierinneB; A: hyrinnen. sich zu erkleren. Er hat sich demnach beyde mal einer gleichenB; A: glychen. vnd bestendigen meinung hoͤren lassen.
Erstlich De definitione Euangelij et Poenitentia, das er beide streit anders nit, dann fuͤr eine λογομαχίαν oder wortgezenck hielte.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Nun saget Er, es sey der streitB; A: stryt. mit der Definition ein wortgezenck, damitB; A: darmit. er dann sich B; A: selbest vffs heftigest.selbst auffs hefftigst verdammet. Dann warumb hat er solch wortgezenck erreget wider die Fuͤrstliche Confutationes? Warumb hat er mir vor den Fuͤrsten vnd Rhaͤten vorgeworffen vnd mich B; A: vffs hefftigste.auffs hefftigst muͤndlich verklagt,B; A: verklaget. das ich mit solcher erklerung der Definition principia totius Theologie B; A: vffhebe, die vornembsten.auffhebe, die fuͤrnemsten gruͤnde der waren Religion verfelsche? Jtem, das ich darmit von der Augspurgischen Confession abfalle?
Dann so man das wort Euangelium Generaliter versteht,B; A: verstehe. were es fuͤr das gantz Ministerium gebraucht,B; A: gebrucht. darinnen beide, Buß vnd vergebung der Suͤnden, B; A: geprediget werde.gepredigt wird. So man es aber proprijssime, das ist: inn seinemB; A: synem. eigentlichen verstandt, gebrauche,B; A: gebrucht. heisse vnnd seyeB; A: sy. nichts anders dann die gnadenreicheB; A: gnadenryche. Predigt vnd verheissung von vergebung der Suͤnden durch den Glauben allein vmb des Mitlers Christi willen.
GleicherB; A: Glycher. gestalt wolle er auchB; A: ouch. nit von dem woͤrtlin Poenitentia oder Buß zancken. Dann eins mals werde es inn der Schrifft genomen vnd verstanden proF 2rcontritione, das ist: vor die rewe vnd erkantnus der suͤnden, wie geschriben stehet: Thut Buß vnd glaubet dem Euangelio.Vgl. Mk 1,15. Das ander mal pro tota conuersioneB; A: conuersatione. hominis, das ist: vor die gantze bekehrung des Menschen, wie geschriben stehet: Dico vobis, nisi poenitentiam egeritis, simul omnes peribitis.Vgl. Lk 13,5.
Derhalben, so offt die diener der Kirchen das wort Poenitentia oder Buß wol vnnd eigentlich vnterscheiden vnd seinenB; A: synen. rechten verstand, wie es jeder zeit zu gebrauchen,B; A: gebruchen. erkleren, sol auchB; A: ouch. nit bald Jrthumb oder mißverstand deßhalben in denB; A: die. Kirchen oder Schulen entstehen.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.NuB; A: Nun. vnterscheidet er dise bedeutung des worts Buß, zuuor aber hat er B; A: vff das hefftigeste.auffs hefftigest gestritten, das solchesB; A: solchs. wort in der Definition bedeute Rewe, Glaube vnd den newen ge horsam. Aber jmB; A: jme. ist es alles frey, wir aber arme Bekenner der warheit Christinicht in A. muͤssen das liebe Creutz tragen.
Was dann die Proposition Bona opera sunt necessaria ad salutem betrifft, wolle er sich keinsB; A: keynes. frembden handels annemen, sie gehe jn nit an, habe nichts damitB; A: darmit. zu thun, so habB; A: habe. er sie B; A: ouch sonst.sonst auch weder in der SchulB; A: Schule. noch jemals gebrauchet,B; A: gebrucht. lasse sie in jhrem werd oder vnwerd beruhen. Er habB; A: habe. aber je vnd alwege, so B; A: lange jme.lang jhm das Lehrampt befohlen, seineB; A: syne. zuhoͤrer ausB; A: vß. Gottes wort trewlich gelehret, das wir durch die gute werck die Seligkeit nit erlangen noch verdienenB; A: vordynen. koͤnnen, dann Christus, der Herr, allein habeB; A: hab. vns mit seinemB; A: synem. allerheiligsten vnd volkomenen leiden vnd sterben beides, die gerechtikeit,B; A: gerechtigkeit. die vor Gott gilt, das ist: vergebung der Suͤnden, vnd auchB; A: ouch. ewige seligkeit verdientB; A: vordynet. vnd zuwegen bracht.B; A: gebracht. Bitte derhalben, weil er sich inn demB; A: deme. zuuor vnd hiermit Christlich erkleret, man wolle jn dißfals nit weiterB; A: wyter. dringen.
F 2v In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.Wie da? Gehen dich die Wolffe vnd Jrthume,B; A: Jrrthumbe. so da schaden thun in der Kir chen Gottes, nichts an? Bistu dann ein stummer Hund vnnd blinder waͤchter inn der Kirchen Gottes? Gehen sie dich aber je nit an, warumb hastu sie dann zuuor im B; A: Wymarischen vnd Jsmarischen.Weimarischen vnd Jßnachischen Synodo vnd im Colloquio zu WormsB; A: Wormbs. verdammet?Zu den Synoden 1556 in Weimar und Eisenach und zum Kolloquium in Worms 1557 vgl. oben S. 673, Anm. 15f. Jtem, warumb hastu sie widerumb wider die Fuͤrstliche Confutationes vertheidigetB; A: verthediget. vnd damitB; A: darmit. so vil grewliche Ergernus vnd lermenAufruhr. Vgl. Art. Lärm 4) und 5), in: DWb 12, 203f. angerichtetB; A: angericht.?
