A 2r Offenntliche Bekentnis der reinen Lehre des Euangelij Vnd Confutatio der jtzigen Schwermer.In B folgt: Durch.
.
Djeweil ich sehe vnnd mercke, das die zeit vnd stunde komen vnd fahr vnd sorg verhanden ist, das wir nach der weissagung ,Vgl. z.B.: Das gibt auch die erfarunge, das an keynem ort der wellt das Euangelion lauter und reyn ist blieben uber eyns mans gedencken, sondern so lange die blieben sind, die es auffbracht haben, ists gestanden und hat zugenomen, wenn die selbigen dahyn waren, so war das liecht auch dahyn, folgeten so balde darauff rottengeyster und falsche lerer. Also ists itzt auch. Das Euangelion haben wyr feyn und reyn, Und ist die zeyt der gnaden odder selickeyt und angeneme tage. Aber bald hernach wird es aus seyn, soll die wellt lenger stehen.
; . seliger gedechtnis,
das Euangelium vnter dem schein vnd namen des Euangelij verlieren vnd nichts dauon denn die Huͤlfen behalten sollen, so ist es von noͤten, das wir vns mit Gottes wort ruͤsten vnd gefasset machen, dem Sathan vnd seinen schuppenAnhänger, Gefolgsleute. Vgl. . ritterlich zu widerstehen.Vgl. II Kor 10,4f; Eph 6,11–17; I Tim 1,18; II Tim 4,7. Denn menschliche Weisheit hat durch die kuͤnste der Sprachen vnd der Wolredenheit so vberhandt genomen, das
sie in der Kirchen Christi nicht eine Magd vnd Dienerin, wie jr eigent vnd gebuͤrt, sondern eine Koͤnigin vnd Keiserin, nicht allein vber die Kirchen, sondern auch vber Gottes wort regieren, dasselbige aus der Philosophia nach jrem gutduͤncken meistern, deuten, glosieren vnd auslegen wil, wie denn die schoͤA 2vnen gleissendeheuchelnde, sich verstellende. Vgl.
Das sie die kleinen, geringe vnd verachte Kirchen (so bey der reinen lere des Euangelij ist bestendig blieben) lestert, schendet vnd mit list vnd behendigkeit jrer kunst des wolredens verdampt vnd dieselbige vnter zudrucken sich vnterstehet, wie sie denn schon angefangen hat vnd das an den fromen vnd Gottfuͤrchtigen Predicanten, so sie von jrem dienst entsatzt vnd veriagt
hat,Zu Amtsenthebungen im Zuge des Versuchs, die Bestimmungen der Leipziger Landtagsvorlage im
tion vnd Enderung, blieben, wie wir sie von Gott, durch das tewer vnd1 ausserwelt Werckzeug Christi,Zu den heroisierenden zeitgenössischen Be und Zuschreibungen
vnd werden derhalben des vnbillich beschuldigt. Darumb thun sie vns gros gewalt vnd vnrecht, das sie sagen, wir haben dissipationes vnd disiunctiones angericht.Es war nicht zuletzt
darein nicht willgen koͤnden noch wolten, so faren sie zu vnd geben vns schuld, das wir die Kirchen Christi dissipirt, perturbirt vnd verwuͤrret haben, nennen vns zenckische vnd stoͤrrige koͤpffe, die den vnfrieden lieben vnd frieden hassen.Vgl. z.B.
dissipation, verwuͤrrung der Kirchen Christi, von sich auff vns werffen vnd vns schuld geben, was sie gethan haben? Sind das werck vnd thaten des heiligen Geists? Sind es werck des Christlichen glaubens? Thut also die Christliche Liebe? So weis ich nicht, was neid vnd hass, ja der Teufel selbs thut oder ergers thun koͤnd. Nu Gott wirds finden vnd richten. Ah, Gott von
Himel, wir bitten dich von grund vnsers hertzen, erhalte vnd errette deine Warheit vnd die recht leren, stewre vnd were dem Teufel vnd seinen Schuppen, las sie deine Warheit nicht vnterdrucken, sondern gib gnad vnd Geist, denen, die es vnwissent thun, das sie sich erkennen, Busse thun vnd selig werden, allen die es begern. Amen.
A 3v Denn es wird nicht besser, sondern jmmer erger. Es lesset sich alles also an, als wolt das Euangelium bey vns zu grund gehen, vnd das wir an stat des Euangelij eitelnicht als. Vgl.
vneinigkeit? Wer hat hie fried gehindert vnd vnfried angericht? Wer ist hie vrsach der zerruttung vnd verwirrung der Kirchen? Sinds nicht die, so die beide Ketzer nicht verdamnen wollen,
zeuget viel anders.
wir die Cinglische vnd Osiandrische Ketzerey vnd jrthumb mit guten Gewissen nicht annemen, noch in jre absonderung vnd newerung willigen, damit sie sich von
keine vneinigkeit noch zwitracht entstanden, vnd alles vngluͤcks, so vorhanden ist, vberhaben.beendet. Vgl.
lianer vnd Osiandristen nicht verdammen, so koͤnnen sie bey der Augsburgischen Confession nicht bleiben, sondern sein schon dauon abgewichen vnd abgefallen, haben also den fried gehindert vnd vnfried angericht. Denn wo sie mit vns die obgedachte Jrthumen verdampten, so weren wir auff vnser seiten in dem fall wider die Papisten gar einig gewesen. Dieweil aber
die Augsburgische Confession bekennet vnd saget, das Christus blut, leiden vnd sterA 4vben vnser Gerechtigkeit ist,Vgl.
