Darmstädter Tagblatt

10. Mai 1923


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Einzelnummer 150 Mark

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G
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 128
Donnerstag, den 10. Mai 1923
186. Jahrgang

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uſw., erſiſcht ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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jeder
gerichtlicher Beitr

Ein Gelöbnis.
Berlin, 9. Mai. (Wolff.) Der am 9. Mai verſammelte
Wirtſchaftsausſchuß und Gewerkſchaftsausſchuß aller bevollmäch=
tigten
Vertreter der ſchaffenden Stände, des Handels, der In=
duſtrie
, des Handwerks und der Landwirtſchaft des beſetzten und
Einbruchsgebietes haben nach Kenntnisnahme der franzöſiſchen
Antwortnote tom 6. Mai Folgendes einmütig bekundet:
Der Widerſtand der Bevölkerung des Ruhrgebietes und der
beſetzten Gebiete iſt ſpontan emporgewachſen aus der Ueber=
zeugung
, daß der Ruhreinbruch eine unerträgliche Verletzung des
Verſailler Friedens und eine Vergewaltigung des deutſchen Vol=
kes
darſtellt. Jeder Tag, jede Stunde der franzöſiſchen Gewalt=
herrſchaft
hat ſeitdem unſere Ueberzengung und unſeren Wider=
ſtand
gefeſtigt. Die Unterdrückung aller bürgerlichen geſetzlichen
Freiheiten, die Vertreibung von Zehntauſenden von Männern,
Frauen und Kindern von Herd und Heimat, die Einkerkerung
ungezählter anderer, das vergoſſene Blut und ſchließlich das un=
erhörte
, ungeheuere Urteil im Krupp=Prozeß haben den Wider=
ſtand
in die Herzen der Bevölkerung eingehämmert. Solchen
Widerſtand hätte keine deutſche Regierung befehlen können.
Keine fremde Regierung wird ihn aber auch mit noch ſo grau=
ſamen
Mitteln militäriſcher Gewalt zu brechen vermögen. Wir
geloben in dieſer Stunde feierlichſt aufs neue, daß wir aushalten
werden in unſerer bisherigen Haltung, zur Verſtändigung auf
dem Boden der Vernunft, des Rechts und der Freiheit bereit,
aber in unbeugſamem Widerſtand gegen den Rechtsbruch und die
Unterdrückung und untrennbar verbunden mit unſeren deutſchen
Brüdern.
*
U Berlin, 9. Mai. Wie der amtliche preußiſche Preſſe=
dienſt
mitteilt, hat Miniſterpräſident Braun an das Direkto=
rium
und den Betriebsrat der Krupp=Werke ein Telegramm
geſchickt, in dem er das grauſame, jedem Recht Hohn ſprechende
Urteil gegen den Vorſitzenden des Auſſichtsrats und die Mit=
glieder
des Direktoriums und Betriebsrats der Krupp=
Werke verurteilt, welches ganz Preußen mit tiefſter Empörung
und Entſetzen erfüllt.
TU. München. 9. Mai. Im Haushaltsausſchuß des baye=
riſchen
Landtags gab heute der Vorſitzende, Abg. Gierl der
Entrüſtung und dem Abſcheu der bayeriſchen Volksvertretung
über das unerhörte Urteil gegen Krupp und ſeine Direk=
toren
Ausdruck.

Berlin, 9. Mai. (Wolff.) Die deutſchen Miſſionen ſind
beauftragt worden, den nicht an der Ruhrbeſetzung beteiligten
fremden Regierungen folgende Note zu überreichen:
Die franzöſiſchen Befehlshaber haben dem unheilvollen Er=
eignis
, das ſich am Oſterſamstag auf den Krupp=Werken in
Eſſen abgeſpielt und 14 ſchuldloſen Arbeitern das Leben gekoſtet
hat, ein Gerichtsverfahren folgen laſſen, das die grauſame
Vergewaltigung der Ruhrbevölkerung in faſt noch
grellerem Lichte zeigt, als die Bluttat ſelbſt es getan hat. Das
franzöſiſche Kriegsgericht in Werden an der Ruhr hat am 8. Mai
ein Urteil erlaſſen, das über den Vorſitzenden des Aufſichtsrats
der Kruppſchen Werke, über acht Mitglieder der Werkleitung und
über ein Mitglied des Betriebsrats Freiheitsſtrafen bis zu 20
Jahren Gefängnis und Geldſtrafen bis zu 100 Millionen Mark
verhängt. Es iſt überflüſſig, das Verfahren und das Urteil
des franzöſiſchen Kriegsgerichts in ſeinen einzelnen rechtlichen
und tatſächlichen Vorausſetzungen zu beleuchten. Der feſte Ent=
ſchluß
der Ruhrbevölkerung, nicht unter militäriſchem Druck zu
arbeiten, hat zu dem Brauch geführt, den Arbeitnehmern bei
einer militäriſchen Beſetzung ihrer Produbtionsſtätte durch
Sirenenſignal das Zeichen zur Arbeitsniederlegung zu geben.
Dieſer Brauch, den die franzöſiſchen Befehlshaber längſt kannten
und ſonſt niemals beanſtandet haben, iſt jetzt dazu benutzt wor=
den
, um daraus ein geheimes Komplott der Werkleitung gegen
die Beſatzungstruppen zu konſtruieren. Der Zweck dieſer ſinn=
loſen
Anklage lag von vornherein klar zutage. Sie wollten die
Verantwortung der Tötung der 14 Arbeiter von den Befatzungs=
truppen
abwälzen und den deutſchen Stellen aufbürden. Gleich=
zeitig
ſollte ein Keil zwiſchen die Arbeiterſchaſt und die Unter=
nehmer
getrieben werden. Als am Tage nach der Bluttat die
erſte Verhaftung von Mitgliedern des Kruppſchen Direktoriums
erfolgte, hat die deutſche Regierung bei der franzöſiſchen Regie=
rung
gegen den Verſuch, über das Verſchulden der Beſatzungs=
truppen
einen Schleier zu werfen, ſofort Verwahrung eingelegt.
Außerdem hat ſie aber, um die Hand zu einer unparteiiſchen
Feſtſtellung des Sachverhalts zu bieten, ſchon vor Wochen der
franzöſiſchen Regierung vorgeſchlagen, eine internationale Unter=
ſuchungskommiſſion
einzuſetzen, die gemäß dem Haager Abkom=
wen
von 1907 das beiderſeitige Beweismaterial zu prüfen und
alle ſonſtigen auf den Zwiſchenfall in Betracht kommenden Tat=
fragen
zu klären hätte. Die ſranzöſiſche Regierung hat auf die=
ſen
Vorſchlag nicht geantwortet. Sie hat es vorgezogen, die
Frage, ob die Schuld an dem Zwiſchenfall bei den auf deutſcher
Seite beteiligten Perſonen oder bei den franzöſiſchen Befatzungs=
truppen
liegt, von einem aus Angehörigen dieſer Truppen ge=
bildeten
Kriegsgericht entſcheiden zu laſſen, das zugleich die Par=
tei
und Richter war. Dem entſpricht das Ergebnis, wie es jetzt
im Urteil des Kriegsgerichts vorliegt. Anſtatt das an den deut=
ſchen
Arbeitern begangene Unrecht zu ſühnen, wird in frivoler
Fälſchung der Tatſachen eine neue Untat begangen, die ſchuldlos
verhaftete Männer ins Gefängnis wirft und das größte indu=
ſtrielle
Unternehmen des Ruhrgebiets der Führung beraubt.
Die deutſche Regierung proteſtiert feierlich gegen dieſen Ge=
altakt
, den Frankreich in dem Augenblick begeht, wo Deutſch=
land
ſeinerſeits einen Schritt getan hat, um im allgemeinen In=
tereſſe
das Ende des gegenwärtigen Konflikts herbeizuführen,

Vom Tage.
Gegen die neue Verordnung der Rheinlandkommiſſion über den
Paßzwang im beſetzten Gebiet hat die Reichsregie=
rung
in London, Paris und Brüſſel Verwahrung eingelegt.
Wie wir hören, ſind die in Werden Verurteilten im
Automobil in der Richtung nach Düſſeldorf abtransportiert worden.
Seit Beginn der Nuhrbeſetzung ſind bisher fünfßig deutſche
Todesopfer zu verzeichnen. Darunter befinden ſind drei Kinder,
zwei über 60 Jahre alte Männer, ein Mädchen im Alter von 19 Jahren,
und drei junge Leute, die noch nicht volljährig waren.
Eine Reutermeldung beſagt, daß die engliſche Andwortnote an
Deutlchland noch nicht fertiggeſtellt ſei. Aber wahrſcheinlich könne die
Note am kommenden Freitag dem deutſchen Botſchaftsr überreicht wer=
den
. Weiter verlautet, daß geſtern vormittag unter dem Vorſitz von
Lord Curzon eine Kabinettsſitzung ſtattgefunden hat, die ſich mit der
britiſchen Antwort an Deutſchland befaßte.
Für die notleidende Bevölkerung im Ruhrgebiet ſind weiterhm
eingegangen: Aus Lugano 50 Dollars, aus Bern 3325 Franken und
20 500 Mark, San Remo 1 Million Mark, aus Alicante (Spanien)
297 Peſetzen, aus Barcelona 1,25 Milliomen Mk., aus Kriſtiania 35. Kr.
und 260 000 Mk., aus Guatemala 3200 Dollars. Weiterhin wurden aus
Gyaz 37,8 Millionen Kr., aus der Tſchechoflowakei 10 234 tſchechiſche Kr.
überwieſen.
Der Berliner polniſche Geſchäftsträger überreichte im Mini=
ſterium
des Auswärtigen eine Verbalnote, worin die polniſche
Regierung über die Behandlung der polniſchen Zeitungskorreſpondenten
in Berlin Klage führt. Sie droht Repreſſalien an, falls den
Berichterſtautern nicht die gleichen Rechte gew
hrt werden, wie ſie die
deutſchen Korreſpondenten in Warſchau genießen.
Aus ſtaatlichen Mitteln iſt für dem Wiederaufbau des Wies=
badener
Staatstheaters, ei Betrag von 1 Milliarde
Mark zur Verfüigung geſtellt worden.
Aus London meldet man, aus guter Quelle in Konſtantinopel
verlaude, daß die türkiſche Regierung beſchloſſen habe,
die Geſchäfte der Bank von Athen, deren Safes und Bücher
kürzlich verſiegelt worden ſind, unter offizieller Kontrolle zu liqui=
dieren
. Die den alliierten und dürkiſchen Staatsangehörigen gehöri=
gen
Beſitzſtücke würden herausgegeben, die der meiſten griechiſchen Flücht=
linge
konfisziert.
Dollarkurs in Frankfurt am 9. Mai,
abends ½7 Uhr: 38000.

Deutſcher Arbeiterproteſi.
TU. Berlin, 9. Mai. Anläßlich des Schandurteils von
Weiden hat der Betriebsrat der Deutſchen Werke A.=G. heute
an den Betriebsrat der Firma Krupp ein Telegramm gerichtet,
in dem es heißt:
Erbärmliche Verbrecher, welche vorgeben, im Namen des
franzöſiſchen Volkes zu urteilen, haben es fertiggebracht, deut=
ſche
Männer auf Jahre hinaus zu hohen Strafen zu verurteilen
und ins Gefängnis zu werfen. Das rohe und brutale Auftreten
Frankreichs verſtärkt die Abwehrfront von Stunde zu Stunde.
In Eſſen herrſcht Ruhe.
U. Eſſen, 9. Mak. Trotz der anhaltenden ſtarken Er=
regung
iſt die Nacht und der heutige Vormittag in Eſſen ruhig
verlaufen. Das Zuchthaus, in dem die Verurteilten unter=
gebracht
ſind, iſt durch franzöſiſche Truppen ſtark geſichert. Zwi=
ſchenfälle
ſind bisher nicht vorgekommen. Die Familienange=
hörigen
der Verurteilten haben das Urteil mit Ruhe hingenom=
men
und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß mit der Be=
freiung
des Ruhrgebiets auch für die Verurteilten der
Tag der Freiheit kommen werde.
Kein Proteſtſtreik.
TU Eſſen, 9. Mai. In den Krupp=Werken wurde heute
gegen Mittag ein von der Werkleitung und dem Betriebsrate
gemeinſam unterzeichneter Anſchlag veröffentlicht, welcher zu=
nächſt
die Verurteilung des Herrn Krupp v. Bohlen und der
übrigen Angeklagten mitteilt. Der Anſchlag fährt dann fort:
Nach eingehender Prüfung und Ueberlegung bitten wir alle
Werkangehörigen dringend, angeſichts dieſer für jedes Rechts=
empfinden
unfaßbaren Urteile die berechtigten Gefühle tiefſter
Entrüſtung zurückzuſtellen und wie bisher Würde und Beſonnen=
heit
zu bewahren.
Die Herausforderung des Weltgewiſſens.
TU. London, 9. Mai. Daily Chronicle erklärt, daß
das Urteil gegen die Kruppdirektoren eine un geheure Her=
ausforderung
nicht nur der Gefühle Deutſchlands, ſondern
des ganzen Weltgewiſſens darſtelle.
London, 9. Mai. (Wolff.) In einem Weſſen Verbrechen?
überſchriebenen Leitartikel befaßt ſich die Daily News außer
mit der britiſchen Regierungserklärung auch mit dem Wer=
dener
Urteil. Das Blatt ſchreibt: Die wildeſte Phantaſie
der eingefleiſchteſten Frankophoben hätte niemals die geſtrige
Folge der Niedermatzelung der dreizehn Krupparbeiter durch
franzöſiſche Soldaten vorherſehen können. Es wurde dargelegt,
daß die Arbeiter keinen Angriff auf die Soldaten gemacht haben.
Das photographiſche Beweismaterial zeigt, daß die Arbeiter in
voller Flucht niedergeſchoſſen wurden. Die Arbeiter handelten
nicht auf Veranlaſſung der Direktoren, ſondern des Arbeiterrates
in Uebereinſtimmung mit einem Brauch, der von den Franzoſen
nicht verboten war. Die geſtern verhängten Strafen von zehn
bis zwanzig Jahren Gefängnis und hunderten von Millionen
Geldſtrafe ſeien auferlegt nicht den Franzoſen, die für das Schie=
ßen
verantwortlich ſeien, ſondern den Kruppſchen Direktoren.
Soweit von London aus beurteilt werden könne, ſind die Ueber=
führungen
und Urteile nicht nur ohne irgendwelches belaſtendes
Beweismaterial zuſtande gekommen, ſondern trotz des genau
entgegengeſetzten Beweismaterials. Das Frankreich des zwan=
zigſten
Jahrhunderts betrachte den Widerſtand gegen die Invaſion
durch die franzöſiſchen Truppen als ein Verbrechen und zerſtöre,
um ſeiner Anſicht Geltung zu verſchaffen, ſeinen eigenen Ruf.

* Die Kirchſichen und politiſchen
Feiertage in Deutſchland.
Von
Oberbürgermeiſter Dr. Külz, M. d. R.
Dem Reichstag iſt Ende April der Entwurf eines Geſetzes
über die Feier= und Gedenktage zugegangen. Der Entwurf ver=
ſucht
nicht nur, Klarheit über die Zweifelsfrage, zu ſchaffen,
welche Tage als ſtaatlich anerkannte Feiertage zu gelten haben,
ſondern er will überdies einen allgemeinen Nationalfeiertag des
deutſchen Volkes und einen Gedenktag für die Opfer des Krieges
geſetzlich feſtlegen.
Tatſächlich herrſcht auf dem Gebiete der kirchlichen und poli=
tiſchen
Feiertage in den einzelnen deutſchen Gliedſtaaten nicht
nur eine erhebliche Rechtsunſicherheit, ſondern ein heilloſes
Durcheinander. Das getrennte Vorgehen der Länder bringt eine
außerordentlich ſtörende Verwirrung vor allem ſchon in wirt=
ſchaftlicher
Beziehung mit ſich,, und zwar mit Rückſicht auf die
großen Betriebsverwaltungen des Reiches, für die es ein ſchlecht=
hin
unerträglicher Zuſtand iſt, wenn ſie in den einzelnen Ländern
ſich den verſchiedenartigſten Vorſchriften über die Arbeitsruhe
der Beamten, Angeſtellten und Arbeiter gegenübergeſtellt ſehen.
Nicht minder ſchwer ſind die ethiſchen Bedenken, die ein Zuſtand
mit ſich bringt, bei dem ganz nach der jeweiligen politiſchen Ein=
ſtellung
der betreffenden Landesregierungen in den einzelnen
Gliedſtaaten die verſchiedenſten Tage zu politiſchen Feiertagen
geſtempelt oder kirchliche Feiertage abgeſchafft werden. Eine Be=
ſeitigung
dieſer Mißſtände iſt nur denkbar, wenn ſich das Reich
zu einer für ganz Deutſchland bindenden geſetzlichen Normierung
der kirchlichen und politiſchen Feiertage verſteht. Die Verfaſſung
gibt dem Reich hierfür eine zweifelsfreie Zuſtändigkeit, indem
ſie in Artikel 139 beſtimmt, daß außer den Sonntagen die
ſtaatlich anerkannten Feiertage als Tage der Arbeitsruhe und
der ſeeliſchen Erhebung geſetzlich geſchützt bleiben. Zu einer ſol=
chen
ſtaatlichen Anerkennung iſt natürlich auch das Reich ſelbſt
zuſtändig.
Als ſtaatliche Feiertage kirchlicher Ent=
ſtehung
erkennt der Geſetzentwurf außer den Sonntagen den
Neujahrstag, den Oſter= und Pfingſtmontag, den Himmelfahrts=
tag
und die Weihnachtsfeiertage an. Ferner bleiben als ſtaatlich
anerkannte Feiertage reichsrechtlich geſchützt der Karfreitag, der
Fronleichnamstag und der Bußtag am Mittwoch vor dem letzten
Trinitatisſonntag; dieſe Tage jedoch nur dann, wenn ſie nach
dem am 1. Januar 1923 beſtehenden Landesrecht ſtaatlich an=
erkannte
Feiertage ſind. Dieſe Einſchränkung wird in kirchlichen
Kreiſen zwbeifellos auf Widerſpruch ſtoßen, und es wird an Ver=
ſuchen
nicht fehlen, reichsrechtlichen Schutz für alle die Tage zu
erhalten, die zur Zeit des Erlaſſes der Reichsverfaſſung als
ſtaatliche Feiertage anerkannt waren, denn es ſind in der Zwi=
ſchenzeit
in einzelnen Ländern kirchliche Feiertage ihres Charak=
ters
als ſtaatlich anerkannte Feiertage entkleidet worden, obwohl
eine jahrhundertelange Tradition ihnen dieſe Eigenart gewahrt
hatte. Es ſei nur an das Reformationsfeſt in Thüringen er=
innert
. Dieſe Bedenken verlieren jedoch inſofern an Bedeutung,
als es ſelbſtverſtändlich den Religionsgeſellſchaften unbenommen
iſt, ſolche Tage als rein kirchliche Feiertage aufrecht zu erhalten,
denn nach Artikel 135 der Reichsverfaſſung wird die ungeſtörte
Religionsübung durch die Verfaſſung gewährleiſtet und ſteht
unter ſtaatlichem Schutz
Feiertage nicht religiöſer Art, alſo politiſche Feier=
tage
im weiteren Sinne des Wortes, ſollen künftighin nur
durch Reichsgeſetz feſtgelegt werden können. Bisher ſind
hier in einzelnen Gliedſtaaten bereits Regelungen erfolgt. In
Sachſen, Baden. Thüringen, Hamburg, Braunſchweig. Anhalt,
Lübeck und Schaumburg=Lippe iſt der 1. Mai, darüber hinaus
iſt in Sachſen, Thüringen, Braunſchweig und Anhalt auch noch
der 9. November zum geſetzlichen Feiertag erklärt worden. Im
Intereſſe der Reichseinheit muß unbedingt vermieden werden,
daß in den verſchiedenen Teilen des Deutſchen Reiches gegen=
ſätzliche
Feiertage gelten. Es iſt deswegen nur zu begrüßen,
wenn künftig die gegenteilige Entwicklung unterbunden wirden
ſoll. Leider durchbricht der Geſetzentwurf aber den ſehr richtigen
Grundſatz, daß die Beſtimmung politiſcher Feiertage für Deutſch=
land
Sache des ganzen Reiches ſein und für Deutſchland ein=
heitlich
geſchehen müſſe, im gleichen Augenblick, wo er ihn auf=
ſtellt
. Wohl hebt das Geſetz den 9. November als politiſchen
Feiertag auf, läßt aber hinſichtlich des 1. Mai eine Ausnahme
zu, indem die Beſtellung des 1. Mai zum Feiertag, wo ſie erfolgt
iſt, beſtehen bleibt und die Entſcheidung über den 1. Mai auch
weiter den Ländern freiſtellt. Damit werden hinſichtlich des
1. Mai alle die Unzuträglichkeiten, die ſich für Wirtſchaft, Han=
del
und Verkehr bei ungleichmäßiger Behandlung in den Einzei=
ſtaaten
ergeben, in Permanenz erklärt. Bedenklicher noch als
dies iſt jedoch das andere, daß damit der 1. Mai dauernd ein
pelitiſches Kampfobjekt bleiben wird und daß die Staaten mit
ſozialiſtiſcher Parlamentsmehrheit ſich einen politiſchen Sonder=
feiertag
zulegen werden. Seiner Entſtehung nach iſt der 1. Mai
an ſich zu einem nationalen Feiertag des ganzen Volkes ſehr
wenig geeignet, denn er war zweifellos der Tag des internatio=
nalen
, revolutionären Klaſſenkampfes. Es ſoll, nicht verkannt
werden, daß in den letzten Jahren ſtarke Strömungen in der
Sozialdemokratie nicht ohne Erfolg beſtrebt geweſen ſind, die Be=
deutung
und Eigenart des 1. Mai auf ein ethiſch und politiſch
hohes Niveau zu heben. Leider iſt aber dieſe Entwicklung noch
nicht ſo weit vorgeſchritten, daß in der Vorſtellung der Arbeiter=
ſchaft
ſowohl wie der nichtſozialiſtiſchen Bevölkerungskreiſe der
Charakter des 1. Mai ſchon heute ein anderer ſein könnte, als der
aus der Entſtehungszeit überkommene. Unmöglich iſt für die
Zukunft eine ſolche Entwicklung nicht, aber ſie liegt zur Zeit
eben noch nicht vor, und deshalb ſind auch die Vorausſetzungen
nicht gegeben, den 1. Mai zu einem Feiertage des ganzen Volkes
zu machen. In verſtärktem Maße gilt dies für den 9. Nobem=
ber
. Wohl können Revolutionstage in der ſpäteren Entwicklung
eine ſo ſtarke Verklärung erfahren, daß ſie für das ganze Volk
als Nationalfeiertag annehmbar werden der 14. Juli in
Frankreich iſt ein Beiſpiel , aber das, was am 9. November im
Deutſchland vor ſich ging, war nicht der ſieghafte Durchbruch
eines unterdrückten großen Gedankens, ſondern der Zuſammen=
bruch
eines ſeeliſch und körperlich nach unſagbarem Leiden zu=
ſammengeßrochenen
Volkes und eines Syſtems, das nicht mehr
vom Glauben und Wollen des Volkes getragen war. Solche
Tage kann man als Trauertage, nie aber als nationale Feiertage
begehen.

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Seite 2.

Darmſädter Zagblatt, Donnerstag, deu 10. Mat 1923,

Nummer 128.

