A 2r Dem Leser.
Christlicher lieber Leser, es haben , , , sampt andern jren Rottengesellen,Rottengesellen, ein stark von geprägter polemischer Ausdruck für Vertreter radikaler Ansichten und Thesen. Vgl. . dieser LandDas . Christlichen Kirchen vnd Schulen nun eine lange zeit viel vnd mancherley auffgetichtetunterstellt. Vgl. . vnd ausgegeben, wie sie sollen die Christlichen Lare verfelschet vnd in Kirchen zerruͤt
tung angerichtet haben.Vgl. z.B. die
ben, nicht verteidingen,verteidigen. noch vns sonsten mit jnen in weitern zanck nicht haben begeben wollen. On allein, das wir warhafftigen, einfaltigenredlichen. Vgl.
Nun aber die Rotte sich vnterstehet, vnsere Lare, die wir aus der heiligen Propheten vnd Aposteln schrifften offentlich fuͤren, auch mit vnuerschemten CalumnijsLügen, Verdrehungen. Vgl.
Gottes huͤlffe verantworten, damit wir nicht mit vnserm vnzeittigemunangebrachten. Vgl.
Antwort
Es ist newlich, vnd in gar wenig tagen, eine Deudsche schrifft aus ein offentliche Bekentnis der reinen Lare des Euangelij vnd eine Confutation der jtzigen Schwermerey,
,Vgl.
chem Buch die bekentnis der reinen Lare des Euangelij darauff kuͤrtzlich gestelletverfasst, konzipiert. Vgl.
keine persuasibilia uerba humanae sapientiae dauon reissen lassen.
Verwirffet vnd verdamnet dagegen in gemeine alle Jrthume, Schwermerey vnd Ketzerey, so A 3r derselben Confession, jrer Apologia vnd Schmalkaldischen Artikuln entgegen vnd zu wider sind. Nach dieser verdamnung in gemeine erzelet er weiter vnd verdamnet etliche, in sonderheit vnd mit na
men, als erstlich den Das gute werck noͤtig seien zur seligkeit.
Vgl. Das der Mensch aus natürlichen krefften seines freien
Vgl.
willens sich zur Gnade schicken vnd bereitten koͤnne das jm der heilig Geist gegeben wird etc.
Weil nu diese schrifft des von
het, antworten. Ehr ich aber zur verantwortung greiffe, wil ich erstlich hiemit auch offentlich bekennen vnd bezeugen fur Gott vnd aller Welt, das wie ich, von der zeit an, da ich aus Gottes gnaden zur erkentnis des heiligen Euangelij vnsers Herrn Jhesu Christi komen vnd desselbigen vnwirdiger Diener nun meher bis in die 35. Jahre
bisher bey der reinen Lare, wie die in der heiligen Propheten vnd Aposteln schrifften gegruͤndet, in den Symbolis Apo-A 3vstolico, Niceno, Athanasiano vnd in der Augspurgischen Confession, jrer Apologia vnd Schmalkaldischen articuln verfasset ist, bestendig geblieben bin vnd (one rhum zu reden) nicht geringe verfolgung daruͤber erlitten. Das ich auch hinfortan, mit
Gottes gnade vnd huͤlff, dabey bis in meine grubenbis zu meinem Tod. Vgl.
schen schrifft, den Simbolis, Augspurischer Confession, jrer Apologia vnnd Schmalkaldischen articuln entgegen vnd zu wider sind, die seien welcherley vnd von wem sie wollen.
Das aber der von
den ein vnwirdiger Pastor vnd Professor bin, fur allen andern mit namen anzeucht vnd mit dieser aufflageVorwurf, Verdächtigung. Vgl.
furgibt, es sey eine Atrox iniuria
,Vgl.
die vnser Lare, beide in Kirchen vnd Schulen, hoͤren, auch oͤffentlich sehen, wie es in vnsern Kirchen je vnd alleweg, wie es durch die Thewren fromen Christliche Lerer Heinrichsagende
von 1539 vgl.
Lare vnd Ceremonien, gehalten worden ist vnd noch gehalten wird, werden durch solch vngegruͤnte schrifft sich eins andern nicht bereden lassen. Vnd die, so es gegenwertig bisher nicht haben sehen noch hoͤren koͤnnen, werden vermittels Goͤttlicher gnaden in kurtz solchen warhafftigen, bestendigen Bericht empfahen, damit sie wol zufrieden sein vnd sich an der
gleichen leichtfertige Schrifften nicht gros keren werden.
Es ist aber ein sonderlicher griff,Trick, List. Vgl. offenbar und kündlich
handelt es sich um ein feststehendes Begriffspaar vgl.
Leute, so dauon nichts gruͤndlichs wissen, bereden wollen, das sie allein auff jr blossesschlichtes, einfaches. angebendenunzieren, verleumden. Vgl.
vnuͤberwunden, verdamnen sollen. Vnd zwar, so haben sie gleichwol nicht wenig, auch nicht aller ding geringe, sondern sehr viel vnd grosse Leute bis daher mit jrem grossem geschrey vnd ansehen, das sie jnen selbs gemacht haben, ziemlichordentlich, anständig – hier polemischer Gebrauch. vnd also hinan gefuͤrt,an der Nase herumgeführt. das derselben viel nun selbs erkennen vnd bekennen muͤssen, sie seien nur redlichtüchtig, wacker – hier polemischer Gebrauch. vnd wolrichtig, sorgfältig – hier polemischer Gebrauch. von jnen
auffgesetztüber’s Ohr gehauen. Vgl.