entschuͤldigen oder verteidigen. Vnd in Summa, dieweil wir nichts newes anfahen noch angefangen haben, sondern bey der Augsburgischen Confession stets geblieben sind, so werden wir ja, wie auch vorbereits. gesagt, des vnfriedens vnbillich bezichtiget. Haben derhalben diese vnsere bekentnis vnd folgende kurtze Confutation lassen ausgehen, das solche vnsere vnschuld an
tag kome vnd jederman offenbar wuͤrde, das wir keine Dissipationes, disiunctiones vnd perturbationes, das ist, vnfried vnd verwirrung der Kirchen angericht haben. Vnd wer vns dessen schuld gibt, der thut vns fuͤr Gott vnd der Welt gewalt vnd vnrecht. Jene aber, so die Religion vnd Ceremonien mutirt, alterirt vnd geendert,Zeichensetzung folgt B. A setzt die Virgel nach haben
. haben solche Dissipationes, disiunctiones, per
turbationes Ecclesiarum, das ist, zuruͤttung vnd verwirrung der Kirchen angericht. Denn jr viel auff diesen tag in solcher zuruttung vnd verwirrung, wissen nicht, woran sie sind oder was sie thun sollen. Etliche sind widerumb ins Bapstum gerathen, das sie neben dem Euangelio B 1r auch WasserZu denken ist hier vor allem an die Taufwasserweihe an den Vorabenden vor Ostern und vor Pfingsten. Vgl.
Sontage vnd sonst vmb die Kirchen gehenEine Anspielung auf Prozessionen zu unterschiedlichen Anlässen: z.B. Ostern, Pfingsten, Fronleichnam.Beide Ausgaben setzen hier eine Virgel wie nach Heiden
, so dass nicht völlig eindeutig ist, auf welchen Satzteil sich wie die Heiden
bezieht. wie die Heiden, opffern vnd halten Messe, das sie schwerlich widerumb zu recht komen werden. Wes ist aber die schuldt? Wer hat vrsach zu solchem Grewel gegeben? Die still sitzen vnd nichts newes angefangen haben, oder die, so Ceremonien geendert vnd mutirt haben? Derhalben wir fuͤr Gott vnd der Welt solcher Greweln
undKonjiziert aus: and; B: und. ergernis, zuruttung vnd verwirrung vnschuldig sind.
Bekennen derhalben oͤffentlich, das, wie wir von anfang bishero bey der Augsburgischen Confession, jrer Apologia vnd den SchmalkaldischenKonjiziert aus: Schmakaldischen; B: Schmalkaldischen. Articuln geblieben sind, so wollen wir auch hinfort, mit Gottes gnad vnd huͤlffe, dabey bis in todt bestendig bleiben vnd durch keine persuasibilia humane
sapientie verba vns dauon reissen lassen, auff das wir ja zu keinem vnfried oder vneinigkeit vrsach geben. Verwerffen vnd verdamnen dagegen alle Jrthume, SchwermereienKonjiziert aus: Schermereien; B: Schwermereien. vnd Ketzereien, so derselben Confession, jrer Apologia vnd Schmalkaldischen Articuln zu entgegen vnd wider sind, wollen noch sollen derer keine in vnsern Kirchen dulden noch leiden. Denn solche
alle sind auch zu gleich widerwertig dem Euangelio vnsers lieben Herrn Jhesu Christi.
B 1v Demnach verdamnen wir zu erst
vnd dagegen jre eigene Predigt rhuͤmen vnd auffwerffenaufbauschen, übergebührlich loben. Vgl.
mehr gleuben denn Christo? Wer macht vns aber gewiss, das jr wort vnd schwermerey Geist vnd leben ist vnd Christus wort ein todter buchstab, so doch Petrus zu Christo saget, du hast wort des ewigen Lebens.
Joh 6,68. Jst das nicht Gott schenden vnd lestern? Das man Gottes Son vnter ein Menschen werffen sol vnd den Menschen vber Gott heben, das man sagen sol, leren
vnd Predigen, Christus wort ist ein todter buchstab, aber
StenckfeldistenPolemische Bezeichnung für die Anhänger
hoͤren mus, das der Schwermer predigt sol aus Gott vnd von Gott sein vnd die predigt des Euangelij, welche Gott der Vater vnd sein lieber Son Jhesus Christus eingesatzt, geboten vnd befohlen hat, das sie in alle Welt ausgehen vnd schallen sol,Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15f. sey vom Teufel. Pfuy dich an, du Schandteufel, hebe dich ein mal. Ach Gott, himlischer vater, wie kanstu doch solche grewliche
lesterung deines Namens dulden vnd leiden, das sie jr eigen selbs thun vnd wesen fuͤr geist vnd leben rhuͤmen, loben vnd preisen vnd dein befohlen Ampt vnd dienst des heiligen Euangelij einen todten buchstaben schenden vnd lestern. Wers doch kein wunder, das sich die erde auffthet vnd sie in eim augenblick verschlunge. Du hast je geboten vnd befohlen, das die Predigt
des Euangelij in aller Welt leuchten vnd scheinen sol, auff das dadurch dein Geist vnd gnad in aller Menschen hertzen ausgegossen werde. Denn so spricht Christus, vnser lieber Herr, zu seinen Juͤngern, aus B 2v meinem befehl gehet hin vnd predigt das Euangelion allen Creaturen.
