A 2r zu hat wider mein oͤffentlich Bekentnis vnd ConfutationVgl. . ein Buͤchlein lassen ausgehen,Vgl. . darin er mich so grewlich schildt, schendet vnd lestert, das ich zu erst selbs dafuͤr erschrack. Denn wens das vierde teil war were, so solt man mich zum Lande aussiagen. Nu, drey stuͤck wollen wir darin sehen. Zum ersten, wie er seine oͤffentliche
missethat leugnet. Zum andern, wie er vnser Lehr lestert vnd jre rhuͤmet. Zum dritten, was er in seiner Disputation vom freien willen helt vnd die Schrifft so schendlich verkert vnd verfelscht.
Zum ersten leugket er alles, wie , wurde von und vorgeworfen, er würde die These verteidigen, dass gute Werke zur Seligkeit notwendig seien. bestritt dies bis zu seinem Tod 1558 jedoch vehement und trat gegen und in eine erbittert geführte Flugschriftenfehde ein. Vgl. dazu ; . aus einerley geist vnd glauben. Denn er spricht: wir haben alles auff sie erdicht vnd koͤnnens nimmer
mehr beweisen, noch darthun oder warmachen, das sie etwas mutirt oder geendert haben, es sey auch heutiges tages vns vnmuͤglich zu erweisen vnd werde auch in ewigkeit vnmuͤglich bleiben.Vgl. . Haec ille satis superbe.
Solche trotzige, freche, vnuerschempte wort hette ich mich zu , als einem Prediger, nicht versehen, das er das jenige, was oͤffentlich am tag vnd
jederman offenbar ist, leugnen solt. Denn die that ist da fuͤr augen. Da stehet die newe Messe, so der alten Papistischen gantz gleich vnd ehnlich ist. Da stehet das junge Interim, die Leiptzigsche ordnung.Vgl. ; . Da stehet der Auszug daraus, den sie liessen druͤcken vnd der da den Superattendenten zugeschickt ward.Vgl. ; . Da stehet jr Agenda.Auf Geheiß von erarbeitete im Frühjahr 1549 eine neue Agende für das , um so die Bestimmungen der Leipziger Landtagsvorlage (Leipziger Interim
) umzusetzen. Zwar wurde die Agende auf einer Versammlung der kurfürstlichen Theologen in Grimma akzeptiert, jedoch wurde sie nie veröffentlicht. Vgl. ; ; ; . Da stehet Buch.Gemeint ist wohl: ; veröffentlichte im Zuge des Adiaphoristischen Streits verschiedene Schriften. Vgl. z.B.: ; . Da
stehet des Ertzheuchlers Buch, Gruͤndlicher bericht
,Vgl. . darinne klerlich1 stehet, man sol sich mit den Papisten vergleichen, vnd je neher, je besser. Die exakte Formulierung konnte dort nicht aufgefunden werden. Vgl. jedoch: Was solt es nun schaden, das man sich in den vorigem gebrauch vergliche? Vnd das diese fuͤrgeschriebene forma der alten gemesser, daran ist nichts zu tadelen, wolte Gott, das es die gelegenheit hette, das man sich gantz mit jnen vergleichen koͤndte. Was were vns not oder nuͤtze solcher spaltung? Ja, es ist mehr besserlich, das man sich der Alten Ordnung, so viel nicht Missbreuchisch, nehender vergleichet, damit man viel gewinnet.
. Da stehet die oͤffentliche Tyrannische that fuͤr augen, das sie die frommen, gottfuͤrchtigen Predicanten zu , A 2v vnd , vnd andern oͤrtern mehr, proscribirt, veriagt vnd ins Gefengnis geworffen vnd
vertrieben haben, alleine darumb, das sie die mutationes vnd verenderung, im Leiptzigschen Interim verleibt, nicht haben wollen annemen.In Torgau widersetzte sich zusammen mit den Diakonen , , und . Sie wurden daraufhin abgesetzt. In wurde der Superintendent und in wurden wohl und ihres Amtes enthoben. Vgl. dazu und zu Strafmaßnahmen gegen weitere Theologen in im Zuge der Auseinandersetzungen um die Leipziger Landtagsvorlage (Leipziger Interim
) . Solchs alles ist kundt, offenbar vnd Landtruͤchtig,im ganzen Land bekannt. Vgl. . nochbis jetzt. darffs leugnen vnd sagen, sie haben nichts mutirt, noch zu mutiren willens gehat, sondern ich habs auff sie erticht. Jch meine, erHerr. Vgl. . vnd er Gemeint sind und , vgl. Anm. 11.
habens in jrem elendihrer Verbannung, ihrem Exil. Vgl. . wol gefuͤlt vnd erfaren, obs ein erdichte oder warhafftige tyranney gewesen sey. Vnd wiewol solchs offenbar ist vnd fuͤr augen da stehet, das sie es nicht leugnen koͤnnen, vnd die veriagten Prediger sie vberzeugen vnd vberweisen, noch darff , der lose,nichtsnutzige, sittenlose. Vgl. . leichtfertige Man leugnen vnd trotzlich rhuͤmen, sie haben nichts mutirt.
Das er aber oͤffentlich leugt, vberzeugen jn auch allein gnugsam die Schmalkaldischen artickel, durch seliger gedechtnis gestelt,Vgl. . welche sie verworffen vnd newe gestalt haben,Eventuell gemeint ist damit: . darinne die OFFENBARVNG DES ANTJCHRJSTS nicht mit einem wort gedacht wird, welchs doch zu dieser zeit der noͤtigeste Artickel einer ist, ja als noͤtig als
der Artickel Iustificationis. Desgleichen wird der SACRAMENTJRER nicht mit einem wort gedacht, damit sie sich selbst an tag geben,womit sie selbst zu verstehen geben. Vgl. . das sie es mit CALVJNO vnd nicht mit der Augspurgischen Confession halten. Derhalben sie auch die jtzt gedachten Artickel dem Concilio zu Trient nicht vbergeben wolten, sondern newe vnd bessere durch gestalt, dabey
sie zu bleiben gedencken, demselben Concilio vberantworten.Vgl. Anm. 19. Noch duͤrffen sie sich one alle schew mit solchem trotz vnd puchenHochmut. Vgl. . rhuͤmen, das sie nichts mutirt noch geendert haben. Vnd A 3r wenn wir jn jre solche oͤffentliche that anzeigen vnd fuͤr die nase halten, so heissen sie vns, aus grosser Christlicher liebe, liegenlügen. vnd sprechen, wir habens mit
vnwarheit auff sie erdicht. Ist das von solchen Christlichen Predigern nicht ehrlich vnd loͤblich? Haben wir denn auff sie erdicht vnd gelogen, das sie den Predicanten den Chorrock anzuziehen mit drawung geboten haben?Vgl. den Artikel von der Messe in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; ; ; .
Haben wir auff sie erdicht vnd gelogen, das sie frome vnd Gottfurchtige Predicanten, welche den Chorrock nicht anziehen wolten, veriagt haben?Vgl. Anm. 11. Haben wir auff sie erdicht vnd gelogen, das sie eine newe Messe, der alten gar gleich, in jren Kirchen auff vnd angericht vnd zu halten gebotten haben?Vgl. den Artikel von der Messe in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; ; ; . Haben wir auff sie erdicht vnd gelogen, das sie am Freitag vnd ander Fasteltage fleisch feilfeil halten = zum Verkauf anbieten. Vgl. . zu halten verbotten haben?Vgl. den Artikel vom Fleischessen in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; ; ; . Haben wir erdacht, das sie den Messbischoffen jre Iurisdiction in jrem Interim wide
rumb eingereumet haben?Vgl. den Artikel von den Kirchendienern in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; . Jtem, haben wir erdacht vnd auff sie gelogen, das sie in jrem Interim gewilligt, das vnser Predicanten von den Opfferbischoffen sollen ordinirt vnd geweihet werden?Vgl. die Artikel von der Ordination und dem Wandel der Kirchendiener in der Leipziger Landtagsvorlage, in denen den Bischöfen Rechte und Vollmachten zugebilligt werden. Vgl. ; . Haben wir erdicht vnd gelogen, das , . vnd die Predicanten zu vnd andern oͤrtern verhoͤrt, examiniert vnd vberreden wollen, die newe Ordnung
anzunemen, vnd da sie nicht wolten, von jrem Ampt abgesatzt, bestrickt vnd veriagt haben?Vgl. Anm. 11. Haben wir auff sie erdicht den Handel zu Dresen mit Er , wurde 1522 geboren und in im Jahr 1541 zum Magister artium promoviert. Vor dem Jahr 1547 war er in , in den Jahren 1547–1548 in als Lehrer tätig. Von 1548 wirkte er bis 1553 als Pfarrer in . Zwischen 1553 und 1555 bekleidete er die Stelle eines Archidiakons am Dom zu . In den Jahren 1555 bis 1562 versah er das Pfarramt in , und von 1565 bis zu seinem Tod am 12. Oktober 1565 ist er als Subdiakon an der Kirche St. Andreas in nachweisbar. spielt hier wohl auf die Vorgänge des Jahres 1555 an. Am 6. Februar 1555 forderte auf, zu verhören, da er , dem Superintendenten in , dessen verteidigende Haltung in der Frage der Adiaphora vorgehalten hatte. Im Verhör, das im Haus von stattfand, dem Superintendenten in , weigerte sich gegenüber von seiner Haltung abzurücken und verurteilte stattdessen weiterhin die Lehre von den Adiaphora. Er wurde daraufhin als Flacianer
seines Amtes enthoben. Dasselbe Schicksal erlebte er 1562 nochmals. Vgl. ; ; . mit dem sie gehandelt haben eben so freutlich vnd guͤtlich, als die SophistenDer altgriechischen Philosophenschule der Sophisten wurde nachgesagt, auf argumentativem Wege Tatsachen beliebig zu verdrehen. Vgl. ; . vnd Papisten mit den Lutherischen zu handeln pflegen? Vnd wo jr lust dazu habt vnd auff ewrem leugnen verharren werdet,
so wil ich dieselbige Historia von wort zu wort druͤcken lassen, das jederman sehe, wer vnd welche Personen, aus wasermwelchem. Vgl. . Geist, wie vnd worumb jr den fromen Predicanten (denen du nicht werd bist, die schuch zu wisA 3vschenKonjiziert aus: wissen. In der Kustode von Blatt A 3r korrekt: schen.) condemnirt, ab officio remouirt vnd endtlichschließlich. ins elend verstossen habt.