B; A: Desglychen ouch.Desgleichen auch von den Adiaphoris bittet Er auchB; A: ouch. vntertheniglig, so vil die PersonalCondemnationB; A: Personal Commemoration.ausdrückliche Verurteilung einzelner Personen. belanget, das man seinesB; A: synes. gewissens hierinnB; A: hyrinnen. verschonen wolle. Dann habe einer oder mehr zu der zeit des Jnterims den Feinden Gottes worts vil oder wenig nachgegeben, das wolle Er sie beides vor den Menschen vnnd dem Gericht Gottes verantworten lassen. Ausserhalb aber den Personen von den Adiaphoris zu reden, B; A: habe er ouch.hab Er auch vor der zeit seinesB; A: synes. erachtens sich gnugsamB; A: genugsam. erkleret; im fall man je nit darmit zufriden nicht in A.sein wolte, erbeut Er sich, jederzeit ferner vnd gnugsam bericht zu thun.
In A steht Absatzmarke voran, in B kleinerer Druck.NuB; A: Nun. sondert er sich ab von den Adiaphoristen. Warumb hat er sieB; A: sich. zuuor wider die FuͤrstlichB; A: Fuͤrstliche. Confutationes verteidigtB; A: verthediget.? Er sagt, er wisse nit, ob sie den Papisten ettwasnicht in A. nachgegeben haben. Warumb hat er sie dann zuuor im Weimarischen Synodo vnnd Colloquio zu WormbsB; A: Wurmbs. verdammet? Er wil sie in Gottes gericht befohlen haben. Sol dannB; A: denn. nit ein trewer Lehrer mit allem ernst wider allerley Jrtumb vnd verfuͤrer fechten vnd streiten oder sie nur Gott befehlen?
Diese hier oben nach der lengB; A: lenge. erzelte Christliche, bruͤderliche vnnd freund licheB; A: fruͤndliche. Tractation, vnterredung vnd vergleichungB; A: verglychung. ist, vermittelstB; A: vermittels. gnediger Goͤttlicher F 3r huͤlff vnd verleihung,B; A: verlyhung. zwischenB; A: zwuͤschen. den obermelten Herren Theologen alhieB; A: allhyer. zu Weimar den zehenden Maij Anno 1562 gepflogen, auchB; A: ouch. endlich beschlossen worden. Dessen allen zu warer vrkund haben sich offtgedachte Herren auff hernachfolgende maß in B; A: Gotees furcht.Gottes forcht vnd Christli cher andacht vnterschriben.
nicht in A; in B kleinere Schrift.Die vnterschriffte stehen voran.
A Normaldruck; B: erste Zeile (bis kuͤnstli=) in Überschriftgröße.Nach disem koͤstlichen vnd kuͤnstlichenhandel oder vertrag ist geschehen, wie es dann pfleget, wann man eine Wunde obenhin(nur) oberflächlich. Vgl. Art. obenhin, in: DWb 13, 1072f. zuheilet, das es erger worden ist dann je zuuor. DannB; A: denn. erstlich ist der Verfuͤrer wider in seinB; A: syn. lehrampt in die hohe Schul, geleichB; A: glych. als ein geistlicher reissenderB; A: ryssender. Wolf, eingefuͤret, auffB; A: vff. das er hinfort an wie zuuor die Herde des HerrnB; A: Herren. zerreisse vndA; B: vnu. vergiffte.
Zum andern, so hat er eben dasselbige Buch angefangen zu lesen, mit welchem er zuuor inn disem Artickel die jugend hat verfuͤret, nemlich die Locos Philippi, in welchem stehet dise Papistische, ja recht Pelagianische beschreibung des freyen willens, nemlich das der freye wille sey eine macht oder krafft, sich zur gnade zu applicirnB; A: ppliciren. oder dieselbige anzunemen.Vgl. Melanchthon, MWA II/1, 273,2–6: Ideo veteres aliqui sic dixerunt: Liberum arbitrium in homine facultatem esse applicandi se ad gratiam, id est, audit promissionem et assentiri conatur et abiicit peccata contra conscientiam. (Loci praecipui theologici, 1559, De humanis viribus seu de libero arbitrio).
Zum dritten, so lest man jhm zu, das er offentlich Declamitire,immer wieder laut vortrage. Vgl. Art. declamito, in: Georges I, 1920. ja auchB; A: ouch. in druck ausgehenB; A: vßgehen. lasse solcheB; A: solch. schrifften, da er sich artlichpassenderweise, treffend (hier ironisch gebraucht); seltsamerweise. Vgl. Art. artlich, in: DWb 1, 574f. Art. artlich 3), in: Fnhd. Wb. 2, 203. rhuͤmet, er habB; A: habe. so vil vmb der warheit willen gelitten, ja er were ein rechter Bekenner vnd Maͤrterer, nit anders als die drey Gottseligen knaben Sydroch, Mesech vnd Abednego, so in den fewriF 3vgen Ofen geworffen vnd darinnB; A: darinne. erhalten, B; A: daruß ouch.daraus auch wunderlich wider von Gott erloͤset worden seind,Vgl. Dan 3. vnnd das er desgleichenB; A: deßglychen. sehr vil schrifftlich vnnd muͤndtlich, offentlich vnnd heimlich ausbreitet,B; A: vßbreitet. dadurch dann – wil geschweigen,B; A: geschwygen. das damit den gewaltigen grewliche Tyranney fuͤrgeworffen wird – die einfaltige, vnuerstendige Jugend jemerlich verfuͤret wird, das sie hernach in der Lehre auchB; A: ouch. andere verfuͤren.
