Testamentum Georgii Maioris (1570)

A 2r Testamentum Doctoris Georgii Maioris.

Nach dem ich, , nun mehr von dem 70. Jar meines alters nicht fern war 1501 geboren. vnd in betrachtung solches meines hohen alters vnd sonsten aller Menschen sterbligkeit mich zu einem seligen abschiedSterben. aus diesem leben nu etlich Jar teglich bereitet, vnd darnach ein hertzlich verlangen bishero gehabt
vnd noch habe, auch nicht gedacht hette, das ich in meiner vielfeltigen leibs schwacheit vnd andern mir obligenden betruͤbnuͤsbetruͤbniß: B; betruͤbnis: C. so lange hette leben sollen.

Als hab ich von wegen vieler vrsachen, vnter andern beide, mein vnd meiner lieben Kinder vnd Erben, auch der Schulen vnd Kirchen wegen, darinne ich
so viel Jar geleret, gepredigt vnd gedienet, fuͤr notwendig geachtet, noch fuͤrvor. meinem abschied ein deutliche, richtige vnd einfeltige,schlichte, redliche. Vgl. , 173f. den Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften, den Symbolis,Gemeint sind die drei altkirchlichen Bekenntnisse. Vgl. . der Augspurgischen Confession vnd Apologia gemesse bekentnuͤsbekentnis: C. vnd erklerung als zu meinem Testament, bezeugung vnd erklerung meines letzten
vnd endlichen Willens, Sententz vnd Meinung von dem Streit, dareindarinne: B; darin: C. ich von etlichen meinen Widerwertigen,Gegnern. wider meinen willen, wie vielen Christlichen gelarten vnd fuͤrtrefflichen Leuten bewust, A 2v gezogen worden, zu fassen vnd hinder mir zuuerlassen,zu hinterlassen. Vgl. , 730. darmit meine Kinder vnd Erben, auch die gantze Kirche Gottes, bey allen Nachkomenden gruͤndlich
wissen moͤgen, was von dem Artickel der Rechtfertigung fuͤr Gott allein durch den Glauben, vnd dann von notwendigkeit der guten Werck in rechtem verstand, vnd also endlich bis in meine gruben,mein Grab. meine meinung vnd lehre sein vnd bleiben soll, darauff ich aus diesem leben mit Gottes gnediger huͤlffe vnd beystand abzuscheiden vnd fuͤr seinem Gericht verhoffentlich
froͤlich vnd mit gutem Gewissen erscheinen wil.

Bezeuge derenthalben fuͤr Gott, allen seinen lieben Engeln vnd Heiligen im Himel vnd auff Erden, das ich von grund meines hertzens gleube vnd war halte alles, was in der Propheten vnd Apostel schrifften, den Symbolis, der Augspurgischen Confession vnd derselben Apologia vnd dem Corpore Doc
1trinae Christianae hatte 1560 auf Anregung des Leipziger Verlegers ein Corpus Doctrinae zusammengestellt, das die erweitere Fassung der CA aus dem Jahr 1540, das die Confessio Saxonica aus dem Jahr 1551, das Examen ordinandorum in der erweiterten Fassung von 1554, die Schrift gegen Stancarus aus 1553, die letzte Fassung Loci thologici und die Responsiones ad impios articulis Bavariae inquisitionis enthielt. Vgl. . dieser vnserer Lande, Kirchen vnd Schulen von diesendiesem: E. beiden Artickeln nach lenge nottuͤrfftiglichnotwendigerweise. Vgl. , 927f. geleret vnd erkleret wird, vnd das ich in diesen Artickeln, von der Gerechtigkeit des Menschens fuͤr Gott vnd von guten Wercken, auch sonst in andern Artickeln, der gantzen Christlichen Lehre niemals ein andere meinung oder lehre gehabt vnd in meinen
Predigten, Lectionibus vnd schrifften gefuͤret vnd vertheidigetverthediget: C. habe denn die ich nach laut der Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften aus dem mund vnd buͤchern der Ehrwirdigen Herrn vnd Herren seligen, meiner geliebten Vaͤter vnd Praeceptorum, welchen ich von dem 21. JarGemeint ist damit nicht das 21. Lebensjahr , sondern das Jahr 1521, dem Beginn seines regulären Studiums in . bis in jre gruben bekand vnd mit steter
beywohnungstetem Umgang, ständiger Gesellschaft. Vgl. , 1409f. verwandt, gehoͤret vnd empfangen habe. Wolte auch vnd muͤste mich in ewigkeit schemen, A 3r selbs anspeien vnd verdamnen, da mein Gemuͤt jemals gewesen, von derselben meiner lieben Vaͤter vnd Praeceptorum lehre vorsetzlich abzuweichen, oder als ein vndanckbarer, vergessenervergesslicher. Discipel vnd fast teglicher beywohner beider Herren
vnd jre lehre arglistiger, betrieglicherbetruͤglicher: B, C, D. weise dem Bapst oder einigen Menschen zu gefallen, zu uorfelschen vnd zu uordunckeln, mich vnterstanden solt haben. Gott sey zeuge vnd Richter zwischen mir vnd denen, die mich mit solchem vngrundfalscher Anklage. Vgl. , 1031f. vnd verleumbdung beschweren.belasten, quälen, beleidigen. Vgl. , 1603f.

