Controversia et Confessio, Bd. 5


Flacius (Hg.), Bekenntnis von der Enturlaubung der Theologen (1562)

A 1v Himel wol belohnet werden. Denn also haben sie verfolget die Propheten die vor euch gewesen sind.

Wer koͤndte es jmermehrje, nur. Vgl. , 2077. gleuben, das der leidigewiderwärtige. Vgl. , 675f. Sathan so garsehr. Vgl. , 1324f. in der Gottlosen Welt krefftig vnd gewaltig were, wenn es nicht die offentliche erfarung vberfluͤssigüberdiemaßen. Vgl. , 226f. vnd teglich darthetedarlegte, aufzeigte, erwiese. Vgl. , 794f. vnd beweisete? Denn wiewol die
Lerer Jesu Christi die fuͤrnemesten werckzeug Gottes sein, durch welcher Ampt vnd wort die ware lere vnd Kirche gesamlet, verteidigt vnd erhalten vnd wideruͤmb
A, B: widerumb. die falsche lere, jrthumb, ketzerey widerlegt vnd vmbgestossen, ja auch der feind Gottes selber sampt seinen werckzeugen, den verfuͤrern, Wolffen, Dieben, Reubern,Vgl. II Joh 7; Mt 7,15; Act 20,29; Joh 10,1. als durch trewe hunde vnd Hirten, wie
sie die Schrifft nennet,
Vgl. Jer 3,15; 23,4; Joh 10,2; Hi 30,1; Tob 6,1; 11,9. angegriffen, zu schanden gemachet vnd vertrieben werden, so hat ers doch leider wie zu allen zeiten auch jtzt durch Gottes verhengnisZulassung. Vgl. , 527. dahin A 2r gebracht, das ein gut vnd gros teil derer, so zuuor ware Lerer gewesen, schedliche verfuͤrer worden sein vnd werden, etliche offentlich, etliche sub hypocrisi, vnter dem SchaffpeltzeVgl. Mt 7,15. etc.

Weiter, so hat er so viel ausgerichtet, das auch das andere grosse teil dergleichen zu stummen Hunden worden sein,Vgl. Jes 56,10. welche, ob sie wol offentlich sehen die Wolffe, Diebe vnd Reuber, schedliche Jrthumb vnd verfuͤrer in der kirchen Gottes wuͤten vnd einen vnaussprechlichen schaden thun, so wollen sie es doch nicht sehen, wollen den Wolff vnd Reuber nicht anbellen
oder angreiffen, wollen gar nichts von dem gegenwertigen jamer, Jrthumb vnd schaden sagen vnd die leute warnen vnd die armen verjrreten vnd verwirreten Scheflein wider zurechtbringen, sondern reden nur von alten Historien vnd Ketzern, vnd so leise vnd in gemein, als predigten sie von leuten, in Affrica gelegen etc.

A 2v Das dritte aber vnd geringste teil der Lerer, welche noch trewlich die heilsame beilagden Schatz, das anvertraute Gut. Vgl. II Tim 1,12.14 (Luther 1545); , 1377. des Goͤttlichen worts bewaren vnd fuͤr die Herde vnd ware Religion Christi wider allerley feinde vnd verfuͤrer nach Gottes befehl wachen vnd streiten, machet der leidige Teufel durch vielfeltige luͤgen vnd verleumbdunge dermassen verhasset, das sie schier niemand hoͤren,
niemand jnen gleuben wil, wenn gleich solche Lerer die warheit aus dem1 klaren vnd hellen wort Gottes schier mit dem finger weisen vnd fast greifflich machen, gleich wie es dem Herrn Christo auch selber ergangen.

Daraus dan weiter dieser vnaussprechlicher jammer vnd schaden erwechst vnd entstehet, das schier keine heilsame Predigt, Schrifften vnd Lere, oder ja
one sonderliche frucht, mehr da verhanden sein, vnd das die leute schier gar den Teufel zum Raub vnd beute gegeben werden, ausgenomen sehr wenig, die sich noch nicht A 3r lassen von dem boͤsen feind so gar einnemen, besitzen vnd blenden, sondern hoͤren noch die ware Lere vnd Lerer, sagen zu Christo vnd seinen waren Lerern: Wo wollen wir hin? Jr habt das Wort
des lebens?
Vgl. Joh 6,68. Welche dan auch durch die warheit vnd den heiligen Geist fuͤr den Teufel vnd seinen verfuͤrern vnd allerley Jrthume von Gott gnediglich bewaret werden.

Weil dan der Teufel vns vnd vnsere Lere keinen abbruch thun kan – Got lob! – durch die verkerung der heiligen Schrifft, so sehen wir, das ers auff den
andern weg angreifft vnd vnterstehet sich zum hefftigsten (seiner alten gewonheit nach) ein solch Argument oder syllogismum
A, B: syllegismum.Schlussfolgerung. den leuten einzubildeneinzuprägen. Vgl. , 149f. vnd jnen gleichsam die augen zu blenden, wie ers dan allbereitbereits, schon. Vgl. , 214f. leider bey vielen Menschen gethan vnd zu wegen bracht hat.

Gott pfleget ja seine sache vnd Warheit nicht durch boͤse bubenSchurken. Vgl. , 460f. zu
handeln. Der aber vnd jener seind A 3v grewliche, boͤse Menschen, sein Sophisten,
Wortverdreher, Haarspalter. Nach der von heftig kritisierten Philosophenschule der Sophisten, die von Skeptizismus und Relativismus geprägt war. Sie pflegten die Kunst, ihre Zuhörer für ihren Standpunkt einzunehmen, so schwach die jeweiligen Argumente auch sein mochten. Vgl. , 723–726. Auch allgemein abwertend für scholastische Theologen. Vgl. , 1751. sein Catharmata,Kehricht, Unrat. Vgl. 351[a]. I Kor 4,13. sein Anathemata,Verfluchte. Vgl. 53[b]. Peripsemata,Abschaum. Vgl. 551[a]. I Kor 4,13. sein Samariter,Vgl. II Reg 17,24–41; Mt 10,5; Lk 9,52f; Joh 8,48. Die Samaritaner haben die fünf Bücher Mose als heilige Schrift, ihr religiöses Zentrum ist aber nicht , sondern der Berg Garizim. Vgl. , 817f. besessen,stehen unter der Herrschaft des Teufels bzw. böser Geister. Vgl. , 1617f. sein ehrgeitzig, auffrhuͤrer. Daruͤmb so mus jre Lere falsch vnd vnrecht sein, vnd kein vernuͤnfftiger Mensch sol jnen gleuben. Mit solcher SycophantereyVerleumdung. Vgl. , 1368. oder verleumbdung bezaubert vnd
bethoͤret der Teufel dermassen die leut, das sie mit sehenden augen nicht sehen vnd mit hoͤrenden ohren nicht hoͤren,
Vgl. Mt 13,13. sondern rennen nur mit dem kopff hindurch wider Gott vnd sein Wort zu jrem eigen vnd ewigen verderben.

Zu dieser schendlichen verleumbdunge aber dienen dem Teufel sehr viel ver
fuͤrer, Hypocryte,
Heuchler. Vgl. , 2138[a]; , 3105. SycophanteVerleumder, Denunziant. Vgl. , 1368. vnd andere Gottlose Weltkinderlein.Vgl. Lk 16,8. Einer dichtet auff vns diese luͤgen, der ander eine andere, on alle scham vnd one zal, wie auch die, so solche luͤgen ausbreiten oder jnen nur gleuben. Wenn man jnen nu saget: A 4r Beweiset es, so wischen sie das maulso stehlen sie sich aus der Verantwortung, entziehen sich den Konsequenzen ihres Handelns. Vgl. ,716f. vnd haben eiserne Stirnen,Vgl. Ez 3,7. werden nicht roth,schämen sich nicht. ob sie gleich nichts beweisen koͤnnen vnd werden auff offentlichen luͤgen vnd Sycophantereien ergriffen, reissen auch bisweilen dahin aus,versuchen auch bisweilen, sich und ihre Sache auf die Weise zu retten. Vgl. , 933f. das sie alle verhoͤre der sachen abschneiden,beenden. Vgl. , 106f. damit sie nichts duͤrffen beweisendamit sie nichts beweisen
müssen. vnd haben fein all jr gall vnd gifft ausgegossen, denn sie nichts anders koͤnnen, denn mit hefftigen, grewlichen worten, dafur sich Himmel vnd Erden erschuͤttern solten,
donnern vnd blixen,
blitzen. Vgl. , 135. vnd wenn sie rechte, reine, trewe Lerer auffs hefftigste also haben bespien vnd vnfletigekelerregend, schmutzig. Vgl. , 560. gemacht (Denn nichts dan vnfletigkeitEkelerregendes, Dreck. Vgl. , 564. gehet aus jrem halse), so meinen sie, sie haben gewonnen, vnd leichtfertige Leute, die Gott nicht fuͤrchten, schreien juchzu, A: juch zu; B: euch zu.juchhe! Vgl. , 2347. Ey das ist recht!

Zu diesem Meisterstuͤck desA: hes; B: des. Teufels muß auch vnsere nechstevor kurzem geschehene. Vgl. , 133f. entset
zung
Dienstentlassung, Amtsenthebung. Vgl. , 623f. dienen, welche, weil sie fur vielen personen geschehen, auch die vrsachen A 4v etwas finster vnd mit vleis verwirret erzelet worden sind, so werden sie von einem also,so, auf die eine Art. Vgl. , 261. von dem andern anders erzelet, gedeutet vnd ausgeleget. Viel nemen auch jnen daraus mutwilliglich vrsach, auff vns das vnd jenes one alle furcht Gottes vnd der HellenHölle. zu liegenauf uns zu lügen = uns zu verleumden, (das und jenes an) Lügen über uns zu verbreiten. Vgl. , 1276. vnd zu dich
ten,
erfinden. Vgl. , 1060f. wie die offentliche schmehezettelPasquill. Bei Grimm nur Schmachzettel () und Schmähbrief (). ausweiset sampt gar vielen Brieffen, so von vnsern Mißgoͤnnern hin vnd widerhin und her, weit und breit, überallhin. Vgl. , 885. one schew (wie wir gantz gewis wissen) nicht allein vnchristlicher, sondern auch vnerbarlicher weise ausgebreitet werden.

Derwegen so haben wirs fur noͤtig geacht, das man etwas gewisses von
solcher vnserer entsetzunge, vnd sonderlich die vrsachen derselbigen entsetzung, vnd darneben auch vnser vnschuld an tag gebe.

Dieses vnsers furnemens haben wir gar hochwichtige vnd vberaus treffentliche vrsachen, als nemlich das sonsten Gottes Namen vnd ehre A 5r gelestert wird, das grewliche ergernis durch ein boͤß geruͤchtRuf, Leumund, Nachrede. Vgl. , 3754–3756. der waren
Lerer gegeben wird, das dardurch auch die ware lere vnd widerlegung der jrthumbe in verdacht vnd verachtung koͤmpt, das durch solche vnsere infamia vnd schmach die Gotfuͤrchtigen vberaus hoch betruͤbet, ja auch in zweiffel gefuͤhret, wideruͤmb aber die widersacher, verfolger vnd jrrende in jren Jrthumben vnd suͤnden gesterckt vnd verhertert werden.

Summa: Es ist gewislich nicht vmbsonst, das sagt, ein gut gewissen sey einem jglichen selbst, aber ein gut geruͤcht sey auch vmb des nechsten willen noͤtig.Vgl. : Propter nos conscientia nostra sufficit nobis; propter vos fama nostra non pollui, sed pollere debet in vobis. Tenete quod dixi, atque distinguite. Duae res sunt conscientia et fama. Conscientia tibi, fama proximo tuo. Jtem, das Christus wil haben, das vnsere gute werck vnd geruͤchte dermassen scheinen, das die leute dardurch bewogen den Himlischen Vater preisen vnd loben.Vgl. Mt 5,16.

Dieser vnd dergleichen mehr fuͤrtreffentlicher vnd Christlicher vrsa-A 5vchen halben haben wir solchs im Druck lassen ausgehen vnd thun solches (Gott weis es) nicht jrgend einem Gottseligen Regenten oder Herrschafft zu schmach vnd vnehr, wissen auch wol, das der Teufel dermassen offt an den Hoͤfen krefftig ist, das auch der frome Gottselige Darius bisweilen Gotlose
Mandata aus anstifftung vnd zwang seiner Rethe, die Gott nicht fuͤrchten, lest ausgehen vnd daruͤber noch darzu den fromen Daniel in die Lewengruben werffen lesset.
Vgl. . Jtem das auch der frome Dauid sich lest bewegen wider den vnschuͤldigen Mephiboschet, seines geschwornes vnd vmb jn gar wol verdienten bruders Janathae Son.Vgl. II Sam 16,1–4; 19,25–31. Jdoch jederman lasse sich durch sein
eigen gewissen vnd das liebe Wort Gottes fur solchen seinen Suͤnden, zorn vnd ewiger straff Gottes bey zeit
bei Zeit = rechtzeitig, frühzeitig, solange noch Zeit ist. Vgl. , 1410. warnen.

Wir haben aber keine gewissere zeugnis solcher hendel wissen zu er-A 6rdencken denn eben die Schrifft, so in vnserer enturlaubungEntlassung. Vgl. , 643. von wort zu wort von Fuͤrstlichen Commissarien fast fur hundert Personen, so vns zu
ehren zusammen gefordert waren, verlesen worden ist.

Derwegen so ist diese Zeugnisschrifft, wie sich die Theologen zu gehalten (ausgenomen den ersten vnd letzten Paragraphum)Gemeint sind anscheinend die Abschnitte 591,22–592,4 und 600,24–601,3. anders nichts denn eben die Jnstruction von wort zu wort, damit die Theologi etliche tage zuuor enturlaubet sind worden, darinnen dan furnemlich neun vrsachen oder prae
textus
Vorwände. Vgl. , 1898. angezeigt werden, daruͤmb sie jres Ampts entsetzet sein. Wie groswichtig aber sie sein vnd wie starck sie bewisen werden, mag jederman lesen vnd vrteilen in der furcht Gottes.

Erstlich aber ist zu mercken, das die zornige vnd vngnedige absetzung den Theologis keinen Jrthumb fuͤrwerffen, auch weder jre Lere noch jhr leben
tadlen kan, daraus man A 6v denn greiffen kan die groben luͤgen des gedruͤckten schmezedels.
Schmähzettels.

Darnach, das jnen solche schuld vnd missethaten fuͤrgeworffen werden, damit alle rechtschaffene vnd getrewe Lerer zu jeder zeit aus lauter abgunstMissgunst. Vgl. , 52. vnd Sophistischerweise pflegen beschwertbelastet, verleumdet, beleidigt. Vgl. , 1603f. vnd verkleinertherabgesetzt, geschmäht. Vgl. , 662f. zu werden,
wie nu lange zeit die Adiaphoristen sich auch hierinnen bewisen, als das sie nur die Leute schelten vnd schmehen, das sie vnnoͤtige wortgezencke anrichten, das sie jederman reformirn vnd vber alle leut herschen, auch allein fur reine Lerer gehalten sein wollen, vnd das sie die gantze Kirche an sich binden. Jtem das sie alle leute, so es mit jnen nicht halten, auch aller anderer
Lerer Schrifften verdammen, die nicht mit jnen stimmen. Das sie allen guten ordnungen der Weltlichen Regenten, sonderlich was sie in Religionssachen fuͤrnemen, widerstehen. Jtem das sie jre Lere vnd Schrifften den gewaltigen A 7r nicht vnterwerffen wollen, das sie alles vnfrieds vnd vnruhe furnempste vrsach sein vnd dergleichen. Denn auff solche weise kan man
leichtlich vnd mit einem zimlichen, politischen
weltklugen, pfiffigen, listigen. Vgl. , 1980. schein alle ernste vnd Gottselige handlungen der trewen vnd eifferigen diener Christi felschlich verkeren vnd verdechtig machen, wie dan auch Christo, den Aposteln vnd allen Propheten dergleichen ist fuͤrgeworffen worden, das sie nemlich zenckische, auffrhuͤrische vnd stoͤrrische leute sein, jederman jres gefallens
vrteilen, straffen vnd verdammen, das sie sich auch wider die Obrigkeit vnd jre Mandata, sonderlich in Religionssachen, setzen vnd endlich das sie alles vnfrieds, vneinigkeit vnd lermens,
Aufruhrs. Vgl. , 203f. so im land ist, ein vrsach sein sollen. Also beschuͤldigte der gar heilige Koͤnig Achab den vnruhigen, stoͤrrischen vnd eigensinnigen Eliam vnd spricht: Tu es, qui perturbas Israel.I Reg 18,17. Elias mus
nichts sein, der da spricht: Nein, herr Koͤnig, ewer Gnade ist der A 7v zuruͤtterA, B; Kustode in A, Bl. 7r: zuritter.Jsrael, der da Got ins maul greifft etc.
Vgl. I Reg 18,18. Jemandem ins Maul greifen = jemandem das Wort im Munde verdrehen. Vgl. , 1791. Also schreibt auch Jeremias von sich selbs: Ach meine Mutter, das du mich hast geboren, vber den jederman zeter schreiet im gantzen lande. Hab ich doch weder auff wucher gelihen noch genomen – das ist: Jch habe keinen Priuat zanck oder
streit von weltlichen, fleischlichen sachen, wie andere Menschen – noch dennoch flucht mir jederman.
Vgl. Jer 15,10. Also auch der Friedfuͤrst,Vgl. Jes 9,5. vnser lieber Herr Jesus Christus, der da allein den waren fried gibt, mus bekennen, das er ein vrsach vnd stiffter ist der lermen, Krieg vnd vnruhe in der Welt.Vgl. Mt 10,34. Aber es ist nicht seine schuld, sondern der Gotlosen Welt vnd jres Fuͤrstens,Vgl. Joh 12,31; 16,11. der
dem Koͤnig der ehren
Vgl. Ps 24,7–10. nicht weichen noch jn annemen wil, sondern wuͤtet vnd tobet auffs grewlichste wider jn.