Sind das nicht mutationes vnd alterationes? Wie bestehet nu mit seinen schendlichen leugnen? Wo bleibt nu sein trotzig rhuͤmen vnd pochen, da er schreibt, wir koͤnnens nicht darthun noch beweisen, das sie etwas mutirt haben? Jst das nicht genugsam beweiset vnd dargethan, wenn man einem seine that fuͤr die augen darstellet vnd jnen jre eigen Buͤcher
fuͤr die nase legt, darinne die mutationes verleibt sind? Da ist fuͤr augen das schoͤne, subtilelistige, verschlagene. Vgl. . Leiptzigsche Interim, die newe ordnung, dauon aller zwiespalt herfleusset vnd entspringt. Da ist buch. O, ein ausbund menschlicher Lehr. Da ist der GruͤndlicherKonjiziert aus: Guͤndlicher. bericht
. Da ist die newe Messe vnd schmiere.Gemeint ist der Artikel von der Ölung in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; . Da sind fuͤr augen die veriagten Prediger, welche sie
gewaltiglich vberzeugen, das sie als Menschenknechte mutationes vnd alterationes gemacht vnd angericht haben. Wird hie nu mit jren solchen oͤffentlichen thaten jre mutation vnd enderung (damit sie trennung, zwiespalt vnd zuruͤttung der Kirchen angericht haben) nicht genugsam beweiset vnd dargethan, so weis ich nicht, wie oder womit man eine sache gewaltiger vnd stercker beweisen koͤndt oder solt. Hieraus wird aber eins kundt vnd offenbar, wie boͤsslich vnd felschlich das mutiren leugnet vnd mich liegen heisset. Hie solt ich widerumb auch puchen vnd rhuͤmen vnd seine luͤgen jm fuͤr die nase halten, aber er fahre hin, es ist einer, der wirds zu seiner zeit wol finden vnd richten,Vgl. Ps 75,3. das sie es nicht allein
hoͤren, sondern auch fuͤlen vnd entpfinden werden.
wundert sich sehr, was mich jr mutiren vnd enderung angehe.Denn es haben ja dieser Land kirchen vnd Schulen niemals von andern Kirchen begeret, das sie einige enderung machen vnd sich in einem oder meher mit jnen vergleichen solten. Auch haben sie vnter jnen selbs keine vngebuͤrliche enderung niemals weder fuͤrgenomen noch gemacht. Vnd do es gleich geschehen, als doch nicht ist, was hett der von darumb zu fechten, weil er draussen ist vnd nichts damit zu schaffen hat? Fechten doch vnsere Kirchen nicht vmb das, was er in den seinen machet vnd endert.
. Sihe da, hie bekent oͤffentlich, A 4r welchs er sonst so hefftig leugnet. Denn er fragt mich hie, was mich jr mutiren vnd enderung angehe? Solt michs nicht angehen, dieweil jr ordnung mutirt vnd geendert
habt vnd derhalben falsche Propheten, BauchdienerUnter Rückgriff auf Röm 16,18 und Phil 3,19 entwickelte sich der Bauch zum Inbegriff von eigennützigem, nur auf weltliche Dinge ausgerichtetem Handeln. Vgl. . vnd Feinde des Creutzes Christi worden seid? Solt ich die Schefflein Christi fuͤr solchen grewlichen WoͤlffenVgl. Mt 7,15; Act 20,29. nicht warnen, das sie sich fuͤr euch Seelenmoͤrdern vnd MietlingenVgl. Joh 10,12. huͤten solten, so mit Menschlichen traditionen die Seelen verfuͤhren vnd morden vnd durch jr deuten vnd glosieren die Schrifft verkeren
vnd verfelschen? Darumb fordert die hoͤchste not vnsers gewissens, das wir euch Adiaphoristen vnd Aulicos gnathonesHofschranzen. spielt hier auf die Figur des Gnatho in der auf einem Stück des basierenden Komödie Eunuchus
des Terenz an. In ihr wird Gnatho als ein Parasit dargestellt. , der spätere Fürstbischof von Brixen (seit 1521), übersetzte dieses Stück während seiner Tätigkeit am Hof von , dem Erzbischof von Salzburg. Es wurde 1516 erstmals aufgeführt und ist heute verloren. Vgl. . Erhalten hat sich die Übersetzung des Ulmer Bürgermeisters aus dem Jahr 1486. angegriffen vnd aller Welt geoffenbart haben. Zum andern auch darumb, das der Leiptzigsche vns angreiff vnd der Kirchen disiunction vnd dissipation von sich auff vns schob.Vermutlich . stellte jedenfalls schon 1549 eine Verbindung zwischen und her, nachdem dieser in einer wohl eigentlich von verfassten Rede das Vorgehen der kursächischen Theologen im Zuge der Erstellung der Leipziger Landtagsvorlage gerechtfertigt und den Magdeburgern spalterische Tendenzen vorgeworfen hatte. Vgl. ; . Zum dritten, das an vnd an den in jren schrifften vns vnd die Kirche zu , so in jr mutiren nicht willigeten, dem Teuffel gaben.Vgl. . Der Brief blieb nicht geheim, da einerseits den König aufforderte, den Brief zu weiter zu reichen (S. 461), andererseits das Schreiben selbst an etliche Fürsten und Städte versendete. Vgl. ; Zu vgl. wohl die an gerichtete . Diese Schrift, in der die Rechtgläubigkeit der Wittenberger Kirche hervorhob, provozierte umgehend den Widerspruch , vgl. .
Diss sind die vrsachen , das du dich nicht mehr wundern darffst, wourmb ich euch angegriffen habe. Denn das koͤndt vnd solt ich nicht leiden, das jr der Kirchen zwietracht vnd vneinigkeit, von euch auff vns
schieben woltet, die wir gantz stille sassen, nichts newes anfiengen, mutierten noch enderten. Viel weniger aber solt vnd kondt ich dazu stillschweigen, das man die frome, vnschuͤldige vnd Christliche Kirche zu , so ich nach meinem vermuͤgen hab helffen pflantzen vnd begiessen, war zwischen 1524 und 1542 als Superintendent und Pfarrer an St. Ulrich in tätig gewesen. Vgl. ; . verdampte vnd dem Teuffel gab, so doch dieselbige Kirche von
anfang biss hieher, one alle Rotterey vnd Schwermerey, rein vnd rechtschaffen, beide in Lehr vnd Caeremonien, gewesen ist. Gott helffe jr ferner. Das sey gnug vom ersten teil.
A 4v Zum andern rhuͤmet mit trotzigen, prechtigen worten, das jre Lehre, so sie fuͤhren, sey aus der Propheten vnd Aposteln schrifft ge
nomen, aber vnser Lehr sey des Teuffels luͤgen.Vgl. ; . Hie siehet man Geist aus seinem munde kuken, mit seinen oren vnd hoͤrnern,Vermutlich eine Anspielung auf den Teufel, der als Bocksgestalt mit Hörnern und emporstehenden Ohren imaginiert wurde. Vgl. ; ; . der solche grewliche lesterung redet wider den heiligen Geist, welche Suͤnde nimermehr, wider hie noch dort,Weder im Diesseits noch im Jenseits. vergeben wird.Vgl. Mt 12,31f. Denn er spricht, jre Lehre, so sie neben dem Euangelio fuͤhren in jren Kirchen, sind aus der
Propheten vnd Aposteln schrifft genomen. Sind das nicht grewliche lesterwort wider den heiligen Geist, das er jre Menschen treumefalschen Lehren. Vgl. . vnd auffsetz,Intrigen. Vgl. . so sie in jrem Interim lehren vnd gebieten, den Aposteln vnd Propheten, vnd also Gott selbs, zu eigen vnd schreiben darff. Vnd widerumb Gottes wort, das heilige Euangelium, so wir allein, one alle
Menschentradition vnd auffsetz lehren vnd predigen, Teuffels luͤgen schelten vnd lestern darff. Wie kuͤndten doch grewlicher vnd erschrecklicher lesterwort wider den heiligen Geist von einem Menschen erdacht werden?
Nu wolan hochgelerter Doctor, sagt an vnd zeigt uns armen vngelerten, denn
wir wissens warlich nicht, wo stehets geschrieben, das man in der Christenheit neben der communio populi sol Messe halten, wie jr in ewren Kirchen lehret vnd gebietet?Vgl. Anm. 26. Wo stehets geschrieben, das man in der Gemeine fuͤr dem Volck sol Lateinisch singen, wie jr in ewren Kirchen lehret, gebietet vnd haltet?Vgl. den Artikel von der Messe in der Leipziger Landtagsvorlage. Vgl. ; ; ; . Jn welchem Propheten oder Aposteln stehets geschrieben, das
man ewer newe schmiere an stat der letzten oͤlung einsetzen vnd ordnen sol, wie jr in ewrem Interim lehret vnd gebietet?Vgl. Anm. 38. Wo stehets geschrieben, das wir vnsere Predicanten den Antichrist oder seine Messbischoff sollen weihen oder ordiniren lassen, wie jr in ewrer Ordnung lehret vnd gebietet?Vgl. Anm. 30. B 1r Welcher Prophet oder Apostel sagt, das wir zweien Herrn zugleich dienen
sollen,Vgl. aber Mt 6,24; Lk 16,13. Christo vnd dem Antichrist, vnd in beiden Kirchen zu gleich sein vnd bleiben sollen? Wie ewer Gruͤndliche bericht
lehret vnd befihlt, das man sich mit den Papisten vergleichen sol, vnd je neher, je besser.Vgl. Anm. 10. Kennet jr hochgelerter Doctor auch diese wort (Je neher, je besser)? Jch weis kein bessern radt, denn das jr ewrer art nach sagt: leugt, er hats auff
vns erdicht vnd kans nimermehr darthun noch warmachen.
Nu wolan, liege ich, so leugt Buch nicht, darin die oberzelten stuͤck stehen, gelobt vnd verteidiget werden. Liege ich, so leugt das Interim nicht, darinne die oberzelten traditiones vnd auffsetz verleibt sind. Liege ich, so leugt Gruͤndlicher bericht
nicht, der deutlich sagt, man sol sich mit den
Papisten vergleichen, vnd je neher, je besser. Diese drey Buͤcher vberzeugen gewaltiglich, das sie mutationes vnd dissipationes der Kirchen angericht haben vnd das jre Lehre, so sie neben dem Euangelio fuͤhren, eitellauter. Vgl. . luͤgen vnd Menschen treume sind vnd gar nicht aus der Propheten vnd Aposteln schrifft genomen, wie leugt vnd treugt.
Nu wollen wir auch sehen, ob vnser Lehr, so wir in vnsern Kirchen fuͤhren, Teuffels luͤgen ist, wie sie schendet vnd lestert. Wir leren vnd gebieten in vnsern Kirchen, das man nichts leren noch predigen sol, denn allein das Euangelium lauter vnd rein. Zum andern lehren vnd gebieten wir, das man in vnsern Kirchen nichts halten sol, denn was Christus, vnser lieber
Herr, eingesatzt vnd seinen Juͤngern zu halten gebotten vnd befohlen hat, wie sein gebot vnd befehl laut, da er zu jn sprach: Gehet hin vnd predigt das Euangelium aller Creaturen, vnd leret sie halten, was ich euch befohlen hab.
Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15. Sind das Teuffels luͤgen ? B 1v Weiter lehren und gebieten wir, das man neben der communion populi keine Messe, weder newe
noch alte, halten sol, denn beide sinds Menschen treume vnd Abgoͤttereien, sondern man sol communionem populi halten, das ist, das Volck communicieren, wie Christus, die Aposteln vnd Paulus die Corinther gecommunicirt haben.Vgl. I Kor 11,17–34. Derhalben wir auch in vnsern Kirchen communionem populi also halten, das niemand, wer sie sihet oder hoͤrt, fuͤr eine Messe achten noch
halten kan, auff das communio populi bey vnsern Nachkomen nicht widerumb ein Spectakel oder Kirchen gepreng werde, polemisiert hier gegen eine Form der Messfeier, die ohne wirklichen theologischen Gehalt lediglich darauf abzielt, äußerlich zu beeindrucken. Vgl. . welchs gewiss geschicht, wo die newe Messe im schwang bleiben wird.