Dis ist aber mein bekentnuͤsbekentnis: C. vnd lere von der Justification vnd Rechtferti
gung des suͤndigen Menschen fuͤr Gott, nemlich das allein aus lauterer,reiner.lauter: B. vnermeßlicher barmhertzigkeit vnd gnade, on alle Werck, wirdigkeit vnd verdienst, allein durch vnd vmb des Mittlers, des Herrn Christi, vnsers Seligmachers vnd Erloͤsers willen, von Gott zu gnaden angenomen vnd mit jm versuͤnetversoͤnet: B. werden, durch zurechnung der Gerechtigkeit des Herrn Christi,
vnd also Erben des ewigen Lebens vnd Seligkeit in diesem leben werden alle vnd jede, so da warhafftiglich bekeret werden vnd gleuben,glauben: B. das ist, die in hertzlicher erkentnuͤserkentnis: C. vnd bekentnuͤsbekentnis: C. jrer Suͤnden vnd in erschrecken fuͤr dem ernsten vnd gerechten zorn Gottes wider die Suͤnde, auff des Sons Gottes als vnsers ewigen Mittlers, Heilands vnd Hohenpriesters einigalleinigen.
verdienst, gehorsam vnd fuͤrbitt hertzlich vertrawen vnd in rechter anruffung Gottes vnd gutem fuͤrsatz, trost vnd huͤlff bey jm suchen. Das also vnzweiffelich, wie die Augspurgische Confession vnd Apologia zu reden pfleget,Vgl. , 60; , bes. 169–185. der Mensch allein durch Glauben, aus gnaden, on alle verdienst, wirdigkeit A 3v vnd werck, vmb des Mittlers willen gerecht, mit
Gott versuͤnet vnd als ein Erbe ewiges Lebens vnd Seligkeit geachtet vnd angenomen werde, wie hieuon S. Paulus spricht: So halten wir nun, das der Mensch gerecht werde, on des Gesetzes werck, Rom. 3.Vgl. Röm 3,28. Jtem: Sie werden alle on verdienst gerecht aus seiner gnade durch die Erloͤsung, so durch Christum Jhesum geschehen ist, welchen Gott hat
fuͤrgestelt zu einem Gnadenstuel in seinem Blut durch den Glauben.
Vgl. Röm 3,24f.