Letzlich wollen wir vns auff weitere erklerung erboten haben. Denn wir wollen Gott bitten, wo wir weiter angesprengetattackiert, angegangen. Vgl. , 470. sollen werden von A 8r Schreibern (wie dan bisweilen etliche HoffschreiberSchreiber im Hofdienst. jren brauch haben, mit
vngewaschenen worten die trewen, rechten Lerer Christi zu besudeln, vnd meinen, es sey jnen frey, nur weidlich
heftig, kräftig. Vgl. , 606. Christum vnd die seinen zu geisseln), das er, der trewe Got, dem wir dienen mit reiner Lere, des wir gewis sind, vnd den Teufel mit den seinen trotzen, vns gnade verleihe, das wir mit freier vnd frischer warheit vnter augen gehenunter Augen gehen = mutig auftreten, konfrontieren. Vgl. , 791–793. vnd kein Blat furs maul ne
men,
die Wahrheit nicht verschweigen, ohne Scheu heraus sagen. Vgl. , 1789. Gott vnd seiner Warheit zu ehren vnd zu vnterricht dem kleinen heufflin Christi, vnangesehen ob gleich der groͤste hauffe zuschreiet Crucifige! Crucifige,Vgl. Lk 23,21; Joh 19,6. wie zu allen zeiten gebreuchlich gewesen, vnd muͤssen die jtzt in der letzten GrundsuppenNeige, Rest. Vgl. , 913f. der Welt leben, auch jhr Maß voll machen, damit sie ja Gottes zorn heuffigin Menge, reichlich. Vgl. , 593f. auff sich laden.

Das sey jtzt zur Vorrede gnug, nu lese man vnd vrteile in der furcht A 8v Gottes die Zeugnisschrifft selbs. Wer aber blind sein vnd jmer hinimmer hin = fortwährend, andauernd. Vgl. , 2074f. lestern vnd schenden wil Gott, sein Wort vnd Diener, vnd dazu noch ein feiner Christ (bon Christian)höfisches Französisch? geruͤmet sein, der fare jmmer hin.fahre fort in seinem Tun, gehe weiter seiner Wege. Der im Himel sitzt vnd sihet aller menschen gedancken, wird jn wol finden, vnd das soll niemand
gleuben, bis das ers erfare. Gott errette die frommen hertzen, die sich lassen durch boͤse leut verleiten vnd bezeubern.

.

Vnd ich, , werde auch von den vriasbrieffen,Unglücksbriefen, verleumderischen Briefen (ursprgl. nach II Sam 11,14f). Vgl. , 2445. die man zu
nach meinem abreisen zu vnehre Gottes vnd seiner Lere spargirt,
verbreitet hat. Vgl. , 2741. ob Gott wil, vnd andern vnbillichen thaten mehr bericht thun.

Vnd Jch, , werde mit Gottes huͤlff Gottes ehre mit meiner bekentnis auch retten vnd B 1r von den vnchristlichen aufflagenAnschuldigungen. Vg. , 680. reden muͤssen.

Diese Überschrift erscheint in A und B als Absatz im fließenden Text, ohne jegliche sonstige Hervorhebung.Formular vnd Copey oder zeugnisschrifft der Fuͤrstlichen Sechsischen Cantzley, wie die Theologi zu jren abscheid bekomen, darin auch die fuͤrgewandten vrsachen oder viel mehr die praetextus jhrer entsetzung begriffen sind:

Nach dem der Durchleuchtigste hochgeborne ,. Hertzog zu Sachsen, Landgraff in Thuͤringen vnd Marggraff zu Meissen, vnser Gnedigster Fuͤrst vnd Herr, vnlangst etliche S. F. G.Seiner Fürstlichen Gnaden. Cantzler vnd Rethe mit Jnstruction gegen abgefertigt vnd denselbigen aufferlegt vnd befolhen, das in S. F. G. Namen sie in gegenwertigkeit vnd beywesenAnwesenheit, Beisein. Vgl. , 1407. des Rectorn vnd aller (a) Professorn S. F. G. Vniuersitet, des
gleichen Buͤrgemeister vnd Rethe der Stad , B 1v vnd , beyde Magistern, nachfolgende anzeige thun solten, wie denn damals vnschuͤldiger vnterthenigkeit gehorsamlich geschehen, nemlich:

aͤa) Darunder gar kein Theologus gewesen, sondern Juristen, Medici vnd Philo
sophi.

Sie alle semptlich wuͤsten sich wol zu erinnern, wie gantz gnediglich, auch mit was Christlichem, Fuͤrstlichem gemuͤt vnd vrsach hochgemelter vnser G. F.Gnädigster Fürst. vnd Herr Sie beynebenneben, außer, zusätzlich zu. Vgl. , 1385. vnd gen beruffen, auch bis anher statlich vnd reichlich nach S. F. G. vnd derselbigen freundlichen
lieben Bruͤder, vnser auch G. F. vnd Herrn,
und . jtziger gelegenheit vnd denn auch nach jhrer beyder beyneben vnd gutem begnuͤgenWohlgefallen, Zufriedenheit, Genügsamkeit. Vgl. , 1317f. vnterhalten, vornemlich aber vnd allermeist darumb, das S. F. G. vnter solchen zeit, da die Jnterimistische Tyranney vnd verfolgung nicht allein mit B 2r offentlicher gewalt, sondern auch mit heimlicher, gefehrlicher lustA; B: luͤst; cj. list?
hat einreissen woͤllen,Gedacht ist vermutlich an das Leipziger Interim und die Debatte um die Adiaphora, vgl. . sie die obgemelten als diejenigen, welche die (b) Goͤttliche reine lere vnd warheit gegen vnd wider mancherley verfuͤrische Secten, corruptelen vnd jrrungen zu uerfechten, (c) rein vnd lauter zu befoͤrdern vnd erhalten zu helffen, sonderlich vnd vor vielen andern Theologen geneigt vnd beuliessenbeflissen, bemüht, bestrebt. Vgl. , 1265f. waren, vnd also damals sie zum mehrern
teil auff gantz richtiger ban,
Bahn, Weg. gutem Christlichem vorsatz befunden vnd derhalben, so lange sie in solchem jrem ordentlichen lauff vnd beruff (d) geblieben, sein F. G. mit jhnen nicht allein gnediglich vnd wol zu frieden gewest, sondern auch, da sie durch anfeindunge anderer auswertigen Theologen hefftig angefochten worden, sie in gnedigem schutz vnd befehl
gehandhabt
beschützt, unterstützt. Vgl. , 395f. (e) vnd gehalten, auch daruͤber gantz vieler S. F. G. nahen bluts­B 2vfreundVerwandter. Vgl. , 192. vnd verwandtenFreunde. Vgl. , 2121. vnwillen, abgunst vnd misgefallen auff S. F. G. geladen, alles aus diesem Christlichen vnd wolmeinenden bedencken, durch dieses mittel vnd in solcher werender der Goͤttlichen reinen lere verfolgung nicht mehr denn allein des Allmechtigen ehr vnd die
ausbreitung seines Goͤttlichen, heilwertigen
heilsamen, heilwirkenden. Vgl. , 854. worts (so viel S. F. G. vermittelst Goͤttlicher gnediger verleiung damals zu thun moͤglich gewest) zu befoͤrdern, vnd also das ewige mit hindanstellunge vieler seiner F. G. verwandten freundschafft, abgunst vnd widerwertigkeit vorzusetzen, auch nachmals zu Gottes huͤlff gentzlich zu thun gesinnet vnd geneiget weren, so
hetten doch S. F. G. vnterdes vnd numehr ein gute lange zeit vber alle S. F. G. zuuersicht dasjenige bey jnen gespuͤret vnd befunden:

aͤb) Zeugnis der lere, das sie, ehe sie gen Jena komen, allerding reine Lerer sind gewesen. Nu B 3r sind etliche aus diesen kaum anderhalb jhar zu gewesen. Ja bis auff die Weymarische disputation mit Weimarer Disputation zwischen und im August 1560. Vgl. . hat der Hoff sie fur reine
Lerer gehalten. Wirds auch noch nicht anders sagen duͤrffen.

aͤc) Merck das, der du den Lesterzeddel hast geschmidet vndB; A: ond. lassen ausgehen im Druck.Vgl. unten Anm. 248.

aͤd) Sie sind noch nicht dauon abgewichen, das sol jnen weder Scheinchrist noch Teufel beweisen.B; A: bewei|cen.

(e)B; A: s [vgl. die vorige Anm.; im Satz A wurde am Zeilenanfang das (defekte) e der Anm. mit dem (langen) s in der Zeile davor vertauscht]. Gott hat sie beschuͤtzt.

Als das sie vnter dem schein, die Secten vnd Corruptelen anzuruͤren vnd zu widerfechten,bekämpfen, widerlegen. Vgl. , 977f. sich nichts wenigersA, B; danach ist wohl zu ergänzen: als bzw. denn. allerley beschwerliche (f) schrifften mit vielen angehengten schmehen vnd wortgezenck zugleich gegen vnd wider die einlendischeninländischen, also hier: herzoglich sächsischen. Vgl. , 220. so wol als auswertige Personen auszugiessen vnter
standen.

aͤf) Was sein es dan fuͤr beschwerliche Schrifften? Woruͤmb nennet man sie nicht? Woruͤmb beweist man solchs nicht? Die Papisten, Adiaphoristen vnd andere Sectirer schreiben zehenmal hefftigere Schriffte, noch dennoch lieben sie jre Gewaltige als jren Augapffel. Man solte auch gnugsame verhoͤre anstellen vnd in specie vor
halten vnd auch beweisen, welches niemals geschehen, vnd sind diese wort vom Schreiber also gestellet, das sie eben also lauten, wie der
B 3v Adiaphoristen rede lange zeit anher wider vns gedonnert vnd geplixet haben ohne alle beweisung. Ach Gott, sol man so herein fahren vnd nichts in specie beweisen, welche jura diuina oder humana leren das? Darumb sind solche des Schreibers starcke wort
vnbewiesen, vnd wir sagen Nein darzu.

Auch die Predigstuͤle,Kanzeln. Vgl. , 2085f. (g) als ob sie Oberkirchenherrn vnd Regenten allein weren, in S. F. G. Fuͤrstenthumb vnd landen zu reformiren vnd S. F. G. gnedige vnd gutwillige nachlassung, doch auff vnterschiedliche felle vnd auff S. F. G. jedesmals vorgehende befehl gemessiget vnd angezogen, zu
misbrauchen, welchen misbrauch denn aus jren schrifftlichen vnd muͤndlichen inwendig etliche zeit erfolgeten erklerung vberfluͤßig zu befinden.
(h)ergänzt.

aͤg) Wo haben wir einem einigen Pfarherr oder Cuͤster was geboten oder verboten? Darumb ist solchs nie bewiesen vnd ist nimmermehr zu beweisen.

aͤh) Jn welchen Schrifften oder reden? Beweisung heit.sic A; B: het (?).Rechtssprichwort? heien = für Klarheit sorgen? Vgl. , 813. O man fuͤrchte Gott vnd rede, das man fur seinem Gericht beweisen kan, wil man ja kein Menschlich Gericht geben.

B 4r Vnd in sonderheit das alle jre intentAbsicht (lat. intentio). vnd vorsatz nicht zum geringsten teil auff eine solche arrogantzAnmaßung (lat. arrogantia). vnd vermessenheit hette gegruͤndet
werden wollen, gleich als ob bey jnen beyden zu sampt jrem
(i) anhang vnd verwanden, so viel der vngefehrlich sein muͤgen, die gantze Christliche Kirche allein jtziger zeit begrundfestigt, auch an jre personen (k) vnd die oͤrter, da sie weren vnd wehbertensich bewegten, sich aufhielten. Vgl. , 2666f. allein verknuͤpfft vnd verbunden were.

(i) Es ist ja nur eine einige Warheit Gottes (die wir verhoffen zu haben); wer der
selbigen anhengt, der gehoͤret zu der Kirchen Christi, wer der widerstehet, der gehoͤret gewißlich zu des Teufels rotte. Diese arrogantz mus ein jglicher Christ haben vnd gleuben, wie auch solcher arrogantz mit Paulo vnd andern sehr rhuͤmet.
Vgl. : Von meiner Sach aber, gnädigster Herr, antwort ich also: E. K. F. G. weiß, oder weiß sie es nicht, so laß sie es ihr hiemit kund sein, daß ich das Euangelium nicht von Menschen, sondern allein vom Himmel durch unsern Herrn Jesum Christum habe [vgl. Gal 1,10], daß ich mich wohl hätte mügen (wie ich denn hinfort tun will) einen Knecht und Euangelisten rühmen und schreiben. (). Darumb sihe, wie fein Christlich dieses geschrieben wird. O Schreiber, wie wilt du das vnd anders fur Gott verantworten?

aͤk) Dieses wird kein Christe noch Tuͤrcke auff vns beweisen, das wir also geredet oder geleret.

Jtem was von jnen (l) vnerfunden, noch auch vonA: vnd; B: v]. andern mit jren vorwissen, rath vnd bedencken vnd B 4v einhelligen beschlus nicht geleret vnd geschrieben wuͤrde, das solchs alles vnrecht, vnchristlich, dem Goͤttlichen
Wort vngemes vnd zuwider, auch aus der Christlichen Kirchen gesondert vnd verworffen.

aͤl) Da sagen wir nein zu, man beweise es; was wir loben oder straffen, das thun wir aus Gottes Wort; trotz, der es vns anders vnterweise, wir wollen jm mit Gottes gnaden vnter augen gehen. Daruͤmb thut man vns gewald.

Jn gleichnisIn gleichnis = Desgleichen, ebenso. Vgl. , 8191f. auch den vnd diejenigen, welche jhnen in diesem allen durchaus mehr oder weniger Artickel nicht zufallenbeistimmen, zustimmen. Vgl. , 1369. (m) oder beypflichten wollen, das auch dieselbigen von stund an von jnen anathematizirtgebannt, mit dem Kirchenbann belegt; verflucht. Vgl. , 416. vnd verbannet sein solten.

aͤm) Ein jglicher Lerer, ja auch ein jeder Christ mus sagen: So jemand ein ander
Euangelium helt, der sey verflucht.
Vgl. Gal 1,9. Man verleumbde nuA; B: nun. solche meinung, arrogantz oder glaube, wie man jmmer wolle oder koͤnne. Vnd ist verboten in Gottes Wort, auff beiden seiten hincken;Vgl. I Reg 18,21. man wird es nicht koͤnnen mit Lere vnd des Bapsts oder der Adiaphoristen lere zugleich halten.

Vber dis alles aber, so hetten S. B 5r F. G. dieses albereit auch zu einer
sonderlichen newrung
A; B: newerung. im werck befunden, das sie S. F. G. als den Landsfuͤrsten, welchem von Gott dem Allmechtigen verwaltung (n) vnd versorgung der ersten vnd andern Tafel,Vgl. Dtn 5,22. auch dieses ernstlich vnd vleissig auffsehen zu haben befolhen, auff das keine verfuͤrische (o) vnd falsche Lere in S. F. G. Kirchen einreisse, auch alle vneinigkeit, zwitracht (p) vnter den Kir
chendienern beyneben den vnnoͤtigen wortgezenck vnd schedlichen Sophistereien in S. F. G. Kirchen gestatet wuͤrde. Alsbald S. F. G. dieses jr Christlich Fuͤrstlich Ampt berhuͤrter gestalt Christlicher weis vnd anders nicht zu gebrauchen fuͤrgenommen, vnd S. F. G. solchs vnnoͤtige wortgezenck in S. F. G. Kirchen vnd Schulen gantz nachteilig vnd schedlich,
auch S. F. G. zum hoͤchsten misfellig
(q) vnd keines weges leidlich zu sein sich er-B 5vkleret, von stund an solchen S. F. G. Christlich fuͤrhaben vnd befehl inhaltEinhalt. zu thun, zu uergreiffen, auch in diesen zu S. F. G. Fuͤrstlichen ampt, wie obberuͤrt, gehoͤrigen sachen von S. F. G. auff einen Synodum (r) et ad sacram et sanctam actionem, consultationem et
processum coram fratribus et pijs doctoribus Ecclesiae,
nach jrem verstand vnd gefallen zu prouocirnvor (eine höhere gerichtliche Instanz, hier: eine Synode) zu fordern, zu appellieren. Vgl. , 1412f. vnd sich zu beruffen vnterstanden.

aͤn) Nota des Schreibers feine version, was custodia heisse;Der kritisierte Haupttext postuliert die Zuständigkeit des weltlichen Regenten in Fragen beider Tafeln des Gesetzes; custodia meint die vertretungsweise Verwaltung eines Kirchenamtes durch einen weltlichen Amtsträger. Vgl. , 113[b]. so wird ein Weltlicher Regent auch predigen, bannen, absoluiren muͤssen etc. Ey wie fein wirds werden.

aͤo) Wolt Gott, das man solchem ampt gnugsam nachkome. Aber diese wort vnd
meinung werden am Juͤngsten tage die gewaltigen verdammen.

aͤp) Wie koͤstlich vnd Christlich das mans hat furgenomen, zeugen vberfluͤssig das newe Consistorium, verzug des vrtheils vber die jrrthum , absetzung vieler rechtschaffenen Lerer vnd andere dergleichen koͤstliche stuͤck mehr, ohne alle gnugsame verhoͤr vnd Christliche vrteil. Da Gott fuͤrwar auch vmb ein
wissenschafft hat
Auch davon hat Gott fürwahr genaue Kenntnis. vnd einmal ins spiel sehen wird.Ins Spiel sehen meint hier anscheinend sich der Sache annehmen, nach dem Rechten sehen, dafür sorgen, dass nicht (länger) falsch gespielt wird o. dgl. Bei Grimm [, 2302] findet sich lediglich: einem ins spiel sehen, in die karten (um sich dadurch einen unrechtmäszigen vortheil zu verschaffen). Vgl. evtl. auch , 290.

aͤq) Was haben wir anders bisher gebeten vnd geflehet schrifftlich vnd muͤndlich bey allen Gewaltigen, denn das sie die jrrthumen vnd Verfuͤrer abschafften. Aber der Schreiber borget B 6r wort von den Adiaphoristen, welchen auch noͤtige widerlegung der jrthumen muͤssen wortgezenck sein. Gott erbarm sich vber
solches.

aͤr) Wir haben freylich stets gesagt vnd geschrieben, das zu der eroͤrterung der Religionstreiten gehoͤren auch die Christlichen Lerer, Gottfuͤrchtige vnd verstendige Christen vnd die Kirchen, Synodi, Gottes wort vnd disputation aus Gottes wort. Woͤllen denn allein die gewaltigen dieser Welt sampt zweyen oder
dreyen Achidophelibus
Ahitophel war ein hochangesehener Ratgeber des israelitischen Königs David. Vgl. II Sam 16,23. vnd BaalamisBileam war ein Kultprophet, der auf Wunsch des moabitischen Königs Balak die Israeliten verfluchen sollte, was Gott aber nicht zuließ. Vgl. Num 22–24. die Kirche vnd Religion jres gefallens nach jrer fleischlichen weisheit als newe Bebste Regiren? Das wil sich furwar mit Gottes Wort vbel reimen. Merck mir, wo der Christliche Schreiber, welcher dieses Kalb gegossen,Vgl. Ex 32,1–4. hinaus wil? Wolan, Gott wird begegnen.