Sind das Teuffels luͤgen , wie du Gottloser Phariseer schendest vnd lesterst? Sind nicht alle oberzelte stuͤck Christi, vnsers lieben Herrn,
gebott vnd befehl? Wie darffestu denn dein maul so weit auffthun vnd Christus wort vnd befehl Teuffels luͤgen lestern vnd schenden? Kennestu nu schiereigentlich. Vgl. . den Geist, der dich fuͤhret vnd treibt, solche lesterwort wider Gott, Christum vnd den heiligen Geist zu schreiben? Hie solt ich wol mit scharffer lauge zwagengehörig den Kopf waschen. Vgl. . vnd mit gleicher muͤntz betzalen, aber er fahre
hin, es ist einer, der wirds zu seiner zeit allzu reich bezalen.
Dieweil nu jre Lehr, so sie neben dem Euangelio in jren Kirchen fuͤhren vnd gebieten, Menschen treume vnd luͤgen sind, welche das Euangelium neben
sich nicht leiden kan (dieweil sie nicht aus, zu, von Christo komen, vnd dazu gebotten sind), so ists gewiss, das , vngeacht, das er das Euangelium im munde fuͤhret, Christum vnd sein Wort verleugnet hat, quia scriptum est, qui non est mecum, ille est contra me.
Mt 12,30 (Vg); Mk 9,39 (Vg); Lk 11,23 (Vg). Man kan nicht zugleich zweien Heern [sic] dienen, wenn man einen liebet vnd anhanget, so veracht
vnd hasset man den andern,Vgl. Mt 6,24; Lk 16,13. Jhesum Christum, vnsern lieben Herrn. Jn summa, man kan nicht in beiden Kirchen zuB 2rgleich sein. Wer in der laruen Kirchen,vorgespielten, vorgetäuschten Kirche. Vgl. . das ist, in der Kirche Caeremoniarum vnd traditionum ist, der ist schon aus Christus Reich vnd Kirche gefallen.
Jn summa, der Teuffel regirt vnd fuͤhrt mit gewalt, denn der heili
ge Geist lestert Christus wort vnd befehl nicht, viel weniger aber schreibt er den Propheten vnd Aposteln zu, Menschen tradition vnd auffsatz. Dieweil nu beides thut, Gottes wort, das wir leren vnd predigen, Teuffels luͤgen heisset vnd nennet, vnd jre menschen tradition den Propheten vnd Aposteln zu eigent, so ists vnmuͤglich, das jn ein guter Geist treiben vnd
reiten solt. Ah, Gott von Himel, stewre vnd wehre dem grewlichen lestern, erhalt deine warheit, vnd hilff denen, die recht haben, tilge vnd vnterdruͤcke alles, was falsch vnd vnrecht ist, vnd das bald vnd eilend, vmb Christus willen, vnsers lieben Herrn. Amen.
Zum dritten komen wir auff seine Disputation vom freien willen,Vgl. . darinne er
helt vnd beschleust, das der Mensch aus natuͤrlichen krefften seines willens sich zu Gottes gnad schicken vnd bereiten kan, das jm der heilige Geist gegeben werde. Wiewol er solchs leugnet vnd frey sagt, man finde solchs nicht in seiner Disputation, sondern ich erdichte es auff jn vnd thu jm gewalt vnd vnrecht, vnd wo mans darinne finden wird, so wil ers widerruffen,Vgl. . solchs
nem ich an vnd beger nicht mehr, denn das er glauben halte.sein Versprechen, sein Wort halte. Vgl. .
Zum ersten spricht [er], das wir jre Lehr, wie sie die in jren Kirchen vnd Schulen fuͤhren, geprediget vnd gelesen haben, nicht angreiffen, sondern fechten nur das an, das wir boͤsslich, one grund, auff sie erdichten, oder von andern, aus vngegruͤndtem eingeben,Einflüstern. Vgl. . eingenomenverstanden. Vgl. . haben.Vgl. .
Das sind guter, dicker, feister vnd grosser luͤgen zwo. Denn wir haben auff sie nichts erdicht, auch von andern B 2v nichts eingenomen, wir haben jre Lehr, Gesetz vnd Gebot, wie die in jrem Leiptzigschem Interim, in buch vnd im Gruͤndlichen bericht stehen vnd verleibt sind, angegriffen. Darumb leugt der Gottlose Phariseer vns schendlich an. Haben wir denn
diese drey Buͤcher auff sie erdicht? Oder sind sie von andern vns felschlich eingeben? Sind sie nicht durch den Druck oͤffentlich ausgangen? Darinne ewre Lehr, wie jr sie in ewren Kirchen vnd Schulen gepredigt vnd gelesen habt, begriffen sind? Dawider haben wir geschrieben, dieselben haben wir angegriffen vnd angefochten, vnd fechten sie noch an. Worumb leugt denn
so boͤsslich vnd felschlich, das er sagt, wir fechten nur an, was wir boͤsslich auff sie erdichten oder von andern eingenomen haben? Durch ewre Buͤcher aber, so durch den Druck ausgangen sind, habt jr euch one Gottes beruffBerufung, Aufforderung. vnd befehl, die Lutherischen Kirchen zu mutiren vnd reformiren, eingedrungen.eingedrängt. Vgl. . Dawider haben wir geschrieben, schreien vnd
schreiben noch. Wer hat euch befohlen, Gottes werck vnd that, durch den Man Gottes Zu den verschiedenen ehrenden Epithetha auf , hier Mann Gottes
, vgl. . angericht, durch ewre kunstGelehrsamkeit, hier jedoch mit polemischen Unterton im Sinne von Täuschung, eigener Vorteil
. Vgl. . vnd weisheit zu mutiren? Seine Schuͤler solt jr blieben sein, vnd helffen erhalten, was Gott durch jn gewircket hatte. Dazu waret jr beruffen, vnd nicht weiter. So faret jr zu, aus eigener vermessenheit, als rechte pragmosiner,Querulanten, Prozesshanseln, Steithammel. Vgl. . vnd falt dem
in sein Ampt vnd greifft jm in sein werck, allein darumb, das jr in Kunsten vnd Philosophia hochgelart seid. Wolt derhalben der Kirchen Meister vnd Regierer sein, so jr doch wol wisset, das Gott nicht die weisen noch hochgelerten, sondern die vngelerten vnd albern,Törichten, Einfältigen, Vgl. . Zu der in der Reformationszeit häufiger auftretenden Ablehnung von Gelehrsamkeit vgl. . seine Kirche zu bawen vnd pflantzen, beruffen hat. Die hochgelerten in Kuͤnsten vnd Sprachen weren
wol gut, nuͤtz vnd not der Kirchen, wenn sie sich das Wort meisterndurch die heilige Schrift erziehen, leiten lassen. Vgl. . vnd regieren liessen vnd jm vnterthenig weren. DieB 3rweil sie aber durch jr deuten vnd glosieren das Wort meistern vnd der vernunfft vnd Philosophia gemess machen wollen, so sind sie der Kirchen schedlich vnd vnleidlich. Wenn sie sich aber mit jrer vernunfft vnd Philosophia dem Wort vnter
wuͤrffen vnd sich dadurch regieren vnd meistern liessen, das sie sich mit jrer kunst vnd weisheit nach dem Wort richteten vnd lenckten, so wolten wir sie lieb vnd werd halten vnd weren nuͤtz vnd gut. Dieweil sie aber, sag ich, jr gutduͤncken vnd meinung an das Wort hengen vnd flickenzusammenschustern. Vgl. . vnd auff jren sinn detorquiren,verdrehen. Vgl. . ziehen vnd drehen vnd die Kirche vnd jre Diener damit
regieren vnd meistern wollen vnd mit jrem Interim ein newe ordnung angericht haben, so haben wir nicht aus gifftigem neid vnd hass, one grund vnd vrsach, wie leugt, sondern aus hoͤchster not vnsers gewissens vnd der Kirchen Christi vns wider sie legenihnen entgegentreten. Vgl. . muͤssen. Denn das ist ein mal war, das sie jr Interim den Kirchen auffgelegtbefohlen. Vgl. . vnd, dasselb zu halten, jn gebotten
haben. So ist das auch war, das sie frome, gottfuͤrchtige Prediger, so jr mutiren nicht haben wollen annemen, von jrem Ampt entsatzt vnd verjagt haben, welches wir nicht billichen noch loben sollen oder koͤnnen, sondern muͤssen es verdammen vnd sie als falsche Lerer ausruffen,öffentlich anprangern. Vgl. . das man sich fuͤr jn huͤten koͤnne, so lang, biss sie busse thun.
Sihestu schier , worumb ich ewre Kirche anfechte, nemlich, das jr ewre solche boͤse thaten, wie oben angezeigt, leugnet, ja vertheidigt, oͤffentlich rhuͤmet vnd fuͤr keine Suͤnde, sondern eitel gute wercke acht vnd haltet. Darumb vermanen vnd erinnern wir euch, das jr euch erkennen vnd bekeren solt, auff das jr selig werdet vnd auch andern Leuten aus dem
ergernis vnd schaden helffet, welchs vnmuͤglich ist, wenn jr auff ewrem sinn verharret, wie bissher geschehen. B 3v Damit aber masse ich mich keiner gewalt vber ewre Kirchen an, wie du mir schuld gibst,Vgl. . sondern wie ein Bruder den andern, wenn er suͤndiget, zu straffen schuͤldig ist,Vgl. Mt 18,15; Lk 17,3; Lev 19,17. so hab ich euch gestraffet vnd ermanet, das jr euch bessern solt. Wo jrs nu veracht
vnd nicht annemen wolt, so bin ich entschuͤldigt. Aber dauon genug. Zur sache wollen wir greiffenzum Hauptpunkt kommen. Vgl. ; . vnd sehen, was Disputation vom freien willen in sich helt.
Anfenglich repetirt vnd widerholet er aber eins wider vns sein leugnen, schenden vnd lestern vnd sagt, ich habe wider Gott, die warheit vnd mein
eigen gewissen jm vnbillich auffgelegt, das in seiner Disputation nicht zu sehen noch zu finden ist, als nemlich, das der Mensch aus natuͤrlichen krefften seines willens zur gnade sich schicken vnd bereiten koͤnne, das jm der heilige Geist gegeben werde.Vgl. . Nu wolan, finden wirs nicht in seiner Disputation, so hab ich gelogen, finden wirs aber drinne, so bestehetso ist schuldig. Vgl. . mit seinen Wittenbergern, wie lose, leichtfertige Leute, das sie mich liegen heissen.
Jn der xij. Propositio seiner Disputation, stehen diese wort: Non est repugnandum Spiritui sancto, sed ipsi, mouenti mentes et corda nostra, est assentiendum. Nam hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus sanctus, hoc est, a
Ideo non repugnandum Spiritui Sancto est, mouenti mentes et corda nostra, sed assentiendum ipsi. Nam hoc pacto accipitur Spiritus Sanctus a petentibus, id est, non aspernantibus, non repugnantibus, sed cum gemitu petentibus auxilium. Et Actis 5 dicitur:
non spernentibus non repugnantibus, sed cum gemitu petentibus auxilium.Dedit Spiritum Sanctum obedientibus ipsi.