Zum vierdten hat sich der leidige Satan an dem nit ersettigen lassen, sondern weiter einen weg erdacht, wie er alle Kirchen in dem gantzen LandB; A: Lande. plage vnd verwuͤste, nemlich dadurch, das jederman, sonderlich die Prediger, solche Strigelianische nicht in A.vngewisse vnd widerwertige Declaration sollen vnd muͤssen willigen, loben vnd vnterschreiben, als were sie Christlich.Herzog Johann Friedrich II. von Sachsen verlangte im Zuge der im Juli 1562 angeordneten Visitation die durch eigenhändige Unterschrift bestätigte Zustimmung sämtlicher Pfarrer seines Territoriums zur Declaratio Victorini, wobei diese nur verlesen, nicht schriftlich verbreitet werden durfte. Vgl. Gehrt, Strategien, 155.
Dadurch nun die verstendigsten vnnd bestendige Prediger verjagt worden sein,B; A: seynd. die andere entweder, auffB; A: vff. das sie jrer guten Pfarr nit beraubt, noch inns elend mit Weib vnd Kind verjagt wurden, oder B; A: ouch vß.auch aus vnuerstand, zum meisten teil mit boͤsem gewissen vnterschriben haben.
Auff das aber solches der Sathan B; A: deste fuglicher vßrichten kuͤndte.desto fuͤglicher ausrichten koͤnte, so hat er den Meistern oder DetzelnHier ist wohl weniger an eine typisierende Pluralbildung zum Namen des Ablasspredigers Johann Tetzel zu denken, als vielmehr an eine Nebenform (im Diminutiv) zu Dotsch, Dötsch, Dotz = Narr, Tölpel; jedenfalls handelt es sich wohl um eine quasi korrigierend nachgeschobene Invektive gegen die Meister/Magister. Vgl. Art. Dotsch 3), in: DWb 2, 1313; Art. Dotz, in: DWb 2, 1215 (wobei nicht auszuschließen ist, dass der Name Tetzel etymologisch auf Dotz o. dgl. zurückgeht). so vil erklerung oder Glossen vnd deuteleyen eingeben,Möglicherweise spielt Flacius hier an auf die Interpretation der Declaratio Victorini durch den Jenaer Superintendenten Johann Stössel, der neben Maximilian Mörlin (Coburg) und anderen mit der Visitation beauftragt war; diese Erläuterung, die von den Kritikern Superdeclaratio oder Cothurnus Stosselii genannt wurde (weil der antike Kothurn an den rechten wie den linken Fuß passte), sollte die Declaratio Victorini für die Pfarrerschaft leichter annehmbar machen. Vgl.: Warhafftiger / vnnd || Gruͤndtlicher Summarien Bericht / || Etlicher Predicanten / Wie vnd Wo= || rumb sie im LXII. vnd LXIII. || Jare / in Thuͤringen seind jres || Ampts entsetzet / vnd zum theil verjagt worden. || Dorinnen auch von || M. Stoͤssels Schlußreden / den || 10. Augusti / des 1563. Jares / zu Je= || na disputirt / etwas ge= ||sagt wirdt. || [Lindenblatt] || Psalm. 140. || Errette mich HERR von den boͤsen Menschen / || Behuͤte mich fuͤr den freuelen Leuten. || M. D. LXIIII. (VD 16 W 734), darin ist der Text als Anlage A abgedruckt (Bl. K 3v): FORMVLA SVBSCRIPTIONIS AB IPSO STOSSELIO PRAESCRIPTA. Ego N. N. agnosco in hac declaratione, primam partem, de ui et efficacia hominis in conuersione, pie et dextre explicatam esse, ita ut hominis non renati Synergiam prorsus tollat aut repudiet. Omnem autem uim et efficaciam, soli Dei gratiae adscribat, ut maneat illud Pauli, qui gloriatur in Domino glorietur. [I Kor 1,31] Quid habes quod non accepisti? [I Kor 4,7] Secundam uero partem, de Modo agendi intelligo de medio externo, id est, de ministerio uerbi, per quod Deus ordinarie suam uim et efficatiam exerit, et hoc se medio nobis communicat, iuxta illud Pauli. Quomodo credent? Fides ex auditu. Ro: 10. [Röm 10,14.17] Vocabulo uero Aptitudinis et Capacitatis, non intelligo de ui aliqua interiori hominis animalis, sed tantum de externa paedagogia audiendi et aggregandi se ad ministerium. Item de aptitudine et capacitate passiua ut Lutherus To: 1. Pa: 236. Et ut prima pars Declarationis opponitur Pelagianis et semipelagianis uel Synergistis, ita statuo secundam partem opponi Manichoeis, Enthusiastis, et Suuenckfeldistis, qui extra uerbum illuminationes quaerunt, Haec si mens est, et sententia Victorini, Declarationi lubens subscribo, eam enim congruere cum uerbo Dei, Augustana Confeßione Schmalcaldicis Articulis, et libro Confutationum non dubitanter affirmo. damit sie die einfeltigenB; A: einfaltigen. bethoren vnnd betriegen,B; A: bezaubern. das sie schier hundertmal widerwertigewidersprüchliche. ding reden vnnd sich B; A: selbest lugenstraffen.selbst luͤgenstraffen, wie jhnen solches klar M. Wolffius Magdeburgensis.M. Rosinus, Weimarischer Superintendens,Bartholomäus