Vnd beschlieslichB; A: beschlieglich. vberdis alles sich gegen S. F. G. muͤndlich vnd schrifft
lich vernemen lassen, das S. F. G. in solchen sachen vnter den Kirchendienern jtzo schwebenden einzulassen mit nichten gebuͤren thete.

Sie sich auch S. F. G. Christlichen notwendigen vnd wolmeinlichen verordenten inspection jrer kuͤnfftigen Buͤcher halben vnd so viel die B 6v externa praelaauswärtigen Druckerpressen. Vgl. , 1912. anlangten, als ob es jrem Christlichen gewissen zuwider
were, keines weges zu vnterwerffen wuͤsten, welches alles denn, wie hier oben angezeigt, nicht allein aus jrer vorigen, vielfeltigen, ein zeitlang anher ergangen schrifften vnd handlungen, sondern auch aus jren juͤngsten an den wirdigen vnd hochgelerten Ern
Ehren (Titel). Vgl. , 52. Magistrum , geb. am 23. Juni 1524 im fränkischen , wurde nach Studien in , wo er 1549 den Magistergrad erwarb, und in von als Hofprediger nach berufen, er nahm mit an der Einführung der Reformation in teil, ebenso an der Eisenacher Synode 1556 (vgl. ) und am Wormser Religionsgespräch 1557. Inzwischen Superintendent in , war er auch an der Abfassung des Weimarer Konfutationsbuchs (vgl. ) beteiligt. Nachdem 1561 Superintendent in geworden war, wandte er sich von seiner streng gnesiolutherischen Position ab und betrieb die Absetzung der Professoren und ; in der Folge übernahm er selbst 1562 eine theologische Professur. Im Juli 1564 wurde er von zum ersten jenaischen Doktor der Theologie promoviert. Als die Gnesiolutheraner erneut die Oberhand gewannen, verließ Jena und wurde auf Vermittlung des Superintendent in , dann in , außerdem Kirchenrat und kurfürstlicher Beichtvater. Des Kryprocalvinismus verdächtigt, wurde er Ende März 1574 zunächst unter Hausarrest gestellt, im August dann auf die Festung Senftenberg verbracht, wo er am 18. März 1576 starb. Vgl. , 59–61. als ordentlicher Christlicher weise gen beruͤfften, auch von hochgenanten vnsern G.
F. vnd Herren als den Landsfuͤrsten verordenten vnd bestetigten Pfarherrn vnd Superattendenten vnlangst ausgangen, desgleichen auch an S. F. G. selbs gethanen schreiben mehr dan zu viel klerlichen abzunemen vnd zu verstehen.

aͤs) Das ist ja wider die Gewissen der trewen Lerer, das sie jren mund vnd hand den
Weltweisen oder Weltgewaltigen vnterwerffen, denn sie sind nicht, die da reden vnd schreiben die Himlische Warheit, sondern der heilige Geist redet durch jhren mund. Jhr mund vnd hende sind
B 7r Werckzeuge Christi. Sie muͤssen reden vnd schreiben, was Gott gebeut, vnd nicht, was die Fuͤrsten dieser Welt wollen. Haben dan die Weltherrn alle prela auff der Welt vnter sich vnd vber die zu herschen? Das
ist ja ein grosse newerung in der Kirchen.

Ob nu wol S. F. G. diesen oberzeleten jhnen vorgestandenen vnordnungen (t) ein zeitlang, wiewol nicht one sonderlich schmertzlichs vnd hertzliches bekuͤmmernis, mit langwiriger gedult, jedoch so viel S. F. G. als dem Landsfuͤrsten mit gutem Christlichen gewissen zu thun gebuͤret, zugesehen, auch
gentzlich verhoffet, das sie sich auff S. F. G. vielfeltiges Christliches, gnediges vnd gantz wolmeinendes erinnern selbst erkent, S. F. G. anmanung vnd verwarunge zu gemuͤth gefuͤhret vnd demnach jhr vnzimlichs, vnruhiges beginnen vnd furnemen zu endern vnd in besserung zu richten sich beflissen haben wuͤrden.
(v)ergänzt.

aͤt) Das sind sie nicht gestendig vnd ist nicht bewisen, sol auch in ewigkeit nicht bewisen werden.

B 7v (v)A; B: u. Kustode in A: u. Man hat kein mal sich vnterstanden, jre vrsachen zu widerlegen, wie sie in vnterthenigkeit offtmals gebeten. Wer es gehindert, weis Gott – vnd vielleicht auch Menschen. Was wir von fuͤrstehenden Suͤnden gewarnet haben vnd die Leute
die ohren zugestopfft haben, weis Gott auch.

So theten sie doch diese jre eine zeitlang vbendlicheübliche. vnd (x) angewonte vnruge, zwitracht vnd vneinigkeit, beides in der Kirchen vnd Schulen, von tag zu tag je lenger je mehr, vnd in sonderheit, das sie in jrem vorgesetzten steiffen vnd halstarrigen sinne zu uerharren gedencken, an tag geben.

aͤx) Das wirdA, B: wir. one vrsache geredet von dem schreiber, der solcher wort angewohnet, vnd kan vnd sol in ewigkeit nicht bewiesen werden. Sagen derwegen, es sey gewalt vnd zu viel geredet. Fuͤrchte Gottes hand, lieber Schreiber.

Sintemal sie sich auch vnlangstenunlängst, vor kurzem. Vgl. , 1119f. (y) vnterstanden hetten, obgemelten Herren Superintendentem Magistrum Stosselium an seinem Christlichen or
dentlichen beruff, Lere, Predigamt, leben, wesen vnd wan-B 8rdel in einer langwirigen Schmachschrifft,
Zu dem Vorgang, dass einen vertraulichen Brief, in dem und ihn ermahnt hatten, öffentlich gemacht hatte, vgl. auch: . welche aus blossen argwonigen,argwöhnischen, misstrauischen. Vgl. , 91. verbitterten vnd doch vnschliessendennicht schlüssigen, nicht überzeugenden, fruchtlosen. gedancken hergeflossen, zum hefftigsten anzugreiffen, zu beschweren vnd zu uerkleinern, da doch vnser G. F. vnd Herr, auch derselbigen F. G. Diener vnd Rethe, dergleichen der Rector sampt
allen Professorn vnd dem Rhat zu Jena gemelten Herrn Superintendenten solcher vnerfindlichen vnd erdichten aufflagen halben vnschuldig, auch der lere vnd lebens halben vnstrefflich wuͤsten.
(z)ergänzt.

y) Gott sehe drein. Wir haben jn nach dem befehl vnd proces ChristiVgl. Mt 18,15–17. durch eine verschlossene Schrifft erinnert von vielfeltigen jrrthumen vnd ergernissen, denen er
nicht rechtschaffen widerstanden, vnd gebeten, er woͤlle vns widerumb dergleichen erinnern. Darumb er vns denn muͤndlich in sonderheit, auch mit handgeluͤbnis,persönlichem Versprechen (mit Handschlag). Vgl. , 389. vnd offentlich auff dem Predigstuel mehrmal jederman hoͤchlich gebeten hat, vnd verheissen, er woͤlle es zu danck annemen; aber solchs alles vnan-B 8vgesehen, hat er vnsere heimliche schrifft gen Hofe geoffenbaret vnd ein feindselige, crimina
lem actionem daraus gemacht, daraus die enturlaubung gefolget. Vnd daruͤmb kan man solche geschwinde,ungestüme, übereilte. Vgl. , 3995f. vngehaltene wort dieses Schreibers nimmermehr beweisen; vnd solten Fuͤrsten einen solchen Schreiber, der vnter jrem Namen so vnuernuͤnfftig hereinpoltert, ein zaum ins maul legen,Redensartlich, aus dem gleichen Bildbereich der Pferdehaltung: an die Kandare nehmen, zügeln, bändigen, d. h. Einhalt gebieten, zur Ordnung rufen. Vgl. , 401f. denn Gott hoͤret solches etc. Vnd sind wol ehe Tuͤrcken etc., wie sagt.Bislang nicht nachgewiesen.

(z) Von dem Rath zeugenbezeugen. Vgl. , 851. etliche das widerspiel.Gegenteil. Vgl. , 1234–1236. Vnd ist nie nicht solchs in legitimo judicio gehandelt, vnd sind die zeugen wie die Ankleger etc.

Zudem das auch gemelter Rector vnd die Professorn (aa) nicht allein genanten Herrn Superintendenten gantz Christlich vnd warhafftig entschuͤldigt, sondern auch jnen, den beiden Theologen, alle vnruge, zwitracht, gezenck
vnd misuerstand allein die furnempste vrsach vnd schuld zu sein aufflegten,zurechneten, zur Last legten. Vgl. , 684. vnd demnach vnsern G. F. vnd herrn vmb ernstliches vnd foͤrderliches einsehen zum aller vnterthenigsten ersucht vnd gebeten hetten. Alles nach laut vnd inhalt jrer, der Vniuersitet, C 1r an S. F. G. deshalben zugeschickten Supplication Schrifft.

aͤaa) Die LeserDozenten. Vgl. , 787. sind stets widerwertigeGegner, Feinde. Vgl. , 1368. der waren Lere vnd Lerern gewesen, darumb sie offt durch Fuͤrstliche Brieffe gestrafft worden sein, wie zu beweisen. Die sollen nu vrteil sprechen, das Elias vnd nicht Achab vnd die falschen Lerer vrsach alles streits vnd vbelstands sein.Vgl. I Reg 18,17f. Also sol es in der Kirchen vnd Religion gehandelt werden. Also musste Christus vnd die Apostel ein vrsach der vnruhe zu
Hierusalem sein.Vgl. Lk 23,1–5; Joh 11,48; 19,12; Act 24,5.12. Also schreien auch die Adiaphoristen jtzt wider die, so jre corruptelen vnd jrrthumb aus Gottes wort straffen. Darumb dienet hierin dieser Schreiber fein den Adiaphoristen, fuͤret jre sprachen – Ey wie fein, vnd mit ehren.A; B: ehren / etc.

Dieweil es sich denn an jhm selbst solcher gestalt vnd nicht anders (bb) mit gemelten Theologen zugetragen vnd noch in gleichnisauf gleiche Weise, gleichermaßen. Vgl. , 8191f. jtziger zeit vorhal
ten thete, so wuͤrden S. F. G. nu mehr aus hochdringenden Christlichen vnd vnuermeidlichen vrsachen bewogen, in sonderheit aber vmb vermeidung willen kuͤnfftiger vnd nachteiliger vnd hochschedlicher beschwerunge, so von wegen weiterer spaltunge, vnruge vnd vneinigkeit in der Kirchen S. F. C 1v G. Land, Fuͤrstenthumb, auch Hohen Schul zu (cc) Vnd sonsten
in weltlichen, politischen regimentsachen entstehen moͤchten, durch zeitigen rath vnd vorbetrachtunge einen Christlichen vnd solchen weg zum eussersten an die hand zu nemen vnd zu gebrauchen, dardurch aller derer wie oben angezeiget entstandenen vnruge (dd) durch Gottes genedige huͤlff abgeholffen werden moͤge.

aͤbb) Also wie densic A, B; in den? ScholisA; B: Scholys. zu lesen. Vnd die Theologen sagen Nein darzu.A; B: dazu. Jtem der Schreiber machet seiner vngestuͤmen art nach Consequentias vnd hat kein Antecedens nie nicht bewiesen, wie sichs gehoͤrt,zieht regelwidrig Schlussfolgerungen aus unbewiesenen Voraussetzungen. das ist ja vnrecht.

aͤcc) Wenn Christus vnd die Apostel zu Hierusalem weg vnd vertrieben sind, als denn ist guter stiller friede. Das beweiset die erfarung.

aͤdd) Das man die bellende Hunde wider die jrrthumb vnd die es fein mit den Adiaphoristen halten vnd mit jhnen durch den zaun stechen, hinweg thue.Dass man die Hunde hinwegtue, die anbellen gegen die Irrtümer und gegen diejenigen, die es mit den Adiaphoristen halten und ihre Intrigen unterstützen. Vgl. , 408f. Ein feiner Christlicher weg, vom Schreiber practicirt. Gottes furcht mag bleiben, wo sie kan vnd mag.

Derhalben so were S. F. G. gemuͤth vnd meinung, vnd liessen jnen auch zu
S. F. G. entlichen erklerungen C 2r anzeigen, das S. F. G. sie – aus oben nach leng erzeleten vrsachen vnd vmbstenden – S. F. G. diensts vnd jrer von S. F. G. aufferlegten profession halben, damit S. F. G. sie ein zeitlang zugethandienstlich verpflichtet. Vgl. , 423. S. F. G. ist als Dativ aufzulösen, sie ist Nominativ, die Reihenfolge, die eher das Gegenteil nahelegen könnte, dürfte hierarchisch bedingt sein. vnd verhafftverpflichtet, verbunden. Vgl. , 504f. gewesen, nicht lenger auffzuhaltenzu unterhalten, zu versorgen. Vgl. , 660f. noch zu gebrauchen bedacht, sondern gantz geneigt vnd endlich endschlossen weren, jnen
von dieser S. F. G. H. verhaffteten dienstbestallungeDienstvertrag. Vgl. , 1650f. zu erlauben,entlassen, entbinden, freistellen. Vgl. , 891. wie denn auch S. F. G. jnen hiermit von jrer Profession vnd lecturen erleubt, auch sich solcher lection offentlich vnd heimlich in S. F. G. hohen Schulen vnd Stadt , auch sonsten in S. F. G. Landen vnd Fuͤrstenthuͤmen zugehoͤrigen endenOrten. Vgl. , 448. vnd orten fort mehr zu enthalten vntersagt vnd also jren
abschied jnen hiemit verkuͤndiget haben wollen.

aͤee) Also mus man trewen Lerern Goͤttliches Worts ausleuchten.ihnen heimleuchten, sie abfertigen, hinauswerfen. Vgl. , 910. Die farbe gehoͤrt jnen von alters her,Das (verfolgt zu werden) ist von alters her kennzeichnend für sie. Vgl. , 1322f. Gott sey lob. Aber Domini est terra.Vgl. Ps 24,1 (Ps 23,1 Vg).

Darumb so wuͤrden sie nun mehr jhres vnterkomens halben sich ander-C 2vweit vmbzuthun wissen, sich auch Christlich, friedlich vnd betreg
lichverträglich. Vgl. , 1709. verhalten vnd S. F. G. zu fernerm einsehenStrafe, Rüge. Vgl. , 290. kein vrsach geben, an welchem allen denn auch geschehe S. F. G. ernste, gentzliche vnd zuuerlessige meinung.

Vnd denn darauff bey hochgedachten vnserm G. F. vnd Herrn obgeruͤ rte beyde Theologen vnd vntertheniglich gesucht vnd gebe
ten, das S. F. G. jhnen jres abschieds vnd haltens gebuͤrlichen scheinein ordentliches schriftliches Zeugnis über ihre Entlassung und ihre vorangegangene Tätigkeit. Vgl. , 2430f. geben vnd zustellen lassen wolten, so haben S. F. G. denselbigen gegenwertig vnter S. F. G. Cantzeley Handschrifft mitzuteilen befohlen.

