Es hat einer aus VtopiaDie Bezeichnung eines Unorts, um damit konkret den Erscheinungsort von Testament – – als für einen guten Christen nicht existent zu charakterisieren. alhier zu den Sonnabent nach Matthie25. Februar 1570. Vgl. . newe ChartenBuch, Schrift. feil gehabt,zum Verkauf anbot. Vgl. . mit dem titel: Testament D. Georgij Maiors.Vgl. unsere Ausgabe Nr. 16. Weil aber wol zu gedencken, worumb solche schrifften an diese oͤrter eingeschobeneingemengt. Vgl. analoge Bedeutung von Art. einschieben 5), in: DWb 3, 269. werden, muͤssen wir den Christlichen Leser, als Wechter dieses orts, ein wenig erinnern vnnd hoffen, es werde kein Christe vns dessen verdencken, weil man die Buͤcher hieher bringet vnd aufdringet,aufdrängt, aufnötigt. Vgl. Fnhd.Wb. 2, 370. denn wenn D. Maior solche schrifften nur in seinem hause behielte vnd nit der gantzen Christenheit aufdringe, hetten wir nichts damit zu thun.
Das aber D. Maior ernstlich vnd von hertzen moͤcht busse thun, das ist, seine manichfeltige suͤnden, in vielen verfelschungen reiner Christlichen lere vnnd grossen jrrthumen beA 2vgangen, erkennen, dieselbe fein deutlich verwerffenA: ververffen. vnd das schwere, gegebene Ergernis in der armen, betruͤbten Kirchen Jesu Christi aufheben moͤchte, das were vns von hertzen lieb vnd eine grosse freude zu hoͤren. Denn ja ein jeder Christe gedencken sol, das keiner so starck, so weise, so gelert, er kan fallen, wenn Gott die hand abzeucht, vnd der liebe Gott, alle menschen vnd Engel, nach dem spruch Christi,Vgl. Lk 15,7. billichzurecht. Vgl. Götze, 33. sich frewen, wo ein armer, gefallener Suͤnder busse thut vnd wider zu recht kompt, billich auch sich dargegen bekuͤmmern vnd betruͤben, wenn ein armer Suͤnder in seinen suͤnden bleibt, sich darinnen verdreet vnd verwickelt vnd noch wol darzu, wie Sodoma vnd Gomorra,Vgl. Gen 18,24f. dieselbige preiset vnnd die Suͤnde bey jhme vnd andern leuten stickenstecken, im Sinne von: unbeachtet, gut sein. lesset, sonderlich wenn es suͤnde sind der Lehre, welche man in buͤchern ausgeseet vnd Jsrael damit hat suͤndigen gemacht. Denn dieses sind Suͤnde, welche auff die nachkommen geerbet werden, vnd wie der Lehrer vorgangen, also folgen mit dem vorgenger ein grosser vnd langer hauffe leute, welche ferner sich vnd andere verfuͤhren, Gott dem allmechtigen zu schmach vnd vnehren, jhnen selbst vnd vielen andern leuten zu zeitlichen vnd ewigen verderben. 1
A 3r Nun haben wir aber D. Maiors Testament in Gottes furcht vnd in betrachtung der gantzen Historien seiner begangenen, vielfeltigen, schweren suͤnden in grossen, hohen, wichtigen stuͤcken Christlicher lere, welche er fuͤrsetziglich verfelschet vnd verkeret, gelesen vnd erwogen, vnd befinden aus diesem seinen letzten willen eine rechte, eigentliche, artigekunstvolle, passende. Vgl. Art. artig 4), in: Fnhd.Wb. 2, 192. Busse fuchs Reinikens,Reineke Fuchs heißt der Protagonist eines gleichnamigen Versepos, das sich im Spätmittelalter und der Reformationszeit großer Beliebtheit erfreute. Darin gelingt es dem Fuchs durch perfekte Heuchelei immer aufs Neue, sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Vgl. Fritz P. Knapp, Art. Renart III: Deutsche und Niederländische Literatur, in: LexMA 7 (1995), 723. dem beruͤmhten PaenitentiarioBüßenden. gantz gleich, das wir fuͤrwar von hertzen erschrecken, das der Man vor seinem ende den fuchs Reiniken so meisterlich practicirt vnd alles, was er geleret, geschrieben vnd gethan, verwickelt vnd vertuschet, ja noch feinÜberhöhung im Sinne von: zusätzlich, sogar. Vgl. Art. fein 2), in: DWb 3, 1456. recht spricht vnnd lobet.