Rosinus (Roßfeld, Rosfeld), geb. um 1520 in Pößneck (Vogtland), studierte ab 1536 in Wittenberg, erwarb 1544 den Magistergrad und wurde Schulmeister in Eisenach (Gotha? Pößneck?), Herbst 1551 bis Sommer 1559 Diakonus in Eisenach, 1559 als Hofprediger und Superintendent nach Weimar berufen. Er verweigerte die Unterschrift unter die Declaratio Victorini, wurde im Oktober 1562 abgesetzt und ging als Pfarrer und Superintendent nach Waldenburg (Sachsen). Nach fünf Jahren berief ihn Herzog Johann Wilhelm zurück; nach dessen Tod 1573 wurde er unter der Regentschaft des Kurfürsten August erneut entlassen. Im folgenden Jahr wurde er Oberpfarrer und Superintendent in Regensburg, wo er am 17. Dezember (Sept.?) 1586 (1585?) starb. (ThürPfb VIII [Entwurf 2012/13], 834f). Wolffius,M. Martin Wolf(f), geb. 1510 zu Oschatz, studierte in Wittenberg, 1540 wurde er Rektor in Rochlitz, 1547 als Hofprediger und Superintendent nach Colditz berufen, um 1553 entlassen, Pfr. Gößnitz im Altenburgischen, 1559 Pfr. u. Superintendent in Kahla in Thüringen. Er verweigerte die Unterschrift unter die Declaratio Victorini und erhielt 1562 seinen Abschied. Er wurde Pfr. zu Helfta (Grafschaft Mansfeld), 1566/7 dann mit Flacius und andern nach Antwerpen berufen, um das dortige Kirchenwesen zu ordnen, 1569/70 ging er wieder nach Kahla, musste aber bereits 1571 sein Amt niederlegen, weil der Kurfürst August die Herrschaft in Besitz nahm; Wolff wandte sich nach Niederösterreich, wurde 1576 in (Alt)Lichtenwarth, danach in Dobermannsdorf Pfarrer, wo er sich 1580 zur Erbsündenlehre des Flacius bekannte. (World Biographical Archive; ThürPfb VI). Magdeburgius,Joachim Magdeburg(ius), geb. 1525 zu Gardelegen in der Altmark, Studium in Wittenberg, 1546 Bakkalaureus, bis 1547 Rektor in Schöningen, dann Pfr. in Dannenberg, 1549–1551 in Salzwedel, auf eigenen Wunsch entlassen, 1552–1558 Diakon an St. Petri in Hamburg, nach Entlassung Pfr. in Oßmannstedt (Thüringen), 1562 entlassen, 1563 Aufenthalt in Eisleben, 1564 Prediger in Grafenwörth und Feldsberg (Niederösterreich), 1566 Feldprediger in Györ (Ungarn), 1576 Aufenthalt in Erfurt, Pfr. in Pausram (Mähren), 1580 in Grafenwörth, 1581 in Eferding (Oberösterreich), nach Entlassung 1584 in Allersberg (Franken), seit 1586 in Köln, Essen und Iserlohn, gestorben um 1587. Vgl. Ernst Koch, Art. Magdeburg, Joachim, in: RGG4 5 (2002), 660. Jonas,Gemeint ist wohl Justus Jonas d. J., geboren am 3. Dezember 1525 in Wittenberg, hingerichtet am 28. Juni 1567 in Kopenhagen, Jurist und Diplomat, der zeitweilig auch in ernestinischen Diensten stand. Vgl. Ernst Wülcker, Art. Jonas, Justus (Jurist), in: ADB 14 (1881), 494–497. GroßherWigand Grosheer (†1577), Pfarrer in Döbritz (vgl. Gehrt, Konfessionspolitik, 290, 294, 300, 328, 683). vnd andere Gottsgelerte Diener Christi vnter die augen bewisen haben.
So breitet Victorinus auchB; A: ouch. selbst widerumb B; A: vffs newe.auffs new andere Declarationes vber die vorige, darinnen er beide seineB; A: syne. Synergiam oder mitwirckungB; A: mitwuͤrckung. des freyen wilF 4rlens vertheidigetB; A: verthediget. vnd auchB; A: ouch. wider sich selbstB; A: selbest. redet. Denn also schreibtB; A: schreibet. er inn einer newen declaration, nach dem vertrag geschriben:Bislang nicht nachgewiesen. Consentire autem vocationiA; B: vocatione. Dei, vel ab ea dissentire praeci pueCSEL 60: propriae. voluntatis est. Quae res non solum nonnicht in A. infirmat quod dictum est: QuodCSEL 60: Quid.habes, quod non accepisti? Verumetiam confirmat. AccipereA; B: Accipete. quippe et habere anima non potest dona, de quibus hoc audit, nisi consentiendo,B; A: consentiando. atCSEL 60: ac. per hoc quodCSEL 60: quid. habeat et quid accipiat Dei.CSEL 60: Dei est. Accipere autem et habere vtique accipientis est et habentis.Vgl. Augustinus, De spiritu et littera, 34,60 [CSEL 60, 220,19–26; PL 44, 240f]. Ne autem in ipsa appellatione liberi Arbitrij ali quid obscuritatis aut ambiguitatis relinquatur, hanc definitionem nominis ex eodem Augustino repeto: Liberum arbitrium est liberum voluntatis iudicium, de eo quod velis et nolis. Liberum autem dicitur, quia non est necessarium. Nam si necessitas aut coactio posset afferri, voluntas humana non esset voluntas. Significat In B Dittographie.igitur haec appellatio ipsam substantiam intellectus et vo luntatis coniunctam cum proprietate seu modo agendi.
