Einzelnummer 2500
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Makrelen,
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henſtr. 42,
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3795
mber 1923,
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ſich 485000 M. und 30000 M. Abtragegebühr, Abholen
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ſiellungen nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet,
Nummer 240
Freitag, den 31. Auguſt 1923
186. Jahrgang
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Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpflichtung
auf Erfüllung der Anzeigenaufträge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konkurs oder gerichtlichee
Beitreibung fällt jeder Nabatt wea Bankkonto=
Deutſche Bank und Darmſtädter 8 Nationalbank.
Sicherſtellung der Verſorgung
des beſetzten Gebietes.
Berlin, 30. Aug. (Wolff.) Wie wir hören, hat die
Reichsregierung für die Verſorgung des beſetzten Gebietes mit
Lebensmitteln die erforderlichen Maßnahmen getroffen.
Natur=
gemäß beſtehen für dieſe Verſorgung infolge der Maßnahmen
der Beſatzungsbehörden ganz beſondere Schwierigkeiten, ſo daß
die Maßnahmen der Reichsregierung nicht in allen Fällen eine
Beſſerung herbeiführen können. Beſonders die Beſchränkungen
des Verkehrs erſchweren die Lebensmittelverſorgung, wenn auch
die Franzoſen leugnen, daß ſie ſich der Verſongung widerſetzen.
Zu den Verkehrsſchwierigkeiten kommt noch eine Erſchwerung
der Lage durch die Wegnahme von Geld durch die Franzoſen,
die auch eine glatte Verſorgung der Gebiete durch den Handel
beeinträchtigen. Die Reichsregierung iſt trotzdem bemüht, allen
Schwierigkeiten nach Möglichkeit abzuhelfen. Es iſt auch ſchon
eine gewiſſe Erleichterung eingetreten, gegenüber der Lage, wie
ſie vor einigen Wochen beſtanden hat. Die Maßnahmen der
Richsrogierung erſtrecken ſich vor allem darauf, Lebensmittel in
das beſetzte Gebiet hineinzubringen. Beſondere Schwierigkeiten
ergeben ſich dadurch, daß mehrere wichtige Reichsbankſtellen ihre
Funktion nicht mehr ausüben können. Es wurden dafür
Erſatz=
ſtellen zur Durchführung der finanziellen Maßnahmen
einge=
richtet, um eine Erleichterung dadurch zu ſchaffen, daß die
Reichs=
bank auch Akzepte annimmt, die neben der Unterſchrift des
Händ=
lers die der Städte tragen. Das Ernährungsminiſterium tritt
dafür ein, daß die Zuteilung von Deviſen für das beſetzte Gebiet
beſonders geregelt wird. Die Reichsbank ſtellt große Mengen
Deviſen für Rhein und Ruhr zur Verfügung. Am 15. Azguſt
wurde ſämtliche heranrollende Margarine ſofort für den Verkehr
freigegeben; der Mangel ließ ſofort nach. Auf Grund der
Ver=
handlungen des Ernährungsminiſters mit der Reichsbank iſt zu
erwarten, daß die Verforgung mit Fetten ausreicht, ebenſo mußte
Margarine direkt aus dem Ausland eingeführt werden. Die
Verſorgung mit Speck iſt noch nicht völlig befriedigend, da auch
hierbei der Mangel maßgebend iſt. Die Fleiſchverſorgung iſt
infolge geringer Beſchickung der Viehmärke knapp, jedoch iſt hier
eine Beſſerung zu erwarten, ſobald das Vieh von der Weide
heimkommt. Die Verſorgung mit Gefrierfleiſch iſt ebenfalls durch
die Deviſenknappheit beeinträchtigt. Getreide für die
Markenbrot=
verſorgung bis zum 15. Oktober wird ausreichend geliefert. Auch
darüber hinaus werden Maßnahmen für die Sicherſtellung der
Verſorgung getroffen werden. Bei der Kartoffelverſorgung
wer=
den die Verkehrsſchwierigkeiten eine ausſchlaggebende Rolle
ſpielen. Daß Kartoffeln in das Ruhrgebiet hineingebracht
wer=
den, iſt nach den Maßnahmen des Verkehrsminiſteriums nicht
zweifelhaft. Auch wenn die diesjährige Kartoffelernte nicht
wie=
der eine Rekordernte ſein wird, ſo werden doch überreichlich
Kartoffeln vorhanden ſein. Da eine Durchſchnittsernte 25
Mil=
lionen Tonnen ausmacht, wir aber nur 8 Millionen Tonnen für
die menſchliche Ernährung brauchen. Den Kartoffelhändlern
wird der erforderliche Kredit zur Verfügung ſtehen durch die
neu=
gegründete Kartoffelkreditbank, die unter der Leitung des
frü=
heren Staatsſekretärs Peters ſteht, der mit Ernährungsfragen
betraut iſt.
Buer, 30. Aug. (Wolff.) Der Güterzugverbehr bis
Weſter=
holt wurde deutſcherſeits wieder aufgenommen. Auch die Strecke
bis Buer=Nord iſt wieder im Betrieb. Dies iſt für die
Lebens=
mittelverſorgung im Ruhrgebiet von größter Wichtigkeit, da dieſe
Strecke die einzige zurzeit in Betrieb befindliche iſt, die weit in
das beſetzte Gebiet hineingreift und die die Zufuhr nach größeren
Bevölterungsmittelpunkten geſtattet.
Plünderung deutſcher Wälder.
Trier, 30. Aug. (Wolff.) Im Bezirk Trier treffen die
Franzoſen im Hochwaldgebiet umfaſſende Maßnahmen zur
Ab=
holzung der Staatswälder. In der nächſten Zeit werden nach
Hermeskeil ein franzöſiſcher Oberförſter und 40 Förſter kommen.
Zurzeit ſind etwa 500 italieniſche Waldarbeiter mit dem Fällen
und Aufbereiten des Holzes beſchäftigt.
Franzöſiſche Rückſichtsloſigkeit.
Düſſeldorf, 30. Aug. (Wolff.) Vor einiger Zeit ſind
die Franzoſen dazu übergegangen, auf dem Exerzieplatz
Loh=
hauſen, unmittelbar am Rande der Großſtadt und in der Nähe
vieler Wohnungen, ohne beſondere Schutzmaßnahmen große
Mengen Sprengſtoff zu vernichten. Wenn dieſe
Rückſichtsloſig=
keit auch bisher keine Menſchenleben gekoſtet hat, ſo beträgt der
Sachſchaden, der von der Stadt erſetzt werden muß, nach bisher
eingegangenen Meldungen mehr als 1 Milliarde Mark.
Zahl=
reiche Hauswände ſind infolge der Erſchütterung geplatzt. Bei
einer Wiederholung der Sprengungen muß mit dem Einſturz
einer großen Menge von Häuſern gerechnet werden.
Raub.
Düſſeldorf, 30. Aug. (Wolff.) Geſtern wurde ein
Geldtransport von 1 Billion 3 Milliarden Mark Stadtgeld von
den Franzoſen beſchlagnahmt. Die Fortnahme dieſer
unge=
heuren Summe zerrüttet den mit äußerſten Mitteln wieder
her=
geſtellten Verkehr in Düſſeldorf derart, daß keine Zahlſtelle mehr
in der Lage iſt, zu wiſſen, wie weit ihre Zahlungsmittel noch
reichen werden. Der Umſtand, daß dieſe Wegnahme unmitdelbar
vor dem Lohntag erfolgte, läßt darauf ſchließen, daß es den
Fran=
zoſen darauf ankommt, Ruheſtörungen zu provozieren, die dann
vermutlich von ihren Schützlingen, den Sonderbündlern, für
ihr ſauberes Handwerk ausgenutzt werden ſollen. General
De=
goutte iſt, da er perſönlich eine Beſchwerde wicht anhören wollte,
durch Vermittelung des Ortskommandanten darauf hingewieſen
worden, daß eine Aufrechterhaltung des Zahlungsverkehrs durch
dieſes Vorgehen der Beſatzungstruppen nicht durchzuführen ſei,
zumal ſich herausgeſtellt hat, daß die Druckerei und ſämtliche
Zahlſtellen unrer ſtändiger Beobachtung von franzöſiſchen
Be=
amten ſtehen. Die Stadtkaſſe hat von heute an den
Zahlungs=
verkehr eingeſtellt. Die Sparkaſſe wird, von den Franzoſen
immer noch unter Siegel gehalten. Verbände der Induſtrie, des
Handels und Gewerbes ſowie die Arbeitnehmerorganiſationen
werden zuſammentreten, um Stellung zu den Gewaltmaßnahmen
der Beſatzungsbehörden zu nehmen.
Vom Tage.
Auf Grund des § 3 des Geſetzes zur Sicherung der
Brot=
verſorgung im Wirtſchaftsjahre 1923/24 vom 23. Juli ds. Js. hat
der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft durch Verordnung
vom 28. Auguſt 1923 mit Zuſtimmung des Reichsrates den 15. Oktober
1923 als Endtermin der öffentlichen Brotverſorgung
beſtimmt.
Der neue Aerzteindex iſt ab geſtern auf 1 700 000 feſtgeſetzt
worden.
Vom 1. September ab iſt der Höchſtbetrag für die perſönliche
Mitnahme von Zahlungsmitteln nach dem Ausland
auf 645100000 Mark feſtgeſetzt worden.
Der Umrechnungsſatz für die Abgabe der landwirtſchaftlichen,
forſtwirtſchaftlichen und gärtneriſchen Betriebe (Landabgabe)
be=
trägt vom 1. bis zum 7. September 1923 einſchließlich 1 230 000 für je
eine Goldmark.
Vom 1. bis zum 7 September einſchließlich beträgt das
Goldzoll=
aufgeld 129 019 900 Prozent.
Die Ernennung des Majors a. D. Geh. Rat Calle, bisher im
Staatskommiſſariat für die öffentliche Ordnung, zum Preſſechef der
Reichsregierung, wird von den Blättern teils als unmittelbar
bevorſtehend, teils als bereits vollzogen gemeldet.
Zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſter Oeſer und der deutſchen
Ver=
kehrs=Kreditbank ſchweben zurzeit Vexhandlungen für Abänderung
des Vertrages über die Frachtenſtundungen. In dem
neuen Vertrage ſoll die Frachtvergütung in Verbindung mit der
Geld=
entwertung geregelt werden.
Nach einer Meldung hes Matin aus Brüfſel hat der
Miniſter=
rat ſich gegen die Hinrichtung der in der Angelegenheit
Graaff zum Tode vexurteiltzen Deutſchen ausgeſprochen
und die Umwandlung der Todesſtrafe in Zuchthausſtrafe vorgeſchlagen.
Der Juſtizminiſter wird jetzt dieſe Angelegenheit in dieſem Sinne dem
General Degoutte unterbreiten, der für die Begnadigung
zuſtändig iſt.
Die plötzliche Reiſe des Londoner deutſchen Botſchafters nach
Berlin kommt Pariſer politiſchen Kreiſen überraſchend und löſt eine
Reihe von Erwartungen aus. Londoner Meldungen, wonach
Bot=
ſchafter Sthamer einen Erholungsurlaub, angetreten hat, werden nicht
geglaubt. Der Temps glaubt zu wiſſen, daß ſich der deutſche
Bot=
ſchafter über die Politik Streſemanns informieren will.
Poincaxé wird am Sonntag, den 2. September, an drei
verſchiedenen Orten Reden halten. Am Sonntag, den 9.
Septem=
ber, wird Poincaré bei zwei Denkmalsenthüllungen im
Magsdeparte=
ment ſprechen. Für Sonntag, den 16. September, wird eine weitere
Denkmalsrede Poincarés, die gleichfalls im Magsdepartement gehalten
werden wird, angekündigt.
Die Liberté kündigt geſtern abend den endgültigen Rücktritt des
franzöſiſchen Borſchafters beim Vatikan, Jonnart, an. Die Ernennung
ſeines Nachfolgers wird in den nächſten Tagen erfolgen.
Die ſozialen Verhältniſſe in England haben ſich in letzter Zeit
weiter verſchlechtert. In der vergangenen Woche iſt die Zahl der
Ar=
beitsloſen um 11 000 gegenüber der Vorwoche geſtiegen.
Das Zentralorgan der italieniſchen Sozialiſten,
der Avanti, iſt an eine Gruppe von Kapitaliſten, die
von dem Advokaten Longoni ivertreten wird, für die Summe von
2 200 000 Lire verkauft worden.
Wie Havas aus Madrid meldet, hat der Miniſter des Aeußern
in einem geſtern abgehaltenen Kabinettsrat bei der Beſprechung der
Tangerfrage mitgeteilt, daß Italien die Abſicht habe, bei den
Londo=
ner Verhandlungen über die Tangerfrage zu intervenieren. Italien
haben auch angekündigt, daß es Karabinieri nach Tanger ſchicken wolle,
die dort die italieniſchen Intereſſen vertreten ſollen.
Frankfurter Dollarkurs 11271750
Muſſolini zur Ruhrpolitik.
Rom, 30. Aug. (Wolff.) Die Agenzia Stefani teilt mit:
Muſſolini äußerte ſich im heutigen Kabinettsrat über die
Ruhr=
aktion und erinnerte dabei an ſeine Erklärung vom 8. Juni, in
der er Italiens Stellungnahme in folgenden vier Punkten
feſt=
legte: 1. Deutſchland kann und muß eine Summe bezahlen, die
allgemein angenommen zu werden ſcheint und weit hinter den
vielen Milliarden zurückbleibt, von denen man nach dem
Waffen=
ſtillſtand geſprochen habe. 2. Italien kann keine Veränderung
territorialer Art zulaſſen, die zu einer politiſchen, wirtſchaftlichen
oder militäriſchen Vorherrſchaft in Europa führen würde.
3. Italien iſt bereit, ſeinen Anteil an den Opfern zu bringen, die
notwendig wären, um die Wirtſchaftslage Europas wieder
her=
zuſtellen. 4. Die italieniſche Regierung vertrete heute mehr
denn je die Anſicht, daß das Problem der Reparationen und das
der interalliierten europäiſchen Schulden eng miteinander
zu=
ſammenhängen und in gewiſſem Sinn voneinander abhängig
ſeien.
Muſſolini fügte hinzu, was den erſyen Punkt betreffe, ſo
habe man als mögliche Zahl 50 Milliarden genannt, die auch
in der Denkſchrift der italieniſchen Regierung geſtanden hätte.
Hinſichtlich der territorialen Vorherrſchaft habe Poincaré erklärt,
daß er eine ſolche Politik nicht verfolge, wohl aber, daß die
Be=
ſetzung des Ruhrgebiets als Pfandnahme aufzufaſſen ſei, was
auch im Hinblick des paſſiven Widerſtandes Deutſchlands
gerecht=
fertigt erſcheine. Neue Tatſachen liegen nicht vor, wie es eine
ausdrückliche Erklärung Englands hätte ſein können, daß es
be=
reit wäre, die Schulden zu ſtreichen, ſo daß die Alliierten
ihrer=
ſeits dementſprechend Deutſchland hätten Zugeſtändniſſe machen
können oder wie es eine Erklärung Deutſchlands geweſen wäre,
daß es auf den paſſiven Widerſtand verzichte. Die einzige neue
Tatſache ſei deshalb, daß das Kabinett Streſemann ans Ruder
gekommen ſei und daß Belgien in ſeiner Note an England eine
gewiſſe Sonderſtellung eingenommen habe. Muſſolini erklärte
zuſammenfaſſend: Jede alliierte Macht ſoll künftig ihre beſondere
Haltung einnehmen, indeſſen wird jede dieſer Mächte ſich davor
hüten, in ihrer Haltung ſo weit zu gehen, daß ein endgültiger
und nicht wider gut zu machender Bruch der Entente entſtehen
könnte. Die Lage habe ſich gebeſſert. Die belgiſche Note nähere
ſich der italieniſchen Auffaſſung.
Keine Anerkennung engliſcher Päſſe.
Münſter, 30. Aug. (Wolff.) In Vohwinkel werden
wei=
terhin Leute mit den vor dem 19. Auguſt abgeſtempelten
eng=
liſchen Geleitſcheinen angehalten. Auch neue in Köln ausgeſtellte
engliſche Geleitſcheine für die Ausreiſe werden beanſtandet.
Die Ruhrbeſetzung eine Thrannei.
Ein engliſcher Preſſefeldzug für die Wahrheit.
Die angeſehene engliſche Zeitung „Obſerver” hat mit der
Veröffentlichung einer Serie von Aufſätzen begonnen, die ſie
folgendermaßen einleitete:
Es hat wiederholt Zeiten gegeben, in denen wir einen
Feld=
zug der offenen Ausſprache geführt haben. Wir eröffnen jetzt
einen neuen, den wir von Woche zu Woche fortſetzen werden,
ſo lange, bis wir aus all dem billigen Flitter von Sophiſterei
die Wahrheit herausgeſchält haben, auf daß ſie unverkennbar klar
und deutlich daliege. Wir werden zeigen, daß der ganze Fall
ſehr viel bedeutender iſt, als die diplomatiſche Vorſicht der
Regie=
rung zugeben will, und ernſter, als mancher Staatsmann bis
jetzt ahnt. Unſer Land iſt in eine Lage getrieben, in der
Zwie=
tracht politiſchen Selbſtmord und Schwäche wirtſchaftlichen
Unter=
gang bedeutet. Engliſche Unterſtützung des Ruhrplanes führt
das engliſche Volk ins Verderben.
In dem erſten Aufſatz werden die wahren Abſichten
Poin=
carés hinſichtlich der Ruhrbeſetzung enthüllt. Es heißt dort:
Die Beſetzung des Ruhrgebietes durch Militärgewalt mit
zariſtiſchen Methoden von Unterdrückung, Ausweiſung, Spionage
und Zenſur gegen ein entwaffnetes Volk kann nur Haß,
Ver=
bitterung, paſſiven Widerſtand, Chaos in ganz Deutſchland und
wirtſchaftliche Unordnung hervorrufen. Man bedenke, daß die
Ruhrbeſetzung nur ein Spaziergang ſein ſollte. In 14 Tagen
wollte man die Deutſchen auf die Knie zwingen. Sie haben jetzt
8 Monate ausgehalten. Die finanziellen Folgen übertreffen
ſchon jetzt unſere ſchlimmſten Vorausſagen. Auf Jahre hinaus
kann Frankreich nicht annähernd ſo viel erhalten, wie wenn das
Ruhrgebiet nie beſetzt worden wäre.
Das begreift jedes Kind. Und ein Poincaré ſollte es nicht
begreifen?
Was ſteckt dahinter? Sprechen wir es klar aus. Poincaré
hat zwei Ziele. Erſtens die Vernichtung Deutſchlands, zweitens
die Nichtanerkennung der Schuld an England. Was dieſes
beides ſür uns bedeuten würde, kann ſich jeder denkende Menſch
ſagen.
Die Franzoſen ſagen, daß ſie endlich am Ziel ſind und bald
mehr erreicht haben werden als Ludwig XIV. und Napoleon
je erreichen konnten: Deutſchlands Zuſammenbruch. Frankreich
jubelt. Wir wiſſen, daß die Dortenſchen Beſtrebungen zur
Ab=
trennung der Rheinlande in Wirklichkeit von der franzöſiſchen
Regierung ausgingen. Wenn aber Deutſchland vernichtet wird,
was wird aus den Reparationen?
Darüber hat Poincaré ſeine eigenen Ideen. Die
Vernich=
tung Deutſchlands bedeutet Sicherheit und Reichtum für
Frank=
reich. Frankreich hat durch die Hilfe der britiſchen Waffen und
den Eintritt Amerikas in den Krieg den Rhein wieder erreicht,
wie zu Napoleons Zeiten. Als Amerika ſich von Europa
zurück=
zog, zeigte Frankreich durchaus keine Neigung, das Rheinland
zu verlaſſen. Es behauptet, daß die 15 Jahre der
vertrags=
mäßigen Beſetzung noch nicht angefangen haben. Es hat die
Abſicht, die Rheinlande zu behalten. Allmählich ſcheint es jedoch,
als genügte ihm auch die Rheingrenze noch nicht, die Foch
erſtrebte.
Die Abtrennung der Rheinlande würde ohne Zweifel für
eine Generation Sicherheit bedeuten, aber weder Reparationen
noch wirtſchaftliche Macht. Erſt das Kohlen= und Induſtriegebiet
jenſeits des Rheins würde einen Reichtum bringen, wie ſie keine
noch ſo hohen Reparationen jemals verſchaffen könnten. Wenn
Deutſchland zuſammenbricht, müſſen Ruhr= und Rheingebiet
folgerichtig franzöſiſch werden. Der Reſt des entwaffneten und
zerrütteten Landes wird vollkommen hilflos ſein. In ihrer
Ver=
zweiflung werden ſich die Großinduſtriellen und das Volk
ent=
ſchließen müſſen, für ihre neuen Herren zu arbeiten. Es wird
bald zu ihrem eigenen Vorteil ſein. Unter der Herrſchaft des
Comité des Forges werden die rieſigen lothringiſchen Erzlager
und der gewaltige weſtfäliſche Kohlenreichtum eine der größten
Eiſen= und Stahlverbindungen der Welt werden. Zu nie
ge=
kanntem Wohlſtand erblüht, wird Frankreich zur erſten politiſchen
und wirtſchaftlichen Macht Europas emporwachſen. Dies iſt der
neu=napoleoniſche Plan. Und wir wollen es uns nicht verhehlen:
es iſt ein ernſthafter Plan.
Weiter ſchreibt Obſerver:
Ueberall verwiſchen ſich die Grenzen von Recht und Unrecht.
Frankreich iſt im Unrecht, wenn es erklärt, daß es ſeine Schuld
an England abſtreitet — daß Deutſchland dafür aufkommen
kann —, daß Frankreich auf keinen Fall auch nur einen Pfennig
an England bezahlen wird. Es liegt eine Ironie darin, daß
England jetzt viel ärmer an Kapital und beſchränkter an
Ein=
komenen iſt und Frankreich reicher als vor dem Kriege. Im
Kriege gab Frankreich ſein Geld auf eigenem Boden aus, an
ſeine eigenen Untertanen. Ein großer Teil des engliſchen und
amerikaniſchen Geldes wurde ebenfalls auf franzöſiſchem Boden
ausgegeben und an franzöſiſche Untertanen bezahlt. Das Elſaß=
Lothringen, das Frankreich wieder erhielt, war ſo gut entwickelt
und verſorgt, daß es unvergleichlich viel mehr wert war als das
Elſaß=Lothringen, das 1871 an Deutſchland fiel. Der jetzige
Plan iſt, Deutſchland mürbe zu machen, um die verſchleierte
Annexion und intenſive Ausbeutung des Rhein= und
Ruhr=
gebietes zu erleichtern, die Frankreich zu größerem Reichtum
und größerer Sicherheit verhelfen ſoll. Trotzdem bleibt
Frank=
reich den engliſchen und amerikaniſchen Kriegsſchulden
gegen=
über bei ſeiner Politik der glatten Nichtanerkennung. So geht
es nicht weiter.
In dem zweiten Aufſatz beſchäftigt ſich Obſerver mit dem
„Bruch der Entente” durch Frankreich, indem er zunächſt auf
die Haltung Frankreichs in der Angora=Frage hinweiſt, wo
Franklin Bouillon vor zwei Jahren ein Separadabkommen hinter
Englands Rücken, ja gegen England gerichtet, mit den
Kemal=
türken traf. Dann heißt es weiter:
Am Aufang des Jahres 1922 kam Poincaré an die Regierung.
Richt in klarer Erkenntnis, ſondern unter dem Einfluß
vorge=
faßter Ideen zerſtörte er ſofort die Grundlage von König
Eduards Werk: Gleichberechtigung in gemeinſamer Arbeit. Er
führte Schlag auf Schlag gegen die alte Entente. Er zeigte kein
Verſtändnis für gemeinſames Handeln. Er fing an, engliſche
Anſichten zu bekämpfen und ſeine eigenen durchzuſetzen.
Er ſchlug der Konferenz von Genua den Boden aus, indem
er ihr verbot, ſich mit den deutſchen Reparationen zu befaſſen.
Die wirtſchaftliche Lage Europas ſtand in größter Gefahr. Es
Seite 2.
Darmſtädter Dagblatt, Freitag, den 31. Auguſt 1923.
Rummer 240,
Der italieniſch=griechiſche Zwiſchenfall.
48 ſtündiges Ultimatum an Griechenland. — Die italieniſche Flotte kriegsbereit. — Albaniſche
Rechtfertigung. — Die engliſche Preſſe warnt Muſſolini.
war genade noch Zeit, den Zuſammenbruch des deutſchen Kurſes
und der Stellung der Alliierten im Oſten zu verhüten. Aber
Poincaré widerſetzte ſich allen vernünftigen Auswegen und mächte
die Konferenz von 40 Nationen zu einer Farce. Lloyd George
nahm einen großartigen Anlauf und gab dann nach. Es war
der unfaßbarſte Irrtm ſeines Lebens. Er hätte den einmal
eingeſchlagenen Weg verfolgen und ſich um jeden Preis
durch=
kämpfen ſollen.
Poincaré hatte nur einen Plan im Sinn: die Ruhrbeſetzung.
Es war wie eine fixe Idee. Er beſchloß, ſie ohne England
vor=
zunehmen und tat es auch gegen Englands Willen. Wir ſehen
in der Ruhrfrage ebenſo klar wie damals in der Angora=
Ange=
legenheit, aber Frankreich wird vielleicht, wie damals,
andert=
halb Jahre brauchen, ehe es zur Einſicht kommt. Mittlerweile
bleibt Poincaré der Stier im europäiſchen Porzellanladen und
wird wohl noch viel Porzellan zerſchlagen, ehe Frankreich ſelbſt
der Scherben und des Lärms überdrüſſig wird und einſieht —
wie in Lauſanne und Angora —, daß es weniger als nichts
gewinnt.
Der größte Teil der Engländer hält nichts von einem Krieg
nach dem Kriege und verwirft die Auffaſſung, daß ein beſiegtes
Volk ewig als ſelbſtverſtändliche Beute des Siegers behandelt
werden darf. Das deutſche Volk iſt weder von Frankreich allein
entwaffnet worden noch zum Beſten von Frankreich und Belgien
allein. Es wurde — wie es nicht anders ſein konnte —
ent=
waffnetz durch die mächtige Hilfe Amerikas und Englands; es
ſollte der erſte Schritt ſein zur Herſtellung von Geſetz und
Ord=
nung anſtelle einer Willkürherrſchaft. Niemals haben engliſch
ſprechende Völker ſich unterfangen, ein großes Volk zu
entwaff=
nen, auf daß es, ohne politiſchen Schutz oder geſetzlichen Rückhalt,
ohnmächtig und hilflos von den Siegern mit Füßen getreten
wird.
England iſt gegen die Entwaffnung Deutſchlands und die
berſchleierte Annexion oder Unterwerfung irgend eines Teiles
von Deutſchland. Alle gleichtvertigen Raſſen haben das gleiche
Recht auf Einheit wie auf Freiheit. Dieſes Recht haben die
Allierten für alle ihre Freunde beanſprucht. Sie müſſen es jetzt
auch ihren einſtigen Feinden zuerkennen und ſich von der
lächer=
lichen Selbſttäuſchung befreien, als ſtellte der Vertrag von
Ver=
ſailles — in vieler Hinſicht ein Zerrbild der geographiſchen und
wirtſchaftlichen Verhältniſſe — etwas Endgültiges dar.
Dieſe Ideen gewinnen in England immer mehr Anhänger.