Aber es verdreusset sieGemeint sind nun die Gegner
vnerfordert,nicht vorgeladen. Vgl.
vnd meniglichjeder. Vgl.
ausgelegt vnd Anno 1557 zu Es seind alle Conuent, Colloquia oder Vnterredung vergeblich vnd vmb sonst. Denn es kan in dieser sachen
mehr denn Wort vnd FedernSchmeicheleien, Gefälligkeiten, Ungenauigkeiten. Vgl. So sind alle Conuent, Colloquia oder Vnterredung vorgeblich vnd vmb sonst. Denn es kan in dieser Sachen kein vergleichung oder einigkeit geschehen. So bald man aber ein Handelung oder Colloquium furnimpt, so ists schon geschehen, das die warheit vntergehet vnd danider ligt. Denn die persuasibilia verba humanae sapientiae (Welchs nichts mehr den wort vnd feddern sind) behalten doch den Preis vnd ligen oben, das sie vnd jre treume das feld behalten. Wje ich denn nicht allein in Historijs vnd Chronicis gelesen, sondern auch in vnsern Colloquijs, da ich bey gewesen, gesehen vnd erfaren habe.
Sol man nun keine Conuent, Colloquia noch Unterredung haben, do in der
Kirchen zwischen etlichen Lerern misuerstand oder jrrung einfallen, sondern diese weise halten, das einer oder zween sich zusamen Rottiren vnd andern Kirchendienern dieses oder jenes aufftichten, des sie doch keinen grund haben, sie derhalben in aller Welt ausschreienbeschuldigen, verleumden, Vgl.
so flugs dahin verdamnet werden, so lasse ich alle vernuͤnfftige Leute erkennen, ob es nicht wider Goͤttliche, natuͤrliche vnd alle weltliche Recht, zumal aber wider der alten Kirchen gewonheit sey. Vnd do es also zugehen solt, was letzlich doraus erfolgen wuͤrd, sintemalda, weil. es B 1v ein teil so wol thun konte als der ander. Vnd wenn nun alle teil von einander gleich
verdamnet weren, was denn werden wolt. Haben nicht die Apostel selbst, da jrrung vnd misuerstand zwischen etlichen eingefallen, Conuent vnd vnterrede dauon gehabt, Act. 15,Vgl. Act 15,4–29 Gal. 1 [sic]?Vgl. Gal 2,1–10.
Aber wie ich droben gesagt, so sage ich noch, das ich diese gemeine sache hie nicht handeln noch ausfuͤren wil, wie ich auch nicht kan, sondern wil
allein dieses kuͤrtzlich anzeigen, das der von
Land kirchen vnd Schulen niemals von andern Kirchen begeret, das sie einige enderung machen vnd sich in einem oder meher mit jnen vergleichen solten. Auch haben sie vnter jnen selbs keine vngebuͤrliche enderung niemals weder fuͤrgenomen noch gemacht. Vnd do es gleich geschehen, als doch nicht ist, washett der von
draussen ist vnd nichts damit zu schaffen hat? Fechten doch vnsere Kirchen nicht vmb das, was er in den seinen machet vnd endert. Aber dauon an seinem ort vnd zu seiner zeit. Jtzt wil ich von dem handeln, das meine person vnd Lare in sonderheit belanget. Dauon schreibet er also: B 2r Vber die funffte sind noch etliche fürhanden, als
vnd streiten, das der Mensch aus natürlichen krefften seines freien willens sich zur gnade schicken vnd bereitten koͤnne, das jm der heilig Geist gegeben werd, wie denn die Sophisten
mit diesen worten: Homo suis naturalibus uiribus uerbo assentiri, promissionem adprehendere, et spiritui sancto non repugnare potest. Ideo non esse repugnandum spiritui sancto, sed ipsi mouenti mentes et corda nostra est assentiendum. Nam hoc pacto a petentibus accipitur spiritus sanctus, id est, non aspernantibus, non repugnantibus.
Haec ille, SI RECTE
MEMINI.
Das ist:
Der Mensch kan aus seinen eignen natürlichen krefften dem wort gehorchen, die verheissung annemen vnd dem heiligen Geist nicht widerstreben. Darumb sol man dem heiligen Geist nicht widerstreben, sondern demselben,
wenn er vnser gemüte vnd hertzen anreget, gehorchen. Denn auff solche weise wird der B 2v heilig Geist entpfangen von denen, die drumb bitten, das ist, wann sie jn nicht verachten noch widerstreben. Dieses (sagt
Es hat bisher die Flacianer Rotte die weise vnd gewonheit gehabt, das sie nicht vnser Lare, wie wir die von Gottes gnaden in Kirchen vnd Schulen offentlich geprediget, gelesen vnd in Schrifften ausgehen lassen, angegriffen, sondern nur das angefochten haben, das entweder sie selbs on allen grund boͤslich auff vns ertichtet oder aus anderer falschem, vngegruͤndetem ange
ben eingenomenverstanden. Vgl.
aus gifftigem neid vnd hasse, dazu wir jnen doch keinerley vrsach niemals gegeben haben. Demnach, so wolten sie gern, wann sie konten, auch vnsere Lare, die wir offentlich fuͤren, angreiffen vnd tadlen, ob zum wenigsten die jenigen, so ausser vnser Kirchen vnd Schulen in frembden Landen sind vnd vnser Lare gegenwertig nicht hoͤren, sich von jnen wolten bereden las
[B 3r:]sen vnd gleuben, wir lereten also, wie sie von vns schreiben. Aber da bitte ich alle frome Christen vnd ehrliebende Leut, die wollen hie mit fleis auffsehen, warnemen, betrachten vnd erkennen, mit was Gottes furcht, gewissen, trewen,Treue. erbarkeit vnd redligkeit die fromen Leute etc. in solcher hohen, groswichtigen sachen, die Gottes ehre, die warheit des Euangelij vnd
der Menschen heil vnd seligkeit belanget, vmbgehen vnd handeln. So werden sie on allen zweiffel vnd leichtlich befinden, was guts hinter der gantzen Rotten sey. Vnd damit meniglich solchs desto gewisser vnd leichter erkennen moͤge, wil ich nur eine kurtze anleitung dazu geben, wie man die warheit vnd vnwarheit, die sie gar geschwinder,betrügerischer. Vgl.
arglistiger weise in einander vermengen, von einander scheiden vnd recht erkennen sol.