Wenn ſich das neue Deutſchland überhaupt einen nationalen
Feiertag zulegen will und es ſpricht vieles dafür , ſo kann
das nur der 11. Auguſt, der Verfaſſungstag, ſein als Tag der
inneren Einkehr und Tag der nationalen Hoffnung und Sehn=
ſucht
, als Tag des gläubigen Bekenntniſſes zur Wiedergeburt
des deutſchen Volkes. Von manchen Kreiſen wird auch für die
deutſche Republik der 18. Januar als Nationalfeiertag erſtrebt.
Der 18. Januar wird jedem Deutſchen als Reichsgründungstag
ſtets ein Tag ehrwürdiger Erinnerung bleiben, aber die deutſche
Republik wird die ſchuldige Pietät gegen die Vergangenheit nicht
ſo weit treiben können, daß ſie die im November 1918 zerriſſene
Tradition des deutſchen Kaiſerreiches übernimmt und als Na=
tionalfeiertag
der Republik den Tag der Kaiſerkrönung wählt.
Die Republik muß ſich, ohne das Große der deutſchen Vergangen=
heit
zu verleugnen, doch ihre eigene Tradition ſchaffen, und des=
wegen
iſt es richtig, wenn ſie den Tag ihrer rechtlichen Ent=
ſtehung
mit nationaler Symbolik umgibt.
Außer dem 11. Auguſt ſoll noch ein beſonderer Gedenk=
tagfürdie
Opfer des Krieges am ſechſten Sonntag vor
Oſtern eingeführt werden. Die Erwägungen, die zu dieſer Abſicht
führen, ſind beachtlich: Weite Kreiſe des deutſchen Volkes empfin=
den
das innerliche Bedürfnis, einen beſtimmten Tag des Jahres
einem gemeinſamen Gedenken an die Opfer zu widmen, die der
Krieg dem Reiche und den Einzelnen auferlegt hat. So ſehr
auch die ganze Kraft und Arbeit des Volkes auf die Gegenwart
und die Zukunft eingeſtellt werden muß, ſo ſehr entſpricht es doch
der Schwere der durchlebten Jahre von welchem Standpunkt
man auch immer Krieg und Frieden anſehen mag , einen ſol=
chen
Gedenktag für die Opfer des Krieges zu ſchaffen, an dem
alle Volksgenoſſen unter Zurückſtellung politiſcher und wirtſchaft=
licher
Gegenſätze ſich vereinigen in dem Gedanken an die im
Kriege Gefallenen und Geſchädigten, an die durch Not und Ent=
behrung
Verlorenen, an die vom Heimatland Abgetrennten und
unter Beſatzung Leidenden, an alle Leiden und Schrecken, die
dem Einzelnen wie der Geſamheit durch den Krieg und durch
den Gewaltfrieden auferlegt worden ſind. Und doch will uns
ſcheinen, als könnte die Bedeutung des 11. Anguſt nur gehoben
werden, wenn man ihn gleichzeitig auch zum Gedenktag für die
Gefallenen machte und von der Einführung eines beſonderen
Tages abſähe. Ueber Gräber vorwärts, dieſes Goethewort
würde dann über dem 11. Auguſt geſchrieben ſtehen. Ueber den
Gräbern unſerer gefallenen Brüder würden wir uns die Hand
reichen zu dem Schwur, das deutſche Volk und Vaterland, für
das ſie fielen, auch im neuen Staate nicht zu verlaſſen, und am
Grabe der gefallenen Helden könnten wir gerade am 11. Auguſt
die Hoffnung auf ein neues Deutſchland aufpflanzen.

Eine Kundgebung der Reichsregierung.
TU. Berlin, 9. Mai. Amtlich wird mitgeteilt: Ein fran=
zöſiſches
Kriegsgericht hat am Dienstag nachmittag in Werden an
der Ruhr, wo es nach Recht und Friedensvertrag nichts zu
ſuchen hat, den Chef der Firma Krupp, Herrn Krupp von Bohlen
und Halbach, zu 15 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Mark
Geldſtrafe, acht leitende Beamte der Kruppwerke zu Gefängnis=
ſtrafen
zwiſchen 20 und 10 Jahren und je 100 Millionen Mark
Geldſtrafe und ein Betriebsratsmitglied zu ſechs Monaten Ge=
fängnis
verurteilt. In unerhörter Vertauſchung der
Rollen haben die Verbrecher über ihre eigenen
Opfer zu Gericht geſeſſen und ein Urteil geſprochen,
das die erſte Untat durch eine zweite verdecken ſoll. Ein Gericht,
das kein Gericht iſt, weil es keine Spur von Recht hat, auf deut=
ſchem
Boden Recht zu ſprechen, hat ein Urteil gefällt, das kein
Urteil iſt, ſondern reine Gewalttat. Nicht die Mörder
der 14 deutſchen Arbeiter, die am Karſamstag dem Militaris=
mus
ſchuldlos zum Opfer fielen, hat die franzöſiſche Militärjuſtiz
verurteilt, ſondern zehn ehrenhafte, vaterlandsliebende deutſche
Bürger, Männer, die nicht inmal an der friedlichen Demonſtra=
tion
der Krupparbeiter gegen den militäriſchen Raubüberfall auf
ihre Arbeitsſtätte beteiligt waren, ſind mit maßloſen Strafen
belegt worden. Mit einem Schrei des Entſetzens
wird dieſes Schreckensurteil in Deutſchland
aufgenommen werden, mit einem Schrei der
Empörung muß es in der ganzen Welt, wo nicht
das Gefühl der Menſchlichkeit erſtorben iſt, zurückgewieſen
werden. Nicht Recht zu finden galt es für das franzöſiſche
Militärgericht, ſondern ſich in den Dienſt der machthungrigen
Gewaltpolitiker zu ſtellen. Die franzöſiſche Juſtiz hat
ſich damit unverhüllt zur Dirne des franzöſi=
ſchen
Militarismus erniedrigt. Die Richter haben
ſich ſelbſt verurteilt, und niemand wird ihnen den Platz am
Pranger neiden, auf den ſie ſich ſelbſt geſtellt haben. Ruhrgebiet
und Rheinland werden, des ſind wir gewiß, auch dieſem beiſpiel=
loſen
Terror ihrer Peiniger nicht erliegen, ſondern in gleicher
Treue und Opferwilligkeit, die bisher alle Schichten der Bevöl=
kerung
an den Tag gelegt haben, ausharren, bis Recht wieder
Recht geworden iſt.
Die Pariſer Preſſe ſchweigt.
TU. Paris, 9. Mai. In bezeichnender Weiſe enthält ſich
die heutige Pariſer Morgenpreſſe jeglichen Kommentars über
die geſtrigen Urteile im Krupp=Prozeß. Nur der Matin ſchreibt
mit unverhohlener Schadenfreude: Man ſtelle ſich vor, der mäch=
tige
Krupp, der Herr des Goldes und des Feuers, geht ins
Gefängnis, um ſeine gerechte Strafe abzubüßen.

Heidniſcher Kultus im Himmelfahrtsbrauch.
Von Ernſt Edgar Reimérdes.
Während man urſprünglich Himmelfahrt gleichzeitig mit
Oſtern feierte, weil die Evangeliſten Markus und Lukas keine
beſtimmten Angaben über den Termin gemacht hatten, trat etwa
um das Jahr 300 eine Trennung ein. Nunmehr wurde das
Feſt auf den 40. Tag nach Oſtern verlegt, und zwar auf Grund
der Apoſtelgeſchichte, in der es heißt: Und ließ ſich ſehen unter
ihnen 40 Tage lang .. . ." Wie die meiſten kirchlichen Feſte iſt
auch Himmelfahrt, das bebanntlich ſtets auf einen Donnerstag
fällt, der dem Donar (Thor) heilige Tag, und in England
holp Thursday (heiliger Donnerstag) heißt, heidniſchen Ur=
ſprungs
. Um die Zeit des neuerwachenden Naturlebens begin=
gen
Unſere Urväter aus Freude über den Beginn der ſchönen
Jahreszeit zu Ehren Wodans, Donars und Freyas eine Reihe
von Frühlingsfeſten. Vielleicht iſt Himmelfahrt an die Stelle
des Feſtes getreten, welches ſie anläßlich der in der Walpurgis=
nacht
beginnenden, 12 Tage dauernden Hochzeit Wodans und
Freyas feierten. Mit einem ſolchen Frühlingsfeſt eng verknüpft
iſt der dem Himmelfahrtstage anhaftende Glaube an die Gewalt
der Wettermächte, die in alten Bauernregeln und Gebräuchen
ihren Ausdruck fand. Vor allem rechnete man von jeher mit
einem Gewitter an dieſem Tage. Hier zeigt ſich deutlich die Er=
innerung
an Donar, den Herrn über Donner und Blitz, der zu=
gleich
Beſchützer der Fluren und Saaten war. In einigen Sitten
kann man die Beziehungen zum Donnergott heute noch erken=
nen
. Ueberreſte uralten Donarkultes ſind es, wenn der Bauer,
was heute noch einzeln geſchieht, es ängſtlich vermeidet, am
Himmelfahrtstage Gegenſtänve aus Eiſen und Stahl in die Hand=
zu
nehmen, aus Furcht, den Blitz auf ſein Gehöft zu ziehen: er
verrichtet auch vielfach keine Feldarbeit, namentlich nicht ſolche,
zu der er eiſernes Gerät gebraucht (z. B. in Mittelfranken),
Pflanzt aber mit Vorliebe Kürbiskerne in dem Glauben, beſon=
ders
große Früchte zu erzielen. Von den an dieſem Tage ge=
pflanzten
Bohnen und Erbſen aber glaubt er, daß ſie nicht ge=
deihen
. Zum Schutz gegen den Blitz hing man auf dem Lande
och in jüngſter Zeit an den Türen der Ställe und Scheunen
Kränze aus am Himmelfahrtstage gepflückten Blumen auf, die
größtenteils rot ſein mußten; eine Erinnerung an den rothaari=
gen
Donar, dem auch rote Tiere wie Füchſe, Eichhörnchen und
Rotkehlchen heilig waren. Das Sammeln von allerlei Kräu=

Der Reichspräſident an den Reichsverkehrsminiſter.
TU. Berlin, 9. Mai. Der Reichspräſident hat an den
Reichsverkehrsminiſter folgendes Schreiben gerichtet:
Franzöſiſche Kriegsgerichte in Mainz haben, wie ich ſoeben
erfahre, unter Ausſchluß der Offentlichkeit 17 Eiſenbahnbeamte,
Gewerkſchaftsführer und Angeſtellte des Deutſchen Eiſenbahner=
verbandes
nach einem ſummariſchen Maſſenverfahren zu uner=
hört
langen Gefängnisſtrafen verurteilt, weil ſie ihre Unter=
gebenen
und Kollegen aufgefordert haben, den deutſchen Geſetzen
ſind ihrene Dienſteide treu zu bleiben. Auch dieſe Schreckens=
urteile
ſind ein Schlag gegen Wahrheit und Gerechtigkeit. Dieſer
Akt wildeſten Terrors wird überall Erbitterung und Verachtung
hervorrufen. Der fremde Militarismus wird aber auch durch
dieſe Gewaltakte ſeiner Werkzeuge, der Kriegsgerichte, den Wider=
ſtand
der deutſchen Eiſenbahner nicht brechen, ſondern de Reihen
der Abwehrfront noch feſter ſchließen. Ich bitte Sie, Herr Reichs=
miniſter
, den betroffenn Beamten und Angeſtellten meine beſon=
dere
Hochachtung für ihre vorbildliche Vaterlandstreue und ihre
mannhafte Haltung auszuſprechen.
Berlin, 9. Mai. (Woolff.) Reichskanzler Cuno richtete
an das Direktorium und den Betriebsrat der Fried. Krupp A.=G.
in Eſſen folgendes Telegramm:
Der Werdener Spruch kann die Schuld an dem Eſſener
Arbeitermord nicht von den der Welt bekannten ſchuldi=
gen
franzöſiſchen Gewalthabern verrücken, an deren Stelle
nun Krupp und die Mitverurteilten büßen ſollen. Daß Unter=
nehmer
, Beamte und Arbeiter in gleicher Treue dem Recht der
freien Arbeit eines freien Volkes dienen, iſt eine Gewähr für den
Sieg des deutſchen Rechtes ſofern wir nur ſeiter
in allen Ständen treu zuſammenſtehen. In den von dem fran=
zöſiſchen
Militarismus Vergewaltigten ehrt das deutſche Volk
die durch keinen Machtſpruch zu beugenden Vorkämpfer des
deutſchen Widerſtandes.
An Krupp von Bohlen=Halbach, Gefängnis Wer=
den
, telegraphierte der Reichskanzler: Was heute in Werden ver=
kündet
wurde, iſt eine verächtliche Verhöhnung im
Namen von Recht und Urteil. So tief der Werdener
Spruch das Volk erniedrigt, das eine ſolche Beſchimpfung echter
Treue in ſeinem Namen geſchehen läßt, ſo hoch erhebt er Sie
und Ihre Mitverurteilten. Mit mir neigt ſich das deutſche Volk
und der Staat, vor denen, die die Treue bis zum Letzten halten.
In gleicher Treue werden wir nicht müde werden, darauf hinzu=
wirken
, daß den Verurteilten alsbald die Freiheit werde.
Der Reichsminiſter des Auswärtigen richtete an Krupp von
Bohlen und Halbach, folgendes Telegramm: In der Unbill, die
Ihnen widerfährt, muß und wird Sie das ſtolze Bewußtſein
tröſten, daß fremde Willkür Sie in eherne Schickſalsgemeinſchaſt
mit Ihren Arbeitern zuſammenſchweißt und ſo durch Unrecht
und Gewalt nichts anderes erreicht, als ein neues Symbol der
ſchönſten Tradition des Hauſes Krupp zu ſchaffen.
Berliner Preſſeſtimmen.
Berlin 9. Mai. Zu dem Urteil im Krupp=Prozeß
ſchreibt der Berliner Lokalanzeiger: Den Richtern in
Werden war befohlen worden, die Angeklagten zu möglichſt
hohen Strafen zu verurteilen, denn eine Freiſprechung
würde in dieſem Falle ein höchſt gefährliches Verdammungs=
urteil
der franzöſiſchen Gewaltpolitik bedeutet haben.
Das Berliner Tageblatt ſchreibt: Wieder hat am
geſtrigen Tage ein franzöſiſches Kriegsgericht der
Wahrheit und Gerechtigkeit ins Geſicht ge=
chlagen
.
Die Voſſiſche Zeitung nennt das Urteil von Werden
das nackte Bekenntnis zum Terror und fragt: Wo
nimmt das franzöſiſche Kriegsgericht die Befugnis her, über
Deutſche, über Ziviliſten auf deutſchem Boden zu urteilen? Aus
dem Kriegsrecht? Es iſt ja kein Krieg. Aus dem Völkerrecht?
Das weiß nichts davon.
Der Vorwärts ſchreibt: Was die ſozialdemokratiſchen Ar=
beiter
des Nuhrreviers ſonſt auch mit den Vertretern des Ka=
pitals
auszufechten haben mögen, in ihrer Ablehnung der
franzöſiſchen Gewaltpolitik und in ihrem Willen, paſſiven
Widerſtand zu leiſten, ſind ſie ſich völlig einig. Der
Spruch des Kriegsgerichts wird deshalb in ihren Reihen nur
Grauen und Empörung auslöſen. Er wird ſie nur in ihrem
Willen beſtärken, der franzöſiſchen Gewalt das Recht entgegen=
zuſetzen
, das von den franzöſiſchen Kriegsrichtern aufs neue ſo
ſchmählich verletzt wurde.
Die Deutſche Allgemeine Zeitung empfiehlt als
Kampfmittel gegen dieſe Prozeſſe, die nichts weiter als richtige
politiſche Aktionen ſeien, die paſſive Reſiſtenz aller deutſchen Be=
teiligten
. Wir dürfen den franzöſiſchen Mördern
nicht mehr die geringſte Handhabe bieten, durch
die Vorſpiegelung eines geordneten Gerichtsverfahrens das Aus=
land
gegen unſere gute Sache einzunehmen.
*
* Weil ein franzöſiſcher Offizier deutſche Arbeiter erſchießen
ließ, wurden die Direktionsmitglieder der Kruppwerke, die zur
fraglichen Zeit zum Teil überhaupt nicht in Eſſen waren, zu
langjährigen Gefängnisſtrafen verurteilt. Kein Wort, das dar=
über
geſagt werden könnte, kann den Gefühlen Ausdruck geben,
die wir bei dieſer Ungeheuerlichkeit empfinden.

tern, wie es heute noch, namentlich in Süddeutſchland, von der
weiblichen Jugend auf Himmelfahri vorgenommen wird, iſt
heidniſchen Urſprungs. Dieſe Kräuter, die nach uraltem Volks=
glauben
Wunderkräfte beſitzen, waren einſt Wodan, Donar und
Freya heilig. Wodan hatte ihnen beſondere Eigenſchaften ver=
liehen
, wenn man ſie an gewiſſen heiligen Tagen pflückte; er
galt in heidniſcher Zeit als Erfinder der Arzneikunſt, die durch
ſeine Gemahlin Freya zu den Menſchen gelangte. Zu dieſen
heiligen Kräutern gehörten u. a. das Mauſeöhrchen oder Ruhr=
kraut
, eine weiß und roſa blühende Immortelle, in Württemberg
auch wohl Engelsblümchen genannt, die Aaronswurz und der
Allermannsharniſch (Siegwurz), deſſen Wurzel ſchon in alter
Zeit von Kriegsleuten zum Schutz gegen Hieb und Stich auf
der Bruſt getragen wurde. In Schweden ziehen die jungen
Mädchen in größerer Geſellſchaft bereits um 2 oder 3 Uhr nachts
aus, um Himmelfahrtsblümchen (Graphalium devicum) zu
pflücken. Die daraus gewundenen Kränze hängt man zum Schutz
gegen den Blitz über dem Familientiſch ſowie im Viehſtall auf.
In Süddeutſchland findet am Himmelfahrtstage die Weihe
der Kräuter ſtatt, die man als Schutzmittel gegen Gewitter=
chaden
das ganze Jahr hindurch aufbewahrt. Junge Mädchen
ſammeln in aller Frühe verſchiedene Blumen und Kräuter und
legen ſie auf dem Altar der Kirchen zu Füßen der Madonna nie=
der
, damit der Prieſter ſie beim Hochamt weiht. Es ſollen in
einem ſolchen Strauß 77 verſchiedene Arten enthalten ſein, dar=
unter
die Königskerze. Die Kräuter werden hinterher getrocknet
und aufbewahrt. Beim Herannahen eines Gewitters verbrennt
die Hausfrau einige Stengel und verbreitet den Rauch im gan=
zen
Hauſe, das dann kein Blitzſtrahl treffen kann. Dieſe Kräuter=
weihe
, die zweifellos heidniſchen Urſprungs und aus einem
Opfer für Donar und Freya hervorgegangen iſt, findet in man=
chen
Gegenden auf Mariä Himmelfahrt (15. Auguſt) ſtatt, wobei
die Zahl der Kräuter auf 9 beſchränkt bleibt. (Die Neun war
eine den alten Germanen heilige Zahl.) An die Stelle Freyas
trat Maria, in deren Gruft die Apoſtel und Jünger Jeſu nach
einer Legende Blumen und Kräuter ſtatt des Leichnams vor=
fanden
, als ſie denſelben drei Tage nach der Beſtattung noch ein=
mal
ſehen wollten. Im Schwarzwald glaubt man heute noch
vielfach, daß am Himmelfahrtstage ein Gewitter kommen muß,
wie ja manchmal der Beginn der ſommerlichen Gewitterperiode
in die zweite Hälfte des Mai fällt. Dort binden die Mädchen
Kränze aus Immortellen oder Himmelfahrtsblümchen, die den
Blitzſtrahl ablenken ſollen. In Schleſien war es bis auf unſere

Der Kampf um den Hüttenkoks.
Neue franzöſiſche Strafandrohungen.
Eſſen 9. Mai. (Wolff.) Infolge der Stillegung vieler
Kokereien nimmt die Kokserzeugung von Tag zu Tag ab, ſo
daß es den Franzoſen kaum noch möglich iſt, ihre Hüttenwerke
mit Koks genügend zu beliefern. Der Kommandierende General
Degoutte ſah ſich infolgedeſſen zur Herausgabe einer Verord=
nung
Nr. 35 veranlaßt, durch die alle Beſtände an Koks oder
Nebenprodukten der Kohle zugunſten der alliierten Mächte ge=
ſperrt
werden. Falls Beſtände fortgeſchafft oder verſchlechtert
werden, haben die verantwortlichen Direktoren dieſer Betriebe
eine dem doppelten Wert der Beſtände, gleiche Geldſtrafe ver=
wirkt
, die aber mindeſtens zehn Millionen. Mark betragen muß,
ſowie eine Gefängnisſtrafe von 5 Jahren, oder eine der beiden
Strafen. Ebenſo wird jede Wegnahme oder jeder Verſuch zur
Wegnahme der Beſtände oder zur Verſchlechterung bei allen
irgendwie Schuldigen mit einer Geldſtrafe bis zu 100 Mil=
lionen
Mark und 5 Jahren Gefängnis oder einer dieſer Strafen
belegt. Durch Artikel 4 der Verordnung wird verboten, Hütten=
koks
für häusliche Zwecke zu verwenden. Wer Hüttenkoks der=
kauft
oder bei der Handhabung oder beim Transport oder der
Verwendung beteiligt iſt, hat die Strafe des Artikels 7 der Ver=
ordnung
16 verwirkt.
Bootsraub.
Mannheim, 9. Mai. (Wolff.) Am 7. Mai, nachmittags
2 Uhr, beſetzten etwa 30 franzöſiſche Soldaten unter Führung
von Offizieren das im Mannheimer Neckarhafen liegende, der
Firma Raab, Karcher u. Co. gehörende Dampfboot Emmy
Kirrdorf Nr. 6 und ſchleppten es nach Ludwigshafen ab.
Das Perſonal ging an Land, hatte aber nicht mehr ſoviel Zeit,
um ſeine Kleider und ſonſtigen Wertſachen mitzunehmen. Zu
gleicher Zeit erſchienen beim deutſchen Unterdelegierten der
Interalliierten Schiffahrtskommiſſion in Mannheim drei höhere
franzöſiſche Offiziere und erklärten, daß die Beſchlagnahme
des Bootes auf Befehl der Generalkommiſſion in Düſſeldorf
zum Zwecke der Ausbildung von Piloten ausgeführt worden ſei.
Von Rhein und Ruhr.
Der Landrat von Höchſt, Zimmermann, iſt von den
Franzoſen ſeines Amtes enthoben worden und wird vorläu=
fig
in ſeiner Wohnung gefangen gehalten.
Der in Bad Ems und Diez erſcheinende Lahnbote, iſt
von der Beſatzungsbehörde auf drei Monate verboten wor=
den
. Ausgewieſen wurde die Frau des Hotelbeſitzers
Weſtermayer, deren Mann zurzeit eine viermonatige Ge=
fängnisſtrafe
bei den Franzoſen abſitzt. Weſtermayer iſt
Oeſterreicher.
Engliſches Ultimatum an Sowjetrußland.
TU. London, 9. Mai. Der engliſche Vertreter in Mos=
kau
hat geſtern der Sowjetregierung eine Note der
engliſchen Regierung überreicht, in der erklärt wird,
daß England, falls die Sowjetregierung nicht binnen zehn
Tagen die von England ſpezifizierten Bedingungen erfülle, ſich
nicht mehr an die Beſtimmungen des engliſch=ruſſiſchen Haudels=
vertrages
gebunden fühle.
London, 9. Mai. (Wolff.) Reuter meldet: In der bri=
tiſchen
Note an die Sowjet=Regierung wird dieſe
der ſtändigen und flageanten Verletzung der Beding=
ungen
des engliſch=ruſſiſchen Handelsabkom=
mens
beſchuldigt, in dem verſprochen wird von feindſeligen
Aktionen oder einer derartigen Propaganda Abſtand zu nehmen.
Es wird auf antiengliſche Machenſchaften der Sowjetbehörden
in Aſien, beſonders in Perſien, Afghaniſtan und Indien, ver=
wieſen
. Aus amtlichen ruſſiſchen Dokumenten wird angeführt,
welche Summen ausgegeben und welche Pläne betreffend die
Unterſtützung der Aufſtändiſchen mit Waffen
aufgeſtellt wurden. Die Einſtellung dieſer Machenſchaften wird
gefordert, ferner eine Entſchädigung für die gegen britiſche Unter=
tanen
begangenen Miſſetaten und für die Beſchlagnahme
britiſcher Fiſcherdampfer an der Murmanküſte.
Die Note ſagt weiter, es ſei Zeit, daß der Sowjetregierung
klar gemacht werde, daß ſie nicht ungeſtraft in willkürlicher Weiſe
gegen britiſche Untertanen und britiſche Schiffe auftreten dürſe.
Es wird außerdem die Zurücknahme der beleidigenden Ant=
worten
der Sowjetregierung auf die bkitiſchen Vorſtellungen be=
treffend
die Verurteilung von Geiſtlichen gefordert. Am Schluß
heißt es, wenn die Sowjetregierung ſich nicht binnen zehn
Tagen verpflichtet, dieſen Forderungen voll zu entſprechen,
werde die britiſche Regierung es als ausgemacht anſehen, daß
die Sowjetregierung die Aufrechterhaltung der beſtehenden Be=
ziehungen
nicht wünſcht, und werde, ſich für nicht mehr gebunden
erachten an die Verpflichungen des engliſch=ruſſiſchen Handels=
abkommens
.