. Haec ille.
Diss sind seine wort, darauff solt er in seinem Buch wider mich geantwort haben, so lesset er sie fahren vnd ergreifft meine wort (si recte memini),Vgl. . so ich hinzu satzte, ob ich ein woͤrtlein versehenvergessen. oder versetzt hette, dieweil
ich die Disputation nicht bey mir hatte. Daraus macht er durch seine vnzeitigegehässige. Vgl. . Rhetorica ein solch geschrey vnd gepler, mich zu verunglimpffen, hessigverhasst. Vgl. . vnd verdechtig zu machen, das man wol sihet vnd spuͤrt, das er zur sache nicht richtig antworten kan, sonst wuͤrde er meine wort, so der sache nichts B 4r geben noch nemen, nicht so verkert vnd vbel gedeutet haben,
mich zu lestern vnd schmehen. Aber wer ein boͤse sache hat, der mus die sache fahren lassen vnd die Person angreiffen, schenden vnd lestern, so hat er gewonnen, wie thut. Auff seine wort, wie gesagt, die ich jm fuͤrgeworffen habe, antwort er nicht ein wort, nemlich: Non est repugnandum, sed assentiendum, etc. Nam hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus
Darauff solt er, wenn er mit ehren vnd warheit konde, geantwort haben. Dieweil die heilige Schrifft sagt, quod sine Christo, das ist, one Geist vnd Glauben wir nichts thun koͤnnen,Vgl. Joh 15,5. weder assentiren noch apprehendiren uerbum promissionis. Denn der heilige Geist wird aus gnade, lauter vmb sonst, nicht vmb vnsers assentirens willen gegeben, wenn vnd
sanctus.
wem Gott wil, wie geschrieben stehet: Spiritus spirat ubi uultvult..
Vgl. Joh 3,8 (Vg). Aber dazu schweigt er still vnd antwort nicht ein wort, sondern schilt vnd schendet meine Person fuͤr die lange weil, damit er den sieg vnd das feldtHendiadyoin: das Feld behalten bedeutet siegen
. Vgl. . behalte.
Auff das nu jederman seinen erschrecklichen vnd grewlichen jrthumb sehe vnd erkenne, so frag ich den hochgelerten Doctor, was das fuͤr Menschen
sind, die dem heiligen Geist gehorchen vnd nicht widerstreben sollen, wenn er sie durchs Wort ruͤfft? Sinds Menschen one den heiligen Geist, oder sinds menschen die den heiligen Geist haben? Zwar es darff nicht viel fragens, er bekent selbest, das es menschen sind, die den heiligen Geist nicht haben, sondern den er allererst hernach, wenn sie dem Wort assentieren, gegeben
werde. Denn so lauten seine wort: Spiritui non est repugnandum, sed assentiendum. Nam hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus sanctus
, das ist, wenn die Menschen dem heiligen Geist gehorchen, nicht da widerstreben vnd darumb bitten, so wird jn der heilige Geist gegeben, den sie zuuorzuvor. nicht hatten, denn die den heiligen Geist zuuor haben, die widerstreben jm
freilich nicht. B 4v Daraus folgt vnwidersprechlich, das der Mensch aus seinen krefften, one den heiligen Geist, dem Wort gleuben, die verheischungVerheißung. ergreiffen, Gott bitten vnd anruffen kan, das jm der heilige Geist gegeben werde, den er fuͤrvor. dem assentiren vnd apprehendiren nicht hatte. Solchs erzwingen auch die folgende wort seiner Disputation: Non
Dies scheint kein Zitat aus der Disputation zu sein, wie zunächst zu vermuten wäre. Jedenfalls lässt es sich bei nicht nachweisen. Vielmehr könnte es sich um den von gezogenen Umkehrschluss aus der von ihm oben zitierten These 12 aus Disputation handeln. Diese wort koͤnnen je nichtHier scheinen aus nicht näher zu eruierenden Umständen folgende für den Argumentationsgang unerlässliche Worte zu fehlen: anders denn. vom natuͤrlichen Menschen verstanden werden, der den heiligen Geist nicht hat. Derhalben muͤssen auch die vorigen wort,
assentientibus, non datur Spiritus sanctus.scilicet Spiritui sancto non est resistendum
, vom natuͤrlichen Menschen verstanden werden, sonst wuͤrde per locum a contrarijs nicht recht argumentirt. Dieweil nu diese Leut
den heiligen Geist nicht haben vnd jnen erst hernach, wie wort lauten, wenn sie dem Wort assentiren, gegeben wird, so folgt gewaltiglich vnd vnwidersprechlich, das sie aus jren natuͤrlichen krefften uerbum promissionis apprehendiren vnd sich damit zur gnade schicken vnd bereitten, das jnen der heilige Geist gegeben werde.
Vnd das solchs meinung sey, er mag es leugnen so lange er wil, so vberzeugt jn sein Glosa vnd deutung, damit er den klaren vnd hellen spruch Christi (On mich koͤndt jr nichts thun)Joh 15,5. so schendlich verkert vnd verfelschet, das er jn auff die hendel vnd werck ausser vns zeuhet vnd drehet,Vgl. . damit er nicht von wercken des willens in vns solle oder koͤnne
verstanden werden, auff diese meinung: On mich koͤndt jr die Welthendel ausser euch nicht thun, oder nach ewrem willen hinaus fuͤhren. Aber one mich koͤndt jr wol Verbo assentiren vnd die verheischung ergreiffen. Das ist die Leiptzigsche kunst vnd weissheit, strackgeradezu. Vgl. . wider das wort Christi, welcher von den fruͤchten des Euangelij redet, das ist, von den wercken des wil
lens in vns, die wir one Christo nicht thun koͤnnen. Wenn nu C 1r den spruch Christi (On mich koͤndt jr nichts thun)Joh 15,5. auch von den wercken in vns verstuͤnde, das man sine Christo dem Wort nicht assentiren oder gleuben koͤndt, so hette er durch sein deuten den Spruch nicht verkert noch verfelschet vnd auff die Welthendel wider die natur vnd art der wort
Christi nicht detorquirt. Dieweil er aber jn von den Welthendeln verstehet, so ists gewis vnd vnwidersprechlich war, das in seiner Disputation helt vnd beschleust, das der Mensch aus seinen natuͤrlichen krefften, on den heiligen Geist, Verbo assentiri et promissionem apprehendere koͤnne, das jm der heilige Geist gegeben werde, aber in keinen weg sine Christo die Welt
hendel nach seinen willen vollbringen muͤge. Vnd wenn das die wort seiner Disputation nicht geben,zeigen, deutlich machen. Vgl. . so wil ich gelogen vnd verloren haben, vnd beruff mich auff seine Disputation, auch auff sein Buͤchlein wider mich, darinne er deutlich vnd klerlich die hellen, klaren vnd troͤstliche wort Christi (On mich koͤndt jr nichts thun)Joh 15,5. auff die hendel ausser vns detorquirt,Vgl. Anm. 83.
vnd die werck vnsers willen ausschleusset. Nu ists gewiss, wie gesagt, das gedachter Spruch von Welthendeln nicht kan noch mag verstanden werden, denn dieselbigen werden gemeiniglich alle in krieg vnd friede sine Christo, hoc est, sine uerboverbo. et fide Christi, nach allem willen der Gottlosen, in Politia et Oeconomia hinaus gefuͤhrt. Darumb kan vnd sol der Spruch (On
mich koͤndt jr nichts thun) nicht anders denn de actionibus uoluntatis intra nos et fructibus fidei verstanden werden, wie der Text Johan. xv. zwar selbst gewaltig zwingt. Denn so spricht Christus: Wer in mir bleibt vnd ich in jm, der bringet viel fruͤchte. Denn on mich koͤndt jr nichts thun
,Joh 15,5. das ist, keine fruͤchte des Glaubens bringen. So ists je offenbar, das die Welthendel
nicht des C 1v Glaubens fruͤchte sind, darumb werden sie auch sine Christo, hoc est, uerbo et fide Christi hinaus gefuͤhrt, angefangen vnd volbracht, wie vnd die Roͤmer jre hendel in friede vnd krieg sine Christo, aber nicht one Gottes willen vnd verhengnis,Zustimmung, Erlaubnis. Vgl. . angefangen vnd vollendet haben. Aber die fruͤchte des Glaubens koͤnnen
sine Christo, id est, uerbo et fide Christi, nicht angefangen, viel weniger vollenbracht werden. Derhalben mit warheit vnd ehren nimmermehr leugnen kan, sondern mus frey bekennen, das seine Disputation nicht anders kan noch mag denn von den natuͤrlichen krefften des willens verstanden werden, das der Mensche assentire vnd apprehendire uerbum
promissionis, auff das jm der heilige Geist gegeben werde. Wie ehrlich nu vnd redlich solchs leugnet vnd sagen darff, ich habs boͤsslich auff jn erdacht, das lass ich einen jedern, auch meine Feinde, richten.
Vnd das solchs meinung sey, confirmirt sein eigen GlosaVgl. . vber den andern spruch (wir sind seine Miterbeiter),Vgl. I Kor 3,9. welchen er auch mit sei
nem deuten verkert vnd verfelschet vnd spricht, wir sind Gottes Mitarbeiter dazu, das wir gerecht vnd selig werden, welchs strack wider Paulum ist, denn er redet daselbst vom Predigampt, da sind wir Gottes Miterbeiter, das wir mit predigen seine Kirche helffen bawen, pflantzen vnd begiessen, doch nicht anders denn als Instrumenta, werckzeuge, dadurch Gott seine Kirche
bawet vnd erhelt. Aber das wir Gottes Miterbeiter dazu sein solten, das wir gerecht vnd selig werden, das sagt kein Spruch in der gantzen Schrifft, sondern wie Paulus sagt: Gottes gnad thut alles allein
,Vgl. Röm 3,23f. nos sumus lutum ipse figulus.
Vgl. Jer 18,6 (Vg); Sir 33,13 (Vg), Röm 9,21 (Vg). So viel nu lutum dazu thut, das es ein gefess werde, so viel thut auch C 2r vnser wille dazu, das wir uerbo assentiren vnd promis
sionem apprehendiren. Dawider ficht nu mit aller macht vnd spricht: Wir sind kein ploch noch stein (O grosse weisheit), vnd gehe mit Gott anders zu, wenn er einen Menschen gerecht macht, denn mit einem Schnitzer, der aus einem holtz ein bilde macht. Denn ein holtz thut nichts dazu, das es ein bilde werde, aber ein Mensch thut etwas dazu, das er gerecht
Vgl. . Haec ille. Stracks wider den heiligen Paulum, der aus den Propheten klerlich sagt, das der Mensch nichts dazu thu, das er gerecht werde. Denn er spricht duͤrreklar, einfach. Vgl. . heraus:
werde.Wir sind der Thon.