Vgl. Mk 16,15. Solch gebot vnd befelh deines lieben Sons, vnsers Herrn Jhesu Christi, schenden, lestern
vnd verdamnen sie vnd sagen, es sey nur ein buchstab, stim, schall,Gerede. Vgl.
Christ sein, noch durch Gottes Geist getrieben werden. Denn Gottes Geist ist nicht wider den Befehl des Vaters vnd Sons, vnsers Herrn,Konjiziert aus: Hern; B: Herrn. Jhesu Christi. Darumb, so mus jn der Sathan, des leidigenwiderwärtigen. Vgl. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.
Mt 12,30; Lk 11,23.
Zum andern, verdamnen wir
tigkeit Gottes, wie in nova regeneratione attrahimus essentialem iusticiam Christi, quae est Deus ipse Si enim Deus iustus est, tum necesse est divinam eius essentiam esse iusticiam eius; quod si autem et eos, qui in Christum credunt, iustos efficit, tum necesse est, ut eis divinam suam et essentialem iusticiam communicet, alioqui nunquam in aeternum iusti fierent; et tamen ipse solus iustus manet, cum nos nullam propriam, sed solius Dei iusticiam habeamus.
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David ein gerechtes Gewächs erwecken will, und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten
; Jer 33,15: In denselben Tagen und zu derselben Zeit will ich dem David ein gerechtes Gewächs aufgehen lassen, und er soll Recht und Gerechtigkeit anrichten auf Erden.
damit
Jeremias redet vom gewechs oder vom Samen Dauids, das der Son Dauid, Christus vnser lieber Herr, der gecreutzigte, vnser GerechtigkeitKonjiziert aus: Gerechtikeit; B: Gerechtigkeit. sey, nicht seine Goͤttliche, Wesentliche Gerechtigkeit, sondern seine Menschliche vnd wirckliche Gerechtigkeit, welche nichts anders ist denn sein Gehorsam, das er dem Vater ist gehorsam gewesen bis in todt des Creutzes, vnd das er
geliebt hat die Gerechtigkeit vnd gehasset die Ungerechtigkeit. Durch diese seine Gerechtigkeit hat er Gottes zorn gestilt vnd vns mit jm versuͤnet, darumb, das er Jehoua, das ist, warer Gott ist. Denn wo er nicht warer Gott were, so guͤlte sein Leiden vnd Sterben nicht so viel, were auch nicht so tewer vnd werd, das es Gottes zorn stillen vnd versuͤnen kuͤnde. Denn alle
Heiligen vnd Engel in einen hauffen geschmeltzt koͤnden mit allen jren wercken vnd leiden nicht fuͤr eine Suͤnde gnug thun oder Gottes zorn stillen. Denn dazu gehoͤrt persona diuina et infinita, diese ist des Propheten meinung vnd keine ander, das weis ich fuͤrwar. Diese seine Gerechtigkeit ist vns geschanckt vnd B 3v gegeben, das wir dadurch nicht allein erloͤset,
sondern auch gerecht vnd selig werden sollen, 1. Cor. 1: Christus Jhesus ist vns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit, zur Heiligung, zur Weisheit vnd erloͤsung.
Vgl. I Kor 1,30. Da stehet mit ausgedruckten worten, das Christus sey vnser Gerechtigkeit vnd nicht allein vnser Erloͤsung, wie
Christi, zeiget er an zun Roͤmern am 5., da er spricht: So werden wir je viel mehr durch jn fuͤrm zorn behaltenerretten. Vgl.
Vgl. Röm 5,9. Vnd bald darnach: Denn gleich wie durch eins Menschen vngehorsam viel Suͤnder worden sind, also auch durch eins gehorsam werden viel gerechte.
Röm 5,19. Vnd abermal Rom. 3: Vnd werden
Vgl. Röm 3,24. Wie koͤnde der heilige Paulus wider
gerecht durch die erloͤsung, so durch Jhesum Christum geschehen ist.De unico mediatore
Schrifft gelesen, ist das nicht ein loser,nichtsnutziger, böser. Vgl.
B 4r Zum dritten verdamnen wir die Sacrament schwermer, Das ist mein Leib
nicht auf das Brot, sondern auf seinen eigenen Körper gedeutet, entbrannte eine Kontroverse über das Abendmahlsverständnis, in der die Trennung zwischen Das bedeutet mein Leib
zu verstehen seien. Das von
Schwermer, denn sie folgen doch menschlicher Vernunfft vnd weisheit, aber jene streben wider alle vernunfft vnd weisheit.
vernunfft folgen, so haben sie doch keinen Spruch in der gantzen heiligen Schrifft, der druͤnge oder zwuͤnge, das die wort des Abendmals vnsers Herren Jhesu Christi (das ist mein Leib, der fuͤr euch gegeben wird)Lk 22,19; vgl. auch Mt 26,26; Mk 14,22. anders denn sie lauten sollen verstanden werden. Derhalben kan vnd sol man hie der vernunfft nicht folgen, sondern man sol vnd mus bey Gottes wort
bleiben, welches vber alle vernunfft ist vnd vmb jrent willen wider Gottes wort nichts leren noch predigen. Vnd drumb, weil wir einen klaren, hellen vnd gewissen Text fuͤr vns haben, die wort vnsers Herrn Jhesu Christi, welche deutlich, klar vnd helle sagen (das ist mein Leib, der fuͤr euch gegeben ist), nemlich, das Brot, das ich neme, breche vnd euch gebe, das jr
nemet vnd esset, das ist mein Leib, nicht ein figurB 4vlicher Leib, sondern der Leib, der fuͤr euch gegeben vnd an das Creutz gehefftet ist. Diesen hellen Text werden vns jre figuren, Tropi Die Vertauschung der eigentlichen Bedeutung eines Wortes oder Ausdrucks mit einer anderen. Vgl.