Zeit allgemein üblich, die ſogenannte Himmelfahrtsſuppe zu
eſſen, in der alle jungen eßbaren Kräuter und Gemüſe enthalten
ſein mußten. Nach altem Volksglauben ſollen Nadel und
Schere am Himmelfahrtstage im Hauſe ruhen, damit der Blitz
im Sommer nicht einſchlägt. In Oſtpreußen glaubt man, daß
ein Kleidungsſtück, an welchem an dieſem Tage etwas genäht
worden iſt, den Blitz anziehr. Früher wurde in Tirol von den
jungen Leuten gedonnert, d. h. man warf Feldſteine aufein=
ander
, daß es krachte und die Funken flogen. Auch eine Erinne=
rung
an Donar, den Wettergott. Heute noch hält man auf
engliſchen Schiffen Himmelfahrt einen beſonderen Gottesdienſt
ab, wobei um gutes Wetter gebetet wird. Anklänge an den
germaniſchen Götterglauben finden wir in einem in der eng=
liſchen
Grafſchaft Northampton üblichen Brauch. Junge Mädchen
auf dem Lande ziehen mit aus möglichſt bunten Blumen gewun=
denen
Girlanden (May=girlands) von Haus zu Haus. In
ihrer Geſellſchaft befindet ſich ein alter Mann, Uncle Ambroſe‟
mit einem Kranz auf dem Kopf, einem blühenden Weißdorn=
zweig
in der Hand, auf dem Rücken ein großes Kuhhorn, in das
er vor jedem Hauſe ſtößt. Haben ſich die Bewohner vor der Tür
verſammelt, ſo führen die Mädchen mit ihren Girlanden um den
Greis herum einen Reigen auf. Nach Beendigung des Tanzes
verteilt ein Mädchen Aunt Arany, in einem Korbe mitge=
führte
Leckereien (Früchte, Süßigkeiten) uſw.), und aus einem
Kupferkeſſel ſüße Sahne. Sie iſt grotesk herausgeputzt, trägt
eine Brille und einen niedrigen, breitkrämpigen Hut, blauen
Knierock und blaue Strümpfe, grobe Handſchuhe uſw. Hinter
Uncle Ambroſe verbirgt ſich Wodan, hinter Aunt Arany
Freha. Den merkſürdigen Aufzug beſchließen ſechs bekränzte,
mit Bändern geſchmückte Ziegen, vielleicht eine Erinnerung an
das Donar heilige Tier, den Bock. Auch bei den heute noch
hier und da üblichen, bereits im 3. Jahrhundert eingeführten
Flurumgängen und Bittprozeſſionen am Himmelfahrtstage zum
Schutz der Feldfrüchte handelt es ſich um einen aus dem Heiden=
tum
übernommenen Brauch. Schon die alten Germanen kannten
Bittgänge beim Frühlingsfeſt, ſie zogen um die Felder herum
und flehten Donar um Schutz an für die junge Saat. Fried=
rich
der Große verbot 1773 die Feier des Himmelfahrtsfeſtes.
und die Flurumgänge. Als bald darauf ſchwere Gewitter gro=
zen
Schaden im Lande anrichteten, glaubte das Volk, es ſei eine
Folge dieſes Verbots und beſtürmte den König um Aufhebung.
Aber erſt unter ſeinem Nachfolger durfte das Feſt wieder ge=
feiert
werden.

[ ][  ][ ]

Nummer 128.

Seite 3.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.

Reichstag und Markſtabiliſierung.
Präſident Löbe zum Schreckensurteil von Werden.

* Berlin 9. Mai. (Eigener Bericht. Am Regierungstiſche
Kommiſſare. Präſident Loebe eröffnet die Sitzung mit folgender
Anſprache, die die Reichstagsabgeordneten ſtehend anhören:
Ihnen allen ſind die ſchrecklichen Urteile zur Kennt=
nis
gekommen, die geſtern abend in Werden und Mainz
gegen Vertreter des Kruppſchen Betriebes und gegen Gewerk=
ſchaftsführer
der Eiſenbahner ergangen ſind. Landfremde mili=
täriſche
Richter haben den Verſuch gemacht, den Mord an den
Eſſener Arbeitern dadurch zu verhüllen, daß ſie die deutſchen
Landsleute der Ermordeten zu jahrzehntelangem Kerker verur=
teilten
. (Lebh. Pfuirufe im ganzen Hauſe.) Sie geben ſich wohl
der kindiſchen Auffaſſung hin, daß ſie in den Augen der Welt
hinter dem dunklen Vorhang der Schreckensjuſtiz das Blut von
ſich abwaſchen können, das an ihren Händen klebt, das ſie aber
nicht entfernen können. (Lebh. Zuſtimmung.) Ich beneide dieſe
Männer um ihr richterliches Urteil nicht. Sittlich wollen wir
darüber nicht mit ihnen rechten, aber ich beklage den Haß, der da=
mit
von neuem zwiſchen die Völker geſät wird (Sehr richtig!),
vielleicht wie der Verteidiger dieſes Prozeſſes ausgeführt
hat
gegen den Willen eines großen Teiles des franzöſiſchen
Volkes, ſicher aber mit der bewußten Abſicht der dortigen Macht=
haber
. (Zuſtimmung.) Ich darf im Namen des Reichstages den
Betroffenen, all denen, die im Kerker ſchmachten, ihre Heimat
verloren haben, und den Hinterbliebenen der Gefallenen ſagen:
Was Ihr ſchuldlos leidet, leidet Ihr für Euer Volk, und es wird
die Zeit kommen, da die Qual, die Ihr in der Zeit der Ernie=
drigung
auf Euch genommen habt, aus den Blättern der Ge=
ſchichte
hell und leuchtend zu Eurem Ruhm erſtrahlt, während
die Grauſamkeit Eurer Feinde verächtlich beiſeite geſchoben wird.
(Lebh. Zuſtimmung.)
Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein.
Der Antrag Quaatz (D. Vpt.) auf Verlängerung des
Ruhrnotgeſetzes gegen Wucher uſw. bis zum 31. Oktober
wird in dritter Leſung angenommen.
Die zweite Leſung des Haushalts des Reichsfinanzminiſteriums wird
darauf fortgeſetzt in Verbindung mit der
Interpellation der Mittelparteien über den Markſturz.
Ma.
Abg. Lange=Hegermann (Ztr.) begründet die Tätigkeit des
Sparausſchuſſes. Der Redner begründet ein von ſeiner Fraktion bean=
tragtes
Initiativgeſetz, welches die Vorauszahlungen auf die Einkommen=
und Körperſchaftsſteuer auf den zehnfachen Betrag deſſen feſtſetzen will,
was für 1922 verlangt wird. Das von den Sotzialdemokraten verlangte
Geſetz über die Koſten der Ruhrbeſetzung lehnt der Redner ab, ebenſo
einen Goldwarkſteuertarif. Er begründet ferner die Interpellation der
drei Mittelparteien über die Gründe des Markſturzes und die Abſichten
der Regierung für die Zukunft. Die Reichsbonk ſcheine nicht beſonders
geſchickt operiert zu haben. Die ſchwarzen Börſen in der Grenadier=
ſtraße
müßten durch die Deviſenordnung ummöglich gemacht werden.
Abg. Lambach (Dnatl.) hält die Suche nach der Schuld für die
Unterbrechung der Markſtützungsaktion für umweckmäßig. Richtiger ſei
es, entſchloſſene Maßnahmen für die Zukunſt zu tueffen. Die Urſache
der raſchen Abwärtsbewegung der Mark liege in der fortſchreitenden
Vevarmung unſeres Volkes. Die Stüitzungsaktion habe Erfolg gehabt,
ſei aben vielleicht zu ſpät eingeſetzt wordem. Vielleicht hätte man die
Mark auf einem anderen Niveau ſtabiliſieren ſollen. Zu dem normalen
Deviſenbedarf kämen leider noch Angſtverkäufe des Publikums. Bedauer=
lich
ſei die Anreizerei der Banken, die ſeit Monaten zum Aktienkauf auf=
gefordert
haben. Vorwärts und Frankfurter Zeitung ſprachen be=
reits
von dem Dolchſtoß der Induſtrie‟. Das ſieht doch ſehr nach dem
Rufé aus: Haltet den Dieb! Trotzdem habe die Nechtspreſſe auf die
Angriffe gegen die Induſtrie nicht mit der Ueberſchrift geantwortet:
Die Juden ſind ſchuld!, obwohl jeder weiß, daß die Börſe völlig in
füdiſchen Händen iſt.
Abg. Dauch (D. Vpt.) lehnt die Abwälzung der Ruhrkoſten auf
einige Wenige ab. Das Steigen der Preiſſe bei der Verteuerung des
Dollars ſei unvemmeidlich. Wir ſeien eigentlich gar nicht mehr konkur=
venzfähig
. Die Betriebsmittel nehmen immer mehr ab. Dagegen müſſe
endlich etwas geſchehen. Die Deviſenſpekulation dürfe man in ſolcher
Zeit nicht dulden. So lange die Einfuhr die Ausfuhr überſteige, müſſe
die Währung langſam, aber ſicher verfallen. Die beſte Finanzpolitik ſei
eine gute Wirtſchaftspolitik, der Steigerug der Produktion. Deviſen
könne man nur ſchaffen durch eine ſtarke Ausfuhr, die aber bei uns durch
Abgaben gehemmt werde. Zahlloſe Ausländer kämen nach Deutſchland,
nur um zu ſpekulievem. Stinnes ſei der größte Kohlenimporteur, der
matürlich Deviſen brauche.
Abg. Dr. Fiſcher=Köln (Dem.) hält die künſtliche Marbſtützung
als verfehlt. Aber in der jetzigen Nor müſſe man ſich auch mit dieſem
Mittel abfinden. Der Einſetzung eines Unterſuchungsausſchuſſes ſtimmt
der Redner zu; aber im Volke dürfe nicht der Gindruck entſtehen, daß
jeder Hadel mit Deviſen von vornherein ſtuafbar ſei. Die Wirtſchaft
habe ihren guten Willen bei der Anpaſſung am die heutigen Verhältniſſe
bewieſen. Der Redner fordert ſchnelle Erledigung des Landesſteuer=
geſetzes
und begrüßt die nochmalige Erhebung den Zwangsanleihe. Er
ſchlägt die Einführung einer feſten Steuermark vor.
Abg. Böhm (Bayer. Vpt.) mennt die Markſtabiliſierung eine Frage
des Kredits und der Zahlungsbilanz. Gefährlich ſei das ſtarke Augreifen
des Goldbeſtandes deu Reichsbank. Der Redner warnt davor, die Wider=
ſtandskraft
der deutlſchen Induſtrie allzu ſehr zu überſchätzen. Man
ſollte der Induſtrie die noch mehr odev weniger ſtarken Reſerven gönnen,
denn ſie erhöhen die Widerſtandskraft und bilden eine Rückverſicherung
für die Arbeitnehmer, die bei einem Zuſammenbruch am meiſten zu

Die Stätte der Himmelfahrt Chriſti.
* Schon ſeit dem Anfang des 4. Jahrhunderts gilt der
Gipfel des Oelberges, deſſen höchſte Kuppe ſich noch etwa ſechzig
Meter über der oberen Terraſſ= des Tempelhügels erhebt, als
die Stätte der Himmelfahrt Jeſu Chriſti, eine Annahwe, die
allerdings dem Bericht des Evangeliſten Lukas widerſpricht, wo=
nach
der Heiland von Bethania aus gen Himmel fuhr. Von den
von Jeruſalem aus geſehen ſanft anſteigenden Gipfeln des Oel=
berges
heißt der nördliche, 818 Meter hohe (arab. Karm es
Saijad) Viri Galiläi (Männer aus Galiläa), weil hier die bei=
den
weißgekleideten Männer bei der Himmelfahrt die Jünger
mit Viri Galiläi anredeten. Er wurde früher häufig für die im
Maithäusevangelium (28) und in der Apoſtelgeſchichte (1) er=
wähnte
Stätte der Himmelfahrt gehalten, während man in ſpä=
terer
Zeit als ſolche den mittleren, 812 Meter hohen Gipfel
(Dſchebel el Tur) bezeichnete. Schon 333 n. Chr. errichteten die
fromme Kaiſerin Helena und ihr Sohn, Kaiſer Konſtantin der
Große, an dieſer geweihten Stätte einen prächtigen Tempel,
eine Baſilika ohne Dach, in der die Fußſpuren Jeſu gezeigt und
von den zahlreichen Jeruſalempilgern aus allen Ländern verehrt
wurden. Euſebius aus Cäſarea (geb. 265) berichtet in ſeinen
Schriten von einem ſtattlichen G=bäude auf dem Oelberge als
einem Erinnerungsmal der Himmelfahrt des Erlöſers. Er ſchreibt
u. a.: Alle, welche die Religion Chriſti angenommen haben,
kommen heutzutage aus allen Teilen der Erde hier zuſammen,
um auf dem Oelberge anzubeten. Hier auf dem Oelberge ſtan=
den
die Füße unſeres Erlöſers bei der Grotte, die jetzt noch
gezeigt wird, hier betete er, hier auf dem Gipfel des Oelberges
belehrte er ſeine Jünger, von hier fuhr er gen Himmel auf, wie
wir in der Apoſtelgeſchichte leſen. Euſebius gibt auch eine Be=
ſchreibung
der von Konſtantin errichteten Kirche, die aus zwei
Teilen beſtand, vow denen der eine die Stätte der Himmelfahrt
umſchloß, der andere, etwa 70 Meter davon entfernte, eine Ba=
ſilika
, die Grotte enthielt, in welcher Jeſus ſeine Jünger das
Vaterunſer lehrte. In einer um 440 entſtandenen Pilgerſchrift
des heiligen Eucharius heißt es: Auf dem Oelberg ſind zwei be=
rühmte
Kirchen, die eine über dem Ort erbaut, wo der Ueber=
lieferung
nach der göttliche Heiland ſeine Jüngr belehrte, die
andere an der Stelle, von wo er, wie berichtet wird, in den
Himinel auffuhr.
Seit dem 6. Jahrhundert erhoben ſich mehrere große Klöſter
in der Nähe der heiligen Stätte, und im 7. Jahrhundert ließ
Biſchof Modeſtus eine Rundkirche auf dem Oelberg erbauen,

leiden haben. Der Redner brandmarkt dann das Gewalturteil in dem
Krupp=Prozeß und im Mainzer Prozeß.
Reichsfinanzminiſter Dr. Hermes
verweiſt auf ſeine Ausführungen im Haushaltsausſchuß. Die Reichs=
regierung
habe Ermittelungen bei den am Deviſenhandel beteiligten
wichtigſten Kreiſen zur Klarſtellung eingeleitet. Das Ergebnis liege
aber noch nicht vor. Nach den neuen Verordnungen iſt die Reichsbank
in der Lage, jederzeit und bei jedermann über die vorhandenen Beſtände
Aufklärung zu verlangen und unwirtſchaftlich erworbene Deviſenbeſtände
an ſich zu ziehen. Die geſamte Stützungsaktion war richtig eingeleitet.
Der Reichsbank gebührt Dank, daß ſie mit dieſer Aktion dem Ruhnkampf
wertvolle Dienſte erwvieſen hat. Die Reichsregierung und die Meichs=
bank
werden es auch in Znkunſt an nich’s fehlen laſſen zur weiteren
Stützung der Mark. Wir müſſen, für eine ſachliche und dauerhafte
Löſung der Reparationsfrage ſorgen und brauchen nicht mit unſeren
einzelnen Maßnahmen bis zu dieſem Zeitpunkte zu warten.
Der Haushalt des Finanzmimiſteriums wird bis auf die zurück=
geſtellte
Abſtimmung über den ſozialdemokratiſchen Antrag, dem Reichs=
tage
bis zum 5. Juni einen Geſetzentwurf vorzulegen, durch den die
Koſten des Ruhreinbruches den hohen Einkomen und Vermögen auf=
erlegt
werden ſollen erledigt.
Das Haus vertagt ſich auf Freitag, 2 Uhr: Verkehrsminiſterium,
Mieterſchutzgeſetz. Schluß nach 7 Uhr.
Auswärtiger Ausſchuß.
TU. Berlin, 9. Mai. Der Auswärtige Ausſchuß des
Reichstages trat heute vormittag unter dem Vorſitz ſeines ſtell=
vertretenden
Vorſitzenden, des Abg. Müller=Franken (Soz.) zu=
ſammen
, um die Handelsbeziehungen zu Frankreich und Bel=
gien
(Boykott franzöſiſcher und belgiſcher Waren) zu beraten.
Von der Reichsregierung waren Staatsſekretär Hamm und an=
dere
Beamte erſchienen, von der preußiſchen Regierung Miniſter=
präſident
Braun.
Die Abgeordneten Braun=Franken und Gothein erſtatteten
Bericht über verſchiedene Petitionen. Nach kurzer Debatte wurde
die Beratung dieſes Gegenſtandes abgebrochen, weil Wirtſchafts=
miniſter
Dr. Becker durch eine Dienſtreiſe verhindert iſt, an den
Beratungen teilzunehmen. Man beſchäftigte ſich ſodann mit
der Beratung des Unterſuchungsausſchuſſes über den Fechen=
bach
=Prozeß.
Neue Oeviſenverordnung.
U Berlin, 9. Mai. Die neue Deviſenverordnung wird
vorausſichtlich morgen in Kraft treten. Für die beteiligten Be=
rufskreiſe
iſt der Paragraph von entſcheidender Bedeutung, der
beſtimmt, daß Deviſengeſchäfte der Deviſenbanken, auch wenn
es ſich um ſogenannte Eigengeſchäfte handelt, bei der Präfungs=
ſtelle
angemeldet werden müſſen. Ein weiterer wichtiger Punkt
der neuen Verordnung iſt das Verbot, wonach für Markkredite
keine Deviſen mehr gegeben werden dürfen.
Geſinnungstüchtige‟ Lehrer.
wd. Mainz, 9. Mai. Bei der kürzlich von der Preſſe ge=
nannten
Zahl der Ausgewieſenen der beſetzten Gebiete wurde die
Geſamtzahl der ausgewieſenen Lehrperſonen mit 160 angegeben.
Von dieſen 160 Lehrern entfallen nun auffallenderweiſe 16, das
ſind 10 Prozent, allein auf die Stadt Mainz, ungerech iet der
7 Lehrer, die ſchon 1919 gelegentlich des Dorten=Putſches ver=
trieben
wurden. Wie wir erfahren, iſt dieſe überraſchende Tat=
ſache
damit zu erklären, daß in Mainz ein Kreis geſinnungs=
tüchtiger Lehrer ſich nicht geſcheut hat, den Franzoſen die eige=
nen
Kollegen zu verdächtigen, die ihre, nicht aber der Franzoſen
perſönliche und ſachliche Gegner waren. Als Dorten=Anhänger
und Französlinge hatten ſie wohl die Hoffnung, in der Dorten=
Republik ſchneller und leichter Karriere machen und ihr Unweſen
treiben zu können. Wenn dieſen Wichten auch im beſetzten Ge=
biet
nichts anzuhaben iſt, ſo haben ſie ſich doch ſelbſt entlarvt
So flüchtete z. B. der Rektor Dr. Jäger unter dem Schutz der
Franzoſen, als die vorgeſetzte Staatsregierung ſeinem Treiben
ein Ende machen wollte. Neben dem Obengenannten werden
außer einem Kreis ſtark Verdächtiger, deren Namen vorläufig
noch der Oeffentlichkeit vorenthalten ſeien, wenn ſie auch in
Mainz allgemein bekannt ſind, der Rektor Philipp Hartleb
und die Lehrerin Margarethe Becker als beſonders belaſtet und
engagiert bezeichnet. Man wird gut daran tun, dieſen Lehrern
ganz beſondere Aufmerkſamkeit zu ſchenken!
* Zur Abfindung des früheren Großherzogs.
Wie wir erfahren, hat das Landgericht Darmſtadt in ſeiner
Sitzung vom 8. Mai durch Zwiſchenurteil die von dem heſſiſchen
Staat geltend gemachte Einrede der Unzuläſſigkeit des Rechts=
weges
koſtenpflichtig abgewieſen.
Durch dieſes Urteil iſt alſo anerkannt, daß dem früheren
Großherzog für ſeine Anſprüche der Rechtsweg offen ſteht.
Das Gericht erließ ferner Beſchluß, daß die Parteien als=
bald
zur Hauptſache zu verhandeln haben.
die im 11. Jahrhund rt zerſtört wurde. An deren Stelle führten
Kreuzfahrer inmitten eines mit Marmorplatten gepflaſterten
Hofes einen kleinen Säulenturm auf, der ein Jahrhundert ſpä=
ter
wieder einer großen Kirche Platz machen mußte, in deren
Mitte eine Vertiefung im Boden als Stätte der Himmelfahrt
galt. Daneben erhob ſich eine kleine Kapelle, die verſchont blieb,
als die Kirche im 10. Jahrhundert vernichtet wurde.
Von den alten Bauwerken iſt keines auf uns gekommen.
In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtete man
die heute noch vorhandene Auffahrtskapelle, einen von einem
Hof umgebenen achteckigen Kuppelbau, der in den Beſitz der
Türken überging, ihnen als Moſchee diente und an einigen
Tagen im Jahre den Chriſten zur Abhaltung von Gottesdienſten
zur Verfügung geſtellt wurde. In der Auffahrtskapelle be=
findet
ſich ein gelblicher Kalkſtein mit dem Abdruck eines menſch=
lichen
Fußes, der von den Pilgern mit heiliger Inbrunſt ge=
küßt
wird.
Im erſten Jahrzehnt unſeres Jahrhunderts hat man ver=
ſucht
, die heiligen Stätten auf dem Oelberg wieder feſtzuſtellen.
Beſendere Verdienſte haben ſich dabei die franzöſiſchen Weißen
Väter erworben, die unter Führung des Altertumsforſchers Pater
Hugo Vinzent das aus gewaltigen Lagen von durch Mörtel ver=
bundenen
Kieſelſteinen gebildete Mauerwerk des alten Funda=
ments
der Baſilika Kaiſer Konſtantins wieder freilegten.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
C.K. Für 350 Millionen Dollars Kunſtwerke
in Amerika eingeführt. Wie gewaltige Werte in Kunſt=
werken
aus der alten Welt nach der neuen in den letzten Jahren
übergeführt worden ſind, zeigt eine ſoeben veröffentlichte Be=
rechnung
der Neu=Yorker National City Bank. Danach betrug
der Geſantwert der Kunſtwerke, die ſeit 1910 in die Vereinigten
Staaten eingeführt wurden, etwa 350 Millionen Dollars. Die
Summe für das Kalenderjahr 1922 wird auf 33 Millionen Dol=
lars
geſchätzt, das ſind 4 Millionen Dollars über den Durchſchnitt
der ganzen Periode. Von der Einfuhr der Kunſtwerke im Jahre
1921 umfaßt die Gruppe, die Kunſtwerke aus der Zeit vor mehr
als 100 Jahren enthält, über 50 Prozent.
C.K. Ein Buch vom Gelde. In dieſer Zeit, da alle
Begriffe auf den Kopf geſtellt werden, iſt doch keine andere Vor=
ſtellung
für uns ſo in Verwirrung geraten als die vom Gelde.
In glücklicheren Zeiten durften wir das Geld, dieſe Grundlage
allen volkswirtſchaftlichen Verkehrs, als etwas Feſtes annehmen,

Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. Mai.
Die Preisprüfungsſtelle
wurde im April 1923 in 90 Beſchwerdefällen in Anſpruch genommen,
die ſich wiederum auf alle Gebiete des täglichen Geſchäftslebens verteil=
ten
. In nahezu allen Fällen wurde eine gütliche Einigung der Parteien
erzielt, z. T. unter erheblichen Preisreduzierungen. In fünf Fällen
wurde Anzeige bei der Wucherabteilung des hieſigen Polizeiamts ver=
anlaßt
.
Die Mehrzahl der Beſchwerdeführer gehörte wiederum dem Ver=
braucherkreiſe
an; ihre Klagen richteten ſich gegen die Kleingewerbe=
treibenden
und Kleinhändler. Wiederholt wurde an dieſer Stelle im
übrigen ſchon darauf hingewieſen, daß dieſe keineswegs inmer die Schul=
digen
ſind. Eine Schuld beſteht ſolchenfalls bei ihnen nur inſofern, als
ſie die Anſätze ihrer Verkäufer meiſt ruhig hinnehmen in dem fatuliſti=
ſchen
Glaube, daß gegen die Preiſe der großen Verbände oder Syn=
dikate
einfach nichts zu machen ſei. Ein ſtarkes eigenes Intereſſe, dieſe
Preiſe zu beanſtanden, hat zudem der Kleinhändler uſw. nicht, da er ſich
ja ſeinerſeits an dem Verbraucher ſchadlos halten kann. Der letztere iſt
eben in jedem Falle derjenige, der bluten muß. Die Preisprüfungsſtelle
iſt aber nur dann in der Lage, gegen die Ningpreiſe und auch gegen die
unnützen Glieder, die ſich zwiſchen den Produzenten, den Großhändler
und den Kleinhändler noch einſchieben, gegen dieſe Paraſiten des Wirt=
ſchaftslebens
, vorzugehen, wenn ihr das erforderliche Material zur Ver=
fügung
geſtellt wird. Es iſt durchaus irrig, anzunehmen, daß die Ring=
preiſe
ganz beliebig feſtgeſetzt werden könnten; ſie underliegen ebenſogutz
den allgemeinen wuchergeſetzlichen Beſtimmungen wie die Kleinhandels=
preiſe
. In einer Sitzung der erweiterten Preisprüfungsſtelle vom 14.
April wurden die angedeuteten Mißſtände eingehend und unter Dar=
legung
ausführlichen Materials aus allen Geſchäftsgebieten beſprochen.
Der an die Kleinhändler uſw. gerichtete Appell hat aber bisher nur
einen recht geringen Erfolg gehabt. Auch die Neuregelung der Milch=
verſorgung
, die angeſichts der unhaltbar gewordenen Unterverſorgung
unerläßlich geworden war wurde beſprochen und als Verſuch gut=
geheißen
. Ebenſo wurde die Zuckerfrage ausgiebig erörtert. Beſonders
lebhaft waren die an die Preisprüfungsſtelle gelangten Klagen über
die hohen Eierpreiſe; man verſteht nicht, daß die letzteren ſich ganz
erheblich über die Preiſe in Württemebrg, Bayern und auch im ſüdlichen
Baden ſtellen. Da es ſich hier um eine Angelegenheit handelt, die von
der lokalen ſtädtiſchen Stelle nicht geregelt werden kann, iſt ſie dem Er=
nährungsminiſterium
zur Prüfung vorgelegt worden. Der am 18.
April und den folgenden Tagen plötzlich eingetretene Markſturz hatte
mehrfach ganz ſpontan eine Erhöhung der Preiſe im Groß= und Klein=
handel
nach ſich gezogen. Nach den Beobachtungen der Preisprüfungs=
ſtelle
waren es beſonders die Preiſe für Fettwaren, welche eine bedeu=
tende
Erhöhung in dieſen Tagen erfahren hatten. Die eingelaufenen
Beſchwerden bezogen ſich auch faſt durchweg auf die Erhöhung der Preiſe
von Feltwaren bei hieſigen Kleinhändlern. Zur Abſtellung dieſer Be=
ſchwerden
wurde eine Kontrolle derjenigen Geſchäfte, gegen welche Be=
ſchwerden
eingelaufen waren, veranlaßt, und an Hand der vorgelegten
Einkaufsrechnungen die Verkaufspreiſe nachgeprüft. Auf dieſem Wege
konnte feſtgeſtellt werden, daß tatſächlich in einigen Fällen unangemeſſen
hohe Preiſe unter übertriebener Ausnutzung des Markſrurzes gefordert
worden waren. Auch zurückgehaltene Ware wurde feſtgeſtellt und dafür
geſongt, daß ſie, wenn auch in kleinen Quantitäten, an das Publikum
verkauft wurde.
Die Aufgabe der Preisprüfungsſtelle geſtaltet ſich bei der faſt täglich
auf= und abſteigenden Wirtſchaftskurve immer ſchwieriger. Die letztere
erleichtert dem unreellen Geſchäftsmann ſein unlauteres Gebaren; ſie
verwirrt aber auch den reellen Händler und Getverbetreibenden, da die
Aufſtellung einer richtigen Kalkulation vielfach geradezu unmöglich
wird. Alles das hat die Preisprüfungsſtelle zu berückſichtigen. Ihre
vermittelnde Tätigkeit und ihre Entſcheidungen haben in den lesten
Monaten mehr und mehr die Anerkennung der Verbraucherkreiſe und
der reellen Geſchäftswelt gefunden. Sie braucht dieſes Vertrauen iin
weiteſten Maße auch fernerhin, wenn ſie ihrer wichtigen Aufgabe, dem
Schutz der Bevölkerung vor Uebervorteilung, gerecht werden ſoll.

Ernannt wurden: am 3. Mai die Forſtreferendare Ludwig
Grünewald zu Darmſtadt Ed. Sellheim zu Gießen, Friedrich
Wachtel zu Darmſtadt und Ludwig Wilſer zu Herford i. W. zu Forſt=
aſſeſſoren
; am 7. Mai: der Gefangenenaufſeher am Amtsgerichtsge=
fängnis
in Groß=Gerau Konrad Münz zum Strafanſtoltsoberwacht=
meiſter
am Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt und der Strafanſtalts=
oberwachtmeiſter
am Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt Gg. Mayer
zum Gefängniswachtmeiſter am Amtsgerichtsgefängnis in Groß=Gerau.
Entlaffung. Am 1. Mai wurde der Amtsgehilfe bei dem Amts=
gericht
Mainz Karl Wilhelm Linke auf ſein Nachſuchen mit Wirkung
vom 13. März 1923 ab aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen.
Landestheater. Die heutige Aufführung von Triſtan und
Iſolde (Jſolde: Johanna Heſſe), beginnt um 5 Uhr und fällt der
A=Miete zu.
Arnold Mendelsſohn=Konzert. Am Montag, 14. Mai,
abends 710. Uhr, findet im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheater
ein Arnold Mendelsſohn=Konzert ſtatt. Leitung: Michael Balling.
Soliſt Otto Drumm. Die Vortragsfolge umfaßt: Suite für Blas= und
Schlaginſtrumente Werk 62, Violin=Konzert Werk 88, Sinfonie in C
(Uraufführung).
Die heutige Aufführung von König Nikolo findet für die=
jenigen
C=Mieter ſtatt, die zugleich Zuſatzmiete III haben. Für diejeni=
gen
Mieter, die dieſe Zuſatzmiete micht haben, iſt am 20. Mai eine Vor=
ſtellung
von König Nikolo vorgeſehen.
Marionettenbühne im Kleinen Haus. Am Sonntag, 13. Mai,
nachmittags 2½ Uhr, bringt die Marionettenbühne im Kleinen Haus
als zweites und für dieſe Spielzeir letztes Stück Den geſtiefelten
Kater von Pocci heraus. Preiſe der Plätze 500, 800 und 1000 Mk.
Vom Finanzamt wird uns geſchrieben: Es wird die Wahrneh=
mung
gemacht, daß viele zur Zwangsanleihe zeichnungspflichtige Perſonen
die Zahlungen auf die Anleihe an die Steuerbehörde (Finanzkaſſe) leiſten.
Offenbar geſchieht dies in der Annahme, daß die Zwangsanleihe eine
Steuer und daher auch an die Steuerbehörde zu bezahlen ſei. Das i4
jedoch nicht der Fall. Die Zwangsanleihe iſt eine Anleihe del
Deutſchen Reichs, und iſt als ſolche bei einer als Zeichnungsſtelle zu=
gelaſſenen
Bank zu zeichnen und bei derſelben Bank auch einzuzahlen.
Einzahlungen an die Finanzkaſſe kommen überhaupt nicht in Frage.

heute iſt es zu dem veränderlichſten Dinge geworden, deſſen trau=
rige
Entwertung wir beſtändig verſpüren. Deſto notwendiger
iſt es, über die Grundlagen der Geldtheorie Klarheit zu gewin=
nen
, und da bietet ſich als vortrefflicher Führer durch den Irr=
garten
unſerer Geldverhältniſſe das rühmlich bekannte Buch
Geld und Kredit des Berliner Nationalökonomen J. Jaſtrow
dar, das ſoeben in fünfter, völlig neu bearbeiteter Auflage bei
Karl Heymann in Berlin erſchienen iſt. In knappſter Form fin=
det
hier ſowohl der Student beim wiſſenſchaftlichen Unterricht
als auch der intereſſierte Laie alles beiſammen, was er braucht,
um den feſten Pol in der Erſcheinungen Flucht zu erkennen.
Da ſind Deviſenkurſe angeführt, internationale Ueberſichten der
Geldentwertung, die verſchiedenen Inderzahlen, Auszüge aus
den wichtigſten neuen Geldtheorien und daneben auch klaſſiſche
Schilderungen aus der Geſchichte und der Philoſophie des Gel=
des
, ſo daß man hinter dem vielgeſtaltigen, uns heute beſtändig
äffenden Spuk des Geldes ſeine wahre Bedeutung und ſeinen
ewigen Wert erkennt.
Aus Eſſen
wird geſchrieben: Auf ſeiner letzten Ruhrreiſe hielt der Miniſter
Napoleon Le Trocquer auf dem Bahnhof Eſſen auch eine Muſte=
rung
ſeiner Truppen, der Eiſenbahner, ab. Ein alter Haudegen
ſonderte ſich aus Reih und Glied ab. Nun entickelte ſich fol=
gendes
Geſpräch zwiſchen ihm und dem Miniſter Trocquer: Na,
es geht gut, mein Freund? Nein, nicht gut, Herr Miniſter!
Warum nicht?
Ich bin 42 Jahre alt, habe den ganzen Krieg
mitgemacht, bin Familienvater. Da man Freiwillige für die
Ruhr angefordert hat, verſprach man uns 16 Franken als Zu=
ſatzlöhnung
täglich. Das habe ich für meine Jungens akzeptiert.
Aber warum hat man damit angefangen, uns als Militärs zu
verkleiden? Wenn man 12 bis 15 Stunden auf ſeiner Maſchine
zugebracht hat, während deren man in den Bocheſtationen keinen
Biſſen zu ſich nehmen konnte, quert man den Bahnhof, um in
einer Kneipe etwas Brot zu finden, ein Gelbſchnabel von Offi=
zier
halſt einem vier Tage Gefängnis auf, weil man ihn niht
gegrüßt hat oder weil man ſchmutzig iſt oder widerſpricht. Dann
ſtehen die Dinge nicht gut, Herr Miniſter. Umgeben von Mi=
litärs
, von denen der im Grade niederſte fünf Goldtreſſen trug,
war Napoleon Le Trocquer in Verlegenheit gebracht. Aher im
Grunde iſt er ein wackerer Mann. Beruhigen Sie ſich, ſagte
er zu dem alten Heizer. Ich werde Weiſung geben, daß man
Euch in Zivilkleidung ſteckt! und mit einem Seufzer ging er
weiter,

[ ][  ][ ]

Seite X.

Datmſtädter Dagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.

Rummer 128.

EAn Aam aehelheheh
allmannshauſen am Starnbergerſee im 84. Lebensjahr der ge=
ſchätzte
Landſchafts= und Tiermaler Heinrich Deuchert, be=
kanntlich
ein Sohn unſerer Stadt. Mit ihm iſt einer der letzten
der Altmünchener Schule angehörigen Meiſter aus dem Leben
gegangen, die ihre Blütezeit vor einem Menſchenalter hatte und
deren Haupt der Landſchafter Lier war. Darmſtadt verliert in hatte ihn zwar in jenem Entwichenen nicht beſtimmt zu erkennen ver=
Deuchert einen hervorragenden Künſtler, der ſich noch bis zuletzt
im Münchener Glaspalaſt und hier in Darmſtadt im Kunſt=
verein
betätigte. Seine Werke werden ſtets ſehr geſucht werden
und zeichnen ſich durch große Friſche aus. Wie er im Leben
ſeine ruhige Schaffensſtätte im freundlichen Oberallmannshauſen
neben den Landhauſe ſeines Freundes L. v. Löfftz hatte, ſo fand
er im Tod auf dem dortigen Friedhof ſeine Ruheſtätte neben
dieſem ſeinem berühmten Landsmann. R. 1. p.
Richard Wagner=Verein. Der Vorverkauf zu dem Johanna
Heſſe=Konzert am Somstag iſt ſo ſtark, daß an der Abendkaſſe
nur noch eine geringe Auswahl von Plätzen vorhanden ſein wird. Die
Vereinsmitglieder haben gegen Aufzahlung von 200 Mk. Zutritt. Doch
empfiehlt ſich die vorherige Abſtempelung der Mitgliedskarten bei
Konzert=Arnold, um allzu großes Gedränge an der Abendkaſſe zu ver=
meiden
. Frau Heſſe ſingt eine Schubert= und eine Hugo Wolf=Abteilung
und zur Vorfeier des 110jährigen Geburtstages Richand Wagners (22.
Mai) die fünf Weſendonk=Gedichte.
Hiſtoriſcher Verein. Der letzte dieswinterliche Vortrag findet am
Montag, den 14. Mai nachmittags 6 Uhr, im Realgymnaſium (Eingang
Kirchſtraße) ſtatt. Es ſpricht. Herr Landesvermeſſungsdirektor Dr.
Müller über die Bearbeitung der amtlichen Karten und ihre Ver=
wendung
für heimattundliche Studien.
Eine Verſammlung der Vermieter möblierter Zimmer ſoll am
Freitag, den 11. Mai, im Saale der Loge (Sandſtraße 10) bei freiem
Eintritt ſtattfinden. Gpund iſt die bei zahlreichen Zimmervermietern
beſtehende Beunruhigung über die nach den behördlichen Vovſchriften die
reinen Selbſtkoſten lange nicht deckende Feſtſetzung der Mietpreiſe. In
der Verſammlung ſollen die trotz Mitteilung durch die Preſſe noch nicht
genügend bekannten Beſtimmungen an der Hand praktiſcher Fälle be=
ſprochen
werden; auch ſoll eine Aufforderung zum Zuſammenſchluß der
Zimmervermieter ergeben, die eines ſolchen noch entbehren, während
Hauseigentümer und Mieter ſchon lange zuſammengeſchloſſen ſind und
ſo ihre Auffaſſungen machdrücklich bei dem Behörden vertreten können.
In weiten Kreiſen beſteht die Anſicht, daß bei ausreichender behördlicher
Bemeſſung der Zimmermieten weit mehr Räume den Suchenden zur
Verfügung ſtehen würden, als dies jetzt der Fall iſt und daß für ſolche,
die nicht in der Lage ſind, eine berechtigten Anſprüchen nachkommende
Miete zu zahlen, in anderer Weiſe geholfen werden muß, als auf Koſten
der Vewmieter, von denen ein großer Teil ſelbſt notleidend iſt.
Gartenbauverein. Zur Ergänzung bzw. Klarſtellung der An=
gaben
in dem Berichte über die letzte Monatsverſammlung ſei noch mit=
geteilt
, daß nach dem vorgetragenen Voranſchlag für 1923 in dieſem
Jahre die vollſtändige Nückzahlung der zur Zeichnung von Kriegsanleihe
ſeinerzeit aufgenommenen Darlehen vorgeſehen iſt. Die Tilgung der
während der Kriegszeit zur Anlage neuer Kleingärten aufgenommenen
Schulden konnte beveits in 1921 erfolgen, ſo daß der Verein jetzt nicht
nur ſchuldenfrei daſteht, ſondern auch nicht unbedeutende Kapital= und
Grundſtückswerte zum Nutzen ſeiner Mitglieder, insbeſondere der Klein=
gartenpächter
, erworben hat. Auf die vorausſichtlich am Donnerstag,
17. Mai, ſtattfindende weitere Monatsverſammlung, in der ein Vortrag
(mit Lichtbilder) über Balkon= und Vorgartenſchmuck gehalten wird,
werden die Mitglieder nochmals hingewieſen. Beſondere Anzeige er=
felgt
noch.
Vom deutſchv. Turnverein Jahn (Deutſcher Tuynerbund) wird
uns geſchrieben: Feier des Maien: Harton Winters Haft iſt
gebrochen. Die Siegkraft der wiedergeborenen Sonne hat Nacht und
Not und Tod bezwungen. Der Mutterſchoß der Erde iſt aus winter=
lichem
Schlummer erwacht. Feld und Wald, Flur und Au atmen
wonniges Lenzesahnen. Knoſpen quellen und ſprießen, viel tauſend
Blältzer und Zweige drängen ſich der Sonne, dem Lichte entgegen. Hei,
jungfriſcher Lenz in deutſchem Lande! Frühling iſt Werden und Wachſen,
iſt Drängen und Treiben, geheimnisvolles Eutfalten verbougener Kräfte;
iſt unendlicher, verſchwenderiſcher Reichtum der Lebensformen und der
Lebensfarben. Frühling iſt Leben, iſt Lebenskraft, iſt Lebemsſaft! Früh=
ling
iſt Spiegel und Sinnbild unſerer Jugend. Dasſelbe Drängen und
Treiben! Dasſelbe Wachſen und Werden! Derſelbe Drang zur Klar=
heit
und Wahrheit! Dieſelbe Fülle verſchwenderiſcher Kraft! Dasſelbe
Brodeln und Gären aus geheimnisvollen Tiefen! Wohl 100 Tumbriider=
und Turnſchweſtern wallten in der Früihe des erſten Maienſonntags durch
die taufriſche heimiſche Natur, um auf ſonniger Höhe unweit Nieder=
Modaus das Frühlingswunder in ſeiner ganzen Größe und Tiefe zu
erleben. Die Seelen tranken ſich ſatt in dem Blick in die Weite und
Tiefe der Landſchaft. In unſere hohen Maienlieder klang das Jubel=
getön
der Vogelwelt herein, ſchwang mit der Glockenklang der nahen
Dorfkirche. Gedicht und Feſtwort waren beſchwingt von edelſtem Lenzes=
hauch
, klangen aus in hehrſte Mahnung. Im Lenzesglauben finden
wir, findet unſere Jugend Kraft zum mannhaften Bekenutnis: Mag
Sturmwind brauſen, mögen Felſen beben und Eichen brechen im Sturz,
wag Erde und Waſſer ziuern: Es muß doch Früihling werden, auch dir,
in deinem Unglück, heißgeliebtem Vaterland. Reigen, Spiel, Lied und
Lautenklang hielten uns zuſammen über die Höhe des Mittags. Nach
einer Taſſe erquickendem Kaffees in der gaſtlichen Wirtſchaft Mager
wanderten wir heimwärts Unſere Seelen gaben ſich hin dem Frieden
des zur Rüſte gehenden Tages.
Unterſagung des Gewerbebetriebs der Joſef Herber Chefrau zu
Kelſterbach als Trödlerin. Die Sache fällt aus, da die Klage der An=
tragſtellerin
zurüickgenommen wurde. 2. Antag des Kreisamts Darm=
ſtadt
auf Unterſagung des Gewerbebetriebs als Althändler des Karl
Braun zu Darmſtadt, Pareusſtraße 13. Erſchienen: Regierungsaſſ.
Strack vom Polizeiamt und Karl Braun. Letzterer erklärt, er habe das
Patent ſchon im Februar d. J3. abgemeldet. Der Antrag wiud darauf=
hin
zurückgenommen. 3. Klege des Max UIImann von Kirch=
Brombach gegen die Verfügung des Kreisamts Erbach vom 26. Januar
19B wegen Vevweigerung des Wandergewerbeſcheins. Ullmann, 1900
geboven, iſt von Beruf Bäcker, will Handel mit Eiſen und Rohprodukten
betreiben; er iſt noch nicht 25 Jahre alt, weshalb der Wandergewerb
ſchein verſagt wurde. Ullmann erklärt, er ſei alleiniger Ermährer einer
4köpfigen Familie (Großvater ſei 77 Jahre alt und Mutter krank). Die
Familie drohe ſonſt der Armenpflege anheimzufallen. Das Kreisamt
betont, daß M. Zwangszögling geweſen und die MMutter ſich in Briefen
an das Kreisamt über ſeinen Lebenswandel beſchwert habe. Urteil: Die
Klage wird koſtenpflichtig abgewieſen. 4. Anfechtung der Gemeinde=
ratswahl
in Beerfelden; hier: Berufung des H. Weber in Beerfelden
gegen die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes Erbach vom 19. Januar
1923. Als Vertreter der Bürgermeiſterei iſt der Bürgermeiſter Wil=
lenbücher
iſt bekanntlich zurückgetreten Beigeondneter Löb erſchienen.
Für den Berufungskläger tritt J.=R. Dr. Oſann auf, für eine Anzahl
Gemeinderatsmiglieder Arbeiterſekretär Riegel=Darmſtadt. Hch. Weber
beanſtandet, daß der verſpätet eingeneichte Wahlvorſchlag der ſozialdem.
Partei von der Wahlkommiſſion zugelaſſen wurde. Die im Original
Wahlvoiſchlägen enthielt die Zeit vom 16.22. Oktober 1922 ein=
ſchließlich
. Der 22. Oktober 1922 war ein Sonntag; an dieſem
Tage reichte die ſozialdem Partei den Wahlvorſchlag dem Bürgermeiſter
Willenbücher ein. Die Wahlkommiſſion hat dem Wahlvoyſchlag mit 7
gegen 1 Stimme zugelaſſen. Der Kreisausſchuß hat die Reklamation
des Hch. Weber verworfen und in dem geübten Verfahren keinen Vormittag die Enthüllung einer Gedenktafel für die
Mangel, der eine Verletzung weſentlicher Vorſchriften des Verfahrens
darſtelle, erblickt. J.=R. Dr. Oſann beanſtandet: 1. daß die vom Bürger=
meiſter
erlaſſene Bekanntmachung der Friſt zur Einreichung der Wahl=
und dem Polizeidiener Hofmann, ſo abgeändert worden ſei, daß der
22. Oktober in die Friſt einbezogen wurde; 2. daß die Geſetzesvorſchrift,
wonach zwiſchen der Liſteneinreichung und dem Tag der Wahl (19. Nob.)
Dieſen zweiten Punkt habe zwar der Reklamant Hch. Weber nicht vor=
gebracht
, aber er ſei, durch die allgemeine Bemängelung des Verfahrens
gedeckt, auch Gegenſtand der Verhandlung vor dem Kreisausſchuſſe ge=
weſen
. Das Urteil ergeht dahin: die Berufung des Hch. Weber wird
koſtenfällig zurückgeſvieſen.
n. Strafkammer. Zum ſchwerſten Schaden allgemeiner Belange hat=
während
, der letzten Jahre der Drahtdiebſtahl an öffentlichen Tele= Dank des Vereins ausgeſprochen, ebenſo der Einwohnerſchaft für den
graphenleitungen ſehr überhand genommen. Allerorts entſtehen dadurch
außer den bedeutenden Reparaturkoſten noch weit empfindlichere Be=
triebsſtörungen
, und die Täter bleiben leider nur allzu oft unermittelt.
In derartiger Weiſe wwar im Dezember vor, Js. und Januar d. J3. eine dieſes Jahres war eine Klaſſenteilung notwendig geſvorde.. Deshalb
Anzachl Leitungen bei Froſchhauſen fortgeſetzt heimgeſucht worden, und
die dortige Gendarmerie brachte manche Nacht auf erfolgloſev Lauer in
der Nähe zu. Die fragliche Strecke liegt im Walde, und es ſcheint, als
ſei im der Regel die frühe Morgenſtunde zur Ausführung benutzt wor=
den
, obwohl in dieſer Zeit Arbeiterverkehr zur Bahnſtation Weißkirchen
ſtattfindet. Gerade damit rechnete vermutlich der Dieb, um in der ſouſt
einſamen Gegend weniger aufzufallen. Endlich, am 18. Januar, trafen
zwei Gendarmen gegen 6 Uhr morgens einen Mann beim Abſchneiden
von Leitungsdraht anz er entwiſchte ihnen jedoch, und ſie konnten nur
die Fußſpur im friſchen Schnee bis zum Ortseingang von Froſchhauſen an den bevorſtehenden Feiertagen dem ſchönen alten Städtchen im
verfolgen. Ihr Verdacht lenkte ſich ſofort auf den vielfach vorbeſtraften,
diebſtahlsrückfälligen Arbeiter Joſeph Malſy von da; ſie fanden ihn