Erstlich ists war, das ich
solcher Disputation, wie der von Sophisten
Dieses ist nicht war, wie meine Disputatio selbst zeuget,
welche ich jtzt widerumb hab trucken lassen.Zu der Veröffentlichung der Disputation in den Jahren 1555 und 1558 durch
Vnd bitte, es wollen alle Menschen, so es thun koͤnnen, dieselbigen meine Disputation nur mit fleis besehen vnd erwegen, vnd sonderlich besehen vnd suchen, ob sie das jenige darinnen ersehen vnd finden moͤgen, dauon
man es dann also, wie
befinden wird, wie ich denn fuͤrwar weis vnd auffs aller gewissest bin, das es darinnen nicht befunden werden kan, so bitte ich nicht meher denn so viel, das man aus diesem einigen stuͤck doch erkennen wolle, was das fuͤr Leute sind, die nicht allein on allen grund vnd vrsache, sondern auch wider das, das von aller Welt offenberlich mit den augen gesehen vnd mit den ohren
gehoͤrt wird, die vnwarheit tichten, reden vnd in alle Welt frey ausschreibenveröffentlichen. Vgl.
Jst es nicht ein verblendte, verzweifelteungemeine, ungeheuere. Vgl. der Mensch koͤnne sich aus seinen eignen natürlichen krefften seines freien willens zur gnade schicken vnd bereiten, das jm der heilig Geist gegeben werd
? Rechnet mich derhalben vnter die, die er als Ketzer verdamnet vnd
von jederman verdampt haben wil. Vnd bekennet doch wider solche seine vermessene vnd vergessenevergessliche. Anspielung auf Haec ille, si recte memini
, das ist: Also hat
JCHS ANDERS RECHT BEHALTEN.
Nu wolan, ich habe droben gesagt vnd sage noch, hat
widerruffen. Was wil man nun mehr haben? Wie aber, wann der von
beweiset werden. Wo fur soll man denn jn halten, der solche beschwerliche vnwarheit auff mich tichtet, mir meine Lare, die Gottes warheit ist, verfelschet, mich, diese vnsere Christliche Kirchen vnd hochlobliche Vniuersitet so schendlich verleumbdet vnd lestert vnd so viel Christlicher Gewissen damit zum hohisten ergert? Wo fur (sage ich) soll man jn denn halten? Was sol
man jm drumb thun? Jch halt, man soll jm noch gar herlich drumb dancken vnd sagen: Gnad Herr, jr habt jm
Dieses wer wol eine Rede, damit ich leichtlich zu frieden sein konte, wann ers selbs bey solcher Reden hett bleiben lassen, das er der sachen vngewis wer. Aber das thut er nicht, sondern, als ob er nur auffs aller gewissest wer, also donnert vnd plixtblitzt. er mit verdamnen vnd verbannen.
solchen alten Man, ein ding aus der gedechtnis entfalle.Man soll dem Teuffel (sagt er) sol
Vgl.
che kunst fuͤrhalten vnd nicht Christen damit betriegen. Man gehet mit vns vmb, als weren wir eitel kloͤtze vnd ploͤche.
vngestuͤmmigkeit einher prallet,schreit, lärmt. Vgl.
fuͤrgenomen vnd seine meinung dawider gesatzt, wie sich nach der Schulen gewonheit vnter den Gelerten gepuͤret? Er hat sie ja freilich gehabt, weil er schreiben darff, was ich darin geschlossen haben sol. Oder hat ers allein von vngewissem hoͤr sagen, daran er zweifeln mus, so hette ers doch je bekomen moͤgen. Vnd do es jm daran gemangelt, vnd ers von mir begeret, wolt ich
sie jm selbs zugeschickt haben. Jtem, do er nicht eigentlich behalten, was ich darinnen gesetzt vnd geschlossen gehabt, warumb hat er mit seinem schreiben nicht innen gehalten, bis so lang, das er sie bekommen vnd mit fleis eigentlich hett wol durchlesen vnd besichtigen moͤgen?
Ach lieber Gott, man sihet wol, ja, sage ich noch ein mal, man sihet wol, was
er suchet vnd meinet, nemlich nicht, falscher Lare zu widerstehen (die, Gott lob, in dieser landen Kirchen nicht ist), noch die reine Lare zu erhalten vnd zu fordern (die Gott bey vns bis daher gnediglich erhalten hat vnd fortan erhalten wolle), aus liebe gegen Gott, seinem heiligen wort vnd der armen Kirch-C 1ven, sondern allein aus lautterm,purem. Vgl.
dieser Lande Kirchen vnd Schulen sampt derselbigen dienern zu verleumden, verdechtig, verhasset, anruͤchtig vnd feindselig zu machen, als wer hie in diesen Kirchen aller ding gar kein liecht, warheit noch seligkeit, sondern nur eitelausschließlich. Vgl.