Vgl. Anm 118. So viel nu der Thon dazu thut, das er ein gefess oder bilde werde, so viel thut auch der Mensch dazu, das er gerecht werde. Darumb gehets mit Gott, wenn er einen
Menschen gerecht macht, nicht anders zu, denn mit einem Schnitzer, der aus einem holtz ein bilde macht, eben also macht auch Gott aus einem Suͤnder, der die Suͤnde liebt, on all sein zuthun, durch die Widergeburt, ein gerechten vnd Gottseligen Menschen, der die gerechtigkeit liebt vnd der Suͤnden feind wird. Deus enim iustificat impium.Vgl. Röm 4,5 (Vg). Denn des Menschen
wille ist fuͤr Gott nicht anders denn ein Thon, stein oder holtz, aber gegen der Creatur ist er ein thetiger, doch ein gefangner wille, der nichts liebet noch hasset, denn was der Teuffel wil, der jn gefangen helt. Aber Gottes gnad vnd Geist allein thut vnd wirckt alles, das der Mensche Gott trawe, gleube, liebe vnd fuͤrchte. Dazu thut der Mensche nicht ein harbreit, denn
one Geist vnd gnade liebt er nichts denn Suͤnde vnd sein eigen nuͤtz vnd lust. Derhalben, wie fuͤr einem Schnitzer sind stein vnd holtz, also ist auch fuͤr Gott des Menschen wille, daraus Gott C 2v ein schonschönes. bilde macht, das jm gleich ist, das ist, ein Gottseligen Menschen, der Gott liebt vnd die Suͤnde hasset, aber viel mehr Christus in jm vnd durch jn gleubt, liebet vnd
wirckt, wie Paulus schreibt.Vgl. Eph 2,8; Röm 3,28; Gal 2,16. Sonst wissen wir wol, Gott lob, das zwischen einem Menschen vnd ploch ein grosser vnterscheid ist, wenn man sie gegen einander helt. Darumb were es nicht not, solche grosse kunst in solcher wichtigen sachen vns fuͤr zu halten, die auch ein jtzlicher Bawr weis. Der wille ist wol ein lebendige vnd wirckliche krafft, die stetz etwas wirckt vnd
thut, liebet vnd hasset, aber aus seinen krefften kan er Gottes wort nicht lieben noch gleuben vnd die Suͤnde hassen. Denn er ist durch die Erbsuͤnde dermassen verterbet, arg vnd boͤse worden, das er die gerechtigkeit nicht lieben, noch die Suͤnde hassen kan. Zu dem, so helt jn auch der Teuffel gefangen nach seinem willen, das er nicht lieben noch hassen kan, denn was
der Teuffel wil, dadurch aber wird er nicht ein stein noch ploch, sondern ist vnd bleibt ein wille, aber ein gefangner wille, der sein nicht mechtigder keine Verfügung über sich selbst besitzt. Vgl. . ist. Darumb kan er auch dem Wort der verheischung nicht gleuben, oder wie sie reden: Verbo assentiri et promissionem apprehendere, er werde denn durch den heiligen Geist widerumb newgeboren vnd vom gefengnis erloͤset.
Dawider sagt in seiner Disputation: Qui assentitur uerbo,Dieses Zitat lässt sich in Disputation nicht nachweisen. scheint sich auf die Aussage der von ihm zitierten These 12 zu beziehen und sein Verständnis dieser These darzulegen. Vgl. Anm. 104. dem werde der heilige Geist gegeben. Vnser assentiren mus zuuor da sein vnd hernach der heilige Geist. Vnd wenn der Mensch also aus seinen krefften uerbo assentirt, so entpfehet er den heiligen Geist, denn assentientibus datur Spiritus sanctus, non assentientibus non datur, dicit ipse.Vgl. Anm. 126.
Vnd ob wol in der dritten frag seines Buͤchleins wider mich bekent, der heilige Geist muͤsse zuuor komen vnd den ersten stein legen, hertz vnd sinn zu guten werC 3rcken erwecken,Vgl. . so reimt sichs doch nicht mit seinen vorigen worten. Denn wie sol er den ersten stein legen, wenn er erst hernach, post assenssum, welchs ein gut werck ist, gegeben wird. Da
rumb ist wider sich selbst vnd weis nicht, was er sagt, denn fluchsflugs = unmittelbar. darauff spricht er, wenn der heilige Geist solchs thut, das er vns durchs Wort zu guten wercken erwerckt,Konjiziert aus: erwerckt. so muͤssen wir (vernim aus vnsern krefften) dem heiligen Geist nicht widerstreben, sondern gehorchen, Gott anruffen vnd bitten, das vns der heilige Geist gegeben werde.Vgl. . Wie koͤndt
er doch nerrischer vnd kindischer schreiben, das wir (in denen der heilige Geist den ersten stein gelegt vnd zu guten wercken erweckt hat) dem heiligen Geist nicht widerstreben sollen, sondern Gott anruffen vnd bitten, auff das vns der heilige Geist gegeben werde, den wir bereit haben vnd den ersten stein in vns gelegt hat? Wie kann er den ersten stein legen, wenn er
erst hernach kompt vnd gegeben wird? Darumb ist das der Disputation meinung, wie die wort lauten, vnd natuͤrlich den verstand geben, das die den ersten stein legen, die zuuor, vor dem heiligen Geist Verbo assentiuntur et promissionem apprehendunt, auff das jn der heilige Geist, nach den guten wercken, post assensum et apprehensionem, gegeben werde. Also schreibt
beides zugleich: Der heilige Geist kome zuuor vnd lege den ersten stein, vnd spricht doch, wir muͤssen zuuor assentiren vnd apprehendiren, ehe der heilige Geist kompt, das er vns gegeben werde. Nam qui non assentiuntur, non accipiunt Spiritum sanctum. Denn das sind wort: Hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus sanctus. Hoc pacto scilicet,
Vgl. Anm. 104. Redet also wie ein Kindt wider sich selbst, weis fuͤr grosser abwitzUnverstand, Irrsinn. Vgl. . nicht, was er thut. Gott erbarm sich sein.
quando assentiuntur uerbo, et promissionem apprehendunt.
C 3v Hie kompt nu die frage wider, wer sind sie, die dem heiligen Geist gehorchen vnd nicht widerstreben sollen? Ob es die sind, so den heiligen
Geist haben, oder die, so jn nicht haben? Sind es diese, so hab ich gewonnen vnd recht gesagt, das in seiner Disputation halte vnd schliesse, das der Mensch aus seinen krefften, one den heiligen Geist, gehorchen vnd nicht widerstreben kan vnd sich also zur gnade dadurch schicken vnd bereiten kan. Sinds aber die ersten, so den heiligen Geist haben, das dieselbigen jm ge
horchen vnd nicht widerstreben, so redet er wider sich selbst, da er schreibet, das man zuuor fuͤr dem heiligen Geist assentiren uerbo vnd promissionem apprehendiren muͤsse. Vnd wie koͤnnen auch die dem heiligen Geist widerstreben, welche jn schon haben vnd den ersten stein in jnen gelegt hat, das sie jm nicht widerstreben koͤnnen? Quia Spiritu Dei dicuntur et aguntur.
Derhalben hoͤren, gleuben vnd folgen sie dem Wort darumb, das jnen der heilige Geist das hertz hat auffgethan, sie zeuhet vnd treibt, wie Lucas von Lydia der Purpur kremerin schreibt, welcher der Herr das hertz auff thet, das sie acht drauff hette, was von Paulo gesagt ward.
Vgl. Act 16,14. Derhalben koͤnnen wort, wie er sie fuͤhrt in seinen schrifften (wenn der heilige
Geist solchs thut, als denn muͤssen wir jm nicht widerstreben)Vgl. . nicht anders denn vom natuͤrlichen Menschen, so den heiligen Geist nicht haben, verstanden werden. Was hab ich nu auff erdicht oder gelogen? Denn das ist ein mal war, das die jenigen, so der heilige Geist nicht zeuhet vnd doch in die Predigt gehen vnd das Wort hoͤren, koͤnnen aus jren
krefften das wort der verheischung nicht annemen noch ergreiffen, dieweil jr wille verderbt vnd dazu vom Teuffel nach seinem willen geC 4rfangen gehalten wird, das er dem heiligen Geist widerstrebet, wenn er das Wort hoͤret.
Dawider spricht nu in der vierden frage, der Mensche muͤsse zu
den wercken des heiligen Geists auch das seine thun, wil er anders selig werden.Vgl. . Das merck eben (das seine), das ist, seine natuͤrliche kreffte. Alhie bekennet , das er sonst oͤffentlich vnd so trotzig leugnet, das der Mensch zu den wercken des heiligen Geists das seine auch thun muͤsse, das ist, die natuͤrliche kreffte seines willens, wil er anders selig werden. Was
solt er sonst mit dem seinen meinen? Denn es ist keine andere vrsach, spricht er, warumb etliche selig vnd etliche verdampt werden, denn die einige, das etliche, wenn sie vom heiligen Geist angeregt werden, jm gehorchen vnd nicht widerstreben vnd die angebotne gnad vnd seligkeit annemen, die andern, so es mit jren natuͤrlichen krefften nicht annemen, werden
verdampt,Vgl. . denn sie thun nicht das jre dazu. Hie bekennet oͤffentlich, das die Leute darumb, das sie das jre dazu thun, das ist, das sie aus jren natuͤrlichen krefften dem heiligen Geist gehorchen vnd nicht widerstreben, gnade erlangen vnd selig werden. Noch darff der Gottlose HypocritHeuchler. solchs leugnen vnd mir schuld geben, ich hab es auff jn erdicht
vnd gelogen. Darumb koͤnnen wort von den Leuten, die vom Geist geruͤrt, angeregt vnd gezogen werden, nicht verstanden werden. Denn solche werden vom heiligen Geist gefuͤhrt vnd getrieben, das sie dem Wort gehorchen vnd nicht widerstreben, sondern sie muͤssen von denen verstanden werden, die das Wort hoͤren vnd vom Geist nicht geruͤrt noch
gezogen werden, nemlich vom natuͤrlichen Menschen one Geist vnd Glauben, der aus krefften seines willens, wenn er wolt, dem Wort, das er hoͤrt, wol gleuben koͤndte, solchs geben C 4v wort (Der Mensche muͤsse das seine auch dazu thun)Vgl. Anm. 135. klar vnd helle. Warumb leugnet ers denn vnd heisset mich liegen, vnd darff so frech vnd
vnuerschampt sagen, ich habs auff jn erdicht. Pfu dich an,Du widerst, ekelst mich an. Vgl. . du leichtfertiger, gottloser Heuchler. Jch hette schier anders gesagt.
Es ist aber kein wunder, das solchs leugnet, sein gewissen ruͤrt jn, denn er weis wol, das diese seine wort (Etliche werden darumb selig, das sie das jre dazu thun vnd dem heiligen Geist nicht widerstreben)Vgl. . wider S.
Paulum sind, der solchs vmbkert vnd spricht: Filij Dei, Spiritu Dei aguntur
, das ist: Die Menschen widerstreben nicht dem h. Geist, darumb, das sie kinder Gottes vnd selig sind.