Die Art der Ruhrbeſetzung iſt eine rohe Tyrannei,
weniger gegen die Großinduſtriellen als gegen das unſchuldige
Volk. In unſeren Augen iſt der billige Triumph von
Stahl=
helmen, Bajonetten, Geſchützen und Tanks inmitten einer
waffen=
loſen Bevölkerung ein abſtoßendes, brutales Schauſpiel. Es
be=
deutet eine Saat von Haß und Rache, aus der nur Böſes
er=
wachſen kann. Ehe nicht das Ruhrgebiet geräumt wird, kann
Europa ſich nicht erholen. Die Rheinlande müſſen wieder an
Deutſchland fallen, wie Elſaß=Lothringen an Frankreich gefallen
iſt. Frankreich muß in nicht zu ferner Zeit das Problem der
Abrüſtung ins Auge faſſen, denn eher gibt es für Europa keinen
Frieden.
Ein Kommentar zu den klaren Ausführungen des Obſerver
erſcheint überflüſſig.
Verſtimmung in Paxis.
* Paris, 30. Aug. (Priv.=Tel.) Die wenig günſtige
Auf=
nahme, die die belgiſche Note in London gefunden hat, wirkt
drückend auf die Stimmung der Pariſer politiſchen Kreiſe. Man
findet in der engliſchen Zurückhaltung und Kritik an der
belgi=
ſchen Methode kein günſtiges Anzeichen für die Entwickelung der
Dinge. Aber auch die poſitive Haltung, die Poincaré der
Mög=
lichkeit einer alliierten Minifterbeſprechung gegenüber einnimmt,
ſcheint in gemäßigten franzöſiſchen Kreiſen einige Beſorgnis zu
eiwecken. Zum erſten Male findet ſich die klipp und klare
Auf=
forderung an Poincars, die Initiative für eine Zuſammenkunft
mit dem engliſchen Miniſterpräſidenten zu ergreifen.
Das „Journal des Débats”, das den Mut dazu findet, führt
aus, daß jetzt die Gelegenheit zu einer fruchtbaren Diskuſſion da
ſei, und daß man ſich irre, wenn man in gewiſſen Kreiſen glaube,
daß eine ſolche Gelegenheit wiederkehren könne. Wenn Baldwin
ſich einen franzöſiſchen Badeort für ſeine Kur gewählt habe, ſo
ſei daraus zu ſchließen, daß er einer Ausſprache nicht abgeneigt
ſei. Poincaré habe deswegen Baldwin eine Zuſammenkunft
vor=
zuſchlagen. Wenn wan aus dem poſitiven Ergebnis des letzten
Notenwechſels nicht ſofort Nutzen ziehen könne, ſo ſeien alle
wei=
teren Bemühungen wiederum vergeblich. Die im Oktober
zu=
ſammentretende engliſche Reichskonferenz werde ſich für eine
Jſo=
lationspolitik Englands ausſprechen, an die die engliſche
Regie=
rung dann gebunden ſei. Frankreich ſeinerſeits wäre dann nur
noch auf eine direkte Aktion Deutſchland gegenüber angewieſen.
Dieſer Eventualität könne Poincaré vorbeugen, da ſie für beide
Länder gleich bedauerliche Folgen nach ſich ziehen würde. Der
jüngſten Reuternote, wonach England abſolut auf der Ernennung
einer interalliierten Sachverſtändigenkommiſſion zur Prüfung
der deutſchen Zahlungsfähigkeit beſteht, will das Blatt die
Be=
deutung einer Regierungsäußerung beimeſſen.
Rom, 30. Aug. (Wolff.) Infolge der Ermordung der
ita=
lieniſchen Militärmiſſion in Albanien, iſt der italieniſche
Ge=
ſandte in Athen beauftragt worden, Griechenland, eine
Note zu überreichen, in der Italien folgendes fordert:
1. Entſchuldigung in ausführlichſter Form an die
ita=
lieniſche Regierung, die durch die höchſte griechiſche
Militärbehörde der italieniſchen Geſandtſchaft in Athen
zu übermitteln iſt;
2. ein feierlicher Trauergottesdienſt für die
Opfer des Mordes in der italieniſchen Kirche zu Athen in
Gegenwart ſämtlicher Regierungsmitglieder;
3. Ehrenbezeugungen für die italieniſche
Flagge durch die griechiſche Flotte im Piräus von
einer Flottendiviſion, die ſich zu dem ausdrücklichen Zweck
dort=
hin begeben wird;
4. die ſtrengſte Unterſuchung ſoll von den griechiſchen
Regierungsbehörden vorgenommen und innerhalb fünf. Tagen
nach Annahme dieſer Forderungen durchgeführt werden;
5. die Todesſtrafe für die Schuldigen;
6. eine Entſchädigung von 50 Millionen
ita=
lieniſcher Lire, zahlbar innerhalb fünf Tagen nach
Ueber=
reichung dieſer Note;
7. militäriſche Ehrenbezeugungen vor den
Lei=
chen der Ermordeten während der Einſchiffung auf einem
ita=
lieniſchen Schiff in Prevoſa.
Die italieniſche Regierung fordert, daß Griechenland in
kür=
zeſter Friſt antwortet.
Mobilmachung der italieniſchen Flotte.
TU. Mailand, 30. Aug. Die italieniſche Flotte in
Ta=
rent hat den Befehl zur ſofortigen Mobiliſierung erhalten, ſo
meldet „Secolo”. 12 Kriegsſchife ſind bereits in voller
Kriegs=
ausrüſtung mit verſchiedenen Befehlen nach dem Piräus
abge=
gangen. Sollte Griechenland nicht innerhalb der geftellten Friſt
— man ſpricht von 48 Stunden — antworten, ſo würde Italien
vorgehen. Nach dem genannten Blatte iſt in dieſem Falle die
Beſetzung einer Inſel oder ſonſtigen griechiſchen Gebiets zu
ge=
wärtigen. Nach der „Epoca” ſind ferner ein Infanterie=Regiment
im Hafen von Tarent, ſowie Sanitätstruppen und
Karabinirie=
abteilungen zur Einſchiffung bereitgeſtellt worden. Die
Regie=
rung mahnt die Preſſe in Anbetracht der Lage zur Zurückhaltung.
Es dürfen keine Nachrichten mehr über Truppen= oder
Schiffs=
bewegungen veröffentlicht werden.
Griechenland beſchuldigt Albanien.
EU. London, 30. Aug. Aus Athen wird gemeldet, daß
der griechiſche Miniſterpräſident Gonatas in einer
Unterredung die Anſicht geäußert habe, die Mörder
könn=
ten nur Albanier ſein. Er glaube nicht, daß dieſer
Zwi=
ſchenfall die guten Beziehungen zwiſchen Italien und
Griechen=
land zu beeinträchtigen geeignet ſei. Nach einer weiteren
Mel=
dung aus der griechiſchen Hauptſtadt iſt die griechiſche Regierung
feſt entſchloſſen, ſich unehrenhafte Sühnedrohungen
von Italien nicht bieten zu laſſen und zur
Erledi=
gung des Konfliktes den Völkerbund anzurufen.
Beſtürzung in Albanien.
Rom, 30. Aug. (Wolff.) Die albaniſche
Geſandt=
ſchaft in Rom hat der „Agenzia Stefani” folgende Mitteilung
übergeben: Um jeden Eindruck zu zerſtören, der infolge der erſten,
von einigen Blättern veröffentlichten Nachrichten über die
Er=
mordung der italieniſchen Kommiſſion zur Abſteckung der
grie=
chiſch=albaniſchen Grenze hervorgerufen werden könnte,
veröffent=
licht die albaniſche Geſandtſchaft folgende bei ihr eingegangene
Depeſche:
Die italieniſche Kommiſſion und die Kommiſſionen der
an=
deren intereſſierten Länder befanden ſich in Janina. Am 25.
Auguſt begaben ſich die italieniſche, die albaniſche und die
grie=
chiſche Delegation in einzelnen Automobilen zur albaniſchen
Grenze. An der Spitze fuhr die albaniſche Delegation, hinter
ihr die italieniſche und an letzter Stelle die griechiſche
Delega=
tion. Als die italieniſche Delegation in der Gegend von
Dol=
binſki auf griechiſchem Gebiet ungefähr 20 Kilometer von der
albaniſchen Grenze ankam, wurde ſie von einer bewaffneten
grie=
chiſchen Bande angehalten. General Tollini, Major Cotti,
Leutnant Bonazini, Chauffeur Farnoti und der
alba=
niſche Dolmetſcher Gravali wurden von ihr durch
Gewehr=
ſchüſſe ermordet. Die Nachricht von dieſem
derabſcheuungs=
würdigen Verbrechen hat tiefe Beſtürzung in ganz
Alba=
nien hervorgerufen, welches dieſe Opfer als Märtyrer
ſeiner nationalen Sachebetrachtet. Es iſt alſo eine
nichtswürdige Verleumdung, wenn man den Glauben
er=
wecken will, als ob dieſes Verbrechen von den
Alba=
niern hätte begangen werden können.
Griechenfeindliche Kundgebungen in Trieſt.
TU. Trieſt, 30. Aug. Geſtern abend zog eine große Menge
unter Vorantragung einer griechiſchen Fahne durch die Stadt
und verbrannte die Fahne auf dem Freiheitsplatz. Die
Demon=
ſtranten zogen alsdann in die Altſtadt und drangen in ein von
Griechen ſtark beſuchtes Café ein, deſſen Einrichtung ſie
vollſtän=
dig zertrümmerten und verſchiedene Gäſte ſchwer mißhandelten.
Unter Schmährufen für Griechenland begaben ſich die
Demon=
ſtranten dann zur griechiſchen Schule, wo ſie ſich verſchiedener
Taſeln bemächtigten, die ſie ins Meer warfen. Die Polizei ſtellte
die Ruhe wieder her.
Der Mord vor der Botſchafterkonferenz.
TU. London, 30. Aug. Die politiſche Mordtat in
Alba=
nien war geſtern Gegenſtand von Beſprechungen der
Botſchafter=
konferenz in Paris. Die Debatte wird heute fortgeſetzt. Die in
der Angelegenheit liegenden Gefahrmöglichkeiten werden in
Lon=
doner politiſchen Kreiſen klar erkannt und die Preſſe drückt die
Hoffnung aus, daß im Intereſſe der Freiheit und des Friedens
in ganz Europa die Leidenſchaften der Gemüter im Zaume
ge=
halten werden.
* Paris, 30. Aug. (Priv.=Tel.) Die Botſchafterkonferenz,
die heute vormittag wieder zu einer Beratung zuſammentrat, hat
beſchloffen, an die Regierung von Athen ein gemeinſames, ſehr
energiſches Proteſttelegramm der drei alliierten Regierungen zu
ſenden, in dem die griechiſche Regierung zur Einleitung einer
Unterſuchung über das Atentat auf die italieniſche
Grenzkommiſ=
ſion aufgefordert wird.
Telegramme aus Rom beſtätigen, daß Italien ſich auf jede
Möglichkei; vorbereitet, und daß eine herausfordernde Haltung
Griechenlands unabſehbare Folgen nach ſich ziehen würde, weil
Muſſolini eutſchloſſen ſei, von keinem Punkte ſeines Ultimatums
irgendwie abzuweichen. Dieſe Nachrichten geben dem „Journal
kes Débats” Anlaß zu ernſten Befürchtungen. Das Blatt ſpricht
den Wunſch aus, daß Italien ſich von Klugheit und Vorſicht
lei=
ten laſſen möge. Die Welt hätte bereits ein ähnliches Beiſpiel
erlebt, welche unberechenbaren politiſchen Folgen Zwiſchenfälle
dieſer Art haben könnten, wenn man übereilt haudeln würde.
England zum neuen Baſkan=Konflikt.
* London, 30. Aug. (Prlv.=Tel.) Die durch den
italieni=
ſchen Standpunkt geſchaffene Lage wird in Londoner politiſchen
Kreiſen als ſehr ernſt bezeichnet. Man betrachtet die italieniſche
Note als einen übereilten und allzu ſcharfen Akt, der auf die
Geiſtesart Muſſolonis zurückzuführen ſei, und ſpricht die
be=
ſtimmte Hoffnung aus, daß der Konflikt keinen weiteren
Um=
fang annehmen möge. Im übrigen halten die amtlichen Kreiſe
mit ihrem Urteil zurück und weiſen darauf hin, daß die albaniſche
Grenzkommiſſion von der Pariſer Botſchafterkonfernz eingeſetzt
worden iſt und daß die Angelegenheit infolgedeſſen in erſter
Linie von dieſer Inſtanz verhandelt werden müſſe. Die engliſche
Haltung gegenüber dem neuen Konflikt wird dadurch noch
beein=
flußt, daß die gegenwärtige griechiſche Regierung von England
bis jetzt noch nicht anerkannt worden iſt. Ohne Zweifel würde
es der engliſchen Auffaſſung am meiſten entſprechen, wenn die
Angelegenheit dem Völerbund überwieſen würde. In der
eng=
liſchen Preſſe wird, ſoweit bisher Aeußerungen vorliegen, ſehr
entſchieden gegen die Haltung Muſſolinis proteſtiert, der die
Methoden des ſcharfen Mannes, die er in der Junenpolitik mit
einigem Erfolg anwenden konnte, nun auch in der auswärtigen
Politik einzuführen ſucht und dadurch zu einer Gefahr für den
europäiſchen Frieden wird. Einzelne Blätter drücken die
Be=
frütchung aus, daß, wenn es zu kriegeriſchen Verwickelungen
zwi=
ſchen Italien und Griechenland komme, der ganze Balkan wieder
in Flammen ſtehen würde. Die Türkei würde ſich eine ſolche
Gelegenheit nicht entgehen laſſen, und die Folge wäre, daß der
kaum abgeſchloſſene Vertrag von Lauſanne wertlos würde.
Der liberale „Star” faßt ſein Urteil in folgender Weiſe
zu=
ſammen: Wir önnen nicht einer leichtfertigen Diplomatie
zuſtim=
men, die bedauernswerterweiſe an die Aktion Oeſterreichs in
Serbien im Jahre 1914 erinnert. Es iſt ein verhängnisvoller
Vergleich, denn jenes Ultimatum ſetzte die Welt in Brand. Wir
appellieren an die Ueberlegenheit des italieniſchen Volkes. Wenn
es nicht imſtande iſt, Muſſolini in ſeiner militäriſtiſchen
Leiden=
ſchaft aufzuhalten, mag der Völkerbund eingreifen. Wenn es
dem Völkerbund nicht gelingt, die Kriegsgefahr zu bannen, ſo
mag er ſeine Koffer packen und von der europäiſchen Bildfläche
verſchwinden.
* Eine Darmſtädter Epiſode aus dem Kampf
für und wider das Sonntagsvergnügen.
Von Wilhelm Müller in Darmſtadt.
Es war im Jahre 1781, unter der Regierung des Landgrafen
Ludwig IK., da ereignete ſich in der Reſidenz eine für die
An=
ſchauungen jener Zeit höchſt charakteriſtiſche Geſchichte: Ein zwar
harmloſer, aber immerhin Aufſehen erregender Kampf für und
gegen das Sonntagsvergnügen.
Die Perſonen, die in jenen Tagen auf der Arena der
Welt=
anſchauungen miteinander ſtritten, waren zwei der in Darmſtadt
bekannteſten und angeſehenſten Perſönlichkeiten: der die
konſer=
vative Weltanſchauung vertretende Superintendent Johann
Friedrich Daniel Olff 1725—1801), ſeit 1751 Stadtpfarrer und
ſeit 1780 zugleich Superintendent, und der mehr dem Fortſchritt
huldigende Beſitzer des altehrwürdigen Gaſthauſes „Zum
Engel” in der Kirchſtraße, Wilhelm Böhler, der ſchon ſeit
einigen Jahren das Amt eines Ratsverwandten bekleidete und
es ſchließlich ſogar zum Oberbürgermeiſter der Reſidenz
ge=
bracht hat.
Der Grund, weshalb dieſe beiden merklich verſchiedenen,
aber in ihrer Kampfweiſe gleich entrüſteten Männer
hintereinan=
der gerieten, lag auf dem in jenen Tagen beſonders umſtrittenen
Gebiet religiös=kirchlicher Toleranz gegenüber weltlichen
An=
ſchauungen. Superintendent Olff hatte am erſten Pfingſtfeiertag
1781 von der Kanzel der Stadtkirche herab eine Predigt gehalten,
in der er der immer mächtiger um ſich greifenden
Sonntagsent=
heiligung entgegentrat. Dabei iſt er, wie es ſcheint, etwas allzu
deutlich geworden unid hat durch ſeine Ausführungen den im
Gottesdienſt anweſenden Ratsherrn und Engelwirt Wilhelm
Böhler dermaßen in ſeine Gedankengänge hereingezogen, daß
nicht nur der ehrenwerte Ratsherr ſelber ſich aufs empfindlichſte
getroffen fühlte, ſondern auch ſämtliche Gemeindeglieder wußten,
von wem die Rede war und die meiſten der anweſenden Zuhörer
— wie das bei Menſchen ja ſo üblich iſt —, den Kopf und die
Augen nach dem beſchämt in ſeinem Kirchenſtuhl daſitzenden
Nat herrn richteten.
Da ſich der Engelwirt durch dieſe — bewußt oder unbewußt
anzüglichen — Ausführungen aufs peinlichſte verletzt fühlte, be=
eilte er ſich ſofort zu einer Eingabe an den Landgraf Ludwig IK.,
der damals wie gewöhnlich in Pirmaſens weilte und von deſſen
oft geübter Toleranz ſich der Gekränkte im voraus eine
befrie=
digende Genugtuung vor den Bloßſtellungen des
Superintenden=
ten verſprach. Wenn auch Böhler dieſe Beſchwerdeſchrift nicht
ſelbſt verfaßt, ſondern von einem federgewandten Beamten der
Reſidenz anfertigen ließ, iſt ſie doch ſo intereſſant, daß ſie
ver=
dient, in ihrem ganzen Umfang gekannt zu werden. Sie lautet:
„Eure Hochfürſtliche Durchlaucht mit einer Beſchwerde über
Höchſtdero Superintendenten Olff zu behelligen, bin ich durch ein
traurige Notwendigkeit gedrungen. Bei Gelegenheit, da ich vor
einigen Jahren in den Ratſtuhl gezogen, und gegenwärtiges
Jahr zum zeitigen Oberbürgermeiſter erwählt und gnädigſt
con=
firmiret worden, wurde Eurer Hochfürſtliche Durchlaucht ich
be=
reits als ein hieſiger Bürger und Gaſthalter untertänigſt
vor=
geſtellt. Die Wirtſchaft iſt alſo mein Gewerb, wovon Eurer
Hochfürſtlichen Durchlaucht ich meine Steuer geben muß. Dieſe
Nahrungsart iſt, in Rückſicht des ſeltenen Zuſpruchs von
Frem=
den, deren das Jahr hindurch faſt kein einziger in der Stadt
ein=
kehret, weil die Chauſſee vorbei ziehet und nicht nur das
Poſt=
haus, ſondern auch das Traubenwirtshaus zunächſt am Neuen
Tor” liegen, allhier dermaßen überſetzt, daß ich meinen Kindern
von meinen Fußtapfen abraten muß und mich ſchon mehr wie
einmal Nahrungsſorgen drückten.
Auf meine untertänigſte Vorſtellung habe ich dahero zugleich
in meinem Garten eine Wirtſchaft zu treiben gegen Entrichtung
jährlicher beſonderer Abgaben die gnädiſte Erlaubnus erhalten
und mit großen Koſten habe ich darin eine Kegelbahn
an=
gelegt und allererſt vor einigen Monaten habe ich auch ein
Car=
rouſſel in demſelben aufſtellen laſſen, damit ſich jedermann
auf eine unſchuldige Art ergötzen kann. Gleich wie mich die
Be=
dürfnis auf dergleichen zu raffinieren nötigt, alſo bleibt es keines
Tadels würdig, in einer Stadt, beſonders in einer fürſtlichen
Reſidenz, ſolche Gelegenheiten zu verſchaffen, wobei der Fremde
Beluſtigung findet und der Einheimiſche nicht Urſach hat, ſein
Vergnügen auswärts zu ſuchen. Der Bürger, der die ganze
Woche über auf ſeinem Arbeitsſtuhl ſitzt, oder in Wind und
Wetter. in Sommerhitze ſich ermüdet, um ſeine Familie zu
ernäh=
ren, und um ſeine Abgaben zu entrichten, behält keine
Er=
holungsſtunde übrig als den Sonn= und Feiertag, und wer kanns
ihm mit Recht mißgönnen, wenn er auf dieſen Tägen nach dem
Gottesdienſt ſich nach einer Geſellſchaft ſehnet, um auf die fol=
gende Tagwerke ſich wiederum mit neuem Reiz und Mut zu
be=
leben!
Alſo dieſe Tage ſind s, wo ich beſonders die Gelegenheit
ergreifen muß, etwas zu gewinnen, und ein jeder Tag iſt des
Herrn! Nicht alle Mitbürger des Staats können einträgliche
Ehrenſtellen bekleiden, wobei die Gnade des Fürſten ein
reich=
liches Einkommen verſichert und wobei kümmerliche Induſtrie
überflüſſig bleibt, manche Nacht mit riskanten Spekulationen
er=
ſpart wird. Der fürſtliche Superintendent Olff betrachtet den
Untertanen nicht in dieſer Hinſicht, nicht nach den Verhältniſſen
dieſer Welt, wo er leben und ſterben ſoll. Er ſcheint es nicht zu
beherzigen, wie manchen Abend der Bürger über allzu knappe.
Nahrung ſeine Augen ſchließet und ebenſo manchen Morgen mit
Sorgen auf ſein Gewerb hinſiehet, wie ſauer es ihm wird, mit
Ehren ſich durch die Welt zu bringen und zu Entrichung ſeiner
Steuer zahlbar zu bleiben.
Schon ſeit einigen Jahren mußten ich und meine übrigen
Mitbürger, die Wirte ſind, von demſelben in ſeinen Predigten
die empfindlichſte Stichelreden hören, eben als wenn bei einem
Wirt allein der Platz wäre, wo Sünden, wo gewöhnliche Laſter
begangen werden. Ein jeder Ort iſt für Laſter und Tugend ein
offenes Tor und wo werden die gröbſten und mehreſten
Fehl=
tritte begangen, bei, öffentlichen Geſellſchaften oder heimlich?
Indeſſen in der ganzen Welt werden unzählige Sünden verübt,
der Allmächtige läßt ſie dennoch bis die Stunde ſeiner
Verherr=
lichung ſtehen! In der am nächſtverwichenen erſten Pfingſttag
allhier in der Stadtkirche gehaltenen Predigt fehlte weiter nichts,
als daß der fürſtliche Superintendent Olff mich wirklich mit
Na=
men genannt und als eine Laſt meines Nebenmenſchen mich in
dem Gotteshaus dargeſtellt hätte! Es iſt ein Großes, ſeinen
Ne=
benmenſchen Aergernis zu geben. Ich verletze alſo eine
demfel=
ben ſchuldige Ehrfurcht nicht, wenn ich eben deswegen wünſche,
nie jene Predigt gehört zu haben, ich würde mich nicht an ihr
geärgert haben und ich würde mich jetzt nicht beklagen müſſen!
Unter die Klaſſe derjenigen, die um den heiligen Geiſt nicht
ge=
nugſam beteten, und bei Anhörung der Predigt nicht von ihm
erfüllet würden, ſetzte er — indem er von dem mit Namen
ange=
redeten Darmſtadt ſprach — außer den Schläfern und
Plaude=
rern, durch eine jedem Kind verſtändlich geweſene Umſchreibung
auch die Wirte, aber beſonders mich! Denn er gebrauchte die
Worte, die meine neben mir geſeſſene Amtsbrüder, die im
Rats=
ſtuhl geſeſſene fürſtliche Dienerſchaft, zum Exempel der fürſtlichs
15
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Nummer 240.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Auguſt 1923.
Seite 3.
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Verhandlungen zwiſchen Muſſolini undBeneſch
Rom, 30. Aug. (Wolff.) Die Agenzia Stefani
mel=
det: In der Unterredung zwiſchen Muſſolini und Beneſch
wurden zunächſt die Fragen der allgemeinen Politik
Italiens und der Tſchecho=Slowakei geprüft. Man gelangte zu
der Ueberzeugung, daß die gemeinſam zu beobachtende Haltung
auch weiterhin von den Grundſätzen der Ausführung der am B. bis N. Auguſt in Lampertheim geſtaltete ſich zu einer
Verträge und der Zuſammenarbeit im Intereſſe der
Auf=
ſein ſollte. Es wurden ferner eine Reihe von Fragen
wirt=
ſchaftlichen Charakters eingehend erörtert, von denen einige
ihre endgültige Regelung fanden; die anderen Fragen Einwohner auf jede Weiſe zu erkennen gab, daß hrüderliche Herzlichkeit
werden bei den Verhandlungen über die Tarifkonvention
Oktobertagen in Rom eröffnet werden ſollen. Der Notenaustauſch
zur näheren Erläuterung des geltenden
Handelsabkom=
mens hat bereits ſtattgefunden. Endlich beſchäftigten ſich die
Unterredungen mit der tſchecho=ſlowakiſchen Schuld an Italien
und mit der Ratifizierung der in den Jahren 1921 und 1922
geſchloſſenen Abkommen.
Polniſche Anleihe in Amerika.
Warſchau, 30. Aug. (Wolff.) Der Kurjer
Wars=
zawski meldet, daß die Verhandlungen über eine
amerikaniſche Anleihe beendet ſeien. Polen ſolle
150 Millionen Dollars erhalten. Die pppoſitionellen
Blätter betonen, daß die Anleihe, die von der Morgan=Bank
finanziert werden ſoll, zu äußerſt feſten Bedingungen
abgeſchloſſen worden iſt. Sie werde durch die Zölle, das Tabak= loszuringen vom materiellen Zeitgeiſt zu der Opfergröße unſerer Helden.
zeichneten Blätter vermuten, daß außerdem die polniſche
Regie=
ſcheinlich die Eiſenbahnen, verpachten werde.
Warſchau, 30. Aug. (Wolff.) Man erwartet noch für
dieſe Woche eine Umbildung der Regierung, und zwar Wunſch war, der Gemeinde möchten künftig ähnliche Leiden erſpart
ſollen das Finanzminiſterium, das Eiſenbahnminiſterium, das beiben, zeigte die Mitgliederverſammlung am Montag Vormittag. Die
ſoziale Fürſorge neu beſetzt werden.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. Auguſt.
Die Jahreshauptverſammlung des Heſſiſchen
Die Beamtengehälter.
Der deutſche Beamtenbund zum Verhandeln
bereit.
TU. Berlin, 30. Aug. Der deutſche Beamtenbund hat
ſich in der Sitzung ſeiner Bundesleitung mit den wirtſchaftlichen
Verhältniſſen Deutſchlands und ihrer Auswirkung auf die
Be=
amtenſchaft beſchäftigt. Die Anträge gegen die Vorausbezahlung
der Beamten waren naturgemäß Gegenſtand einer längeren
Ausſprache. Insbeſondere wurde darauf hingewieſen, daß die
Inflation nicht in den Bezügen der Beamten, ſondern in den
Bedürfniſſen des Reiches überhaupt ihre Urſache hat. Dieſer
Bedarf des Reiches iſt in erſter Linie auf die Erfüllung des
Friedensvertrages zurückzuführen. Wenn die Gehälter der
Be=
amten und die damit verbundenen Vorauszahlungen auch nicht
Urſache der Inflation ſind, ſo müſſe doch zugegeben werden, daß
ſie einen Einfluß auf die Inflation ausüben. Getragen von dem
Willen, jede Möglichkeit zu ergreifen, die geeignet iſt, die
kata=
ſtrophale Finanzlage Deutſchlands zu erleichtern, wird der
deutſche Beamtenbund in den kommenden Verhandlungen mit
dem Reichsfinanzminiſterium bereit ſein, eine Löſung zu finden,
die den Grundſätzen einer vernünftigen Finanzpolitik entſpricht.
Geſcheiterte Tarifverhandlungen im Bankgewerbe.
