A 2r Ich preise dich, HERR, nicht in Luther 1545.mein Gott vnd Seligmacher. Denn du hast mich erhoͤhet vnd lest meine Feinde sich nicht vber mich frewen.Ps 30,2.
Dabey mercke ich, das du einnicht in Luther 1545. gefallen an mir hast, das mein Feind vber mich nicht gauchzet.jauchzen wird: Luther 1545.Ps 41,12.
HERR, mein Gott, da ich schrey zu dir, machetestumachtest du. mich gesund.Ps 30,3. Du hast
mir meine klage verwandelt in einen reigen. Du hast mein sack ausgezogen vnd mich mit freuden geguͤrtet.Ps 30,12. Auff das dir lobsinge meine Ehre vnd nicht still werde. HErr, mein Gott, ich will dir dancken in ewigkeit.Ps 30,13.
Djese rede vnd wort fuͤre ich mit dem heiligen Propheten Dauid von hertzen vnd mit gantzem ernst von wegen der grossen guͤte vnd gnade Gottes,
welche er mir bewiesen vnd erzeiget hat in dem, das er mein seufftzen vnd gebet, mit welchem ich mich vleißiger vnd emsiger (one rhumb) als mit schreiben wider , bzw. . meinen Widersacher, hab eingelassen,engagiert. Vgl. . so gnedig vnd veterlich hat erhoͤret vnd jn dahin bracht, nachdem er fast biß in das sechste jar mit grewlichen, schmehenden vnd vnwarhafftigem schreiben
hefftig wider mich gewuͤtet vnd getobet, das er nun in diesem Buͤchlein selber die victoriam vnd triumph mir in die hende gegeben, seine eigene schand eroͤffnet vnd A 2v an tag bracht hat, auch sich selber eben mit denselbigen schreiben gnugsam beschuͤldiget, das er vmb sonst vnd vmb nichtest, on alle beweglichebewegende, belangvolle. Vgl.
kampff vnd streit erreget, die Vniuersitet zuruͤttet vnd die Kirch vnrugig gemacht, mein ampt vnd Lere aus blosser vnd gehessiger zunoͤtigungaufgenötigter Meinung. Vgl.
Das nu aber dem also sey vnd ich solcher meiner dancksagung vnd frolockung reiche vnd vberfluͤßigeübermäßige, überreiche. Vgl
gen seinem nechsten publicirten ausgegangenen Buͤchlein
vnd bemuͤhet, das er solche seine eigene vnehre decken vnd heimlich vom platzKampfplatz. Vgl.
Erstlich hat es nu demnach diese gelegenheit,Bewandtnis. Vgl.
in der Vniuersitet vnd Kir-A 3rchen von jedermenniglich vnstrefflichvon jedermenniglich unstrefflich = ohne dass irgend jemand einen Anlass zum Tadel gefunden hätte. das heilig Euangelium vnd Goͤttliche Schrifft vleißig vnd trewlich geleret vnd geprediget, entlich auch mit oͤffentlichem schreiben mich angegriffen, sieben Buͤchlein nach einander in Druck geben vnd publiciret.
hab druͤcken vnd ausgehen lassen,Davon lassen sich bislang identifizieren:
publiciret.Vgl.:
er aber solcher vnd so viel vberzeigeter vnwarheit sich nicht kan noch mag entbrechen,entziehen. Vgl.
kurtz vergangener zeit obengenantes deudsch Buͤchlein
Leutenmit seiner geringen, wenig ansehnlichen Gefolgschaft. Vgl.
Das demnach, nu es Gott mit meinen Widersacher also geschaffen, das erder Widersacher,
sich selbst schuldig macht sampt vnd neben meiner gruͤndlicher erweisung, habe ich ja reiche vnd gnugsamegenügende, hinreichende. Vgl.
HERR, du bist nicht ein Gott, dem Gottlos wesen gefelt. Wer boͤse ist,
bleibet nicht fuͤr dir.Ps 5,5 (die Anrede Ps 5,4).