Jtem Ephes. 2:Vgl. Eph 2,8f. Aus gnaden seid jr selig worden durch den Glauben vnd dasselb nicht aus euch: Gottes gabe ists, nicht aus den wercken, auff das sich niemand rhuͤme. Derwegen ich mit dem Apostel Paulo vnd der gantzen Prophetischen vnd Apostolischen schrifft von vrsach der Rechtfertigung vnd
Seligkeit fuͤr Gott alle vnd jede gute Werck, wirdigkeit vnd verdienst, wie hoch man auch dieselbige in dieser vnser schwacheit vnd verderbung tichten oder achten kann, je vnd allwege zu grundals den Grund für die Rechtfertigung. vnd rein ab­ vnd ausgeschlossen vnd verworffen habe, auch noch aus grund meines hertzens ausschliesse vnd zur Rechtfertigung vnd Seligkeit fuͤr Gott mit Paulo nicht allein fuͤr kein
verdienst oder vrsachen derselben, sondern fuͤr dreck vnd kot achte. DennDann: B, C, D. Rechtfertigung vnd Seligkeit achte, halte vnd gleubeglaube: B. ich ein pur,par: C. lauter geschenck vnd gabe Gottes, so den gleubigenglaubigen: B. aus gnaden, vmb des Herrn Christi tewren gehorsams vnd Verdiensts willen, geschenckt vnd gegeben wird, wie Paulus klar spricht Rom. 6:Vgl. Röm 6,23. Gottes gabe ist das ewige Leben
durch Jhesum Christum vnsern Herrn.
Jtem in obgedachtem Spruͤchlin: Aus gnaden seid jr selig wor-A 4rden, Gottes gabe ists, nicht aus den Wercken, auff das sich nicht jemand rhuͤme.Vgl. Eph 2,8f.

Wje nu durch gedachte Spruͤchlein aller vnd jederB, C, D: des eingefügt. Menschen werck, wirdigkeit vnd verdienst von der Rechtfertigung vnd Seligkeit
ausgeschlossen vnd verworffen werden, also halte vnd gleubeglaube: B. ich festiglich, das zugleich auch alles vertrawen vnd aller rhum, so wir in dieser vnserer grossen schwacheit vnd verderbung vnserer werck vnd verdienst halben vns dichten vnd machen moͤgen, vns gentzlich abgestrickt,für nichtig erklärt. Vgl. , 424f. ausgeschlossen vnd verworffen werden, vnd dis durchaus so offt man gedenckt oder fraget, aus
was vrsach oder verdienst wir in diesem leben gnediglich auff­ vnd angenomen, mit Gott versoͤnet vnd gerecht gesprochen vnd beide, hie vnd dort,Im Diesseits und im Jenseits. zu Kindern vnd Erben ewiges Lebens vnd Seligkeit gemacht werden.