berichten lassen, nemlich, wie er doch dazu kome, vnd was er fuͤr sonderliche vrsachen habe, das er fuͤr allen andern allein dieser Land Kirchen vnd Schulen so gar feindlich anfichtet. Ob vnd was er doch meher sonderlichs gewalts vber sie hab denn vber ander, vnd warumb er vnd seine Secta dieser Land Christliche Kirchen vnd Schulen allein so grewlich ver
damnet, die doch von andern Christlichen Kirchen vnd Schulen bis daher, nicht allein vnuerdamnet, sondern in guter einigkeit der Christlichen Lare vnd Bekentnis geblieben sind. Vnd wolt Gott, es muste solchs in einem gemeinen,allgemeinen. statlichenordentlichen, offiziellen. Vgl.
befinden, mit was vngrund sie vns bis daher so hoͤchlich beschweret haben. Aber sie wissen vnd verstehen wol, das sie es nicht ausfuͤren koͤnnen. Drumb schewhenscheuen. sie solche Conuentus vnd Colloquia, fuͤrchten sich fuͤr der warheit, die sie persuasibilia humanae sapientiae uerba heissen, vnd wollen, das man in jr vnbilliche, vnrechtmessige Sen-C 2rtentz vnd Vrteil
Konjiziert aus: willigenv/nd.willigen vnd demselben allein volgen soll. Aber Gott wird es wol machen.
So viel aber jtzund meine Disputation belanget, darumb mich der von Reinen
, bezeichnete sich die größte mittelalterliche Häretikergruppe. Allerdings hatten sich in der Antike bereits die Anhänger die allerreinsten
. Vgl.
Vgl.
thero
finden koͤnne, das mir der Mensch koͤnne sich aus seinen eignen natürlichen krefften seines freien willens zur gnade schicken vnd bereiten, das jm der heilig Geist gegeben werd etc.
, so wird er im grund befinden, ob mir
Jch sage aber hiemit offentlich fuͤr Gott vnd aller Welt, das solche wort in meiner Disputation nicht sind vnd der von
dieweil der von
Disputation nicht lesen, noch dauon vrteilen koͤnnen, sich dadurch moͤchten vberreden lassen, es wer in der warheit also vnd nicht anders, (denn wer wolt sich auch zu einem solchen grossen, ansehenlichen, altem Man versehen, das er etwas, das nicht war wer, reden oder offentlich ausschreiben solt?). Darumb, auff das dieselbigen vnd meniglich, wie vnd was ich in der gantzen
Disputation geschlossen hab, erkennen moͤgen, wil ich alles in einer Summa kuͤrtzlich vnd vnterschiedlich, auffs einfeltigst, mit Deudschen gemeinen worten, die der gemeine Man verstehen kan, anzeigen.
Die Heuptsache meiner Disputation ist diese:
Ob der Mensch in dem stand, darinnen er jtzt nach dem fall AdamsVgl. Gen 3,1–6. ist,
einen freien willen hab, vnd was er nach demselbigen vermoͤge oder nicht vermoͤge. C 3r Auff das von dieser sachen vnterschiedlich, verstendlich vnd eigentlich disputiret vnd gehandlet werden moͤcht, so hab ich den gantzen handel in fuͤnff vnterschiedliche fragen gestellet vnd was auff eine jede frage, Goͤttlichem wort vnd heiliger Schrifft gemes, zu antworten vnd
zu halten sey, bericht gethan, auff solche meinung wie folget.
Die erste frag ist:Zum Folgenden vgl. die
Ob der Mensch seines willens so frey, vnd sein selbs so viel mechtig, das er sich von offentlichen Sünden vnd Lastern (mord, Ehebruch, diebstal vnd dergleichen) abziehenlossagen, abwenden. Vgl.
erbaren wandel füren koͤnne?
Auff diese frage wird in meiner Disputation die antwort gegeben: Ob wol durch den fall Adams die natur gar geschwecht vnd verterbet sey an allen jren krefften, nichts desto weniger, so hab dennoch der Mensch noch das in jm, das er wisse vnd verstehe, das man recht thun vnd vnrecht lassen sol,
auch sey er seines willens so frey vnd sein selbs so mechtig, das er sich von eusserlichen boͤsen thaten fuͤr der Welt abziehen vnd der tugent vnd erbarkeit sich befleissigen koͤnne. Denn solchs ruͤmet S. Paulus Gerechtigkeit des fleisches, darnach Jsrael gestanden, Rom. 9.,Vgl. Röm 9,31. vnd welche die Heiden von natur gethan haben, Rom. 2.Vgl. Röm 2,14. Denn C 3v das des
Menschen eusserliche glieder, hende, fuͤsse, mund etc. von seinem willen angereget vnd regieret werden vnd nichts anders thun, denn was sein wille ist, das zeuget auch die Erfarung.
Hiemit aber sage ich nicht, das sich der Mensch aus seinen eignen natuͤrlichen krefften seines freien willens zur gnaden schicken oder bereiten
, wie der von
koͤnne, das jm der heilig Geist gegeben werd
Die ander frage ist:Zum Folgenden vgl.
Ob vnd wie fern des Menschen wille dem Goͤttlichen Gesetz koͤnne gehorsam sein?
Auff die frage wird in meiner Disputation diese antwort gegeben, das Menschlicher natur vnmoͤglich sey, dem Goͤttlichen Gesetz gnug zu thun, von wegen der angebornen vnd auffgeerbten Suͤnde, sintemal das Goͤttliche Gesetz nicht erfuͤllet werden kan allein mit eusserlichem guten wandel, sondern will einen gantzen, reinen, volkomen gehorsam des hertzens, der Seelen
vnd aller krefften haben. Dieweil denn die Menschen die angeborne vnd auffgeerbeten Suͤnde aus der Natur nicht koͤnnen weg thun, so wenig sie sich des Todes frey machen koͤnnen, darumb ist jnen auch nicht moͤglich, dem Goͤttlichen Gesetz gnug zu thun, wie S. Paulus zeuget, Rom. 8: Fleischlich gesinnet sein ist eine feindschafft wider Gott, denn es C 4r
Vgl. Röm 8,7. Jtem,
kan dem Gesetz Gottes nicht vnterthan sein, vnd vermags nicht.das dem Gesetz vnmoͤglich war (nemlich die Suͤnde vnd den Tod von vns weg zu nemen, weil wirs aus natuͤrlichen krefften nicht erfuͤllen koͤnten), das that Gott vnd sandte seinen Son.