A 4r Die RhumrettigenPrahler. Vgl.
Du bringest die Luͤgner umb. Der HERR hat grewel an den Blutgirigen vnd falschen.Ps 5,7.
Er hat eine gruben gegraben vnd ausgefuͤret Vnd ist in die gruben gefallen, die er gemacht hat.Ps 7,16.
Sein vngluͤck istwird: Luther 1545. auff seinen Kopff komen vnd sein freuel auff seine Scheitel.Scheitel fallen: Luther 1545.Ps 7,17.
Ich dancke dem HErr vmb seiner Gerechtigkeit willen vnd wil loben
den Namen des HErrn, des Allerhoͤhesten.Ps 7,18.
So viel vnd nicht mehr will ich kuͤrtzlich geantwortet haben auff das stillschweigen, des sich
Zum andern, was belanget den Titel des offtgemelten Buͤchleins Von Noͤtiger Gottseligkeit der Christen
,
Noͤtigen Gottseligkeit, welcher zuuor von vnser keinem nie gemeldet noch gereget,berührt, erwähnt. A 4v gleich als were es ein ding vnd kein vnterscheid zwischen diesen beiden, Noͤtigkeit der guten Werck Vnd Noͤtigkeit der Gottseligkeit, wie ich kurtz halbenkurtz halben = der Kürze wegen. solchen vnterscheid jtzunderjetzt. Vgl.
dazu vrsach gegeben wird. Da ich denn in sonderheit dazu brauchen werde den Spruch Pauli, da er saget: Vt sobrie, iuste et pie viuamus etc.Tit 2,12.
Das aber nu De Necessitate bonorum
mus abthun vnd fallen lassen deswegen, das er solchen Titel oder Proposition nicht ferner kan verfechten vnd darumb auch vom Platz weg thun mus, als mit welcher er keinen rhum erlangen vnd den Sieg mag erhalten. Denn da es jm in allen seinem thun vnd fuͤrhaben allein umb verfechtung dieser rede
operum – Von der Noͤtigkeit der guten WerckVon Noͤtigkeit der Werck
ist
zu thun gewesen, solte er ja billig dabey blieben sein, vnd was er einmal angefangen, hinausgefuͤret haben.
Aus diesem aber ist ja klerlich zu uerstehen vnd abzunemen (wie listig er auch solchs verdecket vnd B 1r vermenteltbemäntelt, verhüllt. Vgl.
ben damnireverurteile. vnd vnrecht mache.
Daß nu aber meinem Widersacher darzu komen ist, das er sich dieser Proposition von Noͤtigkeit der werck selber schemet, dieselbige weder im Titel noch in seinem gantzen Buͤchlein darff gebrauchen, die er doch zuuor bis ins sechste jar mit vielen Buͤchlein hat so streitig vnd hefftig verfochten, das ne
me ich ja auch billich zu grossem danck an vnd preise Gott im Himel, das er mein seufftzen vnd flehen so gnediglich erhoͤret vnd mich an meinem feinde meinen lust sehen lest, wie er mit seinem geringen rhum gemelte Proposition selber niderleget, ehe sie jm mit grosser schande genomen vnd abgedrungen werde.
Zum dritten, das ich auch zu seinem Buͤchlein komme vnd die fuͤrnemsten punckt vnd stuͤcke desselbigen kuͤrzlich vnd mit wenig worten anzihe,referiere, anführe. Vgl.
sein schreiben vberlesen,flüchtig durchgelesen, überflogen hatte. befunde ich fast fuͤrnemlich sein thun dahin gericht, weil er seine Noͤtigkeit der Werck nicht kan verteidigen, sondern so B 1v ehrlich mus niderlegen alswie. er sie auffgehaben hat, das er gleichwol einen stanckGestank, üblen Geruch; Verleumdung. Vgl.
beschmeisse,beschmutze, besudele. Vgl.