Vnd in diesem verstand halte, lere vnd gleub ich festiglich auch alles das, so der Apostel Paulus allenthalben, sonderlich aber zunzum: E. Roͤm. am 4. Cap. von
zurechnung der gerechtigkeit leret, da er spricht: Dem, der nicht mit Wercken vmbgehet, gleubet aber an den, der den Gottlosen gerecht machet, dem wird sein glaube gerechnet zur gerechtigkeit.Vgl. Röm 4,5. Mjt welchen worten der zurechnung der Apostel alles das, so sonsten die obgedachten Particulae ExclusiuaeGemeint ist das reformatorische allein, hier vor allem das sola fide. Vgl. dazu , 318–365. geben vnd mit sich bringen, am aller herrlichsten vnd stercksten
erkleret vnd bestetiget, das nemlich vns vnsere vielfeltige, ja vnzeliche suͤnden aus lauterer gnaden nicht zugerechnet, sondern ein andere, frembde gerechtigkeit des Mittlers, des sons Gottes, vnd also der glaube, so sich des Mittlers verdiensts, gehorsams vnd gerechtigkeit troͤstet vnd dieselbige annimpt, zur gerechtigkeit zugerechnet werde. A 4v Derhalben zu solcher
zurechnung der Gerechtigkeit des Mittlers, die jeimmer. Vgl. . ausser vns ist, alle unsere Werck, wirdigkeit vnd verdienst nichts thun, nichts helffen, nichts vermoͤgen noch wircken, welchs der Apostel Paulus heist: mit Wercken vmbgehen, wie es im Deutschen gegeben,Röm 4,4 (Luther 1545). das ist, Gerechtigkeit mit Wercken erwerben vnd verdienen wollen. Dieser Glaube, als das
Heubtstuͤck des heiligen Euangelij vnd der grundfestGrundlage, Fundament. alles warhafftigen Trosts vnd anruffung Gottes, ist je vnd allwege mein einiger trost, hoffnung vnd zuuersicht vnd die zeit meines lebens meine eigentliche meinung vnd lehre gewesen. Jst mir auch, das Gott als der einige Hertzenkuͤndiger weis, niemals in mein sinn oder gedancken komen, anders von diesem Artickel
vnd Heubtstuͤck Christlicher Lehr zu halten oder zu leren. Vnd nach dem ich durch Gottes gnedigen willen so gar vnuersuchtangefochten. Vgl. , 1831. nicht bin vnd in noͤten, Creutz vnd anfechtung vielmals, gleich allen Heiligen gesteckt,gesterckt: B, C, D. hab ich je auch in eigener erfahrung gelernet vnd befunden, das ein betruͤbt Hertz,Vgl. Ps. 34,19; 51,19. welches seine Suͤnde erkennet vnd in rechten engstenÄngsten. Gottes Zorn
warhafftig fuͤrchtet vnd fuͤhlet, nicht kan noch soll auff eigene Werck, wirdigkeit vnd verdienst einig vertrawen setzen oder derselben halben sich fuͤr Gott rhuͤmen, als ob jm die verheissung der gnaden, derselben seiner werck wegen, gegeben oder geschenckt wuͤrde vnd gewis sey, sondern, so offt es die verheissung anschawet, mus ein solch hertz diese vnermeßliche
vnd vnaussprechliche Barmhertzigkeit mit festem vertrawen vnd glauben fassen vnd auffs gewissest schliessen, das die Person allein von wegen des Einigen Mittlers, des Sons Gottes verdienst, gehorsam vnd fuͤrbit von Gott zu gnaden angenomen, von suͤn-B 1rden absoluiret vnd gerecht gesprochen werde. DennDann: B, D. wie durch eines suͤnde die verdamnuͤs vber alle
Menschen komen ist, also ist auch durch eines gerechtigkeit die Rechtfertigung des lebens vber alle Menschen komen. vnd gleich wie durch eines Menschen vngehorsam viel Suͤnder worden sind, also auch durch eines gehorsam werden viel gerecht
, Rom. 5.Vgl. Röm 5,18f.

Von Guten Wercken.

Djs ist auch hierneben gewislich vnd vnzweiflich war, das eben durch denselben Mittler vnd vmb seinetwillen einem solchen geengsten,geängstigten. warhafft betruͤbtem, gleubigemglaubigem: B. hertzen, der heilige Geist aus gnaden vnd on alle werck vnd verdienst gegeben vnd in dasselbige ausgegossen werde, der es wider alles schrecken der Suͤnde vnd des todes troͤsten, erquicken vnd
lebendig machen vnd zugleich auch in das vorige Bild Gottes vernewren vnd verkleren, zu gebuͤrlichem vnd schuͤldigem gehorsam vnd guten Wercken wider anregen, treiben vnd fuͤren, ja dieselbigen in jnen selbs wircken vnd anzuͤnden solle, das fuͤr vnd fuͤr das hertz in aller freidigkeit vnd zuuersicht fuͤr Gott treten vnd jn als ein Vater froͤlich ansprechen
moͤge, wie Paulus spricht: Wenn wir durch glauben gerecht worden sind, so haben wir friede mit Gott etc. Jtem Ephes. 2: Wir sind Gottes Werck, geschaffen in Christo Jhesu zu guten Wercken, zu welchen Gott vns zuuor bereitet hat, das wir darinnen wandeln sollen. Jtem Ephes. 3: Durch diesen haben wir einen zugang zu Gott in aller freidigkeitfreudigkeit: B. vnd
zuuersicht, durch glauben an jn.
B 1v Jtem Rom. 8. et Gal. 4: Weil jr denn Kinder seid, hat Gott gesand den Geist seines Sons in ewer hertzen, der schreiet: Abba lieber Vater.