In B kleinere Schrift.Da hoͤrnB; A: hoͤren. wir klar, das er consentire diuine promissioni eamque accipere, der verheissung Gottes beyfallen vnd sie annemen, das ist: glauben, dem menschlichen willen zumisset. Also ist der B; A: glaube nit allein ein.glaub nit ein pur lauter gabB; A: gabe. Gottes, sondernB; A: sonder. der freie wille ist facultas applicandi sese ad gratiam, eine krafft, die angebotene gnadB; A: gnade. anzunemen.
In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie im Haupttext.Das ist aber eine grobe Contradictio, das er definirt vnd beschreibet, das der freye wille sey Liberum iudicium voluntatis de eo, quod velis aut nolis, welchsB; A: welches. eigentlich eine actio ist, vnd bald darauffB; A: daruff. saget: Significat igitur haec appellatio ipsam substantiam intellectus et voluntatis. Jst dann (O du grosser Dialectice vnd Philosophe, darauffB; A: daruff. du dich allein verlestB; A: verlessest. vnd pochest) Actio vnd Substantia ein ding? Jst intellectus et voluntas cum suo libero iudicio ein ding? O spiritum vertiginis, non attendentis, neque quid, neque dequo aliquid dicat.
F 4v In der Vorlage gleiche Schriftgröße wie im Haupttext.DergleichenB; A: Derglychen. Synergia folget auchB; A: ouch. gar bald daselbst nicht in A.in seiner newen Declaration:
Et quoniam de particula Pure passiue magna est inter Doctores contentio et disceptatio, meam sententiam ita recitabo, vt sperem, me omnibus doctrinam Ecclesiae intelligentibus satisfacturum.
Necesse est, vt a A: Spiritu sancto; B: Spiriru S.Spiritu S. mens illuminetur et voluntas corroboretur, quod cum fit, mens assentitur verbis et promissionibus Dei et ex tali assensu seu fide sequitur iustificatio per misericordiam Deo propter Christum. Ad hunc assensum mens actiue se habet. Ipsi enim sumus qui volumus et consentimus, dum credimus ijs, quae proponuntur etc. Hanc efficaciam Spiritus S.B; A: sancti. dico inclinare mentes et corda nostra, vt verbumB; A: verbo. Dei et promissiones amplectantur.
Da hoͤren wir, dasnicht in A. das Liberum arbitrium sese actiue habeat, assentiaturB; A: assentitur. et amplectatur promissiones, Das der freye wille den Verheissungen beyfalle oder glaube vnd sie anneme. Der H.B; A: heilige. Geist aber tantum B; A: corroborat et inclinat.corroboret et inclinet, stercke vnd neige des Menschen willen. Die H.B; A: heilige. Schrifft saget, das der H.B; A: heilige. Geist gantz vnd gar gebe den guten willen Vnnd dargegen wegneme vnsern boͤsen willen, nicht das er jn alleinnur, bloß. stercke vnd neige. Gott erbarme sich vber seine arme Kirche vnnd stewre disem Gottlosen Sophisten vnd abenthewrischenB; A: Abendtheurischen.gefährlichen, verwegenen. verfuͤrer!
Summa, es gehet jetzt nit anders,B; A: anders da. dann als wann vnser Herr Gott vber ein Land vnd volck grimmiglich erzuͤrnet, nimpt seinenB; A: synen. zaun nicht in A.oder schutz hinweg vnd lestB; A: lesset. hinein die wilden Sew,B; A: Sewe. wie B; A: Jsaias am 6.Esaias 6Vgl. Jes 5,5f. vnnd der Psalm,Vgl. Ps 80,13f. auchB; A: ouch. JobVgl. Hi 24,18. sagen, auff das sie die ware Religion vnd Kirchen grewlich ver wuͤsten vnd die Gewissen verwirren vnnd betruͤben, ja alles verderben, wie jetzt die G 1r vnchristianische B; A: Sawschwyn thut.Sawschwein thun. Die ware reine Religion ist in jhenes Fuͤrstenthumb durch den BruckB; A: Druck. kommen, durch den BruckB; A: Druck. gehet sie auch wider weg.Die Einführung der Reformation in Sachsen ist durch den Kanzler Johanns des Beständigen, Dr. Gregor Brück, wesentlich gefördert worden, nun wird sie durch dessen Sohn, den weimarischen Kanzler Dr. Christian Brück (im Dienste Johann Friedrichs II., des Mittleren) zerstört. [Man beachte den textkritischen Apparat zur Stelle! Ist Variante A ein (evtl. dem Berufsstolz des Setzers geschuldetes) Versehen?]