willkuͤrlich Indifferentia, Adiaphora vnd arbitraria mache, das gar nichtest daran gelegen, man thue gutes oder boͤses, man thue gute Werck oder gar keine. Darumb gibet er mir auch mit gleicher vnwarheit schuld, als lere vnd predige ich oͤffentlich: Ob einer gleich ein Bube,Schurke, Verbrecher. Vgl.
vnschedlich vnd vnuerdamlich. Vnd damit mir Gottes Gesetz vnd zehen Gebot nicht im wege stehen, so hebe ich dieselbigen auch auff, sage vnd lehre, das man die nicht leren noch jemandes in der Kirchen fuͤrhalten solle. Desgleichen, da mir auch in solcher lere die Augspurgische Confession entgegen, das ich dieselbige auch schelte fuͤr eine B 2r temporisirtezeitbedingte, vorübergehend gültige. vnd
vnbedachte Schrifft, verwerffe auch zugleich die alte vnd newe Confeßion vnd Repetition.Vgl. die entsprechenden Ausführungen bei
Solchs vnd dergleichen, wie er zuuor offtmals gethan, gibet er mir auffs newe itzunder wider schuld, allein aus gefastem haß vnd widerwillen, weil er mir mit grund vnd warheit nichtes strefflichs kann beybrengen, das er mit
solcher vnwarheit mir zusetze, bey fromen Christen der Lere wegen in verdacht brenge vnd einen boͤsen namen mache, so jn doch sein eigen gewissen uberzeuget, das er solchs alles felschlich auff mich ertichtet. Wie denn auch aus all meinen ausgegangenen Buͤchlein allen fromen Christen kundt vnd offenbar, das ich mit meinem
guten werck halben – Ob man sie thun sol oder nicht, ob sie Arbitraria, Adiaphora, Indifferentia vnd willkuͤrlich sind – sondern das sich vnser zwiespalt erstlich vnd anfenglich allein vber diesem woͤrtlein Necessitas, Noͤtigkeit, erhoben hat, als nemlich das die heilige Goͤttliche Schrifft solches woͤrtlein als zum Gesetz allein gehoͤrig von allen wercken, leben, thun vnd
wesen der new gebornen vnd ernewerten Christen durch den heiligen Geist absondere vnd deswegen auch solch woͤrtlein nicht dulden noch leiden wolle B 2v bey den Wercken der gnaden vnd fruͤchten des Geistes, das dis woͤrtlein von wegen der Natur vnd eigenschafft seiner rechten bedeutung solche der gnaden willige Werck mit den vnwilligen vnd ernoͤtigten Wercken des
Gesetzes vermische vnd vermenge, vnd also folgend auch den Artickel der Justification verunreinige vnd die Gewissen jrer gewisser zuuersicht vnd vertrawen zu Gott beraube, zu mehrem vnd weitern erkleren habe ich auch in allen meinen Streitschrifften eingefuͤret den gemeinen Consens aller alten Lerer von der Apostel zeit an, wie sie neben vnd mit der Schrifft gantz ein
hellig vnd einstimmig solch woͤrtlein Necessitas oder Noͤtigkeit allein des Gesetzes wercken zueigenzueignen. Vgl.
Christen waren guten wercken gebraucht wird, vnd nennet es Ambiguum, ineptum et absurdum, pariens multas speculationes, et propterea abolendum et explodendum.
Vgl.
vorigen Buͤchlein gnugsam erkleret vnd dargethan.