Solches alles, wie gemeldet, habe ich zu foͤrderst aus Gottes Wort vnd denn aus eigener erfahrung in vielen meinen anfechtungen vnd betruͤbnissenbetruͤbnuͤssen: B, D.
gelernet, hab es auch die zeit meines lebens je vnd allwege bekandt vnd geleret, vnd wil solch bekentnuͤsbekentnis: C. durch Gottes huͤlffe vnd gnedigen beystand, wie oben bezeuget, fuͤr meines Erloͤsers vnd Heilands Jhesu Christi Richtstuel bekennen vnd bringen vnd mirs auch der Hellen pforten nicht nemen noch zu nichte machen lassen. Derhalben ich auch, was in diesem
Artickel von notwendigkeit der Buß vnd bekerung zu Gott, des Glaubens vnd newennewem: E. Gehorsams in Gottes Wort vnd in allen Schrifften der ProphetenProphetischen: B; Phropheten: D. vnd Apostel vnzehlich mal widerholet vnd geleret wird vnd in der Augspurgischen Confession vnd Apologia vnd andern dieser Kirchen buͤchern, sonderlich aber in Corpore Doctrinae fleissig vnd vnterschiedlich
erkleret wird, wie nemlich die bekerung vnd busse geschehe, wie der newe Gehorsam moͤglich vnd angefangen werde, wie derselbige Gott gefellig vnd angenem sey, aus waswes: E. vrsachen man gute Werck thun solle, waserley suͤnden auch in den Heiligen vnd gerechten in diesem leben Fehlt in B, C, D.bleiben oder hergegen nicht bleiben, das ist, die den jenigen, in dem sie seind vnd herr
schen, nicht mehr heilig, gerecht, selig oder Gott gefellig sein lassen, vnd letzlich, das allenallein: E. vnd jeden guten Wercken, in aller anruffung vnd anfechtung, dis Liecht vnd Lere des heiligen Euangelij, das beide, die Person vnd derselbigen angefangener noch vnuolkommener, schwacher, vnreiner vnd suͤndiger Gehorsam vnd gute B 2r werck allein aus gnaden, durch
glauben vmb des Mittlers willen, Gott gefellig vnd angenehm sein.

Dis alles sampt vnd sonderlich, welches dieses orts nach leng auszufuͤren vnd zu erkleren vnmuͤglich vnd viel zu lang sein wolte, das halte, gleube,glaube: B. lere vnd bekenne ich in keinem andern verstand noch meinung, denn wie in obgedachten diesen vnsern Kirchen bekentnuͤs,bekentnis: C. Apologia vnd Corpore
Doctrinae Christianae vnd andern des Herrn vnd schrifften ausfuͤrlich vnd nach der lenge erklert ist. Darauff ich mich kuͤrtz halben hiemit ziehe vnd obgemelte meine liebe Kinder vnd Erben vnd die gantze Kirche Gottes in dieselben disfals wil gewiesen haben, mit dieser abermals angezeigten vnd aller hoͤchsten betewrung vnd bezeugung, das mein
gemuͤte die zeit meines lebens nicht gewesen vnd, ob Gott wil, hinfurt nicht sein soll, gedachter BekentnuͤsBekentnis: C. vnd schrifften erklerung in einigem wort zu uerendern oder ichtes ausserhalb derselben zu leren oder in meine schrifften zu bringen.