Vgl. Röm 8,14. Vnd sagt weiter, das in vns kein vrsach ist, darumb wir selig werden, vnd auch sonst keine denn allein Gottes gnade, der vns vmb sonst, one vnser zuthun, zu gefess der barmhertzigkeit gemacht
hat.Vgl. Röm 9,23. Denn so schreibt Paulus, ehe die Kinder geboren waren vnd weder guts noch boͤses gethan hatten, auff das der fuͤrsatz Gottes bestuͤnde, nach der wahl, ward zu jrRebekka, die Frau des Isaak. Vgl. Röm 9,10. gesagt:
.Vgl. Röm 9,11–13; Mal 1,2f. Hie lasse vns nu sehen, wie gleich mit S. Paulo zu stimpt. PaulusNicht aus verdienst der werck, sondern aus gnade des beruffers hab ich Jacob geliebt, aber Esau hab ich gehasset
sagt: Wir werden uasa misericordiae,Vgl. Anm. 142. das ist, selig aus Gottes gnad vnd wahl, one vnser zuthun, ehe das wir etwas boͤses oder guts thun, auff das Gottes fuͤrsatz nach der wahl bestehe. Da wider sagt , wir muͤssen das vnser auch dazu thun, wollen wir anders selig werden. Vnd solchs thut dem , seliger gedechtnis, zu wider, seine Lehr vom freien willenVgl. dazu . vnterzudruͤcken vnd der Adiaphoristen treume vnd luͤgen zu erheben. Darumb spricht er, wir muͤssen auch etwas dazu thun. Worumb? Ey darumb, auff das der freie D 1r wille bestehe vnd erhalten werde nach der Adiaphoristen meinung vnd nicht der fuͤrsatz Gottes nach der wahl wie Paulus vnd lehren. Daraus folgt vnwidersprechlich,
das in seiner Disputation, auch in seinem Buͤchlein wider mich, helt vnd schleusset, das der Mensch aus natuͤrlichen krefften seines willens etwas dazu thun kan, als assentiri uerbo etc., das er gnad erlange vnd selig werde. Wie bestehet nu mit seinem trotzigen leugnen? Wie ehrlich vnd redlich luͤgenstrafft er mich? Vnd sagt, ich habs auff jn erdicht,
so er doch klerlich spricht: Wir muͤssen auch etwas dazu thun.
Vgl. . Item: hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus sanctus, etc.
Vgl. Anm. 104.
Weiter spricht S. Paulus: Es ligt nicht an jemandes wollen oder lauffen, sondern an Gottes erbarmen.
Röm 9,16. Aber sagt aus seinem kopff,sagt aufgrund seiner eigenen Gedanken. Vgl. . es ligt an vnserm willen vnd lauffen, an vnserm assentiren vnd apprehendiren.
Nam hoc pacto
, inquit, accipitur Spiritus sanctus.
Vgl. Anm. 104. Jtem S. Paulus spricht: So erbarmt er sich nu, welchs er wil, vnd verstockt, welchen er wil.
Röm 9,18. So kompt der kluge Glosator. vnd spricht, Gott erbarm sich des, der das seine dazu thut, der sich per assensum et apprehensionem zur gnade schickt vnd bereit, dem wird der heilige Geist gegeben. Nam non assentien
tibus, non apprehendentibus, non datur Spiritus sanctus, inquit strack wider S. Paulum, der da sagt, es liege an Gottes erbarmen vnd nicht an vnserm thun, an Gottes fuͤrsatz nach der wahlVgl. Röm 9,11. vnd nicht an vnserm assentiren. Denn er erbarmt sich, wes er wil, vnd verstockt durch den Teuffel, wen er wil. Solchs beweiset auch das exempel Pauli, welchs sich Gott erbarmte
one alle sein zuthun, da er dem heiligen Geiste am allerhefftigsten widerstrebte,Vgl. Act 9,1–20. welchs Exempel allein genug sein solt, das wir gleubten, das es alD 1vlein an Gottes gnad vnd nicht an vnsern assentiren lege.
Aber es hilfft weder Schrifft noch Exempel, mus vnrecht haben vnd vnterliegen, auff das die Adiaphoristen recht behalten vnd empor komen, wie
in seiner Disputation helt vnd beschleust: Non datur Spiritus sanctus repugnantibus, vmb solt mans keren vnd also schliessen: Qui habent Spiritum sanctum, non repugnant uerbo, alij omnes quotquot sunt, repugnant. Ferner spricht Paulus: Hat nicht ein Toͤpffer macht, aus einem klumpffen zu machen ein Fass zu ehren vnd das ander zu vnehren
,Röm 9,21. das
ist, Gott hat macht, ex una massa perditionis generis humani, zu machen vnd zu erwelen uasa misericordiae on jr zuthun, vnd die andern alle bleiben lassen, wie sie geboren sind, uasa irae.Vgl. Röm 9,22f (Vg). Da wider spricht : O nein, Gott macht ein gefess zu ehren die jenigen, die das jre auch dazu thun. O du schoͤner Theologus, der wirdig were, das er zu Mentz Bischoff were.
Hieraus wird klar vnd offenbar, was fuͤr ein Geist den reitet vnd treibt, der oͤffentlich wider S. Paulum rhuͤmet vnd puchet, das der Mensch auch das seine dazu thun muͤsse, das er selig werde, nemlich, das er aus seinen natuͤrlichen krefften dem wort assentire. Denn wo er durch den heiligen Geist assentirte, so were es nicht das seine das er dazu thet, sondern
des heiligen Geists, der jn fuͤhrete vnd triebe vnd in jm solchs wirckte.
Dieweil nu oͤffentlich bekent, das der Mensch das seine auch dazu thun muͤsse, das er selig werde, so ists erschrecklich zu hoͤren, das ers so trotzig hoch vnd theur leugnet vnd spricht, ich habs auff jn erdicht vnd gelogen, nemlich, das seine meinung sey, das der Mensch aus seinen krefften
durch seine werck assentiren vnd apprehendiren, zur gnad sich bereiten vnd schicken koͤnne. Wers nicht D 2r zeit, das ich mich ein mal wendte vnd dem losen, verlogen Man seinen verdienten lohn gebe? Nu, ich wil nicht mehr sagen, denn das er mir gewalt vnd vnrecht thut vnd aus lauter bosheit seine Lere leugnet. Derhalben kan Disputation nicht anders denn
von den natuͤrlichen krefften des willens (welcher das seine, das ist, sein assentiren auch dazu thun mus, das er selig werde) verstanden werden. Also ist nu vnwidersprechlich beweiset, das kein ander vrsach ist, das etlich selig werden, denn der gnedige fuͤrsatz Gottes nach seiner wahl, das er erwehlt welche er wil vnd aus jnen macht uasa misericordiae, on jr zuthun, ehe sie
etwas boͤses oder guts thun. Desgleichen ist auch die vrsach, das etliche verdampt werden, das Gott sie uasa irae bleiben lesset vmb der Erbsuͤnde willen, darinnen sie entpfangen vnd geboren sind.
Wie gefelt euch das hochgelerter Doctor. Ich bitte, jr wollets nicht vmbstossen, sondern bleiben lassen, das wir one vnser zuthun selig werden,
denn nos sumus lutum, ipse figulus, etc.
Vgl. Anm. 118. Darumb solt man diese wort (etliche werden verdampt darumb, das sie dem Wort vnd heiligen Geist widerstreben)Vgl. Anm. 141. vmbkeren vnd mit Paulo vnd also sagen, sie sind uasa irae vnd verdampt, darumb widerstreben sie dem Wort vnd heiligen Geist. Die aber dem Wort nicht widerstreben, sondern jm gleuben vnd fol
gen, sind ausserwelt vnd selig.
Das der freie wille etwas sey vnd vermuͤge etwas dazu zu thun, das wir selig werden, das lehren Juͤden, Heiden, Tuͤrcken vnd Papisten aus der vernunfft vnnd Philosophia, vnnd duͤrffen nichts dazu Christum noch sein Wort, die natur lehret sie solche D 2v weissheit, welche die groͤste thorheit ist fuͤr
Gott,Vgl. I Kor 1,19f. ja der groͤste jrtumb, welchen Gott vom Himel durch Christum vnd seine Apostelen hat vns offenbaren lassen, die vernunfft vnd Philosophia vnter zu druͤcken vnd dagegen seine weissheit vnd warheit offenbaren zu lassen, das wir aus gnade, one vnser zuthun, selig werden, auff das Gottes fuͤrsatz nach der wahl bestehe vnd vnser zuthun nidergelegt vnd verworffen
werde.Vgl. Röm 9,11–13; Mal 1,2f.
Vnd ist wol ein wunder, worumb die Hochgelerten vnsers teils so hart vber Menschlicher weisheit haltenso pedantisch auf ihrer Weisheit beharren. Vgl. . vnd Gottes wort vnd weissheit so geringe achten. Aber die vernunfft thut nicht anders, dieweil jre KluͤgelingenBesserwisser, Übergescheite. Vgl. . die alte haut nicht ausziehen vnd Christum anziehen,Vgl. Röm 6,3; Röm 13,13f; Gal 3,27. so gehet jn die Morgen
roͤteVgl. Jes 58,8. nicht auff. Derhalben koͤnnen sie nicht zulassen noch gleuben, was der vernunfft zu wider vnd entgegen ist. Darumb, wens Christus gleich zehen mal sagte: One mich koͤndt jr nichts thun
,Joh 15,5. vnd Paulus hundert mal: aus gnaden seid jr selig worden, one ewer zuthun, ehe jr etwas boͤses oder guts thut
,Vgl. Eph 2,8; Röm 3,28; Gal 2,16. so huͤlffs doch nicht, es mus glosirt vnd gedeutet sein, das
sichs mit der Philosophia reime vnd der vernunfft gemess sey, auff das lehr vntergedruͤckt werde vnd die Philosophia den sieg vnd das feldt behalte. Gott helffe seinem heufflein vnd erhalte sie bey der reinen Lehr seines Worts. Amen.
Jn der vierden frag seines Buͤchleins wider mich, D iij.,Vgl. . brawet vnd
wirffet in einander Gottes beruffBerufung. Vgl. . durch das Euangelium vnd Gottes ziehen durch den heiligen Geist, so doch da zwischen groͤsser vnterscheid ist denn zwischen Himel vnd Erden. Durchs Euangelium werden geruffen alle Menschen, boͤse vnd gut, aber durch den heiligen Geist zeuhet Gott der Vater allein die auserwelten, wie Christus sagt: Niemandt kompt
Vgl. Joh 6,44. D 3r Die andern aber, so durchs Euangelium geruffen werden vnd jm nicht gleuben, die komen nicht zu Christo, sondern sie bleiben Vasa irae vnd koͤnnen aus jren krefften das wort der verheischung nicht annemen. Dieweil wir aber nicht wissen koͤnnen noch sollen, welche Gott zeuhet oder nicht zeuhet, so sollen wir alle
zu mir, der Vater Konjiziert aus: ziejn.zieziehe. jn denn.
Gott gehorsam sein vnd teglich in die Predigt gehen vnd das Euangelium hoͤren, dadurch Gott das gedeien gibt vnd vns durch seinen heiligen Geist zeuhet, das wir zu Christo komen vnd an jn gleuben. Denn das Euangelium ist das einige mittel, dadurch Gott seinen auserwelten den heiligen Geist gibt vnd one das Euangelium niemand gibt, er wil niemand ein eigens vnd
besonders machen, sondern so hat ers geordnet, gebotten vnd befohlen: Gehet hin vnd predigt das Euangelium allen Creaturen, wer gleubt vnd getaufft wird, der wird selig.