Vgl. Röm 8,3. Denn ob wol Gott eusserlichen gehorsam von allen Menschen haben wil, welcher jm auch angeneme vnd
gefellig ist an denen, die durch Christum versuͤnet sind, so machet doch solcher eusserlicher gehorsam den Menschen nicht geschickt, noch bereittet jn zur gnaden, das jm der heilig Geist drumb gegeben werd, viel weniger aber ist solcher gehorsam die Gerechtigkeit, die fuͤr Gott gilt vnd bestehen kan,Vgl. Röm 3,21. also, das auch alle heiligen an jrem leben verzagen vnd sich allein der
gnade vnd barmhertzigkeit in Christo getroͤsten vnd sagen mussen:
Exodi 34: Fuͤr dir ist niemand vnschuldig.
Vgl. Ex 34,7.
Psal. 14 [sic]: Gehe nicht ins gericht mit deinem knecht, denn fuͤr dir ist kein lebendiger gerecht.
Vgl. Ps 143,2.
1. Cor. 4: Jch bin mir wol nichts bewust, aber darinnen bin ich nicht ge
Vgl. I Kor 4,4.
rechtfertiget.
Jerem. 9: Wer sich ruͤmen wil, der ruͤme sich des Herrn.
Vgl. Jer 9,23.
Die dritte frage ist:Zum Folgenden vgl.
Ob auch der Mensch aus eignem willen vnd krefften die werck thun koͤnne, die man geistliche oder des heiligen Geistes werck zu nennen pfleget?
C 4v Auff diese frage wird in meiner Disputation klerlich geantwortet, das der Mensch seines willens so frey vnd sein selbs so mechtig nicht ist, das er ein einigeseinziges. Geistliches werck von jm selbs anfahen oder volenden koͤnne one huͤlffe des heiligen Geistes. Dann so lauten meine wort: Humanam uoluntatem non habere eam libertatem, ut MOTVS spirituales sine auxilio
spiritus sancti efficere possit.
vnd mut zu guten wercken erwecken vnd anregen, welches ist recht den ersten stein gelegt. Wenn aber der heilig Geist solchs thut, als dann muͤssen wir jm nicht widerstreben, sondern gehorchen vnd Gott anruffenanflehen. Vgl. Gott hat den heiligen
Vgl. Act 5,32.
Geist gegeben denen, die jm gehorcheten.
Hie wird ja auch nicht gesaget, das der Mensch aus seinen eignen natuͤrlichen krefften seines freien willens sich zur gnad schicken vnd bereitten koͤnne, das jm der heilig Geist gegeben werd
, wie
erwecken vnd anregen muͤsse, das sie D 1r verstehe, gedencke, woͤlle vnd thue, was recht vnd Gott gefellig ist.
Die vierdte frage ist:Zum Folgenden vgl. die
Weil der Mensch seines willens nicht so frey vnd sein selbs nicht so mechtig ist, das er sich selbs zu geistlichen wercken erwecken vnd anschicken, viel
weniger aber dieselbigen volnbringen koͤnne, sondern der heilig Geist jn dazu erwecken vnd anregen, auch zur volnbringung helffen mus wie in der dritten frage angezeigt, ob denn des Menschen wille gar lautter nichts darzu thue, sondern den heiligen Geist allein in jm vnd mit jm schaffen vnd wircken lasse, wie ein todter Stein oder Klotz mit jm schaffen vnd handeln
lest?Jes 44,19; 45,9; Jer 18,6.
Darauff wird in meiner Disputation die antwort gegeben: Wiewol des Menschen wille zu keinen geistlichen guten wercken sich selbs erwecken noch anregen kan, sondern mus vom heiligen Geist dazu erweckt vnd angereget werden, so wird er doch von solchen des heiligen Geistes wercken nicht aller
ding ausgeschlossen, das er nicht auch dabey sein vnd das seine nicht auch dabey thun muͤsse. D 1v Denn es wircket vnd handelt der heilig Geist nicht mit dem menschen wie ein Bildschnitzer mit einem ploch,Das Augsburger Interim sagte über die Weise, wie der Mensch zur Rechtfertigung gelange, dass der barmhertzig Gott nit mit eim mentschen wie mit einem todten plock [handele], sonder zeucht ine mit seinem willen wann er zu seinenn jaren khombt.