im Haufe und konnten feſtſtellen, daß ſeine zum Trocknen bereitgemach=
ten
Stiefel ſtark durchnäßt waren und längeren Aufenthalt im Schnee
verrieten. M. wollte damals das Anweſen gar nicht verlaſſen haben,
doch hatte ein Hausgenoſſe um 5 Uhr früh ſein Weggehen gehört. Wie
ſich weiter ergab, waren ſolche frühen Ausgänge ſchon ſeit Wochen häufig
geweſen, und M. erklärde dies damit, daß er, ſeit längerer Zeit erwerbs=
los
, mitunter zwecks Aubeitsſuche weggefahren ſei. Die Gendarmerie
mocht, doch ſtimmte das Fußſpurmaß mit dem erwähnten Schuuhwert
M.s genau überein. Sehr bezeichnend iſt noch, daß ſeit der damaligen
Verhaftung des M. die dortigen Leitumgen unberührt geblieben ſind,
und auch die Volksmeinung deutete auf M.s Täterſchaft hin. Er war
auf Grund aller dieſer Indizien des Diebſtahls im 15 Fällen mit einem
Geſamtdrahtwert von etwa 2 Millionen Mark angeklagt, und dazu meh=
rerer
Schwvindeleien von je einigen tauſend Mauk beſchuldigt. Nur die
letzteren räumt er ein, zumal ſie nicht, zu leugnen waren; dagegen will
er ſich niemals an Telegraphenleitungen vergriffen haben. Das Gericht
hielt trotz weitergehenden Verdachts nur den Diebſtahlsfall vom 18. 1.
für ausreichend erwieſen und erkannte für dieſen, ſowie die Betrügereien
auf insgeſamt 1 Jahr 3 Monate Gefängnis.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hlerunier erſcheinenden Rotizen ſind ausſchließlich als Sinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritif.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am
Sonntag, den 13. Mai Iſd. Js., findet in Schwetzingen die Hauptver=
ſammlung
des Geſamtklubs ſtatt. Die hieſige Ortsgruppe verbindet
hiermit ihre zweite Wanderung und fährt vormittags 6.14 Uhr von
hier ab. Vorausbeſtellung der Fahrkarten unbedingt bis Freitag abend
bei Bergmann oder im Klublokal. (Näheres ſiehe Anzeige.)
re. Stadtmiſſion. Bei ungünſtiger Witterung findet ſtatt
des für heute Nachmittag 4 Uhr angezeigten. Waldfeſtes an der Lud=
wigseiche
um 8½ Uhr ein religiöſer Vortrag im Vereinshauſe ſtatt.
Café Bismarck. Auf das am Donnerstag, den 10. Mai, im
Café Fürſt Bismarck ſtattfindende Extra=Konzert wird hierdurch
nochmals hingewieſen. (S. Anzeige.)
Aus den Parteien.
Deutſche Bolkspartei. Von den beiden Verſammlungen,
die die Deutſche Volkspartei am letzten Sonntag im Odenwald veran=
ſtaltet
hatte und in denen Herr Oberreallehrer Kahl über Die gegen=
wärtige
politiſche Lage ſprach, war die Nachmittags=Verſammlung in
Nieder=Modau troßz des ins Freie lockenden Frühlingswetters gut, die
Abend=Verſommlung in Asbach außerordentlich zahlreich beſucht. Von
dem Grundſatz ausgehend, daß in der Gegenwpart die Einheitsfront von
den Deutſchnationalem bis zur Mehrheitsſozialdemokratie aufrecht zu
enhalten und es zu vermeiden ſei, Unterſchiede in der politiſchen Wel
anſchauung der einzelnen Parteien zur Grundlage der Erörterungen in
Verſammlungen zu machen und Kritit an deren Tätigkeit zu üben,
beſchränkte ſich der Redner auf die Darſtellung der durch die Vorgänge
im Nuhrgebiete und das deutſche Angebot geſchaffenen Lage, und erntete
dafür reichen Beifall. Wenn in den Verſammlungen anderer Parteien,
die am gleichen Tage im Odenwald ſtattfanden, abfällige Kritik an dem
Verhalten der Deutſchem Volkspartei und deren Führer geüibt worden iſt,
wie Teilnehmer tadelnd berichten, ſo kann nur bedquert werden, daß
ſolche Entgleiſungen zur Gegenkritik herausfordern und die unerläßliche
Geſchloffenheit des deutſchen Volkes in unliebſamer Weiſe ſtören,
Frauenausſchuß den Deuſſchen Volkspartei.
Samstag, den 12. Mai, findet der Frauen=Nachmittag der Deutſchen
Volkspartei nachmittags im Nummelbräu ſtatt. Geigenvorträge und
Vorleſung verſchönen den Nachmittag.
Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei: Be=
ſuch
aus dem Ruhrgebiet. Ende Mai machen etwa 50 Jungen
und Mädels der Dortnunder Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei
eine Wanderung durch Baden und Heſſen und treffen ſich an der Berg=
ſtraße
mit den Mitgliedem der hieſigem Jugendgruppe deu Partei. In
der Nacht vom 27. auf 28. Mai müſſen in Darmſtadt einfache Quartiere
für dieſe jungen Freunde aus Dortmund bereitgeſtellt werden. Die
Geſchäftsſtelle der Partei Wilhelminenſtraße 5 iſt bereit, Anmel=
dungen
hierfür entgegen zu nehmen und bittet die Mitglieder der Deut=
ſchen
Volkspartei in Darmſtadt, recht zahlreich Uobernachtungsgelegen=
heiten
für dieſe eine Nacht bereittzuſtellen. Es handelt ſich nur um
Quartier, ohne jegliche Verpflegung. Sollte irgendwo ein einfaches
Abendbrot gereicht werden können, ſo würde hierfür ſelbſtverſtändlich
Bezahlung erfolgen. Hier iſt wieder einte Gelegenheit gegeben, unſeren
Freunden aus dem Ruhrgebiet durch die Tat zu zeigen, daß wir ihrer
immer gedenken und daß wwir ſie, wenn ſie zu uns kommen, mit offenen
Aumen aufnehmen. Der Vorſtand der Partei hofft, daß aus Partei=
kreiſen
eine gewügende Zahl von Freiquartieren angeboten wird.
st. Nieder=Ramſtadt, 8. Mai. Das Feſt der Bannerweihe des
Geſangvereins Eintracht
wurde zu einer erhebenden
Feier. Der geräumige Saal des Gaſthauſes Zur Poſt war dicht be=
ſetzt
. Eingeleitet wurde die Feier durch Vortrag des Chores Schäfers
Sonntagslied‟. Nach der Begrüßungsanſprache durch den erſtelt Vor=
ſitzenden
, Herrn Bauer, ergriff Herr Pfarrer Weigel das Wort zu der
Feſtrede. In kernigen Worten ſchilderte er die Bedeutung des Deut=
ſchen
Männergeſangs und des Deutſchen Liedes und endete mit der
Ermahnung an die Sänger, ſtets das Deutſche Volkslied zu pflegen.
Hieran anſchließend fand die eigentliche Bannerweihe ſtatt. Nach den
Provinzialausſchuß. 1. Antrag des Kreisamts Groß=Gerau auf durch die Ehrendamen, Frl. Germann und Plößer, vorgetragenen Pro=
logen
wurde das Banner enthüllt und dem Fahnenträger übergeben.
Durch den erſten Vorſitzenden auf die Bühne gerufen, und ſeitens der
anweſenden Gäſte mit ſtürmiſchem Beifall begrüßt, wurde Herr Bit=
ter
ſeitens, des feſtgebenden Vereins zum Ehrenmitglied ernannt. Vor
Ueberreichung der Ehrenurkunde gedachte der Vorſitzende des feſtgeben=
den
Vereins der großen Verdienſte des Herrn Bitter, auf dem Gebiete
des Deutſchen Männergeſangs, insbeſondere aber der einzig daſtehenden
Leiſtung bei Anfertigung des Banners. Nicht minder wurde auch der
Chorleiter des Vereins, Herr J. Kehr, Darmſtadt, geehrt. Seine Leiſt=
ungen
und Verdienſte wurden in der Vereinschronik, die durch den
Vorſitzenden, Herrn W. Caſtritius, abgefaßt und durch Frl. Germann
verleſen wurde, verewigt. Als äußeres Zeichen der Anerkennung
wurde dem verdienſtvollen Chorleiter ein prächtiger, goldener Lorbeer=
kranz
überreicht, nachdem er bereits in früheren Jahren zum Ehren=
dirigenten
ernannt wurde. Auch der erſte Vorſitzende, Herr Bauer,
wurde in Anerkennung ſeiner erfolgreichen Vereinstätigkeit entſprechend
geehrt, indem ihn der Verein zum Ehrenvorſitzenden ernannte. Zahl=
reiche
Glückwünſche wurden dem Verein ſelbſt zuteil. Herr Bitter ſprach
im Namen des Fachausſchuſſes für Männerchöre beim Landesamt für
das Bildungsweſen; auch ein Vertreter des Odenwaldſängerbundes
überbrachte die herzlichſten Glückwünſche. Die Ehrenjungfrauen ließen
es ſich nicht nehmen, dem Verein eine prachtvolle Bannerſchleife zu über=
reichen
. Der Turnverein und eine Anzahl auswärtiger Vereine über=
wichten
ebenfalls Bannerſchleifen und ſonſtige Geſchenke. Zur Ver=
ſchönerung
der erhebenden Feier hatten in liebenswürdiger Weiſe ihre
Kräfte in die Dienſte des Vereins geſtellt: Frl. Ellen Kießling=
nicht
mehr vorfindliche Bekanntmachung der Friſt zur Einreichung von Darmſtadt (Sopran), ſowvie die Herren: Metzuer und v. Dungen aus
Darmſtadt (Violine), Ploch, Darmſtadt (Klavier), Wenzelberg= Darm=
ſtadt
(Cello). Die Klavierbegleitung für Frl. Kießling hatte Herr
Lehrer Schuchmann aus Schneppenhauſen übernommen. Der toſende
Beifall bewies, daß ſich ſämtliche Künſtler ihrer Aufgabe auf das Beſte
entledigten. Zu einer erhebenden Feier geſtaltete ſich am Sonntag
im Weltkrieg gefallenen Mitglieder des Vereins.
Herr Kunſtmaler Velte dahier hat hier für die gefallenen Helden ein
Kunſtwerk, geſchaffen, das in ſeiner Art einzig iſt. Der Verein hat die
vorſchläge (bis 21. Oktober) von Unberufenen, dem Schutzmann Kumpf Gedenktafel in ſeinen beſonderen Schutz übernommen und ſie zur dauern=
den
Erinnerung an die gefallenen Helden im Vereinslokal aufgehängt.
Um 3 Uhr nachm. ſammelte ſich im Feſtlokal eine große Zahl hieſiger
und auswärtiger Geſangvereine zum Liedertag. Eingeleitet wurde der=
ein
freier Zeitraum von vier Wochen liegen müſſe, nicht beachtet ſei, ſelbe durch Vortrag eines Maſſenchors von ſeiten der unter der Leitung
des Herrn Kehr ſtehenden Vereine. Ich glaub an Dich mein Vaterland
und an Dein Auferſtehn, ſo iſt der Maſſenchor betitelt. Die Geſangs=
vorträge
der einzelnen Vereine waren recht gute, zum Teil ſogar vor=
zügliche
zu nennen. Allen Mitwirkenden, insbeſondere auch dem Vor=
ſitzenden
des Ehrenausſchuſſes, Herrn Direktor Zähe, der zu dem guten
Gelingen des Feſtes weſentlich beigetragen hat, ſei an dieſer Stelle der
reichen Flaggenſchmuck.
Groß=Vieberau, 9. Mai. Infolge großer Zunahme der
Schülerzahl der Höheren Bürgerſchule hier ſeit Oſtern
wurde noch ein Studienaſſeſſor an die Anſtalt verſetzt, ſo daß ſich der
Lehrkörper derſelben jeſßtzt aus zwei Studienaſſeſſoren, zwei Lehrern und
einer Lehrerin zuſammenſetzt. Die Geſamtſchülerzahl beträgt nun 104,
eine Zahl, die ſeit dem 23jährigen Beſtehen der Schule noch nicht erreicht
worden iſt.
Michelſtadt, 6. Mai. Rathausbeleuchtung. Dank der
Opferwilligkeit der Bürgerſchaft findet auch während der diesjährigen
Pfingſten die im Vorjahr, von Tauſenden von Fremden beſuchte Nat=
hausbeleuchtung
ſtatt. Für diele Fremde wird dies Veranlaſſung ſein,
Odenwald einen Beſuch abzuſtatten und frohe Eindrücke als gute Weg=
zehrung
für den Werktag mit nach Hauſe zu nehmen,

Heſſiſcher Landtag.

49. Sitzung.
St. Darmſtadt, 9. Ma:.
Am Regierungstiſch: Staatspräſident Ulrich, Miniſter des
Innern v. Brentanv und Regierungskommiſſare.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9½ Uhr. Vor Ein=
tritt
in die Tagesordnung führt
Präſident Adelung
aus:
Meine Damen und Herren! Soeben kommt die Kunde von neuen
Schreckensurteilen franzöſiſcher Militärgerichte im beſetzten
Gebiet. (Die Abgeordneten, mit Ausnahme der Mitglieder der Kom=
muniſtiſchen
Partei, erheben ſich.) In Werden wurden der Vor=
ſitzende
des Aufſichtsrats der Firma Krupp, mehrere Direktoren und
ein Mitglied des Arbeiterbetriebsrats zu Gefängnisſtrafen von
6 Monaten bis zu 20 Jahren und zu Geldſtrafen verurteilt,
die etwa den Betrag von einer Milliarde Mark repräſentieren. Das
Urteil des franzöſiſchen Militärs gegen deutſche Männer ſoll die Sühne
darſtellen dafür, daß franzöſiſche Soldaten 14 wehrloſe deutſche Ar=
beiter
töteten.
Die Nachricht von dem fürchterlichen, jedem Rechtsempfinden hohn=
ſprechenden
Urteil in Werden wird aber faſt noch überboten durch fol=
gende
, in ihrer Ungeheuerlichkeit kaum glaubhafte Meldung aus Mainz.
Das Mainzer franzöſiſche Militärgericht verurteilte,
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit und nachdem franzöſiſche Anwälte
in ihrer Verteidigung, wie ſie ſelbſt erklärten, behindert worden ſind,
den Bezirksleiter des Deutſchen Eiſenbahnerverbandes Roth, zu 10
Jahren Gefängnis (Hört, hört); Becker, Kaſſierer des D. E.=V. zu
6 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; Bößwetter, Orts=
beamter
des D. E.=V., zu 7 Jahren Gefängnis; Lebert, Sekretär der
Beamtenvertretung des D. E.=V., zu 5 Jahren Gefängnis; Weiß,
Schreibgehilfe des D. E.=V., zu 4 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark
Geldſtrafe; Leineweber, Vorſitzender des Betriebsrats zu Wiesbaden,
zu 3 Jahren Gefängnis; Nuß, Ortsbeamter zu Bingen, zu 8 Jahren
Gefängnis; Harzdorf zu 3 Monaten Gefängnis und 100 000 Mark Geld=
ſtrafe
: Engel zu 1 Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; Klin=
ger
, Vorſitzender des Bezirksbetriebsrats zu Mainz, zu 6 Monaten Ge=
fängnis
, Schwinn, Angeſtellter des D. E.=V., zu 4 Jahren Gefängnis;
Hummel, Oberbaurat der Eiſenbahndirektion und ſtellv. Eiſenbahnpräſi=
dent
, zu 1 Jahr Gefängnis und 100 000 Mark Geldſtrafe; Haack, Re=
gierungsbaurat
, zu 8 Jahren Gefängnis (Hört, hört!); Hertling, Ver=
treter
der Reichsgewerkſchaft, zu 6 Jahren Gefängnis; Ludwig, Ver=
treter
des G. D. E., zu 6 Jahren Gefängnis; Lütke, Vertreter des
E. D. D. B., zu 7 Jahren Gefängnis; Krimmel, Vertreter der G. D. R.,
zu 6 Jahren Gefängnis.
Meine Damen und Herren! Worte vermögen nicht den Schmerz
und die Empörung auszudrücken, die derartige Urteile in unſeren
Herzen auslöſen, und, ich will hoffen, nicht nur in den Herzen jedes
Deutſchen. Ueberall, woauchnurein Funke von Gefühl
der Gerechtigkeit und Menſchlichkeit lebt, müſſen
dieſe Schandurteile wie ein blutiger Hohn wirken.
Im Namen des franzöſiſchen Volkes wurden dieſe Urteile von den Mili=
tärgerichten
verkündet. Das franzöſiſche Volk in ſeiner Geſamt=
heit
kann ſich dieſe ſchlimmſte Beleidigung feiner natio=
nalen
Ehre nicht widerſpruchslos gefallen laſſen (Abg. Kaul und
Abg. Kindt: Sehr gut), wie ſie ihm hier durch ſeine Mili=
tärs
zugefügt wurde. Kein Volk, das Anſpruch darauf macht,
Kulturnation genannt zu werden, kann ertragen, daß die Gerechtigkeit
von jenen mit Füßen getreten wird, die in ſeinem Namen Recht ſprechen.
Und ſo hoffe ich denn, daß dieſes Urteil bewirkt, daß in Frankreich
und in der ganzen Welt endlich die Beſinnung erwachen möge
ob des gefährlichen Spieles, das der fremde Militarismus in
den beſetzten deutſchen Landen ſpielt.
Den unglücklichen Opfern aber dieſer franzöſiſchen Rechtſprechung
ſpreche ich im Namen des heſſiſchen Volkes unſer herzlichſtes, tiefſtes
Mitgefühl aus und unſere unbegrenzte Hochachtung. Sie leiden für
ihr Volk und für die Gerechtigkeit.
Die Abgeordneten hörten dieſe Rede in würdigem Ernſt und ohne
Kundgebung an.
Das Haus ſetzt dann die Spezialberatung des
Voranſchlages
fort. Zum Kap. 22, Oberrechnungskammer, führt Abg.
Reiber (Dem.) aus, die Oberrechnungskammer ſollte anders organi=
ſiert
werden. Es würden ſich dabei ohne Einſchränkung des Tätigkeits=
feldes
erhebliche Erſparniſſe erzielen laſſen. Der gegenwärtige Ge=
ſchäftsgang
iſt zu kompliziert und umſtändlich. Eine Vereinfachung iſt
durchaus möglich und erwünſcht. Kenner der Verhältniſſe ſind der An=
ſicht
, daß derzeit die Beamten der Oberrechnungskammer nicht voll be=
ſchäftigt
ſind.
Staatspräſident Ulrich weiſt darauf hin, daß eine Aenderung dieſes
Inſtituts nicht möglich iſt ohne Aenderung des Geſetzes von 1879. Dazu
bedarf es der erforderlichen Vorbereitungen. Bisher ſind an die Re=
gierung
noch keine beſtimmten Vorſchläge ergangen. Wohl aber habe
ich ſelbſt Gelegenheit genommen, mit derſchiedenen Beamten der Ober=
rechnungskammer
Fühlung zu nehmen. Es iſt allerdings ſo, daß untere
und mittlere Beamte oft die Ueberzeugung haben, daß ihre Vorgeſetzten
nicht genügend beſchäftigt ſind. Es gibt ſicher auch Leute, die der Ueber=
zeugung
ſind, daß ſie das, was ich tue, viel beſſer könnten. (Heiterkeit.)
Wir werden im Sinne der Anregungen des Herrn Reiber die Verhält=
niſſe
prüfen und dann geeignete Vorſchläge machen. Ich kann allerdings
nicht verſprechen, daß das nun ſehr bald zu einer grundlegenden Aende=
rung
führt.
Abg. Kaul (Soz.): Auch uns ſcheint gerade bei der Oberrechnungs=
kammer
die Möglichkeit der Vereinfachung durchaus gegeben. Wir
möchten das dringende Erſuchen an die Regierung richten, die Reorgani=
ſation
nicht auf die lange Bank zu ſchieben.
Abg. Kindt (Deutſchnatl.): Wir ſind im Gegenſatz zu den Vor=
rednern
der Anſicht, daß, wenn irgendvo vereinfacht werden ſoll und
kann, hier nicht angefangen werden darf. Die genaueſte Prüfung aller
Zahlenunterlagen und Rechnungslegungen iſt die Grundbedingung zur
Sparſaukeit. Wenn man dieſes Inſtitut, das vorbildlich iſt, abſchafft,
wird das der Staat bitter bereuen. Das Kapitel wird genehmigt.
Zu Kap. 27, Miniſterium des Innern, werden die Vor=
ſtellungen
der Abgg. Kindt, Werner uſw., betr. die Aufhebung
des Verbots der Regimentsfeiern, bezw. des Verbots des Jungdeutſcher
Ordens, vorgebracht. Wir haben ſeinerzeit die Anfragen und die Re=
gierungsantworten
mitgeteilt. Letztere berufen ſich auf die Verordnun=
gen
der Reichsregierung. Das Verbot wurde nicht aufgehoben. Der
Ausſchuß beantragt, die Vorſtellungen durch die Regierungsantwort für
erledigt zu erklären.
Abg. Kindt (Deutſchnatl.): Es handelt ſich hier heute nur noch
darum, ob es formell zuläſſig und angebracht iſt, das Verbot aufrecht
zu erhalten. In dieſer ernſten Zeit, die ſo eindringlich beleuchtet wurde
durch die heutige Rede des Herrn Präſidenten, ſollte man die Kriegs=
kameraden
, die ja doch alle Parteien, vielleicht mit Ausnahme der
K. P. D. umfaſſen, nicht zu Staatsbürgern 2. Klaſſe machen.
Miniſter des Innern v. Brentano: Die Regierung iſt den
Feiern gegenüber ſo nachſichtig wie nur möglich. Aber die Regiments=
feiern
, bei denen doch manchmal gerade hier, 5 Minuten vom beſetzten
Gebiet, reht taktlos vorgegangen wurde, und die doch meiſt an den
ſeligen Parademarſch erinnern, mußten zurzeit verboten bleiben.
Abg. Widmann (Soz.): Wir ſtehen alle unter dem Eindruck
des jüngſten Geſchehens und der Rede des Herrn Präſidenten dazu.
Es könnte das Anlaß geben, überhaupt zu ſchweigen, die Sitzung ab=
zubrechen
und ſich wieder einmal auf den inneren Menſchen zu beſinnen
und auf die Dinge, die zu all dem Grauſamen geführt haben. Aber
was die Deutſchvölkiſchen wollen, beſonders jüngſt in Bayern, iſt nichts
als die Vorbereitung des Bürgerkrieges. (Zuruf des Abg. Kaul: Hoch=
verrat
!) Dieſe Herren nennen ſich deutſchvölkiſch. Wir aber ſprechen
ihnen ab, daß ſie deutſch ſind. Wie ſie handeln, das iſt nicht deutſch,
das empört genau ſo, wie die Grauſamkeit der Franzoſen. Ich erinnere
an die ſchweren Strafen, die in den 90er Jahren gegen Sozialiſten
verhängt wurden, die eine Idee verbreiten halfen, die ſich heute durch=
Die Deutſchvölkiſchen treiben keine Aufbauarbeit, ſie wirken
geſetzt hat.
zerſtörend. Daß die Nationalſozialiſten bei jeder Gelegenheit den
Namen Sozialiſten ſchänden, können wir leider nicht verhindern. Red=
ner
verbreitet ſich im weiteren ſehr eingehend über ſeine und ſeiner
Fraktion Stellung zur Staatsform, über die Republit, die ſtaatsbürger=

[ ][  ][ ]

Nummer 1 28.

armſädter Tagblatt, Donne: stag, Ten 10. Bgi 4223.