Jch verdamne auch vnd verfluche hiemit in ewigkeit alle falsche, jrrige lehr
aller derer, so den HERRN Christum nicht fuͤr jren einigen Erloͤser, Gerechtmacher, Mittler vnd Seligmacher erkennen, annemen vnd bekennen, sie heissen gleich Pelagianer, Papisten oder wie sie namen haben, vnd halte sie alle auff einen hauffen fuͤr Feinde des Creutzes vnd verdiensts Jhesu Christi. Vnd das ich noch deutlicher rede, so verdamne ich alle die, so die
Werck des Menschen halten vnd ausschreien als ein verdienst des ewigen Lebens oder der Seligkeit, oder die da sagen, das gute werck als ein verdienst zur Seligkeit noͤtig sind, oder das niemand one gute Werck als on B 2v eine vrsache oder mitwirckung zur Seligkeit koͤnne gerecht vnd selig werden, oder das niemand sey selig worden one gute Werck als ein
vrsache vnd verdienst der Seligkeit. Solche meinung vermaledeye ich aus grund meines hertzens, vnd habe sie allwege vnd je vermaledeiet vnd offentlich dawider geleret, vnd wil es auch hinfort thun, so lang mir Gott das leben lest. Vnd damit ja allerley jrrung, gezenck vnd misuerstand gentzlich abgeschnitten vnd auffgehaben wuͤrde, hab ich auch diese reden: Gute
Werck sind noͤtig zur Seligkeit
, Es ist vnmuͤglich,vnmoͤglich: B. one gute Werck selig zu werden, jtem: Niemand ist jemals one gute Werck selig worden, welche von meinen Widerwertigen auff obgedachten misuerstand, zu wider meiner meinung, mit gewalt gezogen worden, fuͤr dieser zeit gutwillig fallen lassen, wie ich denn auch hinfurthinfort: B. dauon keinen zanck mit jemands erregen
wil. Dagegen halt ich nochmalsnachmals: C. fuͤr war vnd gewis, das wer in suͤnden wider sein gewissen beharret, der ist nicht bekert zu Gott vnd bleibt der Zorn Gottes vber jm. Auch, so jemand, der in Gottes gnaden gewesen ist, wider sein gewissen handelt, der betruͤbt den heiligen Geist, verleuret gnade vnd hulde Gottes, leidet schiffbruch am Glauben vnd felt widerumb in Gottes
zorn vnd in ewige straff, wo die bekerung nicht widerfolget.

Jch bitte auch alle vnd jede meine Kinder, Erben vnd Freunde vnd zu foͤrderst alle Gottfuͤrchtige, frome hertzen, sie wolten in Christlicher erwegung vnd behertzigung obgedachter meiner endlichen erklerung vnd meinung in diesen beiden Artickeln als meines Testaments vnd letz-B 3rten willens,
darauff ich nach Gottes gnedigen Willen vnd wolgefallen, wenn es seiner Allmacht zeit sein wird, meinen Abschied von hinnen zu nemen entschlossen,B, C, D: lassen den Satz hier enden. dis mein endlich vnd letzt Testament vnd bezeugung meiner meinung vnd bekentnuͤsbekentnis: C. fuͤr eine gewisse Regel vnd Richtschnur halten vnd achten, alles des, so ich etwa von diesen beiden Artickeln in andern meinen
schrifften vnd buͤchern vnd in allen meinen Predigten vnd Lectionen vnd meinem gantzen Lereampt bey vnd in meinem leben bekant vnd geleret habe, denndann: B, C, D. dis je vnd allwege meine eigentliche meinung vnd verstand gewesen vnd keine andere.anderer: B, C, D.