welches sie nicht thun kuͤnden, wenn er mit jnen dunckel, verborgen, in parabolis oder figuris geredt hette, koͤndten sie doch jn nicht verstehen, wenn er klar, hell vnd on figurn mit jnen redete. Dieweil denn Gottes Son selbs solche wort zu vns allen redet, on zweifel, das wir sie gleuben vnd verstehen sollen, so forderts die hoͤchste not vnsers Gewissen vnd der
Seelen seligkeit, das wir denselben worten auch gleuben muͤssen wie sie lauten, vnd gar nicht zweifeln, das das Brot sey der ware vnd natuͤrliche Leib Christi, der am Creutz gehangen ist. Diesen natuͤrlichen vnd einfeltigen verstandt der wort Christi kan kein Spruch der heiligen Schrifft vmbstossen, sondern die gantze Schrifft lesst diese wort stehen vnd bleiben
wie sie lauten. Jr bestes Argument, das sie haben, ist ein Heidnisch vnd Philosophisch Argument, durch die vernunfft vnd jre weisheit aus der Philosophia gesponnen. Ein natuͤrlicher Leib kan zugleich nicht an zweien oͤrten sein. Dieweil denn Christus Leib im Himel ist, so kan er nicht auch im Abendmal sein.Zu
klaren, hellen Text des Euangelij figuratiue vnd verstehen jn anders denn die wort lauten, vnd wollen das Gottes wort, gebot vnd befelh sich nach der Natur vnd Philosophia vnd die Natur vnd vernunfft nicht nach Gottes wort richten sol. Jn summa: Gott vnd sein wort sol der Creatur weichen, vnd die Creatur sol nicht Gott weichen. So doch nicht allein die Philosophia vnd
vernunfft, sondern alle Creaturn im Himel vnd auff Erden Gott vnd seinem wort weichen sollen vnd muͤssen. Derhalben sich in keinem weg leiden wil, das die wort im Abendmal der Vernunfft vnd Philosophia weichen sollen, sondern es heisst: Gott gebet die ehre vnd gleubet, das er gewis thut, was er saget, denn er ist die warheit vnd kan nicht liegen. Derhalben sol vnd mus
die Vernunfft vnd Philosophia Gott vnd seim Wort als die Creatur jren Schoͤpffer, vnd Gott nicht der Creatur weichen, vnangesehen, das es vber vnd wider die Philosophia ist vnd die Vernunfft nicht begreiffen noch verstehen kan. Solt Gott darumb liegen vnd in seinen worten gestrafft werden, so muͤsten wir kein Artickel vnsers Christlichen Glaubens oder
Religion gleuben, denn sie sind alle vber vnd wider die vernunfft. Druͤmb sol man Gott vnd sein Wort allzeit gleuben C 1v vnd darinnen nicht kluͤgeln,neunmalklug grübeln. Vgl.
darinnen vmb der Philosophia oder Menschen klugheit willen nicht grubeln noch vrsachen suchen, wies zu deuten oder zu uerstehen ist, sondern, was Gott redet vnd saget, sol man glauben, wens gleich die vernunfft nicht begreiffen noch verstehen kan. Sonst muͤste man auch diese wort des Euangelij (Christus gieng hinein durch verschlossen Thuͤr zu seinen
Juͤngern)Vgl. Joh 20,19. anders deuten denn sie lauten. Denn es ist der natur vnd bey der vernunfft eben so vnmuͤglich, das ein Leib durch eine verschlossne Thuͤr gehet, als das ein Leib zu gleich an zweien orten ist. Wie man nu diesen Spruch mus bleiben lassen vnd verstehen, wie die wort lauten, vnd jn vmb der Philosophia oder vernunfft willen nicht anders deuten sol, vnangesehen,
das er vber vnd wider die Natur, Philosophia vnd die vernunfft ist, also sol vnd mus man auch den vorigen Spruch vngedeutet lassen vnd einfeltig verstehen, wie die wort lauten vnd in keinem wege figurate deuten. Denn man sol Gottes allmechtigkeit kein ziel noch maß setzen. WasAb hier weicht B konstant in den Seiten, zum Teil auch bei den Zeilenumbrüchen von A ab. bey den Menschen vnmuͤglich ist, das ist bey Gott muͤglich.
Lk 18,27. C 2r Derhalben
diese wort, Das ist mein Leib
, dringen vnd zwingen vnsere Gewissen gewaltiglich, das wir sie verstehen muͤssen wie sie lauten. Denn der sie redet, ist allmechtig vnd wahrhafftig, der nicht liegen kan.Vgl. Tit 1,2; Hebr 6,18. Dieweil er denn sagt, das ist mein Leib
, so ist auch das Brot der Leib, vnd der Leib der fuͤr vns gegeben ist. Darumb gezimpt vnd gebuͤrt vns nicht, die Wort der
Goͤttlichen Maiestet zu drehen vnd zu deuten vnsers gefallens, sondern es heist auch: uide et tace, si uis uiuere in pace.Sprichwörtlich. Das ist, wiltu ein gut Gewissen haben, so hoͤre vnd gleube, was Gott redet vnd saget vnd frag nicht weiter wie oder warumb? Denn das ist nach weisheit fragen, vnd wil grundt vnd vrsach der werck Goͤttliches willens wissen, welches vns
verboten ist.