TU. Berlin, 30. Aug. Wie uns der Deutſche
Bankbeam=
tenverein mitteilt, ſind die heute im Reichsarbeitsminiſterium
geführten Reichstarifverhandlungen im Bankgewerbe ergebnislos
abgebrochen worden, nachdem die Bankleitungen es abgelehnt
haben, in eine den Friedensgehältern der Bankangeſtellten in
gewiſſeni Verhältnis ſich anpaſſende Regelung der Bezüge
ein=
zuwilligen. Beim Reichsarbeitsminiſterium iſt daraufhin vom
Deutſchen Bankbeamtenverein die Einſetzung eines
Schlichtungs=
ausſchuſſes beantragt worden.
Perhaftungen von Oeviſenſchiebern.
Berlin, 30. Aug. (Wolff.) Heute iſt von zahlreichen
Be=
amten des Polizeipräſidiums in der Grenadierſtraße eine
um=
fangreiche Suche nach Deviſenhändlern, vorgenommen worden.
Im ganzen wurden 692 Perſonen verhaftet, von denen 81 in
Haft behalten wurden. Eine große Menge von Deviſen wurde
beſchlagnahmt.
Amerikaniſche Spende für die deutſche Studentenſchaft.
Berlin, 30. Aug. (Wolff.) Felix Arnold, der Direktor
der Newyorker Staatszeitung, und Dr. Hugo Liber in Newyork
überwieſen dem Roten Kreuz die Spende von 1 Milliarde Mark
zur Unterſtützung notleidender Studenten. Die Verteilung auf
das Reich erfolgt nach den beſonderen Wünſchen der Spender.
Cammerrat Bing, Hofrat Balſer, Cammerrat Heumann,
Hofrat Hallwachs pp. und ſelbſt die Geiſtlichen werden be=
Feugen müſſen: „Es gibt ſogar Leute, die auf allerlei
Erfindun=
gen ſinnen, um ihre Nebenmenſchen auf Sonn= und Feſttagen an
8ch zu locken und von ihnen Gewinn zu ſuchen, Freunde das
heißt ſeine Nebenmenſchen beſtehlen.”
Dieſe Worte erſchollen durch die ganze Kirche, ein jeder
richtete ſeine Augen auf mich; denn jeder weiß, daß
mich meine Bedürfnis bishero auf allerlei Veränderungsarten
zu ſinnen genötigt, und jeder wußte, daß ich kaum allererſt das
neue Carouſſel angeſchafft hatte. Hier als ein Nichtwürdiger
be=
zeichnet, wo ich Erbauung ſuchte, war ich im Begriff das
Got=
teshaus zu verlaſſen und meine Wehmut zu Haus in Tränen
auszugießen, wenn mich nicht die höhere Hand in dem nämlichen
Augenblick mit Sanftmut bewaffnet hätte, dieſe öffentliche
An=
taſtung in Liebe und Geduld zu ertragen. Mein Herz will es
noch, daß ich ihm, dem gedachten fürſtlichen Superintendenten
Olff, als meinem erſten zeitigen Seelſorger
ver=
zeihe, ich tue es auch und bekenne es hiermit Euer Hochfürſtlichen
Durchlaucht zu Füßen, aber werde ich künftig für dergleichen
Schmähungen ſicher ſein? Durchlauchtigſter Landgraf, ich
über=
zeuge es mich nicht, ich befürchte, daß ſie immer noch mehr
zu=
nehmen werden! Dieſe Beſorgnis und dann die erhaltene
Ver=
ſicherung, daß jener perſonelle Angriff der ganzen Kirche
ärger=
lich geweſen, wird mir zu einiger Entſchuldigung dienen, daß
ich gegenwärtigen Schritt wage, Eure Hochfürſtliche Durchlaucht
als meinen gnädigſten Landesvater und höchſten Biſchof um die
gnädigſte Verordnung untertänig andurch anzuflehen, daß
ge=
dachtem fürſtlichen Superintendent Olff zu erkennen gegeben
wer=
den möge, von dergleichen perſonellen Antaſtungen
künftig abzuſtehen. Ich getröſte mich einer huldreichſten
Er=
hörung in eben der tiefſten Submiſſion, worin ich erſterbe, eurer
Hochfürſtlichen Durchlaucht untertänigſter Knecht Wilhelm
Böhler.”
Was der gekränkte Ratsherr und Engelwirt Böhler mit
ſeiner Eingabe bezweckt hatte, trat in vollem Umfange ein: Die
Entſcheidung Ludwigs TK., unterzeichnet Pirmaſens, den 3. Juli
1781, lautete: „Ans Miniſterium. Die Geiſtlichen ſollen auf der
Kanzel lehren und ſtrafen, aber perſönlicher Anzüglichkeiten
müſſen ſie ſich in ihren öffentlichen Reden enthalten.‟ Damit
war indes nur eine Vorentſcheidung, aber noch keine endgültige
Verfügung getroffen. Mußte zunächſt doch noch der alten Rechts=
Tagung von beachtenswerter Höhe und Tiefe zugleich. Unter all den
rechterhaltung des Friedens in Mitteleuropa getragen / reichen Eindrücken füllten ſich die, ach ſo lebensmüden und kampfesmatten
Seelen mit neuer Widerſtandskraft und glaubensvollem Hoffen, zumal
der Feſtort durch ſeinen Fahnenſchmuck und die Gaſtfreundſchaft ſeiner
und deutſch=evangeliſches Zuſammengehörigkeitsgefühl noch nicht erloſchen
ſind. Ein neues Lied wurde geſungen von der deutſch=evangeliſchen Not,
geregelt, die nach dem Beſchluß beider Regierungen in den erſten namentlich unſerer Brüder im beſetzten Gebiet (Pfarrer Fritſch=
Nupperts=
burg), aber auch von dem alten ewig jungen Troſt des Evangeliums
(Prof. Pfannmüller=Darmſtadt), das uns zu neuer deutſch=evangeliſcher
Tat (Pfarrer Berck=Roßdorf) ruft. Es war ergreifend, mit zu
empfin=
den, wie all dieſe Tauſende von Menſchen aus allen Teilen des
unbeſetz=
ten Heſſenlandes, aus allen Schichten der Bevölkerung, vom Arbeiter bis
zum Gelehrten, ſich erfüllen ließen von dem einen Willen, von den
heiligen Erbgütern der Reformation nicht zu laſſen. Dieſe
überwäl=
tigend zum Ausdruck gekommene Einigkeit in echter Vaterlandsliebe und
evangeliſcher Glaubenstreue war ein Lichtblick in allem Dunkel der Zeit.
Nicht nur die große, von dem Vorſitzenden des Hauptvereins, Pfarrer
D. Waitz, geleitete Volksverſammlung am Sonntag nachmittag auf dem
ehrwürdigen Platze um die Kirche war getragen von ſolchem Geiſt. Von
gleicher ergreifender Feierlichkeit war der Feſtgottesdienſt, in welchem
Pfarrer Vath von Mannheim im Anſchluß an die Predigt Salamonis 4,
12, die Tauſende, die die gewaltige Kirche dicht füllten, zu jenem
Ge=
meinſinn aufrief, der alle Not überwinden kann; und als dann der
Orts=
pfarrer Eckel an den Ehrentafeln für die Gefallenen Kränze niederlegte,
da ging durch die ganze Verſammlung ein feierlich ſtilles Gelöbnis, ſich
monopol und die Urwälder von Bjalowitſch garantiert. Die be= Feſtgottesdienſte wurden zu gleicher Zeit in den umliegenden Ortſchaften
Hofheim, Nordheim, Groß=Rohrheim und Gernsheim gehalten. Das
Bild der Einigkeit wurde verſtärkt durch die große Zahl von
Sympathie=
rung als unterlage für die Anleihe eine Reihe kundgebungen, die bei der am Sonntag Abend veranſtalteten, von
In=
ſpektor Welker geleiteten Verſammlung dem Evangeliſchen Bunde von
von ſtaatlichen unternehmungen, darunter wahr= kirchlichen und weltlichen Behörden, Körperſchaften und Vereinen
dar=
gebracht wurden. Am Borabend hatte Pfarrer Dr. Dreſcher in die
wechſelvolle Geſchichte von Lampertheim eingeführt und namentlich die
Leiden in der Zeit der Gegenreformation geſchildert. Wie nötig der
Anſprache, des Vorſitzenden, D. Waitz, der Vortrag von Pfarrer Berger=
Miniſterium für öffentliche Arbeiten und das Miniſterium für König über das Thema: „Stehen wir vor einer neuen
Gegenrefor=
mation?” und die Ausſprache zeigten, wie nötig es iſt, gegenüber dem
ultramontanen Angriffsgeiſt, für den allmählich die Uebergriffe auf
pro=
teſtantiſchen Glaubensbeſitz Methode geworden ſind, ſich zu ſtarker
Ab=
wehr zuſammen zu ſchließen im Evangeliſchen Bunde. Beſonders wurde
bedauert, daß das unparitätiſche Verhalten namentlich bei
Stellenbeſetz=
ungen, weſentlich zur Störung des konfeſſionellen Friedens beigetragen
hat, was angeſichts der Notlage unſeres ganzen Volkes um ſo
unver=
ſtändlicher iſt. Der geſchäftliche Teil brachte die Mitteilung, daß der
finanzielle Beſtand des Bundes mit aller Anſtrengung geſichert iſt, ferner
die Wiederwahl des Vorſtandes, die Einrichtung eines Preſſeausſchuſſes,
und den Bericht über die Weiterarbeit des öſterreichiſchen Hilfsausſchuſſes.
Mit der Bitte um Gottes ferneren Segen ſchloß die erfolgreiche Tagung.
um die ſich außer dem Ortsverein des Evangeliſchen Bundes noch der
Lampertheimer Kirchengeſangverein und Poſaunenchor ſowie Frau
Gernsheim aus Mannheim und ein Männerquartett beſonders verdient
gemacht haben. Folgende Entſchließungen wurden einſtimmiig
angenommen: 1. Von ſeiner Tagung in Lampertheim entbietet der Heſſ.
Hauptverein des Evangeliſchen Bundes aus der mehrtauſendköpfigen
Volksverſammlung allen Glaubens= und Volksgenoſſen des Heſſenlandes
treueſten Gruß. Den Brüdern im beſetzten Gebiet, die um Glaube und
Heimat ſo Schweres zu tragen haben, reichen wir die Hand in tiefer
Dankbarkeit für ihr tapferes trotziges Ausharren. Den Brüdern im
unbeſetzten Land, die trotz aller Not ſo viel zu danken haben, gebietet
Chriſtenpflicht: Nehmt euch der Leidenden an! Vereinigt euch ihr
Söhne und Töchter des Heſſenlandes alle diesſeits und jenſeits des
Rheines zum Schwur in ſtolzer Kampfesluſt: Du Rhein bleibſt deutſch,
wie meine Bruſt! Schart euch, evangeliſche Brüder mit uns um die
Fahne des Evangeliſchen Bundes, um Evangelium und Deutſchtum,
Glaube und Heimat, Kirche und Gemeinde, Zucht und Sitte, Ehrlichkeit
und Ehrbarkeit, Eintracht und Friede in dem Gewiſſensernſt des
Luther=
wortes: „Niemand laſſe den Glauben daran fahren, daß Gott durch ihn
eine große Tat will!” — 2. Die Jahreshauptverſammlung des Evang.
Bundes zu Lampertheim, beſchickt von Vertretern aus allen Teilen des
unbeſetzten Heſſenlandes, nimmt mit großem Schmerz davon Kenntnis,
daß die Not der Zeit durch Verſchärfung der konfeſſionellen Gegenſätze
weſentlich erhöht wird. Sie glaubt die vielfach hervortretenden
ultra=
montanen Machtanſprüche gebührend in ihre Schranken weiſen zu ſollen.
Mit Befremden ſtellt ſie feſt, daß die unparitätiſche Art der Beſetzung
oberer, mittlerer und unterer Stellen in Staats= und Gemeindedienſt
nicht unweſentlich zur Verſchärfung beigetragen hat. Ebenſo bedauert
ſie aufs tiefſte die Haltung der Heſſiſchen Regierung bei der Errichtung
des Kloſters Ilbenſtadt mitten in der evangeliſchen Wetterau. Sie
bittet dringend, der geſchichtlichen Bedeutung des Heſſenlandes
verant=
wortungsvoll eingedenk zu ſein, das eines der erſten der Reformation
geweſen iſt. Der Evangeliſche Bund iſt gewillt, den Belangen der
über=
wiegend evangeliſchen Bevölkerung auch weiterhin ſtarken Nachdruck zu
verſchaffen.”
— Sommerſtielzeit Bruno Harprecht. Während der letzten drei
Tage der Sommerſpielzeit finden allabendlich zwei Vorſtellungen ſtatt;
als Abendvorſtellung jeden Abend. Charleys Tante”, als
Nachtvorſtel=
lung am Freitag und Samstag „Man ſoll nicht heiraten”, und am
Sonntag „Der Meiſterboxer‟. Die heutige Nachtvorſtellung bringt als
Gaſt Käte Gothe, und erfüllt ſo den Wunſch vieler Theaterbeſucher,
die früheren Partner von „Filmzauber”, „Wie einſt im Mai” uſw.,
Käthe Gothe und Bruno Harprecht, wieder einmal in heiterem
Zu=
ſammenſpiel zu ſehen. In dem Stück ſelbſt iſt es dem Autor, Richard
Wilde, dem bekannten Berliner Feuilletoniſten, ausgezeichnet gelungen,
in liebenswürdigem Plauderton das oſt behandelte Thema vom
drei=
eckigen Verhältnis, bei dem aber diesmal der Verführer der
Reingefal=
lene iſt, weil er kleben bleibt, amüſant zu geſtalten. — Da ſich für die
letzten Tage eine ganz ungewöhnlich ſtarke Nachfrage nach Karten,
einerlei für welche Vorſtellung, bemerkbar macht, empfiehlt es ſich, ſich
umgehend mit Karten zu verſehen.
— Führung durch die Kunſtausſtellung auf der Mathildenhöhe. Am
kommenden Samstag, 1. September, nachm. 5—7 Uhr, wird Herr K. H.
Ruppel die ſeinerzeit ausgefallene Führung abhalten. Treffpunkt am
Eingang zum Ausſtellungsgebäude eine Viertelſtunde vorher. Karten
werden dort gemeinſam gelöſt.
— Bühnenvolksbund. Mit Ende dieſer Woche ſchließen wir unſere
Einzeichnungsliſten bei Chriſtian Arnold am Weißen Turm. Nach
der Zahl unſerer Anmeldungen zur Theatergemeinde richten ſich wohl
auch die Mietbedingungen des Landestheaters. Deshalb ſäume
nie=
mand, der gute und deutſche Kunſt gepflegt wiſſen will, bei uns
Mit=
glied zu werden. In Ausſicht genommen ſind ſechs Opern und ſechs
Schauſpiele, ſowie Vorträge, ein Kirchenkonzert und eine
Weihnachts=
ſeier, allerdings unverbindlich mit Rückſicht auf die ungewiſſen
Zeit=
läufte.
— Vaterländiſcher Ring, Darmſtadt. Auf den am Montag, den
3. September, 8 Uhr abends, im Saalbau ſtattfindenden
Vaterländi=
ſchen Abend (Tannenberg=Sedan=Feier) wird hingewieſen. Herr
Oberſt=
leutnant a. D. v. Hagen wird einen Lichtbildervortrag „Wir und die
Franzoſen im Laufe der Jahrhunderte und heute” halten. Der
Vor=
verkauf der Eintrittskarten zu 30 000 Mk. findet im Verkehrshäuschen,
in den Zigarrengeſchäften von Ludwig und Mylius, ſowie im
Friſeur=
geſchäft von Opp ſtatt. An der Abendkaſſe erhöhter Preis.
e. Stadtmifſion. Am kommenden Mittwoch, abends 8 Uhr, findet
ein Teeabend für Ausgewieſene ſtatt. Alle vertriebenen Brüder
vom Rhein, die in unſerer Stadt untergebracht ſind, werden ſamt ihren
Familienangehörigen herzlichſt dazu eingeladen. Wir wollen ihnen an
dieſem Abend ein Stück Heimat bieten und ein Stück Dankesſchuld
ab=
tragen.
— Orpheum — Operettengaftſpiel. Morgen Samstag, ſowie am
Sonntag, den 1. und 2. Sept., wird der Schlager des Frankfurter
Neuen Operettentheaters: „Die tolle Lola”, nochmals wiederholt.
Hiermit finden zahlreiche Anfragen und diesbezügliche Wünſche
Er=
ledigung. Der Kartenverkauf hat bereits begonnen. (Siehe Anzeige.)
Beſchlagnahme von Poſtpaketen nach den beſetzten
Ge=
bieten. In letzter Zeit ſind mehrfach Pakete aus dem unbeſetzten
Deutſchland nach den beſetzten Gebieten von den
Beſatzungs=
mächten beſchlagnahmt worden, weil die Sendungen Waren
ent=
hielten, für die die Beſatzungsmächte Zoll verlangen und deren
Beförderung die Poſt daher nicht übernimmt. Durch falſche
Inhaltsangabe wurden die Poſtanſtalten über den wirklichen
Inhalt der Sendungen getäuſcht. Derartige Machenſchaften
führ=
ten zur Verſchärfung der Zollmaßnahmen und womöglich zur
Underbindung des geſamten Poſtverkehrs in den beſetzten
Ge=
bieten. Die Paketverſender werden daher im eigenen Intereſſe
vor ſolchen Mißgriffen gewarnt.
—Die Ausgabe der neuen Lebensmittelkarten findet im
Lebens=
mittelamt, Wilhelminenſtraße 15, vom nächſten Montag ab bezirks=
und ſtraßenweiſe ununterbrochen von vormittags 7 Uhr bis nachm.
2 Uhr ſtatt. Die Nummern des Bezirks, die ſich mit den Nummern
der Polizeireviere decken, ſind auf den vorzulegenden
Lebensmittel=
ausweiſen verzeichnet. Die einzelnen Marken werden in der bisher
üblichen Weiſe aufgerufen. Vor der vorzeitigen Abgabe wird
drin=
gend gewarnt. Die rechtzeitige Abmeldung aus der Brotverſorgung
wird nicht ſelten verſäumt, weshalb beſonders darauf aufmerkſam
gemacht wird, daß auf dem nicht rechtmäßigen Bezug von Brot hohe
Strafen ruhen. Weil erfahrungsgemäß der Andrang an den Schaltern
in den Mittagsſtunden ſehr groß iſt, iſt es zur Erlangung einer raſchen
Abfertigung zweckmäßig, ſoweit irgend möglich, auch die frühen
Vor=
mittagsſtunden zum Abholen der Karten zu benutzen. Es empfiehlt
ſich, die Bekanntmachung im heutigen Blatte auszuſchneiden und
auf=
zuheben.
— Hausbrandkohlen. Die Kohlenlieferanten nehmen von heute ab
Vormerkung auf die dritte Rate (ein Viertel) der Jahreszuteilung)
ent=
gegen. (S. Anz.)
— Brotmarken, die nicht benötigt werden, ſind gewiß bei einer
großen Zahl unſerer Einwohner noch in erheblicher Menge vorhanden.
Sie haben, weil nicht übertragbar, für die Beſitzer keinen Wert und
ſollten bei unſerer heutigen ſchweren Ernährungslage, in der beſonders
bei kinderreichen Familien durch das Fehlen der Kartoffeln auch ein
ſtarker Brotmangel herrſcht, den Bedürftigen reſtlos zur Verfügung
geſtellt werden. Der erſte Appell an den Gemeiuſinn unſerer
Bevöl=
kerung hat leider nur ſehr geringen Widerhall gefunden. Es ergeht
deshalb en alle, die Marken zur Verfügung haben, erneut die Bitte,
ſie beim Lebensmittelamt, Zimmer 3, abzugeben oder in den
Brief=
kaſten des Amtes zu werfen, damit ſie für einen ſchwer leidenden Teil
unſerer Bevölkerung verwendet werden können.
— Gärtneriſche Lehrlingsprüfungen. Die Landwirtſchaftskammer
für Heſſen beabſichtigt im Benehmen mit der Verbindung der
ſelbſt=
ſtändigen Gärtner Heſſens E. V. Ende September d. Js. je eine
Lehr=
lingsprüfung im Bereiche der Provinzen Starkenburg und Oberheſſen
abzuhalten. Eine Zuſammenlegung zu nur einer Prüfung bleibt
vor=
behalten. Prüfungsort, Prüfungsgebühr und genaue Zeit der
Prü=
fung werden den ſich meldenden Prüflingen ſpäter noch bekanntgegeben.
Anmeldungen zur Prüfung ſind unter Beifügung der in der
Prüfungs=
ordnung vorgeſchriebenen Unterlagen bis längſtens 15. September der
Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt, Rheinſtraße 62, einzureichen. —
Vorgenannte Prüfungsordnung kann von der Landwirtſchaftskammer
gegen Einſendung von 70 000 Mark bezogen werden.
— Unfülle. Geſtern vormittag wurde ein Metzgerlehrling im
Schlachthof von einem Laſtauto angefahren. Er erlitt dabei einen
ſchweren Oberſchenkelbruch. — Geſtern nachmittag ſtürzte ein Mädchen
in Nieder=Modau vom Heuboden in die Scheune und erlitt
einen ſchweren Schädelbruch. Beide wurden durch die Rettungswache
in das Städtiſche Krankenhaus verbracht. — Geſtern nachmittag erlitt
ein Straßenbahnkontrolleur beim Betreten des Bureaus einen
Schlig=
anfall. Er wurde ſofort durch die Rettungswache mittels
Kranken=
kraftwagen in das Städtiſche Krankenhaus gebracht, wo nur noch der
Tod feſtgeſtellt werden konnte.
— Berichtigung. In dem Artikel. Die Note der Aerzte” iſt in
dem fünftletzten Abatz in dſer letzten Zeile ein Druckfehler entſtanden.
Es muß nicht 8 334 235 000 heißen, ſondern 2 334 235 000.
norm des „audiatur et altera pars” Genüge getan und auch der
angegriffene Superintendent zur Rechtfertigung zugelaſſen
werden.
Die Verantwortung des beſchuldigten Geiſtlichen
herbeizu=
führen, war nunmehr die Aufgabe des Miniſteriums. Schon am
4. Juli 1781 überſandte es die Beſchwerdeſchrift Böhlers an den
Superintendenten mit der Auflage um Berichterſtattung. Olffs
Rechtfertigung iſt ein langes Schreiben, weniger prägnant wie
die Klageſchrift Böhlers, aber ebenfalls von ehrlicher und
auf=
richtiger Entrüſtung beſeelt. Daß er ſich zu einem Bericht
her=
gibt — ſo ſagt Olff einleitend —, tue er nicht, um Böhler zu
ant=
worten, ſondern aus Reſpekt gegen das Miniſterium. „Ein
Mann,” fährt er dann fort, „der ſchon beinahe 40 Jahre das
Lehramt führt, der auf dem Lande, bei Soldaten, bei Bürgern,
und ſelbſt bei Hof vertretungsweiſe das Predigtamt mit Beifall
geführet und den man würdig gehalten hat, zu einer der
an=
ſehnlichſten Stellen des Landes zu befördern, der folglich kein
Neuling iſt und gewiß weiß, was und wie er predigen ſoll und
von dem Jedermann wiſſen kann, daß er bei ſeinem Vortrag
keineswegs unklug handelt, ſondern der die reine Abſicht hat,
der Kirche gute Chriſten und dem Vaterlande gute Bürger zu
erziehen, kann weder des Schutzes noch einer zu dictierenden
Ge=
nugtuung eines ſo erleuchteten Collegii, als dasjenige, vor
wel=
chem ich jetzo rede, unwürdig ſein. Ich werde dieſes um ſo
ge=
wiſſer hoffen können, da die ganze Böhleriſche, mir völlig
uner=
warte Klage nach dem Zeugnis eines jeden unbefangenen
Le=
ſers nicht nur die allerſeltſamſte in ihrer Art, ſondern auch eine
wahre petitio prineippii iſt, indem er nicht mit einem Wort
bewieſen hat, was er hat beweiſen wollen, auch nimmermehr mit
Zuverläſſigkeit beweiſen kann, daß ich ihn in meiner am erſten
Pfingſtfeiertag gehaltenen Predigt gemeint habe, indem ſelbſt
die vier virgulierten Ziele, als der eigentliche Sitz ſeiner Klage,
ſo allgemein ſind, daß ſie auf einen jeden, der Gelegenheit gibt,
die Sonn= und Feiertage zu entheiligen, vollkommen paſſen und
die letzte ganz unſchuldige Zeile nicht einmal ſo ausgedrückt
wor=
den iſt, wie ſie dieſes Mannes Stiliſt. dem ſein Gewiſſen ſagen
wird, daß er nicht wohl getan habe, ſich gegen mich gebrauchen
zu laſſen, auf das Papier hat hingeworfen. Seine ganze Klage
iſt daher ein offenbarer frivoler Angriff und Anfall auf mich
und mein Amt und alſo der am Ende der Klagſchrift gebrauchte
Ausdruck, wodurch er mich perſoneller Antaſtungen beſchuldigt,
eine wahre Verleumdung, welche allerdings nach den Geſetzen be=
ſtrafungswürdig iſt. Daß er ein Deuter geworden und ſo
ein=
fältig iſt, ſelber zu ſagen, er ſeie es, von dem gepredigt worden
wäre, dafür kann ich nicht und daß, wie er ſchreibet, ein jeder in
der Kirche ſeine Augen auf ihn gerichtet habe, dafür kann ich
wieder nicht. Was klagt er nun gegen mich? Eigentlich hätte er
mit ſich ſelber zu zanken oder alle Leute, die ihn angeſehen,
ver=
klagen ſollen.”
Kein einziger rechtſchaffener Prediger — fährt Olff weiter
fort — könne es verſäumen, an den hohen Feſttagen vor
Sonn=
tagsentheiligungen zu warnen, um ſo weniger aber er als
Su=
perintendent von Stadt und Land. Was würde aus dem
Pfarr=
amt werden, wenn jeder, der ſich getroffen fühlt, das Recht
be=
käme. Klage zu erheben? Wenn jeder ſagen wollte, er ſei zwar
ein Sünder, er wünſche aber, daß die Pfarrer ganz ſtille dazu
ſchweigen möchten? Was würde aus Darmſtadt werden, wenn
ſolche Prinzipien angenommen und öffentlich verteidigt würden?
Und was ſollte man von dem Sonntagsedikt halten, das
aus=
drücklich die Entheiligungen aller Art mit Geld=, Turm= und
an=
dern Strafen bedroht? So und noch ausführlicher ſucht Olff ſein
Verhalten zu rechtfertigen, wobei er immer davon ausgeht, daß
er Böhler nicht im Mindeſten perſönlich angegriffen habe.
Nachdem das Miniſterium von dieſem Bericht Kenntnis
ge=
nommen hatte, beſchloß es, die Sache auf ſich beruhen zu
laſſen. In zwei Zuſchriften vom 11. Juli wurde dies den
Streitteilen mitgeteilt. Jeder von ihnen erhielt bei dieſer
Ge=
legenheit noch ein Privatiſſimum, auf daß ähnlichen
Vorkomm=
niſſen für die Zukunft vorgebeugt würde. Superintendent Olff
ſollte aus Paſtoralklugheit vermeiden, daß perſönliche
Anzüglich=
keiten in der Folge wieder eine Beſchwerde der Art, wie ſie eben
vorgekommen, veranlaſſen könnte. Böhler wurde bedeutet, daß
ſeine Beſchwerde auf einem bloßen Mißverſtand beruhe, daß
man aber im übrigen eine ſolche Wirtſchaftsführung von ihm
er=
warte, daß keine Urſache mehr zu gegründeten Beſchwerden über
Ausſchweifungen und Sonntagsentheiligungen gegeben werde.