Darnach bitte ich, das man auch alle meine lere vnd schreiben nach diesen meinen: B, C, D.diesem
meinem bekentnuͤsbekentnis: C. achten, richten vnd vrteilen wolle, was auch hiemit als meinermeine: C. eigentlichen meinung in meiner lehr vnd schrifften vberein koͤmet vnd gleichstimmet, das allein hab ich je vnd allwege leren wollen, das halte vnd erkenne ich als meine vnd also GOTTES Wort vnd Lere. Was aber wider diese meine letzte bekentnuͤsbekentnis: C. streiten oder derselben, zu foͤderst aber
Gottes Wort, der Augspurgischen Confession vnd Apologia oder dem Corpori Doctrinae Christianae zu entgegen sein vnd mit warheit vnd gutem bestand,verstand: C. one vngebuͤrliche misdeutung, erweiset werden moͤchte oder koͤnte, das wil ich hiemit selbst verworffen vnd als meine lere oder bekentnuͤsbekentniß: B; bekentnis: C. mit nichten geachtet noch gehalten haben.

Vnd dieweil ich mich Christlich weis zu bescheiden, das ichist: C. auch ein Mensch vnd in so mancherley Menschlicher B 3v schwacheit, gleich andern, bisweilen wol habe straucheln vnd anstossen moͤgen, mich auch gar nicht fuͤr den geachtet haben wil noch sol, der gantz one feil vnd gebrechen were, wil ich alle Christliche hertzen dieser des heiligen
Augustini wort erinnert, denen auch meine buͤcher vnd schrifften vnterworffen haben, da er von seinen schrifften selbst also zeuget vnd bekennet: Negare non possum nec debeo, sicut in ipsisipsiis: B. maioribus, ita tam multa esse in tam multis opusculis meis, quae possunt, iusto iudicio et nulla temeritate culpari. Das ist, spricht : Jch kan noch sol nicht
verneinen, das wie in vnserer Vorfahren schrifften, also auch in vielen meinen buͤchlein vnd schrifften, viel dinges sey, welchs mit allem recht wol mag strefflich geachtet werden etc.
Doch das ich bey diesen worten alle Christliche hertzen, auch meine Widerwertigen, dieses spruͤchlins zu erinnern hinwider recht vnd macht habe: Iudicet
ille de alterius errore,errare: C. qui non habet in se ipso quod condemnet, iudicet, qui non agit eadem,eam: C. quae in alio putauerit punienda, vt cum de alio iudicat, in se ferat sententiam, iudicet ille, qui ad pronunciandum nullo odio, nulla offensione, nulla leuitate ducitur. Das ist: Der vnterstehe sich von eines andern Jrthumb Richter zu sein, welcher an sich selbst nicht befindet, das er
billich zu verdamnen habe, vnd der sey Richter, der das jenige selbst nicht thut,thue: B. das er an einem andern strefflich zu sein achtet, auff das er in dem, darinnen er einen andern richtet, sich selbst nicht verurteile.
vrteile: B. Summa: Dieser sey Richter, welcher durch haß vnd neid, durch widerwillen vnd zorn vnd durch gar keine leichtfertigkeit zu vrteilen nicht bewegt wird.
Haec .

B 4r Zum Letzten bitt ich hiemit von grund meines hertzen den Vater der barmhertzigkeit wie sein geliebter Son, mein lieber Erloͤser vnd Heiland Christus Jhesus, kurtz fuͤr seinem Tode jn angeruffen vnd fuͤr vns alle gebeten hat, das er aller Christlichen Lerer hertzen vnd gemuͤter in jm vnd
seiner Warheit vereinigen, heiligen vnd erhalten wolle, das sie allesampt in jm eins sind, wie er der Vater vnd Son eins ist, vnd semptlich zu seinen Ehren zu heiligung seines Namens vnd seiner Warheit, welche sein Wort ist, vnd zu fruchtbarer, seliger ausbreitung seines Reichs einmuͤtiglich dienen vnd viel nutz schaffen moͤgen durch Christum Jhesum vnsern aller Herren
vnd Seligmacher. Amen.

, Doctor

Manu propria subscipsit.B: folgt im Kolophon: Gedruckt zu durch . 1570; C: folgt im Kolophon: Gedruckt zu durch . 1570; D: folgt im Kolophon: im Kolophon: Gedruckt zu durch . 1570.