Actum am 9. Januarij Anno Domini 1562.Der 9. Januar 1562 war ein Freitag.

aͤff) Die Cantzley hat die Theologos nicht vocirt noch in jrem ampt bestetigt, sondern
Fuͤrstliche Durchleuchtigkeit. Aber im entsetzen vnd verjagen mag die Cantzley oder ein Schreiber sich hoͤren vnd vernemen lassen des guten wercks, das jhm fur Christo sehr rhuͤmlich sein wird nach dem spruch: Was jr dem geringsten etc.Vgl. Mt 25,40.

vidit., geboren um 1516 in als Sohn des , studierte er ab 1532 zunächst an der Leucorea, dann bis 1542 in , am 5. Februar 1543 wurde er in zum Doctor iuris utriusque promoviert; er heiratete , Tochter , noch 1543 wurde er Rat des Ab 25.6.1556 amtierte er als , er war auch Beisitzer am Weimarer Konsistorium und Kirchenvisitator. Mit seiner Tätigkeit erregte er vielfach Anstoß und Gegnerschaft. Infolge seiner Verwicklung in die Grumbachschen Händel wurde er am 18. April 1567 in hingerichtet. Vgl. , 652f.

uͤuͤrstliche SechsischeA, B: Sechische. Cantzley.

Anhang N.Der Anhang gehört zu den Anmerkungen der Herausgeber, nicht zum Schreiben der Kanzlei, auch wenn er im Originaldruck in normalgroßen Typen gesetzt ist. N. = Nota.

C 3r Man mummeltraunt, erzählt gerüchteweise. Vgl. , 2663. auch noch mehr, als solten die armen Theologen auch politische vnruge haben wollen anrichten, vnd das habe man aus Schrifften zu beweisen.das könne man aus Schriften beweisen. Ach jr armen bezaubertenverblendeten. Vgl. , 1795. Menschen, was lasset jr euch doch einbilden;einprägen, vormachen. Vgl. , 149f. was nur boͤse Christen reden vnd ligen duͤrffen,was auch immer angebliche Christen zu reden und zu lügen wagen.
das gleubet jhr; vnd solches macht, das jr der warheit nicht nachforschet vnd also bethoret,betört, getäuscht. verfuͤret,verführt (Partizip Perfekt passiv, syntaktisch in Parallele zu betört); vollführt (2. Person Plural Indikativ Praesens aktiv, syntaktisch in Parallele zu redet, vornehmt/[vernehmt], tut)? Vgl. , 360–364. redet, fuͤrnemet, thut, das euch Gottes zorn, fluch vnd ewigen schaden bringet. Was solten doch die armen Theologen, die nur jren studijs obliegen vnd nur aus vnd mit Gottes wort die jrrthumen vnd Suͤnde straffen, fuͤr einen Weltlichen anhang haben? Lieber Faber,Schmied, d.h. Verfasser des Kanzleischreibens.
fare doch heraus, bringe die vnruigenaufrührerischen. Vgl. den Kontext, ; ferner , 1291. schrifften herfuͤr, las sie doch sehen! O wie sol dir die helle Sonne der warheit vnter die augen scheinen, das du den betrug vnd schendliche luͤgen der boͤsen Leut, ob sie gleich sich Christen nennen, erkennen solt. Ach Gott, erbarm dich vber solche ge-C 3vfangene arme Leute, die beyde ohren verkereten leuten geben vnd
alles gleuben, was die jnen sagen, hoͤren die warheit nicht, darumb koͤnnen sie nichts gutes thun, vnd wird schaden vnd schande jre belohnung sein.

Ein sendbrieff der Theologen zu
an etliche Prediger vnd Superintendenten der Kirchen Christi
von jren streiten mit vnd .Der Sendbrief wurde ursprünglich lateinisch verfasst und in dieser Sprache wie auch in deutscher Übersetzung separat veröffentlicht. (Vgl. die ) Der lateinische Text nach VD 16 J 207 (oben S­lat bezeichnet) wird im dritten Apparat abgedruckt, die Abschnitte sind jeweils mit griechischen Buchstaben bezeichnet.

Geliebten Bruͤder im Herrn,S­dt: Herren. jhr zeiget an in ewrem an vns gethanen schreiben, wie so gar ein gros, grewlich ergernis der gantzen Kirchen Gottes, auch derselben vnzelichenS­dt: vnzoͤlichen. glidern hin vnd widerhin und wider = verbreitet, weithin. Vgl. , 1375. S­dt: gegeben werde / in deme.gegeben, ja auch das die warheit verdunckelt, die jrrthum geheuffet vnd endlich Gottes name selbs auffs hoͤchste geschmehet vnd gelestert werde, darumb C 4r das die zwi
spalt zwischen vns vnd vnsern widersachern alhie so lange zeit, nemlich nuS­dt: nun. mehr drey gantze Jar,Der Brief wurde 1561 veröffentlicht, rechnet man ganze drei Jahre zurück, so kommt man auf 1558/59. Der Theologieprofessor und der Jenaer Superintendent wurden wegen ihrer Ablehnung des Weimarer Konfutationsbuchs auf Befehl des Herzogs am 2. Ostertag (27. März) 1559 als Gefangene zunächst auf die Leuchtenburg, dann auf den Grimmenstein bei verbracht (vgl. ); wurde am 5. Sept. 1559 aus der strengen Haft entlassen (vgl. ). und beteuern, nichts mit dieser Gewaltmaßnahme zu tun zu haben; vgl. . auffgeschoben, verlengert oder auch fast vnterdruckt ist worden, vnd das man vns Theologen alhie darumb allenthalben grewlich ausgeschrien vnd beschuͤldiget hat nicht in S­dt.vnd wir gleichwol darzu still geschwiegen haben.

Denn alle, sonderlich aber so zu verfelschung geneigt, soltennicht in S­dt. schreien vber vns, wider jhr gewissen vnd ohneS­dt: an. alle scham, als sollen wir gerathen haben, das S­dt: vns jemands.man etliche der Religion halben S­dt: mit weltlicher gewalt vnd zu geschwinde angriffe.geschwinde angegriffen, vnd als sollen wir noch durch arglistige rencke vnd practiken vns dahin bearbeiten, damitS­dt: domit. ja alle rechtschaffene Gottselige eroͤrterung S­dt: dieser.jtziger zeit streiten gehin
dert, gewert vnd gesperret moͤchten werden, nicht in S­dt.sonderlich derer, so allhie zu im schwang gehen.

Auch sagen sie (wie jr schreibt), das man daraus augenscheinlich abnemen koͤnne, das wir mit einem boͤsen Moͤr-C 4vderischen Geist regieret werden vnd ein verkerteS­dt: verkarte. sache vnd boͤses gewissen haben muͤssen,
dieweil wir andere mit boͤsen tuͤcken nicht in S­dt.vnd gewalt so hart anfallen duͤrffen vnd so schendlich das liecht fliehen.

Haltets derwegen darfuͤr, das wir lenger mit gutem gewissen keinerley weise dazu stille schweigen koͤnnen, moͤgen oder sollen, fuͤrnemlich weil vnsere widersacher solche ding von vns ausschreien vnd schreiben vnd sich
vnterstehen, die gantze Welt des zu bereden, nicht allein durch heimlich gesprech vnd Brieff,S­dt: schrifften. welche (wie jener sagt)Vgl. : epistula enim non erubescit. nichtS­dt: sich nicht. schamroth werden, sondern auch durch offentliche gedruckte Buͤcher, wo wir vns anders nicht fuͤr stiffter vnd bestetiger solches grossen vbels vnd grausamen ergernisS­dt: ergernus. bekennen vnd darzu mit Gottes zorn vnd ewiger straff beschweren wollen.

Wir erkennen vnd bekennen zwar auch selbs, geliebten Bruͤder in Christo, das leider solche grosse, grawsame C 5r vnd vnaussprechliche scheden, schande vnd Suͤnde aus dem langwirigen verzug vnd auffschub der eroͤrterung solcher zwispalt in der Religion vnd aus vnserm stillschweigen, welches leider nicht fast gut vnd Christlich ist, entstehen; wir koͤnnen euch auch
mit warheit anzeigen, das wir selbs grosse beschwerung in vnserm hertzen vnd bekuͤmmernis,S­dt: bekumernus. beide tag vnd nacht, wie auch noch, deshalben gehabt. Wir wolten aber viel lieber, das jr als die verstendigen entweder selbsS­dt: selberst. nachdencken hett oder anderswo euchnicht in S­dt. erkuͤndiget, wer vnd was doch solch rechtmeßige Christliche vnd S­dt: nottige erkentnus.noͤtige erkentnis verhindere, S­dt: dann das wir euch selbs, welches dann.denn wir selbs
/> euch nicht ohne grosse erbitterung etlicher gewaltigen, S­dt: vnd.auch nicht one vnser grosse gefahr dauon sollen bericht geben. Denn es ist sehr leicht zu erachten, wer doch alles des vbels ein vrsach sey, denn die Gewaltigen wollen doch alles jres gefallens, wie der Bapst, regieren vnd handeln.

Das aber koͤnnen wir mit gutem ge-C 5vwissen fur vnserm lieben Gott,
welcher ein hertzkuͤndigerVgl. Act 15,8. aller Menschen ist vnd den niemand betrigen kan, bezeugen, vnd wirds auch die sache vnd zeit selbs bey allen nachkomen war vnd klar machen, beweisen vnd darthun, das man vns vnbillich vnd ohnS­dt: an. vnser schuld solche grosse laster vnd die vrsachen dieser grausamen ergernissenS­dt: ergernussen. vnd schaden zumisset.

Denn wir nie gerathen noch begeret haben, das man mit jrgends einemS­dt: eine. geschwindestreng, scharf; arglistig, betrügerisch. Vgl. , 3996f. oder mit S­dt: gemelten religions.gewalt der Religion halben faren solte; wir haben auch nie schewe gehabt,nicht in S­dt. noch vns beschweret, mit andern, sie sind,S­dt: seindt. wer sie wollen, vnsnicht in S­dt. zu vnterreden, disputieren oder in einem Synodo von den streitigen sachen aus Gottes wort zu handlenzu verhandeln, zu erörtern. Vgl. , 377. vnd zu Conferirn,zu verhandeln, zu reden, sich zu besprechen. Vgl. , 1438f. haben auch
keine billiche mittel, die warheit zu erkleren vnd die Kirche Gottes zu Christlicher ruhe vnd frieden zu bringen, jemands abgeschlagen, sondern wir haben viel mehr vnd one vnterlas beide, von anfang vnd jtzt C 6r bis auff den heutigen tag, beide oͤffentlich vnd auch sonsten in sonderheit, ja auch mit oͤffentlichen gedruckten schrifften vnd Supplicationen Vgl.: ; auf sind die Unterzeichner aufgelistet: (mit der Bemerkung: consentio in Synodum inter nostros, nequaquam autem cum Aduersarijs. Nam in tali semper periclitatur fides et veritas. Man mus in solchen Synodis nachgeben / So weis ich jnen nichts nachzugeben.), D. Professor Theologiae in Schola Ienensi, D. Superintendens Brunsuuicensis, S Theologiae Doctor, M. Superintendens Ratisponensis, Superintendens Magdeburgensis, Pastor et Superintendens Ienensis, M. Pastor et Superintendens Vinariensis, M. , M. Superintendens Orlamundensis, M. aulae Concionator, M. pastor Lindauiensis, M. Pastor Lindauiensis, M. , M. Pastor Ratisponensis, M. Pastor Naumburgensis, M. Pastor Calensis, M. Pastor Northusanus, M. Ecclesiastes Naumburgensis, M. Diaconus Magdeburgensis, M. Diaconus Ecclesiae Naumburgensis, M. Diaconus Ratisponensis, M. Pastor Osamstedensis. Eadem est sententia et petitio praecipuorum Concionatorum in Comitatu Mansfeldensi, qui una cum alijs suis Collegis etiam petunt a suis Dominis talem Synodum promoueri: et hanc Supplicationem comprobant, quod eorum literae testantur. Idem etiam uotum est Vuestphali et aliorum constantium Doctorum per Saxoniam. Quod eorum literae ad et alios testantur. Ein weiterer Druck ist VD 16 ZV 25707 (dazu gibt es mindestens eine Variante, bislang ohne gesonderte VD­16­Nr., Landesbibliothek Coburg: Sche 80 # 14). auffs aller
demuͤtigestS­dt: dienmutigst. vnd embsigstS­dt: emsigist. angesucht, vns darin bemuͤhet, S­dt: vnd.ja auch vmb Gottes willen gebeten vndnicht in S­dt. geflehet, das man die zwispeltigen handeldie zwispeltigen handel = die strittigen Fragen, die Streitpunkte. Vgl. , 371f; , 1176f. der Religion entwederS­dt: eintweder. mit diesen vndS­dt: oder. andern widersachern durch oͤffentliche vnd vleißige vnterredung in einem Synodo oder aber durch Christliche Disputation, oder auch sonsten mit trewer vnd vleißiger nachforschung in
der heiligen Schrifft auffschube,A, B, S­dt: aufschube; S­lat: tolleretur. Wäre evtl. aufhube zu lesen?zum Stillstand brächte, ausräumte. Vgl. , 655f. auff das die Christliche Kirche widerumb zu S­dt: geburlichem fridt.gebuͤrlichen friede, ruhe vnd wolstandguter Ordnung, wohlgeordneten Zuständen. Vgl. , 1181. gebracht wuͤrde.

Welchs wir auch noch auff diese stunde von jedermenniglich, die nur etwas zur sachen rathen vnd helffen koͤnnen, gantz demuͤtiglichenS­dt: dienmuͤttigklichen. vnd mit aller ehrerbitung auffs hoͤchst bitten vnd suchen, vnangesehen das wir vns eben
durch solchs demuͤtigesS­dt: dienmuͤtigs. bitten vnd ste-C 6vtigs anhalten bey vielen, sonderlich aber bey den Gewaltigen, hohen vnd Weltweisen Leuten, S­dt: grossen verdacht.grosse misgunst, haß vnd gefahr erregt vnd zu wegen gebracht haben. Welches wir zwar alles zu befoͤrderung der lieben Goͤttlichen warheit vnd ausreutungAusrottung, Beseitigung. Vgl. , 935. der Corruptelen gerne auff vns laden vndB, (S­dt); A: vns. dulden wollen. Der Allmechtige
Gott, welchesdessen. diese sache ist, stehe vns gnediglich bey, errette vnd beschuͤtze vns.

Denn es wil sich janicht in S­dt. weder fuͤr Gott, noch seiner Kirchen, noch sonsten fuͤr vernuͤnfftigen leuten gezimen, das man solch hochwichtige hendel, fuͤrnemlich aber Gottes ehre betreffend vnd welche albereit oͤffentlich fuͤr
der Kirchen fuͤrgenomen vnd gehandelt werden, mit toͤdlicherS­dt: thetlicher. gewalt oder sonsten mit list vnterdrucke oder verkere, sondern es ist billich, noͤtig, ja auch von Gott dem allmechtigen selbs ernstlich geboten vnd befohlen, das man sie nach jrerS­dt: jren. gebuͤrlichen vnd ausdruͤcklichen richtschnur, nemlich nach demnicht in S­dt. klaren vnd C 7r hellen Gotteswort erkenne, erwege vnd endlich on
verzug, auffs schleunigstS­dt: schle0migist. ordentlich vnd Christlich hinausfuͤre. Vnd dasselbige bey vnd fur gebuͤrlichen Richtern, die auch selbs dieser Religionssachen der Kirchen Gottes mit ernst zugethanS­dt: zugethon. vnd am meisten verwant, trew vnd auch verstendig sein, neben jren S­dt: heilsamen vnd rechtgeschaffen Sellsorgern.trewen vnd rechtschaffenen Seelsorgern. Demnach haben wir ja so wenig andern S­dt: als eben.eben
als vns selbs einigeS­dt: solche. eusserliche gewalt oder hinderlist in so grossen sachen jemals gewuͤnscht oder practiciret.