Damit war wohl der Kampf für diesmal begraben. Auch
mögen die Streitenden mit der Entcheidung des Miniſteriums,
die Keinem ſonderlich wehe tat und Keinem Recht und Keinem
Unrecht gab, zufrieden geweſen ſein. Dieſes Lavieren zwiſchen
zwei Klippen iſt aber zugleich das eigentlich Bezeichnende der
ganzen Angelegenheit, die man auf keine kürzere Formel
revu=
zieren könnte, als auf die beiden Antitheſen: „Hie Welt und hie
Kirche” oder „Hie alte und hie neue Zeit!”
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Auguſt 1923.
Nummer 240.
* Heſſiſches Lehrerinnen=Heim.
Anläßlich des 25jährigen Beſtehens des Lehrerinnenheims fand in den
freundlichen Näumen des Heimes in der Gervinusſtraße eine
anſpruchs=
loſe Feier ſtatt, zu der ahlreiche Lehrerinnen und Ehrengäſte erſchienen
waren. Nach den Begrüßungsworten von Frl. Schweisgut, der
derzeiti=
gen Vorſitzenden des Vereins, und dem gemeinſamen Geſang von Lobe
den Herrn, den mächtigen König der Ehren”, ergriff die um den Verein
hochverdiente und augemein geſchätzte Ehrenvorſitzende, Frl. Marie
Müller, das Wort, um einen kurzen Ueberblick über die Entſtehung verlangen. Aus dieſem Grunde werden die monatlichen Gas= und
und Entwicklung des Heim=Vereins zu geben. Ihren Ausführungen
entnehmen wir folgendes:
Die Anregung zur Gründung eines Altersheimes für Lehrerinnen
war von Offenbach ausgegangen und hatte bei den Lehrerinnen, Frl.
Sophie Fuchs und Frl. Luiſe Kahl den erſten tatkräftigen Ausdruck
ge=
funden. Mit der ihnen eigenen Tatkraft und Beharrlichkeit wurde der
Gedanke weiter verbreitet in Wort und Schrift. Nach einer
vorbereiten=
den Sitzung in Offenbach wurde 1883 der Heim=Verein in Darmſtadt
be=
gründet. Hier waren es beſonders zwei für die Frauen= und
Lehrerinnen=
ſache warm empfindende, verſtändnisvolle Frauen, Frl. Charlotte Wider
und Frl. Kathinka Streb, die für den großen Gedanken eintraten und
eifrig für den neuen Verein warben. Frl. Ch. Wider wurde
Kaſſenfüh=
rerin, Frl. K. Streb, Schriftführerin, die unermüdlich und mit großem
Erfolge in den Entſtehungsjahren des Vereins für ihn arbeitete. Leider
wurde ſie uns und ihrem Wirkungskreie nur allzufrüh entriſſen. Frl.
Streb wau es auch gelungen, in Frau Lilli Wolskehl dem jungen Verein
eine Vorſitzende zu gewinnen, die es verſtand, durch ihre künſtleriſchen
und geſellſchaftlichen Beziehungen die weiteſten Kreiſe für die neue handigt.
Gründung zu intereſſieren. Der Verein ſtand zuerſt unter dem
Ehren=
ſchutz der Fürſtin Julie Battenberg, ſpäter unter dem der Fürſtin Marie
zu Erbach=Schönberg, die den Lehrerinnen das erſte Ferienheim in
Schönberg, ſpäter in Auerbach, zur Verfügung ſtellte. — Nach etwa 15 Sammel= und Werbearbeit konnte am 25. Juni 1898 das erſte
Heim, Kiesſtraße 101, eröffnet werden. Am 1. Auguſt trat Frl. A.
Bindewald ihr Amt als Vorſteherin im Heime an, das ſie nunmehr auch
25 Jahre lang mit großer Pflichttreue verwaltet hat. Ihre Aufgabe iſt
nicht immer leicht geweſen, beſonders nicht während der Kriegsjahre und
in der jetzigen Notzeit mit ihrer furchtbaren Sorge ums tägliche Brot,
Der Vorſtand und die Heimbewohnerinnen widmen Frl. Bindewald die
demnächſt in den wohlverdienten Ruheſtand treten wird, warme Worte, marie predigen, am Nachmittag um 3 Uhr iſt die Hauptfeier mit
muſikali=
des Dankes und überreichen eine Ehrengabe. — Da das Haus in der
Kiesſtraße ſich bald als zu klein erwies, baute der Verein das geräumige
Heim in der Gervinusſtraße 68. Der Architekt, Herr Heinrich Müller,
entwarf den Plan und übernahm in großherziger Weiſe die Leitung des
Baues, der 1904 unter gebührender Feierlichkeit eingeweiht wurde. Zur
Eröffnungsfeier erſchienen außer Vertreterinnen der heſſ.
Lehrerinnen=
ſchaft Vertreter von Stadt und Staat und zahlreiche Freunde und
Gön=
ner, darunter auch der Großherzog Ernſt Ludwig und die Fürſtin
Bat=
tenberg. Das ſchöne, große Haus erfüllte durchaus ſeinen Zweck:
allein=
ſtehenden, alternden Lehrerinnen ein Feierabendhaus zu werden, zu
hor=
übergehendem Aufenthalt nach Darmſtadt kommenden Lehrerinnen ein
behagliches Heim zu bieten und den heſſiſchen Lehrerinnen die
Möglich=
keit zu geben, ſich in ſeinen Räumen zu ernſter Arbeit oder heiterer
Ge=
mehr erkannt, und die namhaften Zuſchüſſe, die monatlich regelmäßig
von ihnen geſpendet werden, zeugen von ihrem feſten Willen, ſich ihr
Altersheim zu erhalten und für ſeine Vewohner zu ſorgen. Unter den
Freunden und Gönnern des Heims iſt außer ſeiner unvergeßlichen erſten
Vorſitzenden, Frau Lilli Wolfskehi und ihrem Gatten, noch beſonders
Frau Helene Rothſchild in OFfenhach zu erwähnen, die bis in ihre letzten
Lebensjahre hinein ſtets bemüht war, dem Verein neue Mitglieder zu
werben und für das Heim (eldmittel herbeizuſchaffen. Dankbar müſſen
wir auch der Hilfe gedendenr, ſie in Krankheitsfällen den
Heimbewohnerin=
nen durch Herrn Dr. Draudt in der uneigennützigſten Weiſe zu teil wird
und auch ſchon durch ſeinen Vater ſeinerzeit zuteil wurde. In den
ſchweren Kriegsjahren und der noch ſchwereren Nachkriegsjahren hat
un=
ſer Heim viel Liebe und gütige Unterſtützung erfahren dürfen.
Werk=
volle Sendungen aus Awe ikg, beſonders die des Menſchenfreundes
Stirn, halfen über manche Sorge hinweg. Den ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Fürſorgeſtellen, dem Allee Frauenverein und ſeiner hochherzigen
Präſi=
dentin, dem Roten Kreuz, Frl. Anna Walz, die alle dem Verein
nam=
hafte Unterſtützungen zuwandten, ſei auch an dieſer Stelle noch einmal
herzlichſt gedankt. Mit den Worten: Menſchenliebe, goldener Ring, wer
ſagt, wer mehr gab, wer ſagt, wer mehr empfing2 ſchloß Frl. Marie
Müller ihre mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen.
Der gemeinſame Geſang von „Harre meine Seele, harre des Herrn”
ſchloß dieſen Teil der Feier. Hierauf folgten die Begrüßungen. Zuerſt
dankte Frl. Kißner im Namen der Heimbewohner dem Vorſtand und
der Heimvorſteherin und überreichte der Jubilarin, Frl.
Binde=
wald, eine von den Heiminſaſſen geſpendete Ehrengabe. Frl. Pfnor
Frl. Bergſträßer die des Lehrerinnenvereins Darmſtadt, Frl.
Hermann, die der techniſchen Lehrerinnen und Frl. Flick die der
Ortsgruppe Gießen. Es ſprachen ferner Herr Beigeordneter Daub
und die Landtagsabgeordnete Frau Profeſſor Hattemer, die eine
Spende von 5 Mill. von ſeiten des Miniſteriums des Innern überreichte.
liches Zuſammenſein, das verſchönt wurde durch ein von Frau Oberini
Walther aus Mainz verfaßtes und von ihr ſelbſt vorgetragenes
launiges Gedicht an die Heimchen, einen Klaviervortrag von Frl. von
Heſſert und Frl. Anna Walthex und mehrere Liedervorträge von
Frl. Lagemann.
Ehrentage auch zahlreiche Spenden empfangen. Der Heſſ.
Landes=
lehrerinnenverein, die Darmſtädter, die Gießener und die techniſchen
Leh=
rerinnen ſtifteten ſehr erwünſchte Bett= und Küchenwäſche, die
Mittel=
ſchule 2 noch einmal beſonders ein Frühſtücksei für jedes Heimchen, Frau
Marie Wolfskehl einige Flaſchen Wein; Frl. Eliſe Fuchs, die Schweſter
unſeres Vorſtandsmitgliedes, ſandte aus England ein Lebensmiittelpaket,
und auch die alten treuen Lieferanten des Heimes gedachten des Tages
durch eine freundliche Gabe. Die Lehrerinnen der Eleonoren=Schule in
Worms ſandten 4 Miillionen, die Offenbacher Lehrerinnen 8 Millionen.
Insgeſamt belaufen ſich die Geldſpenden bis jetzt auf 44 Millionen.
Allen denen, die des Tages ſo freundlich gedachten, und allen denen, die
in ſo liebenswürdiger Weiſe zum Gelingen unſeres Jubiläumsfeſtes
bei=
trugen, ſei nochmals herzlichſt gedankt. Bleibt dieſer Geiſt der
Zuſammen=
gehörigkeit und der Hingabe an eine gemeinſame Sache unter uns
Beſitz trotz aller Not der Zeit erhalten werden können.
Lokale Veranſialtungen.
Ole blerunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchlließiſch als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Krittl.
Café Fürſt Bismarck. Am 1. September großes
Antritts=
konzert des berühmten Kapellmeiſters und Soliſten Georg Grohrock.
(Näheres ſ. Anzeige.)
v. Eberſtadt, 29. Aug. Das Gaswerk befindet ſich in einer
ge=
wiſſen Notlage, ſo daß es ſich gezwungen ſieht, Vorausbezahlungen zu
Stromrechnungen bis auf weiteres mit den doppelten Beträgen
einkaſ=
ſiert, wovon die Hälfte als Vorauszahlung gerechnet wird. Die ſo
ge=
leiſteten Vorauszahlungen werden bei jedesmaliger Rechnungserteilung
wieder in Abzug gebracht. Wenn auf dieſe Weiſe nicht die nötigen
Mit=
tel eingehen, ſieht ſich das Werk außer Stande, den Betrieb aufrecht zu
erhalten.
zh. Auerbach, 29. Aug. Kartoffel=Kommiſſion. Der
Ge=
meinderat hat zur beſſeren Beſchaffung von Kartoffeln einen
ſechs=
köpfigen Ausſchuß, beſtehend aus drei Produzenten und ebenſoviel
Kon=
ſumenten, gewählt. — Als Schularzt wurde Herr Dr. Hammerſtein
beſtimmt. — Die Wieggebühren, Pachtſummen, Hundeſteuern uſw., ſind
der Geldentwertung angepaßt und entſprechend erhöht worden.
O Von der Bergſtraße, 28. Aug. Ein ehrlicher Dieb. Ein
Unbekannter machte ſich in der Gemarkung Heddesheim eine Portion
Kar=
toffeln aus und ließ, unter einer Scholle liegend, einen „
Hunderttauſen=
der” zurück. Dieſer wurde durch den Feldhiiter dem Beſtohlenen ausge=
O Aus dem Kreiſe Heppenheim, 28. Aug. Abermalige ganz
bedeutende Milchpreiserhöhung. Nachdem erſt vor
weni=
gen Tagen der Preis für einen Liter Milch von 40 000 Mk. auf 80 000
Mk., alſo um hundert Prozent, erhöht wurde, erfuhr dieſelbe geſtern
eine abermalige Erhöhung auf 180 000 Mk. alſo um 125 Proz. Ebenſo
iſt es mit den Preiſen für Butter, Eier uſw. Auch die Kartoffelpreiſe
ſchnellen in demſelben Tempo in die Höhe; laſſen ſich doch manche
Händ=
ler pro Pfd. 60000 Mark zahlen.
e. (roß=Bieberau, 30. Aug. Am kommenden Sonntag findet in
unſerem Ort ein von der evang, Stadtmiſſion Darmſtadt
veranſtaltetes Volksfeſt ſtatt. Vormittags wird Aſſeſſor Dr.
Ave=
ſchen=deklamatoriſchen Darbietungen und einer Anſprache des Feſtredners
unter Mitwirkung des Poſaunenchors Ober=Ramſtadt, Quartetts der
Stadtmiſſion Darmſtadt und des hieſigen jungen Guitarrenchores.
j-Groß=Bieberau i. O., 28. Aug. Todesfall. Unter großer
Be=
teiligung aus nah und fern wurde heute mittag der bekannte Beſitzer der
Schönbergerſchen Brauerei, Herr Georg Schönberger, zu Grabe
ge=
tragen. Der Verſtorbene ſpielte als früherer Abgeordneter des heſſiſchen
Landtages im politiſchen Leben einſt eine nicht unbedeutende Rolle.
* Erbach i. O., 29. Aug. Notgeld. Infolge der Erhöhung der Löhne
und Preiſe, die hoffentlich bald ihr Ende erreicht hat, iſt trotz lebhafter
Bemühungen der Reichsbank im Odenwald die Zahlungsmittelnot noch
keineswegs hehehen. Der Kreisausſchuß des Kreiſes Erbach hat ſich daher
entſchloſſon, außer den Gutſcheinen zu ½/= und 2 Millionen Mark
Gut=
ſelligkeit zuſammenzufinden. Dies haben die Lehrerinnen auch mehr und ſcheine zu fünf. Millionen Mark auszugeben, die als vollgültiges
Zah=
lungsmittel im Kreiſe Erbach zu gelten haben. Sämtliche vorgenannten
Gutſcheine des Kreiſes Erbach gelten bis auf weiteres. Der Ablauf der
Gültigkeit wird durch amtliche Bekanntmachung verlautbart.
O Virkenau, 28. Aug. Unſere Badeanſtalt im neuen
Schul=
hauſe, die vor C ug 2 Jahren wegen Waſſermangel geſchloſſen
wer=
den mußte, wurde zor etwa einem Vierteljahre, wieder eröffnet. Leider
mußte ſie aber wegen Kohlenmangel neuerdings wieder außer
Betrieb geſetzt werden, was von den Badefreunden ſchmerzlich
empfun=
den wird.
O Aus ſem Weſchnittal, 28. Aug. Die Diebſtähle nehmen auch
bei uns in recht bedenklicher Weiſe zu. Neben den Fahrraddiebſtählen
nehmen jetzt guch Be Felddiebſtähle immer mehr zu. Kartoffeln,
Weiß=
kraut, Bohnen, Gemüſe, Obſt ufw., alles iſt den Dieben willkommen.
ei- Oberroden, B. Aug. Verſteigerungs=Erlös. Die
beiden letzten Holz= und Streuverſteigerungen erbrachten einen Betrag
von 80 Millionen bezw. 21 Millionen, die der Gemeindekaſſe zufloſſen.
k. Dreieichenhain, 28. Aug. Die Finanzlage der Gemeinde iſt,
wie überall, kritiſch. Der Feldhüter und der Kuhhirt haben ihre
Aem=
ter niedergelegt, weil die Gemeinde deren Gehälter nicht pünktlich
aus=
zahlen konnte. Die zwei Drittel, die vom Staat den Gemeinden
zu=
fließen, gehen wiederum unpünktlich ein. Der Gemeinderat hat zur
Be=
ſchleunigung des Geldverkehrs beſchloſſen, bei der Sparkaſſe ein Scheck=
Konto zu errichten.
R. Alsfeld, 28. Aug. Brand. Hier iſt eine Scheune, die mit
vielen Erntevorräten angefüllt war, völlig in Flammen aufgegangen.
üüberbrachte die Glückwünſche des Heſſ. Landes=Lehrerinnen=Vereins, Als Brandurſache iſt unvorſichtiges Umgehen mit Zündhölzern zu
ver=
muten.
Parlamentariſches.
* Kammervorlagen. Dem Landtage ſind eine Reihe neuer
Nachdem der ernſte Teil der Feier vorüber war, folgte ein gemüt= Vorlagen zugegangen: 1. Regierungsvorlage: Niederſchlagung
eines Strafverfahrens gegen J. P. Dreißigacker und L. Breuer,
Betten=
bach; Verteilung von Reichsmitteln zur Unterſtützung gemeinnütziger
An=
ſtalten. Hier iſt erforderlich, daß das Land einen Anteil von 75—80 Mill.
üibernimmt. — Zur Ausführung des Staatsvoranſchlags wird infolge
der Geldentwertung die Erhöhung vom 7½= auf das 100fache verlangt.
Außer freundlichen Glückwunſchſchreiben hat das Heim zu ſeinem — Der Entwurf eines Geſetzes betrifft die Gebühren der
Rechtsan=
wälte. — Eine umfangreiche Vorlage betrifft den Entwurf eines
Ge=
ſetzes, der die Standesbertretung der Apotheker in Heſſen regeln foll.
— 2. Anträge. Die Abgg. Nuß und Lutz beantragen, unverzüglich
für die größten Verbrauchszentren des beſetzten Gebietes von Heſſen,
mindeſtens aber für Mainz und Worms, einen kurzfriſtigen hohen
Milliardenkredit zur Verfügung zu ſtellen, um in Fällen dringendſter
Not ſofort die unbedingt notwendige Lebensmittelverſorgung der
Be=
völkerung dieſes Gebietes aus öffentlichen Mitteln ſicherzuſtellen.
Die Abga. Ebner=Roth (Kom.) beantragen die Einſetzung einer
Unter=
ſuchungskommiſſion für die Vorgänge in Friedberg und die ſofortige
Entlaſſung des Kreisdirektors von Friedberg. — Abg. Köhler beantragt
die Aenderung des Art. 8 des Geſetzes über die Wohnungsbauabgabe.
— Abg. Nuß beantragt, den Staatsbeamten des beſetzten heſſiſchen
Gebietes, die mit Brennſtoff von Wölfersheim beliefert werden, die
weiter wirkſam, dann wird auch den heſſiſchen Lehrerinnen ihr chöner Zahlung des Brennmaterials und der Transportkoſten zu ſtunden und
ratenweiſe Abzahlung zu geſtatten.
Jubiläum der Firma Heinrich Keller Sohn, Darmſtadt
und ihres Inhabers Kommerzienrat Hickler.
Die im In= und Auslande rühmlichſt bekannte Forſt= und
land=
wirtſchaftliche Samengroßhandlung und Klenganſtalt zur Gewinnung
von Nadelholzſamen Heinrich Keller Sohn, für deren
Grür=
dung das Jahr 1798 augenommen wird, kann in dieſem Jahre auf ihr
125jähriges Beſtehen zurückblicken. Gleichzeitig ſteht der jetzige
In=
haber, Herr Kommerzienrat Guſtav Hickler, 40 Jahre an der
Spitze dieſes Unternehmens, das er im Jahre 1883 von dem damaligen
Beſitzer, Kommerzienrat Keller, käuflich erworben hat. Das genaue
Datum der Gründung der Firma läßt ſich heute nicht mehr feſtſtellen,
da die Belege dafür bei einem Brandunglück zerſtört wurden. Der alte
Kommerzienrat Keller nahm das Jahr 1798 als Gründungsjahr an
auf Grund der älteſten Rechnung ſeiner Firma, die ihm von einem
alten Kunden auf ſeinen Wunſch hin eingeſchickt wurde, und die aus
dem Jahre 1798 ſtammte. Möglich wäre es alſo ſehr gut, daß von
einem Vorfahren des alten Heinrich Keller (Vater von Kommerzienrat
Keller) ſchon früher Samen geliefert wurden.
In einem Artikel „Die Darmſtädter Klenganſtalten und
Samen=
handlungen” von Herrn Handelskammerſyndikus Dr. Human=
Darm=
ſtadt iſt die Bedeutung der Brauche wie folgt beſchrieben: „Darmſtadt
kann ſich rühmen, in einer Induſtrie Jahrzehnte hindurch eine geradezu
führende Rolle in der ganzen Welt innegehabt zu haben und in dieſer
Induſtrie auch jetzt noch eine Poſition allererſten Nanges zu beſitzen.
Es iſt dies ein für die landwirtſchaftliche Verſchönerung und
geſund=
heitliche Hebung der ziviliſierten Länder geradezu unentbehrlicher
Ge=
ſchäftszweig, nämlich die Gewinnung des Samens zur Erhaltung und
Erweiterung unſerer Wälder und zur Beſtellung unſerer Felder.”
In dem Darmſtadt benachbarten Griesheim hatten ſich ſchon in
früheren Jahrhunderten Hunderte von ſogen. „Tannäppelbrechern”
einen Teil ihres Lebensunterhalts durch Brechen von Nadelholzzapfen
von den Bäumen im Herbſt und Winter verdient. Einzelne dieſer
Griesheimer Tannenzapfenbrecher, welche dazu übergegangen waren,
den Samen aus dieſen Zapfen — auf urſprünglich primitidſte Art —
ſelbſt zu gewinnen und ſich ſpäter Darren einrichteten, verlegten ihre
anfangs recht kleinen Betriebe nach Darmſtadt. So kam im Jahre 1815
Heinrich Keller von Griesheim nach Darmſtadt und errichtete hier eine
ſogen. „Kleng”. („Kleng” — klingen, d. h. Geräuſch, welches die
Nadel=
holzzapfen beim Aufſpringen verurſachen.) Später, unter dem Sohn
des Gründers, nachdem die Firma an nationaler und internationaler
Bedeutung ſtetig gewonnen hatte, wurde zur Einrichtung verbeſſerter
und bedeutend leiſtungsfähigerer Klengen mit Dampfbetrieb
geſchrit=
ten. Das Verdienſt, die Firma Heinrich Keller Sohn zu der Höhe
emporzubringen, wie ſie heute als eines der größten Unternehmen
dieſer Art in der ganzen Welt daſteht, gebührt dem jetzigen Inhaber,
Herrn Kommerzienrat Hickler, einem Manne von nie verſagender
Energie, von bewundernswertem Scharfblick, mit deſſen Wahlſpruch
„Zielbewußt und zuverläſſig” ſeine ganze Perſönlichkeit nicht treffender
gekennzeichnet werden kann.
Wenn auch die Einrichtungen der Klenganſtalt der Firma Heinrich
Keller Sohn durch den letzten Inhaber in einen für damalige Zeit
muſtergültigen Zuſtand gebracht worden waren, ſo hat doch Herr
Hickler gleich nach Uebernahme des Geſchäfts energiſch an deſſen
Aus=
dehnung und an der weiteren Verbeſſerung der Anlagen gearbeitet.
Während früher die Darren alle Augenblicke abbrannten, iſt dank des
Hauptaugenmerks, das Herr H. auf die Verbeſſerung und Sicherheit
der Heizungsanlagen richtete, in den 40 Jahren kein einziges
Brand=
unglück vorgekommen. Daß die Firma in den letzten Jahrzehnten ſich
neben ihrem Hauptbetrieb, der Gewinnung von Waldſamen, auch
im=
mer mehr auf landwirtſchaftliche Sämereien verlegte, für deren
Reinigung muſtergültige Anlagen geſchaffen wurden und heute auch
in dieſem Zweig als eines der angeſehenſten und größten Unternehmen
in Deutſchland daſteht, verdankt ſie ebenfalls der Initiative ihres
her=
vorragenden Chefs. Die ſolide und ſtreng reelle Geſchäftsgebarung
der Firma Heinrich Keller Sohn iſt in forſt= und landwirtſchaftlichen
Kreiſen ſo bekannt, daß ſie rühmender Erwähnung nicht bedarf;
jeben=
falls kann hier aber geſagt werden, daß dieſes Geſchäftsprinzip mit in
erſter Linie zu dem Blühen und Gedeihen der Firma beigetragen hat.
Kommerzienrat Hickler, der heute nach 40 arbeitsreichen Jahren
mit berechtigtem Stolz auf ſein Werk blicken kann, nimmt eine
füh=
rende Stelle in den Kreiſen der deutſchen Klenganſtalten und
Samen=
handlungen ein. Dem Vorſtand der Vereinigung der Samenhändler
Deutſchlands zu Berlin ſeit deſſen Gründung angehörend, und an der
Spitze der ſich zu einem Lieferungsverband für die
Waldſamenlieferun=
gen an die Entente zuſammengeſchloſſenen Kontrollklenganſtalten
ſtehend, wird er ſtets als Vertreter dieſer Intereſſen von den in
Be=
tracht kommenden Reichs= und Staatsbehörden zu wichtigen
Verhand=
lungen, ſeien ſie forſt= oder zollpolitiſcher Natur uſw., zugezogen. Die
Verdienſte, die ſich Herr Kommerzienrat Hickler um die deutſche
Forſt=
wirtſchaft erworben hat, alle hier zu erwähnen, würde zu weit führen;
wir beſchränken uns darauf, zu ſagen, daß die deutſche Forſtwirtſchaft
keinen getreueren Helfer und Förderer ihrer Intereſſen hätte finden
können als in ihm.
Die Firma beabſichtigt, ihr 125jähriges Beſtehen, ſowie das 40 Jubiläum ihres hochverdienten Chefs am 1. September
vor=
mittags, im Hauſe der Firma durch eine zeitgemäße kleine Feier zu
begehen. — Möge es Herrn Kommerzienrat Hickler noch lange
ver=
gönnt ſein, ſich am Gedeihen und Blühen ſeiner Firma zu erfreuen!
Regimentsnachrichten.
Verein ehem. Jäger zu Pferde Nr. 3, Kreis Darmſtadt.
Zu dem am 1. September, abends 8 Uhr, in der Brauerei Fay (
Ballon=
blatz) ſtattfindenden Bierabend ſind alle ehem. Jäger zu Pferde Nr. 3
mit ihren Damen herzlich eingeladen.
Aus den Parteien.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Am
kommenden Sonntag führt die 7. Wanderung bei gutem Wetter mit
dem Zuge 6.16 Uhr morgens ab Oſtbahnhof nach Ober=Ramſtadt, von
da zu Fuß in die Gegend von Lichtenberg. Es ſoll eine gemütliche
Fahrt werden zu einem idylliſchen Plätzchen im Waldesgrin und
blü=
hender Heide. Fahrpreisermäßigung kann diesmai nicht bewilligt
werden, deshalb löſe ſich jeder Hin= und Rückfahrkarte ab Ober=
Ram=
ſtamt am Freitag ſelbſt. Für Montag, den 3. Sept., lädt, wie ſchon
mitgeteilt, der Vaterländiſche Ring zu einem Deutſchen Abend im
Saal=
bau ein, worauf die Mitglieder auch hierdurch aufmerkſam gemacht
werden. Näheres iſt aus den Zeitungsanzeigen zu erſehen.
Die Finanzen des Großherzogs.
Roman von Frank Heller.
Copyright bei Georg Müller Verlag, München.
(Nachdruck verboten.)
21).
Der Herzog und Paqueno ſprachen mit gedämpfter Stimme
auf dem Kai, während Domingo und ſeine zwei Matroſen, die
letzten Vorbereitungen zur Abfahrt trafen.
„Heute iſt der 28.,” ſagte der Großherzog. „Wie lange
braucht dieſer Domingo bis Barcelona?”
„Wir werden übermorgen früh dort ſein, Hoheit, wenn alles
gut geht.”
„Hm. Da haben wir alſo zwölf Tage vor uns. Am 13.
ver=
fällt die Schuld, Paqueno?”
„Ja, Hoheit, am 13.”
„Zwvölf Tage, oder wenn wir die Reiſe nach Paris abrechnen,
kaum elf. Wir müſſen hoffen, Paqueno, daß es glückt, bei
Mar=
covitz oder anderswo.”