Die Augspurgische Confession betreffend, sage ich abermals, wie zuuor etlichmal von mir geschehen, das alles mit vnwarheit erticht sey, was mir desfalß mein Widersacher schuld gibet, vnd biete jm noch trotz, das er jrgend in einem stuͤck gruͤndlich auff mich erweise, das ich jemals etwas geleret oder
geschrieben, das derselben Confeßion, wie sie im 30. jar Carolo 5. vberantwort, zuwider sey. Da ich jm dargegen in etlichen viertzig stuͤcken in meiner andern Responsion, wie oben vermeldet, beschuͤldiget, welche fast alle vnd semptlich der ersten vberantworten Confeßion entgegen. Das aber
auff die Confeßion referiret vnd beruffet, mich aber dargegen von derselbigen abzusondern sich hoͤchlich bevleißiget, des hat er grosse vnd wichtige vrsachen, als nemlich, da er mich der Confeßion halben in verdacht setzet, sich indes mit derselbigen schmuͤcke, in einen Engel des Liechts verstelle,Vgl. II Kor 11,14. vnd also vnter der Confeßion als vnter dem huͤtlein spieleEr nutzt die Augsburger Konfession wie ein Trickbetrüger. vnd
seine jrrige Nagelneue, scolastische, Muͤnnchische vnd Papisti-B 3vsche Lehre one allen verdacht wider in die Kirchen Christi einfuͤren vnd als derals der = um so, desto. gluͤcklicher weit vnd fern anohne. jemandes widerstand vnd widersprechung ausbreite.
Nach dem sich nu aber
schreiben, wie zuuor in den andern, allein der vnwarheit on auffhoͤren bevleisset vnd darauff beruhet vnd sonst nichtes sonderlichs zu marck kan brengen,auf den Markt bringen kann, anzubieten/vorzubringen hat. Vgl.
stillschweigen niderlege, aber gleichwol, da er sonst nichts mehr thun kan, solchen stanck der zugemessenen vnwarheit hinder sich lasse. Welches ich alles dem fromen vnd getrewen Gott grossen danck weiß, das er diese streitige Sache entlich mit meinem Widersacher zu diesem ende vnd ausgang bracht hat, vnd bekennen mus, das mein seufftzen vnd beten mehr bey die
sem handel gethan vnd ausgericht hat als all mein schreiben vnd Gegenwehr.Vgl. oben Bl. A 2r.
Zum vierdten heuffet vnd mehret mein Widersacher in diesem newen Buͤchlein die andern vorigen Corruptelen vnd jrthumb, deren ich jm zuuor in B 4r meiner andern ResponsionVgl. oben Anm. 26. beschuldiget, mit etlichen andern newen
jrrigen leren, die nicht gering vnd zu uerachten, welche ich jtzunder aber nicht anzihe noch Confutire,widerlege. weil ich in dieser kurtzen verantwortung nicht im fuͤrnemen bin, mich mit
das er im niderlegen seines weitern streits vnd widerfechtung sich mit gemelten newen corruptelis also entbloͤsset, das ich nicht in zweiffel bin, es werden sich auch ander leute erfuͤr machen, welchen nach jrem beruff vnd ampt die verteidigung der reinen Lere vnd straffung alles des, was derselben entgegen, von Gott befohlen vnd aufferleget ist, vnd meinem
ich mich gleich auch zu ruge vnd stillschweigen begebe, solche vnd so viel zusamgeheuffte Corruptelas nicht werden gut sein lassen, aus vrsache, das dieselbigen fast alle auff den grossen Heuptpunckt vnser Religion, der Jnstification, gerichtet vnd mit vermischung Christi und Mosis, des Gesetzes vnn Euangelij, der Werck vnd des Glaubens, Deudschland der reinen Lere der
Gerechtigkeit fuͤr Gott allein aus dem Glauben ohn vnd ausserhalb aller Werck B 4v berauben vnd entbloͤssen vnd mit den alten Roͤmischen finsternissen wider bedecken.
Das ich abermals Gott billich hab zu dancken, das er es mit meinem Widersacher also hat geschaffen, das er von wegen seines verkarten sinns vnd sol
cher grober vnd greifflicher Jrthumb mehr als mich allein Widersprecher haben wird, die jm auch ohn zweiffel besser als ich begegnen vnd widerstehen werden.