Aber das ist einmal vnd gewisS­dt: gwiß. war vnd vnleugbar, das wir mit diesemS­dt: disen. vnserm embsigen, zeitigen vnd vnzeitigen anhalten, suchen, bitten vnd begeren einesS­dt: eins. rechtmeßigen erkentnisS­dt: erkentnus. vnd vrteils nicht in S­dt.demnach so viel ausgerichtet, das
man S­dt: beyderseyts mit disem.mit dem gegenteil hettA; B: hette; S­dt: etwas. schrifftlich vnd auch disputationsweise gehandelt hat, wuͤndschenS­dt: wunschen. auch von hertzen, das S­dt: es alles.alle solche schrifften vnd disputationes auffs schiersteaufs genaueste, scharfsinnigste. Vgl. , 19: mhd. schier, ahd. sceri, skeri, sagax, acer ad investigandum. Vgl. a. , 26f: aufs glänzendste, klarste; aufs reinste, lauterste. moͤchte von Gottsfuͤrch-C 7vtigen vnd verstendigen lerern in einem Synodo aus Gottes wort geurtheilet oder auch endlichen durch einen oͤffentlichen druck jederman zu lesen gegoͤnnet
werden. Denn die warheit fleucht das liecht nicht;Vgl. Joh 3,20f. so S­dt: wiß sich meniklich.weis sich auch menniglich zu erinnern, wie schal vnd vbel das vnser widersacher in S­dt: der disputation.den Disputation zu bestanden sein.Zur Weimarer Disputation 1560 vgl. . Denn da wir mit Gottes klarem vnd gewaltigem wort vnsere meinung beweiseten vnd in sie trungen, auch jre jrrthumb augenscheinlichnicht in S­dt. verlegten, da suchten sie nur mancherley
ausfluͤchte, schwetzetenS­dt: schwatzeten. viel von andern materien, plauderten auch viel daher aus der Juristerey, Artzney vnd den Poeten, brachten stets herzu Philosophische gezenck vnd menschliche gutduͤncken,A; B: gutduͤnckel; S­dt: gutdünckel. vnd solches geschahe so offt vnd fursetzlich,A; B; S­dt: fuͤrsetzliche. das man sie keins wegs widerumb von solchen NarrenteidungNarrengeschwätz. Vgl. , 382f. auff die bane zu Gottes Wort bringen kondte, so
sehr als man sie jmmer vermante, machten schier alle stunde ein new bekantnis,S­dt: bekantnus. wie vor zeiten die Ar-C 8rrianer,S­dt: Arriaͤner.Zwischen 340 und 360 verabschiedeten mehrere arianisch dominierte Synoden etliche nichttrinitarische Bekenntnisse. (Vgl. .) schreibt in seinen , der intensive Reiseverkehr wegen der zahlreichen Synoden zur Zeit des habe das öffentliche Fernpostenwesen lahmgelegt: Christianam religionem absolutam et simplicem anili superstitione confundens, in qua scrutanda perplexius quam conponenda gravius, excitavit discidia plurima, quae progressa fusius aluit concertatione verborum, ut catervis antistitum iumentis publicis ultro citroque discurrentibus per synodos, quas appellant, dum ritum omnem ad suum trahere conantur arbitrium, rei vehiculariae succideret nervos. stiessen dieselbige S­dt: widerumb.gar bald wider vmb, vnd da man sie darumb straffet, sagten sie: Vnusquisque est optimus suorum verborum interpresSprichwörtlich, juristischer Grundsatz. Vgl. : Quilibet verborum suorum optimus interpres. Dort auch Verweis auf J 30 (Digesten 50.17.96): In ambiguis orationibus maxime sententia spectanda est eius, qui eas protulisset. Sie hetten wol macht, jre worte jhres gefallens vmbzudreen. Ja bekandte etlichmal, er koͤndte
sein meinung nicht aus der schrifft verteidigen, sondern er muͤste auch die Philosophiam zu huͤlffe nemen, vnd fichteteverfocht, behauptete. Vgl. , 1390 [dort fälschlich anfechten, bestreiten als Bedeutung bei angegeben, der Beleg erweist aber die Bedeutung verfechten, behaupten, (eine Auffassung) vertreten, (auf einer Meinung) beharren]. auffs hefftigste, das man in der Religion auch Philosophische Argumenten vnd beweisunge vnd nichtS­dt: nit. alleine die Schrifft fuͤren muste, nicht in S­dt.welches auch offtmal geschehen vnd von vielen angehoͤret worden ist.

Derhalben, so wuͤndschen wir von gantzem hertzen, das alle solche schrifften, Disputationen vnd handlungen zwischen vns vnd den widersachern ans liecht gebracht vnd offenbar gemacht wuͤrden, nicht in S­dt.auff das doch jederman sich der warheit erkuͤndigen koͤndte.

Denn wir haltens auch darfuͤr, das nichts Vnchristlichers,S­dt: vnchrisilichers. vnbillichers,
noch der Kirchen Gottes sched-C 8vlichers sey, denn eben dasS­dt: wenn. man die warheit, sonderlich in Religionssachen (wie Christus spricht)Vgl Mt 5,15; Mk 4,21. mit S­dt: einem Schefflin besturzet v] zu decket.eim SchoͤffelScheffel (ein Hohlmaß insbesondere für Getreide). Vgl. , 2383f. bestuͤrtzt vnd zudeckt, alles schreiben, alle handlungen vnd Disputationes, so S­dt: von wegeen erleutterung Goͤttlicher.zur erklerung der Goͤttlichen warheit durch Gottes huͤlff wolnicht in S­dt. angefangen vnd zum teil auch gluͤcklich ausgefuͤret vnd volbracht, in
eim finstern winckel versteckt vnd verbirget, oder wie man pfleget zu sagen: Vnter eine S­dt: panckh stecket.banck steckt.Vgl. Mk 4,21; Lk 8,16. Denn S­dt: solches.solche schrifft vnd handelung gehoͤren zur ehre Gottes, erhaltung der waren Religion vnd der gantzen Kirchen zeitlichen vnd ewigen heil vnd wolfart.

Es ist auch nichtS­dt: nit. so gar schwer, einen solchen Synodum vnd GerichtS­dt: vhrtheyl. zu
wege zu bringen vnd anzustellen, wennS­dt: wann. nur die weltlichen Regenten vnd jhre hochweisen sampt jren Theologen mit rechtem ernst vnd eiuer die sach Christi vnd seiner Religion meineten vnd darzu theten, was sichS­dt: sie. gebuͤret, denn die Schrifft weiset vns selbs einen S­dt: rechtgeschaffen vnbardeilichen. recht-D 1rschaffnen vnparteischen Richter in der Religion, da sie saget, das die Kirche ein Pfeiler der
warheit sey, ja sie gebeut ausdruͤcklich: Sage es der Kirchen an.Vgl. Mt 18,17. Es ist auch eim jeden befohlen, dasselbigeS­dt: dieselbige. zu hoͤren.

Zudem so spricht der Son Gottes von den reinen Lerern also: Wer euch hoͤret, der hoͤret mich, nicht in S­dt.vnd wer euch verachtet, der verachtet mich.Lk 10,16.

Man sol aber solche hochwichtige sache in furchtS­dt: forcht. vnd anruffung Gottes
angreiffen nicht in S­dt.vnd auch ausfuͤren, vnd ja nicht die wol angefangene proces vmbkeren, boͤse practiken vnd vortheil suchen, anderswo bey jres teilsS­dt: parts. leute vrteil begeren vnd die einheimischen kirchen vnd Prediger als vnduͤchtige, vnchristliche Lerer ausschliessen. Denn solches ist wider das gebot Christi Sage es der Kirchen,Vgl. Mt 18,17. nemlich der Kirchen, da die streit
entspringen vnd regieren.S­dt: regiret.

Paulus nimptS­dt: iuditium. zum Gericht vnd verdammung derS­dt: des. Corinther nicht die zu D 1v Antiochia oder Caesarea, nicht in S­dt.sondern die zu Corintho. Es ist auch wider alle alte Canones, die da befehlen, das die sach an den oͤrten vnd von den Kirchen, da sich der streit erhaben, sol geurteilet werden. DasS­dt: Es. ist aber
wol war, das S­dt: darnach die kirche / so sich zugering darzu erkennet / kan.eine kirche, so sich in einer sach, dieselbige zu richten, zu wenig erkent, auch anderer Lerer vnd Kirchen nicht in S­dt.rath vnd huͤlff begeren mag.S­dt: vnd suchen.

Wird man aber mit solchen hochwichtigen sachen Gottes verkerlich handlen, so lebet noch der Allmechtige Gott, der wird noch gewislich solche Meister
also finden vnd straffen, das sich noch menniglich an jremS­dt: jren. Exempel zu S­dt: spiegelen halten werden.spiegeln haben wird.

Derhalben so foddereS­dt: fuͤrdere. man zusamen gelerte Superintendenten, rechtschaffene, verstendige vnd Gottsfuͤrchtige Pastores, vnd endlich auch etliche eiuerigeS­dt: euuerige. vnd mit dem Geist vnd weisheit Gottes begabte zuhoͤrer, nach
beschreibung der heiligen Aposteln im Buch der Geschichten.Vgl. Act 15,4.

Man foddereS­dt: fuͤrdere. auch darzu aus den D 2r benachbarten Kirchen etliche ernsteS­dt: ernsthaffte. vnd reine Lerer, vnd sonderlich diejenigen, so zuuor in schweren, wichtigen sachen vnd sichtungen des TeufelsVgl. Lk 22,31. wol gepantzerfeget,gründlich gereinigt, geprüft, auf derbe Weise. Nach Adelung bezeichnet das Verb panzerfegen das Reinigen von eisernem Küchengeschirr unter Verwendung von Stücken unbrauchbar gewordener Panzer aus Ringen von Metalldraht oder auch das Reinigen der Panzer selbst. Vgl. , 1429f; , 647f. gepruͤfet vnd auff der prob Christlichnicht in S­dt. bestanden seind.

Denn nach den andern, die entweder bald ja, bald nein sagen oder auch alle verfelschung mit sonderlicher geschwindigkeit boͤshafftiglich vnd Gottslesterlich pflegen zu uermenteln oder die Goͤttliche warheit in einemS­dt: einen. Samarischen klumpffen oder SirupEine dickflüssige Zuckerlösung diente nicht selten als Basis für Arzneien, deren Zusammensetzung und Wirksamkeit mitunter höchst dubios sein konnte. Hier dient diese zuckrige Mischung als Metapher für Synkretismus, wie denn auch das samaritanische Judentum als synkretistisch (mit hellenistischen und anderen Elementen vermischt) galt. Vgl. bei den Ausdruck: superstitio Samarea; , 750–756. Siehe auch oben Anm. 21. Vgl. , 1236f. vermischen, sol man sich billich in kirchen vrteilen nicht vmbsehen noch bemuͤhen, nicht in S­dt.weil solche leute oͤffentlichoffensichtlich, offenbar, allgemein bekannterweise. Vgl. , 1182.
verkert sind.

Jn solcher ehrbarlichen vnd Christlichen versamlung sol man sich alsdennS­dt: als dann. freundlich vnd guͤtlich miteinander aus Gottes wort vnterreden vnd die heilige Schrifft durchsuchen vnd durchforschen, was sie von gegenwertigenS­dt: gegenwuͤrdigen. streiten sage.

Endlich aber, sonicht in S­dt. sollen solche diener des worts Jhesu Christi, so dazu D 2v beruffen, in der furchtS­dt: forcht. Gottes vleißig vnd auffs genaweste alles aus Gottes wort erwegen,S­dt: erregen. vrtheilen vnd aussprechen.

Aber wie dem allem, so woͤllen wir vns selbst S­dt: nicht gar vnd alzuseher entschuldigen / darumb /.in dem, das wir jnS­dt: aus. ansehenB; A: angesehen. etlicher gewaltigen vnd innicht in S­dt. guter hoffnung gegen dieselbigenS­dt: denselbigen / ein solche lange zeit. zu solchem
boͤsem geschrey vnd S­dt: ergernuͤssen selb geschwigen.ergernus so lange zeit stillgeschwiegen vnd an vns gehalten haben, nicht in S­dt.nicht so gar vnd allzu sehr entschuͤldigen.

Denn es sollen ja die trewen Lerer des Sons Gottes an dem klaren mittagsliecht als die kinder des liechtsVgl. Joh 12,36. daher wandlen vnd jre stimme als ein Posaun erheben,Vgl. Jes 58,1. auff das alle, so jr rechte Lere vnd gute wercke sehen, den
Himlischen Vater preisen,Vgl. Mt 5,16. das auch jr leuchte der warheit an einen hohen ort jederman vorgehe vnd leuchte, damit man one straucheln vnd verletzung im hause des Herren moͤge wandeln.Vgl. Mt 5,15.

Dieses liecht mus man trawenwahrlich, tatsächlich. Vgl. , 1530f. anzuͤnden, es gefalle oder verdriesse,S­dt: verdriesse die menschen. es ko-D 3rste nicht in S­dt.gleich, wenn es wolle, leib vnd leben, ehr oder gut, es stehe
gleich oder zerbrech daruͤber Himel vnd erden. Denn auch die Juristen in jrerS­dt: jren. Weltlichen, fleischlichen sachen gar fein vnd wol sagen: Fiat iustitia et pereat mundusSprichwörtlich. – Es gescheheS­dt: gesche. was recht ist, wenn gleich die Welt daruͤberS­dt: drüber. in ein hauffen fallen solt.

Jedoch so sein wir gleichwol nicht gantz vnd gar aller dingeS­dt: dings.aller dinge = in jeder Hinsicht, völlig. Vgl. , 221. stumm ge
wesen, als die wir sampt vielen andern guthertzigen vnd gelerten Mennern, auch getrewen dienern Christi, vnsere Supplicationschrifften vom Christlichen Synodo vnd oͤffentlicher Disputation vnd andern rechtmeßigen handlungen vnd verrichtungen, soS­dt: die. jrgends ein Gottsfuͤrchtiger mensche erdencken vnd anzeigen moͤchte, vorlangst oͤffentlich in druck fur der gantzen
Welt jederman zu lesen haben ausgehen lassen nicht in S­dt.vnd nun mehrmal wider gedruckt worden ist.Vgl. .

Aus welchenS­dt: welcher. Supplicationibus ein jeder (wie wirs erachten) vnser vnter-D 3vthenigs vnd Christlichs flehen vnd sonderliche lust, die warheit zu erkleren, die vneinigkeit auffzuheben vnd der Kirchen jren frieden wider zu
bringen vnd zu geweren, sehen, spuͤren vnd erkennen kan.

Aber es ist nicht allein ein Sprichwort, sondern auch ein wars wort: Quod aduersus Sicophante morsum nullum sit remediumVgl. : Non inest remedium adversus sycophantae morsum. – Das man sich fuͤr falschen, verleumderischenS­dt: verleimderisen. zungen nicht genugsam huͤten kan.

Denn etliche sprechen gantz S­dt: boͤslich.boshafftiger meinung vnd wider jhr gewissen,
das wir in vnsern obgedachten SupplicationenS­dt: Supplicationibusen. von den Judicibus oder Personen, welche die streitige Religionssachen im Synodo erkennenbeurteilen, entscheiden. Vgl. , 868f. sollen, nichts S­dt: gewissers gemeldet.gewisses vermeldet haben, so wir doch dasselbige neben andern vnsern lieben Bruͤdern vnd trewen Dienern Jhesu Christi etlichmal auffs aller deutlichst vnd S­dt: vleißsigst alda gwisen.vleißigest vermeldet haben, vnd solcheS­dt: solches. eben auff die weise
vnd meinung, wie in gleichen fel-D 4rlen vnsere Kirchen wider die Bepstischen solchen punctS­dt: punctets. beide, in sonderlichen handlungen vnd auch in oͤffentlichen schrifften, erkleret vnd gehandelt haben, das wir vns gleich darob verwundern muͤssen, wie die spitzigenspitzfindigen. gruͤblerKritiker. Vgl. , 624f. vnd kluͤglingBesserwisser. Vgl. , 1287. in verlesung vnserer Supplicationen entwederS­dt: eintweder. so gar blind sein gewesen
oder auch boͤshafftiglich nicht haben sehen wollen, sondern lieber alsS­dt: alles. Cauilieret vnd Calumnirt.verspottet und verleumdet. Vgl. , 1051f; , 939f.

Die Adiaphoristen aber, welche zuuor viel hattenS­dt: hetten. triumphiert, gepocht, gescharret vnd getrotzet vnd vns schrecklichen mit einem Synodo gedrawet,S­dt: getrowet. sobald sie nurS­dt: aber nur. vnser Supplication ansichtig worden, vnsern ernst vernomen,
das wir das liecht durch Gottes genedige huͤlff vnd sterckung S­dt: noch nich.in keinem wege schewen, sondern bereit sein wollen, mit jhnen zu Disputieren, wendeten sie sich vnd fingen an, als die ein boͤse sach vnd gewissen haben, ein widerwertigs zu rathen vnd mit henden vnd fuͤssen dem Synodo zu D 4v wehren, ja doͤrfftens auch frey ein moͤrderrotterey in jren oͤffentlichen
schrifften schmehen vnd lestern, gleich als weren wir grosse gewaltige Heuptleute oder Fuͤrsten, denen es an Schwert vnd waffen nicht mangelte,S­dt: manglete. das wir alda, wenn wir nun alle andere hetten erschreckt, alles mit einander bezwungen vnd vnter vns brechten, vnsers gefallens alles thun vnd handeln moͤchten. Oder als koͤndten sie vns auch jrgends ein Exempel vnserer
vnbescheidenheit, thurstKühnheit, Frechheit, Anmaßung. Vgl. , 1746f. vnd freuels, so wir in einigem handel oder zusammenkunfft geuͤbet, mit warheit darthun, daS­dt: do. wir jhnen hiewider gar grobe grumpenKlumpen, Brocken. Vgl. , 639. jrerS­dt: seer. vngestuͤmmigkeit vnd geschwindigkeit allein aus der Coßwigischen,Zu Beginn des Jahres 1557 fanden in bei Verhandlungen statt mit dem Ziel eines theologischen Ausgleichs zwischen den Magdeburger Gnesiolutheranern um , unterstützt von Theologen aus Niedersachsen, und den Wittenberger Theologen, insbesondere ; es kam aber nicht zu einer Einigung, die Fronten verhärteten sich eher noch; vgl. ; ; . MeckelburgischenS­dt: Meckelburgerischen. entsandte Ende Februar 1557 seinen Rat und den Rostocker Professor nach , um zwischen und zu vermitteln, allerdings blieb auch diese Mission ohne Erfolg; vgl. ; . vnd WormischenIm Zusammenhang des Wormser Religionsgesprächs 1557 versuchte , die protestantische Seite unter gnesiolutherischen Vorzeichen zu einen, die rigiden Forderungen führten jedoch zu weiteren Zerwürfnissen; vgl. ; ; . handlung mit warheit koͤnnen fur die nasen rucken.

Daraus gar wol vnd fein zu sehen, wie eine grosse lust sie zum erkentnis,S­dt: erkentnus. Synodo vnd Disputation haben.