„Wir müſſen es hoffen, Hoheit, denn ſonſt.”
„Sonſt mein armer Eſtelan, bin ich mit der Aufgabe fertig,
die mein Großvater und Vater begonnen haben.”
„Was für eine Aufgabe, Hoheit?”
„Ihr Leben zugrunde zu richten, mein alter Eſteban.”
„Aber Hoheit!‟ Der alte Paqueno faßte mit ſeiner
zittern=
den Hand die des Großherzogs — „Hoheit . .. Ach, wenn
Hohe’t doch Punta Hermoſa dieſem Bekker verkauft hätten. . ."
„Paqueno, Paqueno, das nie!” — Der Großherzog klopfte
mit einem leichten Lächeln ſeinem alten Freunde auf die
Schul=
ter. — „Dem nie, der ſoll ſich Pech und Schweſel anderswo
ver=
ſchaffen.”
Senjor Paqueno ſeufzte ſchwer, und plötzlich ertönte
Do=
mingos Stimme:
„Alles klar.”
Der Großherzog half dem alten Senjor Paqueno über die
Brüſtung und warf die Reiſetaſche hinein. Dann wendete er
ſich an Domingo:
„Ich komme ſchon, Domingo. Denke daran, daß Du Cäſar
und ſein Glück an Bord haſt.”
Er ſprang hinüber, das Schiffsdeck zitterte unter ſeinem
hünenhaften Körper.
Domingo und der Matroſe machten das Boot los, langſam
glitt die kleine Schute den Kai entlang, von dem ſie mit ein paar
Pfählen abzuſtoßen ſuchten. Es war jedoch Gegenwind, und ſie
kamen nicht vorwärts. Plötzlich erhob ſich ein günſtiger
Wind=
ſtoß. Sie kamen vom Kai los und begannen durch den Hafen
zu gleiten.
Im ſelben Augenblick tauchte ein Mann auf dem Kai auf.
Er war dick und unterſetzt und lief, ſo raſch ihn die Beine tragen
wollten. Als er näher herangekommen war, hörte man ihn rufen:
„Domingo! Domingo! Ich habe etwas abzugeben. Steure
zum Molo, Domingo!”
Der Herzog erkannte die Stimme; es war ſein Koch Joaquin.
Er war äußerſt erſtaunt, aber wollte nicht zurückrufen, da er
be=
fürchtete, daß jemand anderes ſeine Stimme erkennen könnte.
Domingo ſah ihn fragend an, um ſich Order zu holen, er nickte
bejahend, und während der Mann fortfuhr, den Kai entlang
zu laufen, diehte der kleine Schiffer ſeine Schute in elegantem
Bogen dem Molo zu. Als ſie etwa drei oder vier Meter von der
Stelle entfernt waren, die Joaguin erreicht hatte, erhob Joaguin
den Arm und warf etwas hinüber, das mit leichtem
Aufplump=
ſen auf das Verdeck fiel. Im ſelben Augenblick verfing ſich der
Wind in die Schale, und ſie flog durch den Hafenarm hinaus
ins Meer. In ein paar Sekunden war Joaquin nur mehr ein
kleines Pünkichen, dann verſchwand er völlig in der Dunkelheit.
Der Herzog hatte ſich beeilt, das Hinübergeworfene
aufzu=
heben, es war Joaquins Mütze, in aller Eile mit einer Schnur
umwunden, er löſte ſie auf und fand in der Mütze einen Stein,
und um dieſen gewickelt ein blaues Papier.
„Paqueno,” rief er, nachdem er es gegen das Skylight der
kleinen Kajüte gehalten hatte. Ein Telegramm an Sie!”
„Ein Telegramm, Hoheit! Der alte Finanzminiſter
kam vorſichtig über das ſchwankende Verdeck heran und verſuchte,
das Telegramm zu öffnen. Aber die Schute ſchwankte zu ſehr,
und es war zu dunkel; der Großherzog faßte ihn under den Arm.
öffnete die Türe zu der Treppe, die in die Kajütte hinunterführte,
und half ihm behutſam die Stufen hinunter. Dann folgte er
ſelbſt nach.
Mitten in dem kleinen Raum unter der qualmenden
Hänge=
lampe fand er ſeinen alten Freund mit weit geöffnetem Munde
und verglaſten Augen daſtehen. Sein Blick ſuchte das Antlitz
des Großherzogs, ſtarr wie der eines Sterbenden, und ſeine
Lippen verſuchten ſich zu regen, aber brachten keinen Laut hervor.
Es zuckte in den Falten um ſeine Augen. In der Hand hielt er
das geöffnete Telegramm, ſie zitterte ſo, daß das blaue Papier
raſchelte.
Voll Angſt ſtürzte der Großherzog auf ihn zu, im ſelben
Augenblick bewegten ſich endlich die Lippen des alten
Finanz=
miniſters, und mit bebenden Fingern reichte er ſeinem Herrn
das Telegramm.
„V.. von unſerem Agenten, P. . Perez in Barcelona,”
ſtammelte er mit kaum verſtändlicher Stimme. „Seine
Korreſpon=
denzchiffre ſteht vorne. Leſen Sie, Hoheit, leſen Sie
Der Großherzog riß das blaue Papier an ſich, und was er
las, war dieſes:
Barcelona, 28. Februar, 12 Uhr 10.
Paqueno, Finanzminiſter, Mahon, Minorca.
Zp. 99. Heute zwiſchen 10 und halb 11 Uhr vormittag
wur=
den durch Coup an den Börſen Paris, Madrid, Rom 80 Prozent
der geſamten Staatsſchuld des Herzogtums Minorca für
unbe=
kannte Rechnung aufgekauft. Kurs 42½. Große Beſtürzung
herrſcht in nächſt berührten Finanzkreiſen; habe Telegramm
von Huelvas, Altenſtein, Apelmann, ſehr aufgeregt, wünſchen
Erklärung. Telegraphiere Ihnen morgen Näheres.
Erſuche Mitteilung, falls Sie dahinter ſtecken oder
Erklä=
rung geben können; erwarte Verhaltungsmaßregeln gegen
Huel=
vas, Altenſtein, Apelmann.
Perez, Agent.
Der Großherzog las das Telegramm zweimal, und dann
noch einmal, ließ es ſinken und ſtarrte Senjor Paqueno an.
„Ein Coup in unſeren Staatspapieren, Paqueno!” ſagte er.
„Ein Coup in unſeren Staatspapieren! 80 Prozent für
unbe=
kannte Rechnung eingekauft — Altenſtein und Konſorten fluchen
telegraphiſch . . . beim heiligen Urban!
Die Schute ſchwankte bei ennem heftigen Windſtoß, der den
Herzog gegen die Bank ſchleuderte, auf der der alte Paqueno mit
verſtändnisloſen Augen und erſtarrten Lippen zuſammengeſunken
war. Don Ramon betrachtete ihn mechaniſch, während er ſich
am Kajütentiſch feſthielt, um ſich zu ſtützen.
Beim heiligen Urban, von Majorca! murmelte er, „ein
Börſencoup in den Papieren des Herzogtums Minorca — da
haben wir nicht mehr weit zur Nevolution.”
(Fortſetzung folgt.)
Rummer 240.
Seite 5.
Di m ät Togb tt, F eitag, den 31. Anguſt 1923.
Suloeldienafenberfänstang
. Darmſtadt, 30. Aug. 1923.
Bürgermeiſter Mueller eröffnet die Verſammlung und bittet
die Stadtverordnetenverſammlung, ſich zu Ehren des verſtorbenen
Stadtv. Emmerling von den Sitzen zu erheben. Als deſſen
Nach=
folger wird Stadtv. Schäfer eingeführt und verpflichtet.
Durch Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung vom 5. Juli
Ifd. J3. betrugen die Hundeſteuerſätze vom 1. Juli Ifd. Js. ab
für den 1. Hund 50 000 Mk. jährlich und für den 2. Hund 75 000 Mk.,
für jeden weiteren Hund weitere 25 000 Mk. Hiernach hätte für das
zweite Halbjahr 1923 eine Nacherhebung ſtattfinden müſſen. Da hier
zirka 3000 Hunde vorhanden ſind, hätte dieſe Nacherhebung zirka 75
Millionen Mk. eingebracht, die jedoch nicht hinreichen würden, um die
Verwaltungskoſten zu decken. Die Stadtverordnetenverſammlung
ge=
nehmigt, daß von allen denjenigen Hundebeſitzern, die bis zum 1. Okt.
1923 ihren Hund nicht abgemeldet haben, eine Nachtragsſteuer für das
laufende Steuerjahr erhoben wird, und zwar: für den 1. Hund den
1 Million Mk., für den 2. Hund 2 Millionen Mk. uſw., für j den
weiteren Hund eine Million Mk. mehr. Dieſe Nacherhebung würde
einen Betrag von rund 3 Milliarden Mark einbringen, mithin eine
Summe, die angeſichts des heutigen Geldſtandes nicht als zu hoch
be=
zeichnet werden kann.
Das Miniſterium des Innern hat die Anregung gegeben, in die
kürzlich von der Stadtverordnetenverſammlung beſchloſſene neue
Orts=
ſatzung über die Beſteuerung des Beſuches von Bars
und Dielen eine Beſtimmung aufzunehmen, wonach die Erhebung
der Einzelſteuer auf Antrag des Geſchäftsinhabers im Einzelfalle durch
Zahlung einer monatlichen Pauſchſumme erfolgen hann. — Diefer
An=
regung wird entſprochen.
Die Stadtverordnetenverſammlung hatte ſeinerzeit beſchloſſen, zu
den Koſten der Ausſtellung „Deutſche Kunſt Darmſtadt
1923” einen Zuſchuß in Höhe von einem Drittel des auf 3 Millionen
Mark veranſchlagten Fehlbetrags zu leiſten. Der gute Beſuch der
Ausſtellung und außerordentliche Verkäufe ließen erwarten, daß dieſer
Betrag nicht überſchritten würde. Durch die am 30. Auguſt
eingetre=
tene unerwartet hohe Steigerung der Frachtſätze werden der
Ausſtel=
lung an Frachtkoſten rund 200 Millionen Mk. mehr erwachſen, für die
eine Deckung nicht vorhanden iſt und auch nicht vorerſt geſchaffen
werden kann. Da vom 1. September ab weitere große
Frachterhöhun=
gen angekündigt ſind, mußte die Ausſtellung alsbald geſchloſſen
wer=
den, um die Rückſendung der Kunſtwerke uſw. noch vor dieſem
Ter=
min vornehmen zu können und um eine noch weitere Erhöhung des
Fehlbetrags zu. vermeiden. — Es wird im Einvernehmen mit dem
Finanzausſchuß beſchloſſen, daß von dem nun zu erwartenden
Fehl=
betrag ein Drittel auf die Stadt übernommen wird unter der
Vor=
ausſetzung, daß die Stadt bei Ueberſchüſſen ſpäterer Ausſtellungen mit
einem Drittel beteiligt wird. Wegen Aufbringung der beiden anderen
Drittel iſt die Ausſtellungsleitung an das Reich und den Staat
heran=
getreten.
Nach dem neuen Landesſteuergeſetz (Finanzausgleichgeſetz) ſind die
Gemeinden ermächtigt, Getränkeſteuern entweder nach der
ein=
geführten Menge oder nach dem Kleinverkaufspreis zu erheben. Das
Miniſterium hat nach Anhörung der Städte eine Ortsſatzung enlworfen,
welche die Erhebung in Prozenten des Kleinverkaufspreiſes (bei Vier
und Branntwein) nach den jeweils beſtimmten Mindeſtſätzen vorſieht.
Die bisherige Verbrauchsabgabe für Getränke fällt dann weg. — Eine
bezügliche Ortsſatzung wird genehmigt.
Durch das Reichsgeſetz vom 13. Juli 1923 ſind neue Beſtimmungen
und neue Mindeſtſätze für die verſchiedenen Arten von Vergnügungen
und dergleichen Veranſtaltungen erlaſſen worden. Die bisher
beſtan=
dene Ortsſatzung muß nach den neuen Reichsvorſchriften umgeſtaltet
und die Steuerſätze zum Teil neu feſtgeſetzt werden. — Genehmigung
wird erteilt.
Das Rauchverbot, in den Lichtſpielhäuſern uſw.
ſoll wirkſam durchgeführt werden. Das Polizeiamt hat den Entwurf
einer entſprechenden Polizeiverordnung überſandt, der Zuſtimmung
findet.
Die Heſſiſche Landesbank, iſt durch Entſcheidung des
Landtags konſtituiert. Unter Bezugnahme auf die früheren
Verhand=
lungen beſchließt die Stadtverordnetenverſammlung, beizutreten.
Der Verein für das Deutſchtum im Ausland, deſſen
Mitglied die Stadt Darmſtadt iſt, hat um Bewvilligung regelmäßiger
Beiträge gebeten, damit es durch Gewährung von Freiſtellen den
be=
dürftigen Deutſchen in den an Polen gefallenen Gebieten ermöglicht
wird, ihre Kinder in die deutſchen Schulen zu ſchicken und ſie ſo dem
Deutſchtum zu erhalten. — Ein regelmäßiger Beitrag von zunächſt
einer Million Mk. wird gewährt.
Im Einvernehmen mit der Baudeputation wird beſchloſſen, einer
der fortſchreitenden Geldentwertung Rechnung tragenden Erhöhung der
Gebühren für die Benutzung von Straßen und Plätzen zu Bauzwecken
in gleitender Form zuzuſtimmen.
Infolge der fortgeſchrittenen Geldentwertung iſt das Amt für
Leibesübungen nicht in der Lage, mit den ihm von der Stadt
ſeinerzeit auf Grund des Voranſchlags für 1923 zur Verfügung
geſtell=
ten Mitteln in Höhe von 12 Millionen Mk. ſeine Aufgaben zu
er=
füllen. Mit Zuſtimmung des Finanzausſchuſſes wird daher beſchloſſen,
dem Amt für Leibesübungen vorerſt einen weiteren Zuſchuß aus
ſtädti=
ſchen Mitteln in Höhe von 5 Millionen Mk. alsbald zur Verfügung
zu ſtellen.
Dem Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung vom 28. Juni
entſprechend, hat der Wahlvorſchlagsausſchuß die Stadtverordneten
Haury, Kleinert und Schlitt zur Zuwahl in die Zuweiſungskommiſſion
des Wohnungsamtes vorgeſchlagen. — Die
Stadtverordnetenverſamm=
lung erteilt Zuſtimmung. — Die
Wohnungsbauabgabe
iſt in einer der letzten Sitzungen des Reichstags erhöht worden. Der
Ausſchlagsſatz der ſtaatlichen Wohnungsbauabyabe beträgt vom 1. 7.
d. Js. ab vierteljährlich 570 Mk. pro 100 Mk. des abgabepflichtigen
Brandkataſterwertes. Nach dem beſtehenden Geſetz kann die Gemeinde
den breifachen Anſatz beantragen. Die Stadtverordnetenverſammlung
beſchließt deshalb, als Wohnungsbauabgabe der Stadt zu erheben:
1. den dreiſachen Anſatz gleich 1710 Mk., und außerdem 2. für den
Aus=
gleichsfonds 20 Mk. pro 100 Mk. Brandkataſterwert der Gebäude und
für das Vierteljahr. Der geſamte Ausſchlag der Wohnungsbauabgabe
betrüge demnach vierteljährlich ab 1. Juli 1923: 2300 Mk. pro 100 Mk.
Brandkataſterwert und pro Vierteljahr. Mit dieſem Satz beträgt die
Wohnungsbauabgabe für eine Dreizimmerwohnung mit einem
Brand=
verſicherungswert von 7000 Mk.: 7000X2300X4 — 644 000 Mark, eine
100
Vierzimmerwohnung mit einem Brandverſicherungswert von 9000 Mk.
— 828 000 Mk., eine Füufzimmerwohnung mit einem
Brandverſiche=
rungswert von 12000 Mk. — 1 104 000 Mk., eine Sechszimmerwohnung
mit einem Brandverſicherungswert von 15 000 Mk. — 1380 000 Mk.,
für ein Einfamilienhaus mit einem Brandverſicherungswert von 40000
Mark gleich 3 680 000 Mk.
Vorauszahlung der Beträge für Gas und Waſſer.
Durch die in immer kürzeren Zwiſchenräumen eintretenden
außer=
ordentlichen Preisſteigerungen, insbeſondere für Kohlen, iſt es den
ſtädtiſchen Betrieben nicht mehr möglich, mit den für rückliegende
Zeit=
abſchnitte zur Erhebung gelangenden Beträgen für Gas und Waſſer
die laufenden Betriebsausgaben zu beſtreiten. Dazu kommt, daß
neuerdings für alle Lieferungen, insbeſondere auch Kohlen,
Voraus=
zahlungen, mindeſtens aber ſofortige Barzahlungen geleiſtet werden
müſſen. Unter dieſen Umſtänden ſind die ſtädtiſchen Betriebe nicht
mehr in der Lage, die Betriebsmittel zufammenzubekommen, die
not=
wendig ſind, um die laufenden Forderungen zu begleichen. Die Folge
davon iſt, daß durch ſie die Mittel der Stadtkaſſe ununterbrochen in
erhöhtem Maße in Anſpruch genommen werden, ſo daß der
Zahlungs=
verkehr bei der Stadtkaſſe auf das empfindlichſte geſtört wird.
Ein=
gehende Erwägungen haben die Stadtverwaltung zu der Ueberzeugung
geführt, das vorerſt kein anderer Ausweg bleibt, als zu dem von der
Heag geübten Verfahren, der Vorauserhebung der Gas=
und Waſſergeldſchuldigkeiten für einen Monat
überzu=
gehen. Hierbei ſoll jedoch als Ausgleich den Abnehmern dadurch
ent=
gegengekommen werden, daß ihre Schuldigkeiten am Schluſſe des
Mo=
nats auf Grund der in dem betreffenden Monat beſtandenen
Durch=
ſchnittskohlenpreiſe berechnet wird, und zwar ſoll nach den
folgenden Grundſätzen vorgegangen werden:
1. Bei jeder Erhebung von Gas= und Waſſergeld wird von den
ein=
zelnen Verbrauchern eine Vorauszahlung in Höhe von 100 Prozent
des zur Erhebung kommenden Rechnungsbetrages erhoben;
2. der Gas= und Waſſerpreis wird jeweils nach Ablauf eines Monats
auf Grund des Durchſchnittskohlenpreifes feſtgeſetzt und hiernach
die Schuldigkeit auf die geleiſtete Vorauszahlung abgerechnet;
3. denjenigen Abnehmern, die die Vorauszahlung nicht geleiſtet haben,
wird der Gas= und Waſſerpreis nicht nach dem
Durchſchnittskohlen=
preis berechnet, ſondern der Preis in Nechnung geſtellt, der ſich
aus dem am Schluſſe des Verbrauchsmonats gültigen Kehlenpreis
errechnet.
Die Vorlage wird einſtimmig angenommen.
Den verſchiedenen kleineren Mitteilungen ſchließt ſich ein Referat
von Bürgermeiſter Mueller über die Ernährungslage an Er
„führte aus, die Ernährungslage, die in erſter Linie durch unſere
außen=
politiſche Lage bedingt iſt, ſei ſchlinmer, als ſie eigen ich
brauchte. Die Arbeiterſchaft iſt hier beſonnen vorgegangen, ſo daß
Die neuen Poſttarife.
Ausſchneiden! Gültig ab 1. September 1923. (Ohne Gewähr).
Aufheben!
Sämtliche Beträge ſind in 1000 ℳ angegeben.
kein Nach=
barorls barorls=
verkehr) Deutſcher Fernverkehr
einſchl. Saargebiet,
Luxemburg, Oeſterreich,
Danzig, Memelgebiet Ungarn,
Tſchecho=
ſlowakei Uebriges
Ausland Zuſatzgebühren Mif bis 20 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g 45
90 100
120
140
jede weiteren
20 g
100 jede weiteren
20 g 100
Meiſtgewicht2kg Einſchreiben:
75 ℳ mehr.
Eilbrief (Ortsbz.):
150 ℳ mehr.
Eilbrief (Landbz.):
450 ℳ mehr.
Rohrpoſtkarte
165 ℳ mehr.
Rohrpoſtbrief
180 ℳ mehr. Poſtkarten. 30 90 120
Miich
(Sendungen über
1000 g nur für
nngeteilte Bücher
zuläſſig.) bis 25 g
bis 50 g
bis 100 g
bis 250 g
bis 500 g
bis 1000 g
bis 20.0 g 15
30
45
75
90
110
140 FAreA
Geſchäftspapiere
R4
Miſchſendungen
Warenproben .....
Mii
Blindenſchrift. . ... bis 1000 000 ℳ
2000000 ℳ 20000 000 ℳ
30000000 ℳ 140
40
„180
50 70 000 000 ℳ 260
70 Über 200000000 ℳ 120 Beträge Poſtanwe ſungen Zahlkarien Verſicherungsgebühren 30 40 5000 000 ℳ 70 20 für Wertbriefe u. verſiegelte Wertpakete 10000000 ℳ 100 30 2000 ℳ für je 100000 ℳ Mift 9 220 60 100 000 000 ℳ 300 80 für unverſiegelte Wertpakete 1000 ℳ, 150000 000 ℳ
200 000 000 ℳ 350
400 90
100 zugelaſſen bis 50 Millionen Mark.
Paketgebühren.
Pakete 1. Zonebis 75 km 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km Pakete 1. Zone
bis 75 Im 2. Zone
76-375 km 3. Zone
über 375 km bis 3 kg 180 350 30 bis 13 kg F0e 1300 1950 bis 5 kg 250 500 500 bis 14 kg 700 1400 2100 bis 6 kg 300 600 900 bis 15 kg 750 1500 2250 bis 7 ks 350 700 1050 bis 16 kg 800 1600 2400 bis 8 kg 400 800 1200 bis 17 kg 850 1700 2550 bis 9 kg 450 900 1350 bis 18 kg 900 1800 2700. bis 10 kg 500 1000 1500 bis 19 kg. 950 1900 2850 bis 11 kg 550 1100 1650 bis 20 kg 1000 2000 3000 bis 12 kg 600 1200 1800
Eilpakete: im Ortsbezirk 225 mehr, im Landbezirk 600 mehr.
Beſprächsgebühren.
Ortsgeſpräche: 75 (von einer öffentlichen Sprechſtelle aus 75).
Ferngeſpräche von nicht mehr als 3 Minuten Dauer: bis 5 km 75, 5—15 km 150, 15—25 km 225, 25—50 km 450, 50—100 km
675, für jede weiteren angeſangenen 100 km mehr 225.
Die Jahres=Grundgebühren für einen Fernſprech=Hauptanſchluß fallen vom 1. September ab fort. Es werden nur
Geſprächsgebühren erhoben und für einen Hauptanſchluß monatlich angerechnet
in Ortsnetzen mit bis” 50 Hauptanſchlüſſen 20 Ortsgeſpräche
1000
30
40
„ 10000
50
„ über 10000
größere Ausſchreitungen, wie in anderen Städten, in Darmſtaot
ver=
mieden wurden. Alle, Vorwürfe, gegen die neuen Funizionire der
Preisprüfungsſtelle weiſt der Redner als undeg ündet zurück. Die
Kommiſſare der Preisprüfungsſtelle ſind nicht berechtigt. Preiſe
feſtzu=
ſetzen. Sämtliche Mitglieder der Preisprüfungsſtelle ſind ſich darüber
einig, daß die Tätigkeit der Funktionäre in ſeitheriger Weiſe weiter
ausgeübt werden foll. Aus Norddeutſchland wurden acht Waggon
Kartoffeln gekauft, die wohl noch Ende dieſer Woche ankommen werden.
Eine Reihe von Anträgen, betr. die Lebensmittelverſorgung, finden
Zuſtimmung. — Abg. Leuſchner (Soz.) beleuchtet in ſehr
ein=
drucksvoller Rede die furchtbare Not des deutfchen Volkes, die ſeine
Fraktion zu verſchiedenen Anträgen veranlaßt hat.
Um 7.40 Uhr dauert die Sitzung noch an.
Reich und Ausland.
Die 75jährige Jubelfeier der Innern Miſſion.
Die reichhaltige Feier, durch die am 23. Sept. das 75jähr. Beſtehen des
Zentralausſchuſſes für die Innere Miſſion der deutſchen evangeliſchen
Kirche in der Lutherſtadt Wittenberg begangen werden ſoll, umfaßt
u. a. außer einer Vorabendfeier am 22. September am Haupttage
mit=
tags einen Feſtakt in der Schloßkirche, von der aus einſt der Weckruf
des Vaters der Innern Miſſion J. H. Wichern ausging, mit einer
Feſt=
rede von Univ.=Prof. Mahling=Berlin über „75 Jahre Innere
Miſ=
ſion” nebſt Begrüßung durch Staats= und Kirchenbehörden,
Univerſi=
täten und Vereine, ſodann eine große Jugendverſammlung, bei der die
Stellung der Jugend zu Nauſchtrank und Rauſchgift, zur ſittlichen
Frage und zur Volksgemeinſchaft auf Grund von Vorträgen von Pf.
Thiele und Reichswart Lic. Stange zur Sprache kommt; abends eine
öffentliche Volksverſammlung, wobei Lichtblicke in dunkler Zeit aus der
Liebestätigkeit, der Erziehungsarbeit und der Volksmiſſion dargeboten
werden. Am 21. und 22. September wird der Zentralverband für
Innere Miſſion ſeine Herbſttagung halten, am 24. und 25. September
der in München letzten Jahres gegründete Kontinentale Verband für
Diakonie und Innere Miſſion zuſammentreten.
Raub ſtatt Recht.
D.4.I. Am 18. Auguſt, nachmittags, erſchienen im ſozialiſtiſchen
Ge=
werkſchaftshaufe in Trient drei faſziſtiſche Führer und wünſchten eine
Ausſprache mit Führern der Gewerkſchaftskommiſſion, die dann etwas
ſpäter im Zentralkommiſſariat unter dem Vorſitz des Unterpräfekten
Bolis ſtattfand. Dieſer legte dar, daß die Faſziſten eine Auflöſung der
freien Gewerkſchaften und eine Uebergabe des Gewerkſchaftshauſes ſamt
der Druckerrei forderten, eine Forderung, die zu Recht beſtehe, weil die
faſziſtiſche Organiſation ſtärker geworden ſei wie die der Sozialiſten.
Die ſozialiſtiſchen Vertreter lehnten es ab, ſich in einer Viertelſtunde zu
entſcheiden, und wollten die Entſcheidung ihrer
Vertrauensmännerver=
ſammlung überlaſſen. Daraufhin erſchien aber eine Gruppe von
Faſzi=
ſten im Gewerkſchaftshauſe, die in Gegenwart des Bozener Präfekten
die Beſetzung als vollzogen erklärten, das Gewerkſ haftsſekretariat, die
Druckerei und Redaktion verſiegelten und Wachen aufſtellten, damit nichts
verſchleppt werde. Der Druckereibetrieb wurde anderen Tags wieder
eröffnet, die Zeitung „Das Volksrecht” aber blieb verboten. Gegen
die=
ſen frechen Raub von Privateigentum haben die Gewerſchaften einen
ſcharfen Proteſt eingelegt, und zwar im Auftrag der deutſchen wie der
italieniſchen Mitglieder.
Zur Siedlungsfrage in Argentinien.
DAI. Einen in mancher Beziehung bemerkenswerten Artikel über
das argentiniſche Koloniſationsproblem veröffentlicht Tomas Amadeo
in „La Nacion”, in welchem er dararuf aufmerkſam macht, daß die
landläufige Anſicht dahin gehe, daß man mit etwa 1000 Peſos
Anfangs=
kapital auskommen könne. Nach neueren Erfahrungen, die deutſche
Koloniſten gemacht haben, muß die Summe indeſſen weſentlich höher
angenommen werden. Erfahrene Koloniſten berichten, daß bei den
heutigen Verhältniſſen 4000 Peſos erforderlich ſeien.