Zum vierden verdamnen wir die Adiaphoristen, darumb, das sie neben dem Euangelio, Menschen Traditiones in jren Kirchen zu halten, geboten haben.Zum Adiaphoristischen Streit vgl.
Christus neben seinen Ceremonien oder Gottsdienste keine andere selbertichte Ceremonien oder Gottesdienste leiden, quia scriptum est: frustra me colunt mandatis hominum.Vgl. Mt 15,9 (Vg). Darumb sol man in den Kirchen Christi nichts leren noch halten, denn was Christus C 2v vnser liebster Herr zu leren vnd halten geboten vnd befohlen hat. Vnd ob sie jre Ceremonien, wie sie
sagen, nicht fuͤr Gottesdienst, sondern fuͤr eine Disciplin eingesatzt vnd geordnet haben,Vgl. z.B. Wort und Federn führt der Wind weg.
Denn sie wissen wol, das aus solchen Geboten vnd ordnungen, die man in Kirchen helt, Gottesdienste vnd laquei animarum mit der zeit werden. So helts auch itzund der gemeine Man fuͤr Gottsdienste. Vnd wofuͤr solt ers sonst halten,
dieweil solche Gebot, in Kirchen zu halten, gestifft vnd geordnet werden. Jn Kirchen pflegt man nichts als noͤtig zu halten noch zu stifften denn Gottsdienste. Darumb sol in den Kirchen Christi kein Gebot gelten noch gehalten werden denn die gebot Christi. Den allein sollen wir hoͤren, wie Gott der himlische Vater vns gebeut, sagend: Das ist mein lieber Son, den hoͤret.
Mk 9,7; Lk 9,35; vgl. auch Mt 17,5.
Vnd aus diesem befehl, so gebeut auch Christus seinen Juͤngern: Gehet hin vnd predigt das Euangelium aller Creaturn vnd leret sie halten, was JCH, Jch euch befohlen habe
Vgl. Mt 28,19f; Mk 16,15., nicht was die Adiaphoristen befehlen werden. Vnd solchs haben die Propheten zuuor verkuͤndigt vnd geweissaget, stimmen auch gleich ein mit Gott dem Vater vnd seinen Son Jhesu Christo, nemlich,
das man in der Christenheit nichts lehren, C 3r predigen noch halten sol, denn das Wort vnd das Gesetz, so aus Zion vnd Ex Zion exibit uerbum Domini et Lex eius ex
Vgl. Jes 2,3 (Vg). Aus Zion vnd
risten Messe vnd andere jre Ceremonien, so sie in Kirchen zu halten geboten haben, nicht aus Zion oder
zu gebieten, das man in Kirchen halten solle oder muͤsse. Darumb auch Paulus seinen Heiden nichts geboten noch auffgelegt hat, denn was Christus der Herr selbs befolhen hat. Denn so schreibet er zun Corinthern: Solchs aber sage ich euch aus vergunst vnd nicht aus verbot.
I Kor 7,6. Vnd bald darnach: Den Ehelichen gebiete nicht ich, sondern der Herr.
I Kor 7,10. Vnd abermal: Solchs
I Kor 7,35. Hat Paulus seinen Christen nichts gebieten wollen, denn was Christus vnser liebster Herr befohlen hat, so solten jm die Adiaphoristen billichzu Recht. Vgl.
sage ich euch zum besten, nicht das ich euch einen strick an hals werffe.
strick der Adiaphoristerey nicht leiden oder tragen wolten, von jrem dienst entsatzt vnd verjagt haben.Vgl. Anm. 5. Hieraus folget, das sie kein fug noch recht, kein gewalt noch macht, solche Adiaphora zu gebieten gehabt, haben, denn die Aposteln selbs haben des kein gewalt noch macht gehabt. Darumb die Pfarherr vnd Predigern nichts gebieten sollen, denn was Christus befohlen hat.
Denn solches gebietens sol sich der Antichrist vnterstehen, der hats im vorbehalten, das er die Christenheit mit Kleidern vnd Speise beschweren, beladen vnd vnterdrucken sol, dauon die Aposteln vnd Propheten geweissaget haben.Vgl. Röm 14,20; Kol 2,16. Vnd wo die Diener der Kirchen sich des vnterstehen, vnd neben dem Euangelio Menschen Tradition zu halten gebieten, so tragen sie auff
beiden achsseln,Sprichwörtlich: es mit beiden Parteien halten. Vgl.
werden.Vgl. Mt 6,24; Lk 16,13. Denn beides leidet sich gar nicht beisamen. Wer nu neben Christo vnd C 4r seinem Wort, menschen Tradition zu halten, gebeut, der hasset Christum vnd liebet den Antichrist vnd seinen Mammon, oder hanget an diesem vnd verachtet Christum. Ja, er hat Christum vnd das Euangelium schon verleugnet, vnangesehen, das sie das Euangelium teglich leren vnd
predigen, quia scriptum est: qui non est mecum, ille est contra me.
Mt 12,30 (Vg); Lk 11,23 (Vg). Er ist mein feind vnd hasset mich, liebet meinen Widerchrist vnd hanget an jm, dient jm auch, nicht mir, quia scriptum est: frustra me colunt mandatis hominum.
Vgl. Mt 15,9 (Vg). Derhalben hilfft sie auch nicht, so wenig als die Caluinianer oder Zwinglianer, das sie das Euangelium predigen vnd hoͤren, quia
scriptum est: Regnum Dei non est in sermone, sed in uirtute.