Aber nichts thut den frommen vnd D 5r friedfertigen Leuten so wehe, als das sie sehen, das wir eben solche Regulen, darnach im Synodo zu handeln vnd die warheit zu suchen, furgestellet haben, die daS­dt: do. allen gewalt vnd manch
faltigenS­dt: manigfaltigen. Sophistischen betrug, winckelzuͤge, lesterungen vnd boͤse practiken klerlich verhindern vnd ausschliessen. Darumb machen sie sich auch mit so grosser verbitterung vnd manchfaltigenS­dt: manigfaltigen. lesterungen an dieses stuͤck gedachter vnserer Supplicationen, zerren, verkeren vnd Cauilieren dasselbigeS­dt: dasselbe. auffs aller jemerlichste vnd grewlichste.

Denn etlicheS­dt: etzliche. liegenlügen. mutwillig, als wolten wir alles nach Bepstlicher art vnd freuel vnsers gefallens anstellen vnd anderen gleich wie Gesetze fuͤrschreibenvorschreiben. Vgl. ), in: . vnd auffdringen,aufnötigen, aufzwingen. Vgl. ), in: . S­dt: Wir aber haben.so wir doch zum oͤffternmal in derselben Supplication protestirt haben,nicht in S­dt. das wir solches onS­dt: an. allen zwang vnd angemaster gewalt vnsern Christlichen Bruͤdern nicht in S­dt.auff jre vorbeschwerunge zu
erwegen S­dt: (in umgekehrter Reihenfolge).fuͤrgeschlagen haben.

D 5v EtlicheS­dt: Etzliche. aber straffen solche vnsere Disputationsregeln, als seien sie nicht rechtschaffen,S­dt: rechtgsaffen. noch zu erforschung der warheit tuͤchtig, sondern allein auff vnsern vrtheilsic A, B, S­dt; S­lat: compendium. Ist vortheil zu lesen? vnd anderer Leute zu vnterdruckung gerichtet.

Doch koͤnnen sie (Gott lob) nichts straffwirdigs darinnen ernennenA, B, S­dt.benennen, aufzeigen. Vgl. Art. ernennen, in: . vnd
darthun, geschweigen das sie vns des vberweisenüberführen. Vgl. Art. überweisen A.3.c), in: . solten.

Wir aber haben so offt in der einigen Schrifft gebeten vnd widerholet, das doch andere rechtschaffeneS­dt: rechtgschaffne. Christliche Lerer, wo etwas vntuͤchtiges in denselbigenS­dt: der selbigen. Regeln oder gantzen vnsern Supplicationen vnd beschreibung des Synodi were, dasselbige S­dt: wolen sie.wolten die anzeigen vnd etwas bessers aus Gottes
wort darthun vnd fuͤrbringen, habennicht in S­dt. vns auch erboten, dasselbigeS­dt: dasselbe. mit danck anzunemen.

Lieber Gott, was haben doch die Leute fuͤr! Wollen sie vns denn so gar alles recht vnd macht, vnsere meinung in der Kirchen Gottes anzuzeigen vnd D 6r fuͤrzubringen, absprechen vnd mit gewalt abdringen,abnötigen, abzwingen. Vgl. Art. abdringen, in: . so doch auch
den vnehrlichen,Ehrlosen, ihrer Ehrenrechte verlustig Gegangenen. Vgl. ), in: . ja auch denen, so man jtzt hinaus zum Galgen oder Radt fuͤren oder an die GaleenA, B, S­dt.Galeere, gerudertes Kriegsschiff des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Vgl. ), in: DWb 4, 1160: galee war bis ins 17. jh. und länger die herschende form. schmieden sol,Unterschiedliche, schwere Strafen: Erhängen am Galgen, tödliche Folter durch Rädern und aufs Rad Flechten, (lebenslängliche) Gefangenschaft und Zwangsarbeit als Ruderer auf einer Galeere. zu Suppliciren vnd jreS­dt: jrrer. bitte vnd begeren,S­dt: begehr. mas, form vnd gleich wie regeln anzuzeigen vnd zu uermelden verguͤntS­dt: vergünnet. wird?

Woͤllen vns denn nu die hochfarenden vnd stoltzen Bepste sampt jren
schmeichlern vnd Menschenknechten auch nicht so viel rechts in der Kirchen Gottes guͤnnen, als man den obgedachten geringstenS­dt: gerinsten. vnd verechtigstenverachtetsten, verächtlichsten. Vgl. ), in: . personen verguͤnnet vnd gestattet?

Haben auch jemalsS­dt: jrgents ein macht. vnsere Kirchen vnd Lerer von wegen einer zusammenkunfft vnd disputation mit den Bepstischen oder auch mit den Reichsstenden
ohnS­dt: an. alle bedingung, Condition vnd beschreibung der vmbstehendS­dt: vmbstende. vnd eigenschafften eins Christlichen Synodi gehandelt?

Oder wer ist doch so garsehr, hochgradig. ein EpicurerEpikureer = eigtl. Anhänger der Lehren des griechischen Philosophen (341–270 v. Chr.), der als Hedonist und Gottesleugner galt; im allgemeineren Gebrauch: Genussmensch, der auf persönliches Wohlleben aus sind statt auf Erkenntnis der Wahrheit, ohne Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode. vnd Religionsverechter, der S­dt: do duͤrffte.da duͤrffe die Religionssachen ohne alle D 6v bedingung gewisser Gesetzen vnd RegulenA: Kegulen; B, S­dt: regulen. der warheit einemS­dt: einen. Conuent oder versamlung vbergeben, ver
trawen vnd in die schantz schlahen?in die Schanz schlahen = riskieren, aufs Spiel setzen. Vgl. , 2164–2166. Denn da solchs geschehe, daS­dt: do. wuͤrde gewislich der mechtigere theil eigentlich dem schwechern ein seltzamen Synodum oder zulauff zurichten vnd alles nach seinem gefallen bestellen vnd enden.

Jst derhalben augenscheinlich zu sehen, wie diese lesterer vnd verleumbderS­dt: verleimbter.
mit Teuffelischer vnsinnigkeit wuͤten vnd getrieben werden, die sich so gar nicht schewen, noch schemen, auch das, so auffs aller einfeltigste vnd Christlicher wolmeinung wird fuͤrgebracht, so garnicht in S­dt. rasend wie die tollen Hunde anzufallen, zu beissen vnd zerreissen.

Ach lieber Gott, wie gros vnd grausam ist doch der Gottlosen vnd des Teu
fels wuͤten vnd toben wider dieS­dt: dine. liebe warheit vnd derselben bekenner! Denn was kan doch fur ein bessers, Gott wolgefelligers vnd dem MenschlichenS­dt: menschen. geschlecht heilsamesA, B; S­dt: heilsamers. werck erfunden oder D 7r erdacht werden, denn S­dt: wenn.eben das man die warheit erkleret, Gottes wort verfichtet, die jrrthumen vnd corruptelen aus der kirchen Gottes ausfeget. Was kan man
auch fur ein billichere vnd leidlichere handlunge dargeben, als eben ein einfeltiges, demuͤtigesS­dt: dienmutiges. begeren eines rechtmeßigen Christlichen Synodi. Vnd dennochS­dt: demnach. kan es der Teuffel in seinenS­dt: seinem. werckzeigenA, B, S­dt.ergebenen Dienern, Handlangern. Vgl. .b), in: . vnd Hellebrandengroßen Bösewichten, die in der Hölle brennen (werden). Vgl. Art. Höllenbrand, in: . nicht vnangefochten vnd vngetadelt lassen.

Aber hieuon wird etwas weitleufftigers gered vnd gehandelt in vnsern oͤf
fentlichenS­dt: offenlichen. vnd nun zum drittenmalDie Angabe ist so bereits in der ersten deutschen Ausgabe von 1561 enthalten (VD 16 J 208). Vgl. oben S. 604, Anm. 176. gedruckten Supplicationschrifften vnd auch anderswo, welche die Christliche Kirche jtzundS­dt: yezund. lieset vnd (wie wir hoffen) auch hernachmals, wenn wir gleich aus dieser boͤsen, vndanckbarn Welt in das ewige leben zu vnserm Himlischen Vater gebracht worden sein, lesen vnd vnsern Christlichen vnd heilsamen eiuer, fuͤrschlagAbsicht; Initiative. Vgl. , 797f. vnd begehr
daraus erkennen wird.

D 7v Das sey nu, geliebten Bruͤder, in gemein vnd gleich als ausserhalb dieser sache von vnsern Supplicationibus geredt vnd gehandelt, S­dt: jetzt wellen.jtzt wollen wir widerumb zu vnserm handel vnd ewren brieffen komen vnd also kuͤrtzlichkurz (Adverb). dieses vnser schreiben beschliessen.

Sagen derhalben bestendiglich – vnd wo es die sache erfordernS­dt: erfuͤllen. wird, wollen wirs auch mit der that selbs beweisen vnd vielleicht auch durch eine S­dt: volkumene vnnd offentliche.volkomene vnd oͤffentlich schrifft darthun – das wir niemalsS­dt: yemals. auff jrgend eine gewaltvbung wider diese oder andere der Religion widersacherS­dt: wider sachen. bedacht oder zu S­dt: derselben befoͤrderlich.derselbigen befuͤrderlich gewesen, das wir auch nie nichtdoppelte Verneinung = betonte Verneinung.
S­dt: ordentliche vnd rechtgschaffne erkentnuße.oͤrdentlich vnd rechtschaffne erkentnis oder eroͤrterung dieser oder auch anderer zwispaltigen sachen gehindert haben, sondern das wir vielmehr dagegen mit embsigen bitten bey Gott vnd menschen S­dt: hoches vnd nidrigen.hohes vnd nidriges standes angehalten vnd gedrungen haben, das manS­dt in der Kustode auf B 5r: wir; im Text auf B 5v: m$. je ehr je besser dahinS­dt: dohin. trachten vnd sich bearbeiten wolle, das alles, es D 8r sey mit diesen oder
andern verfuͤhrern,S­dt: verfuͤrer. durch richtige Synodos vnd Disputationes Christlich vnd aus Gottes wort moͤchte erkant, entschlossen, geoͤrteterörtert, genau erwogen. Vgl , 1363. Evtl. auch von örten = i. S. v. einordnen, beenden? Vgl. , 1362. vnd zum ende gebracht werden.

WelchsS­dt: Welches. wir dennoch heutigs tags mit ernstem seufftzen vnd flehen von vnserm lieben Gott,S­dt: Gotte. seiner Kirchen, rechtschaffnenS­dt: rechtgeschaffen. Lerern, der OberkeitS­dt: Obrigkeit. vnd
allen menschen bitten vnd begern.

Denn wir wollenS­dt: wellen. durch die genadS­dt: gnad. Gottes gentzlich diejenigen sein, gehen auch mit der sachen also vmb, als die daS­dt: do. bereit sein, jedermenniglich, sonderlich aber bey solchen ordentlichen Christlichen erkentnis,S­dt: erkentnus. welche der Religion vnd Kirchen Gottes gezimet vnd gebuͤret, rechenschafft zu geben,
wollenS­dt: wellen. vns auch nicht schewen, allen vnsern widersachern vnd anklegern oder den verfelschern der lereS­dt: lehr. oder endlich allen falschen bruͤdern vnters angesicht zu treten mit dem Goͤttlichen vnd durchdringenden Schwert des Goͤttlichen worts, die streitige sachen ausfuͤren, wo D 8v man nur ordentlich, friedlich, sanfftmuͤtig vnd Christlich, fuͤrnemlich aber nach
anweisung der heiligen Schrifft alles handelt vnd verrichtet.

Das ist nuS­dt: nun. vnser Christliches, ehrliches, billichs vnd rechtmeßigs erbieten, welches wir allhie jtztS­dt: yetzt. haben S­dt: auff kuͤrtzlichst woͤllen.auffs kuͤrtzte wollen widerholen vnd vns zum Christlichen erkantnisS­dt: erkantnus. bereit vnd willig erzeigen vnd erbieten.

DaS­dt: Do. aber jr etliche (vnangesehen vnserer Christlichen erbietung), es sein
S­dt: offentlich Gotsveraͤchter.gleich oͤffentlich Gottesverechter, blutduͤrstige Tyrannen oder sonst falsche Bruͤder, die in jremnicht in S­dt. vbel bewustaufgrund ihres schlechten Gewissens. vnd aus furcht jrer boͤsen, faulen sachen vnd wercken der Finsternis das liecht aller Christlichen erkentnis,S­dt: erkentnus. Synoden oder Disputationen fliehen wuͤrden, die rechten proces verkeren, allerley betrug vnd behende rencke erdencken vnd vns arme vnd
von aller Menschlichen gewalt vnd beystand verlassene, ja auch verfolgte vnd geringe werckzeug Christi mit jrem schmehen vnd luͤgen (wel-E 1rchen S­dt: welicher. jtzt der Welt Kinder voll vnd allzu begirig seind)S­dt: ist. oder auch durch Tyrannische gewalt vnd list, ob er sonstS­dt: sonsten. durch andere vnbilliche weise vnd wege aus Gottes verhencknis wuͤrden vnterdrucken, wie wir denn
wissen, das viel blutduͤrstige Degen,A, B; S­dt: Dörgen.Gemeint ist wohl eine Pluralbildung zu Doëg, dem Edomiter aus der Gefolgschaft des israelitischen Königs Saul; Doëg erschlug auf Sauls Befehl die Priester zu Nob, weil sie David unterstützt hatten, ohne zu wissen, dass er vor Saul auf der Flucht war. Vgl. I Sam 22,18. Degen ist als lectio simplicior anzusehen, als Metonymie für Bewaffnete; offenbar war die Vokabel auch im Einzeldruck schon unverstanden (vgl. den textkritischen Apparat zur Stelle). Vgl. auch die Bezeichnung Doegiten im Titel einer Auslegung des 52. Psalms von , erschienen 1541 (VD 16 R 2019). AchitopihelenAchitophel war ein hochangesehener Ratgeber Davids, der den Aufstand Absaloms unterstützte und sich anbot, David zu töten. Vgl. II Sam 16,23–17,3. vnd ManassesGedacht ist wohl an den judäischen König Manasse. Vgl. II Reg 21,16. sampt anderen BaalansBileam (Vg: Balaam) war ein Kultprophet, der auf Wunsch des moabitischen Königs Balak die Israeliten verfluchen sollte, was Gott aber nicht zuließ. Vgl. . freunde vnd der warheit verfelscher damit vmbgehen, nach vnserm leib vnd leben trachten, ja auch vns S­dt: offentlich Trowen.oͤffentlich trawen.dräuen, drohen.

nicht in S­dt.So nu, sagen wir, die Gottlosen vns also vnterdrucken (wie denn die beses
sene Welt kein andere tuͤchtige entscheidunge der Religionstreiten weis, denn eben durch die vnterdruckung Gottseliger Lerer Christi),

so bezeugen wir hiemit fur euch vnd andern geliebten bruͤdern im Herren, ja auch fur der kirchen Gottes vnd der gantzen Welt, das vns, vnd zwar auchS­dt: vnd. der gantzen gemeine Gottes, darinne hohe gewalt vnd vnrecht geschehe; be
ruffen vns vnd appelliren fuͤr den E 1v Richterstul des allerhoͤhesten Richters der lebendigen vnd der toden, daS­dt: do. wir, ob Gott wil, mit grosser froͤlichernicht in S­dt. bestendigkeit vndS­dt: vnnd fuͤr. freidigkeit,Tapferkeit, Mut, Kühnheit. Vgl. , 103. als die wir vns vnser guten sache wissen zu troͤsten, so wir jtzt nach Gottes befelh treiben, wider alle die, so beide vns geengstiget, alle billiche vnd rechmeßige erkentnisS­dt: erkentnus. abgeschlagen
vnd die warheit Gottes schentlich verfelschet, sich zu den stiffternS­dt: stifften. der jrrthumen geschlagen vnd die Kirche Christi vnruͤgigS­dt: vnrwig. gemacht oder auch vnterdruckt haben, stehen, sie fuͤr dem Obersten Richter der lebendigenS­dt: lewendigen. vnd der todten verklagen wollen, S­dt: welcher.ja auch endlich sie ins ewige hellische fewer verdammen werden.S­dt: wirdt.

Der ewige Son des Allmechtigen lebendigenS­dt: Lewendigen. Gottes woͤlle die werckS­dt: wercke. des leidigenwiderwärtig. Vgl. , 675f. Satans zustoͤren,S­dt: zurstoͤren. allen grimmigen Tyrannen, verfolgern vnd verfelschern stewren vnd wehren, alle ergernisS­dt: ergernus. auffheben vnd der SchlangenS­dt: Slchangen. kopff vnter vnsere fuͤsse zurtreten,S­dt: tretten. zu seines Namens ehre vnd seiner Kir-E 2rchen heil vnd wolfart. Welches alle GottsfuͤrchtigenS­dt: gotts forchtige. neben vns mit
hertzlichen seuffzen vnd flehen stets bitten werden vnd sollen. Amen.

.

M. S­dt: .

M. .

M. .

Ein sendbrieff an einen guten Freundt
von der gedruckten Schmehezedel,
darinnen von vrsachen jrer enturlaubung
vnwarhafftig gehandelt wird.Der Sendbrief erschien auch 1562 separat im Druck (VD 16 F 1499). Vgl. oben Einleitung 4, S. 583 (Sigle: Sbf).

Antwort
auff den newlich ausgegangenen Schmehezedel.