Diese Formulierung wurde von den kursächsischen Theologen unter Führung
jnen machen wil, gar nicht weder fordern noch hindern, auch hilfft sie nichts, ob das werck wol gerate, noch schadet jn, ob es gleich vertirbet. Denn es gerate oder verterbe, so sind vnd bleiben sie in jrem wesen ein todter stein oder ploch, einen weg wie den andern. Also aber ist es mit dem heiligen Geist vnd mit dem Menschen nicht, denn wenn der heilig Geist in vnd mit
dem Menschen wircken wil, so wil er also in vnd mit jm wircken, das der Mensch durch solche wirckung in seinem wesen geendert vnd gebessert werde, zuͤndet im hertzen newes liecht an, dauon der Mensch empfehet vnd empfindet trost vnd leben. Jtem, erwecket in jm newe lust vnd neigung zu allerley geistlichen tugenden, das er anfehet zu erkennen vnd zu bedencken,
in was vnseliger blindheit, finsternis vnd jrthumb er zuuor gewesen, vnd zu was schoͤnem, seligem liecht der gnaden er nu beruffen sey. Vnd solchs alles wircket der heilig Geist in dem Menschen durch kein ander mittel oder werckzeug, denn durch das Goͤttliche wort, dadurch er das hertz ruͤret, erwecket vnd beweget. Wenn aber des Menschen hertz vom heiligen Geist
durchs wort also, wie jtzt gesagt, geruͤret, angereget vnd beweget wird, also denn mus D 2r der mensch nicht wie ein todter stein oder klotz sein, der dessen gar keines fuͤlen noch achten vnd sich nichts bewegen lassen wolle, viel weniger mus er sich dem, dazu er vom heiligen Geist angereget vnd bewegt wird, widersetzen, sondern dem heiligen Geist in dem, dazu er von
jm angeregt vnd bewegt wird, gehorchen vnd folgen. Vnd ob er da gleich seine grosse schwacheit, dagegen aber wie starck vnd gewaltig die Suͤnde in seinem fleisch dawider strebet, entfindet, so mus er doch darumb nicht ablassen, sondern Gott vmb gnad vnd huͤlff wider die suͤnde vnd fleisch anruffen vnd bitten, wie der Marci 9: Herr ich gleube, aber hilff du meinem
Vgl. Mk 9,24. Denn so gehet es mit allen Heiligen, das die suͤnde in jrer natur dem heiligen Geist widerstrebet, dawider sie kempffen, beten vnd sich allein der Goͤttlichen gnaden vnd huͤlff des heiligen Geistes getroͤsten muͤssen. Vnd ist kein vnterscheid zwischen den heiligen vnd Gottlosen, denn dieser einiger:einzige. Ob sie wol gleich suͤnder sind von natur, das die
vnglauben.
heiligen in die suͤnde nicht willigen, willigen aber in den trost, welchen jnen der heilig Geist gibt, das ist, sie erkennen jre suͤnde vnd schwacheit, lassens jnen leid sein vnd nemen die verheissung mit glauben an, dadurch jnen vmb Christus willen vergebung zugesagt wird, welchs die Gottlosen nicht thun. Denn die achten entweder der suͤnden gar nichts, das sies jnen liessen leid
sein, oder do sies ja endlich erkennen vnd fuͤlen, so willigen sie aber doch in den D 2v trost des heiligen Geistes nicht, das ist, sie woͤllen die angebotene gnad vnd vergebung mit Glauben nicht annemen. Drumb bleiben sie verdamnet. Gott ist kein anseher der Person,Vgl. Röm 2,11. das er gegen einem Menschen anders handeln woll denn gegen einem andern, sondern weil sie
von Natur vnd wesen alle gleich sind, so wil er auch gegen einem wie gegen dem andern gleich handeln, nemlich, weil von Natur alle Menschen gleich Suͤnder vnd schuldig sind, so beschleusset er auch alle Menschen gleich vnter die Suͤnde, wie Rom. 3. geschrieben stehet: Auff das aller mund verstopfft werd vnd alle Welt schuͤldig sey.
Vgl. Röm 3,19. Jtem: Hie ist kein
Vgl. Röm 3,23. Jtem, Rom. 11 vnd Gal. 3:
vnterscheid, sie sind alle zumal Suͤnder.Gott hat alles vnter den vnglauben
,Vgl. Röm 11,32 vnd die Schrifft alles vnter die Suͤnde beschlossen.
Vgl. Gal 3,22 Vnd gleichso. wie er alle Menschen on vnterscheid gleich vnter die Suͤnde beschleusset, also lest er auch allen Menschen on vnterscheid gleiche gnade vnd vergebung durchs Euangelion anbieten vmb
Christus willen, also das alle, die solch angebotene gnade mit glauben annemen gewislich selig werden.Vgl. Joh 3,16. Vnd ist kein ander vrsach, darumb etliche selig vnd etliche verdampt werden denn diese einige, das etliche, wann sie vom heiligen Geist angeregt werden, jm nicht widerstreben, sondern jm gehorchen vnd die angebotene gnade vnd seligkeit D 3r
annemen. Etliche aber wollens nicht annemen. Die es nun annemen, die werden selig, dagegen aber die dem Euangelio nicht gleuben vnd die angebottene gnade nicht annemen wollen, dazu sie doch vom heiligen Geist angeregt werden, sondern widerstreben dem heiligen Geist vnd verachten die gnade, wie S. Stephanus zu den Juͤden saget Act. 7,Vgl. Act 7,51–53. die werden
verdamnet. Drumb ist von noͤten, das der Mensch mit seinem willen dem heiligen Geist sich nicht widersetzig mache, sondern jm gehorche. Denn also gehet vns Gott mit seiner gnaden fuͤr vnd zeuhetziehet. vns, das er vns den heiligen Geist durchs Euangelion zur seligkeit beruffen lest, dazu wir sonst on solche des heiligen Geistes beruffung vnd anregung nimmermehr nicht
komen koͤnten. Aber wenn vns Gott also fuͤr gehet vnd vns zeuhet, so will er auch haben, das wir jm nicht widerstreben, sondern volgen vnd gehorchen sollen, vnd was wir des aus vnser schwacheit nicht vermoͤgen, das wir darumb zu jm seuffzen vnd beten sollen, so wil er vns durch seinen heiligen Geist auch krafft geben vnd helffen. Vnd hie ist abermal klar vnd offenbar,
ob ich wol sage, das der Mensch, der anders selig werden wil, wann er vom heiligen Geist durch die Predig des Euangelij angereget vnd beweget wird, seinen willen dazu geben muͤsse, das er jm nicht widerstrebe vnd die angebotene gnade nicht verachte, sondern sie mit glauben (welchen der heilig Geist in jm wircket) anneme. Das solchs gleich-D 3vwol gar viel
eine andere rede vnd meinung ist, als do der Mensch koͤnne aus seinen eignen natuͤrlichen krefften seines freien willens sich zur gnade schicken vnd bereiten, das jm der heilige Geist gegeben werd.