Vgl. I Kor 4,20 (Vg). Denn es ist nicht gnug, das man das Euangelium hoͤret vnd predigt, sondern man mus auch neben dem Euangelio den Christen kein strick an hals werffen, das ist, nichts gebieten noch aufflegen,damit belasten. Vgl.
kan noch sol,Vgl. Ex 20,3; Deut 5,7; I Kor 8,5f. also kan vnd sol man auch neben den Ceremonien Christi keine andere Ceremonien der Menschen in den Kirchen gebieten noch halten. Denn wenn wir Christus, vnsers liebsten Herren vnd Heilands, gebot vnd befelh haben vnd halten in vnsern Kirchen, so haben wir vbrige Disciplin vnd ordnung mehr denn gnug, sie wolten denn sage, C 4v (wie
sie denn mit der that vnd jren newen Ordnungen thun), das Christus vnd seine Aposteln keine disciplin, zucht noch ordnung gehalten haben. Es entschuͤldiget sie auch nicht, das sie sagen, wir scheiden die vnnoͤtige stuͤck vnd artickel von den noͤtigen, bey diesen bleiben wir bestendig, aber vmb jener willen streiten wir nicht, darumb haben wir sie dem Widerteil
nachgeben, denn es ist nicht not, das man vmb der vnnoͤtigen ding willen sich in fahr leibs vnd lebens gebe.Vgl. z.B.
das jre Adiaphora vnd vnnoͤtige stuͤck sind in diesem fall nicht mehr vnnoͤtig, sondern noͤtig worden, als der Glaub selbs fuͤr dem Keiser zu bekennen. Denn sie hangen an den noͤtigen vnd ziehen die noͤtigen mit sich. Ja, durch die vnnoͤtigen werden die noͤtigen vom Keiser vnd seinen Papisten gemeinet vnd gesucht, wie das die hendel des Keisers ausweisen.
Als nemlich durch die Oelung wird nicht gesucht der Apostel oͤlung, sondern des Bapsts oͤlung, die letzte schmire, welche ein lauter grewel vnd Abgoͤtterey ist. Also auch durch den ChorrockDas Chorhemd bzw. der Chorrock entwickelte sich aus der Albe, einer knöchellangen weißen Tunika. Im adiaphoristischen Streit wurde der Chorrock zum Symbol für die von den kursächsischen Theologen vorgeschlagenen Veränderungen in den Zeremonien, die aus Sicht bemäntelt
werden sollten. Vgl. die Abbildung auf dem Einblattdruck (mit aufgeklebtem, beweglichem Chorrock) Der vnschuͤldigen Adiaphoristen Chorrock / daruͤber sich die vnrugige vnd Stoͤrrische Stoici mit jhnen zancken
(Magdeburg: Pancratius Kempff, um 1550 [nach unserer Ausgabe Nr. 10, S. 930, bei Anm. 696, auf 1558/9 zu datieren]
die nemen an mit der that alle Bepstische grewel vnd betriegen den Keiser, das er meint, sie haben das JnterimDas kaiserliche Religionsgesetz, das Augsburger Interim, aus dem Jahr 1548. Vgl.
Keiser widerumb Papisten worden vnd haben Christum vnd sein wort verleugnet. Denn sie simuliren vnd dissimuliren alles,Vorwurf gegen das Verhalten der Wittenberger Theologen, insbesondere
verleugnen? Heisst das nicht den Keiser betriegen? Heisst das nicht simulare papisticam Religionem et Lutheranam dißimulare? Das heist, mein ich, auff beiden seiten hincken vnd auff beiden achsseln tragen, Gott vnd Baal zu gleich dienen, Gott vnd den Menschen gefallen wollen.Vgl. Anm. 78f. Man solt hie als eine MawrenMauer. fest gestanden sein vnd Kei. Mai.Kaiserliche Majestät: Gemeint ist
gebeten haben, das seine Mai. vns bey der reinen Lere des Euangelij wolte bleiben lassen vnd vns Gottes wort, wider vnser Gewissen zu uerleugnen, vnd an desselben D 2v stat, Menschen tradition anzunemen, nicht zwingen wolt. Also solte man die gantze Religion
einander fallen. Dieweil aber die Adiaphoristen nicht gestanden sind vnd haben das Leiptzigsch JnterimPolemische Bezeichnung für die Landtagsvorlage zum Landtag von Leipzig 1548. Vgl.
nicht erkennen noch bekennen. Wenn sie aber, vnd sonderlich die Adiaphoristen bekenten, das sie zu viel gethan haben vnd zu weit gangen sind, das den Predicanten, so derhalben jres diensts entsatzt vnd veriagt sind,Vgl. Anm. 5. vnrecht geschehen ist. So wolten wir sie als Christliche Bruͤder, ja als vnser lieben Herren vnd Veter annemen, ehren vnd halten. Denn wo nicht
erkentnis der Suͤnde ist, da kan keine Vergebung sein, weder bey Gott noch bey den Menschen. Warlich, denen, die keine Suͤnde haben vnd wollen recht vnd wol gethan haben,Vgl. Lk 18,11–14. kan man keine Suͤnde vergeben, sondern sie muͤssen in jren vnbekanten suͤnden bleiben vnd sterben, wie jtzund thun, so die Lutherischen bereth,A setzt hier keine Virgel. Die Zeichensetzung folgt B. vberzogen, belagert vnd verjagt haben. Denn es ist
nu mehr offenbar, das D 1v Kei. Mai. die Lutherischen der Religion halben bekriegt hat.Gemeint ist der Schmalkaldische Krieg 1546/47. Man leugne es, wie lang mans jmer wolle.Die kaiserliche Seite stritt ab, wegen des Religionsdissens Krieg geführt zu haben. Vielmehr stellte der Kaiser
Zum funfften verdamnen wir die Proposition: Gute werck sind von noͤten zur Seligkeit.