Damit aber die Meistergriffemeisterhaften Tricks. Vgl. Art. Griff II.B), in: DWb 9, 294. dieses fuchs Reiniken jederman deste basbesser. Vgl. Götze, 21. sehen, mercken, verstehen vnd erwegen moͤge, wollen wir dieselben kuͤnste,Täuschungen. Vgl. Art. Kunst II.3.d.α), in: DWb 11, 2676f. RenckeRänke, hinterlistige Vorgehensweisen. vnd fuͤrgeben in diesem seinem letzten willen fein deutlich vnd ordentlich anzeigen.
Erstlich sagt er, das er auch des anfangs in diesem streitte vnschuldig sey. Denn er spricht: Er sey von etlichen seinen widerwertigenGegnern. wider seinen willen in den streit gezogen. A 2Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2r–v, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 553. A 3v Wer hat denn die Bepstischen lere: gute werck sind noͤtig zur seligkeit; es ist vnmuͤglich, ohne gute werck gerecht vnd selig zu werden; niemandt ist jemals ohne gute werck gerecht vnnd selig worden, in gedruckten Buͤchern erstlich nach D. Luthers todt oͤffentlich verteidigt? Antwort: D. Maior selbst hats gethan, das bezeugen seine buͤcher. Wer hat solche Bepstische leren zu EislebenMajors Tätigkeit als Superintendent in Eisleben 1551/52 war aufgrund des ausbrechenden Streits um die Bedeutung der guten Werke zur Seligkeit nur von kurzer Dauer. geprediget vnnd geschrieben? Antwort: D. Maior hats gethan. Wer hat denn jhn zu dem streit gezogen?gebracht, in den Streit verwickelt. Antwort: Die Eislebischen vnd Mansfeldischen prediger haben jn muͤndlich vnd schrifftlich dafuͤr gewarnet, er solte die falschen lere nicht verteidigen,Vgl. Mansfelder Prediger, Bedenken, in: unsere Ausgabe Nr. 6, S. 291–314. er wuͤrde von der hohen zinnen des Tempels springen vnd einen fall thun.Vgl. Mt 4,5–7; Lk 4,9–12. Herr Amsdorff hat gewarnet,Vgl. Amsdorf, Kurzer Unterricht, in: unsere Ausgabe Nr. 2, S. 55–73. der Herr Philippus hat sein buch zu Wittenberg nicht wollen drucken lassen.Vgl. Philipp Melanchthon an Georg III. von AnhaltDessau. 1. April 1553, in: CR 8, 63f, bes. 64 = MBW 6788. Wo ist denn nun das arme lemlein, das dem Wolfe das wasser betruͤbtverunreinigt. Vgl. Art. betrüben 1), in: DWb 1, 1720f. hat, denn der wolff ist gantz reine?Vgl. Martin Luther, WA 50, 452–460, bes. 455f. (Etliche Fabeln aus Esopo, 1530). Wer hat denn nun den Apffel gefressen?Vgl. Gen 3,6. Maior nicht, wolan, dennoch ist des anfangs halben Fuchs Reinike gar vnschuldig.
Fuͤrs ander spricht er,Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2v, B 2r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 553f, 559. seine meinunge, sein verstand sey allewege recht gewesen. Derhalben ist er noch vnschuldig an der gantzen A 4r sachen. Wer hat denn falsche leren gefuͤrt? TraunWahrlich. Vgl. Art. traun 4), in: DWb 21, 1530f. D. Maior nicht in dem geringsten, denn seine meinung sey nach der Prophetischen vnd Apostolischen schrifft, sagt er,Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 553f. gericht gewesen. Wer wil jn nun straffen? Niemandts. Jst doch seine meinung gut gewesen. Darauff ist zu antworten: Wer wil denC: dem. vogelsteller gleuben, das er den waldvoͤgelein pfeiffetsie anlockt. Vgl. Art. pfeifen 7.a), in: DWb 13, 1648. vnd gibt fuͤr, er meine es gut mit jnen, wenn er siehet, das er sie beruͤcketfängt. Vgl. Art. berücken 1), in: DWb 1, 1529. vnd wuͤrget. Derwegen folget nicht. D. Maior sagt: seine meinung sey gut gewesen, vnnd hat doch falsch vnd vnrecht geleret. Vnd merck lieber leser, er hat auch vormals geschrieben, seine falsche, bepstische leren von Nothwendikeit der guten werck zur seligkeit sey die lere der Propheten vnd Apostel.Vgl. Major, Sermon von der Bekehrung S. Pauli (1553), i 4v, unsere Ausgabe, Nr. 5, S. 275. Vnd eben mit dieser kunst koͤnte der Antichrist zu Rohm in seiner lere recht haben, denn er sagt, seine meinung vnd gemuͤth sey nie gewesen, etwas zu leren wider der Propheten vnd Apostel schrifften, so doch die offentliche that fuͤr augen ist. Derwegen D. Maiors meinen vnd seine offentliche that zweierley sein vnd nicht mit einander concordirn, wie die wort vnd buͤcher vorhanden. Also rechtfertiget Fuchs Reinike mit seiner gutmeinunge seine boͤse sache.