Man kehret jetzt fast alles vmb, was man in der nechsten Visitation so gar newlich recht vnd Christlich verordnet, versigletB; A: versygelt. vnd verbriefet hat. Als zum Exempel: JetztB; A: jtzt. setzt man die verfuͤrer vnd Corruptelisten in die hoͤchste vnd ehrlichsteehrenvollsten, ehrbarsten. Empter vnd wil gleichwolB; A: glychwol. nit jrer meinung sein. Aber inn der vorigen Ordination vnd Visitation hat man sie nichtB; A: nit. wollen im Lande leiden, vnd wann sie sich gleichB; A: glych. bekehren vnd widerruffen. Dann dis ernstlich gebot vnnd Regel haben sie inn der Visitation ordnung gesetzt, nicht in A.wie folget:
In B größere Schrift.Wurden aber Pfarrherr, Prediger oder Diacon befunden, die einen Jrthumb im Glauben, es were des hochwirdigen Sacraments des Leibs vnd Bluts Jesu Christi, der heiligen Tauff, Jnterims, Adiaphorischer, Osianders, Widertauf ferisch, SchwengkfeldischenEKO I: Schwenkfeldischen, Zwinglischen. vnnd Maiorischen vnndnicht in EKO I. verfuͤrischen Secten oder anderer Ketzereyen vnnd falscher lehre halben, oder sonsten an vnser Christlichen Religion vnd Augspurgischen Confession zweiffel oder eckelWiderwillen. hetten, denen sollen vnsere Visitatores alsbald sagen, sich B; A: forderlich vß; EKO I: furderlich aus.sonderlich aus vnsern Landen zu wenden, mit der EKO I: vorwarnung, wo sie doruber.verwarung, so sie darneben betrettenangetroffen, ertappt. Vgl. Art. betreten 4), in: DWb 1, 1713. wurden, das sie mit ernst solten gestrafft G 1v werden, vnd da sich gleichB; A: glych. einer oder mehr daruon abzustehnB; A: abzustehen.Abstand zu nehmen. Vgl. Art. abstehen, in: DWb 1, 128f. erbieten wuͤrden,B; A: wurden; EKO I: werden. so sollen sie doch im Kirchenampt nit gelassen werden, sintemal die erfarung gibt, das sie von solchem Gifft nit lassen.Der zitierte Text findet sich in der Instruktion Johann Friedrichs II. des Mittleren, Johann Wilhelms und Johann Friedrichs III. des Jüngeren von Sachsen[Weimar] vom 17. Juni 1554 für die Visitatoren Nikolaus Amsdorf, Erhard Schnepf [bei Sehling fälschlich: Schurpff], Justus Menius, Johann Stoltz, Dietz von Brandenstein und Christian Brück. Vgl. Sehling, EKO I, 223[a].
Derwegen, wie fein Christlich vnnd gemes das man den vorigen handel jetzt handelt, ist B; A: ouch allein.auch aus dem allein zu mercken, das, so sehr man zuuor allen verfelschern vnd Corruptelisten zuwider gewesen ist vnnd sie nirgend hat im dienst leiden woͤllen,B; A: wollen. also freund ist man jnen jetzt, vnd dagegen die trewe vnd ware Lehrer Christi hasset man.nicht in A.
Vns TheologenB; A: Theologos. zu Jhena hat man ausdrucklichB; A: vßdrucklich. darumb, darzu vnd darauffB; A: daruff. gefordert, das wir sollen alda alle Jrthumb vnd Corruptelen straffen vnd die reine LehreB; A: lehr. Christi nach der Augspurgischen Confession, Apologia vnd B; A: Schmlkaldischen Artickel vßbreiten.Schmalkaldischen Artickeln ausbreiten, wie wirs dann auchB; A: ouch. trewlich nach vnsern geringen gaben gethan, wie solches auchB; A: ouch. die Fuͤrstliche ConfutationesWeimarer Konfutationsbuch, siehe unsere Ausgabe Nr. 9. klar ausweisen,B; A: vßweysen. welche nitB; A: nicht. allein durch die vornemsteB; A: vornembste. Prediger vnd Superintendenten beratschlagt,B; A: berathschlaget. vbersehen vnd emendirt,B; A: emendiret. vnd hernach durch ernstliche Fuͤrstliche Mandata bekrefftigt,B; A: bekrefftiget. in druck gegeben, oͤffentlich in der Kirchen zu uerlesen von der Obrigkeit gebotten, sondern auchB; A: ouch. dermassen hernacher wider Victorinum, HugeliumAndreas Hügel, um 1500 im bayerischen Teil der Diözese Salzburg geboren, war zunächst Priester und wurde, inzwischen verheiratet, Ende 1538 Prediger in Amberg, im Oktober 1539 auf Befehl des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz entlassen. Am 5. Februar 1540 in Wittenberg zum Magister promoviert, fungierte Hügel dort als Diakon, bis zu seiner Berufung zum Pfarrer an St. Katharinen in BrandenburgNeustadt 1548. Bereits im Februar 1549 wurde er wieder entlassen, weil er die Annahme des Interims in der von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg rezipierten Form ablehnte. Hügel wurde Pfarrer in Jena, am 4. Februar 1558 auch Superintendent. Wegen seiner Ablehnung des Weimarer Konfutationsbuchs wurde er im März 1558 zusammen mit Victorin Strigel verhaftet und zunächst auf der Leuchtenburg (bei Kahla, Thüringen), danach bis Anfang September auf Burg Grimmenstein (Gotha) gefangengehalten. 1562 wurde Hügel Pfarrer und Superintendent in Orlamünde, wo er, 1570 entlassen und 1573 wieder eingesetzt, am 16. September 1578 starb. Vgl. unsere Ausgabe Bd. 4, 24f. vnd jre mitverfuͤrer ausB; A: vß. Gottes wort gewaltiglich verantwortB; A: verantwortet. vnd verteidiget,B; A: verthediget. das sie haben bekennen muͤssen, sie kuͤnnenB; A: koͤnnen. sie nit B; A: vß der heyligen.aus der H. Schrift straffen, sondern allein ausB; A: vß. der Philosophia der blinden Heiden.