E 2v Gnad vnd fried von dem Herren. Guͤnstiger Herr vnd lieber Bruder!Sbf: Bruder in Christo. Weil jr begert mein meinung von der gedruckten SchmehezedelGemeint ist wohl das Blatt: [1 Bl. 2°, Rückseite leer], vorhanden: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Signatur: A: 513.24 Theol.(23). Anscheinend ein weiterer Druck des Textes mit leicht abweichendem Titel: [2 Bl. 4°, letzte Seite leer] vorhanden: Augsburg, Staats­ und Stadtbibliothek, Signatur: 4 Th H 944. von vnser entsetzung, so jhr mir zugeschickt, zu wissen, so ist das kuͤrtzlich mein Sbf: wares vnd einfeltiges.ware vnd einfeltige antwort:

uͤuͤrs erste, das mir gar nicht zuwider sey, das man rede, schreibe vnd drucke von den vrsachen vnser enturlaubung, allein aber das man es mit der warheit thue. Denn ich bin mir, Gott lob, dermassen in meinem gewissen vnd fuͤr Gott so wol bewust, auch alles oͤffentlich vnd mit gedruckten schrifften als am hellen liechten tage gehandelt vnd gewandelt, das ich das
liecht mit nichte nicht schew, vnd das ich sehr wol muͤchteSbf: moͤchte. leiden, ja auch von hertzen wuͤnschete, das nichtSbf; A, B: ich. allein alle hendel vnd schriffte, so sich dieses Jar zugetragen, sondern auch die gantze fuͤnff jar, so ich numehr zu gewesen bin, war 1557 als Professor für Neues Testament nach berufen worden. ja noch darzu zwey vnd zwen-E 3rtzig jar, so ich in Deutschland mich enthalten,aufgehalten habe. Vgl. , 551f. war um 1540 zum Studium an die Universität Basel gekommen, anschließend zog er über nach , wo er ab 1541 studierte. oͤffentlich in druck ausgiengen, auff das
jederman mein schuld vnd vnschuld vnd darzu meines hertzen grund daraus spuͤren vnd erfaren moͤchte.

Zum andern, was von dieser zettel zu halten sey, ist nur genugsam allein daraus zu spuͤren, das weder der schreiber noch der drucker sich darzu hat bekennen duͤrffen,sich dazu zu bekennen gewagt hat. wider die offt widerholete Reichsabscheid,Vgl. , 429–431. auch wi
der alle billichkeit vnd erbarkeit. Es stehet freilich nicht vmbsonst geschrieben: Wer arges thut, der fleuhet das liecht.Joh 3,20. Was aber solcher Schmeheschrifften, darinnen onSbf: one. namen Christlicher Lerer gut geruͤchtRuf, Leumund. Vgl. , 3754f. belogengeschmäht, verleumdet, belastet. Vgl. , 1226. wird, Schreiber, Drucker vnd Verkeuffer nicht allein fuͤr Gott, sondern auch fuͤr ehrlichen menschen werdeSbf: werd.wert. sein vnd verdienen, ist
beyde aus Goͤttlichen vnd Weltlichen Rechten genugsam bekand. Es werden freilich auch die Leser vorSbf: fur. Gott nicht vnschuldig, so solchemSbf: solchen. lichtfluͤchtigenlichtscheuen. Vgl. , 883. LesterzedelSbf: Schmehezetteln. also bald glauben.

E 3v Zum dritten, das ist oͤffentlich vnd groͤblich erlogen, das vns in vnser enturlaubung fuͤrgeworffen sey, das wir bey der waren Lere oder schrifften nicht bestanden weren. Wie wir dennSbf: dan. auch trotz bieten allen vnsern widersachern, das sie solches beweisen solten. Dergleichen, so ist das auch nicht war, das vns fuͤrgeworffen, als solten wir Sophistisch in der Schul gelesen oder gelert, jtem viel herrlicher trostspruͤch verkert haben.

Eben einSbf: eine solche warheit ist auch, das vns fuͤrgeworffen sey, das wir (wie in
der schmehezedel stehet) allerley verbotene schrifften, Calumnien vnd schmehungeSbf; A, B: schwehunge. vber hohen vnd nidrigen Stand ausgestrewet vnd die gewissen damit verwirret haben.

Zum vierden: Was belanget, das die Zedel viel schreiet von vnser Sophisterey, vnd doch keinescil. Sophisterei. klar meldet, das sage ich, es sey die groͤbste vnd vn
fletigste Sophisterey, das, wenn man auff vnsere Argumenten vnd zeugnisse E 4r der heiligen Schrifft nicht antworten koͤnne, man nur schreie: Du bist ein Sophist, ich wil nicht mit dir Disputiren. Ja, solches ist auch eine lesterung wider den heiligenSbf: H. Geist,Vgl. Mk 3,29. denn wir furen nicht vnsere, sondern seine, des Sbf: H. Geists.heiligen Geistes, zeugnisse, schrifft vnd wort.

Zum fuͤnfften: Was die priuat vnd Christlich vermanungschrifft an den Pfarrherr zu , so er selber ausgebreitet hat, belanget, sein wir sehr wol zufrieden, das sie jederman lese vnd vrteile.Vgl. . Was auch andere Ordinationes, Mandata vnd vnsere Christliche entschuͤldigung belanget, die mag auch ein jeder Christ in Gottes furcht lesen vnd erwegen.

Endlich, das der liechtfluͤchtige NachtrabA; B, Sbf: Nachtrabe.Nachtrabe. Im eigentlichen, ornithologischen Sinne die gemeine Nachteule, der Nachtreiher oder die Nachtschwalbe bzw. der Ziegenmelker; hier übertragen: ein Feind des Lichtes der Wahrheit. Vgl. , 204. schreiet, das wir haben den Artickel von der rechtfertigung verwirt,Sbf: verwirret. das Predigampt verhindert vnd die betruͤbten gewissen trostlos gemacht – Da zeugenbezeugen. Vgl. , 851. vnsere Schrifften vnd alle Gottfuͤrchtige, so sie gelesen, das widerspiel.Gegenteil. Vgl. , 1235f.

Er sagt auch, das wir nichts gutsSbf: gutes. E 4v in der Kirchen Gottes gethan. Ant
wort: Hette nicht Gott vns vnd etliche andereSbf: andere vnsere. Mitbruͤder in dem Herren erwecket, so steckete dieser Nachtrab sampt seinesgleichen im Jnterim,Gemeint ist das Religionsedikt , das sogenannte Augsburger Interim von 1548. Zu den Auseinandersetzungen darum vgl. . Adiaphoristerey,Mit Hilfe der theologischen Kategorie der heilsirrelevanten Mitteldinge, der Adiaphora, wurde in der Leipziger Landtagsvorlage von Weihnachten 1548/49 auf Geheiß des versucht, dem kaiserlichen Religionsedikt Genüge zu tun und doch den Wesenskern der reformatorischen Lehre unangetastet zu bewahren. Zu den darum entstandenen Auseinandersetzungen vgl. . Maioristerey, hatte die These vertreten, gute Werke seien nötig zur Seligkeit. Zu den Auseinandersetzungen um Auffassung vgl. . Osiandristerey,Zu den Auseinandersetzungen um die spezifische Christologie vgl. . Schwenckfeldisterey,Der schlesische Adlige vertrat eine spiritualistische Spielart reformatorischer Theologie, seine Anhänger begründeten eine Freikirche, die insbesondere in den noch heute fortbesteht. Seine Werke sind im Corpus Schwenckfeldianorum ediert. Vgl. , 712–719. freywillen,Zum (dritten) antinomistischen Streit und zum Streit um den Synergismus vgl. . SacramentirereyGemeint ist vor allem die Auseinandersetzung um die reformierte Abendmahlslehre und den sogenannten Kryptocalvinismus, vgl. dazu . vnd andern Schwermereien bis vber die ohren. Aber solchen danck mus die verfluchte Rotte der Gottlosen Gott vnd
seinen Dienern fuͤr die vnaussprechlichen wolthaten wissen.

Ach, ist doch die gantze Zedel voll oͤffentlichen, greifflichen luͤgen, als das wir vbertreten haben die Mandata, Theologische sachen mit schmehesachen nicht zu mengen, welche Mandata vns von menschen nie geschehen, auch kein vrsach oder not des fuͤrhanden gewesen. Jtem, das wir haben wollen
mit bannen vnd abstossen vom Sacrament vnd von der Tauff die Leut plagen oder vnter vnser Tyranney bringen. Denn wir ja kein Kirchenregi-E 5rment oder SchluͤsselverwaltungDie Binde­ und Lösegewalt des Pfarrers, der die Beichte hört. gehabt. So haben wir auch keinen Pfarrherr oder Cuͤster zwingen koͤnnen, das er die Schluͤssel nach vnserm willen gebrauche.

Das aber ein Diener Jhesu Christi, sonderlich der da wider jrrthumen vnd Corruptelen, auch wider andere ergernisse zu streiten hat, nirgend auff der Welt nichts drucken solle lassen onSbf: one. verwilligung derer weltweisen oder gewaltigen, vnter welchen er wohnet, ist gar ein new ding vnd wider die Gewissen der rechten Lerer, auch wider den befelh Gottes des Allmechtigen
selbst.

Es were noch wol mehr vnd klerer von der Schmehezettel zu antworten vnd zu schreiben, wenn ich nicht noch zur zeit des schonete, des ich gerne schonen wolt; werden wir aber ja gezwungen zu reden, so werden wir vns kein blat fuͤrs maul nemen.Redensartlich: keine Zurückhaltung üben, offen reden. Vgl. , 74.

Summa: vnsere schrifften sind am tag,A; B, Sbf: tage. vnsere Supplicationes vnd demuͤ-E 5vtige bitte vmb ein Christlichs Synodi Disputation vnd Kirchenvrtheil sein nunSbf: nu. zum dritten malSo schon im Separatdruck 1562 (VD 16 F 1499). gedruckt, weis jemand etwas von vns vnd vnsereSbf: vnser. Lere oder leben vnbilliches, der helffSbf: helffe. vnd foddere, das solch Kirchenvrteil ein malB, Sbf; A: man. auffs erste geschehe, auff das vnserSbf: vnsere. vbelthat bewiesen vnd
gestrafft moͤgen werden.

Wir bieten trotz allen vnsern Widersachern, das sie einmal duͤrfften erscheinen wider vns in einem freyen Synodo, Disputation oder Kirchenvrteil, oder an sonst fuͤr einem ehrlichen, vnparteischen vnd Christlichen Judicio, Gericht oder versamlung.

Es klaget erbermlich Jeremias, sagende: Ach, meine Mutter, das du mich geboren hast, vber den jederman zetterEin Ausruf, der Anklage und Vorwurf ausdrückt. Vgl. , 810f. schreitSbf: schreiet. im gantzen lande. Hab ich doch weder auff wucher gelihen noch genomen, dennochSbf: noch dennoch. flucht mir jederman.Jer 15,10.

Jch kan auch, Gott lob,B, Sbf; A: lol. mit gutem gewissen sagen, das ich mit keinem Men
schen jrgend ein Priuat­zanck E 6r oder ­streit habe, vnd noch darzu, welches viel groͤsser ist, das ich kein jrrthumb Lere.

Zum andern, das alle die jrthumb, so ich bisher wider die CorruptelenSbf: Corruptelisten. angefochten, mit der that Gottlos befunden worden sein, wie nunSbf: nu mehr. menniglich weis.

Zum dritten, das meine Schrifften nicht den zehenden theil der bitterkeit oder scheltens habenSbf; A, B: halben. wie derSbf: die. Adiaphoristen.

Zum vierden, das man keine grobe schandflecke an meinem leben anzeigen kan; ein armer vnd auch grosser Suͤnder bin ich sonsten fuͤr Gott, das bekenne ich.

Zum fuͤnfften, so kan niemand sagen, das ich jrgend einen die sechs jar daher zu Jena groͤblich beleidiget.

Zum sechsten, das ich daselbst vnzelich viel grewliche Jniurien fridens halben gelitten vnd geduldet habe, welche kein geringster Stallknecht, ja auch schier SewhirtSäuhirt, Schweinehirt. nicht leiden wuͤrde, E 6v vber welche ich nie habe
klagen wollen, sondern allein mich damit bekuͤmmert,damit beschäftigt, darum bemüht. Vgl. , 1432. wie die ware Religion bestehen moͤchte. Also das diejenigen, so von der sachen wissen vnd der warheit zeugnis geben wollen, sagen muͤssen, das ich beyde backenWangen. Vgl. , 1063f. habe denen zugekeret, so mich darauff haben gestrichen.geschlagen. Vgl. , 1214f. Vgl. allgemein Mt 5,39.

Zum siebenden, das ich mich stets erboten, oͤffentlich vnd in sonderheit, so
jemands von mir zu klagen hette, er zeige mirs erst an, ich woͤlle mich mit jm vertragen oder ja jm williglich zu Gericht stehen.

Zum achten, so habe ich, ohne rhum zu reden,ohne mich rühmen zu wollen, ohne zu prahlen. Vgl. , 1443f. jederman gedienet, so viel ich jmmer gekont vnd womit ich nur habe vermoͤcht.

Zum letzten, so bin ich durch die gnadenSbf: gnade. Gottes stets mit dem allerbesten,
fur Gott loͤblichsten vnd den menschen nuͤtzlichsten, ja auch schwerestenSbf: schweristen. vnd Gottselichsten wercke vmbgangen, nemlich mit der bekentnis vnd verfechtung der warheit vnd straffe der E 7r jrrthume. Zu dem, das ich stets gebeten vnd mich erboten, das, so mich jemands eins bessern aus dem klaren wort Gottes in allen Religionssachen vnterrichten koͤnte, es wer gleich gros
oder klein Hans,groß oder klein Hans = jemand von hohem oder geringem Ansehen. Vgl. , 456f. so wolte ich gerne jm folgen. Ja ich hab mich auch stets williglich erboten zum Synodo, Disputation vnd anderen Kirchen vrteil, oder viel mehr auch darumb gebeten.

Moͤchte aber jemands sagen: WarumbSbf: woruͤmb. hassen dich dennSbf: dann. die LeuteSbf: leut. also vnd schreiet jederman vber dich Creutzige Creutzige?Vgl. Joh 19,6. Es mus je solchs
nicht one vrsache geschehen?
Antwort: WarumbSbf: Woruͤmb. ist der Teuffel der Fuͤrst dieser Welt?Vgl. Joh 12,31; 14,30; 16,11. WarumbSbf: Woruͤmb. haben die Menschen stets gehasset die Propheten, Patriarchen, Christum vnd die lieben Aposteln?Vgl. Mt 5,12; 23,27–34. WarumbSbf: Woruͤmb. gab man S.Sbf: Sanct. Stephano vnd dem heiligen Paulo schuld, das sie wider das Gesetze, wider den Tempel, wider die Pontifices oder Preceptores vnd gantze Vniuersitet zu
Hierusalem lereten, vnd fuͤrnemlich S. E 7v Paulo, das er ein auffrhur erregte auff denSbf: dem. gantzen Erdboden, Act. 6. 18. 21. 24. etc.Vgl. Act 6,11.13; 16,20; 17,6; 18,13; 21,21.28.38; 24,5f. WarumbSbf: Woruͤmb. hat Christus sampt seinen Aposteln, vnd sonderlich der liebe Daniel, geweissaget, das es also in den letzten zeiten mit den waren trewen Lerern Gottes gehen wird?Vgl. Mt 10,16–26; 23,34–36; Dan 7,21.25; 11,31–35.

Wie koͤmpts, das, sobald jrgend ein warer trewer Lerer auffstehetSbf: aufferstehet. vnd die jrthumb zu straffen anfehet, sobald ist jm schier jederman feind, auch von denen, so die jrthumb nitSbf: nicht. wissen oder halten?vertreten. Vgl. , 296.

Christus sagt: Sie hassen mich vmbsonstJoh 15,25. – ja nicht gar vmbsonst, lieber Christe, danSbf: denn. du sagstSbf: sagest. den menschen die warheit vnd zeigest sonderlich in
Religionssachen vnd ­meinung, das Sbf: jre werck.jr wercke boͤse sein; das konnen sie nicht leiden.

Wil nunSbf: nu. die Welt Christum, keine Lerer vnd die warheit nicht leiden, so mag sie die verfuͤhrer, oder zum wenigsten die stummeSbf: stummen. vnd blinde HundSbf: Hunde.Vgl. Jes 56,10. oderSbf: oder auch. MietlingVgl. Joh 10,12. hoͤren, so keinen Wolff sehen oder angreiffen oder an
greiffen wollen, ja darzu die Muscobiter,Moskowiter, Russen. Im späten 15. und 16. Jahrhundert setzte der Aufstieg in der Nachfolge des oströmischen Reichs ein. Vgl. allgemein , 452–478. TatternTataren. Im Europa des 16. Jahrhundert als Bezeichnung für die Mongolen gebraucht, deren kriegerische Einfälle in Ost­ und Mitteleuropa 1241 insbesondere im Zusammenhang mit der im Bewusstsein der Bevölkerung präsent geblieben waren. Vgl. , 158f. E 8r vnd TuͤrckenTürken. Zur osmanischen Expansion im 16. Jahrhundert vgl. , 827–839, bes. Abschnitt 2.2. vnd den leidigen Teuffel sampt seiner MutterSbf: Mutter darzu. etc. 2. Thess. 2.Vgl. II Thess 2,3–10.