A 4v Fuͤrs dritte sagt er, das er D. Martini L. Lere habe woͤllen fuͤhren vnd verteidigen.Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2v–A 3r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 554. Was hat denn nun D. Maior vnrechts gethan? Gar nichts, ja er hat duͤrffen sagen, D. Luther sey auch ein Maiorist gewesen, hab auch also geleret: Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit.Vgl. z. B. Major, Sermon von S. Pauli Bekehrung, C 2v, unsere Ausgabe Nr. 5, S. 145. Aber Reinike, das ist zu viel. D. Luther schreibet: Die falschen Apostel haben geleret, das gute werck zur Seligkeit noͤtig sind.Vgl. Der Erste || Teil der Bü= || cher D. Mart. Luth. || vber etliche Epistel der || Aposteln. || [Wittenberg: Hans Lufft 1539] (VD 16 M 3309), XXIXv. Weil aber D. Maior in gedruckten buͤchern auch dergleichen geleret, so schilt D. Luther den D. Maiorem fuͤr einen falschen Apostel. Sehet lieben Christen, wie D. Maior seine sache nach fuchs Reiniken art so meisterlich verdrehen kan.
Fuͤrs vierde ruffet D. Maior Gott zum Richter an,Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2v, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 553. derwegen hat er nichts boͤses geleret. Antwort: Es ist ein gemein sprichwort: Wer leichtlich schweret, der leuget gerne.Vgl. Wander 4 (1876), 482. Vnd ist nicht auff das hohe beteuren, sondern auff die augenscheinliche that zu sehen. Wo bleiben denn D. Maiors buͤcher wider Amsdorff.Vgl. Major, Antwort (1551), unsere Ausgabe Nr. 1, S. 25–45; Major, Bekenntnis (1558), ebd., Nr. 12, S. 452–467; Ders., Vorrede (1562), ebd., Nr. 14, S. 499–519. Jtem von Pauli bekerung?Vgl. Major, Sermon von S. Pauli Bekehrung, unsere Ausgabe Nr. 5, S. 137–259. Antwort: Tusche,Sei still. Vgl. Art. Tusch, in: DWb 22, 1916 schweig stille, die sol man nicht sehen, ob man sie gleich sehe. Denn man sol D. Maior auff den newen mund vnd nit auff die finger sehen, was er mit denselben geschrieben. Also wil sich fuchs Reinike los schweren. B 1r Von dem alten Ketzer Arrio schreibet Epiphanius, das er im Synodo Nicena vor dem Keyser Constantino Magno stein vnd pein vnd einen hohen Eid geschworen, er lerete nichts vnrechts, falsch oder Ketzerisch.Theodoret von Cyrus zitiert in seiner Historia ecclesiastica einen Brief des Athanasius an Apion, in dem diese Szene geschildert wird. Vgl. Theodoret von Cyrus, Historia ecclesiastica I, 13 (I, 14), in: PG 81, 949. Aber wie er geschworen, das hat sich eben im selben Concilio vnd hernach wol gefunden. Derwegen auch der Keyser Constantinus auff sein vermeint schweren selbs diese ant wort geben: Hastu recht geschworen Arri, so wollen wirs glauben vnd solst vngestrafft bleiben. Hastu aber falsch vnd betrieglich geschworen, so wolle dich der allerhoͤchste, wider den du so leichtfertig geschworen, on alle gnade straffen vnd zu schanden machen.Ebd. Wie denn auch geschehen. D. Maior sehe sich auch fuͤr.