G 2r Bald aber vnd in einem Huy,unversehens, rasch. Vgl. Art. hui 2), in: DWb 10, 1884f. da man B; A: nit wolte.nicht wolt nachgeben, das die weltweisen vnd gewaltigenB; A: gewaltige. die Schluͤssel Christi nach jhrem gefallen regireten,Als der Herzog für sich beanspruchte, über die Verhängung des Kirchenbanns zu entscheiden, den Jenaer Theologieprofessoren das Predigen untersagte, universitäre Disputationen verbot und die Theologen strenger Zensur unterwerfen wollte, protestierten diese mit Schreiben vom 24. Juni 1561 scharf gegen Übergriffe der weltlichen Gewalt in geistliche Belange. Am 8. Juli 1561 erließ Johann Friedrich II. eine Konsistorialordnung, die ebenso auf Widerstand der Theologen stieß. Vgl. Preger, Flacius II, 150–164. verenderte sich das AprilWetterDer April ist für rasche Wechsel der Witterung bekannt. vnd vnser streitB; A: stryt. vnd Confu tationes wider die Corruptelen musten seinB; A: syn. ein Ehrgeitz, eine vermessenheit, B; A: glych.ein Bapstumb, gleich als wir allein die warheit wuͤßteten, ein vrsach aller vnrw,B; A: vnruhe. wie auch Helias,Vgl. I Reg 18,17. vnd nur ein schelten vnd schmehen. Also pflegtB; A: pfleget. die Welt mit Christo, seinemB; A: synem. wort, Kirchen vnd Lehrern zu spilen. Gott stewre vnd wehre jr gewaltiglich vmb seinesB; A: synes. lieben Sons willen!
G 2vDesDie folgenden Texte sind in A nicht enthalten. Herrn Nicolai Ambsdorffij vrteil
vber die Schrifft D. Petri Brem, Fuͤrstlichen rh
at zu Sachssen,Petrus (Peter) Brem (Preme), Dr. jur. utr., war zunächst Juraprofessor in Heidelberg, dann sächsischer Rat und Kanzler zu Weimar, schließlich 1561 Ordinarius der juristischen Fakultät der Universität Jena. Am 16. Juni 1573 wurde er entlassen, weil er sich dem Philippismus widersetzte (vgl. Jöcher 3 [1751], 1762; Günther, Lebensskizzen, 50f); Brem starb 1580.
von der Strigelianischen Declaration.
Mein geliebter Bruder in Christo, ich hab ewer Confessiones beideAmsdorf bezieht sich wahrscheinlich auf Brems Schriften Von der vermeinten Declaration Victorini (HAB, 12. 8. Aug. fol., Bl. 230r–235v) und Von den vermeintlichen Erclerungen der Theologischen Visitatoren auf Victorini Declaration (HAB, 12. 8. Aug. fol., Bl. 224r–228v). Vgl. Gleiß, Weimarer Disputation, 189 mit Anm. 156; 257 mit Anm. 571. gele sen, vnd gefallen mir wol vnnd weis nichts darinne zu straffen, allein das jr zu weitleufftig daruon redet vnd gebetIn B Dittographie (wegen Zeilenwechsels). jhn damit nur wort inns Maul, das sie desto mehr speyen, spruͤenprusten, wüten, toben. Vgl. Art. sprühen 1.a), in: DWb 17, 187. vnnd wider vns schreiben koͤnnen. Die warheit darffbedarf. nit vil wort, dieweil Victorinusin Secunda parte suae Declarationis Modum agendi et Capacitatem, actiue verstehet, so ist Er wider sich selbst, vnnd streitet Contradictorie das ander teil wider das erste, vnd seine Declaration nichts anders ist dann ein repugnatioB: repugnantio. in adiecto, eben als ich sprech:spräche. Der Mensch kan nichts thun ad sui conuersionem. Der Mensch kan etwas darzu thun. Dann was er dem Freyen willen im ersten teil nimpt, das gibt er Jhm im andern theil. Est plane contradictio etG 3r praetereanihil sua declaratio. Prima declarationis pars est vera, non enim sunt falsa, quae ibi dicit, sed non est sufficiens, quia non solum potentia et efficacia est corrupta et deprauata, sed tota natura et substantia hominis. Sed recte fecisti, quod hunc dolum ei indicasti, ego stultus et simplex non putassem quod in tali et tanta causa insidijs et dolis nobiscum egisset. His bene vale, et sis fortis, et viriliter age; Dominus confortet cor tuum, et expecta Dominum, et mirabilia faciet dextera eius.Vgl. Ps 26,14 Vg (iuxta LXX): expecta Dominum viriliter age et confortetur cor tuum et sustine Dominum. Ego letor, exulto in Rosine et Psalmum dicam Domino,Vgl. Ps 26,6 Vg (iuxta LXX): cantabo et psalmum dicam Domino. quod illum nobis restituit, viuat et conseruet eumcj. aus B: cum. Dominus ad gloriam nominis sui, saluta cum nomine meo salutatione Christi.
7. die Augusti 1562.Der 7. August 1562 fiel auf einen Freitag (vor dem 11. nach Trinitatis).
Sendbrieff Herrn Nicolai Ambsdorffij
von der vnschuld vnd reiner Ler M. Fl. Jll.