Der Teuffel ist jtzt an der Welt ende gar krefftig in der Welt vnd in seinen werckzeugen. Darumb gehen im schwang seine beyde kuͤnste oder Meister
stuͤck, nemlich Luͤgen vnd Mord wider die reinen vnd trewe Lerer Jesu Christi. Schier jederman lestert vnd schreiet gleich als rasend vnd besessen wider sie. Wenn man nu aber solche Leut fraget, was wir dennSbf: dan. falsches leren, oder worin wir Vnchristlich leben, so erstummen sie vnd wissen nichts gewisses fuͤrzubringen. Nun lestert aber der Sathan vnd seine Werckzeuge
noch desto sehrer,heftiger (Komparativ zu sehr). Vgl. , 162f. weil er meinet, er habe vns gar vnterdrucktSbf: vnterdrucket. vnd wir koͤnnen vns nicht mehr verantworten. Gemach,Sachte, vorsichtig! Vgl. , 3128. liebe Junckern, gemach! Es wird euch noch, ob Gott wil, genugsamSbf: gnungsam. geantwort werden. Der Allmechtige ewige Gott erbarme sich vber seine Kirche vnd trewe Lerer! Amen.

E 8v Antwort vnd
auff den gedruckten Zedel wider die Geister der FinsternisDer Text erschien 1562 auch separat im Druck (VD 16 W 2711; ZV 17823), vgl. die (Sigle: Ant). Das Pamphlet, auf das sich die Verfasser beziehen, scheint inhaltlich dem oben S. 620 in Anm. 248 genannten zu ähneln, konnte aber bislang nicht identifiziert werden.

Ant: II. Corinth. VI.2. Corinth. 6.

Jn allen dingen lasset vns beweisen als die Diener Gottes in grosser gedult, in truͤbsaln, in noͤten, in engsten, in schlegen, in gefencknissen, in auffruren, in arbeit etc. Jm wort der warheit, in der krafft Gottes, durch
waffen der gerechtigkeit zur rechten vnd zur lincken, durch ehre vnd schande, durch boͤse geruͤchte vnd gut geruͤchte. Als die Verfuͤrer, vnd doch warhafftig. Als die vnbekanten vnd doch bekannt. Als die sterbenden, vnd sihe wir leben. Als die gezuͤchtigtenAnt: gezuͤchtigeten. vnd doch nicht ertoͤdtet.Ant: in der anschließenden Zeile ANNO M. D. LXII.II Kor 6,4f.7–9.

F 1r Antwort vnd
auff den gedruckten Lesterzedel wider die Geister der Finsternis

Etliche haben zum newen jar eine Schmeheschrifft ohne namen hin vnd her verschickt als vermeinte vrsachen vnserer enturlaubung. Woher haben sie aber solches bekomen? Jm Zedel stehet, einer habe solchesAnt: solchs. bey der recita
tion vermercket. Sihe, bistu da zurissen, so etc.Sprichwörtlich: Bist du da (am Kopf) zerrissen, so flicke dich der Teufel. Vgl. , 742. Das moͤchte wol vnter dem Huͤtlein heissen mit einander spielen.Redensartlich: unter dem Hütlein spielen = betrügen, täuschen. Vgl. , 1990–1992.

Nu leuffet die luͤgen vorhin,voran, vorweg. Vgl. , 1201f. eilet sehr, das sie ja nichts verseu-F 1vme, vnd die arme geplagte warheit mus hernachhinterher. Vgl. , 1115f. hincken, wie man im sprichwort sagt,Bislang anderwärts zeitgenössisch als Sprichwort nicht nachzuweisen. Vgl. aber : Falsehood flies, and truth comes limping after it vnd findet darnach verschlossene ohren vnd eingenomenevoreingenommene. Vgl. , 189; , 239. vnd
verharteteverhärtete. hertzen von der Luͤgen. Aber weil Gott der warheit beystehet, koͤmpt sie nicht garganz. Vgl. , 1321. vergebens. So wollen wir mit der warheit der vnschamhafftigenschamlosen. Vgl. , 1317. Luͤgen begegnen vnd fur Gottes angesichte durch seine gnedige huͤlff auch wider alle Teuffel bestehen, das sind wir gewis.

Luͤgen in der lesterschrifft wider die Theologen, sonicht in Ant. zu Jena sind:

1. Als solten sie beschuͤldigt worden sein, das sie von Lere abgefallen. Ant-F 2rwort: Es ist nicht war, ist jhnen nicht vorgehalten, viel weniger bewiesen. Aber trotz, du leidiger Teuffel, zeige vns an das Buch, das blat, die wort, darin wir von Lere gewichen. Wir als rechte, trewe DiscipelSchüler (lat. discipuli). straffen die Adiaphoristen, das sie in der lere vom freyen
willen, von der rechtfertigung, von guten wercken, vom Abendmal, vom Antichrist etc. abfallen, zeigen Buch, blat, wort an. Verdreust dich das?

2. Als solten sie die sach Gottes jr eigen gemacht haben. Antwort: Jst jnen nicht furgehalten.Ant: vorgehalten. Beweise es, worinnen, vnd bring jr wort vnd schrifften herfuͤr, vnd widerlege sie aus Gottes wort.

3. Als solten sie einen newen F 2v Bann angerichtet haben vnd von der Tauffe gestossen, wen sie gewoͤlt.Als hätten sie einen neue Form des Kirchenbanns eingeführt und, wen immer sie wollten, vom Patenamt ausgeschlossen. Antwort: Sind sie doch weder Pfarherr noch Capellan daselbs gewesen, haben niemand Beicht gehoͤrtAnt: gehoͤret. oder getaufft. hat ein Buͤchlein vom Bann lassen ausgehenGedacht ist hierbei wohl an: . vnd meinung darin fur die nasen gelegt.deutlich vorgehalten. Vgl. , 405. Trotz Teuffel, straffe es aus
Gottes wort vnd schreiben.

4. Als solten sie die Predigstuͤle vnter sich haben wollen zwingen. Antwort: Jst nicht war, niemand wirds beweisen. Lieber Lesterschreiber, beweise doch solchesAnt: solchs. vnd anders, lasse deinen namen vnd federn hoͤren vnd sehen.

5. Als solten sie in jren streitbuͤchern vnd Schullere Sophi-F 3rstisch ge
lertAnt: geleret. haben. Antwort: Jst nicht war, das hat man vns nicht vorgehalten, viel weniger mit einigem grunde, wie sichs gebuͤrt,Ant: gebuͤret. bewiesen. Trotz Teuffel, zeige Buch, blat, wort an!

6. Als solten sie viel herrliche trostspruͤch verkeret haben. Antwort: Das hat vns vor dem lesterzedel kein Teuffel aus der Helle vorgeworffen. Hui Teu
fel, zeige buch, blat, wort an! Heisset das nicht Sicophanterey, so ist keine auff Erden.

7.Ant: 6. Als hab man schmeheschrifftenAnt: Schmeheschrifften / Calumnien / etc. hoher PersonenGenetivus obiectivus: Schmähschriften gegen hohe Personen. ausgestrewet. Antwort: Beweise es, du armer Teuffel, in welchem Buch,Ant: Buche. Blat, mit waserley worten? Straffe dich Gott.

8. Als solte man Consistoria vnd F 3v Predigstuͤle verhindert haben. Antwort: Beweise solchs, worinnen, mit was worten? Denn was wir gerathen vnd gethan, nicht zu verhinderung, sondern zu Gottseliger foͤrderung, sind schrifften, nicht alleinAnt: alleine. vnsere, sondern auch wol andere verhanden, die da zeigen, was boͤses wir straffen, was gutes wir loben, vnd koͤnnen leiden, das fur
Gottes vnd der Kirchen gericht solchs geurtheiletAnt: geurteilt. werde. Darumb leugtAnt: leuget. auch hierinnen der Teuffel vns an.lügt uns an = verleumdet uns.

9. Als habe man den Superintendenten zu verleumbdet. Ant.:Ant: Antwort. Das ist nicht war, denn wir jmAnt: jhme. allwege seine gebuͤrliche ehre gethan. Vnd wie Christus Matt. 19.Ant: xviij. befihlet,Gemeint ist wohl Mt 18,15–20 (vgl. den textkritischen Apparat). mit jm redlich, auffrichtig vnd Christlich vmb-
F 4rgangen. Jtem: Das wir Sophistische Tyranney geuͤbt, ist erlogen. Beweis, Teufel, worinnen? Was aber das Priuat vnd vortrewlichvertrauliche. schreiben an jhn angehet,Ant: angeht. moͤgen wir Richter vnd vrteil leiden, nicht allein der Kirchen vnd Christen, sondern auch aller Biderleute.rechtschaffenen Menschen, ehrbaren Leute. Vgl. , 1812; , 1812f.

10. Als hetten wir Gottselige Mandata vberschriten. Ant.:Ant: Antwort. Jst nicht war. Be
weise es, worin, mit was worten, schrifften, wercken, vnd wie solchsAnt: solches. wider Gottes Wort sey vnd gehe? Dir sol begegnet werden.

11. Als hetten wir Mandat gehabt, Theologische sachen nicht mit Schmehesachen zu uermengen. Ant.:Ant: Antwort. Jst nicht war; darzu ist solchs von vns nie geschehen. F 4v Teuffel beweise es, in was buch, worten, wercken? Hieher
Teufel, es gilt beweisens vnd nicht verleumens. Tritt fur den Man vnd beweise es, mauselauere, schleiche. Vgl. , 1826f. nicht also in der finsternis, in winckeln vnd bey den Bierkandeln.Bierkrügen, Bierkannen. Vgl. , 158f.

12. Als solten wir vngehorsam gewesen sein mit nichtwilligung, das wir auswendig an fremden orten (danAnt: denn. das ist der fal) nichts drucken liessen onAnt: ohne. des
HoffsAnt: Hoffes. erlaubnis. Ant.:Ant: Antwort. Das haben wir nie gewilligt,Ant: gewilliget. vnd ehe wir hieher gezogen, klar ausgenomen vnd ausgedinget, vnd dergestalt vnd nicht anders den dienst angenomen, das niemand leugnen kan; wie koͤnnen wir danAnt: denn. vngehorsam werden? Vber das sind vrsachen verhanden, da beisse dich mitdamit setze dich auseinander, damit schlage dich herum. vnd F 5r widerlegAnt: widerlege. sie aus Gottes Wort.

13. Als solte man den Artickel von der rechtfertigung haben verwirret. Ant.:Ant: Antwort. Das ist ein vnwarheit, denn solchesAnt: solchs. vns nicht fuͤrgeworffen ist. Armer Teufel, beweise es, wo, in welchem Buch, worten, blat? Trotz sey dir geboten. Vnser Corpus Doctrinae aus dem Newen Testament, der Methodus etc., ist deutsch vnd lateinisch im oͤffentlichen druck ausgangen.Vgl. . — . — . Da zeige an, was
dir mangelt, vnd sol, ob Gott wil, bald das Corpus Doctrinae aus dem alten Testament auch oͤffentlich ausgehen.Vgl. . Wir haben aber mit andern gestrafft der Adiaphoristen verfelschung, als von der Synergia oder mitwirckung des alten vnbekereten Adams in der F 5v bekerung zu Gott. Jtem, das der glaub fuͤrnemlich gerecht mache. Die Aussage nimmt anscheinend Bezug auf ein Gutachten von , , und für von Ende Mai 1548 zum Augsburger Interim. Dort heißt es: Und ist im Buch [= Augsburger Interim] unbedächtig geredt, daß man erst wahrhaftiglich gerecht werde durch die Liebe, gleich als sey der Mensch nicht fürnehmlich gerecht und angenehm vor Gott um des Mittlers willen durch Glauben, sondern sey fürnehmlich von wegen eigener Tugenden vor Gott gerecht und angenehm. (; vgl. ). Das gute werck zur seligkeit noͤtig.Diese These vertrat . Zum majoristischen Streit vgl. .
Das die gerechtfertigung fuͤr Gott sey zurechungAnt: zurechnung. der Gerechtigkeit vnd renouatio, vernewerung, zugleich in causa formali scilicet.Vgl. die : Hanc dispositionem seu praeparationem iustificatio ipsa consequitur, quae non est sola peccatorum remissio, sed et sanctificatio et renovatio interioris hominis per voluntariam susceptionem gratiae et donorum, unde homo ex iniusto fit iustus et ex inimico amicus, ut sit heres secundum spem vitae aeternae [Tit 3,7]. (). Jtem, das man durch den glauben vnd bekentnis die gerechtfertigung applicire oder ergreiffe. Vmtl. ist an die These gedacht, quod homo vi liberi arbitrii se possit applicare ad gratiam; vgl. . Das je neher dem Bapst, je besser sey.Ant: sey / etc. Vnd angezeigt schrifften, buͤcher, wort, bletter.

14. Als solte man in etlichen jaren nichts guts gestifft haben. Ant.:Ant: Antwort. Sihe da, ist das die sachen, nemlich weil wir neben vnd mit andern mit GottesB, Ant; A: Gdttes. gnadenAnt: genaden. der Adiaphoristen jrthumb, verfelschung reiner Lere, abfal angezeigt vnd gestrafft. Jst das der F 6r grund? Thut das so wehe? Da sihet man, was der Luͤgen­Teufel sucht,Ant: suchet. nemlich Gottes werck auff einmal zu schenden, das
man Jnterim, Adiaphoris, Sacramentirerey vnd andern fellen widersprochen, hette man es lassen gehen, so weren sie wol gefaren, nemlich dem Bapst in den Ofen.Wortspiel: Sie wären wohl gefahren = Es wäre ihnen wohl ergangen. – Sie wären dem Papst in den Ofen gefahren = Sie wären in den Ofen des Antichrists, d. h. die Hölle gekommen. Die Fuͤrsten von Sachsen haben ein widerlegung aus Gottes wort der jrthumbeine Widerlegung (der Irrtümer) aus Gottes Wort. lassen ausgehen,Gemeint ist wohl das Weimarer Konfutationsbuch, vgl. . die mit vnsern schrifften vnd leren, die wir beyde, fuͤr der zeit, ehe sie ausgangen vnd hernach allwege, weil wir
zu vnd gewesen, gefuͤret vnd noch, Gott lob, aller dinge gleichstimmet. Dieselbe confutation der Fuͤrsten schendet F 6v dieser Lestergeist im brieffe one namen mit solchem anhang auff das aller feinest. Lasse jn lauffen vnd mausen, diesen Lesterteufel, er wird’s gut machen. Der da liset, der verstehe; wer nicht wil, der lasse es.

Endlich, du heiloser Teufel, trotz sey dir geboten, gehe herfuͤr mit namen ans liecht! Speie nit allein solche anklage, sondern beweise auch deine luͤgen vnd Sycophanterey mit grund, buͤchern, worten. So wollen wir dir, ob Gott wil, begegnen,entgegentreten. Vgl. , 1284. vnd wan du vns gleich soltest morden, so wirstu dennoch deine luͤgen nicht erhalten, noch aus Christi henden vns reissen.
Wehe aber dir vnd deinen Gesellen!

SolchesAnt: Solchs. sey jtzt auff diszmal F 7r auff dein on namen lesterschreiben kuͤrtzlich gesaget.Ant: gesagt. Wer die warheit nicht wil hoͤren, der hoͤre luͤgen, bis er derselben sat vnd vol werde.

Alle Gottfuͤrchtige Christen aber wollen wir trewlich vermanetAnt: verwarnet. vnd gebeten
haben, sie wollen sich an solchem vnserm Creutz nicht ergern,an unserem Leiden keinen Anstoß nehmen. Vgl. , 548f; , 2177f. welches Christo vnd seinen Lerern nicht seltzamfremd, ungewohnt. Vgl. , 552. ist, noch daraus vrtheilen, das auch vnsere LereAnt: Lehr. vnd bekentnis boͤse sey, wollen auch nicht die Luͤgen wider vns helffen billichen, noch sich derselben Suͤnden theilhafftig machen.

Denn was die Lere betrifft vnd angehet, bleiben wir bey der Lere, die wir
bisher aus Gottes Wort gelernt,Ant: gelernet. geleret vnd bekant F 7v haben mit Gottes gnaden, vnd wollenNach heutigem Sprachgebrauch wäre hier ein als zu ergänzen: wir wollen als treue Schüler trewe Schuͤler vnd Discipel Christi vnd mit Gottes huͤlff sterben vnd auch hinfuͤrder aus Gottes wort vnd mit demselben wider allerley jrrthumb vnd verfelschung der Adiaphoristen, Jnterimisten, Synergisten, Maioristen, Sacramentirer, Osiandristen,
Seruetianisten, Enthusiasten, Anabaptisten, Stenckfeldisten, den Antichrist etc. mit allen rechtgleubigen streiten. Daruͤmb wir danAnt: denn. auch bisher des Teufels vnd der Welt zorn mit andern haben muͤssen tragen.

Halten es auch mit dem vrtheil der Sechsischen Kirchen, zu im vergangen jar wider die Schwebenden jrrthumb F 8r gestellet vnd nun
oͤffentlich im druck ausgangen.Vgl.: ; – .

Wir bitten auch alle frome Gottliebende hertzen, sie wollen fuͤr vns trewlich zu Gott beten, das er vns wider das grimmig wuͤten vnd luͤgen des Teufels vnd der Welt gnediglich schuͤtzen vnd in bestendiger bekentnis der warheit bis ans ende erhalten wolle. Amen.

In Ant in größeren Lettern gesetzt.Vnd ich, ,Ant: . bekenne, sage, zeuge gleich wie diese zwenebeiden. Vgl. , 972f. meine mitbruͤder in Christo, wie ich denn auch one das eine sonderliche schrifft habAnt: habe. von diesen sachen lassen imAnt: in. druck ausgehen.Vgl. oben .