Seite

liche Erziehung, die beſonders an den Hochſchulen der Reform bedarf.
über die Notwendigkeit einer Wahlpflicht u. a. m. Er fordert reſtloſe
Durchführung der Beſetzung aller Beamtenſtellen in der geſamten Ver=
waltung
mit Leuten, die auch innerlich auf dem Boden der Republik
ſtehen. (Bravo! links.)
Abg. D. Schian (Dtſch. Vpt.): Die vorliegenden Anfragen
ſind ſchon oft zurückgeſtellt worden. Daß ſie gerade heute zur Beſpre=
chung
kommen, wo wir uns zu Beginn der Sitzung gemeinſam zuſam=
mengefunden
haben in einem Gefühl des Schmerzes und der Abwehr,
das iſt ein ſehr unglückliches Zuſammentreffen. Wenn man trotzdem
einzelne Dinge hier zur Sprache bringen will, ſollte man es doch nicht
in der Ausführlichkeit tun, wie Herr Widmann es getan hat. Ich habe
zwar Verſtändnis dafür, daß eine vorbereitete Rede auch gehalten ſein
will, aber was hat es für einen Zweck, hier zu dieſen Vorſtellungen die
Münchener Verhältniſſe ſo eingehend zu beſprechen? Wie konnte man
auch die Dinge miteinander in Parallele ſtellen, die das in keiner Weiſe
vertragen! Wie kann man die verhältnismäßig geringen Ausſchreitun=
gen
in München in ein Verhältnis ſetzen zu dem Ungeheuerlichen, was
die Franzoſen tun? (Zuſtimmung, Widerſpruch, Unruhe.) Das iſt denn
doch eine Unmöglichkeit und kann höchſtens dazu beitragen, das was
im beſetzten Gebiet geſchieht, zu verkleinern, gar zu entſchuldigen. ( Zu=
ruf
: Das iſt die Abſicht! Unruhe.) Wie kann man, was die Franzoſen
ſeit Monaten tun an Vergewaltigungen, Entrechtungen, Quälereien
und Roheiten, in Parallele ziehen zu den Münchener Ausſchreitungen?
(Zuruf links: München iſt noch ſchlimmer! Große Unruhe.) Daß dieſer
Zuruf kommen konnte, iſt ſehr ſchmerzlich. (Sehr wahr! rechts.) Es
ſcheint. Sie wiſſen tatſächlich nicht, was im beſetzten Gebiet vorgeht.
(Sehr wahr! Aßg. Ebner: Wie war es in Belgien? Wenn zwei
dasſelbe tun! Große Unruhe.) Was in Belgien geſchah, iſt ebenfalls
nicht in irgend eine Parallele zu ziehen, und es geſchah im Kriege.
(Sehr wahr!) Was die Verhältniſſe an der Landesuniverſität betrifft,
das kann ich wohl beſſer beurteilen, wie Herr Widmann. Ich wünſchte.
er nähme Gelegenheit, ſich von den tatſächlichen Verhältniſſen eingehend
zu überzeugen. Wir gehen in manchen Dingen einig mit Herrn Wid=
mann
. So vor allem in dem Streben, die Verhältniſſe im Innern zu
beruhigen. (Sehr richtig!) Nur über das Wie gehen die Meinungen
auseinander, ſind wir anderer Anſicht. Die Regimentsvereinigungen
ſind etwas durchaus Schönes aus der Vergangenheit. Die Kriegskame=
raden
bringen Opfer für die Pflege der Kameradſchaft. Sie dauerni
zu Bürgern zweiter Klaſſe zu ſtempeln, untergräbt die Freude am
Staat. Wir hätten aber doch alle ein großes Intereſſe daran, dieſe
Freude am Staat, das Einfühlen in den Staat zu erleichtern. (Sehr
richtig!) Allein hieraus ergibt ſich die Stellung unſerer Fraktion zu
dieſen Dingen.
Nach der Pauſe wird zunächſt eine
Kleine Anfrage
des Abg. Ebner (K.P.D.) verhandelt. Er fragt an, ob es richtig iſt,
daß der Eiſenbahnaſſiſtent Becker in Bingen in Darmſtadt verhaftet ſei,
und warum, und ob die Regierung bereit ſei, in eine Beſprechung ber
Angelegenheit einzutreten.

ſen Verdachts der Unterſchlagung fremder Gelder.
(Lachen. Hört!) Mehr kann zurzeit darüber nicht geſagt werden.
Die Beſprechung des Miniſteriums des Innern wird fortgeſetzt.
Miniſter des Innern v. Brentano: Ich kann feſtſtellen, daß wir
uns bisher in einer wohltuend ſachlichen Auseinanderſetzung des Etats
befinden, abgeſehen von Einzelheiten, die immer im Parlament vor=
kommen
und ohne die es auch langweilig wäre. Was die Beſchwer=
den
über die angeblich reaktionären höheren Beamten der Gendarmerie
und Schupo betrifft, ſo muß ich doch darauf verweiſen, daß alle dieſe
Beamten nicht von mir, ſondern von meinem Amtsvorgänger berufen
wurden, der doch ſicher nicht gerade reaktionär war. Wenn Herr Kaul
gemeint hat, man könne mich zwingen, mit dem angeſtellten
Sekretär der Schupo=Organiſation zu verhandeln, der in vielen
Fällen öffentlich ſchwere, auch formale Beleidigungen gegen die Regie=
rung
und mein Miniſterium ausgeſprochen hat und der zweifellos mit
Erfolg das Einvernehmen zwiſchen Miniſterium und Schupo zu ſtören
dauernd beſtrebt iſt, ſo meine ich, daß wir uns unter keinen Umſtänden
dazu zwingen laſſen werden. Wir laſſen jedem die ſelbſtverſtändliche
Freiheit in politiſcher Hinſicht, aber das Gefühl der Diſziplin darf nicht
untergraben werden. Mit Berufungen von Nichtakademikern habe man
in Heſſen im allgemeinen gute Erfahrungen gemacht. Die freie Bahn
dem Tüchtigen darf nicht akademiſch abgeſtempelt werden. Dennoch
muß das für viele Stellen die Ausnahme bleiben. In Preußen wurden
auch früher ſchon Nichtakademiker zu Landräten gemacht. Heſſen hat nur
eine beſchräukte Anzahl von hohen Verwaltungsſtellen. Wolle man ſie
alle ausſchließlich nach politiſchen Geſichtspunkten beſetzen, ſo wäre für
jeden tüchtigen Beamten die Möglichkeit des Avancieren3 verloren. Das
kann unmöglich zur Erhöhung der Berufsfreudigkeit der Beamten bei=
tragen
. Ich wiederhole, was ich ſchon oft geſagt habe, ich fühle mich
nicht als Funktionär einer Partei. Ich faſſe mein Amt als das des
Miniſters auf. Ich kann den Befürchtungen des Abg. Kaul gegenüber
feſtſtellen, daß ich für die leitenden Beamten meiner beiden Reſſorts
durchaus garantieren kann. Ich bin überzeugt, daß nur der Beamte
Republik reſtlos dienen kann, der auf dem Boden der Verfaſſung
ſteht. Wie der Kollege Widmann, ſo nehme auch ich es keinem Men=
ſchen
übel, wenn er das nicht kann. Als Beamter der Republit muß
er dann die Konſequenzen ziehen. Was das Verbot der Nationalſozia=
liſten
betrifft, ſo nehme ich hier den gleichen Standpunkt ein, wie mein
preußiſcher Kollege Severing. Die Nationalſozialiſten hatten in Darm=
ſtadt
begonnen, Sturmtrupps zu bilden. (Hört!) Dementſprechend bil=
deten
die Kommuniſten ihre Hundertſchaften. In einem Flugblatt der
Nationalſozialiſten war feſtgeſtellt, daß die Sturmtruppler ſich verpflich=
teten
, ihr Leben für ihre Organiſation zu laſſen. (Hört!) Nach allem,
wvas feſtſteht, iſt die deutſchvölkiſche Bewegung eine revolutionäre. Das
kann kein Menſch beſtreiten. Darum ſind auch Baden und Württem=
berg
zur Auflöſung geſchritten. Ich verurteile die deutſchvölkiſche Be=
wegung
genaſ ſo wie die kommuniſtiſche. (Zuruf: Mobilmachungsauf=
ruf
des Volksfreunds.) Ich werde die Geſetze genau wie gegen rechts
auch gegen links anwenden. Die Verſammlungsfreiheit iſt durch die
Verfaſſung garantiert. Der Staat iſt verpflichtet, ſie zu ſchützen, und
wir werden das mit allen Mitteln tun. Es ſind jetzt Beſtrebungen
aufgetaucht, unter dem Deckmantel des Sports Selbſtſchutzerganiſationen
zu bilden. Auch das werden wir bekämpfen. Ich warne. Die Verwal=
tungsreform
in Heſſen hat in den letzten Jahren erfreuliche Fortſchritte
gemacht. Ueber das Wahlgeſetz wird zu gegebener Zeit eine Novelle
vorgelegt werden, die auch die Wahl der Berufsbürgermeiſter uſw.
regeln wird. Die erforderlichen Vorarbeiten ſind weit gediehen. Dem
T
Zunſche, daß die geſamte Wohlfahrtspflege dem Wirtſchaftsminiſterium
zu unterſtellen iſt, ſtehen wir allerdings ablehnend gegenüber. Wir ſind
mit aller Entſchiedenheit gegen die Beſtrebungen, das Miniſterium des
Innern vollkommen bedeutungslos zu machen. Was die Wohlfahrts=
Fflege ſelbſt betrifft, ſo iſt ſie zurzeit weit zerſplittert. Wir werden be=
ſtrebt
ſein, ſie zuſammenzufaſſen. Ein Antrag Kaul wünſcht die An=
ſtellung
eines beſoldeten Beamten zur Ueberwachung der Geſetze zum
Schutze der Republik. Ich habe einen meiner Räte mit dieſer Ueber=
wachung
beauftragt. Weiter zu gehen, verbietet mir die Ehre. Es
könnte den Eindruck erwecken, als ſei für mich ein Kontvolleur notwendig.
Mit dem gleichen Grund und Recht könnten wir verlangen, daß ein
Vertreter unſerer Fraktion dem Arbeits= und Wirtſchaftsminiſterium bei=
gegeben
wird. Ich weiß, daß ein Miniſter Angriffen und Kritiker
ausgeſetzt iſt, aber dieſe Kritik muß ſachlich ſein. Die Art wie das
Organ in der Neckarſtraße kritiſiert und angreift, iſt unſachlich und ver=
folgt
das Ziel, die Koalition, die ich für notwendig halte, zu ſprengen.
Zu den Ausführungen des Kollegen Schian bemerke ich, daß ich den
Jungdeut chen Orden nicht verboten habe und auch nicht verbieten
werde, ſolange nicht ganz beſtimmte Tatſachen vorliegen, die das er=
forderlich
machen. Was die Regimentsfeiern betrifft, ſo bin ich aller=
dings
anderer Anſicht. Dieſe Feiern ſind doch andere wie die der Krie=
gervereine
und Turnvereine. Hätten ſich die Offiziere, beſonders die
höheren (Zuruf Kaul: Allerhöchſt
Ich gebe zu, auch dieſe) mehr
Zuriickhaltung auferlegt, wäre es zum Verbot kaum gekommen. Jch
hoffe, daß im Intereſſe der Einheitsfront ſich noch ein weiteres Näher=
kommen
der Parteien erreichen läßt. Eine andere Zeit, eine beſſere
Zeit, wird uns muß kommen, aber ſie wird nicht kommen, wenn es
nicht gelingt, die Einheitsfront zu feſtigen.
Abg. Dr. Werner (Deutſchnatl.): Ich würde angeſichts der Ent=
wickelung
der Dinge am Rhein und Ruhr verzichten, hier zu ſpreihen,
wenn nicht von ſeiten einer Anzahl Länderregierungen offen erklärt
würde, daß ſie es für ihre Aufgabe halten, die aufſteigende deutſih=
völkiſche
Welle zu dämpfen und zu unterdrücken und damit das deutſche
Volk dem internationalen Judentum auszuliefern. Wir haben bereits
früher einmal das Miniſterium erſucht, auch in Berlin dahin zu wirken,
daß die Orientierung ſich mehr der in den ſüddeutſchen Staaten Bahern,
Württemberg uſw. anſchließen möge. (Lachen links.) Wir ſind der Mei=
nung
, daß das ſchwerſte Verbrechen unter den Landes= und Hochver=
ratsverbrechen
das des Volksverrats iſt. Wenn der Herr Miniſter
Severing einmal ſagte die Freunde aus dem Oſten ſeien ihm ſo fhm=
pathiſch
(ironiſch gemeint), dann verſtehen wir nicht, wie er den deutſch=
völkiſchen
Schutzbund verbieten und das Verbot auch heute aufrecht er=
halten
konnte. Der Herr Miniſter des Innern hat es oft unterlaſſen,
ſich nach den ſüddeutſchen Staaten zu orientieren. Mit dem Verbot der
Landeszeitung hat er keinen Erfolg gehabt. Die Aufhebung des Ver=
bots
durch den Staatsgerichtshof war wenig ſchmeichelhaft für ihn. Auch
mit dem Verbot des deutſchvölkiſchen Schutz= und Trutzbundes in Heſſen
hat er ſich nicht den übrigen ſüddeutſchen Staaten angeſchloſſen. Ich
ſtelle feſt, daß dieſer Bund nicht das Ziel einer Aenderung der Staats=
form
berfolgt, daß keines ſeiner Mitglieder irgendwie am Rathenau=

mord beteiligt war und daß er keine Gewaltpolitik verfolgt. Das alles
iſt durch Reichsgerichtsurteil feſtgeſtellt. Wenn dem Bund vorgeworfen
wurde, daß ſeine Blätter Rathenau beſchimpft hätten, ſo ſtelle ich doch
feſt, daß die Beſchimpfung eines einzelnen Miniſters keineswegs ſid=
gegen
den Beſtand der Republik richtet, daß ſie alſo nicht unter das
Geſetz zum Schutze der Republik fallen kann. Sonſt müßten doch die
Beſchimpfungen des Volksfreunds gegen den Miniſter des Innern, die
der Fahne gegen die Miniſter Gröner uſw. auch unter dieſes
Geſetz fallen. Man hat aber nichts von Beſtrafungen hier gehört. Wir
find der Anſicht, daß der deutſchvölkiſche Schutz= und Trutzbund, der ſich
ausſchließlich der Bekämpfung des Judentums widmet, überhaudt nicht
aufgelöſt werden darf. Was die Nationalſozialiſten betrifft, denen ich
nicht angehöre, ſo ſteht doch feſt, daß ihre Mitglieder zum großen Tei
der Arbeiterſchaft angehören. (Widerſpruch links.)
die Bewegung
nimmt außerordentlich zu, gerade unter den Arbeitern, und es iſt hoch=
erfreulich
, daß gerade die Arbeiterſchaft ſich national bekennt. Daß die
Nationalſozialiſten Stoßtrupps gründeten in Darmſtadt, wird von dieſen
beſtriten. Wenn man ihnen zum Vorwurf macht, daß ſie bereit ſind,
ihr Leben für die Idee zu laſſen, ſo iſt das unverſtändlich. Gerade dieſe
ideale Hingabe hat der Bewegung ja die ſtarke Stoßkraft gegeben. Wenn
man glaubt, hier mit Verboten etwas zu erreichen, wird man bald er=
kennen
, daß dies nicht zum Ziele führen wird. Es ſcheint, daß man aus
den Folgen des Sozialiſtengeſetzes nichts gelernt hat, nun, da man
die politiſche Macht in Händen hat. Wenn man nun hier vereinzelte
Ausſchreitungen anführt, ſo erinnere ich an alle die Ausſchreitungen und
Morde der Roten Armee, der Räteregierung in Bayern, die Geiſel=
morde
uſw. (Unruhe, Widerſpruch.) Nach München wird der Kommt=
uismus
nicht mehr kommen, darauf können Sie ſich verlaſſen. Wer da
glaubt, daß das deutſche Volk ſich eine Herrſchaft des Judentums ge=
fallen
laſſen wird, der wird ſich gewaltig geirrt haben. Wir proteſtieren
dagegen, daß hier die Nationalſozialiſtiſche Bewegung in Parallele ge=
zogen
wird mit der Gewaltherrſchaft der Franzoſen. Höchſtens konnte
man das in bezug auf die Bekämpfung der nationaliſtiſchen Bewegung
durch Miniſter Severing tun, der damit den Franzoſen in die Hände
arbeitet. (Widerſpruch, Unruhe.)
Abg. Kaul (Soz.): Die Ausführungen des Herrn Dr. Werner haben
nichts gebracht als eine Auswahl alter Schlagworte aus dem Arſenal
der Deutſchnationalen, ſo daß wir gerne darauf verzichten, irgend etwas
zu erwidern. (Sehr gut! links. Heiterkeit.)
Miniſter des Innern v. Brentano: Wenn Herr Dr. Werner
der ſicher mit ſeinen Ausführungen den Nationalſozialiſten keinen guten
Dienſt erwieſen hat, meint, dieſer Bewegung gehören meiſtens Arbei=
ter
an, ſo beweiſt er, daß er keine Ahnung von den tatſächlichen Din=
gen
hat. Nur ganz wenige. Arbeiter ſind Mitglieder, die meiſten An=
hänger
rekrutieren ſich aus einer gewiſſen kommuniſtiſchen Bewegung.
Was meine Orientierung betrifft, ſo mag Herr Kollege Werner beruhigt
ſein, ich bin Süddeutſcher und weiß, was ich tun muß. Ich verweiſe
auf Aeußerungen führender bayeriſcher Blätter, die ſehr ſtark von den
Nationalſozialiſten abrücken. (Redner verlieſt dieſe Preſſeſtimmen.) Es
war ſicher keine eingebildete, ſondern eine tatſächliche Gefahr.
Nächſte Sitzung Montag, ½10 Uhr. Schluß 1 Uhr.
*
Zu dem geſtrigen Bericht iſt am Schluſſe zu den Ausführungen des
Abg. Kindt nachzutragen, daß Abg. Hoffmann=Alzey das folgende
darauf erwiderte: Der Herr Kollege Kindt möge es ruhig uns über=
laſſen
, die Konſequenzen aus unſerer Weltanſchauung zu ziehen; außer=
dem
iſt das keine Frage der Weltanſchaunng, ſondern eine rein partei=
politiſche
Frage. Im übrigen ſind die Herren von der Dnatl. Partei
nicht gerade die beſten Lehrmeiſter für das Zentrum. Ich erinnere Sie
nur an den Herrn Mahr in Baden (Zurufe). Des weiteren möchte ich
darauf verweiſen, daß man über die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet doch
wohl ein beſſeres Urteil hat, wenn man dort wohnt. Wir ſind uns ſehr
wohl bewußt über die Folgen, die beide Anträge gehabt hätten. Auf
eines möchte ich noch hinweiſen, weil ſich die Herren als Hüter der kath
Weltanſchauung aufſpielen. Als vor einigen Tagen der evangeliſche
Bund eine Tagung hier abgehalten, auf dem die allerheftigſten Vorſtöße
gegen den Katholizismus vorgebracht wurden und wir uns in der
Preſſe dagegen wehren wollten, ſtand uns nur die Darmſtädter Zeitung
zur Verfügung.

Aus Frankfurt.
Ein gefährlicher Einbrecher wurde durch die Feſt=
nahme
des am 14. April 1898 in Frankfurt geborenen Robert Zoſe
durch die Kriminalpolizei unſchädlich gemacht. Er hatte ſich in den
Monaten März bis Mai vorwiegend in den Stadtteilen Sachſenhauſen
und Bockenheim betätigt, indem er mit großer Fertigkeit und Vorſicht
mit Nachſchlüſſeln und Sperrhaken in Wohnuungen eindrang und auf
dieſe Weiſe Millionen erbeutete. Bis jetzt konnten ihm elf ſolcher Ein=
brüche
nachgewieſen werden. Wie wir weiter hierzu erfahren, wurde
der Dieb durch Beamte des 10. Reviers feſtgenommen, nachdem er in der
Baſaltſtraße bei einem ſeiner Einbrüche zur Mittagszeit überraſcht
worden war.
Der Jugendbund im G.D.A.
Der Jugendbund im Gewertſchaftsbund der Angeſtellten
(G. D.A.) hält an Pfingſten 1923 in Würzburg ſeinen diesjährigen ſüd=
deutſchen
Jugendbundtag ab. Nach den vorhergegangenen Jugend=
bundtagen
dürfte auch dieſes Jahr wiederum von allen Seiten die
Jugend des Reiches herbeiſtrömen, um hier das Treugelöbnis zum
Bunde, zu unſerer Arbeit und zum Vaterlande abzulegen. Schon jetzt
zeigen die Anmeldungen, daß ſich die Jugendgruppen ſehr zahlreich
beteiligen wollen, aber ganz beſonders ſtark wollen ſich die Grupper
aus dem beſetzten Gebiet beteiligen. Der G.D.A. hat fa ſchon von jeher
in erſter Linie ſeine größte Aufmerkſamkeit dem beſetzten Gebiete ge=
ſchenkt
und alle die Mitglieder des beſetzten Gebietes haben immer
wieder betont, daß ſie klar und deutlich erkennen würden, daß der G. D.A.
im unbeſetzten Gebiet ihnen die Treue halte. Am Samstag, den 19.
Mai, werden die Jungens und Mädel die wunderſchöne alte Biſchofs=
ſtadt
Würzburg gruppenweiſe durchwandern, damit ſie wiederum ein
Stück unſeres Vaterlandes kennen lernen. Am Abend wird auf den
Höhen durch Feuerſiguale bekanntgegeben: Wir ſind da! Am Sonn=
tag
, den 20. Mai, findet ein Frühgottesdienſt mit anſchließender Morgen=
feier
ſtatt. Um 11 Uhr wird die große Kundgebung veranſtaltet, die
ſich ſicher Sieder, der in Goslar veranſtalteten, gleichſtellen wird.
Nachmittags finden das Jugendfeſt und die Pfingſtſpiele ſtatt. Mon=
tag
, den 21. Mai, werden Wettkämpfe zur körperlichen Ertüchtigung
veranſtaltet, nachmittags Schlußfeier. Dann ſollen die Jungens und
Mädels heimziehen mit dem Gedanken vorwärtsſchauen als Boten
einer neuen Zukunft und der Spruch Schillers ſoll wahr werden: Meine
Burgen zerfallen zwar, doch getroſt erblicke ich ſeit Jahrhunderten noch
immer das alte Geſchlecht.
Feſtſpiele und Trachtenſchau.
RDV. Am 19. Mai finden, wie die Reichszeutrale für Deutſche
Verkehrswerbung mitteilt, in Säckingen a. Rh. die Säckinger Tell=
ſpiele
1923 ſtatt; Rothenburg o. d. T. veranſtaltet, wie im vuri=
gen
Jahr, am 21. d. M. eine Aufführung des mittelalterlichen Feſt=
ſpiels
Der Meiſtertrunk, und in Berchtesgaden findet am 19.
20. und 21. d. M. eine Trachtenſchau ſtatt; in Höritz im Böhmer=
wald
beginnt am 21. d. M. ein Böhmerwald=Paſſionsſpiel. In
Breslau verſammeln", ſich am 20. Mai die Geographen zum Deut=
ſchen
Geographentag; am 17. d. M. eröffnet Dresden ſeine Jahres=
ſchau
Deutſcher Arbeit 1923 Spiel und Sport gleichzeitig, vom 17. bis
20. d. M. findet dort der Deutſche Luftfahrertag ſtatt, und vom 25.
bis 30. Mai in Caſſel, das Allgemeine deutſche Tonkünſtlerfeſt.
Millionenſchwindler.
Für 350 Millionen Mark Waren erbeutete der 27 Jahre alte Karl
Schindler in nicht ganz vier Wochen. Schindler ſpielte den Kom=
manditierten
einer großen Breslauer Firma, die in Berlin angeblich
eine Filiale einrichten wolle, kaufte in der Luiſenſtraße ein Geſchäftslokal
für 18 Millionen Mark und zahlte in Wechſeln.
Dieſes Lokal wurde
bald Stapelplatz für wertvolle Waren aller Art. Bei einer Automobil=
Verleihanſtalt mietete Schindler ein Privatauto, für das er täglich
300 000 Mark zahlte, fuhr bei großen Geſchäften, namentlich der Textil
branche, vor und machte bedeutende Abſchlüſſe. Den Verkäufern zeigte
er Telegramme, nach denen bei einer hieſigen Bank große Summen für
ihn eingehen ſollten. Um ſeine laufenden hohen Unkoſten zu decken und
auf großem Fuße leben zu können, verſchleuderte Schindler die Waren
und nahm Bankkredite auf das Lager. Nachdem Schindler ſo für 350
Millionen Mark Waren an ſich gebracht hatte, verſchwand er aus ſeinen
Hotel und ließ nur den leeren Koffer zurück. Sein Aufenthalt konnte
noch nicht ermittelt werden.
Kardinal Faulhaber in Amerika.
Kardinal Faulhaber hat die erſte briefliche Nachricht nach
München gelangen laſſen. Der Erzbiſchof kam nach 13tägiger Ozean=
fahrt
auf dem Dampfer Bayern der Hamburg=Amerika=Linie am
19. April in New=York an. Im allgemeinen war die Fahrt von gutem
Wetter begleitet, nur zeitweilig wehte kalter Nordwind, beſonders in
der Gegend der Eisberge, die am 15. April paſſiert wurde an
jenem Datum, an dem ſeinerzeit die Titanic das Opfer eines ſchwim=
menden
Rieſen wurde. An einem Reiſetag herrſchte auch ſchwerer
Seeſturm. Am letzten Tage hielt der Kirchenfürſt für die katholiſchen
Fahrgäſte des Schiffes einen Dankgottesdienſt, wobei er die Seefahrt
des Apoſtels Paulus zum Thema ſeiner Predigt machte und den vielen
Auswanderern, die mit banger Sorge einer ungewiſſen Zukunft ent=
gegenſehen
, Mut und Gottvertrauen einflößte. Schon auf hoher See,