Mein lieber Antonius Otho!Anton Otho, geboren um 1505 in Herzberg/Elster, erlernte anscheinend zunächst das Böttcherhandwerk, 1533 wurde er an der Leucorea immatrikuliert und dort am 18. September 1539 zum Magister promoviert, anschließend trat er eine Stelle als Pfarrer in Gräfenhainichen an, 1543 ging er als Pastor primarius nach Nordhausen. Im Juli 1568 wurde er nach langwierigen Streitigkeiten innerhalb der örtlichen Pfarrerschaft um Majorismus und Antinomismus auf Druck des Kurfürsten August von Sachsen seines Amtes enthoben. Herzog Wilhelm von SachsenWeimar verschaffte ihm 1569 die Pfarrei Buttstädt. Als Kurfürst August im März 1573 die Regentschaft über das Herzogtum übernahm, wurde auch Otho ausgewiesen. 1575/76 bemühte er sich erfolglos um die Wiedereinsetzung in sein Amt in Nordhausen, möglicherweise konnte er die Pfarrei Stöckey beziehen. Im Erbsündenstreit stand Otho auf der Seite des Flacius, 1578 veröffentlichte er eine Gegenschrift zur Konkordienformel (VD 16 O 1484). Sein Todesjahr ist nicht bekannt, doch erschien noch 1586 ein Beitrag Othos zum Erbsündenstreit (VD 16 O 1496). Vgl. unsere Ausgabe Bd. 4, 113f. Jch hoͤre, das ettliche PredigerOthos Hauptgegner in Nordhausen waren seine Amtsbrüder Jakob Sybold und Johannes Noricus, vgl. unsere Ausgabe Bd. 4, 303f. bey euch den Jllyricum vnd seine RotteMannschaft, Gruppe, Schar. Vgl. Art. Rotte [II] 1.b) und 2), in: DWb 14, 1317. auff der Cantzel grewlich schmehen vnd lestern vnnd das arme volck, ja den H. Geist in seinen Christen betruͤben, verwirren vnd jrre machen, vnd doch nicht anzeigen sollen – wie sie dann auch nit koͤnnen – warinne Jllyricus jrre vnnd vnrecht lehre oder schreibe, oder inn welchem artickel vnsers Christlichen Glaubens Er die leut betriege. Damit nit allein Jllyrici Person, sondern die reine Christliche lehre, so Er in seinen Schrifften leret vnd bekennet, gelestert vnd geschmecht wirt, welchs der Teuffel durch seine Schupen,Anhänger, Gefolgsleute. Vgl. Art. Schuppe [I] 2.d), in: DWb 15, 2014. die BauchknechteHedonisten, Materialisten, auf eigenen Vorteil und Wohlleben bedacht. Vgl. Röm 16,18; Phil 3,19. vnd feinde des Creutzes Christi allenthalben jetzund thut G 3v vnnd sich damit die reine Lehren des Euangelij vnterzudrucken vnd die Adiaphoristerey zu schuͤtzen vnnd zu uerteidigen vnterstehet.
Dann Jllyricus ist von Fuͤrsten nit vmb der lehre willen geurlaubet, wie die gedruckte schand vnd lesterzetel offentlich leuget.lügt. Dann sie, die Fuͤrsten, geben jhm zeugnus, das er in der Lehre rein sey, wie dann solches seine Schrifften offentlich bezeugen vnd beweisen.
Derhalben ist mein freundlich bitt, jhr woͤllet den fromen Christen, so die reine Lehre lieb haben vnd imm Rat sind vnd ein ansehen haben, von mejnet wegen anzeigen. Dann disen Brieff wil ich jnen auch geschriben haben, das sie dran sein wolten,eifrig bestrebt sein sollten, es betreiben möchten. Vgl. Art. daran 6.[sein].c), in: DWb 2, 758f. das ein erbar Rath von denselbigen Predigcanten fordern wolt die vrsach, warumb sie Jllyricum so offentlich als einen Ketzer ausschreyen vnd verdammen. Vnnd wo sie dann solches nit werden anzeigen – wie sie dann nicht thun koͤnnen, das weis ich fuͤrwar – das sie jnen wolten das maul stopffen vnd solch lestern vnd schelten verbieten, auff das der arme gemeine Man bey euch nit so jemerlich geergert, betruͤbt vnd verwirret werde. Dann solch lestern vnnd schelten, sonderlich dieweil es erlogen ist, bessert niemand. Non aedificat, sed destruit Ecclesiam. Darumb ists hoch vonn noͤten, das es nachbleibe vnnd abgeschaffet werde, wollen sie anders Gottes ehre suchen vnd den armen leuten rathen vnnd helffen. Dann was hilffts dem Volck, das man Jllyricum schilt vnd lestert vnd doch kein Jrtumb noch Ketzerey, damit er beladen, anzeiget? Dann es wird dadurch nit allein der Nechste mit vnrecht, sondern auch die reine Lehre, das ist: Gott selbst, geschmecht vnd gelestert.
G 4r Dann wenn sie einigen Jrthumb oder Ketzerey auff jn bringen oder beweisen koͤnnen, so wil ich jn selbs helffen verdammen. Dann solches schreibe ich nit allein vmb seiner Person willen, sondern vmb der reinen lehre willen, welche er wider die SchandAdiaphoristen vnnd Ertzheuchler erhaltenaufrechterhalten, bewahrt. Vgl. Art. erhalten 3), in: DWb 3, 835. hat, welchs niemand leugnen kan.
Vnnd schreibet mir, wie der Predigcant heisset vnd in welcher Kirche er Prediger oder Pfarrherr ist, so wil ich jn also angreiffen durch den Geist vnd die gnad, so mir gegeben ist, das jederman spuͤren sol, das der leidige Teuffel aus jhm rede vnnd spruͤe, Christum vnd sein wort vnterzudrucken.
Hiemit seid Got befohlen, seid getrost vnd starck, denn der inn vns, groͤsser vnd stercker denn der in der Welt ist, durch welchen wir den Sathan mit seinen Adiaphoristen mit fuͤssen treten wollen. Das er vnns aber in die fersen beisset,Vgl. Gen 3,15. das muͤssen wir gewarten vnnd leiden. Hiemit sey die sache Gott befohlen vnnd vnserm lieben Herrn Jesu Christo, der helffe seinem heuflinVgl. Ps 125,3 (Luther 1545); Lk 12,32. vmb seines bittern leiden vnd sterbens willen. Amen.
Datum Jsenach, Dominica Jnuocauit 1562.Der Sonntag Invocavit fiel 1562 auf den 15. Februar.