Mk 16,15f; vgl. auch Mt 28,19f. Denn wer das Euangelium hoͤrt vnd gleubt, der ist gewiss auserwelt.
setzt zwen Spruͤche, der erste: Hoc pacto a petentibus accipitur
Der ander:
Spiritus sanctus. Hoc pacto, scilicet qui assentiuntur uerbo, etc.Qui non assentiuntur uerbo, his non datur Spiritus sanctus.
Dieweil nu vnter diesen Spruͤchen der anderder zweite. von denen,denjenigen. so der Geist inwendig zeuhet, nicht kan verstanden werden, sondern vom natuͤrlichen Menschen, one Geist vnd Glauben, die vom Geist nicht gefuͤhrt noch getrieben werden,
das sie gleubten vnd zu Christo kemen, so mus der erste Spruch auch von denselben, die allein eusserlich durchs Euangelium geruffen sind vnd nicht inwendig durch den Geist gezogen, verstanden werden, per locum a contrarijs. Wenn nu diese (wie schreibt vnd bekent) koͤnnen Verbo assentiri et promissionem apprehendere, Spiritui sancto non repugnare
, so
folgt vnwidersprechlich, das sie aus jren krefften dem Wort gleuben vnd damit sich zur D 3v gnade bereiten koͤnnen, welchs doch auffs hefftigeste leugnet vnd mich luͤgenstrafft vnd spricht: ich habe es auff jn erdicht vnd gelogen.
Wie ehrlich vnd redlich solchs thut, lass ich sein eigen schrifft, vnd sonderlich die gedachten zween Spruͤch, zeugen,
vrteilen vnd richten.
Jn der fuͤnfften frage seines Buͤchleins kompt er wider auff die Welthendel ausser vnsVgl. . vnd repetirt sein vnnuͤtz gewesscheGeschwätz. Vgl. . vergeblich, denn dieselben hendel gehoͤren nicht ins Reich Christi, sind auch nicht fruͤchte des Glaubens, darumb gehoͤren sie hier her zu diesem Spruch nicht (One mich
koͤndt jr nichts thun). Die Menschen nemen offt im radt etwas fuͤr, das gut, nuͤtz vnd not ist vnd koͤnnens nicht hinaus fuͤhren. Sie nemen auch offt fuͤr, das weder gut, nuͤtz noch not ist, ja das schedlich vnd verderblich ist, vnd fuͤhrens auffs feinste hinaus, nach allem jren willen, sine Christo, uerbo et fide, imo sine iustitia et iure humano, ja wider alle billigkeit.Gerechtigkeit. Vgl. . Aber mit
solchen thun vnd hendeln hat Christus gar nichts zu thun, sondern solchs alles gehet, stehet, steigt, felt vnd bleibt, wie es Gott aus zorn oder gnade verhengt, fordert oder hindert. Derhalben hat diesen Spruch (One mich koͤndt jr nichts thun) boͤsslich vnd felschlich auff die Welthendel, wie oben gehoͤrt, detorquirt, verkert vnd verfelschet. Hie wirfft vnd mengt er die
beide Regiment Gottes in einander: Das gemeine Regiment Gottes vber die gantze Welt, vnd das Regiment Christi vber seineVermutlich bedingt durch den Zeilenumbruch an dieser Stelle folgt hier im Original ein Satzfehler durch Wiederholung der beiden letzten Buchstaben des vorigen Wortes in der neuen Zeile: ne. Kirche.Zu Unterscheidung zwischen den zwei Regimenten Gottes vgl. . Es ist gar viel ein anders, wenn Gott die Heiden strafft oder jnihnen. sieg vnd gluͤck gibt, vnd ein anders, wenn Christus seine Kirche strafft oder jr hilfft, diss geschihet aus gnade zur besserung, jens aus zorn vnd vngnad zum ewigen verterben.
D 4r Darumb redet so kindisch vnd nerrisch wider sich selbst, das er nicht weis, was er sagt, da er also argumentirt: Denn koͤnnen wir in vns selbs das nicht thun nach vnserm willen, was wir sollen, so koͤnnen wirs freilich viel weniger thun in sachen vnd wercken, die ausser vns geschehen.
Vgl. . Haec ille pro sua sapientia magna et infinita.
Was wil hie werden? Hie bekent , das wir in vns nicht thun koͤnnen, was wir sollen, vnd droben bekent er, quod homo potest assentiri uerbo et promissionem apprehendere, das sind je werck in vns, die wir thun sollen vnd koͤnnen. Sind das nicht zwo widerspenstige reden, die sich zusamen gar nicht reimen? Sollen wir den heiligen Geist, den wir nicht haben, per assen
sum uerbi entpfahen, so muͤssen wir je one den heiligen Geist assentiren koͤnnen. Warumb leugnets denn vnd heist mich liegen? Aber so sol vnd mus die vernunfft mit jrer Philosophia anlauffen,sich den Kopf einrennen. Vgl. . wenn sie Gottes wort mit jrem deuten vnd glosiren verkeren vnd verfelschen. Ah Gott, erbarm dich des vnschuͤldigen Theologen.
Aber das ist allererst lecherlich, das ein solcher Doctor sein Dialectica nicht kan vnd nicht weis, was maius noch minus ist. Vnd zum andern, wie man a maiore ad minus et econtraAus der Rhetorik und der juristischen Methodenlehre: Vom allgemeinen, größeren, stärkeren zum einzelnen, kleineren, schwächeren. argumentiren sol. Die eusserlichen hendel helt er fuͤr maius, die werck des willens fuͤr minus, so doch vnmesslich groͤsser sind Gott lieben vnd fuͤrchten denn die eusserlichen werck vnd hendel
dieser Welt, das er billichangemessen, passend. Vgl. . also argumentiren solt, wenn er ein Dialecticus vnd Theologus were. Koͤnnen wir die werck ausser vns nicht thun wie gern wir wolten vnd solten, viel weniger koͤnnen wir die innerlichen werck thun, Gott lieben, fuͤrchten vnd sein Wort gleuben, das were recht a minore ad maius argumentirt negatiue. Denn die Welthendel, wie oben gehoͤrt,
koͤnnen wir thun D 4v vnd hinaus fuͤhren sine Christo et Spiritu eius, wie der gros vnd Roͤmer gethan haben, vnd noch jtzund der Tuͤrck vnd die falschen Christen teglich thun, das mich wundert, wie der grobe,unwissende, ungebildete. Vgl. . vngelerte Pater, solchs nicht sihet noch verstehet. Aber die guten werck des willens in vns, als assentiri uerbo etc., Gott lieben vnd fuͤrchten,
koͤnnen wir in keinen weg one den heiligen Geist anfahen, viel weniger volbringen. Darumb verstehet auch , seliger gedechtnis, den Spruch (One mich koͤndt jr nichts thun) von den wercken des willens in vns, da er schreibt Johan. xv: Hie redet er nicht von Weltlichem vnd natuͤrlichem wesen, wie es die spoͤtter (als vnd seine Rotte) felschen vnd
verkeren, sondern von den fruͤchten des Euangelij.Hierauff ist zu antworten, wie droben auch gesagt iat, Das er hie nicht redet von naturlichem oder weltlichen wesen und leben (wie es die Spotter felschen), Sondern von den fruͤchten des Euangelij, ().
. Et post pauca: Darumb mus man Christi Lehr vnd wort (One mich koͤndt jr nichts thun) dahin nicht ziehen,verstehen, anweden. als hab er anders mehr vnd bessers lehren vnd ordnen wollen, er redet aber allein von seinem Geistlichen Reich vnd Regiment, darinne Gott selbst wonet vnd wirckt durch sein Wort vnd Geist zum ewigen
. Haec . Wie fein bestehet nu mit seiner schrifft, da er in seinem Buͤchlein also schreibt:
Leben.Man liese vber das xv. Capit. Johannis, so wird sichs finden, das es mit schreiben eitel gifftige Calumnie vnd abwitzige, drunckenboldische wort sind.
Vgl. . Haec ille, der frome Man. Nu schreib ich nichts, denn was
lehret vnd schreibet vnd schier seine wort, noch darff der lose Man solche seine wort gifftige Calumnias, abwitzige, drunckenboldische wort heissen, lestern vnd schenden vnd in aller Welt ausruffen. Denn ich schreib eben, was der schreibt, das der spruch Christi (One mich koͤndt jr nichts thun) vom Reich Christi vnd den fruͤchten des Euangelij vnd nicht E 1r von
Welthendeln zu uerstehen sey. Sind das gifftige Calumnien, aberwitzige vnd drunckboldische wort? Dieweil nu vnd mich so schendet vnd lestert vnd so felschlich vnd vntrewlich anzeuhet,schmäht. Vgl. . so mus es ein vntrewer vnd boͤser Mensch sein, deme nicht zu trawen noch zu gleuben ist. Vnd solchs thut er als darumb, das mit seiner Lehr
vom freien willen (welche mit Christo vnd dem Euangelio gleich zu stimpt) also mehlichnach und nach. Vgl. . vntergedruͤckt werde vnd die Adiaphoristische lehr, so der vernunfft vnd Philosophia gemess ist, empor kome. Christus vnd sein Wort mus der vernunfft vnd Philosophia weichen vnd vnrecht haben, auff das die Adiaphoristen den sieg vnd triumph wider Christum vnd sein Wort behalten.
Von dem Spruch (Wir sind Gottes Miterbeiter) sag ich, wie oben gesagt ist, das er nicht kan von den wercken des willens verstanden werden, sondern vom Predigampt, dadurch die Kirche gebawet, gepflantzet vnd begossen wird, da sind wir (doch nicht anders denn Instrumenta) Miterbeiter, durch welche Gott wirckt vnd das gedeien gibt. Das aber vnser wille neben Gott
mitwircke zur seligkeit, das sagt keine Schrifft. Die Spoͤtter vnd Hochgelarten in der Philosophia, die muͤgen wol mit jrem deuten vnd glosiren etliche Spruͤche verkeren vnd mit den haren darauff ziehen,Sprichwörtlich: Widersinniges, Widersprüchliches zusammenbringen. Vgl. ; . aber keinen klaren, hellen Spruch koͤnnen sie auffbringen, der da sagte, das wir das vnser auch dazu thun koͤnnen, sollen oder muͤssen, das wir selig werden,
wie leugt vnd treugt.Vgl. Anm. 135. Vnd in summa, dieweil kein predigen noch hoͤren hilfft, Gott gebe denn das gedeien durch seinen Geist, so folgt vnwidersprechlich, das Gottes gnad vnd Geist allein alles thun vnd wircken mus, one vnser zuthun, vnd das wir E 1v: nicht assentiren noch apprehendiren one den heiligen Geist koͤnnen, wie Paulus vnd schreiben.