uͤuͤrs fuͤnffte: Er habe die Lere dem Bapst zu gefallen nicht verfelscht.Vgl. Major, Testamentum (1570), A 3r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 554. Derwegen ist er rein vnd one schuldt. Antwort: Wo bleiben denn die Papistischen PropositionesGemeint sind die 130 Propositiones, die unter maßgeblicher Mitwirkung Majors verfasst und im Mai 1570 während einer Disputation von Promovenden verteidigt wurden. Unter anderem finden sich hier Thesen zu der Rechtfertigungslehre und der Bedeutung der guten Werke. Vgl. dazu Appold, Orthodoxie als Konsensbildung, 166–171. vnd Lere vnd andere grobe knotenVerwirrungen, Sünden. Vgl. Art. Knoten II.14.b.α und β), in: DWb 11, 1505. von den Wercken? Oho, die Kameelthier verschlucketVgl. Mt 23,24. D. Maior alle. Aber wer da redet, leret, schreibet wie der Bapst, vnd darzu im hoͤchsten Artikel vnserer Selig keit, vnd die Bepstischen solche Lere annemen vnd loben, wie Staphylus,Friedrich Staphylus studierte unter anderem in Wittenberg und wurde auf Fürsprache Melanchthons hin 1546 von Herzog Albrecht von Preußen an die Universität Königsberg berufen. Dort geriet er jedoch in Auseinandersetzungen mit Andreas Osiander, was ihn schließlich 1551 dazu bewegte, Königsberg zu verlassen. Er konvertierte dann zum römischen Glauben zurück und veröffentlichte nach dem Wormser Religionsgespräch 1557 einige sehr polemische Schriften gegen die Protestanten. Vgl. Ute MenneckeHaustein, Art. Staphylus, Friedrich, in: TRE 32 (2001), 113–115. LindanusWilhelm Damasi Lindanus war Inquisitor in den spanischen Niederlanden, verteidigte vehement die römischkatholische Lehre und engagierte sich massiv gegen die Protestanten. Vgl. Jacob Cornelis van Slee, Art. Lindanus, Wilhelm Damasi, in: ADB 18 (1883), 663f; Dingel, Concordia controversa, 577–583. vnd B 1v andere bekand haben, solte der nicht dem leidigen Bapst zu gefallen thun? Ja, Maior spricht, es sey sein gemuͤth nit also gewesen.Vgl. Major, Testamentum (1570), A 3r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 554. Antwort: So ist aber also in gedrucken Buͤchern die that selbst vorhanden.
Fuͤrs sechste, D. Maior bringt jtzt abermal eine Newe, feine klingende Confession herfuͤr. Derwegen ist da kein jrrthum vnd nie kein wasser betruͤbet worden. Antwort: die Kirchen historien bezeugen, das Ario vnd allen Ketzern breuchlich gewesen, das sie jmerdar eine Newe Bekentnis vber die ander gemacht. Das ende ist gewesen, das man jrer vorigen, falschen meinung vergesse vnd sie den leuten mit Newen generaliteten dieweil das maul auffsperreten, solcher kunst braucht der arme man jtzt auch. Man klagt vber die Buͤcher, welche zuuor von D. Maior geschrieben, darin er falsche lere im druck in die kirche Gottes hat ausgegossen,verbreitet. Vgl. Art. ausgieszen 7), in: DWb 1, 875f. aber da springt er hinuͤber. Zu deme wirfft er alles so durch einander, das, wenn man jn jrgend bey wolte halten, er gar leicht ein anders Fuchsloch moͤchte finden vnd hinaus wischen. Er redet aber etwas zum schein,Er gibt vor; Er tut so als ob. Vgl. Art. schein 10.f.δ), in: DWb 14, 2430. das er alle werck vnd derselben wirdigkeit im Artickel vnd handel der Rechtfertigung ausschliesse.Vgl. Major, Testamentum (1570), A 4r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 556. B 2r Aber darnach kruͤmpt er die zunge wider heruͤmb,behauptet er das Gegenteil.das er fast nur alleine die vrsache vnd das verdienst ausschliesse vnd nicht die guten werck an jnen selbst. Die rede aber ist von vnd in dem Artickel der Rechtfertigung fuͤr Gott. Wolan, so hat D. Maior im Artickel der Rechtfertigung nichts vnrechts geleret. Vrsach: denn da hastu seine newe Bekentnus, das alte sol man nicht sehen. Wo wil man nun fuchs Reiniken Poenitentz oder Busse finden? Bisher ist keine vorhanden gewesen.