noch 600 Meilen von New=York entfernt, hatte der Kardinal einen
radiotelegraphiſchen Willkommgruß des Empfangskomitees aus den öſt=
lichen
Vereinigten Staaten empfangen; außerdem fuhren amerikaniſche
Freunde auf einem kleinen Dampfer eine Stunde der Bayern zu=
Begrüßung entgegen, an deren Bord auch Botſchaftsrat Dickhoff von
der deutſchen Botſchaft in Waſhington kam. An der Landungsbrück=
wurde
der Kardinal durch Stadtrat Hulbert namens der Stadt New=
York als Geſandter, des Friedens und der Verſöhnung begrüßt. Deit
Kraftwagen, der den Gaſt zum Biſchofshof und zur Kathedrale St
Patrie brachte, begleiteten Motorradfahrer, die deutſche und amerikan:
ſche Standarten trugen. Die großen Zeitungen brachten Willkomm=
grüße
und vielfach auch das Bild des Kardinals, der in Brooklyu in
engliſcher und deutſcher Sprache predigte und in New=York vor einer
Maſſenverſammlong ſprach.
Sport, Spiel und Turnen.
Das 100 Km. Mannſchaftsrennen auf der Mainzeu
Rennbahn.
Das 100 Km. Mannſchaftsrennen, das Hugo Walkenhorſt mit
Wannemacher=Mainz als Partner am vergangenen Sonntag auf der
Mainzer Rennbahn beſtritt, ſah den jungen Darmſtädter Meiſterfahrer
zu Anfang des Rennens ſtets in Front, bis er durch doppeltes Pech,
Gabel= und Lenkerbruch das Rennen bei 60 Km. aufgeben mußte,
außerdem ſich durch Sturz erhebliche Verletzungen zuzog. Walkenhorſt,
der ſich in beſter Form befindet, fuhr ein ſchneidiges Rennen und hielt
durch ſeine überraſchenden, ſchnellen Spurts das Feld ſtets in Auf
regung, vom Publikum noch lebhaft angefeuert. In der 10. Runde,
als Walkenhorſt eben abgelöſt wurde, wird für den Erſten der nächſten
Runde eine Prämie ausgeſetzt. Kurz entſchloſſen ſchwingt ſich Walken=
horſt
wieder auf ſeine Maſchine, eilt dem Feld nach und unter dem
Jubel der Zuſchauer hat er ſich dieſe Prämie noch geſichert. Alle 20
Km. iſt eine beſondere Wertung eingefetzt, die ſich Walkenhorſt eben=
falls
zu ſichern weiß. Die zweite Wertung bei 40 Km. muß er jedoch
ziehen laſſen, da man ihn ſachgemäß in die Mitte genommen und ſo
kaltgeſtellt hatte. Bei 50 Km. ereilt W. ein Gabelbruch, ſo daß er das
Rennen auf der Maſchine ſeines Partners weiterfahren muß. Kurz
vor der dritten Wertung (60 Km.) trat dann das Ereignis ein,
da=
Walkenhorſt für dieſen Tag aus dem Rennen brachte. Eben ſetzt
wieder zum energiſchen Spurt ein, als ihm an der fremden Maſchine
der Lenker abreiſt und er zum Sturz kommt, zwei weitere Fahrer
gehen über ihn weg. Hoffen wir, daß die Verletzungen bald ausge=
heilt
ſind und wir Hugo Walkenhorſt bei Rund um Darmſtadt am
Siewener.
Start ſehen.
Fauſtball.
* Nachdem nunmehr die Meiſterſchaftsſpiele im Fauſtball der Klaſſe 4
innerhalb der Turagaue beendet ſind, bringt uns der kommende Sonn=
tag
(13. Mai) auf dem Platze der T. G. D. 1246 am Finanzamt eine Aus=
leſe
in dieſen Spielen; handelt es ſich hier doch um die Verbandsmeiſter=
ſchaft
des 2. Gauverbands im 9. Turnkreis der D. T. Von vier ver=
ſchiedenen
Gauen treten ſich die Gaumeiſter gegenüber, und ſoerden dabei
ſpannende und intereſſante Kämpfe zu erwarten ſein. Der Sieger von
dieſen Spielen tritt dann um die Kreismeiſterſchaft an. Der Main=
Rhein=Gou wird in dieſem Jahre von der eifrigen Mannſchaft des
Turnerbundes Nauheim vertreten. Hoffentlich gelingt es der Mann=
ſchaft
, ſich tapfer durchzuſchlagen, um ſich dadurch den Titel Verbands
meiſter zu ſichern. Die Spiele beginnen um 2 Uhr nachmittags un
ſtehen unter der Leitung des Verbandsſpielwarts Clauſius=Aſchaffenburg.
Um 9 Uhr vormittags findet auf demſelben Platze die Fortſeßung
der Spiele um die B=Meiſterſchaft des Main=Rhein=Gaues ſtatt. Die
Siegerliſte weiſt gegen das Vorjahr eine ziemliche Verſchiebung auf, und
werden alle Manwſchaften ihre ganzen Kräfte einſetzen, um nicht die
errungenen Punkte wieder abgeben zu miſſen. Ein Beſuch dieſer Spiele
iſt ſehr zu empfehlen, beſonders denen, die es mit einem ſchönen und
ruhigen Raſenſpiel gerne zu tun haben.
Sportvereinigung 04=ArheilgenT. V. Sprend=
lingen
2:1 (2:0).
* Bei beſten Witterungsverhältniſſen fand am Samstag abend um
6 Uhr das Rückſpiel obiger Mannſchaften auf dem ſchön gelegenen Sport=
platz
Arheilger Mühlchen ſtatt. Im allgemeinen erartete man eine
Abfuhr der Arheilger, ging doch das Vorſpiel 4:3 ſehr knapp für die
Sportvereinigung aus; aber wiederum war es em Wille. Das Spiel
war im ganzen gut, und konnte die Sportvereinigung bis zur Halbzeit
als der Beſſere bezeichnet werden. Schon beim Antritt ſah man gutes
Können bsider Parteien, und folgte mit Ueberraſchung in der zehnten
Minute ein Tor für Auheilgen, das Heib durch Vorlage derwandelte.
Nach verſchiedenen Angriffen beiderſeits wurde ein faires Spiel mi
ſpannenden Momenten geliefert, und Spreüdlingen gintg mit aller
Evergie und Durchſchlagskraft ans Werk. Jedoch waren Weſp und
Stork, vereint mit dem Torhüter Völger, auf der Höhe und ſchufen ſo
ein Plus ihrer Mannſchaft. Endlich gelang es Büttner mit prächtige=
Schlage das Reſultat auf 2:0 zu ſtellen, das bis zur Pauſe unveränder
blieb. Nach Wiederbeginn ſah man Sprendlingen mächtig im Angriff.
In wechſelndem Spiele zeigten wieder beide Mannſchaften guten Fut
ball, da beide Hintermannſchaften ihrer Aufgabe gewachſen waren. Die
letzten 25 Minuten ſahen die Sprendlinger mehr im Angriff. Am beſten
konnten der rechte Verteidiger Dexheimer, ſowie Mittelläufer Schicke=
danz
und Mittelſtürmer Walter gefallen. Arheilgen hat letzten Endes
der geſamten Elf den Sieg zu vedanken. Die Begegnung am Sonntag
auf dem Arheilger Mühlchen gegen V. f. R. dürfte intereſſierend wirken.
Nur wäre es ratſam, wenn der Spielbeginn ſpäter als 5 Uhr gelegt
würde.
H.
Nd. Turngemeinde Beſſungen 1865, e. V. Der Familien=
abend
der Singmannſchaft der T.G.B. iſt ein neues Ruhmesblatt in der
Geſchichte dieſer Abteilung. Die mit warmem Empfinden für echtes
Deutſchtum, für das deutſche Lied und vor allem auch für unſere be=
drängten
Brüder und Schweſtern am Rhein und an der Ruhr gehaltene
Begrüßungsanſprache bildete den würdigen Auftakt zu einer Vortrags=
folge
, wie ſie wohl ſelten eine derartige Veranſtaltung aufzuweiſen
hatte. Im Vordergrund der Darbietungen ſtand, dem Charakter der
Singmannſchaft entſprechend, der Geſang. Die Sänger zeigten wieder
einmal, was man unter der Leitung eines tüchtigen, von hohen Idealen
für ſeine Kunſt und für den deutſchen Männergeſang beſeelten Dirigen=
ten
, wie Herrn Kapellmeiſter Fr. Fiſcher, zu leiſten vermag. Das
gut ausgeglichene Stimmenmaterial des Chors kam bei den einzelnen
Geſangsvorträgen prachtvoll zur Entfaltung. Konzertſängerin, Fräu=
lein
Paula Löſch, verſtand es auch diesmal meiſterhaft, ſich die Herzen
ihrer Zuhörer, zu erſchließen, und ein von Turnwart Rühl mit diel
Verſtändnis eingeübter, von acht Turnerinnen in anmutigem Dirndl
koſtüm aufgeführter Volkstanz, der dem Auge des Zuſchauers ein ent=
zückendes
Bild bot, gewann noch durch die geſangliche Begleitung von
Fräulein Löſch. Ein Meiſter der Rezitationskunſt iſt unbeſtritten
Turner Hanauer; ſeine Vorträge, ob ernſter oder heiterer Natur,
verfehlen ihre Wirkung auf die Zuhörer niemals. Eine angenehme Ab=
wechſlung
im Programm wurde auch in Geſtalt einer von drei Damen,
Frl. Kling, Beck, Geyer und Turner Weinehl getanzten,
äußerſt beifällig aufgenommenen Rokoko=Gavotte geboten. Zwei dank=
bare
Duette wurden von den Turnern Liebig und Kehmptzow
zum Vortrag gebracht. Turnwart Scheerer trug mit ſeiner Barren=
riege
ebenfalls weſentlich zur Verſchönerung des Abends bei. Den Ab=
ſchluß
des ganzen bildete das Singſpiel Der Herr Poſtdirektor das
alle Erwartungen weit übertraf. Sämtliche Mitwirkenden, die durch=
weg
über prächtige Stimmen verfügen, gaben ihr Beſtes her, um der
Aufführung zu dem Erfolg zu verhelfen, der ihr in reichſtem Maße
zuteil wurde. Alles in allem kann die Singmannſchaft mit Befriedi=
gung
auf den wohlgelungenen Abend zurückſchauen.

Gültige Lebensmittelmarken vom 10. bis 15. Mai 1923.
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10 Uhr (C 23; für diejenigen C=Mieter, die zugleich Zuſatzmiete 1II
haben, Schauſpielmiete C 11): König Nikolo. Orpheum, An=
Herrngarten= vorm
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1 1 Uhr Promenadekonzert. Ludwigshöhe; nachm. 4 Uhr
Konzert. Sportplatz=Neſtaurant am Böllenfallwor: Roi=
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.
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Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und
Virtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Stadt und Land
Reich und Ausland: MaxStreefe; für den Inſeratenteil: Paul
Lange ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rymmer hat 8 Geiten.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Tenne si!

limitter 128.

Das Griesheimer Haus.
Von
Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verboten).
7)
Jene acht Mann, welche auf Poſten um das Haus geſtanden
hatten und zuerſt unſichtbar geworden waren, berichteten un=
gefähr
folgendes: Einige Zeit nach der Einnahme ihrer Plätze
hätten nicht nur die Vorder=, ſondern auch die Hinterpoſten ein
ſich näherndes, immer zunehmendes Geräuſch vernommen, wie
wenn etwas mit Gewalt durch das Heckenholz dringen wollte;
beim Näherkommen wäre ein dumpfes Aechzen gehört und bei
plötzlich ringsum im Walde aus der Erde hervorzuckenden
Flämmchen ein großer, mit Haaren bedeckter Klumpen deutlich
geſehen worden, der ächzend ſeine wälzende Bewegung gegen
das Haus hin fortgeſetzt habe. Sie hätten ſich in dieſer Lage
wenig beſonnen und der Inſtruktion gemäß auf den etwa nur
noch fünfundzwangzig Schritte entfernten Klumpen Feuer ge=
geben
. Nach dem Schießen ſei alles ſtille geweſen und die frühere
Ruhe und Dunkelheit wieder eingetreten; ſie hätten jedoch im
Bewußtſein, ihre Schuldigkeit getan zu haben, vorgezogen, ihre
Reträte zu nehmen, nicht aber in das Haus, ſondern ſoweit als
möglich davon weg; denn hätten ſie ſich bei der noch nicht abge=
laufenen
Ablöſungszeit abermals dort eingefunden, ſo würden
ſie von ihrem Kommandanten, der ſein Wort zu halten pflegte,
ſicherlich niedergeſchoſſen worden ſein, während ſie, bei bereits
doch beſtandener Todesgefahr, auf dem gewählten Weg mit heiler
Haut doch davongekommen wären. Von ähnlichen Anſichten
waren die übrigen Dragoner ausgegangen, welche ſich in aller
Stille allmählig abſentiert hatten.
Von einer etwaigen Entſchuldigung jener Ausreißer, ſowie
von einer Beſtrafung derſelben hat man nicht das Mindeſte ver=
nehmen
können. Ebenſowenig weiß man von den Folgen des
damals von dem Rittmeiſter Fuchs ſeinem gnädigſten Landgra=
fen
gemachten Rapports und den ferneren Schickſalen jenes
Haudegens.
Tatſache aber iſt, daß nicht lange nach dieſer Begebenheit das
Griesheimer Jägerhaus abgebrochen wurde.

Soweit unſer Manuſkript. Wir überlaſſen dem ge i 2
Leſer, ſo viel oder ſo wenig davon zu glauben, als er für gut
findet, verſichern aber nochmals, daß wir in dem Nacherzählen
mit ſeltener Gewiſſenhaftigkeit zu Werke gegangen ſind, was ge=
wiß
alle Anerkennung verdient, wenn man erwägt, daß grade Ge=
ſpenſtererzählungen
faſt unwiederſtehlich des Berichterſtattenden
Phantaſie zu neuen Schöpfungen in die Schranken fordern. Eben=
ſo
enthalten wir uns eines jeden Erklärungsverſuches, weil kei=
ner
genügend ſein würde, obwohl wir manches von funkeläugigen
Eulen und von dem ſcharfen Luftzuge an acht um das erhöht
gelegene Jägerhaus zuſammentreffenden Schneiſen anführen
könnten; ſelbſt der haarige Klumpen ließe ſich ganz artig für eine
alte Bache erklären, die auf die Karabinerſchüſſe der Dragoner
das Beiſpiel eines klüglichen Rückzuges gab; allein es bliebe doch
immer die Illumination bei verſchloſſenen Läden, das freiwillige
Erlöſchen der Lichter und die von ſelbſt ſich öffnenden und ſchlie=
ßenden
Türen und Fenſter. Wir erzählen daher ganz ſchlicht und
ſachgetreu nicht minder unerklärliche Tatſachen, welche ſich mehr
oder minder lange nach dem Abbruch des Hauſes zutrugen, und
zu deren Kenntnis wir durch eifriges Nachfragen bei glaubtvür=
digen
Einwohnern der benachbarten Ortſchaften gelangt ſind.
Obgleich der unfern des Hügels vorbeiführende, ſogenannte
Mühlweg von den Landleuten nach Einbruch der Nacht ſorgfäl=
tig
gemieden wurde, ſo wollte doch der Zufall, daß ein wohl=
habender
Bauer aus G mit Namen M . . . ., der mit ſei=
ner
Mehlfuhre aus dem Mühltal zurückkehrte, von der Nacht
überraſcht ward, als er kaum am Eingange des Waldes an=
gelangt
war. Freilich grauſte ihm vor der ſchauerlichen Stelle,
an der er vorüberkommen mußte: ſein Vater war unter den Tag=
löhnern
geweſen, die das Griesheimer Haus hatten abtragen hel=
fen
, und es wäre uns viel wert, wenn wir alle Geſchichten wüß=
ten
, die dieſer des Abends bei einer Pfeife Tabak ſeinen Kindern
zu erzählen pflegte: wie geſagt, es war ihm juſt nicht ganz
geheuer zu Mute, allein nicht nur ein paar Gläschen Doppelküm=
mel
, die er in Eberſtadt gegen die neblige Herbſtluft zu ſich ge=
nommen
hatte, ſondern auch das Vertrauen auf ſeine zwei tüch=
tigen
Füchſe und ſein gutes Gewiſſen bewirkten, daß er nach kur=
zem
Bedenken weiter fuhr, jedoch nicht ohne manchmal links und
rechts zu blicken. Im Walde ſtieg ein ſo dichter Nebel auf, daß
er kaum die Ohren ſeiner Pferde unterſcheiden konnte; allein er

7 tiie d.n Teg zu eut, a’s daß er hätte fehl fahren können, und
ſo fuhr er denn langſam in Gottes Namen weiter.
Zwiſchen zehn und elf Uhr derſelben Nacht hörte der Bauer
K 2) in Pfungſtadt vor ſeinem Hauſe ein Getrappel, wie von
Pferden, und ein langſames Rollen, wie das eines ſchwer be=
adenen
Wagens. Neugierig, wer noch ſo ſpät vom Kartoffel=
fahren
heimkehre, öffnete er das Fenſter und ſah beim matten
Mondenſcheine einen mit Säcken beladenen Wagen, mit den zwei
Füchſen beſpannt, die er vor noch nicht drei Wochen an ſeinen
guten Freund und Gevatter M. . . . in G. . .. verkauft hatte. Zu=
fällig
hatte auch er desſelben Tages eine Fuhre ins Mühltal ge=
tan
und Jenen dort geſehen; mit Kopfſchütteln über den uner=
warteten
Beſuch ging er daher hinaus und öffnete das Hoftor,
um ihn einzulaſſen. Sein Befremden ging aber in Erſtaunen
über, als er weder von ihm, noch von einer anderen Menſchen=
eele
eine Spur bei dem Wagen ſah; die Mehlſäcke lagen in der
größen Unordnung, zum Teil mit halbverſchüttetem Inhalt,
durcheinander, und die Pferde ſtanden zitternd und trieften von
Schweiß. Sein Rufen brachte alle Bewohner des Hauſes auf
die Beine; Jeder hatte ſeine eigene Anſicht von der Sache, bis
der Nachtwächter, ein Mann, begabt mit jener Umſicht, wie man
ie nur bei Nachtwächtern findet, mit Spieß und Laterne erſchien,
und die entſcheidende Erklärung von ſich gab, daß M. entweder
von Räubern die in den damaligen Kriegsjahren noch mehr
an der Tagesordnung waren angefallen worden, oder was er
eher zu glauben geneigt ſei, am Griesheimer Haus einen
Schrecken geſehen habe‟. Zugleich ſtimmte er dafür, einen
Verſuch zu deſſen freilich nicht wahrſcheinlicher Rettung zu
machen, dem er vorausleuchten würde, wenn ihn ſein Beruf nicht
im Orte feſthielte!
(Fortſetzung folgt.)
2) Friedrich Hild (17831847), führt in der ebenfalls vom
Griesheimer Haus handelnden Erzählung Der geſpenſtige Oberförſter
(abgedruckt in Niebergalls Geſammelten Erzählungen herausgegeben
von Franz Harres, S. 120126, und in Hilds Landgrafengeſchichten
S. 6470) einen Oberförſter K..." (Johann Valentin Kraft) und
einen am Griesheimer Haus erſchoſſenen Oberförſter M . . . an. Dieſe
Uebereinſtimmung der Namensabkürzungen iſt auffallend und ſpricht
dafür, daß Niebergall auch die Hildſchen Aufzeichnungen gekannt hat,
die ebenfalls für den Erbgroßherzog niedergeſchrieben worden waren
und diejenigen Bekkers ergänzen und berichtigen ſollten.

Statt Karten

Hans Ohl, Bankprokuriſt
Eliſabeth Schnellbacher
beehren ſich ihre am Samstag, den 12. Mai,
nachmittags 2½/ Uhr, in der Schloßkirche ſtatt=
findende
Trauung anzuzeigen
Hotel Prinz Karl
1 12941

Todes=Anzeige.
Dienstag Abend 7 Uhr entſchlief
ſanft nach langem Leiden unſere
liebe Mutter
Frau

Tch beehre mich meine Verlobung mit
Fräulein Elſe Heim, Tochter des verſt.
Fabrikanten Herrn Georg Heim und ſeiner
Frau Gemahlin Anna, geb. Goebel, ergebenſt
anzuzeigen.
Oipl.=Ing. Philipp Ludwig
Regierungsbauführer

D

Ober=Ramſtadt Nieder=Modau
10. Mai 1923

U1305 )

Ihre am Samstag, 12. Mai,
2 nachmitt. /3 Uhr, in der
Martinskirche stattfindende
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Tel. 1210. (13100

Erika= Gchreib=
maſchine
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u. H115 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. ( Ing.
3791

Todes=Anzeige.
Heute Morgen entſchlief janft nach längerem
ſchweren mit großer Geduld ertragenem Leiden
mein lieber, guter Mann, unſer lieber Vater und
Großvater
joſef Bender
im 56. Lebensjahre.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Noſa Bender, geb. Felhauer
Willi Bender, Frau u. Kind.
Darmſtadt, den 9. Mai 1923, Friedrichſtr. 26.
Die Beerdigung findet auf Wunſch des Verſtorbenen
in aller Stille auf dem Waldfriedhof ſtatt. (*13059

Wwe., geb. Storck.

Darmſtadt, Arheilgerſtr. 52.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 11. Mai, nachm. 3 Uhr, auf
dem alten Friedhof ſtatt.
Von Blumenſpenden bittet man
Ki
(*13098
abzuſehen.

Dankſagung.
Für die überaus vielen Beweiſe
herzlicher Teilnahme bei dem Heim=
gange
unſerer lieben
Klara
ſagen wir all denen, die ihr die
letzte Ehre erwieſen haben, ſowie
für die vielen Blumenſpenden unſern
(*13030
innigſten Dank.
Familie Johann Jäger
nebſt Bräutigam Karl Heß.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz= Teilnahme bei dem Heim=
gange
meines lieben Mannes
und Vaters, ebenſo für die
zahlreichen Blumenſpenden,
agen wir allen unſeren innig=
ſten
Dank.
(B3816
Frau Anton Mayer.
Darmſtadt, den 9. Mai 1923.