Diese These vertrat
anders verstanden werden, denn das die Werck die Seligkeit verdienen. Darumb koͤnnen vnd sollen wir sie in vnsern Kirchen nicht dulden noch leiden. Denn wir leren, predigen vnd gleuben, das man allein durch den Glauben, on werck, aus gnaden die ewige Seligkeit erlange. Vnd ob wol das Gesetz Gute werck von uns fordert, so fordert es doch die werck nicht
darumb, das sie zur Seligkeit von noͤten sind. Denn das Gesetz ist vns nicht gegeben vmb der seligkeit willen, sondern darumb, das wir vnser vnuermuͤgen vnd Suͤnde erkennen sollen, das wir des Gesetzes werck nicht thun koͤnnen, auff das wir vns demuͤtigen vnd bey Christo gnade suchen. Darumb auch die Seligkeit vns aus gnaden verheissen ist, lang zuuor, ehe
denn das Gesetz gegeben ist, welches vmb erkentnis der Suͤnden willen, nicht vmb vnser seligkeit willen, sondern darumb, das wir vns, wer wir sind vnd was wir vermuͤgen, erkennen sollen, nemlich, das wir die werck des Gesetzes nicht thun koͤnnen. Derhalben sie auch zur SeD 2vligkeit nicht von noͤten sind, welche vns on Gesetz vnd seine werck aus gnade verheissen
vnd zugesagt. Derhalben koͤnnen wir die Menijsten
damit sie oͤffentlich anzeigen, das sie die liebe Warheit nicht suchen noch mit ernst meinen. Denn ist sie war, warumb wollen sie jr nicht gebrauchen? Jst sie aber falsch, warumb wollen sie die nicht verdamnen? Wenn sie einen rechten Geist vnd glauben hetten, wuͤrden sie viel anders reden vnd schreiben, vnd wuͤrden die Proposition (dieweil sie dieselbige verteidigen
koͤnnen vnd fuͤr war halten) nicht allein gebrauchen, sondern auch leib vnd leben daruͤber lassen, sonderlich weil so viel an jr gelegen ist vnd den Artickel der Justification stuͤrtzet. Wir wissen aber wol, das die werck eim Christen menschen, der durch den Glauben one werck ist selig worden, hie zu diesem leben von noͤten sind vnd dem waren Glauben als fruͤchte folgen
muͤssen, welche seine zeichen vnd zeugen sind, die Gott hie vnd dort, eim jedern nach seiner muͤhe vnd arbeit, vmbs Glaubens willen, reichlich belohnen wil, wie das die D 3r Spruͤche in der Schrifft, so von wercken vnd jrem lohn reden, klerlich bezeugen.Vgl. z.B. Mt 16,27; Joh 5,28f; Röm 2,6f; I Kor 3,14; II Kor 5,10. Vnd wo sie das anders beweisen, so sollen sie abermal gewonnen vnd wir verloren haben. Weiter sagen wir,
das die Werck den Glauben nicht erhalten, wie sie geifern, sondern der Glaub erhelt die werck, aber Gottes Geist vnd gnade erhelt den Glauben. Desgleichen wird die Seligkeit durch den vnglauben fuͤr allen boͤsen wercken, ehe wir suͤndigen, verloren. Der halben weder Glaub noch Seligkeit durch Werck erhalten oder verloren werden, wie sie felschlich
sagen, jren jrthum zu beschoͤnen, sondern durch Gottes Geist vnd Gnade werden beide, Glaub vnd Seligkeit, erhalten. Darumb bitten wir mit den Aposteln: Herr, mehre vns den Glauben.
Vgl. Lk 17,5. Wir streiten vnd disputiren auch nicht, wie man die Proposition (Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit) deuten, glosiren oder auslegen koͤnne. Denn wir wissen wol, wie sie nu
dieselbige verstehen, glosieren vnd auslegen, nemlich, das sie das Meritum operum ausschliessen.Vgl.
quae Meritum excludit, nicht zulassen, dulden noch leiden, quia ex diametro cum ea pugnat, D 3v das die Proposition vnd jre auslegung Contradictoriae wider einander sind vnd sich mit einander nicht vergleichen koͤnnen. Derhalben schliessen wir gewaltiglich vnd vnwidersprechlich, das gedachte Proposition: Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit
, dieweil sie aus
art vnd natur der wort in allen Sprachen vom verdienst der Werck verstanden wird, das sie falsch, vnchristlich vnd ketzerisch ist. Denn sie streitet wider den Glauben vnd die Gnade Gottes. Jst der wegen in der Christenheit nicht zu dulden noch zu leiden. Sie kan ja nicht anders denn von der werck verdienst verstanden werden, wie sie denn Juͤden, Heiden, Tuͤrcken vnd
Papisten verstehen, vnd alle zeit verstanden haben, das gute werck die seligkeit verdienen. Derwegen jre auslegung vnd erklerung, darinnen sie das Meritum ausschliessen, uiolenta, eine gezwungene auslegung ist, wider der Proposition art vnd natur, damit jr nicht kan gedienet noch geholffen werden, das man sie koͤnde oder moͤchte zulassen, das sie in vnsern Kirchen geleret
oder geprediget wuͤrde, denn sie schleusst das Meritum so tieff in sich, das es durch kein deuten, glosiren oder auslegen von jr kan abgesondert werden. Derhalben ist solche auslegung dem Bapst zu dienst vnd gut, der Muͤncherey zum besten, vnd der Christenheit zu verderb vnd vntergang erticht vnd erD 4rdacht. Dem Bapst vnd Muͤncherey wird damit
gedienet vnd geholffen, das sie in jrem Jrthum gesterckt werden, aber der Christenheit entholffen,geschadet. Vgl.