Fuͤrs siebende von Nothwendigkeit der guten wercke vnd andern zugehoͤrigen stuͤcken hab er recht gelert. Derwegen sey er reine.Vgl. Major, Testamentum (1570), bes. B 1r–B 2v, unsere Ausgabe, Nr. 16, bes. S. 557–560. Antwort: Das ist ein solch gewirbel vnter einander her, da der gute Man sich also verdrehet,falsche Aussagen vornimmt. Vgl. Art. verdrehen 3.e), in: DWb 25, 242. das er von niemands kan gehalten werden.
Fuͤrs achte: Er beruͤffet sich auff das Corpus doctrinae.Vgl. Major, Testamentum (1570), A 2v, B 1v, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 553f, 558. Antwort: Das hat noch nicht die gantze Christliche Kirche in allen stuͤcken canonisirt,Autoritative Bedeutung erlangte Corpus Doctrinae nur in manchen Landeskirchen, so z.B. in Anhalt, Dänemark, Hessen, Kursachsen, Nürnberg, PommernSchlesien, SchleswigHolstein. Vgl. Gustav Kawerau, Art. Corpus Doctrinae, in: RE3 4 (1898), 294. vnd welche in etlichen puncten bedencken haben vnd auff D. Lutheri schrifften sehen, leiden daruͤber.
Fuͤrs neunde: Er verdampt alle, so die Werck als ein verdienst der Seligkeit leren. Jtem, die da sagen, das gute Werck (als ein verB 2vdienst) zur Se ligkeit noͤtig sind, oder, das niemand one gute Werck (als eine vrsache oder mitwirckung zur Seligkeit) koͤnne Gerecht vnd Selig werden, oder, das niemand sey Selig worden one gute Werck (als eine vrsache vnd verdienst der Seligkeit).Vgl. Major, Testamentum (1570), B 1r–B 2v, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 557–560. Derwegen hat Doct. Maior niemals vnrecht geleret. Also fein verdrehet sich der Man in den falschen Bepstischen vnd verdamlichen leren. Aber also klingen diese seine Leren nicht im Buche wider Ambsdorff.Vgl. Major, Antwort (1551), unsere Ausgabe Nr. 1, S. 25–45. Darnach, so lesset er diese reden an sich selbest recht sein vnd bleiben vnd sagt traunwahrhaftig, fürwahr. Vgl. Art. traun, in: DWb 21, 1526. nicht, das diese lere vnd rede an sich selbst falsch, jrrig vnd den falschen verstand in sich haben, nemlich: Gute werck sind noͤtig zur Selig keit. Es ist vnmuͤglich, ohne gute werck gerecht vnd selig zu werden. Niemand ist jemals ohne gute werck gerecht vnd selig worden. Wenn aber solche wort gelassen vnd nicht klar, richtig vnd ausdruͤcklich verworffen vnd verdampt werden, so stickt vnd bleibt in jhnen natuͤrlich nach art der sprachen vnd aller vernuͤnfftigen Leute verstand, das eine Vrsache mit einge schlossen vnd begriffen wird. B 3r Wenn man spricht: Eisen ist noͤtig zum huffeisen, Tuch zum rock, der Bawmeister zum Hause, sol da nicht eine vrsache innen verleibt sein? Vnd wenn man in dem Artickel der Rechtfertigung fuͤr Gott sagt: Gute werck sind noͤtig zur Seligkeit, ist die frage, worzu sind denn die guten werck im Artickel der Rechtfertigung noͤtig, also: das es vnmuͤglich sey, ohne Gute werck fuͤr Gott gerecht vnd selig zu werden? Aber wir wollen nur zu solcher glossa D. Lutheri wort anziehen,zitieren. Vgl. Art. anziehen 5), in: DWb 1, 528. der spricht also To. 1. Wite.:Die konkrete Passage konnte nicht aufgefunden werden, vgl. aber: Darumb muͤssen wir also vnd nicht anders sagen, das wir gerecht werden allein aus gnaden oder durch den glauben an Christum, der solche gnade ergreifft, on alle gesetz vnd werck. Solches aber verstehen die blinden Sophisten nicht, darumb trewmen sie, das der glaube nicht gerecht mache, er thue denn auch die werck der liebe. Damit aber machen sie aus dem glauben an Christum ein gantz vnnuͤtz vnd vergeblich ding ().Der Erste || Teil der Bü= || cher D.Mart.Luth. || vber etliche Epistel der || Aposteln. ||[Hrsg.v. (M.Georgen Rorer ||)] [Wittenberg, Hans Lufft, 1539] (VD 16 L 3309) (In epistolam S. Pauli ad Galatas commentarius, 1535). Es sind schlipferige vnd vergebene wort, also von boͤsen sachen reden, das der glaube zwar auff gute werck vnd verdienst (nota: merck die wort wol) nicht sich verlassen sol vnnd sey doch gleichwol noͤtig, gute werck zu haben als noͤtig zur Seligkeit. Demnach kan man die Seligkeit one sie nicht bekommen. Haec Lutherus. Jn diesen worten mag sich D. Maior ein wenig spigeln.zur Warnung betrachten. Vgl. ret. spiegeln 3.c), in: DWb 16, 2262f. Aber fuchs Reinike springt hinuͤber, vergisset auch aller ander falschen lere, so er ausgesprengt.ausbreitet.