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Handel und Wandel in Heſſen.
h. Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg A.=
G., Darmſtadt. Das Bezugsrecht auf die neuen Aktien iſt bis zum
26. Mai d. Js. auszuüben in Mannheim bei der Rheiniſchen Kredit=
bank
und der Mannheimer Bank, in Darmſtadt bei der Filiale der Deut=
ſchen
Bamk, in Fvankfurt bei den Filjalen der Deutſchen Bank und der
Darmſtädter und Nationalbank und dem Bankhaus M. Hohenemſer.
Auf 2000 M. alte Stammaktiem können 1000 Mk. neue Stamaktien
zum Kurſe von 230 Prozent zuzüglich einer Pauſchale für Bezugsrechts=
und Börſenſteuer, die für das Geſchäftsjahr 1922/23 dividendenberechtigt
ſind, bezogem werden.
h. Heinrich Kaiſer, Waggonbau und Maſchinen=
fabrik
A.G., Offenbach a. M. Einer auf den 26. Mai einzube=
rufendem
außerordentlichen Generalverſammlung wird Erhöhung des
Aktienkapitals um 16 auf 35 Millionen Mk. vorgeſchlagen
Heyligenſtacdt u. Comp. A.=G.,
Werkzeug=
maſchinenfabrik
u. Eiſengießerei, Gießen. Die
Generalverſammlung ſetzt die Dividende auf 200 Proz. feſt und beſchloß
Kapitalserhöhung um 8 Millionen Stamm=Aktien, von denen 4 Mil=
lionen
im Verhältnis 2:1 den alten Aktionären zum Bezug angeboten
und der Reſt zu Gunſten der Geſellſchaft verwertet werden ſollen. Fer=
ner
werden 9 Millionen Mark Genußſcheine ausgegeben, die im Ver=
hältnis
1:1 zum Bezug angeboten werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Tellus A.=G. für Bergbau= und Hütten= Indu=
ſtrie
, Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft bringt 100 Prozent
Dividende zur Auszahlung und beſchloß Kapitalserhöhung um 30 Mill.
ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigte Stamm=Aktien auf 80 Millionen
Mark Stamm=Aktien. Ein Teil der neuen Aktien wird den alten
Stamm= und Vorzugs=Aktionären im Verhältnis 4:1 zu 1100 Prozent
zum Bezuge angeboten werden. Der verbleibende Reſt ſoll im Ju=
tereſſe
der Geſellſchaft Verwendung finden. Das Stimmrecht der be=
ſtehenden
Vorzugsaktien wurde vom 10= auf das 15fache erhöht und
der Gegenſtand des Unternehmens dahin erweitert, daß es berechtigt iſt,
Bank= und Börſengeſchäfte für eigene und fremde Rechnung zu be=
tätigen
.
wb. Die a. v. G.=V. der Guſtav Colshorn. A. G. Frank=
furt
m. M. beſchloß gemäß dem Antrag der Verwaltung die Erhöhung
des Aktienkapitals von 8,5 auf 20,5 Millionen Mk. Die neuen Aktien
werden von einem unter Führung der Bankfiuma Paul Straßburger
u. Co. ſtehenden Konſortium übernommen, das den Beſitzern der alten
Aktien ein Bezugsrecht im Verhältnis von 4:3 zum Kurſe von 600 Proz.
anbietet. Die reſtlichen Akden werden im Intereſſe der Guſtav Cols=
horn
A. G. verwertet.
Maſchinen= und Armaturenfabrik vormals H.
Breuer u. Co., Höchſt. Die Geſellſchaft verteilte aus 131,3 Mil=
lionen
Mark Reingewinn 100 Proz. Dividende. Der Geſchäftsgang ſei
allgemein befriedigend geweſen und ein nennenswerter Teil des Gewin=
nes
rühre aus Auslandsgeſchäften her. Eine volle Verſicherung der An=
lagewerte
ſei nicht mehr möglich.
* Bleiſtiftfabrik vormals Johann Faber A.=G.,
Nürnberg. Die Geſellſchaft, die für das abgelaufene Geſchäftsjahr
100 Prozent Dividende verteilt, beſchloß im April eine Kapitalserhöh=
ung
um 19 Millionen Mark Stamm= und 600 000 Mark Vorzugs=
Aktien. Von den Stamm=Aktien werden nunmehr den alten Aktionären
14 Millionen im Verhältnis 3:2 zu 2000 Prozent angeboten. Die Be=
zugsrechtsſteuer
trägt die Geſellſchaft ſelbſt.
Bingwerke vorm. Gebr. Bing A.=G., Nürnberg.
Die Geſellſchaft, die im abgelaufenen Geſchäftsjahr ihr Aktien=Kapital
bis zu 215 Millionen Stamm=Aktien erhöht hatte, ſchlägt neuerdings
eine Kapitalserhöhung um 75 Millionen Stamm=Aktien auf 290 Mil=
lionen
Stamm=Aktien vor. 40 Millionen der ab 1. Januar 1923 divi=
dendeberechtigten
neuen Aktien ſollen den Aktionären im Verhältnis
5:1 zu 200 Prozent angeboten werden. Die Geſellſchaft erzielte im
abgelaufenen Geſchäftsjahre einen Reingewinn von 480 Millionen Mk.,
aus dem eine Dividende von 150 Prozent beantragt wird. Für Werk=
erhaltungs
=Konto ſollen 200 Millionen Mark, für Geſellſchafts= Einrich=
tungen
80 Millionen Mark zurückgeſtellt werden. Der Geſamtbeſitz an
Beteiligungen bei etwa 30 Tochtergeſellſchaften und ſämtlichen Anlagen
iſt auf eine Mark abgeſchrieben.
h Berlin=Karbsruher Induſtriewerke A. G. Nach
Rückſtellung von 85 Millionen Mk. für Werkserneuerung und Abſchre
bung von 144 Millionen Mk. verbleibt ein Reingetvinn von 92,75 (12,2
Millionen Mark, aus dem 250 (30) Prozent Dividende ausgeſchüttet
und der Penſionskaſſe 10 Millionen Mk. zugeführt werden.

Handeisblatt

Dividendenvorſchläge.
h. Die Emag, Elektrizitäts=A. G., Frankfurt a. M.
konnte infolge Inbetriebnahme des fertiggeſtellten Neubaues die Pro=
duktion
weſentlich ſteigern und aus 32,74 Millionen Mk. Reingewinn
150 (22) Prozent Dividende vorſchlagen. Hapitalsenhöhung wird um
65 auf 110 Millionen Mk. beantragt. Der Auftragsbeſtand im neuen
Jahre ſichert für längere Zeit Beſchäftigung.
Frankfurter Lokalbahn A.=G., Frankfurt a. M.
Der Abſchluß für 1922 ergibt einen Reingewinn von Mark 2 131 227,
woraus 50 Proz. Dividende vorgeſchlagen wird.
* Frankfurter Maſchinenbau=A.=G. vormals Po=
korny
u. Wittekind, Frankfurt. Die Geſellſchaft ſchlägt 150
Prozent Dividende vor. Die Aktien des Unternehmens ſollen in den
offiziellen Verkehr der Berliner Börſe gebracht werden. Das derzeitige
Aktien=Kapital beträgt 66 Millionen Stamm= und 6 Millionen Mark
Vorzugs=Aktien mit achtfachem Stimmrecht.
h. Wilhelm Wolff. A. G., Pforzheim. Die Verwaltung
ſchlägt in anbetracht der unſicheren Verhältniſſe vor, auf Rückſtellungen,
abgeſehen einer Sonderrücklage von 2,5 Millionen Mk., zu verzichten
und 3,5 Goldmark 150 Prozent Diwidende zu verteilen. An Roh=
gewinn
wurden 174,45 Millionen Mark erzielt, die geſamten Unkoſten er=
forderten
108 Millionen Mk., abgeſchrieben werden 3,42 Millionen Mk.,
und auf neue Rechnung vorgetragen 1.03 Millionen Mk.
* Kollmar u. Jourdan A.=G., Uhrkettenfabrik
Pforzheim. Der Aufſichtsrat ſchlägt der am 2. Juni d8. Js. ſtatt=
findenden
Generalverſammlung die Verteilung einer Dividende von
1½ Goldmark 1050 Proz. vor. Als beſonderer Punkt der Tages=
ordnung
iſt die Ermächtigung der Selbſtverſicherung der Geſellſchaft zu
erwähnen.
Chemiſche Fabriken Helfenberg vormals
Eugen Dietrich A.=G., Helfenberg. Die Geſellſchaft ſchlägt
150 Proz. Dividende vor, ſowie Kapitalserhöhung von 15 auf 50
Millionen Mark in Form von 34 Millionen Mark Stamm= und einer
Million Mark Vorzugs=Aktien. Stamm= und Vorzugs=Aktionären wird
ein Bezugsrecht eingeräumt im Verhältnis 2:3 zu einem noch feſtzu=
ſtellenden
Bezugskurs. Der Reſt der Aktien ſoll im Intereſſe der Ge=
ſellſchaft
Verwendung finden.
* Lokomotivenfabrik Krauß u. Co. Die Geſellſchaft
chlägt, für das abgelaufene Geſchäftsjahr 100 Proz. Dividende vor
und beantragt Kapitalserhöhung um bis zu 40 Millionen Mark Stamm=
Aktien.
Heddernheimer Kupferwerke und Süddeutſche
Kabelwerke A.=G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft erzielte
einen Fabrikationsgewinn von Mark 485 287 066, ſo daß bei dem Vor=
trag
von Mark 722 092 ein Reingewinn von Mark 289 612 941 verbleibt,
woraus eine Dividende von 100 Prozent vorgeſchlagen wird.
Anleihen.
* Zprog. Heſſiſche Staatsanleihe vom 12. Febr.
1903, Serie VII, und 3½proz. Heſſiſche Staatsanleihe
vom 9. Mai 1893, Serie B. Die neuen Zinsbogen werden gegen
Rückgabe der Erneuerungsſcheine bei dem Heſſiſchen Staatsſchuldbuch=
amt
in Darmſtadt, dem Reichsbanbonſtalten und den Finanzkaſſen koſten=
frei
ausgegeben. Mit den Erneuerungsſcheinen iſt ein nach Nummern
geordnetes Verzeichnis zweifach zu liefern. Vordrucke hierzu bei den
Ausgabeſtellen unentgeltlich. Die Stücke zu 500 Mk. und 200 Mk. beider
Anleihen ſind zur Rückzahlung gekündigt.
25
Warenmagtte.
wb. Amtliche Notierungen d: Fuankfurter Ge=
treidebörſe
vom 9. Mai. Getreide, Hüilſeufrüchte und Biertreber
ohne Sack; Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. Alsbaldige
Lieferung. Parität Frankfurt a. M. Preis je 100 Kilo: Weizen Wetter=
auer
135140 000 Mk., Weizen mitteldeutſcher 155160 000 Mk., Roggen
130132000 Mk., Sommergerſte für Brauzwecke 110115 000 Mk., Hafer
mländiſcher 90110 000 Mi., Mais Laplata 145000 Mk., Mais mixed
140145 000 Mk., Weizemmehl ſüddeutſches Spezial Null 225250000
Mk. (bei Waggonladung ab Mühlenſtation), Roggenmehl 165180 000
Mk., Weizen= und Roggenkleie 6265 000 Mk. Tendenz: ſtetig.
wb. Berliner Produktenbericht. Im Zuſammenhang
mit dem Anziehen der Deviſenpreiſe geſtaltete ſich der Produktenverkehr
feſter. Eine Belebung des Geſchäftshatte dies aber nicht zur Folge.
Weizen war wenig ungeboten, aber auch von den Mühlen nur ſpärlich
gefragt. Erhöhte Forderungen waren kaum durchzuſetzen. Roggen
erzielte zum Teil etwas höhere Preiſe. Gerſte hatte ſtilles Geſchäft. Es
zeigte ſich einige Nachfrage ſeitens der Provinz. Die Umſätze in Hafer

waren gering. Nach dem Weſten zeigte ſich mehr Begehr. In Mais
wurden etwas höhere gehaltene Preiſe nur ſelten bewvilligt. Mehl wurde
zu gedrückten Preiſen aus zweiter Hand derkauft.

Dorſen.
wh. Frankfurter Börſenbericht vom 9. Mai. Die Ge=
ſchäftslage
bleibt unverändert. Zwar macht ſich am Deviſenmarkt in=
folge
der politiſchen Situation ein gewiſſer Peſſimismus hinſichtlich der
wveiteven Markentwicklung geltend, aber die Umſätze nehmen keinen
großen Umfang an. Der Dollar ſetzte vormittags mit etwa 37 690 ein,
zog ſpäterhin auf 37 800 an; bei einiger Nachfrage dann 38000. Im
freien Effektenverkehr war die Haltung feſt. Zunächſt war eine regere
Kaufneigung in verſchiedenen Spezialpapieren feſtzyſtellen, und die Um=
ſätze
von Bureau zu Bureau ſollen in Montanpapieren ziemlich lebhaft
geweſen ſein. Für Mansfelder, welche beſonders bevorzugt waren, wurde
ein Kurs von 6064000 im Verlaufe 65 500 geboten. Von den weſt=
lichen
Werten wurden Phöniz Gelſenkirchen begehrt. Sehr feſt lagen
Harpener, 275 000 genannt. Oberbedarf und Caro anziehend, für letztere
wurden 108 000 geboten. Mannesmann ſind ſehr geſucht. Von den
übrigen Schwankungswerten begegneten Scheideanſtalt lebhafter Nach=
rage
. Man nannte einen Kurs von 52 000; Anilinwerte erfuhren Kurs=
beſſerungen
. Auch i verſchiedenen Kaſſainduſtriepapieren herrſchte
eine feſtere Stimmung. Sehr gefragt blieben Eſchweiler und Riebeck=
Montan. Von Auslandspapieren ſtellten ſich Zolltürken auf 55 500, Bag=
dad
II 52000, lebhaft Anatolier I bei einem Kurs von zirka 125 000
genamnt. Oeſterr. Kredit 34 000. Schutzgebietsanleihe 12000. Dollar=
Schatzanweiſungen 37 000. Freiverkehrswerte hatten durchweg feſte
Kurſe inne. Man hörte Ufa 29 225, Jnag 13 500, Api 45 500, Beckerſtahl
30 500, Brown Boveri 16 225, Hanſa=Lloyd lebhaft 14 775, Krügershall
47 500, Grovag 1775.
wb. Berliner Börſenſtimmungsbild. Unter dem
Druck der unerfreulichen politiſchen Lage herrſchte für Deviſen eine feſte
Stmmung. Die Umſätze blieben aber ziemlich beſchränkt, da die Speku=
lation
wegen der bevorſtehenden Veröffentlichung der neuen Deviſen=
ordnung
ſich ausſchaltete. Bei ruhigem Verkehr zogen di
Preiſe be=
merkenswert
an, doch wurk
der verlangte Bedarf bei Feſt
tſtellung der
amtlichen Kurſe von der Reichsbank voll befriedigt. Am Effektenmmrft
beſtand rege Kaufluſt, namentlich für Montonwerte, Kaliwerte und für
Maſchinenfabrikation. Es wunrden durchweg höhere K
ſe genannt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 9. Mai.

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Donnerstag, den 10. Mai 1923.

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unte Talst Bismärck
T7nITTTTTTTITITT
Donnerstag, den 10. Mai
Extra-Konzert
der Hauskapelle (3806
Leitg.: Kapellmeister Ph. Fornoff
Diele: Stimmungsmusik

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nachmittags 4 Uhr, im unteren Saale des
Beamtenkaſinos der Firma E. Merck ſtatt=
(3831
findenden

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über die infolge Beſchlußunfähigkeit der
I. G.=V. nicht zur Erledigung gekommenen
Punkte der Tagesordnung:
2. Satzungsänderungen.
3. Erhöhung des Geſchäftsanteiles.
Darmſtadt, 9. Mai 1923.
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ſchneider
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1 Sattel mit Rückengeſchirr, 1 led.
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Hebladem. Hebkette, 1 Windeu. a.m.
Beſichtigung 1 Stunde vorher.
Darmſtadt, am 9. Mai 1923. (3821
Rerſteiger=
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Gerichtsvollzieher i. R. Mauerſtr. 1.

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Einträge in das Handelsregiſter B:
am 3. Mai 1923 bei der Firma: Heſſen=
kauf
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt:
Nach dem Beſchluß der Generalverſamm=
lung
vom 14. März 1923 ſoll das Grund=
kapital
um bis zu 5000 000 Mark, jedoch
mindeſtes um 3000000 Mark, erhöht
werden; am 4. Mai 1923 die Firma:
Schäwcco, Schokoladen= u. Zucker=
warengroßhandlung
, Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung, Sitz
Darmſtadt. Gegenſtand des Unterneh=
mens
: a) Vertrieb und Handel von
Schokolade und Zuckerwaren und aller
einſchlägigen Artikel, b) Errichtung und
Echaltung von Verkaufsſtellen ( Detail=
geſchäften
), auch die Beteiligung an
ſolchen und deren Finanzierung, c) Be=
teiligung
an Schokoladen= und Zucker=
waren
=Fabriken. Stammkapital: 500 000
Mark. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am
28. März 1923 feſtgeftellt. Geſchäfts=
führer
: Jakob Wilhelm Schäfer, Händler,
und Kaufmann Otto Welker, beide in
Darmſtadt. Die Geſchäftsführer können
die Geſellſchaft nur in Gemeinſchaft ver=
treten
. Die Bekanntmachungen der
Geſellſchaft erfolgen nur im Deutſchen
Reichsanzeiger.
(3798
Darmſtadt, den 4. Mai 1923.
Amtsgericht Darmſtadt I.

Silberne
Handtaſche
mit Fächer verloren
Abzugeben geg. gute
Belohnung auf dem
Fundbureau. (*13101

Bekanntmachung.
Gebe hiermit bekannt, daß Herr
N
N.
Arcitekt J. H. inand
aus meiner Firma ausgeſchieden iſt.
Wagver Architelt R9
G
O.e. Bagler, drchkett 9. J. A.
vorm. Wagner=Pinand Architekten,
(13087
Wilhelminenſtraße 35, I.

A Goschlechtaleiden
Blutuntersuchg. Ohne Berufsstörung. Kein Ouecksilber.
Aufkl. Brosch. Nr. 21 gegen Eins. von 1500 Mk.
29 Ambalz-
Spen.-Arut Dr. Hollaender G torlam
Frankfurt a. M., Bethmannstr. 5G.
2II1-41.7 Sonnt. 1012

Blumenthalſtraße 7.
Bekanntmachung.
Auf Grund des Geſetzes vom 27. März 1923 wurde die
Stufeneinteilung bei unſerer Kaſſe mit Wirkung vom 30. April
1923 ab wie folgt feſtgeſetzt:
Stufe 1 Grundlohn 400 bis zu einem tägl. Verdienſt von 400 Mk.

Anleihe der Sradt Darmſtadt.
Zeichnungs=Einladung
auf mündelſichere, zu 10%0 bis 182o verzinsliche Anleihe.
April= und Oktober=Zinſen.
Für die mit Genehmigung des Heſſiſchen Staates zur Ausgabe gelangende
Anleihe gelten folgende Bedingungen:
1. Zeichnungspreis: 100% unter Berechnung von 16 % Stückzinſen. Schlußſchein=
ſtempel
iſt vom 1. Erwerber nicht zu entrichten.
2. Zinsſatz: 2%o unter dem Reichsbankdiskontſatz, mindeſtens 10%, höchſten
18%= Maßgebend der jeweilige Diskontſatz am 1. März und 1. Sep=
tember
. Erſter Zinsſchein zu 16, Zinſen fällig am 1. Oktober 1923.
3. Stückelung: 10000, 20000, 50 000 und 100000 Mk.
4. Tilgung: Durch Rückkauf oder Verloſung ab 1. Oktober 1928 mit 3%0, zuzüglich
erſparter Zinſen. Geſamtkündigung bis 1. Oktober 1928 ausgeſchloſſen
Die Anleihe ſoll an der Frankfurter Börſe eingeführt werden.
Für die Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten aus dieſer Anleihe haftet di
Stadt Darmſtadt mit ihrem geſamten Vermögen. Sie beſitzt eigene Gas= und
Waſſerwerke, wertvollen Grundbeſiß und großen Waldbeſtand.
Ich lade hiermit zur Zeichnung ein, die in der Zeit vom 28. April bis
20. Mai ds. Js. erfolgen kann,
in Darmſtadt bei: Darmſtädter= und Nationalbank, K. a. A., Darmſtädter
Volksbank e. G. m. b. H., Deutſche Bank: Filiale Darmſtadt, Deutſche
Vereinsbank: Filiale Darmſtadt. Direktion der Diskontogeſellſchaft
Filiale Darmſtadt, Heſſiſche Girozentrale, Heſſiſche Landes=Hypotheken.
bank A.=G., Landesgenoſſenſchaftsbank e. G. m. b. H., Nauheim & Co.
und Städtiſche Sparkaſſe=
in
Frankfurt a. M. bei: Deutſche Vereinsbank Frankfurt a. M., J. Dreyfus
& Co., Frankſurter Bank, Lazard Speyer=Elliſſen.
Früherer Schluß bleibt vorbehalten.
(st3409
Darmſtadt, im April 1923.
Der Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt.
Dr. Gläſſing.

500
3
750

1250
5
2000


3000
v
5000

7500
v
9
10000
von mehr als 10800 Mk.
10
Der Beitrag beträgt ab 30. April 1923

600
900
1600

2400
3800
6 000
9000
10800
n
8½%o des Grund=

lohnes und iſt für jeden Kalenderrag zu zahlen.
Der Tagesverdienſt wird ermittelt, wenn man den geſamten
Wochen=, Monats= oder Jahresverdienſt
auch bei verkürzter
Arbeitszeit mit 7, 30 und 360 teilt.
Um eine obiger Einteilung entſprechende Einreihung vor=
nehmen
zu können, werden die Arbeitgeber erſucht, innerhalb
einer Woche die wöchentliche oder monatliche Arbeitsvergütung
einſchließlich Teuerungszulagen, Tantiemen, Naturalbezügen uſw.
aller bereits gemeldeten Perſonen der Kaſſe zur Kenntnis zu
bringen.
Erfolgt die Meldung nicht innerhalb obiger Friſt, ſo werden
die Beſchäftigten der ſäumigen Arbeitgeber bis zur ordnungs=
gemäßen
Meldung von dem Vorſtand einer Stufe zugeteilt, wie
die Verſicherten in anderen gleichartigen Betrieben. Rückerſtat=
tung
etwa hierdurch zuviel erhobener Beiträge findet laut geſetz=
licher
Vorſchrift nicht ſtatt.
Es wird dringend gebeten, die Namen der Verſicherten alpha=
betiſch
zu ordnen und nur eine Seite des Papiers zu beſchreiben;
auch bitten wir, ſtets den Vornamen und wo mehrere Verſicherte
gleichen Namens vorhanden, auch das Geburtsdatum oder wenig=
ſtens
das Alter mitanzugeben.
Sodann wird noch beſonders darauf hingewieſen, daß die
Beiträge von 4 zu 4, bezw. 5 Wochen erhoben werden, daß aber
dem Vorſtand, das geſetzliche Recht zuſteht, Abſchlagszahlungen
zu erheben.
Der Vorſtand der Kaſſe kann von Arbeitgebern, die mit der
Zahlung der Beiträge länger als 1 Woche im Verzug ſind, einen
Zuſchlag zu den Beiträgen erheben, der für jede Woche des Ver=
zugs
vom Beginn, der 2. Woche ab 10% vom Hundert des Bei=
trags
beträgt.
Die ſeither übliche ſchriftliche Mahnung kommt mit Wirkung
vom 30. April 1923 in Wegfall, an deren Stelle erfolgt eine
öffentliche Mahnung im Tagblatt‟, Heſſiſche Landeszeitung
(3796
und Volksfreund
Darmſtadt, den 7. Mai 1923

Der Vor
Knobl