Noch eins, das hette ich schier vergessen, schreibt, wir fliehen das licht vnd koͤnnen keine handlung leiden,Vgl. . welchs so gar eine oͤffentliche luͤgen ist, das mich wundert, wie er damit an tag komen darff, es mus ein grober, vnuerschempter Pater sein. Wie offt hat bey jnen handlung gesucht vnd begert vnd nicht erlangen koͤnnen? bezieht sich wohl auf die Briefe von an aus dem September 1556, in: ; eventuell auch auf die Schriften: ; . Dazu sind sie von Predi
canten aus den Stedten spielt auf die Vermittlungsbemühungen der Superintendenten von , , und Anfang des Jahres 1557 an. Vgl. . vnd von den geschickten des Hertzogen zu Mekelburg sandte , Theologieprofessor in , sowie den Rat im Februar 1557 nach , nachdem er sowohl von als auch von um Vermittlung gebeten worden war. lehnte die Vergleichsartikel der mecklenburgischen Gesandten am 25. Februar ab und sein Schwiegersohn, , forderte sie auf: Ihr sollt forthin meinen Schwaͤhern zufrieden lassen mit solchen Haͤndeln.
Vgl. ; ; ; ; . besucht worden vnd jn handlung angebotten, aber sie haben nicht allein keine handlung wollen annemen, weigerte sich sowohl die Vergleichsartikel der mecklenburgischen Gesandten (vgl. Anm. 194) als auch diejenigen der Städtevertreter anzunehmen. Er verlangte von den städtischen Vermittlern, dass sie unparteiische, eigene Vermittlungsvorschläge unterbreiten und ihm nicht solche vorlegen sollten, an deren Entstehung mitgewirkt habe. Indem die Unterhändler daraufhin eigene Vorschläge zur Beilegung der Differenzen erarbeiteten, zogen sie sich den Unmut der Magdeburger zu. Vgl. ; ; . sondern sie hoͤnisch vnd spoͤttisch abegeweist, das sie mit schande dauon ziehen musten. und attackierten die Unterhändler der Städte in den Verhandlungen massiv, und in einem in kursierenden Schmähgedicht wurden die Vermittler als aus Hintern kommend dargestellt. Vgl. ; . Das ist nu mehr kundt vnd offenbar, damit , als ein lose verlogen maul,
vberzeugt wird. Das ich aber etwa in meinen Schrifften die Colloquia vnd Conuentus verachte, welchs hoch auffmutztbetont, übertreibt. Vgl. . vnd mir fuͤrwirfft,Vgl. . da rede ich deutlich vnd klerlich von den Conuentibus vnd Colloquijs, darinne man Doctrinas contrarias, der Lutherischen vnd Papisten, Gott mit Satan, Christum mit seinem Antichrist, mit ,
vereinigen, vergleichen vnd vertragen wil. Da bey sey der Teuffel, ich nicht. Solche Colloquia vnd handlungen waren zu der Arianer zeiten,In der Alten Kirche kam es zu einer Auseinandersetzung um die Frage, wie angesichts des christlichen Monotheismus in angemessener Weise von Jesus Christus als dem Heiland und Erlöser gesprochen werden könne. Der alexandrinische Presbyter vertrat mit seinen Gesinnungsgenossen eine Auffassung, nach der Christus, dem Logos, Geschöpflichkeit zukomme und er deshalb dem Wesen Gottes völlig unähnlich und fremd sei. Diese Lehre wurde von der Synode von Nicäa im Jahr 325 verurteilt und die Wesenseinheit zwischen Gott dem Vater und Christus als Gott dem Sohn festgehalten. Vgl. ; ; . darinne man auch die rechten Christen mit den Arianern vergleichen wolt, welchs doch vnmuͤglich war, darumb alle Concilia vnd handlunge vergeblich waren, denn es ward nach den Concilijs jmmer erger vnd erger, je mehr man
handelte, je weiter sie von einander kamen, vnd der glaub vnd die warheit hatten allzeit schaden vnd nachteil.Vgl. z. B. . Darumb auch viel fromer Bisschoff in kein Concilium mehr komen wolten, denn sie sahen wol, das man mit der handlung vnd colloquiern nichts guts schaffte, denn E 2r die persuasibilia humanae sapientiae uerba hatten den fuͤrzog vnd behielten den sieg. Jch
heisse aber persuasibilia humanae sapientiae uerba nicht die Warheit, wie mich boͤsslich an leugt,Vgl. . sondern alles gewesch, deuten vnd glosiren der Hochgelarten, was nicht Gottes wort ist, sondern das durch Menschliche vernunfft aus der Philosophia genomen wird, das sind alles persuasibilia humanae sapientiae uerba, per quae Christus praedicari non
potest. Das aber frome gelerte Leut, die eins sins vnd glaubens sind, zusamen komen, von missuerstandt, jrrung vnd gebrechen, so fuͤrfallen, aus heiliger Schrifft sich miteinander zu vnterreden vnd handeln, das achte ich fuͤr nuͤtz, not vnd gut. Das man aber zusamen komen, Menschen lehr, auffsetz vnd gebot (die newe Messe, die newe Schmiere, das verbot der
Speise) vnd dergleichen mehr im Leiptzigschen Interim begriffen, zu approbiren vnd bestetigen, das thu der KugkugKuckuck
ist im 16. Jahrhundert eine Bezeichnung für den Teufel selbst, gelegentlich wird der Kuckuck auch als des Teufels Küster
bezeichnet . Vgl. ; . an meiner stat. Denn solche ordnung vnd mutationes der Adiaphoristen haben vneinigkeit vnd zwiespalt der Kirchen angericht, dieselbige perturbirt, dissipirt vnd verwirret, wie die that da fuͤr augen stehet vnd gewaltig erweiset, das die
Lutherischen Kirchen der Leiptzigschen ordnung halben sind vneins worden vnd sich zutrent haben, solchs ist je am tag vnd offenbar. Darumb wil ich dieselbe jre grewliche missethat auff mich vnd mein gewissen nicht nemen noch tragen, sie muͤgens tragen vnd verantworten, doch sie koͤnnens leichtlich thun, dieweil sie nicht geirret noch vnrecht wollen gethan haben.
Dieweil wir aber wissen, das jre gebot vnd auffsetz der menschlichen tradition (daraus solch gros vngluͤck der Kirchen komen ist) das Euangelium neben sich nicht leiden kan, wie oben gehoͤrt vnd beweiset ist, so koͤnnen wir vnd sollen E 2v solche ordnung mit gutem gewissen nicht annemen, viel weniger approbiren vnd bestetigen. Vnd eben vmb des willen, das wir
im anfang jre treume nicht annemen wolten, stundt der Leiptzigsche Basilius,Vgl. Anm. 45. der frome Man, lesterte vnd schendete vns so bitter hoͤnischZur Formulierung vgl. in Anm. 45. vnd sagte, wie hie auch thut, das wir solche dissipationes vnd disiunctiones angericht hetten, so wir doch nichts newes anfingen, mutirten noch enderten, sondern sassen stille vnd blieben bey dem, das wir von dem
Man Gottes gehoͤrt vnd gelernt hatten. Daher aber kam die vneinigkeit vnd zwietracht der Kirchen, so noch fuͤr augen ist, das die Adiaphoristen jres gefallens, aus Menschlicher vernunfft vnd weisheit, viel bedencken, ordnung vnd zu letzt das Interim gemacht vnd gestelt haben, dadurch sie sich aus jres Fuͤrsten. befehl, die Kirchen zu
reformiren vnd zu endern, eingedrungen haben,Zum Adiaphoristischen Streit vgl. . daraus denn alle dissipationes vnd disiunctiones der Kirchen gefolgt sind.
Habe ich nu solchs erdicht vnd jnen mit vngrundt felschlich vnd boͤslich auffgelegt, wie mich der Gottlose heuchler anleugt? Jst das nicht genugsam dargethan vnd mit der that gewaltig vberzeugt vnd vberweiset?
Womit sol man denn eine sache erweisen oder darthun, wenn mans durch oͤffentliche that nicht thun sol? Denn da stehet fuͤr augen jre grewliche vnd tyrannische that, das sie die fromen vnd Christliche Prediger zu vnd darumb abgesatzt vnd veriagt haben, das sie in jre mutation nicht haben willigen wollen.Vgl. Anm. 11. E 3r Darumb leugt , das er im be
schluss seins Buͤchleins sagt, ich habe nicht mit einigem wort widerlegt, was er gesagt hat, wie mein prechtiger Titel laut, der gewiss nichts denn blose ledigereine, ausschließliche. wort vnd feddernGroßtuereien. Vgl. . ist.
Vgl. . Haec ille pro sua ueritate et modestia. Der Titel meins Buchs laut also: oͤffentlich bekentnis der reinen Lehr vnd Confutatio der jtzigen Schwermer.
Vgl. . Was ist doch hierin
prechtiges? Es ist ein schlechter,einfacher. Vgl. . einfeltigerschlichter. Vgl. . Titel, den ich nicht geringer zu machen wuͤste, habe ich jm nu nicht genug gethan, das lass ich den Spruch (On mich koͤndt ir nichts thun)Joh 15,5. verantworten, wie ich jn eingefuͤhrt habe, hie vnd im voͤrigem Buͤchlein, vnd gebe es heim zu richten allen fromen hertzen, die es lesen. Desgleichen zeugt auch der
Spruch Pauli (Wir sind Gottes Miterbeiter),I Kor 3,9. das ich dort vnd hie jrthumb vom freien willen vberfluͤssigreichlich. Vgl. . widerlegt habe.
Zu letzt drawet er mit trotzigen worten vnd spricht: Wo wir nicht ablassen werden, so wollen wir euch also begegnen vnd vnter augen gehen, das alle Heiligen (die Adiaphoristen) ein gut gefallen vnd freude daran haben sol
Vgl. . Nu wir wollen des mit froͤlichem hertzen warten, vnd sehet zu, das jrs wol trefft. Da ich aber diss schreib, stundt einer bey mir vnd sprach:
len.Sey getrost, sie werden sich selbst in jre backen hawensich selbst Lügen strafen. Vgl. . vnd mit jren eigen worten fahenfangen. vnd schlagen
, dem gleub ich vnd bins sicher vnd gewis, das jr euch an den Egstein stossenVgl. Ps 118,22; Mt 21,42; Act 4,11; Röm 9,33; I Petr 2,6–8. vnd fallen werdet, denn es ist nicht gut
wider den stachel leckenAct 9,5. oder wider den strom schwimmen, das ist, Paulum vnd , ja Christum selbst vmbstossen.
Ah Gott von Himel, du Vater aller barmhertzigkeit E 3v vnd alles trosts, erbarm dich deines Heuffleins, erhalt sie bey der reinen Lehr deines Worts vnd lass deine Warheit durch kunst vnd weissheit Menschlicher vernunfft
nicht vnterdruͤcken, vertunckelt oder verfelschet werden, sondern steure vnd wehre allen falschen Lerern, das sie mit jrem deuten vnd glosiren zu schanden werden, auff das dein Wort allein erhalten vnd alle luͤgen vnd jrthumb gestuͤrtzt, getilget vnd ausgerottet werden, vnd das bald durch
Jhesum Christum vnsern lieben Herrn. Amen vnd abernochmals. Amen.
Finis X V I I I . Februarij.
M. D. L I X.
Psalm: VI.:
Confundantur et conturbentur uehementer omnes inimici mei, conuertantur retro et confundantur ualde uelociter.
() erubescant et conturbentur vehementer omnes inimici mei, convertantur et erubescant valde velociter.
Ps 6,11 (Vg).