uͤuͤrs zehende: D. Maior sagt, er woll seine reden, wie angezogen,angeführt, bereits erwähnt. fallen lassen. Vrsache: denn sie werden von seinen widerwertigen in einen Misverstand gezogen.Vgl. Major, Testamentum (1570), B 2v, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 560. Derwegen hat D. MaB 3vior nichts gesuͤndiget. Vrsache: seine obgesatzte Lere weren recht. Aber seine widerwertigen ziehens in ein Missverstand. Wer hat denn vnrecht? Nicht D. Maior, das hoͤrestu wol, sondern seine widerwertigen, das ist, welche jhn vermanet haben vnd aus Gottes wort vnd Lutheri schrifften gestraffet, die haben das Kalb ins auge geschlagen.Sprichwörtlich: Jemanden erzürnen, indem man ihn beleidigt, man Streit beginnt, man etwas Unangenehmes grade ins Gesicht sagt. Vgl. Art. Kalb, in: Wander 2 (1870), 1106. Nun sey das ein opus supererogationis,Ein Werk, eine Leistung, die über das von der Kirche geforderte Maß hinausgeht. ein gros heiligen werck, vnnd man moͤge Gott dancken, das er gutwillig seine lere von Nothwendigkeit der Wercke zur Seligkeit fallen lasse, nur weil die armen leute gesuͤndiget haben, die sie in einen missverstand gezogen haben.
Jst das nun nicht eine grosse demuth D. Maiors? Denn er vorhin also geschrieben, das wenn auch ein Engel vom himel anders lereteVgl. Gal 1,8. denn diese seine lere, das gute werck noͤtig weren zur seligkeit, vnd wer vnmuͤglich, one gute werck gerecht vnd selig zu werden etc., der solte verflucht sein.Vgl. Major, Antwort (1551), C 1 v–C 2r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 36; Major, Sermon von der Bekehrung S. Pauli (1553), i 4v, unsere Ausgabe, Nr. 5, S. 275. Nun wil er dennoch solche reden fallen lassen. Jst das nicht eine schoͤne Busse vnd Bekentnuͤs? Seine rede vnd lere weren wol recht, wenn man nur nicht hette wider jn geschrieben vnd man sie recht verstuͤnde. Solte nicht Gott, B 4r die lieben Engel vnd alle heiligen sich frewen vber denen, der keine suͤnd wil erkennen, nicht wil vnrecht geleret noch gethan haben vnd gibt die schuld alleine denen, welche jnen haben aus Gottes wort vnd Lutheri schrifften vermanet? Da platze nun jederman zuDa komme ein jeder herbei. vnd ruͤhme fuchs Reiniken busse. O, welch ein gros Poenitentiarius.
Fuͤrs eilffte: Hoͤre noch ein Wunderwerck D. Maiors: Was wider diese newe Bekentnis in seinen schrifften streite, wil er verworffen haben.Vgl. Major, Testamentum (1570), B 3r, unsere Ausgabe, Nr. 16, S. 561. O wunder vber wunder. Aber hoͤre, er thut darzu, one vngebuͤrliche missdeutung.Ebd. Nun hat er bereit sich erkleret, er habe recht aber die jme seine falsche lere widerlegen, die suͤndigen vnnd thun vnrecht. Also reisset fuchs Reinike wider den Kopff aus der schlingen vnd hengt die andern hinein.