er sich fuͤr Gott rhuͤmen koͤnne, sonderlich fuͤr denen, die keine werck haben. Dazu vnd sonst nirgend zu dient die Proposition: Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit
, das ein armer Mensch in todes noͤten, der keine werck hat, verzweifeln mus. Denn man kan jn nicht mit keinem dinge im himel noch auff Erden troͤsten, auch mit Christo nicht, denn er hat nicht das zur
Seligkeit von noͤten ist, one das vnmuͤglich ist, selig zu werden, vnd one das niemandts je selig worden ist. Widerumb aber, der Gute werck hat, der troͤstet sich vnd feret sicher vnd in grosser vermessenheit dahin, denn er meint, er hat das zur Seligkeit von noͤten ist. Das ist die edle frucht dieser Proposition.
Uber die funffGemeint sind die fünf Lehren, die Darumb wirtt tzu wenig und tzu gering von yhr [der Gnade] geprediget, ßo man yhr nitt mehr gibt, denn das sie die werck schmucke und helffe vollnbringen, wie die Sophisten
Denn in seiner Disputation vom freien Willen, so er fuͤr
zweien jaren gehalten hat, schleusst er solchs gantz frech vnd vermessen, vngefehrlich mit diesen worten: Homo suis naturalibus uiribus uerbo aßentiri, promißionem apprehendere, et Spiritui sancto non repugnare potest. Ideo non esse repugnandum Spiritui sancto, sed ipsi mouenti mentes et corda nostra est aßentiendum. Nam hoc pacto a petentibus accipitur Spiritus sanc
tus, id est, non aspernantibus, non repugnantibus.Ideo non repugnandum Spiritui Sancto est, mouenti mentes et corda nostra, sed assentiendum ipsi. Nam hoc pacto accipitur Spiritus Sanctus a petentibus, id est, non aspernantibus, non repugnantibus, sed cum gemitu petentibus auxilium.
Jch bekenne, das der heilige Geist denen, die im rechten Glauben druͤmb bitten, gegeben wird. Wo er
heiligen Geist, dem wort gleuben, die verheissung ergreiffen (denn so verstehen wir seine wort aßentiri uerbo et promißionem apprehendere) vnd Gott anrufen vnd bitten kan, so ist er nicht allein von vns abgefallen, sondern auch von Sine me nihil potestis facere.
Joh 15,5 (Vg). Welcher Spruch nicht
de effectu extra nos (wie sie jn durch jre Menschliche vernunfft vnd weisheit torquirenverdrehen. Vgl. Wer in mir bleibt vnd ich in jm, der bringt viel
Joh 15,5. Da stehets mit ausgedruckten worten: Jr kuͤnd keine fruͤchte bringen on mich, das ist, wir koͤnnen aus vnsern krefften, sine Christo, nichts guts thun: Non potestis uerbo aßentiri, non promißionem apprehendere, non obedire Spiritui sancto, non inuocare Deum sine me. Das ist die meinung dieses Spruchs, das weis
fruͤchte, denn on mich kuͤnd jr nichts thun.
ich fuͤrwar, darumb kan sich dieser Spruch auff die hendel extra nos gar nicht ziehen noch torquiren lassen. Dem Teuffel solt man solche kunst des deutens vnd glosirens fuͤrhalten,Der Teufel als Vater der Lüge vgl. Joh 8,44. nicht frome Christen damit betriegen. Man gehet mit vns vmb nicht anders, als weren wir eitel kloͤtze vnd bloͤche.Vgl. Anm. 18. Also gebraucht er auch in derselben DisputationVgl.
Pauli: Sumus synergi Dei
,Dei enim sumus adiutores. Dei agricultura estis. Dei aedificati estis.
I Kor 3,9 (Vg). welcher de plantatione et rigationeKonjiziert aus: regatione; B: rigatione. ministrorum zu uerstehen ist, daselbst sind wir Cooperatione Dei. Den Spruch, sage ich, zeucht der hochgelerte Man ad liberum arbitrium, aber dauon zu seiner zeit. Jtzt wil ich allein das erhalten,beweisen. Vgl.
Dei aßentiri poßit, aut promißionem apprehendere, inuocare Deum etc. Denn Gott mus den ersten stein legen, das sich niemand fuͤr den andern rhuͤmen kan vnd er allein die Ehre habe vnd behalte.
E 1v Ah Gott, himlischer Vater, stewre, wehre allen falschen Leren, vertilge vnd rotte aus alles was falsch vnd vnrecht ist. Hilff deiner kleinen
Herde vnd erhalte allein deine Warheit,Vgl. Lk 12,32. auch bey vns in vnsern Kirchen, das wir dich hie vnd dort ewiglich loben vnd preisen, durch Jhesum Christum vnsern liebsten Herren, Amen, Amen.
FINIS.