Zum fuͤnfften ist das auch gnugsam beweislich, das mein
jtzt new gedruckten Buͤchlein die Hauptsach der Necessitet oder Noͤtigkeit der guten Werck sincken vnd fallen lest, sondern auch, was er derselbigen als beystendig vnd huͤlfflich angehenget, als nemlich Immutabilem Dei voluntatem, vt rationalis creatura obediat Deo – den vnwandelbaren willen Gottes, das die vernuͤnfftige Creatur Gott gehorsam leiste; weil jm diese
seine vngereumbteungereimte, unlogische. rede von mir auch gnugsam genomen, leget er sie in diesem Buͤchlein auch nider, aber damit es heimlich zugehe vnd nicht vielleicht jemandsjemand es. mercke, setzet er an jre stete die Proposition, das es sey Immutabilis voluntas Dei, der unwandelbare wille Gottes, das der Mensch an C 1r Christum, den Son Gottes, gleube; das heist ja, mein ich, die wort
redlich im maul vmbgekeret, sich selber in die zungen gebissen vnd selber reuociretwiderrufen. vnd jm selbst widersprochen.
Also auch wie er mir in seinen vorigen Streitbuͤchlein hart hat wollen zusetzen mit den zehen Geboten, mit denselbigen auff die newgebornen waren Christen zu dringen vnd noͤtigen zu guten wercken, da er daran auch nichtes
kann erhalten vnd gleichwol auch nicht gern wolt von jederman gespuͤret vnd vermercket haben, wie er sie las fallen, menget er wuͤnderlich vnd seltzam die Gesetzlichen vnd Euangelischen, Mosis vnd Christi gebot vntereinander, das niemand weis, wer Koch oder Keller ist,Redensartlich: Koch oder Kellner. Betrifft mangelnde Transparenz der Rollen bzw. Dienstpflichten oder Zuständigkeiten. vnd meines erachtens er sich selber auch nicht verstehet oder verstehen wil.
Daß nu Gott abermal darzu bracht hat, das sich
Sie haben mich gedrenget, aber sie haben mich nicht vbermocht.überwunden. Vgl. Ps 129,2.
C 1v Die Pfluͤger haben auff meinem ruͤcken geackert vnd jre
Fͤurch lang gezogen.Ps 129,3.
Der HERR, der gerecht ist, hat der Gottlosen Seile abgehawen.Ps 129,4.
Das sie muͤssen zu schanden werden vnd zu ruͤck keren.Vgl. Ps 129,5 (Luther 1545): Ah das muͤssen zu schanden werden vnd zu ruͤcke keren / Alle die Zion gram sind.
Zum sechsten ist es auch aus dem beweislich, das er sich selber seiner Necessitet oder Noͤtigkeit schemet, aber gern, wenn er koͤndte, ein wenig nur
mit ehren wolte niderlegen, das er in diesem Buͤchlein mit vielen vnd hart streitenden worten von der Neceßitet fellet auff diese beide woͤrtlein, Soll vnd Muß, in hoffnung, das diese woͤrtlein jn sollen bey ehren erhalten vnd widerbrengen, was er an seiner Necessitet oder Noͤtigkeit hat verloren. Darumb plitzet vnd donnert er fastsehr. hart auff mich zu mit vieler vnd offter wi
derholung dieser woͤrtlein: Ein Christ sol vnd mus an Christum gleuben. Ein Christ sol vnd mus from sein. Ein Christ sol vnd mus gute werck thun, des vnd kein anders.
Vnangesehen, das ich dieser woͤrtlein halben in meinen Gegenschrifften nie mit jm hab C 2r zu thun gehabt. Denn ich, vndist hier evtl zu lesen: das Soll vnd
? sonderlich das Muß, las
mit der Schrifft ein Gesetzwoͤrtlein bleiben so wol als die Neceßitet oder Noͤtigkeit, dardurch die vnbußfertigen boͤsen vnd vngerechten zur Buß vnd erkentnis jrer Suͤnde getrieben vnd bracht werden, wenn sie aber fur Gott from vnd gerecht worden, von solchem Mus nu mehr entlediget vnd gefreiet, so thun sie fortan gern vnd willig, mit lust vnd lieb, one Mus vnd Not, aus
serhalb alles zwangs, allein aus eingegossener lieb Gottes durch den heiligen Geist, wie Paulus sagt,Vgl. Röm 5,5. vnd mit hertzlichem wolgefallen zum Gesetz Gottes alles, was zu thun ist.