Fuͤrs zwoͤlfft: Hoͤre noch groͤssere wunderwerck: D. Maior bekennet mit Augustino, das er gleich andern bisweilen wol habe straucheln vnd anstossen koͤnnen. Druͤmb wil er allen Christlichen hertzen seine Buͤcher vnterworffen haben.Ebd., B 3v, unsere Ausgabe Nr. 16, S. 561. Thut er noch nicht Busse? Antwort: Hoͤre, bald hernach setzet er aus Ambrosio: Niemand sol vrtheilen denn, der B 4v vnstrefflich sey.Ebd. Das kan nun fuchs Reiniken wider helffen, das er dauon koͤmpt, vnd wil so viel sagen: Niemands sols thun. Darnach setzet er noch nicht, worin er denn gestrauchelt habe, wie der gute Augustinus in libris retractationum auch in specie, das ist, insonderheit mit anzeigung seiner felle, thut.Vgl. Major, Testamentum, B 3v, in: unsere Ausgabe Nr. 16, S. 561, Anm. 61. Wo bleibt aber D. Maior damit? Wolan, wo ist denn erkentnis der suͤnden? D. Maior hat nie vnrecht gelert. Wo ist verwerffung seiner buͤcher, darin er von der Nothwendigkeit guter werck zur Seligkeit gelert? D. Maior lesset solches aussen. Wo bittet ers Gott abe, das er falsche lere mit buͤchern ausgossen habe? Bringt er doch einen reinen, vnschuͤldigen man fuͤr Gott. Luce 18.Vgl. Lk 18,9–14. Wo ist die warnung, das alle frome Christen sich fuͤr seiner falschen lere, in welche er aus menschlicher schwacheit gefallen,gelehrt hat. huͤten sollen? Sie ist vergessen.
Also macht fuchs Reinike sein Testament vnd ist dennoch in allen stuͤcken gerecht, trotz einen, der jn beschuͤldige? So sol man ein Pęnitentz anstellen.
Derwegen erschrecken wir von hertzen fuͤr dem man, vnd weil ein Christ dem andern die Seligkeit goͤnnen soll, als vermanen wir D. C 1r Maiorn, er wolle an den vers im 32. Psalm gedencken: Vnd da ichs wolte verschweigen, da verschmachten meine gebeine.Vgl. Ps 32,3. Denn vnmuͤglich ist es, das D. Maior, weil er seine Suͤnde entschuͤldiget, ein gut Gewissen darbey haben kan. Weil jme aber die Suͤnde noch schleffet,nicht drückt. wollen wir auff dismal nur die jrthume, so er im Artikel der Rechtfertigung im druck ausgesprengt, jme fuͤr die augen setzen, denn er hat geleret:
Das wirA: wer. fuͤr Gott gerecht werden beide, imputatione vnd inchoatione zugleich, das ist, aus zugerechneter Gerechtigkeit vnd aus angefangenem gehorsam.
Gute Werck sind noͤtig zur Seligkeit.
Es ist niemand jemals ohne gute Werck Gerecht vnd Selig worden.
Vnd ist vnmuͤglich, one gute Werck Selig zu werden.
Das gute Werck die Seligkeit vnd Gerechtigkeit erhalten sollen.
Das ein vnterscheid sey vnter der Gerechtigkeit vnd seligkeit. Nota: im Artikel der Rechtfertigung.
Das die Gerechtigkeit der Christen, daC 1vdurch sie fuͤr Gott gerecht sind, in diesem leben vnuolkoͤmlich sey.
Das fuͤr die guten Werck das ewige leben gegeben werde.
Das man die Seligkeit vnd Rechtfertigung ergreiffe vnd anneme durch den Glauben vnd Bekentnis.
Was D. Maior aber in andern stuͤcken auch falsch geleret, wird an andern orten verzeichnet.