Schwimmen.
Samstag, den 8. Sept., nachmittags 5 Uhr, finden in der
Woogsſchwimmbahn, veranſtaltet vom Amte für Leibesübungen
Darm=
ſtadt, Schwimmwettkämpfe für die Schulen Darmſtadts ſtatt.
Es werden ausgetragen: 10X50 Meter=Staffel beliebig für Schüler
unter 14 Jahren, 10X50 Meter=Staffel beliebig für Schüler über 14
Jahre. Die ſiegenden Mannſchaften erhalten geſtiftete Plaketten, die
als Wanderpreis nach dreimaligem Erringen in Vollbeſitz der Schule
übergehen. Die Plaketten für die Schüler unter 14 Jahren ſind geſtiſtet
von der Darmſtädter Firma „Stempel Schulz”, diejenige für Schüler
über 14 Jahre von der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft.
Inter=
eſſenten ſind höfl. zu dieſen Wettkämpfen eingeladen.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 31. Aug. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 00 Min.
Samstag, den 1. Sept. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. —
Sabbatausgang 8 Uhr 00 Min.
Sonntag, den 2. Sept.: Beginn der Selichottage,
Mor=
gens 6 Uhr 30 Min. — Abends 6 Uhr.
Gottesdienſt in der Synagoge der Iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 1. Sept. Vorabend 6 Uhr 35 Min. — Morgens
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 8 Uhr 00 Min.
Selichaus=Tage.
Sonntag, den 2. Sept., morgens 5 Uhr.
Von Montag, den 3. Sept, ab: Morgens 5 Uhr 15 Min. —
Nach=
mittags 6 Uhr 45 Min.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 1. September.
Vielfach heiter, etwas wärmer, keine nennenswerten Regenfälle.
De
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht (Kleines Haus),
Uhr: „Charlehys Tante. — Union=, Neſidenz=, Zentral=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land”
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil:
7 V. A. Fleiſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Rummer hai 8 Seiten
[ ← ][ ][ → ]Nummer 14
Beilage zum Darmſtädter Tagblatt
31. Auguſt 1923
* Die Schweiz im deutſchen Geiſtesſeben.
recht wurde, zeichnet wie den Lyriker, von deſſen „ſpäten und
letzten Liedern” dies eine kleine Gedicht zeugen mag:
Die deutſche Schweiz iſt uns Deutſchen ſo verbrüdert wie wir
etwa Wilhelm Tell als Landsmann empfinden, und wer z. B.
Gottfried Keller lieſt, wird ſich deſſen nicht bewußt, daß ſeine und
unſere Heimat eine ſtaatliche Grenze trennt. Wenn wir ſchon
trotz aller politiſchen Gegenſätze von einem europäiſchen
Geiſtes=
leben ſprechen können, das ſchon einmal in ſeinem wechſelweiſen
Befruchtetwerden gehemmt, niemals aber völlig geſtört ſein
kann, und wenn in dieſem europäiſchen Geiſtesleben andererſeits
die Volksart der einzelnen raſſebeſtimmten Nation niemals
ver=
lviſcht ſein kann, ſondern gerade auch in den Gegenſeitigkeiten
in der ſtärkeren Potenzierung auch die größere Bedeutung hat, ſo
iſt es ſicherlich nicht falſch, zu ſagen, daß die deutſche Schweiz
und Deutſchland ſchlechthin in dieſem größeren Sammelbegriff
eines geiſtigen Europa eine Einheit bilden. Mehr noch als etwa
die immerhin deutliche Gemeinſchaft Deutſchlands mit Holland
und ſelbſt Oeſterreich — — und vor allem durch die Jahrhunderte
hin in ſtärkerer einheitlicherer Auswirkung. Dennoch iſt das
Schweizeriſche ſchärfer präziſiert, ſo, wie das Landſchaftliche der
Alpen ſich in ſeiner Beſonderheit deutlicher abhebt als etwa eine
ſüddeutſche von einer norddeutſchen Provinz. Alles
Traditio=
nelle (der Miſchung zwiſchen Alemannen einerſeits und Kelten
und Rätern andererſeits) mußte ſich in den Alpenbergen länger
bewahren und in markanter Produktivität durch die Jahrhunderte
in Deutſchland wirkſam bleiben, ſowohl in literariſcher wie
wirt=
ſchaftlich=politiſcher Hinſicht einer eidgenöſſiſchen Demokratie (ihrem
Ideal wie allen Kämpfen um dieſes nach innen wie außen). Aber
auch dieſe Einzelfaktoren eines Geiſtes= wie wirtſchafts=politiſchen
Lebens der Schweiz ſind im Grunde als Schweizer Kultur
im=
mer als ein Faktor des deutſchen Lebens bedeutſam geweſen,
und wenn das im Einzelnen in wenigen Zeilen nicht
nachzu=
weiſen iſt, ſo iſt es erlebbar in jedem Geſamtgeiſteswerk jeder
bedeutenderen ſchweizeriſchen Perſönlichkeit.
„Auf deine Stufen
Iſt Nacht gefallen—
In einer ganz vorzüglichen hiſtoriſchen Schrift ſchreibt Joſef
Nadler über „Art und Kunſt der deutſchen Schweiz” uſw.
in=
nerhalb der Sammlung, die Harry Mainc, Ordinarius für
deutſche Literatur an der Univerſität Bern, im Verlage Haeſſel=
Leipzig, als „eine Art Enzyklopädie des deutſch=ſchweizeriſchen
Geiſtes” unter dem Geſamttitel. Die Schweiz im deutſchen
Geiſtesleben” herausgibt. Dies Büchlein, das als grundlegend
für dies ganze Unternehmen gelten könnte, iſt von dem erhöhten
Standdunkt eines geiſtigen Niveaus geſchrieben, von dem aus
alles Geſchehen als eine innere Notwendigkeit geſehen iſt — und
ſein Weſen, die Höhe der Anſchauung, die Vertiefung des
Pro=
blems, zugleich ſein klarer, ſchöner Sprachſtil kann durch nichts
beſſer gekennzeichnet ſein als durch die Worte, die er ſeinen
Aus=
führungen ſelbſt voranſtellt:
„Wer möchte es wagen, das Sein zu erfaſſen und ihm Wert
und Namen zu geben. Ebenſowenig läßt ſich beſchreibend
feſt=
ſtellen, wie es mit der körperlichen und geiſtigen Gegenwart des
Volkes beſchaffen ſei, aus deſſen unberührter Innerlichkeit das
ſtaatliche und kulturelle Gebilde der Eidgenoſſenſchaft aufwuchs.
Nur dem gleitenden Werden und Vergehen läßt ſich die fühlende
Hand auflegen. Daher ſcheint das Wagnis minder kühn, im
Wandel des Geſchehens die beſondere Weſenheit dieſes Volkes
abzuleſen.
Wir wollen den Helden in ſeiner Bewegung zeigen, in ſeinen
Masken und Verwandlungen, und werden am Schluß zu ahnen
vermögen, welcher Geiſt ſich da Geſtalten und Offenbarungen
ge=
ſchaffen hat.” Nadler ſchreibt nicht etwa unter der Tendenz der
deutſch=ſchweizeriſchen Gegenſeitigkeit. Wer aber dieſe Schrift
lieſt, erlebt eben die Einheitlichkeit, nicht etwa nur Parallelität
aller größeren Bewegungen (wenn auch in charakterverſchiedener
Auswirkung) hier wie dort. Aber die wechſelſeitige Beeinfluſſung
innerhalb dieſer organiſchen Verbindung iſt ſo potent, daß ſie ein
innerhalb dieſer organiſchen Verbindung iſt ſo potent, daß ſie
ein=
fach mit der Nennung der entſprechenden Namen bewieſen ſein
könnte.
Ich erinnere an Hodlers beſtimmenden Einfluß auf die
Malerei um die Jahrhundertwende, an den Böcklins ein
Men=
ſchenalter früher — an alles, was ſich um den Namen Nietzſche
konzentriert und von ihm ausſtrahlt, — an Lavater und vor allem
Peſtalozzi, deſſen Idee eines Erziehertums die deutſche
Pädago=
gik, die ihn methodiſierte anſtatt das Zentrale ſeines
Menſchen=
tums und der Erkenntnis der organiſchen Schöpferkraft des
Kin=
des maßzehlich zu machen, heute noch nicht verwirklichte. Ich
er=
innere ferner an die Geiſteskämpfe Bodmer=Breitingers mit
Gottſched und greife mit dem Namen St. Gallen in das früheſte
Mittelalter zurück, in die Zeit, da Notker balbulus mit ſeinen
Sequenzen und Hymnen den Anlaß zu dem beſonderen Kapitel
„St. Gallen in der Muſikgeſchichte” (von Peter Wagner in
Sa=
muel Singers „Die Dichterſchule von St. Gallen”) gibt. Notker
labeo ſchrieb im 11. Jahrhundert in deutſcher Proſa, 973 ſtarb
Ekkehard I., der Verfaſſer des Walthariliedes, nach Notkers des
Deutſchen Tode verließ Ekkehard IV. St. Gallen und wurde
Schulvorſteher in Mainz. Johannes Hadlaub war eine
charak=
teriſtiſche Erſcheinung zur Zeit des Minneſangs. Die deutſche
Myſtik wirkte ſich in der Schweiz überaus tief aus. Nikolaus
Manuels tendenziöſes dramatiſches Spiel „Vom Papſt und ſeiner
Prieſterſchaft” weiſt auf den Anteil der Schweiz an der
Refor=
mation hin, in der Zwinglis Tod 1531 zugleich von
einſchneiden=
der politiſcher Bedeutung war, er war das Zeichen des damaligen
Zuſammenbruchs der eidgenöſſiſchen Einheit. In der Literatur
ſind Albrecht von Haller und ſpäter Bodmer und Breitinger in
ihren engen Beziehungen zu Klopſtock, Wieland und Leſſing
weſentliche Faktoren — und Salomon Geßner iſt derjenige dieſes
18. Jahrhunderts, deſſen Idylle noch heute ihre ſtillen Verehrer
haben. Ueber Salis=Seewis geht der Schritt ins 19.
Jahrhun=
dert: Jeremias Gotthelf, Konr. Ferd. Meyer und Gottfried
Keller ſind die großen Proſaiſten, neben denen aber Lyriker, wie
Leuthold und Dranmoor, auch Volksſchriftſteller wie Jakob Frey
und Johanna Spiry und der 1920 geſtorbene Dichter Adolf Frey,
die noch lebenden Boßhart und vor allem Spitteler, ihre
Bedeu=
tung haben. Es würde zu weit führen, hier ins Einzelne zu
gehen. Es genügt auch, mit dieſer knappen Ueberſicht die engen
Beziehungen mit Deutſchland anzudeuten. Und es mag geſagt
ſein, daß in der angezeigten Sammlung kaum ein weſentlicher
Faktor der deutſch=ſchweizeriſchen Entwicklung übergangen iſt.
Ich weiſe beiſpielsweiſe hin auf das Bändchen „Walliſer
Sagen”, in dem Johannes Jegerlehner das Volks= und
Kultur=
pſychologiſche in einem feinen einleitenden Eſſay darlegt, dem
dann eine charakteriſtiſche Auswahl der zum größten Teil von
ihm ſelbſt geſammelten eigentümlich=phantaſtiſchen Dokumente
urſprünglich=naiven Volksglaubens folgen. Ich nenne die
liebe=
volle Einleitung Hermann Heſſes, die in ihrer einfach=perſönlichen
Art in das gemüthaft=innere Weſen der Geßnerſchen
Idyllendich=
tung einführt. Ich erwähne das eingehende Eſſay von Gottfried
Bohnenbiuſi zu den „Liedern und Geſchichten” Adolf Frey’s, in
dem er dem klaſſiſchen Hiſtoriker, der ſowohl Keller wie Mever,
Böcklin, Welti und Koller in ſeinem eigenen künſtleriſchen
Nach=
empfinden als Biograph oder Herausgeber von Briefen 94 ge=
Haſt du gerufen?
Entkräftet hallen
Im Winde die Worte.
Sie verlangen mich nicht,
Und vor deiner Pforte
Erloſch das Licht.”
Auch auf die Einleitung Hartwig Jeß' zu Boßharts Novellen
„Pasquill” und „Der Böſe” weiſe ich hin — wie ſo viele der
Schweizer Dichter ſtammt auch Boßhart direkt aus dem
Bauern=
tum, und wenn er auch in ſeinen Werken, in denen Jeß die
mar=
kanten bildhaften Analogien lobt, im Milieu der Heimat bleibt,
wächſt er doch ob ſeiner menſchlich geiſtigen Qualität über den
Begriff einer „Heimatkunſt” weit hinaus. — Ich erwähne noch
des Herausgebers, Harry Maine’s Kellermonographie, die ein
Sonderabdruck ſeiner Einleitung zur Kellerausgabe des
Propy=
läenverlags iſt und nenne ferner nur die Titel noch einiger dieſer
auch äußerlich in guter Ausſtattung vorliegenden (nun ſchon 20)
Bändchen: „Hiſtoriſche Volkslieder” „Nietzſche und die Schweiz”,
„Zwingli”, „Nikolaus Manuel3 Spiel” „Der Humanismus in
Baſel”, „Das Bexuer Münßter”, „Richard Wagner und die
Schweiz”, „Spitteler” „Kulturgeſchichtliche Miniaturen des alten
Bern” — um mit dieſem Allem anzudeuten, wie das
Unterneh=
men „einer Sammlung von Darſtellungen und Texten” in bezug
auf Qualität wie Umfang in der Tat den anſpruchsvollen Titel
„Die Schweiz im deutſchen Geiſtesleben” verdient.
Denken wir an Theophraſtus Paracelſus und etwa (neben
Hodler) Max Buri (um zwei Namen heterogenſter Zeitalter und
verſchiedenſter Gebiete zugleich zu nehmen) und ihre deutſche
Weſenheit und Bedeutung, ſo iſt der Sinn deſſen, was meine
Arbeit und noch mehr die angezeigte Sammlung darlegen ſoll,
gegenirärtig. Faſt in jedem Jahrhundert hat die Schweiz
Per=
ſönlichkeiten zu verzeichnen, die für das deutſche Geiſtesweſen
richtunagebend, mitbeſtimmend oder wenigſtens ſtark anregend
waxen. Gerade in dieſen Zeiten des äußeren Zuſammenbruches
Deutſchlands iſt dem aufmerkſamen Beobachter das mähliche
Erſtarken des uralt=inneren deutſchen Weſens bereits erſpürbar.
Und ob einmal das Bewußtſein der geiſtigen Verbundenheit alles
deſſen, was deutſch iſt von politiſcher Bedeutung werden kann,
braucht uns nicht zu beſchäftigen. Die geiſtige Einheit iſt eine
Tatſache, die gelebt wird — und das heißt, daß dieſe deutſche
Geiſtigkeit über allem Politiſchen ein weſentlicher europäiſcher
Faktor iſt und bleiben wird — die deutſche Geiſtigkeit, in der die
Schweiz immer eine organiſche Gegebenheit war und ſein wird.
Erich Bockemühl.
Neue Bücher
* Karl Bergmann, Deutſches Wörterbuch mit
be=
ſonderer Berückſichtigung der Mundart und Fremdwörter. Leipzig,
Friedrich Brandſtetter 1923. XX, 404 Seiten. Profeſſor Dr. Karl
Berg=
mann, der an der hieſigen Viktoriaſchule und der Studienanſtalt tirkt,
hat das etymologiſche Wörterbuch von Paul Emanuel Fuchs in dritter
Auflage vollſtändig neu bearbeitet und herausgegeben. Durch ſeine
doppelte Anordnung nach alphabetiſcher Reihenfolge und nach
Wort=
familien ſowie durch die ſtarke Berückſichtigung der deutſchen
Mund=
arten und der Fremdwörter nimmt dieſes Wörterbuch eine ganz
be=
ſondere Stellung unter den deutſchen Wörterbüchern ein. Dieſe
Eigen=
art hat ihm Bergmann nicht nur erhalten, ſondern ſie vielmehr noch
verſtärkt. Er hat zu dem Werk mehr Eignes beigeſteuert, als es ſonſt
bei Neubearbeitungen der Fall zu ſein pflegt und damit im Grund ein
neues Werk geſchaffen. Unter den mannigfachen Neuerungen ſeien
als beſonders wertvoll hervorgehoben die ausgedehntere
Berückſichti=
gung der Mundarten, ſowie die Hinzufügung von Literaturangaben,
die dem Leſer den Wegweiſer zu weiterem Forſchen geben. Mit Recht
vertritt der Herausgeber die Anſicht, daß ein Wörterbuch nicht allein
zum flüchtigen Nachſchlagen dienen, ſondern auch zu eigner Arbeit
an=
regen ſolle. Und in der Tat ſpürt jeder, der das Buch in die Hand
nimmt, dieſe Anregung; denn oft wird er ſich, wenn er auch nur etwas
nachſchlagen wollte, darin feſtleſen. Das Buch iſt kein Schulbuch, aber
es ſollte in den Händen keines Schülers höherer Lehranſtalten fehlen,
es iſt ein Werk, ſo recht geeignet, einen Menſchen durchs Leben zu
be=
gleiten.
Prof. Dr. K. Eſſelborn.
* Die leere Kirche. Roman von Alfred Bock. (Verlag von
J. J, Weber in Leipzig.) Alfred Bocks eigenartig= urwüchſige, durch
und durch geſunde Kunſt hat mit der literariſchen Mode nichts zu tun.
Ihre lebendige Wirkung beruht auf der innigen Berührung mit der
heimatlichen Erde, aber ſie wächſt in ihrer tiefdringendea, ſchlichten
Er=
zählungsweiſe, ihrem bewundernswerten Charakreriſierungsvermögen, in
der Bildkraft ihrer Sprache weit über das landſchaftlich Begrenzte
hin=
aus, ſchafft dauernde Werte für das deutſche Volk. Hatte der Dichter
bislang das Volk bei der Arbeit, bei ſeinen ſozialen Kämpfen geſucht,
hatte er die Urſprünglichkeit der Unkultivierten, das Triebhafte ihres
Gefühllebens geſchildert, ſo tritt er in ſeinem neueſten Werk mit einer
Darſtellung des innerlichſten, religiöſen Lebens im Bannkreiſe einer
kleinen Stadt hervor. In Szenen voll höchſter Anſchaulichkeit wird das
Leben einer Gemeinſchaft vorgeführt. Den tragiſchen Konflikt, in den
der evangeliſche Pfarrer mit ihr gerät, wirklichkeitsgetreu mit vollſter
Objektivität geſchildert zu haben, iſt dem Dichter durchaus gelungen, er
hat damit ein Buch nicht nur von dichteriſchem, ſondern auch
kultur=
hiſtoriſchem Wert geſchaffen. Eine von der Macht des deutſchen Geiſtes
getragene wunderſame Stetigkeit des religiöſen Empfindens wird
viel=
fach in unſeren drangvollen Tagen bezeugt, eine neue Epoche religiöſer
und kirchlicher Gemeinſamkeit bereitet ſich vor. Im Rahmen einer
ein=
drucksvollen, bis zum letzten Wort feſſelnden Erzählung darauf
hinzu=
weiſen, iſt das bleibende Verdienſt dieſes Buches.
K. Das Grunderwerbſteuergeſetz von Siegfried Ott,
2. Auflage, 292 Seiten, Grundpreis 9 Mark. Verlag von J. Heß,
Stuttgart, 1923. Der neuerdings zum Mitglied des Reichsfinanzhofes
beförderte Verfaſſer, ſeit Jahren Autorität auf dem Gebiete des
Grund=
erwerbſtenerrechts, gibt in ſeiner auf Grund der reichhaltigen
Recht=
ſprechung, insbeſondere des Reichsfinanzhofes, neubearbeiteten Auflage
für den geſamten Grundſtücksverkehr, für Geſellſchaften, Banken,
Rechts=
anwälte, Notare und Behörden ein eingehendes, zuverläſſiges und
überfichtliches, mit einem guten Sachregiſter verbundenes
Nachſchlage=
buch, das beſonders jetzt willkommen ſein wird, wo auf Grund der
§8 34 ff. des neuen Finanzausgleichsgeſetzes (R.=G.=Bl. I Seite 500) die
Grunderwerbſteuer eine wichtige Steuerquelle für die Länder und die
Gemeinden (Gemeinde=Verbände) wird.
— Haſſe Zetterſtröm: Kapridolen. Grundpreis:
Ge=
heftet 1.50 Mk. Verlag Dr. Eysler & Co. A.=G. in Berlin SW. 68.
Stärker als in irgendeinem ſeiner früheren Werke prägt ſich die
Eigen=
art Zetterſtrömſchen Humors in dieſen neueſten Grotesken aus. Die
Verzerrungen unſerer zur Satire geradezu herausfordernden Zeit, die
ſoviel neue komiſche und tragiſche Typen geprägt hat, ſpiegelt ſich mit
unerbittlicher Genauigkeit in der Kamera Zetterſtrömſchen Geiſtes. Der
nordiſche Humoriſt eine Miſchung von Mark Twain, Ariſtophanes und
Wilhelm Buſch, hält an dieſen „Kapridolen” den lieben Zeitgenoſſen
einen Spiegel vor, in dem ſie mit freudiger Genugtuung die Schwächen
und Sonderlichkeiten der „Andern” erkennen und ſich darüber vor Lachen
ausſcüütten werden. Dem biſſig=freundlichen Inhalt kongenial ſind die
Zeichnungen von H. Abeking, die die vergnügliche Wirkung des neuen
Zetterſtröm noch unterſtreichen.
— Felix Salten Der Hund von Florenz. Roman.
1.—3. Tauſend, Wien 1923. 82 200 S., Halbleinen G. 3. Ein neues
Werk von Felix Salten, das ſeine Kunſt auf bedeutſamer Höhe zeigt.
Die techniſche und ſtiliſtiſche Meiſterſchaft, die wir an ihm gewöhnt ſind,
zeigt ſich hier vereint mit tiefem Erfaſſen menſchlicher Probleme. Feinſte
pſtchologiſche Kunſt und reiche Phantaſie helfen den höchſt feſſelnden
Haupteinfall geſtalten. An dem Schickſal eines armen, jungen Künſtlers
wird das Los aller Armen und Glückloſen offenbar. Aus tiefſter
Sehn=
ſuchſt nach Kunſt und Leben hegt der junge Lukas einen Wunſch und fällt
deſſen grauſamer Erfüllung zum Opfer. Zum Tier erniedrigt, taucht er
zu menſchenwürdigem Daſein nur für Augenblicke empor und verſienkt
in Jammer und Hilfloſigkeit. Doch ſein Geſchick vollzieht ſich inmitten
von Glanz, Prunk und Reichtum; farbenprächtige Bilder des
ausklingen=
den Barock, künſtleriſch geſchaute altöſterreichiſche und italieniſche
Land=
ſchaften ziehen an uns vorüber, die ganze Schönheit entrollt ſich in
breiten ſinnenfrohen Gemälden. — Um die Herausgabe hat ſich der durch
ſeine Märchenbücher bereits beſtens eingeführte Herz=Verlag, Wien,
ver=
dient gemacht. Sorgfältigſter Druck und ſtilvoller Einband ſchaffen bem
Werk einen würdigen Rahmen und machen das Buch zur Zierde jeder
Bibliothek.
— „V. W. 3 1 23” von Ludwig Holthuſen, Bekenntniſſe und
Phantaſien eines ſuspendierten engliſchen Kriegsgefangenen innerhaalb
und außerhalb der 5 Meilen=Grenze. (Deutſcher Auslandverlag Walter
Bangert, Hamburg 8 — zu beziehen durch jede Buchhandlung.) Ludtvig
Holthuſen, der deutſch=engliſche Großkaufmann, der ſeit Jahrzenten in
Londen lebt, hat den Pſychologiſchen Mangel der Deutſchen überwunden,
und gibt in feinem ſoeben erſchienenen Werk „P. W. 3123” eine
lebens=
wahre Charakteriſtik des Deutſchen und des Engländers. Teils mit
feinem Humor, teils mit beißender Jronie verſteht Holthuſen die
Ereig=
niſſe der letzten Jahre in ein ganz neues Licht zu rücken. Sein Werk
iſt mehr ein Buch zum nachdenklichen Lächeln, als zum rückhaltloſen
Lachen und dürſte das gleiche Intereſſe im In= und Ausland finden.
Wie unterrichtet man Deutſch? Von Geheimen
Studienrat Dr. A. Bieſe. (2. verbeſſerte Auflage, 182 Seiten. Verlag
von Quelle und Meher in Leibzig. 1923.) Was dieſes, bald nach dem
Erſcheinen in 2. verbeſſerter Auflage erſchienene Buch aus der großen
Menge der „Wegweiſer” für den deutſchen Unterricht heraushebt, das
iſt der große Zug, der durch das Ganze geht. Nicht auf bloßes
Sprach=
wiſſen und =können ſoll der deutſche Unterricht eingeſtellt ſein, ſondern er
ſoll den ganzen deutſchen Menſchen erfaſſen. Mit anderen Worten
ge=
ſagt: Er ſoll zur Kultur= und Lebenskunde im beſten Sinne des Wortes
werden,und darauf hinauszielen, ein Volksgemeinſchaftsgefühl zu
er=
wecken, das auf ſozialem und nationalem Boden erwachſen muß. Der
Unterricht in der deutſchen Grammatik, die rechte Benutzung des
Lefe=
buchs, die Behandlung des Leſebuchſtoffes, die ſchriftlichen Uebungen,
der Unterricht in der „Literaturkunde werden eingehend behandelt.
Deutſcher Unterricht als Kultur= und Lebenskunde bilden den
Leitge=
danken. Ueberall zeigt Bieſe, wie die intellektugliſche, die
pſycholo=
giſch äſtethiſche Richtung mit der hiſtoriſchen zu einer Einheit zu
ver=
binden iſt. Ein ganz vorzügliches Buch, überreich an Anregungen und
Gedanken.
Buchanzei gen
Schule und Schulleben. Von Oberſtudiendirektor Prof. Dr. H. Gaudig.
224 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.)
Geologie Deutſchlands. Von Geheimrat Prof. Dr. J. Walther. Vierte,
vermehrte Auflage. 510 Seiten mit 286 Profilen, Karten und
Land=
ſchaftsbildern, einer farbigen geologiſchen Karte und einer Zeittafel.
(Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig, 1923.)
Chgrakterbilder Spätroms und die Entſtehung des modernen Europas.
Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Th. Birt. Dritte, verbeſſerte
Auflage. 498 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig, 1923.)
Die Idee der Perſönlichkeit. Von Oberſtudiendirektor Prof. Dr. H.
Gaudig. 92 Seiten. Verlag von Quelle u Meyer in Leipzig, 1923.)
Schulfeierſtunden. Von Direktor Prof. W. Oppermann. 116 Seiten.
(Verlag von Quelle u. Meher in Leipzig, 1923.)
Geſchichtsbuch für die deutſche Jugend. Von Studienrat Dr. B.
Kum=
ſteller in Verbindung mit Dr. U. Haacke und Dr. B. Schneider. Zweite
Auflage. 287 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig, 1923.)
Leitfaden für Aquarien= und Terrarienfreunde. Von Dr. E. Zernecke.
4.—6 gänzlich neu bearbeitete Auflage von C. Heller und P. Ulmer.
456. Seiten mit Abbildungen im Text. (Verlag von Quelle u. Meyer
in Leipzig, 1923.)
Wie unterrichtet man Deutſch? Von Geh. Studienrat Dr. A. Bieſe.
Zweite, verbeſſerte Auflage. 182 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meher
in Leipzig, 1923.)
Menſch und Welt. Von Geheimrat R. Eucken. Dritte, durchgearbeitete
Auflage. 489 Seiten. (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig, 1923.)