Ja ich sage gleich das widerspiel, nemlich, das der heilig Geist des Menschen willen vorkomen vnd denselben anregen, vnd das des Menschen wille dem hei
ligen Geist nicht widerstreben, sondern jm folgen vnd in seiner schwacheit Gott vmb gnad vnd huͤlff anruffen muͤsse, das er erloͤset vnd selig werde.
Die fuͤnffte Frage ist:Zum Folgenden vgl. die
Ob der mensch auch in eusserlichem thun vnd wercken etwas nach seinem willen furnemen vnd ausfuͤren oder volbringen koͤnne?
Auff diese Frage ist die antwort gegeben, weil es einen grossen vnterscheid hat, eine sache fuͤrnemen, vnd eine sache ausfuͤren oder volnbringen.
werd, das ers nicht also ausfuͤren kan, wie ers wol bedacht vnd verhoffet hett, darumb, so stehet die ausfuͤrung oder das volnbringen nicht im willen des Menschen. Ja, es geschicht auch offtmals, das die Menschen D 4r auch in jrem rath vnd fuͤrnemen jrren vnd betrogen werden, wenn sie nach jrem willen vnd rath etwas fuͤrnemen, das sie nuͤtz vnd gut duͤncket, vnd aber
gleichwol nicht nuͤtz vnd gut ist, darumb es denn Gott auch nicht fordert, sondern viel mehr hindert. Dieses verstehen die heiligen wol, darumb erkennen sie jre schwacheit, fahen nichts an auff jren verstand vnd gewalt, sondern bitten vnd gewarten huͤlffe von Gott, wie solchs diese Spruͤche vnd dergleichen zeugen, Jerem. 10: Jch weis Herr, das des Menschen thun
Vgl. Jer 10,23.
stehet in niemandes macht, wie er wandele oder seinen gang richte.
Prouerb. 16: Des Menschen hertz schleht seinen weg an, aber der Herr allein gibt, das es fortgehe.
Vgl. Prov 16,9; vgl. auch 19,21.
Joh. 15: On mich koͤnnet jr nichts thun.
Joh 15,5
Joh. 3: Ein Mensch kan nicht nemen, es werd jm dann gegeben vom
Joh 3,27.
Himel.
Dieweil denn in dieser Frage allein von denen wercken gehandelt wird, die ein jeder Mensch in seinem Beruff, nach Gottes beuehl, ja auch wol on vnd wider Gottes beuehl fuͤrnimpt vnd auszufuͤren gedenckt, welche auch auff mancherley weise verhindert werden koͤnnen, so sihet vnd verstehet ja
jederman, das ich nicht geschlossen habe, das der Mensch aus seinen eignen krefften seines freien willens sich zur gnade schicken vnd bereiten kan
, wie
Dieses ist nu, christlicher lieber Leser, die gantze Summa meiner Disputation, auffs aller D 4v einfaltigst, klerlich, ordenlichst, vnterschiedlichst
vnd richtigst ichs den gemeinen, einfaltigen Christen hab fuͤrtragen moͤgen. Die Gelerten weise ich, wie zuuor, an meine Disputation, das sie die selbigen selbs lesen, erwegen vnd nach befindung, ob sichs also damit habe oder nicht, wie mir der von
offentlich verdampt hat, oder wie sie es sonst befinden werden, erkennen vnd aussprechen moͤgen.
Vnd sage nochmals zum Beschlus vnd vberflus, wird sichs befinden, das ich in der gantzen Disputation an jrgend einem ort dieses geschrieben hab, das der Mensch aus seinen eignen Natürlichen krefften seins freien willens sich
, so wil ich hiemit fuͤr Gott vnd aller Welt bekennen, das es vnrecht vnd falsch sey, vnd wil dem, der mir solchs in meiner Disputation zeigen wird, drumb hoͤchlich dancken, auch solchen jrthum offentlich widerruffen vnd alle Menschen, die
zur gnaden schicken vnd bereiten koͤnne, das jm der heilig Geist gegeben werd, wie die Sophisten
ich damit geergert haben moͤcht, vmb verzeihung bitten. Wird mans aber in meiner Disputation nicht befinden, sondern viel mehr das widerspiel, so bitte ich auch alle frome Christen, die wollen sich an des von
dem alten Man seine abwitzGeistesschwäche, Verrücktheit. Vgl.
Denn ich erbiete mich hiemit oͤffentlich, do der von
Schulen dieser Lande nun ins zehend jar
lare halben, vnbesprochenunangeklagt, unbeschuldigt. Vgl.
verhuͤttung empoͤrung vnd vnruge vnd zu erhaltung gemeines Friedens in Weltlichen Regimenten, darobdarob sein = darauf aus sein, acht haben. Vgl.
Calumnijs vnd verleumbdungen nicht geergert, zerruͤt, verwirret vnd betruͤbet werden moͤgen.
Vnd endlich,zum Schluss. nach dem auch der von
fuͤrgeben,
Der erste Spruch ist Joha. 15: On mich koͤnnet jr nichts thun.