Fuͤrs ander, D. Maior hebt das gegebene Ergernis noch nicht auff, sondern sterckt es vnd wird kindskinder noch mit seiner falschen Lere beschmitzenbesudeln. Vgl. Art. beschmitzen, in: DWb 1, 1585. vnd verfuͤren, weil sie one das allen Menschen von Natur angeborn vnd im Hertzen stecket, wollen alleine Philippi wort alhier setzen: Wir brauchen der art zu reden nicht: Gute Werck sind noͤtig zur Seligkeit oder zum ewigen leben, auff das man nicht verstehe ein verdienst der versuͤnung oder des ewigen lebens, vnd auff das nicht der Trost des Euangelij verdunckelt werde, welcher denen, so busse thun, predigt von der schenckung des ewigen lebens aus gnaden, von wegen des Mitlers. Auff das man nun alle ambiguitet oder zweiuelhafftigC 2rkeit meiden, so wolten wir auch, das man den zusatz weg thete: noͤtig zur Seligkeit. Tom. 4. folio 811.Bei dem hier verwendeten Zitat handelt es sich um die deutsche Übersetzung einer Passage aus der Formula consensus, de articulis quibusdam controversis, scripta Wormaciae a Philippo Melanth. Anno 1557 [11.11.1557]: Sed hac forma verborum non utimur: Bona opera sunt necessaria ad salutem; seu ad vitam aeternam, ne intelligatur meritum reconiliationis, aut vitae aeternae, et ne obscuretur consolatio Evangelica, quae agentibus poenitentiam concionatur de gratuita donatione vitae aeternae propter mediatore. Ut igitur vitetur ambiguitas, velimus et nos omitti hanc additionem: Necessaria ad salutem.OPERVM REVERENDI || VIRI PHILIPPI ME- || LANTHONIS, || PARS QVARTA. || [Sp.1] QVAE CONTINET || Enarrationes Epistolae || [Sp.2] Ad Romanos. || Ad Corinthios. || Ad Collossenses. || Ad Timotheum et || Nonnulla alia || Cum Indice copioso || [Wittenberg: Johann Krafft d. Ä, 1564] (VD 16 M 2335), 811; im Jahr 1577 erschien in derselben Offizin eine weitere Ausgabe dieses Werks (VD 16 M 2336); vgl. auch CR 9, Nr. 6399, Sp. 365–372 (370) = MBW 8425.
Daraus diese zwey Argument erfolgen:
Was da den Trost des Euangelij, welches den Busfertigen Suͤndern von der gnedigen schenckung des ewigen lebens predigt verdunckelt, das sey verflucht, verbant vnd verdampt, nach Pauli zeugnis vnd schlus, Gal. 3.Vgl. Gal 3,10. Diese Lehr aber, nemlich: Gute Werck sind noͤtig zur Seligkeit, verdunckelt eigentlich den trost des Euangelij, welches den armen, busfertigen Suͤndern von der gnedigen schenckung des ewigen lebens prediget, wie solches Philippus ausdruͤcklich schreibet vnd bezeugt. Derhalben sol solche Lehr verflucht vnd verdampt sein.
2. Was da den trost des Euangelij, welches den Busfertigen Suͤndern von der gnedigen schenckung des ewigen Lebens prediget verdunckelt, dasselbige verkleinert vnd entzeucht dem Herrn Christo seine Goͤttliche Ehre. Diese Lehre aber, als nemlich: Gute Werck sind zur Seligkeit noͤtig, verdunckelt des Euangelij trost etc., wie die wort mit sich bringen. C 2v Folget derwegen vnwidersprechlich draus, das solche Lehre, von notwendigkeit der guten Werck zur Seligkeit, des Herrn Christi, vnsers erloͤsers vnd Seligmachers, gebuͤrliche ehr verkleinert vnd entzeucht.
Gott bekere den armen Man D. Maior nach seiner grossen Barmhertzigkeit, das er nicht one busse dahin fare,sterbe. sondern Selig werde. Amen.
D. Martinus Luther im Sermon von der Suͤnde wider den heiligen Geist schreibet also:Martin Luther, WA 28, (7) 10–20, bes. 16 (Sermon von der Sünde wider den Heiligen Geist, 1529). Wenn einer dahin geret, das er nichts hoͤren noch sehen wil, dazu sein lesterung vnd bosheit verteidigen, so ist jm nimer zu rathen noch zu helffen. Darumb hab ich offt gesagt, das nie erfarengehört worden, bekannt geworden. Vgl. Art. erfahren 5.d), in: DWb 3, 790. ist, so viel ich Exempel gehoͤrt oder gelesen hab, das ein RottenmeisterSchimpfwort für den Anhänger einer von Luther abweichenden Lehrmeinung. Vgl. Art. Rottenmeister, in: DWb 14, 1321; Diekmannshenke, Schlagwörter, 340–347. vnd Heupt einer Ketzerey bekert sey. Ach Gott, helffe. Amen.