Staatsgedanke und Staatslehre der Griechen. Von Prof. Dr. M.
Poh=
lenz. (Wiſſenſchaft und Bildung, Heft 183.) 156 Seiten. (Verlag von
Quelle u. Meyer in Leipzig, 1923.)
Robert Franz. Von Prof. Dr. Freiherr H. von der Pfordten. (
Wiſſen=
ſchaft und Bildung, Heft 186.) 114 Seiten. (Verlag von Quelle u.
Meyer in Leipzig, 1923.)
Das Klettern im Fels von Franz Nieberl. Mit Zeichnungen von Carl
Moos. Fünfte Auflage. (Bergverlag Rudolf Rother, München, 1922).
Th. Siebert’s Trainier=Tabelle „Sei ſtark” (Dr. Fritz Frommel Verlag,
Ludwigsburg 1923).
Der neue Kraftſport. 2. Teil: Das Gewichtheben als Sport= und
Körper=
ausbildungsmittel. Von Theodor Siebert. (Dr. Fritz Frommel Verlag
Ludwigsburg, 1923.)
Erziehung zum Fechter. Ein Merkbuch für Anfänger und
Jung=
mannen von Dr. phil. Martha Wertheimer, Frankfurt a. M. (Dr. Fritz
Frommel Verlag, Ludwigsburg, 1923.)
Olai Aslagſon: Die Einöde. Ueberſetzt von Erwin Magnus.
Buch=
ſchmuck von Erik Richter. 1.—5. Tauſend. (Franz Schneider Verlag,
Berlin, Leipzig, Wien und Bern.)
Peter Supf: Totenmarſch. Gedenkbuch. (1923, Euphorion Verlag,
Berlin.)
Profeſſor Eſſelborn: Rückblicke eines Siebzigjährigen. 2. Auflage.
(Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig.)
Die Grundmarkrechnung und ihre Anwendung auf Bilanzierungen,
Rerechnungs= und Zchlwciſen mit Nachtrag: Indexlöhne,
Goldmark=
währung und natürliche Schlüſſelzahlen. Von A. Wichert. Mannheim.
(Frankfurter Societäts=Druckerei G. m. b. H., Frankfurt a. M., Abtlg.
Buchverlag.)
Was fordern die neuen Steuergeſetze? Der Wortlaut der Geſetze:
Ein=
kommenſteuer=Vorauszahlung, Rhein= und Ruhrabgabe,
Betriebs=
ſteuer, Steuerzinsgeſetz an Hand praktiſcher Beiſpiele erläutert.
(Frankfurter Societäts=Druckerei G. m. b. H., Abtlg. Buchverlag,
Frankfurt a. M.)
Friedrich Sacher: Brunnen aus der Tiefe, Versbuch (Kleinkunſtverlag,
Kloſterneuburg Auslieferung: Buchhandlung Prem).
Karl Gjellerup, Der Dichter und Denker. Sein Leben in
Selbſtzeug=
niſſen. 2. Band (Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig).
„P.W. 3123”, von Ludwig Holthuſen, Bekenntniſſe und Phantaſien eines
ſuspendierten engliſchen Kriegsgefangenen innerhalb und außerhalb
der 5 Meilen=Grenze. (Deutſcher Auslandverlag. Walter Bangert,
Hamburg 8).
Franz Werfel: Beſchwörungen, Gedichte (Verlag Kurt Wolff, München).
Guſtav Büſcher: Die Vergiftung des Geiſtes als Urſache des Krieges
und der Revolution. Eine Unterſuchung über den Weg des
Macht=
gedankens in der deutſchen Seele. 144 S., Preis in Deutſchland und
Oeſterreich 3 Schweizerfranken. Selbſtverlag des Verfaſſers,
Walli=
ſellen bei Zürich.
Das Spiel mit dem Feuer. Proſaſchriften von Willy Haas (Verlag Die
Schmiede, Berlin).
Nein und Ja, Roman des Jahres 1917 von Otto Flake. (Verlag. Die
Schmiede, Berlin).
Woran erkennt man die wichtigſten Stilarten? Illuſtrierte praktiſche
Anleitung zum Unterſcheiden der charakteriſtiſchen Merkmale der
wich=
tigſten Stilarten im Bau= und Kunſtgewerbe. (Architektur, Möbel
und Dekorationen). Von Robert Bücheler, Stuttgart. Mit 160
Text=
abbildungen. Vierte vermehrte Auflage. (Verlag des illuſtrierten
Fachblatts „Der Süddeutſche Möbel= und Bauſchreiner”, Greiner &.
Pfeiffer in Stuttgart.)
Felix Salten: Der Hund von Florenz. Roman, 1.—3. Tauſend. (Herz=
Verlag, Wien.)
Orpheus und Eurydike. Eine operndramaturgiſche Studie von Hermann
Wolfgang v. Walterhauſen. (Dreimasken=Verlag, München.)
Kein Bayern, kein Preußen, nur Deutſchland. Von R. Burghauſer,
56 S., geh. 2,75 Mk. (Andreas Hofer=Verlag, Innsbruck.)
Das helle Licht. Roman von Friedrich Kipp. (Univerſal=Verlag,
Mün=
chen=Leipzig.)
Frühlich Pfalz, Gott erhalts! Gedichte in Pfälzer Mundart mit
An=
hang: Hochdeutſche Gedichte von Karl Gottfried Nadler. Mit 21
Il=
luſtrationen von A. Oberländer. Achte Auflage, neubearbeitet von
Prof. Otto Heilig. (Druck und Verlag von Moritz Schauenburg 1922.)
Haſſe Zetterſtröm Kapridolen, Grotesken. Deutſch von Age Avenſtrup
und Eliſabeth Treitel. Mit Bildern von H. Abeking, 1.—6. Tauſend.
(Dr. Etzſler & Co., A.=G., Berlin.)
üchen Ex
erſte Ha
Darmſtädter Tagblatt
Betriebs=
erläutert.
zeug”
zen).
z Kriege
Die wirtſchaftliche Lage
Däniſch=Nordſchleswigs.
fonders im Juni und Juli ſchärfere Formen angenommen hatte und gang wird als zufriedenſtellend bezeichnet.
erſt in den allerletzten Wochen einem Wiederanſteigen Platz macht, hat den
verantwortlichen Führern der däniſchen Wirtſchaft Veranlaſſung gege= Filiale Frankfurt, ſind 100 Mill. Mk. neue Stammaktien 4 1000 Mark
zu ſeiner Verhütung prüfen ſoll. Wie gewöhnlich in ſolchen Fällen, iſt
es nicht ſchwer, eine große Anzahl von Gründen zu finden, aber um ſo
ſchwieriger, feſtzuſtellen, welche von dieſen Gründen wirklich einen
maß=
gebenden Einfluß gehabt haben oder aber vielleicht ſelbſt nur
Auswir=
kungen anderer Verhältniſſe geweſen ſind. Die zu hohe Lebenshaltung
des Durchſchnittsdänen, die Unrentabilität der däniſchen Landwirtſchaft,
die Rieſenverluſte auf nachkriegliche Spekulationen, die zahlreichen
Bankzuſammenbrüche des Vorjahres, die raſchanſteigenden Staats= und
anderen öffentlichen Schulden und noch manche andere Tatſachen müſſen
zur Begründung des Fallens der Krone dienen.
Eine beſondere Stellung nimmt die von mancher ſachverſtändiger
Seite geſtützte Behauptung ein, die enormen Ausgaben bzw.
Kapitals=
anlegen, zu denen die däniſche Wirtſchaft und der Staat durch die
An=
gliederung Nordſchleswigs gezwungen geweſen ſei, hätten ihr gut Teil
zur Entwertung der Krone beigetragen. Auf einer der erſten Sitzungen
der Valutakonferenz hat Direktor Hübbe von der Haderslebener Bank
einige zahlenmäßige Zuſammenſtellungen über die Größe des däniſchen
Kapitals gegeben, das von Süd=Jütland ſeit der Angliederung in
An=
ſpruch genommen iſt, und hat die Möglichkeit einer Rentabilität dieſer
Kapitalsanlage erörtert. Die Summen, um die es ſich demnach zu
handeln ſcheint, ſind für das kleine Dänemark ſehr erheblich und geben
einen Begriff davon, in welchem Maße ſchon vor vier Jahren durch die
Entwertung der deutſchen Mark das Kapital in Deutſchland
zuſammen=
geſchmolzen war.
Die private Wirtſchaft Süd=Jütlands hat nämlich ſeit der
Anglie=
derung etwa 220 Millionen Kronen vom däniſchen Kapitalmarkt als
Anleihen aufgenommen; abgeſehen von den 58 Millionen Kronen, die
ſie als „Valutgerſtattung” vom däniſchen Staat erhalten hat.
Außer=
dem hat der Staat 185 bis 190 Millionen Kronen aufwenden müſſen, um
die öffentlichen Einrichtungen und Gebäude des neuen Landesteiles zu
übernehmen bzw. den däniſchen Verhältniſſen anzupaſſen. Wenn man
die etwa 25 Millionen Kronen hinzurechnet, die von nordſchleswigſchen
Gemeinden aus Alt=Dänemark geliehen ſind, ſo ergibt ſich im ganzen
ein Kapitalaufwand von faſt einer halben Milliarde
Kro=
nen. Daß trotzdem die Neuerwerbung eines ſolchen Landesteiles kein
ſchlechtes Geſchäft iſt, geht daraus hervor, daß Direktor Hübbe den
An=
teil des ſüdjütiſchen Landesteils am däniſchen Nationalvermögen,
ent=
ſprechend dem Bevölkerungsanteil, auf 5 Prozent von 20 Milliarden,
d. h. eine Milliarde Kronen, bewertet. Dieſe letzte Tatſache,
daß nämlich trotz des großen Kapitalaufwandes das Hinzutreten Süd=
Jütlands einen Gewinn von einer halben Milliarde Kronen bedeutet,
läßt es auch fraglich erſcheinen, ob wirklich die Bindung däniſchen
Ka=
pitals in Süd=Jütland eine Verſchlechterung der däniſchen Krone
her=
beiführen konnte, da bekanntlich nicht der Stand der ſtaatlichen
Finan=
zen und auch nicht die Liquidität der Volkswirtſchaft die
Bewer=
tung der Valuta in erſter Linie beeinfluſſen, ſondern ihre
Rentabi=
lität. Und die Rentabilität der ſüdjütiſchen Volkswirtſchaft ſcheint in
der Tat beſſer gewährleiſtet zu ſein als die der übrigen däniſchen
Wirt=
ſchaft. Der Anteil Süd=Jütlands am geſamtdäniſchen
landwirtſchaft=
lichen Export beträgt nämlich ungefähr 7 Prozent und iſt für das
erſte Halbjahr 1923 mit etwa 90 Millionen Kronen zu bewerten,
wäh=
rend man überſchläglich berechnen kann, daß der ſüdjütiſche Import
etwa 5 Prozent — 93 Millionen Kronen beträgt, ſo daß der ſüdjütiſche
Anteil am Außenhandel während der erſten 6 Monate dieſes Jahres
balanziert hat, während ſich für den geſamtdäniſchen
Außen=
handel während derſelben Zeit ein Importüberſchuß von 184
Millionen Kronen ergeben hat.
Das Hauptausfuhrprodukt Süd=Jütlands iſt Butter, von der
etwa jährlich 15 Millionen Kilogramm exportiert werden. Auch der
An=
teil am Schweineexport kann auf Grund des Anteils, den Süd=Jütland
an der geſamten däniſchen Schweinehaltung hat, auf faſt 9 Prozent
veranſchlagt werden. Beſonders ſtark aber übertrifft Süd=Jütland die
übrige däniſche Produktion auf dem Schlachtviehmarkt, der zu faſt 30
Prozent von den neuen Landesteilen beliefert wird. Im Durchſchnitt
überſteigen dieſe Zahlen den bevölkerungsmäßigen Anteil (5 Prozent),
ſie bleiben aber hinter dem gebietsmäßigen Anteil (10 Prozent) Süd=
Jütlands nicht unerheblich zurück. Durch eine Intenſivierung der
Landwirtſchaft wird es alſo wahrſcheinlich möglich ſein, die Produktion
um 25 Prozent zu ſteigern und damit zugleich die Bevölkerungsdichte
entſprechend zu vermehren, denn die durchſchnittliche Betriebsgröße in
Süd=Jütland beträgt 23 Hektar, während ſie im übrigen Jütland 17
Hektar und auf den Inſeln nur 13½ Hektar beträgt.
Handeisblat
h. Greifwerke A.=G., vorm. Peter Kohl, Motoren=
und Apparatebau, Mannheim=Neckarau. Die in
Heidel=
berg abgehaltene außerordentliche Generalverſammlung beſchloß die
Er=
höhung des Grundkapitals um 37 Mill. Mk. Stamm= und 3 Mill. Mk.
Vorzugsaktien. Mit der näheren Durchführung der Kapitalserhöhung
wurde die Verwaltung beauftragt. In den Aufſichtsrat wurde Reichs=
Das langſame, aber ſtändige Fallen der däniſchen Krone, das be= tagsabgeordneter Lange=Hegermann GBotropp) gewählt. Der
Geſchäfts=
h. H. Fuchs, Waggonfabrik A.=G., Heidelberg. Auf
Antrag der Rheiniſchen Creditbank Mannheim und der Deutſchen Bank,
ben, eine „Valutakonferenz” einzuberufen, die ſeit einer Woche in Nr. 50 001—150 000 zum Handel und zur Notierung an der Frankfurter
Kopenhagen tagt und die Gründe des Valutaverfalls, ſowie Maßregeln und Mannheimer Börſe zugelaſſen. In dem Zulaſſungsproſpekt wird
3 1. Auguſt 1923 Nr. 240
Handel und Wandel in Heſſen.
h. Chemikalien=Großhandlung Hans u. Ludwig
Oswald, Darmſtadt. Die Firma wurde mit 100 Mill. Mk.
Stamm= und 5 Mill. Mk. Vorzugsaktienkapital mit 10fachem
Stimm=
recht in eine Aktiengeſellſchaft umgewandelt.
h. Klein, Eiſenwerk Sulzbach i. Odenwald. Das
Unternehmen wurde mit einem Aktienkapital von 2,2 Milliarden Mark
gegründet.
Wirtſchaftliche Nundſchau.
h. Miag, Mühlenbau= und Induſtrie=A.=G.,
Frank=
furt a. M. Die Generalverſammlung beſchloß antragsgemäß die
Verteilung von 300 Prozent Dividende auf die Stamm= und 292 Proz.
auf die Vorzugsaktien. Die zur Dividendenzahlung erforderliche Summe
wurde am 1. Auguſt wertbeſtändig angelegt und ſo entfallen auf jede
Aktie 17 500 bezw. 17 000 Mk. Ferner wurde beſchloſſen, das
Aktien=
kapital um 200 auf 352 Mill. Mk. zu erhöhen. 124 Mill. Mk. gehen
zu 100 Prozent an ein Konſortium und bleiben zur Verfügung der
Ge=
ſellſchaft. Den alten Aktionären wird ein Bezugsrecht von 2:1 zu 200 000
Prozent eingeräumt, das Stimmrecht der Vorzugsaktien auf das
Sieben=
fache erhöht und die Aufſichtsratstantieme auf den Gegenwert von
14 Zeutner Weizenmehl beſter Qualität für das Vierteljahr feſtgeſetzt,
für den Vorſitzenden das Doppelte. Neu in den Aufſichtsrat gewählt
ſpurde Direktor Reinhard von der Sächſiſchen Mühlenbauanſtalt vorm.
Gebr. Seck (Dresden). Die Beſchäftigung wurde als zufriedenſtellend
bezeichnet, auch die Ausſichten ſeien verhältnismäßig günſtig, ſoweit man
bei der gegenwärtigen Lage die Zukunft beurteilen könne.
h. Schäfer u. Montanus A.=G., Frankfurt a. M. Das
vor einigen Monaten in eine A.=G. umgewandelte Unternehmen
bean=
tragt Kapitalserhöhung um 192 Mill. Mk. Stamm= und 8 Mill. Mk.
mehrſtimmiger Vorzugsaktien auf 250 Mill. Mk.
h. Farbwerke Meiſter, Lucius u. Brüning in
Höchſt a. M. Die Geſellſchaft kündigt die 4prozentige
Teilſchuldver=
ſchreibungen von 1900 zum 1. Dezember 1923 zur Nückzahlung zu 103
Prozent.
h. Badiſche Bank, Mannheim. Am 31. Auguſt wird
Direktor Fritz G. Trautmann aus dem Vorſtand der Bank ausſcheiden
und in die Dienſte der Direktion der Diskontogeſellſchaft in Berlin
über=
treten. An ſeine Stelle iſt Direktor Heinrich Neuhauſer, gegenwärtig
ſtellvertretender Direktor der Süddeutſchen Diskontogeſellſchaft in
Mann=
heim, in den Porſtand berufen worden.
h. Brdiſche Film=A.=G. Gafag, Heidelberg. Der
Aufſichtsrat ſchlägt einer auf den 11. September einberufenen
außer=
ordentlichen Generalverſammlung die Erhöhung des Grundkapitals um
80 Mill. Mk. durch Ausgabe von 500 Stück Namensvorzugsaktien 4 5000
Mark mit 50fachem Stimmrecht und 43 500 Inhaberſtammaktien 4 5000,
3000 und 1000 Mk. vor,
bemerkt, daß die vorliegenden, zu Gleitpreiſen übernommenen Aufträge
dem durch die im laufenden Geſchaftsjahr vorgenommenen Neu= und
Umbauten zu größerer Leiſtungsfähigkeit gelangten Werk Beſchäftigung
für mehrere Monagte ſichern. Das Ergebnis des ſich ſeinem Ende
zu=
neigenden Geſchäftsjahres ſei weſentlich beſſer als das des Vorjahres.
Unter dem durch die Zeitverhältniſſe bedingten Vorbehalt ſei für das
erhöhte Aktienkapital mit einer ganz weſentlichen höheren Dividende zu
rechnen.
h. Fränkiſche Türen= und Möbelfabrik A.=G.,
Hard=
heim (Baden.) Die am 28. Auguſt zu Heidelberg abgehaltene
außer=
ordentliche Generalverſammlung beſchloß Erhöhung des Girundkapitals
um 40 Mill. Mk. Stamm= und 2 Mill. Mk. Vorzugsaktien. Das Eſſener
Bankhaus Schwab, Noelle u. Co. hatte bereits im Juli d8. Js. den
Gegenwert von 20 Mill. Mk. zur Verfügung geſtellt, wofür ſofort
ent=
ſprechende Sachwerte beſchafft wurden. Das Bankhaus hat auch die
Ver=
pflichtung übernommen, auf 10 Dividendenſcheine für 1923 eine junge
Aktie zu geben. Es wurde dann mitgeteilt, daß die Fränkiſche Türen=
und Möbelfabrik vor einiger Zeit das Sägewerk Walldürn und die mit
dieſem Werk in Zuſammenhang ſtehende Odenwälder Bau= und
Möbel=
ſchreinerei G. m. b. H. erworben hat. Im alten Betrieb ſoll jetzt auch die
Fabrikation von chriſtlichen Kunſtgegenſtänden aufgenommen werden.
So=
dann will ſich die Geſellſchaft dem Holzhandel zuwenden. Die Firma
wird in Fränkiſche Holzwerke A.=G. umgeändert.
h. Buderus=Eiſenwerke A.=G., Wetzlar. Der
General=
verſammlung wird Erhöhung des Aktienkapitals um 25 Mill. Mk.
Stammaktien auf 131 Mill. Mk. und Vermehrung des Stimmrechts der
Vorzugsaktien vorgeſchlagen.
* Klein, Schanzlin u. Becker A.=G. in Frankenthal.
Die G.=V. beſchloß, das Aktienkapital von 20 auf 35 Mill. zu erhöhen.
Für die Aktionäre iſt ein Bezugsrecht derart in Ausſicht genommen, daß
auf nominal 3000 Mk. alte Stamm= oder Vorzugsaktien Litera 4 2 junge
Stammaktien entfallen. Die Feſtſetzung des Bezugspreiſes wird im
Ein=
vernehmen mit dem Bankenkonſortium von der Verwaltung feſtgeſetzt
werden.
* Kreichgauer Landbau=Maſchinen= und
Motor=
werke A.=G., Frankenthal Pfalz. Die Geſellſchaft fordert
zum Bezug der neuen, ab 1. Juli 1923 dividentenberechtigten
Stamm=
aktien auf. Auf nominal M. 1000 alte Aktien entfallen nominel M.
1000 junge zu 1900 Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer und eines
Steuerpauſchales. Das Bezugsrecht iſt bis zum 8. September
einſchließ=
lich auszuüben.
* Ton= und Kalkwerke Hailer bei Gelnhauſen.
Von 20 Millionen für 1923 dividentenberechtigten Stammaktien wird
eir. Teilbetrag von 13 Millionen derart zum Bezug angeboten, daß
auf nominal M. 1000 alte nominal M. 1000 junge Aktien zum Kurs
von 132 Goldpfennigen, wobei 4 Goldpfennige — 1 Cent der
Vexeinig=
ten Staaten von Nordamerika zu rechnen ſind. Das Bezugsreiht iſt
bis zum 12. September auszuüben.
* Hillewerke, A.=G. Dresden. Die Verwaltung
bean=
bragt Kapitalserhöhung um 40 Million Stammaktien und 6 Million
Vorzugsaktien. Für die Aktionäre iſt ein Bezugsrecht im Verhältnis
5:2 zu einem noch feſtzuſetzenden Kurs in Ausſicht genommen.
* Meiſſener Ofen=Porzellan=Fabrik (vorm. C.
Teichert.) Die Verwaltung beantragt die Umwandlung von M.
600 000 Namensvorzugsaktien in Stammaktien und die Ausgabe
weiterer 17,4 Millionen Stammaktien, ſowie 4 Millionen
Vorzugs=
aktien. Für die alten Aktionären iſt ein Bezugsrecht 3:1 zu einem uoch
feſtzuſetzenden Kurs in Ausſicht genommen.
*Kattowitzer A=G. für Bergbau und
Eiſenhütten=
betrieb. Die Geſellſchaft berichtet über das abgelaufene
Geſchäfts=
jahr, daß durch Teilung des oberſchleſiſchen Reviers für die Geſellſchaft
einſchneidende Veränderungen eintraten. Erhebliche Störungen im
Wirtſchaftsleben waren naturgemäße Folgen des Wechſels der
Staats=
angehörigkeit. Allmählich beſſerten ſich zum Schluß die Verhältniſſe.
Die Geſellſchaft ſcheint die Störungen, was die Produktion anbelangt,
im weſentlichen gut überſtanden zu haben, denn es wurden im
Geſchäfts=
jahr 2,473 Tonnen Kohlen gegen 2,693 Tonnen gefördert, wobei noch
zu berückſichtigen iſt, daß im Berichtsjahr die Förderung der
Preußen=
grube, die als ſelbſtändige Geſellſchaft ausſchied, ausgefallen iſt. Die
Produktion der Hochöfen betrug 32,537 Tonnen Roheiſen gegen 37,400
Tonnen im Vorjahre. Der Bruttogewinn ſtellte ſich auf 3,599 Mill.
gegen 37,8 Mill. im Vorjahre, während die Unkoſten 715 Mill. gegen
40 Mill. im Vorjahre erforderten. Die Abſchreibungen ſind
unverän=
dert mit 2,5 Mill. angegeben. Der Reingewinn iſt mit 2,882 Mill. gegen
32,576 Mill. im Vorjahre bei einem unveränderten Aktienkapital von
60 Mill. ausgewieſen. Hieraus wird eine Dividende in Höhe von 4000
Prozent (im Vorjahre 30 Prozent) zur Verteilung gelangen
verſchiede=
nen Unterſtützungskaſſen werden 340 Mill. überwieſen, für
Wohlfahrts=
zwecke 20 Mill. zur Verfügung geſtellt, während der Reſt auf neue
Rech=
nung vorgetragen wird. In der Bilanz erſcheinen trotz des Abganges
der Preußengrube die Anlagekonten in einem höheren Betrag,
näm=
lich mit 55,4 Mill. gegen 44,5 Mill. im Vorjahre. Materialien und
Produktenbeſtände erſcheinen in Höhe von 3813 Mill. gegen 89 Mill. im
Vorjahre. Bankguthaben beziffern ſich auf 6803 Mill. gegen 52 Mill.
im Vorjahre. Forderungen ſind mit 14908 Mill. gegen 92 Mill. im
Vorjahre ausgewieſen. Dieſen Aktivpoſten ſtehen Verpflichtungen in
Höhe von 21 544 Mill., (i. V. 159 Mill.) gegenüber. Das Berichtsjahr
wurde am 31. März 1923 noch in Reichsmark abgeſchloſſen. Im neuen
Geſchäftsjahr wird die Geſellſchaft eine Bilanz in polniſcher Währung
vorlegen. Sie wird ferner dem deutſchen Namen der Firma einen
ent=
ſprechenden polniſchen Zuſatz geben.
* Elitewaren A.=G., Berlin. Die Geſellſchaft nimmt
Kapi=
talserhöhung um 49 Mill. auf 85 Mill. durch Ausgabe von 45 Mill.
Stamm= und 4 Mill. Vorzugsaktien vor. Die neuen Aktien nehmen an
der Dividende für 1922/23 zu ¼ teil. Sie werden von der Kommerz=
und Privatbank Dresden übernommen, und zwar die Vorzugsaktien zu
100 Prozent, 36 Mill. Stammaktien zu 150 Prozent und die reſtlichen
Stammaktien zu 49 000 Prozent. Den alten Aktionären wird zu dieſen
Aktien ein Bezugsrecht 4:1 zu 50 000 Prozent angeboten. Der Vorſtand
bezeichnet die allgemeine Lage trotz der augenblicklichen wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten nicht für ungünſtig.
* Lindcar=Auto A.=G. Auf der Tagesordnung der G.=V.,
die zum 20. September einberufen iſt, ſteht der Antrag auf
Kapitals=
erhöhung in einem nicht genannten Betrag.
Neugründungen.
h. Edelbranntwein=A.=G., Karlsruhe. Mit 100 Mill.
Mark Aktienkapital wurde dieſe Geſellſchaft gegründet, die den Vertrieb
von Edelbranntwein und Likören aller Art, den Handel mit dieſen
Waren und allen hierzu notwendigen Rohmaterialien zum
Gegen=
ſtand hat.
Meſſen.
*d- Von der Leipziger Meſſe. Die diesjährige Bugra=
Meſſe war bereits am dritten Meſſetag im Abklingen. Im allgemeinen
iſt die Zahl der Neuheiten, die die Verleger auf den Markt bringen,
äußerſt gering. Die Produktionskoſten ſind zu hoch und die
Abſatzmög=
lichkeiten ſchwinden von Tag zu Tag. Das iſt der Refrain, den man in
der Bugra hört. Das äußere Bilid iſt recht troſtlos. Die gewohnte
in=
ländiſche Kundſchaft iſt, nachdem ſie ſich informiert hatte, ſo gut wie
ver=
ſchwvunden. Die ausſtellenden Verlage für bildende Kunſt und die
Kunſthandlungen wollen bereits am Mittwoch ihre Kojen und
Verkaufs=
ſtände räumen, zumal das neue Anziehen der Buchhändlerſchlüſſelzahl
auf 12 Mill. die Geſchäftsluſt vollends erſticken wird. Die
Tſchecho=
ſlowakei, das Saargebiet und Deutſch=Oeſterreich haben einigermaßen
ge=
kauft. Illuſtrierte Werke und ſolche der bildenden Kunſt fanden noch am
eheſten Abſatz.
Banken.