Weil aber
hefftigst treibet, vnd durch dis Mus sie zu guten wercken nicht weniger als mit der Neceßitet oder Noͤtigkeit, wie bald seine eigene wort werden bezeugen vnd ausweisen, treibet, las ich jm in dem fall dis sein Muß so wenig als die Noͤtigkeit gut sein, will es aber auff dismal in C 2v dieser meiner kurtzen antwort mit jm nicht streiten noch ausfechten, sondern die zeit erwarten,
ob er mir vielleicht durch ferner schreiben zu antworten dis vnd anders zu handeln vrsach geben wird. Jndes danck ich abermals Gott fuͤr seine grosse guͤte, das er meinen Widersacher in sich selber seiner sachen so vngewiß vnd jrrig gemacht hat, das er nicht weis, wo er mit seiner Neceßitet hin sol, wie er sie vom BlatzKampfplatz. Vgl.
ckelhoͤltzer,Ausflüchte. Vgl. ungesalzen
im übertragenen Sinne so viel wie: ungenießbar, ungereimt, unausgegoren, unlogisch. Vgl. unten S. 297 bei Anm. 120; oben S. 271, bei Anm. 155f. aber er macht sie nur zurissener vnd loͤchericher.
Zum siebenden vnd letzten: Nachdem er sich in seinen allen vorigen Buͤchlein gantz listig vnd geschwinde in einen Engel des Liechtes verstelletVgl. II Kor 11,14. vnd
also mit einer Schaffshaut sich bedecket,Vgl. Mt 7,15. das nicht leicht von jederman seine NagelneueHier steht die Anschauung im Hintergrund, dass eine neue Lehre gegenüber der wahren, alten immer Irrlehre und Ketzerei sein muss. scolastische, muͤnchische vnd Papistische Lere hat koͤnnen gesehen vnd erkandt werden, endecket vnd entbloͤsset er sich nu mehr in diesem seinen Buͤchlein sel-C 3rber aus sonderlicher Gottes schickung vnd gericht, recket die BeernklohenBärenklauen (vgl. die folgende Anm.). vnd Wolffsfuͤsse also weit herfuͤr, das
er nu mehr nicht so grossen schaden mit seiner Lere thun kan, weil jn nu fast jederman an seinen klohenKlauen. Zur Form vgl.
Lere des heiligen Euangelij vnd zu abwendung derselben Gotschelckischen verfinsterung vnd verunreinigung.
Vnd das ich entlich zu dieser sachen kome, bekennet er on schew mit hellen, klaren vnd deutlichen worten im dritten Blat seines Buͤchleins, das ich bald im anfang des erregten streits vnd Controuersien einen Doctorem Theologiae
zu jm geschickt habe vnd jn vermanen lassen, das er woͤlle von der Notwendigkeit des newen Gehorsams gegen Gott abstehen.Vgl. Er hat auch einen Doctorem Theologiae an mich geschickt / Jch solte der lehr von Notwendigkeit des newen gehorsams gegen Gott abstehen
[
Weil er denn nu selbs bekennet, das sich zwischen mir vnd jm der streit hab erhaben C 3v von der Notwendigkeit der guten Werck fur Gott, wil ich allen fromen Christen zu iudiciren(be)urteilen. vnd vrteilen heimstellen,anheimstellen, überlassen. Vgl.