Joh 15,5. Diesen Spruch hab ich in der fuͤnfften frage eingefurt, ob der Mensch auch etwas
ausseräußerlichen Werken und Dingen. jm nach seinem willen fuͤrnemen, aussfuͤren vnd volnbringen koͤnne. Vnd habe gesagt, das furnemen stehe wol in des Menschen willen, aber das volnbringen nicht on Gottes huͤlffe, sintemal geschrieben stehet: One mich koͤnt jr nichts thun.
Das ich nun diesen Spruch auff des Menschen vnuermuͤgen ausser jm gefurt hab, daruͤber macht der von
Spruch vnd vber das gantze 15. Capitel Johan. geschrieben hat,Vgl.
Der ander Spruch ist 1. Cor.: Wir sind Gottes Mitarbeiter.
I Kor 3,9. Diesen Spruch hab ich also eingefurt vnd angezogen,angeführt, erwähnt. Vgl.
fall vnsere menschliche natur also geschwecht vnd verterbet ist, das es niemand mit gedancken erreichen kan, so sey dennoch noch ein Gewissen darinnen, das der Mensch wisse, das er soll recht thun vnd vnrecht lassen. Auch sey die natur nicht allerding gar zum todten stein oder klotz worden, also, das der Mensch zu keinem ding mit seinem willen sich nicht neigen
oder dauon abwenden moͤge, sintemal S. Paulus saget: wir seien Gottes Miterbeiter. Dieses verkeret mir der von
meiner gantzen disputation zu ersehen, was ich dem willen vnd krefften des Menschen zugebe oder nicht zugebe, nemlich, das ich jnen nicht mehr zugebe, denn jnen S. Paulus in diesem Spruch zugibet, da er saget: Jch hab gepflantzt, Apollo hat begossen, aber Gott hat das gedeien geben. So ist nun weder der da pflantzet noch der da begeusset etwas, sondern der das gedeien
Vgl. I Kor 3,6–9.
gibt. E 2v Der aber pflantzet vnd der da begeusset ist einer wie der ander. Ein jtzlicher aber wird seinen lohn empfahen nach seiner arbeit, denn wir sind Gottes Miterbeiter.
Was ist hie dieser Wort meinung? Das ist sie: S. Paulus sagt, er hab gepflantzet vnd Apollo hab begossen, das ist, sie haben beide das Euangelion
geprediget. Er, S. Paulus, hab den grund geleget, Apollo hab dazu geholffen, aber jr beider arbeit, wie trewlich vnd wol sie es auch gemeinet, wer vergebens vnd vmb sonst gewesen, wenn Gott nicht das gedeien dazu gegeben hett, das der heilig Geist dadurch in den Zuhoͤrern krefftig gewesen vnd gewircket hett. Gleich wie die Ackerleute so pflantzen vnd begiessen, auch
wol jr arbeit thun, welche doch gar vergebens vnd verloren wer, wenn Gott seinen Segen vnd gedeien nicht auch darzu gebe, das es auffginge, erfur wuͤchse vnd fruͤchte brechte. Aber wie wol Gott on der Ackerleute arbeit wol koͤnd frucht geben, also koͤnte er auch wol on der Prediger arbeit sein erkentnis, Glauben, Gnade, Trost vnd Seligkeit geben. Ja, er koͤnts wol on
Wort vnd Glauben alles geben, er wil es aber nicht thun, sondern hats also geordnet, das zur offenbarung seiner gnaden die prediger jren dienst, vnd zur erkentnis vnd empfahung derselbigen durch den Glauben, die Zuhoͤrer jren willen auch dazu begeben sollen. Denn wie der Ackerman vnd Prediger mit jrer arbeit on Gottes gedeien nichts fruchtbars aussrichten koͤnnen, also
widerumb wil auch Gott gar E 3r keine frucht noch gedeien geben, wo die Prediger nicht das jre auch dabey thun. Ja, nicht allein die Prediger, sondern auch die Zuhoͤrer. Die Prediger, das sie das Wort als vleissige Ackerleute ausseen, vnd die zuhoͤrer, das sie die Predigt in einem feinen, guten hertzen annemen vnd bewaren vnd frucht bringen in gedult, Luce. 8.Vgl. Lk 8,15.
So viel wil ich auff dissmal, zu rettung der warheit vnd verantwortung meiner Lare, die nichts anders denn Christlich vnd in der heiligen Propheten vnd Aposteln Schrifften vnd in den dreien Symbolis, Apostolico, Niceno vnd Athanasiano, gegruͤndet, zu dem auch der Augspurgischen Confession, jrer Apologia vnd Schmalkaldischen Articuln gemess ist, kuͤrtzlich geantwortet
haben. Denn weil der von
gibt, darumb, so hab ich auch so viel desto weniger zu uerantworten vnd widerlegen gehabt. Wird aber die Rotte von dem, so sie bis daher selbst felschlich ertichten vnd aussgeben, nicht abstehen vnd vnser Lare, die wir offentlich fuͤren, weiter angreiffen, so soll mit Gottes huͤlffe jnen dermassen begegnet vnd vnter augen gegangen werden, das alle Gottseligen
daran gut gefal-E 3vlen vnd freude haben Vnnd die Kirche des Herrn Christi dauon nicht also, wie von jren Calumnijs vnd falschen aufflagen geergert, sondern viel mehr gebessert, die Christliche Lare dadurch ausgebreitet vnd erkleret werden soll. Gott helff der Warheit, schende die Luͤgen, erhalte die seinen, bekere die zu bekeren sind vnd wehre dem
leidigen klassisches Epitethon für den Teufel: widerwärtigen. Vgl.
Dicat omnis populus: Fiat, fiat.
Ps 105 [106],48 (Vg.).