* Eſſener Kreditanſtalt. 16 Millionen neue, ab
1. Januar 1923 dividentenberechtigte Stammaktien werden den alten
Aktionären im Verhältnis 10:1 zu 2000 Prozent zuzüglich
Börſennm=
ſatzſteuer und Bezugsrechtsſteuerpauſchale zum Bezug angeboten. Das
Bezugsrecht iſt bis zum 12. September einſchließlich auszuüben.
h. Badiſche Girozentrale. Die Bank des badiſchen
Spar=
kaſſen= und Giroverbandes ſagt in ihrem Geſchäftsbericht, daß die
Markentwertung den Sparbetrieb nahezu erdroſſelt, die
Sparkaſſen=
ſchalter verödet habe. Die übrigen Geſchäftszweige, hauptſächlich
Giro= und Scheckverkehr, Kontokorrentverkehr, Wechſel= und
Effelten=
geſchäft, haben ſich den entſtandenen Bedürfniſſen entſprechend raſch
entwickelt. Die Geldentwertung hat andererſeits ein ſteigendes
Kredit=
bedürfnis geſchaffen, das in hohem Maße bei den Gemeinden in
Er=
ſcheinung trat. Die zögernde Zuführung der Steueranteile durch das
Reich hat den Gemeinden ſolche Schwierigkeiten bereitet, daß nicht
immer genügend Mittel zur Verfügung ſtanden, um alle
Kreditan=
ſprüche befriedigen zu können. Dies gilt wenigſtens für langfriſtige
Kredite, während kurzfriſtige Vorſchüſſe ausreichend gewährt werden
konnten. Da mit der Erhöhung des Reichsbankdiskontſatzes alle
Zins=
ſätze in auſwärtsſteigende Richtung gerieten, ſind die langfriſtigen
Kredite, ſoweit mit feſter Verzinſung abgeſchloſſen, für den Geldgeber
verluſthringend geworden. Der Zufluß langfriſtiger Mittel iſt daher
mehr und mehr verſiegk. Den Sparkaſſen verbietet außerdem die
Ab=
nahme langfriſtiger Spareinlagen, ihre Mittel in dem früheren
Um=
fange für langfriſtigen Kredit zu verwenden. Trotzdem konnte die
Bank für badiſche Städte langfriſtige Darlehen in Höhe von rund 200
Millionen Mark und dem badiſchen Staat eine langfriſtige
Wohnungs=
bauanleihe mit 63 Millionen beſchaffen. Um gegenüber den für die
Lig;idität des Inſtituts nicht vorteilhaften Einſeitigkeit des rein
öffent=
lic: Geld= und Kreditgeſchäfts einen Ausgleich zu haben, wurde in
böherem Maße die Aufmerkſamkeit dem Privatgeſchäft zugewandt. Im
Zuſammenhang mit dem Giroverkehr konnte eine Reihe guter
Be=
ziehungen angeknüpft und auch der privaten Geſchäftswelt die
Vor=
teile der Organiſation nähergebracht werden. Die Summe der gegen
geeignete Deckung gewährten Privatkredite hat ſich ſtets im Rahmen
der von privaten Kunden anvertrauten Mittel gehalten. Das Inſtitut
hat ferner beſonderen Wert auf die Verbindung mit allen übrigen,
nicht dem Verband zugehörigen öffentlichen Kaſſen gelegt, denen mit
dem Netz der im Verband angeſchlofſenen 147 badiſchen Sparkaſſen die
beſte Gelegenheit zur Ausführung ihrer Zahlungen in Baden oder
Sammlung der an ſie abgelieferten Gelder bieten. Vornehmlich bei
der Zahlung von Beamtengehältern, die mehr und mehr bargeldlos
vollzogen wird, konnte durch das Netz gute Dienſte geleiſtet werden.
Es iſt zu erwarten, daß bei richtiger Erkenntnis dieſer Dieuſte die
Be=
ziehungen zu den öffentlichen Kaſſen ſich noch enger geſtalten werden.
Aus dieſem Grunde iſt im Berichtsjahr beſchloſſen worden, eine
wei=
tere Zweiganſtalt in Karlsruhe zu errichten. Die beiden ſchon
beſtehen=
den Zweiganſtalten können für das Berichtsjahr eine gute Entwicklung
verzeichnen. Sie haben ihren Betrieb gleichfalls bedeutend vergrößert.
Insbeſondere iſt der Anſchluß der heſſiſchen Sparkaſſen an die
Heſſiſche Girozentrale weſentlich enger geworden, auch konnten
den heſſiſchen Gemeinden, Kreifen und Provinzen erhebliche Kredite
zur Verfügung geſtellt oder beſchafft werden. Die von heſſiſchen
Ge=
meinden an die Zweiganſtalt Darmſtadt geſtellten Anforderungen von
kurzfriſtigen Vorſchüſſen ſind reſtlos befriedigt worden: Es iſt
beab=
ſichtigt, zur Förderung der bisherigen günſtigen Entwicklung der
ge=
ſchäftlichen Tätigkeit noch einzelne weitere Zweiganſtalten in Baden
und in Heſſen zu ſchaffen.
Die Geſamtumſätze betrugen 101 765 011 697 (i. V. 12 133,00 Mill)
Mark; hiervon entfallen auf Baden 78 455 433 545 (9 937 186 276) Mk.
und auf Heſſen 23303 578 152 (2 201 362 338) Mk. Der
Kommunalgiro=
terkehr zeigte 433395 Anweiſungen mit 31 557,11 (189 548 mit 3 22726)
Millionen Mk.; davon Baden 370 687 (161 977) mit 27 675.97 (2 993,455)
Millionen Mk., Heſſen 62 709 (27571) mit 3 881,133 (233,802) Mill.
Mark. Der Zugang im Kaſſenverkehr betrug 612,77 Mill. Mk.,
der=
jenige auf Wechſelkonto 15 010,76 Mill. Mk. In der Bilanz ſtehen
Schecks, Wechſel und unverzinsliche Schatzanweiſungen mit 2413,9 Mill.
Mk., Guthaben bei öffentlichen Kreditanſtalten mit 1014 79 Mill. Mk.,
Außenſtände in laufender Rechnung mit 453,02 Mill. Mk., Darlehen
mit feſten Laufzeiten mit 1101,71 Mill. Mk., Gläubiger mit 5522,18
Mill. Mk. zu Buch. An Rohgewinn wurden erzielt 91,11 Mill.,
Ver=
waltungskoſten erforderten 31,58 Mill. Mk. Nach Abſchreibung von
831 Mill. Mk. verbleiben 49,73 (2,017) Mill. Mk. Reingewinn, der wie
folgt verteilt wird: 2 504 300 Mk. zur Verzinſung des Betriebskapitals,
3,5 Mill. Mk. Sicherheitsrücklage I (Baden), 4,850 Mill. Mk.
Sicher=
heitsrücklage II (Heſſen), 4,85 Mill. Mk. Verein heſſiſcher Sparkaſſen
und Gemeinden und 24 446 Mk. werden neu vorgetragen.
Warenmärkte,
wb. Berliner Produktenbericht. Am Produktenmarkt
gingen die Preiſe auf die gewaltige Steigerung der Deviſenkurſe
ſprung=
weiſe in die Höhe. Inländiſches Angebot beobachtete große
Zurückhal=
tung, oder es wurden die Forderungen ſo bedeutend erhöht, daß die
Käufer zurückgeſchreckt wurden. Die Umſätze hielten ſich daher in engen
Grenzen. Für Weizen zeigten die Mühlen ſich kaufluſtig im
Zuſammen=
hang mit andauernder Nachfrage nach Mehl. Die unklare Lage hielt ſich
jedoch von größeren Geſchäften zurück. Nöggen war ziemlich ruhig.
Gerſte ſtellte ſich bei geringem Angebot ſehr erheblich teurer. Hafer
war zum Verſand gefragt. Mais wurde beträchtlich höher gehalten.
Der Preisſtand für Futterartikel erhöhte ſich gleichfalls.
Börſen.
wb. Berliner Börſenbericht. Fortgeſetzter dringender
Kaufbegehr, haupſächlich für das beſetzte Gebiet, führte am Deviſenmarkt
bei Mangel faſt jeglichen Angebots zur Fortſetzung der ſcharfen
Auf=
wärtsbewegung. Die Markentwertung im Ausland unterſtützte dieſe
Entwicklung. Der Dollar ſetzte bereits über 10 Millionen heute
vormit=
tag ein und hob ſich über 11 Millionen bis gegen Mittag. Die amtliche
Notierung brachte keine Ermäßigung. Der Dollaar wurde mit etwa elf
Millionen notiert, das Pfund Sterling mit 50 Millionen.
w. Deviſenmarkt. Fran furt a. M., 30. Auguſt Telegr. Auszahlungen:
Antwerpen=Brüſſel..
Holland ..
London .."
Paris ....
Schweiz:
Spanien
Italien
Liſſabon=S=
Dänemark.
Norwegen:
Schweden
Helſingfors
New=York.
Deutſch=O
Budapeſt
Prag
Agram
w. Deviſenmarkt.
374072.50
3192000 —
36558 125.
18875.—
1421437.50
1047375.—
339150.—
1 496250 —
129,750.—
20½750.—
20 /475—
8079750 —
11097.20
399.—
236407.50
73600.—
Me
Geld
375937.50
3208000 —
3684 1875.
451125 —
1428562.50
105½2) —
340850.—
1503750.—
1303250 —
2105250.—
210525.—
8120250 —
11152.80
101 —
237592.50
80200.—
50775.—
4488750 —
52368750.
6536 50
1995000.—
1396300.—
478300.—
2097750 —
1 75509 —
2793000.—
304237 50
11271750
16458 75
548,62 Jg
338177.50
10-72750
2lorat.
511265.—
4511250.—
52631250.
656637 50
2005000 —
4035/ 0 75
481000.—
2105250.—
1804500.—
2857000.—
305762.50
11328250.
16541.2
551.37 1
329822
109272,50
Berlin, 30. Auguſt Telegr. Auszahlungen für:
—
Geld
D
Briel
We
Geld
rat.
Amſterdam=Rotterdam .. — 2932650.— 2947350.— Brüſſel=Antwerpen .... .... 359100— 360900.— Chriſtiania ............ . 1214950.— 1223050.— Kopenhigen .........." . 1396500.— 773500.— Stockholm ............. 199 000.— 2105000. — Helſingfors .............. 20947).— 210/25.— Italien.T 32 7190.— 324810— London 33913000. 34035000 New=Yorl 7481300.— 7218500.— Paris. 430930 — 4330 0.— Schweiz. 1336600.— 1363400.— Spanien. 1007475 — 1012525.- Vien (in Deutſch=Oſterr. abg.) 10573.— 1062.— Prag 219450.— 220550.— Budapeſt „.. 41895.— 42195. Buenos=Aires . ............. 2404975.— 2416025.— Bulgarien
.. ... 7705.— 38195 — Japan
D. 3641 75.— 36’9 25.- Nio de Janeiro
T .. 68 2290.— 665710.— Belgrad. . 77805.— 76195.— Liſſabonn. Sofia.
4309200.—
518700—
795900.—
2054 375.—
2152600.—
3 7230.—
47 800
43875000
10973500.
622440.—
1975050.—
(476300.—
15561.—
323190.—
615 35
z351 /00.—
1103740.—
5. 65500.—
103.395.—
115710.—
456855.—
4330800.—
521309.—
180410
2055125.
2367 400.—
303710.—
181200.—
5012 009
11127500.
625560.—
1974 50.—
1493700.—
15639.—
324810 —
619.05
3580900. —
1104:60.—
53935 00.—
1044505.—
116290 —
459145.—
1——Or —FUT
Bankgeschaft
Fernsprecher 1308, 1309
Aktien / Renten / Delisen / Sorten
Darmstadt
1 Luisenplatz 1
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 31. Auguſt 1923.
Numuter 240.
Familiennachrichten
Ihre am Samstag, den 1. ds. Mts.,
4 3 Uhr nachm., in der
Johannes-
ktrche stattfindende Trauung
zeigen an
Lena Gehbauer
Paul Schneider
Darmstadt Darmstadt
Gräfenhäuserweg Bismarckste, 75.
Palasc-Lichtspiele
Weltstadtbanditen
Kaan!
Ihre am Samstag, den 1. Sept.,
* nachm. 3 Uhr, in der
Martins-
kirche stattfindende Trauung
beehren stch anzureigen
Marie Engelbrecht
Jakob Baumann
Wenckstrasse 9.
(*23832
Ihre am Samstag, 1. September,
* nachmittags 2‟/, Uhr, in der
St. Martinskapelle zu Bessungen
(Herdweg) stattfindende Travung
beehren sich anzuzeigen
Johanna Kramer
Jakob Georgi
Moosbergstrasse 93.
(*23866
Sens.-Abenteuerfilm in 6 Akten, mit
Fred Stranz
— Zimmer 17
Abenteuer in 5 Akten.
(71591g
Hamstag, den 1. Sept. 1923
Großes Antritts Konzert
des berühmten Kapellmeiſters und
Soliſten Georg Grohrock.
Anfang Punkt 8½ Uhr.
(7098ik
Preisliſte
9
der Urſten Suruftadter Seizentralt
Luiſenſtraße 40 (nächſt der Eliſabethenſtraße)
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Liter 1400 000.—
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Gebe jedes Quantum ab.
Inh. Joh. Goerge
Telephon 989.
AAAAAAHAHAA
Rodenhäuſers
DI
Morgen Samstag, 1. Sept. 1923:
Tanz.
im Rummelbräu.
23839) Kapelle Weſp.
Anfang 8 Uhr.
Ober=Ramſtadt
bringt zu der am nächſten Sonntag ſtattfind. Kirchweihe
ſeine Lokalitäten in empfehlende Erinnerung. (*23608
daf MoZart
Kartenausgabe.
Die Ausgabe neuer
Lebensmittel=
karten beginnt Montag, den 3. Sept.
ds. Is., im Erdgeſchoß unſeres Amtes,
Wilhelminenſtraße 15, und findet
ununter=
brochen von vormittags 7 Uhr bis
nach=
mittags 2 Uhr in folgender Weiſe ſtatt:
Montag, 3. Sept., v. 1. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Dienstag, 4. Sept., v. 1. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Mittwoch, 5. Sept., v. 2. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Donnerstag, 6. Sept., v. 2. Bez. die Straß.
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Freitag, 7. Sept., v. 3. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Montag, 10. Sept., v. 3. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben I.—Z.
Dienstag, 11. Sept., v. 4. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Mittwoch, 12. Sept., v. 4. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Donnerstag, 13. Sept., v. 5. Bez. die Straß.
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Freitag, 14. Sept., v. 5. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Montag, 17. Sept, v. 6. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Dienstag, 18 Sept., v. 6. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Mittwoch, 19. Sept., v. 7. Bez. die Straßen
mit den Anfangsbuchſtaben A—K.
Donnerstag, 20. Sept., v. 7. Bez. die Straß.
mit den Anfangsbuchſtaben L—Z.
Wer in dieſem Jahre Brotgetreide
angepflanzt oder geerntet hat, iſt zum
Kartenbezug nicht berechtigt. Mit
Ge=
fängnis bis zu einem Jahre und mit
Geldſtrafe bis zu fünfhunderttauſend
Mark oder mit einer dieſer Strafen wird
beſtraft, ſoweit nicht eine ſchwerere Strafe
verwirkt iſt, wer ohne
verſorgungs=
berechtigt zu ſein, die Verſorgung in
Anſpruch nimmt oder den erlaſſenen
Be=
ſtimmungen zuwiderhandelt. Alle an
den genannten Tagen nicht abgeholten
Karten werden vom nächſten Tage ab
gegen eine Gebühr von Mk. 5000.— in
Zimmer 7 ausgegeben.
(St,7179
Darmſtadt, 29 Auguſt 1923.
Lebensmittelamt.
Mühlſtraße 5
Freitag, Hamstag und Sonntag
Stimmungsmuſik
des berühmten Klavier=Humoriſten
Konrad Schöller.
Ge
Rheinstr. 2
Schloß-Café
Rhein. Tonkünstler-Orchester
Freitag, den 31. August 1923:
Großes Extra-Konzert
Sonntags von 11—1 Uhr Früh-Konzert. (7173
Orpheum
el.
389.
Gaſtſpiel *
„Neues
Operettentheater”
Frankfurt a. M.:
Hamstag, Sonntag,
1. u. 2. Septbr.
Des gr. Erfolges
wegen — noch
2 Aufführungen.
Zum 6. u. 7. Male:
Die
tolle Lola
Operette in 3 Aßten
D In d. Original=
Beſetzung! (7177
Zuſchneider
empfiehlt ſich im Zu
ſchneiden der neueſt
Modelle für
Herren=
garderobe z. billigen
Preiſen. (*23853
Rhönring 31/ Hintb.
Kart.: Verk.=Büro,
de Waal, Rheinſtr. 14,
Anfang 734 Uhr!
am Samstag, den 1. September,
abends ½8 Uhr, im „Landsberg”. /*2384:
Sommerſpielzeit
Bruno Harprecht
abds. 7½ Uhr: (72fs
Charleys Tante.
Abends 10½ Uhr:
Man ſoll nie heiraten!
Anzug
Mantel
Blene
Kostüm-
lege nach Anzahlung zurück. (7166
Hein Laden!
Ernst-Ludwigstr. 5, II.
N. S.U., 1,5 PS.
Zündapp, 2,15 PS.
Phäuomen, 3,5 PS.
preisw. verkäuflich,
Ingenieurbüro
Wilhelm Hock
Heidelbergerſtraße 44
Telephon 2080. (*Ben
Grummetgras=
Verſteigerung.
Am 29. Auguſt 1923 zwiſchen
½10 u. 11 vormittags (1,7167
von einem Auto verloren
1 neues Rudge=
Draht=
ſpeichen=Rad
mit aufmontiertem neuen Conti=
Cord=Reifen ſowie
1 neue Conti=Cord=Decke
beides 820X120, auf der Strecke
Darmſtadt-Bergſtr.—
Heidelberg.
Wiederbring. hohe Belohn.
bl.=lein. Arb.=Anzüge
la, u. Knaben=Stoff=
Hoſen noch ſehr bill.
bei G. Proeſer,
Eliſa=
bethenſtr. 44. (*23897
Zigaretten
weit unter heutigem
Fabrikpreis. (* 23854
G. Hettinger
Waldſtraße 7, II.
(Kein Laden!)
Telephon 3285.
Büſtzccrer
Nachrichten unt. F. W. H. 531 an
Rudolf Moſſe, Frankfurt a. M.
Dienstag, den 4. Septemb.
ds. Js., vormittags 9 Uhr,
wird das Grummetgras von 75
Hektar Wieſen (300 Heſſiſche
Mor=
gen) auf dem „Reinheimer=
Bekanntmachung.
Teich”” im Teichhauſe öffentlich
meiſtbietend verſteigert.
Kauflieb=
haber wollen dasſelbe vorher
ein=
ſehen.
7161
Reinheim, den 28. Aug. 1923.
Heſſ. Bürgermeiſterei Reinheim.
Buxmann.
Auf freiwilligen Antrag verſteigert
der Unterzeichnete Montag, den 3.
Sep=
tember 1923, vormitt. 10 Uhr und
nachm. 3 Uhr anfangend, im Hauſe
Soderſtr. 14, 1. St., nachſtehende noch
ſehr gut erhaltene Möbel und
Haushal=
tungsgegenſtände:
(7171
1 Saloneinrichtung, 1
Barockgarni=
tur, 1 Diwan, 1 Spiegelſchrank, zwei
Trumeaus, 1 Waſchkommode, 1 Vertiko,
1 Biedermeierkommode, Kleiderſchränke,
Nachttiſche, 1 Nähmaſchine, 1 Sekretär,
1 Büfett, 1 Eisſchrank, Teppiche,
Bil=
der und ſonſtiger Hausrat, 1 antiker
Schrank.
Anzuſehen Samstag, den 1. Septemb
1923, nachm. von 4—6 Uhr.
Gunkel,
Gerichtsvollzieher, Georgenſtr. 1.
Ein gebr.
Kinder=
wagenu. 1 kl.
Kinder=
ftühlchen zu verkauf
Näheres Geſchäfts=
(*23883
elle,
ſt
Elegante neue
Klappwagenm.
Ver=
deck noch bill. (*23870
Kaffenberger,
Riedeſelſtraße 33,
Um dem Mangel an Geldſcheinen
ab=
zuhelfen, ſind mit Zuſtimmung des Herrn
Reichsminiſters der Finanzen bei Lohn= und
Beſoldungszahlungen, an die Arbeiter und
Beamten der Reichsbahnverwaltung
Not=
geldſcheine zunächſt über 1 Million Mark
ausgegeben. Sie haben aufder Vorderſeite
folgenden Wortlaut in gotiſcher Schrift:
Deutſche Reichsbahn
Eine Million Mark.
(Darunter in Schwabacher Frakturſchrif
den Vermerk):
Dieſer Schein wird an allen Kaſſen der
Deutſchen Reichsbahn wie geſetzliche
Zahl=
mittel in Zahlung genommen und bis zum
31. Oktober 1923 eingelöſt.
Berlin, den 12. Auguſt 1923.
Der Reichsverkehrsminiſter.
Groener.
Zwiſchen den Worten „Deutſche” und
„Reichsbahn” befindet ſich ein geflügeltes
Rad, darunter in grünem Druck Reihe und
Nummer. Rechts und links von der
Unter=
ſchrift das Siegel des
Reichsverkehrsmini=
ſters. Der farbige Untergrund läßt links
und rechts je einen 5 mm breiten Streifen
des Waſſerzeichenpapiers frei. Die
Rück=
ſeite iſt unbedruckt. Der Geldſchein iſt auf
weißem Papier gedruckt und 74X130 mm
groß.
In Kürze werden weitere
Notgeld=
ſcheine über 2 und 5 Millionen Mark
aus=
gegeben, die die Unterſchrift des
Reichs=
verkehrsminiſters „Oeſer” tragen.
Sämt=
liche Scheine werden an allen Kaſſen der
Deutſchen Reichsbahn, bei den Reichsbank=
und Poſtanſtalten in Zahlung genomimen.
Alle Bankanſtalten, Handel= und
Ge=
werbetreibenden, Behörden uſw. werder
gebeten, die Notgeldſcheine gleich den
Reichs=
banknoten anzunehmen.
Die Regierungen der Länder ſind um
Zuſtimmung erſucht, und haben dieſe zum
Teil ſchon erteilt.
(J7169
Berlin, den 22. Auguſt 1923.
Der Reichsverkehrsininiſter.
gez. Oeſer,
Bin täglicher
Ab=
nehmer Ihrer
Er=
zeugniſſe und kaufe
auch die kleinſten
Mengen geg. höchſten
Tagesengrospreis
Obſthandlung
Hellmuth Fiſcher
Eliſabetyenſtr. 56,
n. d. Neckarſtr. (*232821f
Anſtänd. Frl., M. d.
30 (Waiſe), m. eig
Heim, w. m. br
Mann (mittl. Beamt,
n ſicherer Stell. in
Briefw. zu tr. zw. ſp.
Angeb
Heirat. unter
N 80 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (*23855
Die FirmaBuch= u.
Akzidenz=Druckerei
Jakob Hélene, G. m.
b. H. in Pfungſtadt,
iſt in Liquidation ge
treten. Als Liquidator
derſelben fordere ich
Anſprüche an die
Fir=
ma geltend zu machen
haben, auf, ſich gemäß
88 65, 73 des Geſetzes
über die G. m. b. H
bei mir zu melden.
Buch= u. Akzidenz=
Druckerei
JakobHélene, B. m. b. H.
in Pfungſtadt
in Liquidation
Jakob Hélene.
iſt ſchon 1920 an mich
allein übergegangen
und beſteht weiter. (710
billigung (szu‟
verleihe tageweiſe
Möbelrolle, Möbelwa=
gen, Gardinenwagen.
Hügelſtr. 15, Laden Bücher, Noten, Zeit=
ſchr. w. gut u. preistn.
eingebunden. (7160fg:
Horn, Aleranderſt. 4, I. gjeg. Stroh zu
Miſt vertauſchen
Kiesſtraße 15, (23834 Faſt neuer Wäſche
korb, viereckig, zu
tauſchen gegen gut
erhaltene Mädchen=
mappe Mollerſtr. 34,
3. Stock. (*23885 etellengeſuche Weiblich Aeltere Witwe ſucht
Stelle in frauenloſem
Haush. Ang. u. M 75
a. d. Geſchſt (*23845 Tüchtig. Schneid erin
nimmt noch einige
Kunden in u. auße
dem Hauſe an Kirch=
ſtraße 1, I. (*23874 Männlich Weißbinder
(ſeither ſelbſtänd.) ſ.
dauernde Beſchäft. in
irgend einem Betrieb
gleich w. Art. Hand=
werks= u. Rüſtzeug k.
geſt. w. Ang. u. L. 122
Geſchſt. erb. (*2358911 Kfm., 34 J. led., ſucht
I. Bürotätigk. gl. w
Art. Ang u. M 76
an d. Geſchſt. (*23844 Offene Stellen Weiblich Tüchtige, zuverläſſige
Verkäuferin,
ſolche, welche im
Schreibmaſchinen=
ſchreiben bewandert
ſind, für Feinkoſt=
handlung z. 1. Sept.
geſucht. Angeb. mit
Zeugnisabſcheift. u.
Lichtbild unter M 73
an die Geſchſt. (*23841 Für ein hieſ. Ge=
ſchäft wird ein tücht.
energ. Fräulein
für Büro geſ. (*23876
Es woll ſich nurſ. mel=
den, die gute Schul
bildung aufzuweiſen
hab., g. Auffaſſungs=
gabe beſitzen, w. einf.
Buchführ. ſow. Ste=
nogr., Maſchinenſchr.,
ſpez. die Korreſp. ſelbſt.
beherrſchen. Angeb. nebſt
Zeugnisabſchr., Gehalts=
anſpr. u. ſchnellſt. Ein=
tritsterm. u. M 86 Gſchſt. Für
Maſchinenſtickerei
Arbeiterin geſ. (2285
Karlſtraße 11, II. Deſ. Mödchen
oder Stütze, die in
Hausarbeit u. Kochen
bewandert iſt, gegen
zeitgemäß. Höchſtlohn
ſofort geſucht. (*23860
Näh. Geſchäftsſtelle. Fräuleinzu2 Kinderr
nach Oberheſſen geſ
Näh. Wilhelmſtr. 20
parterre. (*23826fs Kaffeeköchin
welche auch für Priva
kochen kann, per ſo=
fort geſucht (*23848
Park=Konditorei,
Lauteſchlägerſtraße 4
KKN
d. Spül. evt. f. g. geſ.
Dr. Wirth,
Soder=
ſtraße 12 I. (*23861
Brav. Mädchen od.
Stützei. kl. Haush. geſ.
auch nur b. nachm.
onntags u. Mittwochs
frei. Heinrichſtr. 150, II. (*
Tüchtiges
Alleinmädchen
as kochen kann, für
bald geſ. G. Bezahl.
und Bekleidungsbeih.
Nach 4U. meld. (*23871
Hofmannſtr. 59, part.
Braves
Zimmermädchen
ſofort geſucht. / 23888
Hoſpiz, Obergaſſe 12.
Fleiß. Stütze
in größ. Haushalt nach
Heppenhetm (Vergſtr.)
geſ. Mädchen vorh
Zu erfr. Darmſtadt,
Hobrechtſt. 10, Erdg. (*28-7
Der gr. Zteil. Sens.- u. Abcnt.—
U.-1. Film Die Fran mit den
Millionen I. Teil der Schuß in
der Pariser Oper — 6 Akte
In der Hauptr.: Ellen Richter, v.
Winterstein. Tippelpaule mit Paul
Grätz, Lustspiel in 2 Akten. (*23894
DerGegenschachzug,ital. Zirk.-
N.-1- u. Sens.-Dr. i. 6Akt. Stütze der
Hausfrau, 3 Akte, Erika Glässner
Atlandite T. u. II.
C.I.
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