Notwendigkeit fur Gott der guten Werckder guten Werck
ist wohl als Genitivattribut auf Notwendigkeit
zu beziehen, eingeschoben ist fur Gott
(vgl. die entsprechende Konstruktion unten in Zeile 15 und 17f), der Schrift
ist Dativobjekt. der Schrifft vnd dem Artickel der Justification nicht zuwider vnd entgegen, vnd da auch solche Lere jren fortgang (das Gott gnediglich abwende) haben solte, was vnsere arme kindlein vnd Nachkoͤmling von der reinen lere der Justification behalten Vnd in was finsternis vnd new Papitische jrrthumb sie widerumb fallen wuͤrden. Damit
aber frome Christen sehen vnd erkennen, wo mein Widersacher mit dieser seiner Notwendigkeit fur Gott der guten werck hinaus woͤlle, will ich aus seinem Bekentnis, das er in diesem Buͤchlein thut, sein selbs eigen wort anzihen, mit welchen er sich deutlich erkleret, wie er solche Notwendigkeit fur Gott der guten Werck verstehe vnd wil verstanden haben, auch wie er
oͤffentlich vnd vnleugbar in dem Artickel der Justification die Werck vnd den Glauben, leben vnd gleuben, zusam fasse vnd menge zu vnterdruͤckung der reinen lere des heiligen Euangelij vnd auff-C 4rrichtung eines newen Bapsthumbs. Vnd sind das seine wort im anderen Bogen am 4. blat:
Diesem allen nach bekenne, gleube vnd sage ich abermal, das es Gottes vn
VD 16 P 4631, Bl. B 4r/v [
wandelbarer vnd hoͤchster wilwille: VD 16 P 4631, Bl. B 4r. sey, das wir an den Son gleuben vnd solchen Glauben behalten vnd dessen rechte frucht: VD 16 P 4631, Bl. B 4r.rechte fruͤchte bringen, ans ende hierinne beharren vnd also in die ewige Tabernackel eingehenVgl. Lk 16,9 (Vg). vnd ewig selig werden. Vnd dieweil dieses (wie gemeldet) Gottes unwandelbarer wil vnd also von Gott geordnet ist, so kannkan vnd mag: VD 16 P 4631, Bl. B 4r. es anders nicht gesein, denn das man also gleuben vnd
leben Solle vnd Muͤsse, wenn man sein GnadGnade: VD 16 P 4631, Bl. B 4v. vnd gaben, wie es S. Paulus nennet, haben vnd behalten wolle. Vnd das alle die, so nicht also Gleuben vnd Leben, zu Gottes gnade vnd gaben: VD 16 P 4631, Bl. B 4v.gnad vnd gabe nicht komen oder die bekomene gnade vnd gaben verlieren: Es sey denn, das sie sich von newnewem: VD 16 P 4631, Bl. B 4v. zu Gott durch ware Bus widerumb keren: VD 16 P 4631, Bl. 4v.widerumb durch ware Buß bekeren vnd komen. Daraus denn klar zu vernemen, in was
verstand man der woͤrter Sollen
vnd Muͤssen
in dieser Lerelehr: VD 16 P 4631, Bl. B 4v. gebraucht, auch gebrauchen sol vnd mus.
Hjeraus ist ja klar gnugsam zu ersehen, C 4v wie mein gottschälkisch
ist in Parallele zu schälkisch
im Sinne von verschlagen, arglistig
zu verstehen, vgl.
haben vnd sein vngesaltzen MußWortspiel Muss (müssen) – Mus (Gemüse), ungesalzen schmeckt es nicht, ist ungenießbar. in die rechtfertigung des Glaubens kleckekleckere; kleckse, unsauber schreibe. Vgl.
Damit aber nicht jemand meine vnd achte, es sein jm solche wort aus vnbedacht entfahren, widerholet er in gleicher meinung solche wort bald hernach im 6. blat, da mag sie lesen, wer da wil.Vgl. VD 16 P 4631, Bl. B 6r/v [
Vnd im dritten bogen am 3. blat erkleret er sich noch deutlicher vnd spricht: Zum andern aber vnd zum fuͤrnemesten, das es Gottes vnwandelbarer will also ist vnd nicht anders sein koͤnnte oder muͤge, denn das die menschen, so sie anders seiner Gnade vnd gaben teilhafftig sein vnd bleiben wollen, also, wie nu offtmals gesagt, gleuben vnd leben vnd sich den Geist Gottes leiten,
Vgl. VD 16 P 4631, Bl. C 3r/v [
fuͤren vnd regieren lassen sollen.
Aus diesem Gotschelckischen Bekentnis kan man sich auch erkuͤndigen, in waserwelchem, was für einem. Vgl.
indiuidue coniunctia – Das die werck der Rechtfertigung unabsuͤnderlich vnd vnabtrentlich zugethan vnd eingeleibet sind. Quod iustitia operum sit necessaria coram Deo – Das die Gerechtigkeit der Werck auch fur Gott noͤtig sey. Quod opera sint meritoria etiam coram Deo – Das die werck auch fur Gott verdienstlich sind. Quod tres sint partes poenitentiae:
Contritio, Fides et noua obedientia. Hancque non ut fructum vel sequelam, sed ut partem pertinere ad veram salutiferam et integram poenitentiam. Das sind seine wort, die er nicht kann beneinen,verneinen, abstreiten, verleugnen. Vgl.
Buß gehoͤre, nicht als ein selbs folgende frucht, sondern als ein stuͤck oder teil der Buß.
Vnd darumb leret vnd saget er auch wei-D 1vter, Quod noua obedientia sit necessaria ad integritatem poenitentiae – Das der New gehorsam noͤtig sey zur vollkomenheit der Buß.
Gott erbarm sich vber das arme Deudschland vnd vber vnsere arme Kindlein vnd Nachkoͤmling, die aus diesem jtzt hellen, klaren, scheinenden Liecht vnter solchen Lerern wider gerissen vnd zu solcher finsternis vnd vnchristlicher Lere sollen gezogen werden. Wolan, ich hab das meine gethan, vnd was ich daruͤber hab muͤssen leiden vnd außstehen, das ist Gott bewust vnd bekandt.
Wer nu zum Predig vnd Lehrampt beruffen vnd solchen dicken, groben vnd new Papistischen einreisenden finsternis von Gott zu widersprechen befehlich hat, der wird sich seines Ampts auch wissen zu erinnern.
Zum beschluß hette ich mit meinem Widersacher auch zu expostulieren,ihm vorzuhalten, sich mit ihm auseinanderzusetzen. wie er nicht allein mit solcher seiner Lere neben andern Kirchen insonderheit
auch vnser Vniuersitet vnd Kirch besudelt vnd verunreiniget, sondern auch in demin dem = darin, dadurch. grossen schaden vns zugefuͤget, das er on vrsach von vns ist fluͤch-D 2rtig worden vnd nu bis ins dritte Jar blieben, seinen Beruff verlassen,
nicht in geringer anzal weg bracht vnd vielen Eltern in Ohren gelegen vnd dahin beredet, das sie jre Kinder von vns abgefordert, welches der Vniuersitet nicht geringen schaden vnd zuruͤttung zugefuͤget hat. Aber ich wil solchs auff dis mal Gott, dem gerechten Richter, heimstellen, der wird jn wol darumb wissen zu finden. Gott gebe aber, das er sich erkenne vnd buͤsse.
Weil aber (wie offt vermeldet) mein
angesehen werde, in dem da ich mich ferner wider meinen Wehrlosen
Psalm. 27.
HERR weise mir deine Weg vnd leite mich auff richtiger Bahn vmb meiner
Feinde willen.Ps 27,11.
Gib mich nicht in den willen meiner Feinde, denn es stehen falsche zeugen wider mich vnd thun mir vnrecht on schew.Ps 27,12.
Gib jnen nach jrer That vnd nach jrem boͤsen wesen. Gib jnen nach den Wercken jrer hende. Vergilt jnen, was sie verdienet haben.Ps 28,4.